Ein Mord mit Macaron - Harper Lin - E-Book
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Ein Mord mit Macaron E-Book

Harper Lin

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Beschreibung

Clémence Damour kehrt nach Paris zurück, um das Familienunternehmen zu leiten – eine berühmte Patisserie, die für ihre köstlichen Gourmet-Backwaren weltweit bekannt ist. Um sich bei der Hausmeisterin, la gardienne, beliebt zu machen, überrascht Clémence sie mit einer Box ihrer Macarons. Doch am nächsten Morgen wird die halbleere Schachtel neben der leblosen Hausmeisterin gefunden.

Von der Polizei wird Clémence vorschnell des Mordes beschuldigt, was ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Entschlossen, ihren Namen reinzuwaschen und das Rätsel zu lösen, begibt sich Clémence selber auf die Suche nach dem wahren Täter ...

  Auftakt der neuen Cosy Crime Serie von Harper Lin - inklusive Rezepte für köstliche Macarons.

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über das Buch

Clémence Damour kehrt nach Paris zurück, um das Familienunternehmen zu leiten – eine berühmte Patisserie, die für ihre köstlichen Gourmet-Backwaren weltweit bekannt ist. Um sich bei der Hausmeisterin, la gardienne, beliebt zu machen, überrascht Clémence sie mit einer Box ihrer Macarons. Doch am nächsten Morgen wird die halbleere Schachtel neben der leblosen Hausmeisterin gefunden.

Von der Polizei wird Clémence vorschnell des Mordes beschuldigt, was ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Entschlossen, ihren Namen reinzuwaschen und das Rätsel zu lösen, begibt sich Clémence selber auf die Suche nach dem wahren Täter ...

Auftakt der neuen Cosy Crime Serie von Harper Lin - inklusive Rezepte für köstliche Macarons.

Über Harper Lin

Harper Lin ist  USA Today-Bestsellerautorin mehrerer cosy Crime Serien.

Wenn sie nicht gerade liest oder Krimis schreibt, geht sie gerne zum Yoga, wandert oder backt mit Freunden und Familie.

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Harper Lin

Ein Mord mit Macaron

Aus dem Englischen von Daniela M. Hartinger

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Rezepte

Rezept 1 — Pistazien-Macarons mit Oreo-Creme-Füllung

Rezept 2 — Litschi-Macarons mit Himbeer-Buttercreme

Rezept 3 — Klassische Schokoladen-Macarons mit Schokoladen-Ganache

Rezept 4 — Matcha-Grüntee-Macarons mit Matcha-Buttercreme

Rezept 5: — Schwarze Sesam-Macarons mit Roter-Bohnen-Füllung

Impressum

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Kapitel 1

Clémence Damour schleppte ihren Reiserucksack aus der Métro-Station Trocadéro und betrachtete das vertraute Gewusel in den Pariser Cafés gegenüber. Schlaksige Kellner in weißen Hemden und schwarzen Westen bedienten Einheimische sowie Touristen mit grimmiger Höflichkeit. Nach dem einundzwanzigstündigen Flug von Melbourne nach Paris und der anschließenden Bahnfahrt vom Flughafen Charles de Gaulle in die Stadt war Clémence nicht nur erschöpft, sondern fühlte sich mittlerweile auch ein wenig eklig. Sie hatte seit zwei Tagen nicht mehr geduscht und im Flugzeug furchtbar schlecht geschlafen.

Australien war die letzte Station ihrer zweijährigen Weltreise gewesen, und jetzt war Clémence zurück in ihrer Heimatstadt Paris. Sie hatte jedoch nicht immer im schicken 16. Arrondissement gelebt. Ihre Eltern hatten das luxuriöse Drei-Zimmer-Apartment im fünften Stock eines Haussmann-Gebäudes in einem der exklusivsten Viertel von Paris erworben, nachdem Clémence das lycée abgeschlossen hatte. Aufgewachsen war sie in einem bescheidenen Haus in der Vorstadt, nicht unter schicken Damen in Chanel-Mänteln mit Hermès-Taschen und Männern in Armani-Anzügen.

Zwischen den perfekt frisierten und gekleideten Menschen kam sie sich mit ihren ungewaschenen Haaren, ihrer schmuddeligen Reisekleidung und dem überdimensionierten Rucksack vor wie eine Landstreicherin. Menschen zu beobachten war ein beliebter Zeitvertreib der Pariser, und während Clémence vom Ausgang der Métro-Station zu einer Bank schlenderte, spürte sie die Blicke auf sich. Was die Beobachtenden jedoch nicht wussten: Clémence war die Erbin einer der beliebtesten Patisserie-Ketten des Landes.

Nach all ihren Erlebnissen und Eindrücken auf Reisen war die Rückkehr nach Paris merkwürdig. Clémence betrachtete ihre Umgebung mit frischem Blick, so als wäre sie eine der fotofreudigen Touristinnen: die schöne einheitliche Architektur; die Cafés mit den winzigen Tischen, kaum groß genug für eine, geschweige denn zwei Personen; die mächtigen Museen am Palais de Chaillot, die Gedichtzeilen von Paul Valéry zierten; die Bäume, die im jungen Frühling erste Blüten trugen. Aber am besten gefiel ihr der Ausblick direkt vor dem Café du Trocadéro.

Ihre alte Freundin, der berühmte Eiffelturm, richtete sich selbstbewusst auf der gegenüberliegenden Seite der Seine auf. Der Place du Trocadéro bot den besten Blick auf den Turm, und unzählige Touristen tummelten sich dort, um für ein Foto zu posieren.

Clémence setzte sich auf die Bank und bewunderte die Aussicht. Selbst als gebürtige Französin wurde sie es nie müde, sie anzustarren. Ja, der Turm war weiblich, denn La Tour Eiffel trug einen weiblichen Artikel. La Tour stand derart erhaben da, mit einer solchen Kraft und dem Bewusstsein über ihre Schönheit und Macht, dass Clémence allein durch ihre Anwesenheit beflügelt wurde.

Wann immer sie ihre Eltern besuchte, setzte sich Clémence mit einer Tasse Tee auf den Balkon und genoss diesen grandiosen Ausblick. Sie konnte ihn problemlos einen ganzen Nachmittag lang anstarren und dabei herrlich in Gedanken versinken.

Die letzten beiden Jahre waren intensiv gewesen, und sie hatte sie genossen, aber jetzt, nach ihrer Rückkehr, kam ihr die Reise wie eine lange Ablenkung von ihrem Pariser Leben vor.

Seufzend betrachtete sie ihre alte Freundin und sagte leise: »Ich bin wieder da. Hast du mich vermisst? Es war wohl an der Zeit, in die Realität zurückzukehren.«

Kapitel 2

Clémence schlenderte zur Avenue Kléber und erfreute sich an den architektonischen Details der Häuserfassaden. Sie hatte es nicht eilig, denn in der Nummer 14 wartete niemand auf sie – außer ihrem Hund Miffy, der bei Nachbarn untergekommen war.

Als Clémence vor zwei Jahren zu ihrer Reise aufgebrochen war, war sie auch aus der Wohnung ausgezogen, die sie sich mit ihrem damaligen Freund Mathieu in Le Marais geteilt hatte. Nach ihrer Rückkehr würde sie zunächst bei ihren Eltern wohnen. Das Timing war nahezu perfekt. In der Woche zuvor waren die Damours zu ihrem eigenen Reiseabenteuer aufgebrochen. Ein halbes Jahr wollten sie in Tokio und Hongkong verbringen, um dort weitere Damour-Filialen zu eröffnen.

Die ursprüngliche Filiale der Patisserie-Kette Damour befand sich im 16. Arrondissement von Paris, unweit des Apartments, das die Familie mittlerweile bewohnte. Vorher hatten sie in einem Vorort der Hauptstadt gelebt. Ihre Eltern waren beide Konditoren, ihr Vater Franzose, ihre Mutter Amerikanerin. Sie hatten sich an einer Pariser Konditorschule kennen- und lieben gelernt und nach einer Blitzhochzeit gemeinsam ein Unternehmen gegründet. Mit Damour waren sie reich geworden. Ihre klassischen französischen Süßspeisen mit amerikanischem und internationalem Einfluss hatten sich unter den Einheimischen rasch großer Beliebtheit erfreut. Daraufhin waren zwei weitere Standorte rund um Paris eröffnet worden.

Die Expansion von Damour war rasch vorangeschritten. Mittlerweile unterhielt die Firma Filialen in ganz Frankreich, etwa in Nizza und Cannes. Auch in New York und London gab es jeweils eine Filiale. Zudem wurden Schokolade, Süßwaren, Tees und Getränkemischungen in Gourmetgeschäften auf der ganzen Welt verkauft. Der Name Damour war zum Synonym für gehobenen süßen Genuss geworden.

Clémence mochte die Filiale im 16. am liebsten. Anfangs war es eine gewöhnliche kleine Patisserie mit wenigen Tischen gewesen. Doch nach dem raschen Erfolg musste das Unternehmen in ein größeres Lokal umziehen. Dort wurde auch ein salon de thé eröffnet, in dem Damen zu Mittag aßen, Jugendliche ihre Hausaufgaben machten und Kunden ihre liebsten Süßspeisen zum Mitnehmen kauften. Es war ein beliebter Treffpunkt für alle Altersgruppen, denn das Lokal war modern, schlicht und »französisch« genug, um eine klassische Marke zu sein, aber nicht so vornehm, dass sich die Gäste nicht trauten, dort einen Nachmittag zu verbringen.

Clémence würde im kommenden Jahr nicht nur die Wohnung und den Hund ihrer Eltern hüten, sondern auch die Geschäfte betreuen, vor allem die Hauptfiliale im 16., nur zwei Minuten von ihrem Apartment entfernt. Clémence hatte zwar die Kunsthochschule besucht, um Malerin zu werden, aber von ihren Eltern hatte sie die Freude am Backen geerbt und viel von ihnen gelernt. Die beiden hofften, dass sie eines Tages zusammen mit ihren Geschwistern den Familienbetrieb übernehmen würde, aber Clémence war sich da nicht so sicher. Sie hegte nach wie vor die Hoffnung, eines Tages als Malerin berühmt zu werden.

An der Avenue Kléber 14 sah Clémence durch das riesige schmiedeeiserne Tor die Hausmeisterin, la gardienne, den Hof fegen. Clémence kannte den Türcode und schob das schwere Tor auf. Die Hausmeisterin war eine stämmige Dame Ende fünfzig mit Knollennase, ihr graues Haar erinnerte an einen Wischmopp.

Als sie Clémence hereinkommen hörte, drehte sie sich um und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.

»Bonjour«, sagte sie grimmig. »Kann ich Ihnen helfen?«

So misstrauisch, wie sie Clémence ansah, hielt sie sie wohl für eine Obdachlose oder Diebin.

»Bonjour, Madame. Je suis Clémence Damour.«

»Ah.« Der Blick der gardienne ließ erahnen, dass sie den Namen zuordnen konnte, aber die Frau lächelte immer noch nicht. »Ich habe Sie nicht erkannt.«

Sie warf ihr einen weiteren missbilligenden Blick zu. Es stimmte zwar, dass Clémence im Moment nicht besonders herausgeputzt war, aber der unhöflich kritische Blick der Hausmeisterin gefiel ihr nicht. Clémence konnte es kaum erwarten, in die Wohnung hochzukommen.

Die gardienne schloss die Tür zu ihrer eigenen Wohnung direkt neben der Eingangstür auf und verschwand dahinter.

Die Hausmeisterin betreute zwei nebeneinanderliegende Gebäude. Zusammen mit zwei weiteren Häusern formten sie einen privaten Innenhof. Die Wohnungen nahmen jeweils die gesamte Etage ein, und jedes Haus verfügte über sechs Stockwerke sowie das oberste Geschoss, in dem früher die Dienstbotenquartiere untergebracht gewesen waren.

Die gardienne wohnte im Erdgeschoss und war dafür zuständig, die Post zu verteilen, die Gemeinschaftsflächen sauber zu halten, das Kommen und Gehen im Haus zu überblicken und kleinere Wartungsarbeiten zu erledigen. Für die Bewohner war es von Vorteil, sich gut mit ihr zu stellen.

Clémence kannte nicht einmal ihren richtigen Namen. Ihre Eltern hatten sie immer nur la gardienne genannt. Sie könnte sie zwar fragen, aber eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Sie war einfach die Hausmeisterin.

Die Frau war launisch, ruppig, neugierig und eine große Tratschtante. Die Bewohner gingen ihr – und ihrem Zorn – nach Möglichkeit aus dem Weg. Clémences Eltern hatten sich so oft über ihre Begegnungen mit der gardienne beschwert, dass Clémence das Gefühl hatte, die Frau bereits gut zu kennen. Dabei hatte sie sie während der Besuche bei ihren Eltern stets nur flüchtig gesehen.

Während ihrer Reise hatten die Anekdoten über die Hausmeisterin sie belustigt, aber jetzt, da sie selbst in der Avenue Kléber 14 wohnen würde, würde sie ihr aus dem Weg gehen müssen, um nicht in Gespräche verwickelt zu werden. Der Pessimismus der gardienne sowie ihre ständigen Beschwerden über die anderen Bewohner und ihre Schimpftiraden über alles und jeden konnten anstrengend sein. Abgesehen von ihrem Job hatte die Frau offenbar wenig im Leben: keine Familie, kein nennenswertes Sozialleben, sie war nicht mal wirklich gesund. Sie hinkte und beklagte sich bei Clémences Mutter oft über Rückenbeschwerden.

Als die gardienne zurückkam, hielt sie etwas in ihrer linken Hand. »Hier sind die Schlüssel, die Ihre Eltern für Sie hinterlassen haben. Der hier ist für das Haupttor, der für die Tür Ihres Hauses und der für Ihre Wohnung.«

»Merci beaucoup.« Clémence setzte ihr höflichstes Lächeln auf.

Sie war froh, dass die gardienne nicht schwatzen wollte, wie sie es offenbar mit ihrer Mutter oft tat. Vielmehr wandte sie sich wieder ihrem Kehrbesen zu.

Der winzige Aufzug, der kaum Platz für zwei Personen bot, brachte Clémence in den fünften Stock. Sie schloss die Tür auf und tippte den Code ein, um die Alarmanlage zu deaktivieren.

Dann ließ sie ihren Rucksack fallen und öffnete als Erstes die Fenster, um Luft und Licht hereinzulassen. Im Hauptflur hingen zwei schimmernde Kronleuchter. Die Wohnung war modern und zugleich bürgerlich eingerichtet: Klassische Gemälde und barocke Möbel mischten sich mit schicken Stücken und abstrakter Kunst. Im Flur hing ein Bild, das eine Gruppe rosafarbener Flamingos zierte. Clémence hatte es mit neunzehn gemalt, und ihre Eltern schätzten es so sehr, dass sie es ausstellten.

Obwohl es in der Wohnung ein wenig muffig roch – nichts, was ein wenig frische Luft nicht beheben könnte –, war Clémence froh, wieder hier zu sein. Alles war noch genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie würde das große Apartment für sich allein haben, woran sie sich erst mal gewöhnen musste, nachdem sie während der letzten Jahre in Hostels oder auf den Sofas von Freunden übernachtet hatte. Dadurch kam ihr ihr Zuhause noch größer und prächtiger vor als sonst.

In der Küche fand Clémence kaum etwas zu essen. Ihre Eltern waren schon vor einer Woche abgereist, und ihre Haushälterin würde erst nächsten Mittwoch kommen. Heute war Donnerstag. Sie fand etwas Camembert, eine Flasche pasteurisierte Milch und Boudin-Würste, aber kein Baguette, denn das wäre mittlerweile ohnehin steinhart gewesen. In der Speisekammer fand sie eine Packung Vollkorn-Penne. Sie setzte Wasser für Pestonudeln auf und erhitzte eine der dicken Würste in der Pfanne.

Nach dem Mittagessen wollte sie die Strapazen der langen Reise abwaschen. Sie betrat das Bad, das an ihr klassisch eingerichtetes Schlafzimmer angrenzte, und ließ Wasser in die Wanne laufen.

Der Holzboden mit Fischgrätmuster knarrte, und sie konnte ein weinendes Baby in der unteren Etage sowie Schritte von oben hören. Die Böden und Wände waren in Frankreich dünn wie Papier, aber jetzt, da sie allein lebte, war ihr das ganz recht. Sollte ihr etwas zustoßen, würden die Nachbarn ihre Schreie hören.

Kurz bevor sie in die Badewanne steigen wollte, klingelte das Festnetztelefon.

»Allô, chérie?« Es war ihre Mutter. »Bist du schon zu Hause?«

»Oui, maman«, antwortete Clémence. »Ich habe ein wenig Jetlag, aber ich werde jetzt ein Bad nehmen.«

»Du darfst dich auf keinen Fall schlafen legen. Bleib so lange wie möglich wach, dann bist du bald wieder in der richtigen Zeitzone. Hat die gardienne Ärger wegen der Schlüssel gemacht?«

»Nein, aber sie war auch nicht gerade begeistert, mich zu sehen.«

Obwohl ihre Mutter Amerikanerin war, lebte sie seit dreiunddreißig Jahren in Frankreich. Ihr Französisch war akzentfrei, und sie wirkte genauso kultiviert wie die Mütter von Clémences Freundinnen.

»Sie ist eine Nervensäge. Du solltest ihr eine Schachtel Macarons aus dem Laden mitbringen, um dich bei ihr einzuschmeicheln. Sie hat ihre Augen und Ohren überall.«

»Ach, ich komme schon klar«, sagte Clémence. »Sie macht mir keine Angst.«

»Trotzdem kann es nicht schaden. Sie liebt Macarons, vor allem unsere. Sie würde sich wirklich darüber freuen. Einmal haben wir ihr kurz vor der Geburtstagsfeier deines Vaters eine Schachtel mit zweiunddreißig Stück geschenkt, und sie hat sich kein einziges Mal darüber beschwert, dass die Gäste die ganze Nacht über ein und aus gingen.«

»Das werde ich machen«, sagte Clémence. »Seid ihr noch in Tokio?«

»Ja. Hier gibt es keine Straßennamen, kannst du das glauben? Man verwendet hier so ein System mit Blöcken und Nummern. Ich verstehe das nicht.«

»Oh, ich erinnere mich. Einmal habe ich mich total verlaufen, und keiner der Einheimischen hat meine Straßenkarte verstanden.«

»Wie finden die Leute dann an ihr Ziel?«, fragte ihre Mutter.

»Sie benutzen ihre Handys oder wissen es vermutlich einfach.«

»C’est très bizarre. Fühlst du dich schon wieder wohl in Paris?«

»Natürlich. Ich muss mich nur ein wenig ausruhen. Was ist mit dir?«