Ein schwieriges Verhältnis? Das Christentum zwischen Judenhass und Judenfreundschaft in der NS- Zeit - Joana Peters - E-Book

Ein schwieriges Verhältnis? Das Christentum zwischen Judenhass und Judenfreundschaft in der NS- Zeit E-Book

Joana Peters

0,0
13,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theologie - Religion als Schulfach, Note: 2,0, Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein, Sprache: Deutsch, Abstract: Ausgehend von dem dieser Arbeit zugrunde liegenden Thema soll in der Unterrichtseinheit untersucht werden, wie sich die christlichen Kirchen und einzelne Repräsentanten des Christentums in der Zeit des Nationalsozialismus’ im Hinblick auf den programmatischen Antisemitismus und die NS-Judenpolitik verhalten haben. Es geht folglich darum festzustellen, inwiefern die evangelische und die katholische Kirche und ihre Mitglieder sich angepasst oder Widerstand geleistet haben. In der Themenstellung werden für diese möglichen Verhaltensweisen exemplarisch die beiden konträren Begriffe „Hass“ und „Liebe“ gewählt. Als die zwei Pole einer Skala eröffnen sie ein weitaus vielseitigeres und komplexeres Repertoire möglicher Verhaltensweisen, als durch das Thema zunächst suggeriert wird. Auf einer notwendigen kirchengeschichtlichen Grundlage, in der die innerkirchlichen Auseinandersetzungen und Spaltungen und deren Ursachen fokussiert betrachtet werden müssen, sollen die SuS dann das Verhältnis der christlichen Kirchen zur jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit am Beispiel ausgewählter christlicher Persönlichkeiten erarbeiten. Dabei müssen neben allgemein historischen auch individuell- biographische Aspekte beachtet werden, ohne deren Berücksichtigung das Handeln der jeweiligen Persönlichkeit nicht vollständig erfasst werden kann. Die Leitfrage der vorliegenden Arbeit lautet folglich: Gelingt es den SuS des 12. Jahrgangs, das problematische Verhältnis der christlichen Kirchen zur jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit differenziert zu erfassen und zu bewerten?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
Seite 1
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Seite 5
Seite 6
Seite 7
Seite 8
Seite 9
Seite 10
Seite 11
Seite 12
Seite 13
Seite 14
Seite 15
Seite 16
Seite 17
Seite 18
Seite 19
Seite 20

Page 1

„Ein schwieriges Verhältnis? Das Christentum zwischen Judenhass und Judenfreundschaft in der NS- Zeit“p1. Leitfrage des Erprobungsvorhabens

Ausgehend von dem dieser Arbeit zugrunde liegenden Thema soll in der Unterrichtseinheit1untersucht werden, wie sich die christlichen Kirchen und einzelne Repräsentanten des Christentums in der Zeit des Nationalsozialismus’ im Hinblick auf den programmatischen Antisemitismus und die NS-Judenpolitik verhalten haben. Es geht folglich darum festzustellen, inwiefern die evangelische und die katholische Kirche und ihre Mitglieder sich angepasst oder Widerstand geleistet haben. In der Themenstellung werden für diese möglichen Verhaltensweisen exemplarisch die beiden konträren Begriffe „Hass“ und „Liebe“ gewählt. Als die zwei Pole einer Skala eröffnen sie ein weitaus vielseitigeres und komplexeres Repertoire möglicher Verhaltensweisen, als durch das Thema zunächst suggeriert wird. Auf einer notwendigen kirchengeschichtlichen Grundlage, in der die innerkirchlichen Auseinandersetzungen und Spaltungen und deren Ursachen fokussiert betrachtet werden müssen, sollen die SuS dann das Verhältnis der christlichen Kirchen zur jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit am Beispiel ausgewählter christlicher Persönlichkeiten erarbeiten. Dabei müssen neben allgemein historischen auch individuell- biographische Aspekte beachtet werden, ohne deren Berücksichtigung das Handeln der jeweiligen Persönlichkeit nicht vollständig erfasst werden kann. Die Leitfrage der vorliegenden Arbeit lautet folglich: Gelingt es den SuS des 12. Jahrgangs, das problematische Verhältnis der christlichen Kirchen zur jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit differenziert zu erfassen und zu bewerten?

2. Unterrichtliche Bedingungsfelder

2.1 Lerngruppe und Lernausgangslage

Die dieser Arbeit zugrunde liegende UE wurde im 2. Halbjahr des Schuljahres 2008/ 2009 für einen Grundkurs ev. Religion eines 12. Jahrgangs erarbeitet.

Bei der Beschäftigung mit ethischen Fragestellungen im ersten Kurshalbjahr wurden die SuS des Öfteren mit Begrifflichkeiten und Fallbeispielen aus der NS-Zeit, („Euthanasie“/ „lebensunwertes Leben“) konfrontiert. Nicht immer war es möglich, diese Begriffe auch in ihrem historischen und kirchengeschichtlichen Kontext aufzuarbeiten. Ich habe mich daher dafür entschieden, in diesem Kurshalbjahr und insbesondere in der vorliegenden Einheit stark kirchengeschichtlich zu arbeiten und dabei einen Fokus auf die NS-Zeit zu legen. Die Themenstellung, die das Verhältnis des Judentums zum Christentum in dieser Zeit ins Auge nimmt, hat sich aus dem großen Interesse der SuS für Weltreligionen ergeben, das ich feststellen konnte, als wir uns mit der Einstellung anderer Religionen zum Thema „Sterbehilfe“ beschäftigt haben. Mein Anliegen war es, diese Interessen der SuS und die z.T. unbeantwortet gebliebenen Fragestellungen aus dem ersten Kurshalbjahr in der vorliegenden Einheit aufzugreifen.

Die 22 SuS (14 Mädchen, 8 Jungen) des Grundkurses unterrichte ich seit dem Schuljahr 2007/2008 eigenverantwortlich mit zwei Wochenstunden im Fach evangelische Religion.2Zu Beginn des Schuljahres 2008/09 sind zu dem ursprünglichen Kurs zwei neue Schülerinnen gestoßen, die das 11. Schuljahr im Ausland verbracht haben. Eine weitere Schülerin hat eine Klassenstufe übersprungen und nimmt an dem Kurs seit dem 2. Halbjahr des 11. Jahrgangs teil. Alle haben den jeweils fehlenden Unterrichtsstoff selbstständig aufgearbeitet und so den Anschluss an den Kurs schnell gefunden. Die Schülerin, die die Klassenstufe übersprungen hat, zählt inzwischen sogar zu den Leistungsträgern des Kurses.

Insgesamt betrachtet ist das Leistungsniveau des Kurses heterogen. Dies wird v.a. bei der mündlichen Unterrichtsbeteiligung, aber auch im schriftlichen Bereich deutlich. Neben einem großen Anteil sehr stiller und zurückhaltender Schüler und Schülerinnen dominieren insbesondere zwei Schülerinnen und zwei Schüler das Unterrichtsgeschehen. Sie bringen den Unterricht speziell in theoretischen Sequenzen durch kontinuierlich gute und reflektierte Beiträge voran. Eine Schülerin dieser Gruppe fällt durch ihre generell große Leistungsbereitschaft auch hinsichtlich der Übernahme von Zusatzaufgaben auf. Einige SuS

1Im Folgenden UE abgekürzt.

2D.h. seit meinem 0. Semester.

Page 2

„Ein schwieriges Verhältnis? Das Christentum zwischen Judenhass und Judenfreundschaft in der NS- Zeit“arbeiten hingegen oftmals nur sehr oberflächlich, so dass eine intensivere Auseinandersetzung mit einem Thema bei diesen SuS eher selten erfolgt. Ich sehe es als eine meiner wichtigsten Aufgaben an, insbesondere diese SuS durch ein hohes Maß an Selbstverantwortung für ihren eigenen Arbeitsprozess dahingehend zu motivieren, sich Themen nachhaltig zu erarbeiten.3Das Interesse an dem Fach ist insgesamt durchschnittlich hoch und stark themenabhängig. Dennoch sind die SuS grundsätzlich durchaus bereit, sich für das Fach und den Kurs zu engagieren.4Während eine Schülerin sogar vorhat, nach der Schule Theologie zu studieren, und eine weitere überlegt, nach einer Ausbildung zur Krankenschwester in einem christlichen Hospiz zu arbeiten, bezeichnen sich zwei Jungen als überzeugte Atheisten. Sie nähmen nur an dem Kurs teil, da „Philosophie ja noch langweiliger sei“. Diese Grundeinstellung zeichnet sich bei ihnen sowohl im schriftlichen als auch im mündlichen Bereich ganz deutlich ab. Insgesamt erweist sich diese Konstellation aber in dialektischen Diskussionsrunden hin und wieder als sehr gewinnbringend.

Die Hausaufgabenkultur hat sich inzwischen gut entwickelt.5Die Arbeitsatmosphäre des Kurses ist von Offenheit, Respekt und auch Humor geprägt und insgesamt als sehr angenehm zu bezeichnen. Besonders positiv erscheint mir der Aspekt, dass es mit dem Kurs ohne Weiteres möglich ist, auch über persönliche Einstellungen zu diskutieren. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass das Verhältnis der SuS auf Vertrauen zueinander, aber auch mir gegenüber gründet.6