Ein Stück Himmel - Sigrid Sonberg - E-Book

Ein Stück Himmel E-Book

Sigrid Sonberg

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Beschreibung

Zwei Erzählungen Ein Stück Himmel Ein mysteriöses Erbe, ein alter und ein junger Mann, die große Reise, eine Entdeckung ... himmelsleiterverdächtig Goldschimmer Die Journalistin Anna, der beinah vergessene Kontakt von der Partnerbörse; ein Blick zurück in die Pandemiezeit, ein Blick nach überMorgen, in eine neue Zeit ...

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Seitenzahl: 32

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Goldschimmer

Ein Stück Himmel

Baumbart

Die Reise

Monate danach

Ein Jahr später

Goldschimmer

Ich schließe die Augen.

Das Geräusch ist heftig, es dröhnt meinen Kopf gleichsam auseinander, wie durch beschleunigte Funken, die zwischen meinen Ohren hin und her schießen. Ich muss noch warten bis der Firmenleiter Zeit für mich hat. Ich greife den mir angebotenen Gehörschutz und habe nun außer dem Mund– und Nasenschutz auch die Ohren abgeschirmt. So hört es sich an wie ein Wasserfall im Zeitraffer aus etwas Entfernung. Mit dem gedämpften Gehör habe ich plötzlich einen seltsamen Geruch in der Nase. Ich weiche zurück.

Ich weiche gedanklich zurück in die Zeit, als es begann, als uns die Pandemie und die Krise aus den Angeln gehoben hat. Als viele von uns wie in der Luft hängende Türen – auf oder zu schlugen, hin und her ohne Halt zu finden; jeder und jede für sich, in verdichteter Leere oder leerer Enge, manche entlang eines wirtschaftlichen Abgrunds. Weil wir einfach nicht wussten und wissen, wann wir wissen werden; so leben ist wie leben in katastrophisch aufgeladener Luft.

Ich schließe die Augen. Mich hat die Misere als Singlefrau und Jung – Fünfzigerin, wie auch als freischaffend Schreibende doppelt eiskalt erwischt. Eiskalt, wegen meiner Finanzen. Ich denke an die fünf Vierfach-Golddukaten aus dem Vermächtnis meiner Mutter und daran, dass sich der Goldpreis im Höhenflug befindet. Ich drehe ein Goldstück in der Hand, fühle die Prägung, schnuppere daran und stelle fest, dass es geruchlos ist. Spontan stecke ich eines der Goldstücke in meine Tasche; dabei kommen mir Worte wie lächerlich oder erbärmlich in den Sinn.

Die andere Seite der Situation lässt mich gerade erfahren, wie Einsamkeit pur und ungeschminkt schmeckt. Merke nun, wie halbherzig ich einen Partner herbeigesehnt hatte, als ich mich vor Monaten endlich aufraffte in einer Partnervermittlung aktiv zu werden. Mit Beginn der Krise beendete ich abrupt meine spärlichen Aktivitäten dort. Abstandhalten wurde vom Staat verordnet, aus verordnet wurde zwingend verordnet, indem Polizeikontrollen die Menschen auseinander scheuchten, in ihr Zuhause, in ihre Enge oder in ihre Isolation.

Distanzierungsverordnung wurde zum Berührverbot, Singles in die absolute Vereinsamung, so manch eine Familie in eine Art Heimgefängnis verbannt, so manches zusammenlebende Paar in unerträgliche ImmerzuNähe oder zu mehr Sex. Idealerweise in eine wirkliche Nähe zueinander, die den Freiraum des anderen achtet, vielleicht sogar eine liebevolle Erotikkultur aufkommen lässt. Soweit das möglich ist in einer Zeit der Unsicherheit; aber wann denn, wenn nicht gerade dann, wenn genügend Zeit vorhanden ist.

Ich fühle mich wie viele Singles wohl, auf mich selbst zurückgeworfen, darauf, nur mich selbst zu spüren, zu berühren, zu schmecken, zu riechen, mir vorzulesen, mich zu lieben, zu kratzen, zu bekochen, Zecken vom eigenen Rücken zu entfernen, alleine flanieren und spazieren, mich alleine freuen. Wie freuen eigentlich, wenn es nicht im Gegenüber widerhallt, geteilt wird? Und warum zum Henker, wird mir das jetzt so bewusst? Weil dieser Zustand in zugespitzter Form eingetreten und nicht selbst gewählt ist, ja verordnet wurde?

Ich denke fast wehmütig. Wenn ich einen Partner gefunden hätte, dann, ja dann! Meine ersten Dates von vor Monaten fallen mir ein. Manchmal gab es Gedankenbegegnung; aber es sprühten keine Funken.

Die Sekretärin bittet mich weiter. Sagt mir, dass es noch ein wenig dauere, bis Herr Binder Zeit habe. Ich nehme Platz, ziehe den verrutschten Mundschutz hoch.

„Sie schreiben über uns in Ihrem Magazin?“ Ich nicke und erzähle von meiner Reihe. Wie ich kleine und mittelgroße Betriebe erkunde, die einen guten Neustart nach Abflauen der Krise hinlegen und neue Wege gehen.

Kurz darauf öffnet sich die Türe, ein mittelgroßer, mundnasenmaskierter Mann nickt mir kurz zu. „Frau John?“ Er führt mich in ein anderes Büro und verschwindet hinter einer Glasscheibe.