Ein tödliches Komplott - Matthias Boden - E-Book

Ein tödliches Komplott E-Book

Matthias Boden

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Beschreibung

Eine angebliche Bundesbehörde benutzt einfache Bürger als Kuriere in den gesamten Vereinigten Staaten. Eine junge Angestellte versucht dem ganzen auf den Grund zu gehen und gerät in Lebensgefahr. Das FBI kommt bei den Ermittlungen nicht weiter und fragt zähneknirschend bei Interpol um Hilfe. Rhonda Miller entsendet das Team unter der Leitung von Liz Croll in die USA. Die Agenten stoßen auf unerwartete Probleme, als Leonie Korn von einer FBI Angestellten erkannt wird. Die FBI Agentin nutzt die Daten des Teams, um Leonie zu überführen und bringt damit Liz Ehemann und die Kinder des Teams in Gefahr. Das Team muss erfinderisch werden, um den Fall zu lösen und sich der Agentin des FBI entledigen, bevor sie alle zur Zielscheibe werden.

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Seitenzahl: 751

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ein tödliches Komplott

Michael Korn & Liz Croll Band 4

Ein Thriller von

Matthias Boden

Copyright © 2022

Matthias Boden

Werrestraße 107b

32049 Herford

E-Mail: [email protected]

9783986476311

Inhalt

Prolog

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

1. Kapitel

Bahamas, Nassau

2. Kapitel

Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)

3. Kapitel

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

Bahamas, Nassau

4. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

5. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

6. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

7. Kapitel

Bahamas, Nassau

8. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

9. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

Vereinigte Staaten, Dallas (TX)

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

10. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

11. Kapitel

Bahamas, Nassau

12. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

Bahamas, Nassau

13. Kapitel

Bahamas, Nassau

14. Kapitel

Vereinigte Staaten, Dallas (TX)

15. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

16. Kapitel

Vereinigte Staaten, Dallas (TX)

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

17. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

18. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

19. Kapitel

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

20. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

21. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

22. Kapitel

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

23. Kapitel

Vereinigte Staaten,Portland (OR)

24. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

Bahamas, Nassau

25. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

26. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Nassau, Bahamas

27. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

28. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

29. Kapitel

Bahamas, Nassau

30. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

31. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

32. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

33. Kapitel

Bahamas, Nassau

34. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

35. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

36. Kapitel

Bahamas, Nassau

37. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

38. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

39. Kapitel

Bahamas, Nassau

40. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

41. Kapitel

Vereinigte Staaten, Los Angeles (CA)

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

42. Kapitel

Bahamas, Nassau

43. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

44. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Bahamas, Nassau

45. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

46. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

47. Kapitel

Bahamas, Nassau

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

48. Kapitel

Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

49. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

50. Kapitel

Bahamas, Nassau

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

51. Kapitel

Bahamas, Nassau

52. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

53. Kapitel

Bahamas, Nassau

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

54. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Bahamas, Nassau

55. Kapitel

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Bahamas, Nassau

Epilog

Bahamas, Nassau

Karibik, Luftraum über dem Atlantik

Danksagung

Danksagung

Die Reihe um Liz Croll und Michael Korn:

Prolog

Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Schwa­ches Licht ei­ner wind­schie­fen Stra­ßen­la­ter­ne er­hell­te die Sze­ne­rie an ei­ner Um­ge­hungs­stra­ße. In ir­gend­ei­nem die­ser Fahr­zeu­ge soll­te ih­re Ziel­per­son sit­zen und war­ten. Schon seit ei­ni­gen Stun­den hat­te Vi­vi­an Bur­ge­ss die Stra­ße nicht aus den Au­gen ge­las­sen. Von ih­rem Kon­takt im Haupt­quar­tier hat­te sie er­fah­ren, dass die Über­ga­be ex­akt hier und heu­te über die Büh­ne ge­hen soll­te. Im­mer wie­der konn­te sie se­hen, dass Beu­tel aus Zel­lo­phan und Brief­um­schlä­ge so­wie Bar­geld den Be­sit­zer wech­sel­te. Das war hier nach Son­nen­un­ter­gang be­reits nor­mal, aber ihr Kon­takt sprach von ei­ner Men­ge, die nicht in ei­ne Tü­te pas­sen konn­te. Er hat­te ihr den Wert von über zehn Ki­lo­gramm ge­nannt, die heu­te den Be­sit­zer wech­seln wür­den.

Mit ih­rer Ka­me­ra und dem hoch­auf­lö­sen­den Ob­jek­tiv saß sie in si­che­rer Ent­fer­nung ver­steckt in ei­nem Jä­ger­un­ter­stand. So­gar ihr Ge­sicht hat­te sich vor­sorg­lich noch ein­mal ge­schwärzt, ob­wohl das ei­gent­lich nicht nö­tig ge­we­sen wä­re. Vi­vi­an war ein Misch­ling. Ih­re Mut­ter war ei­ne Afro­ame­ri­ka­ne­rin und ihr Va­ter ein Wei­ßer. Sie war des­we­gen eher so dun­kel­far­big wie ein Milch­kaf­fee und konn­te in die­ser Um­ge­bung bei den schlech­ten Licht­ver­hält­nis­sen nicht auf­fal­len. Selbst die Tie­re in­ter­es­sier­ten sich nicht für die ver­steck­te Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te, die hier war­te­te.

End­lich sah sie dort un­weit der La­ter­ne einen völ­lig in schwarz ge­klei­de­ten Mann. Der lan­ge Man­tel war deut­lich zu auf­fäl­lig für die Jah­res­zeit. Zu viel Co­lum­bo ge­se­hen ver­mut­lich, aber das war hier nicht Los An­ge­les, son­dern Port­land. Die­se Agen­ten konn­ten aber auch nie wirk­lich un­auf­fäl­lig sein. Ihr soll­te es recht sein. Je ein­fa­cher er zu er­ken­nen war, um­so leich­ter für sie und ih­re Ka­me­ra die Über­ga­be im Bild fest­zu­hal­ten. Im­mer­hin hing sie jetzt schon fast drei Wo­chen an die­sem Auf­trag fest, weil er im­mer wie­der ver­scho­ben wur­de.

An­ge­fan­gen hat­te al­les mit ei­nem ein­fa­chen Brief in ih­rer Post. Ei­ne mys­te­ri­öse Bun­des­be­hör­de mit den drei Buch­sta­ben SNB hat­te sie an­ge­wor­ben die­sen Job für ihr Land zu er­le­di­gen. Sie be­kam al­les, was sie da­für brauch­te ge­stellt und dach­te nicht wei­ter dar­über nach. Ihr ers­ter Auf­trag war ein­fach ge­we­sen. Sie soll­te ein­fach nur mit ei­nem Zug nach San Fran­cis­co in Ka­li­for­ni­en fah­ren, dort einen blau­en Klein­wa­gen auf ei­nem Park­platz ei­nes Su­per­mark­tes ab­ho­len und ihn nach Port­land brin­gen. Dort soll­te sie den klei­nen Wa­gen ein­fach in ei­ner Sei­ten­stra­ße ab­stel­len, den Schlüs­sel auf dem rech­ten Hin­ter­rad ab­le­gen und sich aus dem Staub ma­chen. Be­kom­men hat­te sie da­für ne­ben ei­ner Fahr­kar­te für den Zug auch noch ei­ne Ver­gü­tung von 2000 Dol­lar.

Für sie als Be­rufs­an­fän­ge­rin aus ei­ner eher un­ter­pri­vi­le­gier­ten Ar­bei­ter­fa­mi­lie an der West­küs­te war das ein net­tes Zu­brot, das sie ger­ne in An­spruch ge­nom­men hat­te. Das Geld be­kam sie wie­der per Post an ih­re Adres­se ge­lie­fert. Kur­ze Zeit spä­ter be­kam sie ei­ne neue Auf­ga­be an­ge­bo­ten. Sie soll­te ein­fach nur ein Pa­ket an­neh­men und es dann in ei­nem Re­stau­rant bei der Gar­de­ro­be lie­gen las­sen. Als sie nach dem Es­sen, das ihr eben­falls nach­träg­lich be­zahlt wur­de, ih­ren Man­tel ab­ge­holt hat­te war das Pa­ket ein­fach ver­schwun­den. Trotz­dem be­kam sie pünkt­lich das ver­spro­che­ne Geld, in­klu­si­ve der Kos­ten des Abendes­sens.

Ihr drit­ter Auf­trag führ­te sie nach Salt La­ke Ci­ty, um einen Roll­kof­fer zu über­neh­men, den sie dann nach Eu­ge­ne in Ore­gon brin­gen soll­te. Da­zu muss­te sie ei­nes ih­rer Wo­che­n­en­den fast nur in Zü­gen ver­brin­gen, aber sie er­hielt da­für so­gar 5000 Dol­lar. Für das Geld ein Wo­che­n­en­de in ei­nem Zug zu ver­brin­gen war jetzt nicht ge­ra­de das schlech­tes­te, auch wenn das Schla­fen viel zu kurz kam. Trotz­dem lag das Geld für ih­re Diens­te wie­der voll­zäh­lig in ih­rem Brief­kas­ten. Was konn­te sie bes­se­res er­war­ten, als für klei­ne Trans­port­tä­tig­kei­ten schon ei­ni­ge tau­sen­de Dol­lar zu ver­die­nen? Vi­vi­an hat­te erst ih­re Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen und be­gann in ih­rem Be­ruf. Da konn­te man einen Ex­tra­ver­dienst schon gut ge­brau­chen.

Ihr jet­zi­ger Auf­trag war fast noch ein­fa­cher. Sie soll­te ein­fach nur mit der Ka­me­ra be­ob­ach­ten und auf kei­nen Fall ein­grei­fen, egal was auch pas­sier­te. Sie wuss­te, dass die Über­ga­be ir­gend­wann an die­sem Abend auf der Um­ge­hungs­stra­ße er­fol­gen muss­te. Man stell­te ihr die Ka­me­ra und ei­ne Spei­cher­kar­te zur Ver­fü­gung, die sie nach Er­le­di­gung auf ei­ner öf­fent­li­chen Toi­let­te im Stadt­zen­trum von Port­land de­po­nie­ren brauch­te. Jetzt saß sie schon seit mehr als zwei Stun­den in die­sem Busch und war­te­te. Es war nicht wirk­lich be­quem in die­sem Jä­ger­un­ter­stand und die Aus­sicht war auch nicht wirk­lich ei­ne Au­gen­wei­de, aber was soll­te sie bes­se­res ver­lan­gen.

End­lich pas­sier­te et­was wor­auf sie war­te­te. Der Mann in dem lan­gen Tren­ch­coat be­ob­ach­te­te die Fahr­zeu­ge und hielt sich eher in den dunklen Ecken der Stra­ße auf. Vi­via­ne hat­te ihn di­rekt auf dem klei­nen Bild­schirm ih­rer Ka­me­ra. Der jun­ge Typ sah gar nicht so übel aus. Er war un­ge­fähr in ih­rem Al­ter, hat­te ein schüch­ter­nes Auf­tre­ten, sah aber trotz­dem ziem­lich heiß aus. Hät­te er sie in ei­ner Bar an­ge­spro­chen wä­re sie nicht ab­ge­neigt ge­we­sen. So aber ge­hör­te er nur zu ei­nem Auf­trag und brach­te ihr Geld ein, wenn er denn end­lich das Pa­ket mit den 18 Ki­lo­gramm ab­ho­len wür­de.

Lang­sam trau­te er sich mal ein biss­chen mehr ins Licht was Vi­vi­an ver­an­lass­te mehr­fach den Aus­lö­ser ih­rer di­gi­ta­len Ka­me­ra mit dem Te­le­ob­jek­tiv zu drücken. Sie hat­te ihn ge­nau im Bild. Un­mög­lich ihn nicht ge­nau dar­auf zu er­ken­nen. Sei­ne kur­z­en schwar­zen Haa­re die in klei­nen Lo­cken an sei­nem Haupt kleb­ten wa­ren fast ex­akt zu er­ken­nen. Auch die klei­ne Nar­be un­ter sei­nem Kinn war deut­lich zu se­hen. Er hielt sich auf­fäl­lig im Schat­ten und blieb von den Men­schen fern, die dort an der Stra­ße stan­den. Scheu blick­te er sich um und be­weg­te sich dann vor­sich­tig im leich­ten Un­ter­holz des an­gren­zen­den Gra­bens die Stre­cke ent­lang. Er er­reich­te einen matt­schwar­zen Kom­bi und mach­te sich an der Heck­klap­pe zu schaf­fen. Das Ge­päck­fach schwang auf und er schnapp­te sich ein in dunkles Pa­pier ge­wi­ckel­tes Pa­ket. Sein Aus­druck ließ er­ken­nen, dass die­ses Päck­chen ziem­lich schwer war. Eng an sich ge­drückt mach­te der jun­ge Afro­ame­ri­ka­ner sich wie­der auf den Rück­weg. Vi­vi­an Bur­ge­ss hat­te al­les auf­ge­nom­men und woll­te be­reits wie­der ih­ren Beo­b­ach­tungs­pos­ten ver­las­sen als er von ei­nem Mann im An­zug auf­ge­hal­ten wur­de.

Es ent­wi­ckel­te sich ein lau­tes Wort­ge­fecht, was in ei­ner wil­den Schlä­ge­rei mün­de­te. Vi­vi­an soll­te auf kei­nen Fall ein­grei­fen, al­so hielt sie mit der Ka­me­ra drauf und knips­te Bil­der im Se­kun­den­takt. Das Pa­ket, was er in den Ar­men hat­te, fiel auf den Bo­den und gab einen Teil des In­halts frei. Es sah aus wie Mehl in ei­ner merk­wür­di­gen Kon­sis­tenz. Der leich­te Wind blies das Pul­ver in die Luft und trieb es die Stra­ße ent­lang. Vie­le an­de­re Men­schen wur­den dar­auf auf­merk­sam als plötz­lich ein wei­te­rer jun­ger Mann hin­zu­kam und schrei­end ges­ti­ku­lier­te. Dann er­tön­te ei­ne Si­re­ne und die Schwär­ze der Nacht wur­de durch blaue Blit­ze er­hellt. Mit quiet­schen­den Rei­fen hiel­ten meh­re­re Strei­fen­wa­gen di­rekt ne­ben den bei­den kämp­fen­den Män­nern. Vi­vi­an hielt den gan­zen Vor­gang mit ih­rer Ka­me­ra fest. Plötz­lich fiel ein lau­ter Schuss und der Pa­ket­bo­te brach blu­tend zu­sam­men.

Die Be­am­ten schnapp­ten sich die Res­te des Pa­kets, küm­mer­ten sich um den Ver­letz­ten und wo­gen das rest­li­che Pul­ver in ei­nem Strei­fen­wa­gen ab. Vi­vi­an hat­te ge­nug ge­se­hen. Den gan­zen Vor­gang hat­te sie mit ih­rer Ka­me­ra do­ku­men­tiert. Es war Zeit zu ver­schwin­den und die Ka­me­ra mit der Spei­cher­kar­te in der öf­fent­li­chen Toi­let­te zu hin­ter­le­gen. Sie ver­ließ ih­ren Jä­ger­un­ter­stand und mach­te sich auf den Rück­weg durch das klei­ne Wäld­chen. Wäh­rend sie die Ka­me­ra fest an sich ge­drückt durch den Wald quäl­te, mach­te sie sich Ge­dan­ken. Hat­te sie eben aus si­che­rer Ent­fer­nung einen Dro­gende­al be­ob­ach­tet der schief­ge­gan­gen war? Aber warum hat­ten die Be­am­ten auf den jun­gen Mann ge­schos­sen? Man konn­te doch den Wi­der­stand mit Hand­grif­fen bre­chen, oh­ne den Dea­ler so schwer zu ver­let­zen. Aber wenn das ein schief­ge­gan­ge­ner Dro­gende­al war, wes­halb hat­te ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB dar­an In­ter­es­se?

Vi­vi­an blieb im Wald ste­hen und dach­te dar­über nach, was sie mit den Be­wei­sen an­fan­gen soll­te. Ei­ne Si­che­rungs­ko­pie be­hal­ten oder ih­re Be­wei­se ab­lie­fern und nicht wei­ter dar­über nach­den­ken. Sie hat­te ihr Geld ja ver­dient, oh­ne ih­ren Auf­trag zu ge­fähr­den. Die Fra­ge war nur was sie mit der Si­cher­heits­ko­pie an­fan­gen soll­te, wenn sie denn ei­ne an­fer­tig­te. Sie hat­te ja nur ei­ne Po­li­zei­ak­ti­on mit Bil­dern fest­ge­hal­ten und ei­ne Ko­pie der Fo­tos brach­te ihr ja kei­ne Vor­tei­le. Vi­vi­an könn­te sie nur an ei­ne Ta­ges­zei­tung ver­kau­fen und da­mit noch ein paar Dol­lar ver­die­nen, aber in den USA pas­sier­ten je­den Tag tau­sen­de Ver­bre­chen, die nicht un­be­dingt in der Zei­tung stan­den. Sie ent­schied sich da­ge­gen. Ihr Job war er­le­digt und sie wür­de mit Si­cher­heit noch wei­te­re Auf­trä­ge er­hal­ten, mit de­nen sie ihr klei­nes Ge­halt auf­bes­sern konn­te.

Vi­vi­an setz­te ih­ren Weg in die In­nen­stadt von Port­land fort, oh­ne einen wei­te­ren Ge­dan­ken an den Vor­fall zu ver­schwen­den. Hin­ter dem Wäld­chen hat­te sie ih­ren Klein­wa­gen ge­parkt, den sie sich durch den zu­sätz­li­chen Ver­dienst ih­rer Ne­ben­tä­tig­keit leis­ten konn­te. Sie klemm­te sich hin­ter das Steu­er und fuhr in die Stadt. Vor ihr tauch­ten die ho­hen leuch­ten­den Ge­bäu­de von Port­land wie aus dem Nichts auf und be­leuch­te­ten ih­ren Weg zum Über­ga­be­ort. Dort an­ge­kom­men park­te sie ih­ren Wa­gen in der Nä­he ei­ner Piz­ze­ria und be­gab sich auf die Da­men­toi­let­te. Wie vor­her­ge­sagt fand sie dort an der Wand den Au­to­ma­ten für Da­men­hy­gie­ne­ar­ti­kel. Die Klap­pe ließ sich ganz ein­fach öff­nen und sie de­po­nier­te dort die Ka­me­ra. Dann schloss sie die Klap­pe wie­der und setz­te sich in den Au­ßen­be­reich des Lo­kals.

Sie hat­te einen gu­ten Blick auf den Ein­gang. Der Kell­ner nahm ih­re Be­stel­lung auf und kehr­te kurz dar­auf mit ih­rem Er­fri­schungs­ge­tränk zu­rück. Vi­vi­an be­hielt den Zu­gang der Toi­let­te die gan­ze Zeit im Blick. Nach den gan­zen er­folg­rei­chen Auf­trä­gen woll­te sie nun end­lich wis­sen, wer ei­gent­lich hin­ter den Auf­trä­gen steck­te. Ir­gend­je­mand muss­te die Ka­me­ra ja am Über­ga­be­ort ab­ho­len und zur Bun­des­be­hör­de SNB brin­gen. Der Kell­ner brach­te ihr die be­stell­te Piz­za. Er war et­was ver­wirrt, weil Vi­vi­an dar­auf be­stand so­fort zu be­zah­len. Wenn schon je­mand die Ka­me­ra ab­ho­len wür­de woll­te sie kei­ne Zeit ver­lie­ren, um der Agen­tin zu fol­gen.

Es dau­er­te gut ei­ne gan­ze Stun­de bis end­lich ei­ne adrett ge­klei­de­te jun­ge Frau die Toi­let­te be­trat und kurz dar­auf mit ei­ner Ta­sche wie­der in der Tür er­schi­en. Die Aus­ma­ße der Ta­sche wa­ren groß ge­nug um die Ka­me­ra dar­in zu ver­ber­gen. Vi­vi­an be­schloss ihr in si­che­rem Ab­stand zu fol­gen. Wäh­rend sie ihr in ei­ni­gem Ab­stand durch die Stra­ßen folg­te, schätz­te sie die schlan­ke Frau ab. Ihr Bu­si­ness­ko­stüm in dem dunklen Blau pass­te zu ei­ner Bun­de­s­agen­tin im Dienst des SNB, aber warum trug sie kei­ne Waf­fe oder an­de­res Ma­te­ri­al zur Ver­tei­di­gung bei sich. Nichts deu­te­te dar­auf hin, dass sie in der La­ge war sich zu ver­tei­di­gen. Die Blon­di­ne war schlank, deut­lich klei­ner als Vi­vi­an mit ih­ren 1,75 m und be­weg­te sich eher wie ei­ne nor­ma­le Passan­tin.

Die Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te folg­te ihr bis zu ei­nem Bü­ro­ge­bäu­de, das sie oh­ne Kon­trol­le be­trat. Sie war sich un­si­cher, ob sie ihr bis in das Ge­bäu­de fol­gen soll­te. Wenn das ein Bü­ro der SNB war, woll­te sie nicht im Ge­bäu­de auf­ge­grif­fen wer­den. Vi­vi­an lief an dem Ge­bäu­de vor­bei und ris­kier­te einen Blick ins In­ne­re. Ein Schild an der Tür des Bü­ro­ge­bäu­des ver­riet ihr, dass es ein Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der staat­li­chen Was­ser­ver­sor­gung war. Ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB ver­steck­te sich al­so hin­ter ei­ner In­sti­tu­ti­on im Diens­te der Ein­woh­ner. Es war nichts Un­ge­wöhn­li­ches an dem Ge­bäu­de zu er­ken­nen. Die Schal­ter la­gen im Dun­keln und der hel­le Mar­mor wur­de nur durch leich­tes Licht der Not­be­leuch­tung er­hellt. Die Frau der Vi­vi­an ge­folgt war schi­en sich hier aus­zu­ken­nen, denn ihr Weg führ­te sie schnur­stracks zu ei­ner Tür am En­de des Gan­ges.

Nach­dem die Agen­tin hin­ter dem Ein­gang ver­schwun­den war, stell­te sich Vi­vi­an auf ei­ne wei­te­re War­te­zeit ein. Nach we­ni­ger als zwei Mi­nu­ten ver­ließ die Agen­tin das Bü­ro aber wie­der oh­ne die Ta­sche und trat auf die Stra­ße hin­aus. Sie be­schloss die Agen­tin wei­ter­zu­ver­fol­gen. Wie ein An­dro­id ging sie durch die ho­hen Ge­bäu­de­schluch­ten in Rich­tung ei­nes eher ru­hi­gen Vier­tels. Oh­ne sich um­zu­se­hen, bog sie um die nächs­te Stra­ßen­e­cke. Vi­vi­an folg­te ihr wei­ter. Als sie an der Stra­ßen­e­cke an­kam, war die jun­ge Agen­tin plötz­lich ver­schwun­den. Vi­vi­an schau­te sich um, ob die Agen­tin sich in ei­nes der klei­ne­ren Häu­ser zu­rück­ge­zo­gen hat­te, konn­te sie al­ler­dings nir­gend­wo ent­de­cken.

Mit ih­ren brau­nen Pu­pil­len blick­te sie su­chend in der Dun­kel­heit der Stra­ße und ach­te­te auf ei­ne Be­we­gung. Al­les, was sich be­weg­te, wa­ren ei­ni­ge Zwei­ge ei­nes Bu­sches die sich im leich­ten Wind wieg­ten, an­sons­ten war al­les still. Beo­b­ach­tend drang sie wei­ter in die Stra­ße vor bis sie an ei­ner klei­nen Mau­er­kan­te ei­nes Un­ter­stands von hin­ten ei­ne Hand an der Schul­ter nach hin­ten riss. Vi­vi­an fiel der Län­ge nach auf den Bo­den und nahm in­stink­tiv ei­ne Ab­wehr­hal­tung ein. Über ihr er­schi­en die blon­de Agen­tin. Sie press­te Vi­vi­an hart die Knie auf die Schul­ter und frag­te sau­er, »Wer sind sie und warum fol­gen sie mir schon die gan­ze Zeit?«

»Ich bin Vi­vi­an Bur­ge­ss«, ent­schul­dig­te sie sich, »Ich woll­te nur wis­sen, wer sich hin­ter den drei Buch­sta­ben SNB ver­steckt. Tut mir leid, aber sie wa­ren mei­ne ein­zi­ge Spur!«

Die Blon­di­ne blick­te sie bö­se an. »Ih­re Spur hat sie zu ei­ner Stu­den­tin ge­führt die sich ihr Stu­di­um mit klei­ne­ren Auf­trä­gen eben die­ser Ge­sell­schaft ver­dient!«

Vi­vi­an war ent­täuscht. Das war nicht die Art von Ant­wort die sie sich er­hoff­te. »Wür­den sie mich bit­te auf­ste­hen las­sen und die spit­zen Knie von mei­nen Schul­tern neh­men?«

Oh­ne ei­ne Ant­wort stand die jun­ge Frau wie­der auf. Müh­sam er­hob sich Vi­vi­an wie­der und klopf­te sich den Staub der Stra­ße aus den Kla­mot­ten. An­statt ei­ner Agen­tin zu fol­gen hat­te sie nur ei­ne wei­te­re Bo­tin, wie sie selbst, er­wi­scht die sich ihr Le­ben auf die­se Art fi­nan­zier­te.

»Ich bin Tia­na Niel­sen«, sag­te die klei­ne­re Blon­di­ne, »ent­schul­di­ge den An­griff, aber ich war nur vor­sich­tig.«

»Schon in Ord­nung, ich ha­be es ver­dient ei­ne auf die Na­se zu be­kom­men. Ich woll­te nur in Er­fah­rung brin­gen, wer sich hin­ter der Ge­sell­schaft SNB ver­steckt. Im In­ter­net ha­be ich kei­ner­lei An­ga­ben dar­über ent­deckt«, gab Vi­vi­an of­fen zu.

Tia­na gab ihr die Hand, »Mein Auf­trag war es ei­ne Ka­me­ra in einen Raum der Ver­wal­tung der Was­ser­ver­sor­gung zu brin­gen. Da­für be­kom­me ich ein biss­chen Geld, um mein Le­ben zu fi­nan­zie­ren. Oh­ne die­sen Job müss­te ich schrei­en­den Bäl­gern ih­re Ham­bur­ger in ei­ner Fi­lia­le ei­ner Ket­te ser­vie­ren und mir die Bei­ne wund lau­fen.«

»Du bist al­so auch nur ei­ne An­ge­wor­be­ne, die klei­ne­re Auf­trä­ge er­füllt«, er­klär­te Vi­vi­an ent­täuscht. »Ich hat­te den Auf­trag ein paar Bil­der zu ma­chen und die Ka­me­ra mit der Spei­cher­kar­te in dem Klo zu ver­ste­cken, aus der du sie dann ge­holt hast. Ich dach­te, du wärst ei­ne Agen­tin von SNB und woll­te et­was mehr in Er­fah­rung brin­gen.«

Ti­na be­gann zu lä­cheln, »Ich bin auch nur ei­ne klei­ne dum­me Stu­den­tin die sich ih­ren Le­bens­un­ter­halt auf die­se Art ver­dient. Kei­ne Ah­nung wer hin­ter der omi­nösen Ab­kür­zung SNB steckt.«

»Darf ich dich viel­leicht zu ei­nem Drink ein­la­den?«

»Ich bin lan­ge nicht mehr ein­ge­la­den wor­den«, lach­te die jun­ge Blon­di­ne, »meis­tens ver­su­chen das nur jun­ge Ker­le, die mir an die Wä­sche wol­len.«

Vi­vi­an be­gann laut zu la­chen, »Das ken­ne ich, aber kei­ne Sor­ge ich ma­che kei­ne An­stal­ten bei dir zu lan­den. Hüb­sche Jungs sind mir da lie­ber.«

»Mir auch, aber da­von gibt es in Port­land schein­bar nicht mehr vie­le.«

Die bei­den jun­gen Frau­en gin­gen zu­rück in die In­nen­stadt und setz­ten sich in ei­ne klei­ne Bar mit lei­ser Mu­sik um sich zu un­ter­hal­ten. Je län­ger der Abend dau­er­te, um­so an­ge­reg­ter wur­de ihr Ge­spräch. An­statt ei­ne Agen­tin der Bun­des­be­hör­de zu fin­den hat­te sie ei­ne Freun­din ge­fun­den. Tia­na war ge­ra­de mal 22 Jah­re alt und stu­dier­te Au­to­ma­ti­sie­rungs­tech­nik an der Hoch­schu­le von Port­land. Sie stamm­te aus Po­ca­tel­lo, ei­ner Klein­stadt aus Ida­ho. Sie ver­stan­den sich im­mer bes­ser und war­fen ihr Wis­sen über die Ge­sell­schaft für die sie klei­ne­re Auf­ga­ben er­le­dig­ten zu­sam­men. Erst spät in der Nacht kehr­ten sie in ih­re Woh­nun­gen zu­rück. Bei­de hat­ten die Han­dy­num­mern aus­ge­tauscht und schrie­ben sich in den fol­gen­den Ta­gen über einen be­kann­ten Mes­sen­ger Dienst.

1. Kapitel

Bahamas, Nassau

Schon seit Stun­den la­gen die bei­den jun­gen Frau­en jetzt schon in der Son­ne. Do­lo­res brauch­te ei­ne lan­ge Pau­se. Wäh­rend der letz­ten Wo­chen hat­te sie je­den Mor­gen zu­sam­men mit Mi­cha­el sehr hart trai­niert. Sie wa­ren Schwim­men, sind am Strand ent­lang ge­rannt, Ge­wich­te ge­stemmt und einen Sand­sack ver­prü­gelt. Die jun­ge Kom­missa­rin spür­te ih­re Ar­me schon nicht mehr. Der ehe­ma­li­ge Bo­dy­guard war als es drau­ßen noch dun­kel war er­neut auf­ge­bro­chen um zu lau­fen. An die­sem Wo­che­n­en­de hat­te sich Do­lo­res ei­ne Pau­se ge­nom­men, be­vor am Mon­tag der Drill auf dem pri­va­ten Schieß­stand an­stand. Die letz­ten Mo­na­te hat­te sie ein ri­go­ro­ses Fit­ness­pro­gramm ab­sol­viert und konn­te jetzt auch in Stress­si­tua­tio­nen die Ner­ven an der Waf­fe be­hal­ten.

Ih­re bei­den klei­nen Mäd­chen Va­le­ria, Do­lo­res Toch­ter und Emi­lia, die Leo­nie zur Welt brach­te, durf­ten vor ih­ren Müt­tern in dem auf­blas­ba­ren Gum­mi­pool plant­schen. Die bei­den wa­ren kaum aus dem küh­len Nass zu be­kom­men. Stän­dig ver­brach­ten sie so viel Zeit wie nur mög­lich in dem run­den Be­cken. Mi­cha­el hat­te es für sei­ne ge­lieb­ten Töch­ter be­sorgt, nach­dem sie im­mer wie­der an der Strand woll­ten. Aber im Meer zu schwim­men war oh­ne stän­di­ges auf­pas­sen nicht mach­bar. Des­halb or­ga­ni­sier­te er für sie die­ses Frei­bad. So konn­ten sie, oh­ne große Auf­sicht je­den Tag viel Zeit dar­in ver­brin­gen. Mi­cha­el scherz­te stän­dig, dass die bei­den Nacke­deis ir­gend­wann mal noch Schwimm­häu­te be­kom­men wür­den.

Die Son­ne stand schon hoch am Him­mel als Mi­cha­el in sei­nen Sport­kla­mot­ten völ­lig ver­schwitzt auf die Ter­ras­se kam. Sei­ne bei­den Töch­ter mach­ten sich einen Spaß dar­aus ih­ren Va­ter nass zu sprit­zen. Ihn stör­te das nicht als er sei­ne bei­den Frau­en küss­te und sei­nen MP3-Player auf den klei­nen Tisch leg­te. Emi­lia klet­ter­te aus dem Plas­tik­pool und füll­te einen Be­cher mit Was­ser. Da­mit kam sie von hin­ten auf den ge­lieb­ten Dad­dy zu und leer­te das küh­le Nass über sei­nem Rücken aus. Mi­cha­el dreh­te sich blitz­schnell um, und hob sei­ne Toch­ter hoch. Er gab ihr einen zar­ten Kuss auf die Wan­ge und brach­te sie zu­rück zum Pool. Vor­sich­tig setz­te er sei­ne Toch­ter ab und küss­te auch Va­le­ria, die sich vor la­chen krin­gel­te, ih­ren Va­ter nass sprit­zen zu kön­nen.

Micha blieb ein­fach still vor den bei­den ste­hen, warf die Ar­me nach hin­ten und bot ih­nen ein großes Ziel für die Was­ser­fon­tä­nen. Die bei­den Kin­der ga­ben ihr bes­tes ih­ren Va­ter von oben bis un­ten nass zu be­kom­men. Do­lo­res und Leo­nie schau­ten den drei­en glück­lich la­chend zu. Mi­cha­el, der jetzt so­wie­so schon nass war, ließ sich ein­fach ne­ben die bei­den Kin­der in den Pool fal­len. Die bei­den Mäd­chen turn­ten auf ih­rem Va­ter her­um und hat­ten ei­ne Men­ge Spaß. Mi­cha­el kämpf­te ge­spielt mit den bei­den und wand­te sich im schon fast lee­ren Plas­tik­be­cken sei­ner Kin­der. Der größ­te Teil des Was­sers hing in sei­nen Sport­kla­mot­ten oder war aus­ge­lau­fen.

Erst nach fast ei­ner Vier­tel­stun­de be­frei­te er sich von den bei­den Mäd­chen und knie­te sich vor ih­rem Schwimm­be­cken hin. Mit sanf­ter Stim­me frag­te er sei­ne Töch­ter, »Was wollt ihr bei­den Zucker­mäu­se es­sen?«

Va­le­ria und Emi­lia steck­ten die klei­nen Köp­fe zu­sam­men und stimm­ten sich un­ter­ein­an­der ab. Sie hat­ten mitt­ler­wei­le ge­lernt, dass sie bei­de ent­schei­den muss­ten, weil kei­ne von ih­nen al­lei­ne war. Leo­nie und Do­lo­res hat­ten ih­nen wie Mi­cha­el bei­ge­bracht, dass Ent­schei­dun­gen die Bei­de be­tref­fen un­ter­ein­an­der be­spro­chen wer­den soll­ten. Auch wenn Da­mi­en, der Sohn von Liz und Ja­son, bei ih­nen war, wur­de er mit ein­ge­bun­den. Sel­ten gab es mal Streit zwi­schen den bei­den. Sie wa­ren Schwes­tern, bis auf zwei Wo­chen gleich alt und bei­de be­ka­men von ih­ren El­tern im­mer das Glei­che. Kei­ne von bei­den wur­de an­ders be­han­delt.

»Piz­zaaaaa«, rie­fen sie wie aus ei­nem Mund ih­rem Va­ter ent­ge­gen.

»Was fra­ge ich über­haupt?«, lach­te Mi­cha­el als er sich zu sei­nen bei­den Frau­en um­dreh­te die noch im­mer ent­spannt auf ih­ren Son­nen­lie­gen ku­schel­ten. »Wollt ihr bei­den sü­ßen La­dys euch den Kin­dern an­schlie­ßen und auch ei­ne Piz­za es­sen?«

Wie auch die bei­den klei­nen be­rie­ten, sich auch die Müt­ter die ih­ren Kin­dern das vor­leb­ten. Sie stimm­ten dem Vor­schlag zu.

Micha nick­te, »Dann hüp­fe ich mal eben un­ter die Du­sche. Ihr bei­den Was­ser­rat­ten könnt euch in et­wa zehn Mi­nu­ten mit ge­wa­sche­nen Fin­gern in der Kü­che ein­fin­den. Wer Piz­za es­sen will, muss auch hel­fen!«

Emi­lia mach­te ein bö­ses Ge­sicht und rief, »Wa­rum müs­sen im­mer nur wir hel­fen? Dia Ma­mas be­kom­men auch Piz­za und müs­sen nicht hel­fen!«

Mi­cha­el sank vor den bei­den Mäd­chen auf die Knie, schloss sie in sei­ne Ar­me und er­klär­te, »Die bei­den Ma­mis müs­sen die gan­ze Wo­che hart ar­bei­ten, wäh­rend ihr bei­den Zucker­mäu­se spie­len dürft. Wenn wir un­ter­wegs sind ar­bei­ten wir so­gar je­den Tag von Mor­gens bis Abends. Jetzt sind wir zu Hau­se und die bei­den Ma­mas ma­chen ei­ne ver­dien­te Pau­se. Ich weiß, dass ihr das ge­mein fin­det und kann das gut ver­ste­hen. Als ich noch so ein Zwerg wie ihr war, muss­te ich auch im­mer mei­ner Ma­ma hel­fen, was mir auch kei­nen Spaß ge­macht hat. Aber hät­te ich ihr nicht hel­fen müs­sen, könn­te ich jetzt auch nicht mit euch ko­chen. Au­ßer­dem könnt ihr euch dann ir­gend­wann eu­re Piz­za selbst ma­chen oh­ne, dass ich hel­fen muss.«

Die Er­klä­rung war für die bei­den ver­ständ­lich und na­tür­lich wuss­ten sie das die bei­den Ma­mas un­ter der Wo­che im Bü­ro der Agen­ten an ih­rem Schreib­tisch sa­ßen, oder Leo­nie mal wie­der drau­ßen in der Son­ne auf Früch­te schoss. Sie konn­ten wäh­rend die­ser Zeit mit Da­mi­en ent­we­der im Bü­ro oder in Ja­sons Bar spie­len so viel sie woll­ten. Mi­cha­el koch­te so­gar un­ter der Wo­che im Bü­ro und da muss­te dann auch Da­mi­en mit­hel­fen. Va­le­ria hat­te da­bei Spaß, nur Emi­lia konn­te sich et­was Schö­ne­res vor­stel­len. Schein­bar kam sie mehr nach ih­rer Mut­ter die be­reits in jun­gen Jah­ren Spaß an Waf­fen hat­te.

Wäh­rend Mi­cha­el im Ba­de­zim­mer ver­schwand und sich dusch­te, zo­gen die bei­den Jüngs­ten leich­te Kleid­chen im Part­ner­look an. Do­lo­res und Leo­nie küm­mer­ten sich der­weil um das fast lee­re Schwimm­bad auf der Ter­ras­se. Die um­lie­gen­den Spiel­zeu­ge der Mäd­chen leg­ten sie wie­der or­dent­lich an ih­ren Platz zu­rück und lie­ßen einen Gar­ten­schlauch den Was­ser­spie­gel wie­der auf nor­mal an­he­ben. Die bei­den Kin­der wür­den spä­tes­tens nach der Piz­za wie­der im Was­ser to­ben. Be­vor ihr Va­ter aus dem Ba­de­zim­mer kam, stan­den die bei­den schon war­tend in der Kü­che.

Nach­dem sei­ne Kin­der im­mer wie­der nach Piz­za ver­lang­ten und Mi­cha­el nicht stän­dig Lust hat­te erst einen He­fe­teig zu ma­chen und dann ewig zu war­ten bis er auf­ge­gan­gen war hat­te er sich einen Gär­schrank für die Kü­che be­sorgt. Dort hat­te er ge­nug He­fe­teig für die gan­ze Fa­mi­lie schon vor­be­rei­tet. Wäh­rend Emi­lia die Pizza­sau­ce vor­be­rei­te­te, ver­such­te Va­le­ria den Teig aus­zu­rol­len. Ih­re Kraft reich­te noch nicht aus, um die Teig­fla­den gleich­mä­ßig vor­zu­be­rei­ten. Mi­cha­el muss­te ihr hel­fen.

Als die Vor­be­rei­tun­gen ab­ge­schlos­sen wa­ren, durf­ten die bei­den Mäd­chen den Teig mit ih­ren Lieb­lings­zuta­ten be­le­gen. Auch hier zeig­te sich wel­ches Mäd­chen von wel­cher leib­li­chen Mut­ter stamm­te. Wäh­rend Emi­lia wie Leo­nie Hähn­chen be­vor­zug­te moch­te Va­le­ria deut­lich lie­ber Sala­mi und Schin­ken. Ei­nes hat­ten aber bei­de ge­mein­sam, auf kei­ner Piz­za konn­te es zu viel Kä­se ge­ben. Die Piz­zen für die bei­den Müt­ter be­leg­te Mi­cha­el der die be­lieb­tes­ten Be­lä­ge sei­ner Frau­en na­tür­lich kann­te. Wäh­rend die Ma­fia­tor­ten im Ofen ge­ba­cken wur­den küm­mer­te er sich um neu­en He­fe­teig für den Gär­schrank. Die bei­den Mäd­chen sa­ßen war­tend vor der Schei­be und schau­ten ge­bannt zu wie der Kä­se, den sie sehr groß­zü­gig dar­auf ver­teilt hat­ten, lang­sam schmolz. Die Vor­freu­de stand ih­nen schon deut­lich ins Ge­sicht ge­schrie­ben.

Nach dem Es­sen un­ter­hielt sich Micha mit Leo­nie, die ihm half das Ge­schirr in die Spül­ma­schi­ne zu räu­men.

»Emi­lia kommt mehr nach dir mein Herz­blatt. Meinst du, wir soll­ten ihr auch den Um­gang mit Waf­fen nä­her­brin­gen?«, frag­te er sei­ne ge­lieb­te Frau.

Leo­nie dach­te einen Mo­ment dar­über nach, »Schön, dass du fragst Lieb­ling, ich den­ke das wür­de ihr Spaß ma­chen, aber nicht das sie ir­gend­wann auch mei­nen ehe­ma­li­gen Be­ruf er­greift.«

»Das wird kaum pas­sie­ren«, lach­te Micha, »François wird sie si­cher so wie dich an die Hand neh­men und ei­ne Agen­tin aus ihr ma­chen.«

Da­mit war Leo­nie ein­ver­stan­den. Sie hat­te ihr Le­ben als Auf­trags­kil­le­rin be­gon­nen und ar­bei­te­te jetzt in­ter­na­tio­nal für In­ter­pol und durf­te ih­re Fä­hig­kei­ten dort ein­brin­gen. Ne­ben­bei hat­te sie erst da den Mann ih­res Le­bens und ei­ne ganz be­son­de­re Frau ken­nen­ge­lernt mit de­nen sie jetzt ein Ehe­le­ben auf den Ba­ha­mas füh­ren konn­te. Va­le­ria war eher die ru­hi­ge­re der bei­den Mäd­chen und in­ter­es­sier­te sich wie an­de­re Kin­der für Pfer­de. Do­lo­res und Leo­nie hat­ten sich auch schon in Nassau um­ge­se­hen, wo sie ih­ren Lieb­lings­tie­ren na­he sein konn­te. Ein klei­ner Reit­stall am Rand der Stadt bot für ei­ne ge­rin­ge Ge­bühr so­gar Reit­kur­se an. Mi­cha­el war nicht so be­geis­tert da­von sei­ne Toch­ter auf den Rücken ei­nes Gauls zu set­zen der grö­ßer war als er selbst. Er mach­te sich große Sor­gen um Ver­let­zun­gen, wenn sie ab­ge­wor­fen wur­de. Im­mer­hin wa­ren die Mut­ter von Liz Croll, ih­rer An­füh­re­rin, bei ei­nem Reit­un­fall ge­stor­ben als sie ge­ra­de neun Jah­re alt war. Das soll­te sei­ner Toch­ter auf kei­nen Fall pas­sie­ren.

Do­lo­res und Leo­nie be­ru­hig­ten ihn aber. Sein klei­nes Mäd­chen wür­de ja auf klei­nen Foh­len rei­ten ler­nen und nicht auf ein großes Spring­pferd klet­tern um dann da­mit über den Strand rei­ten. Au­ßer­dem war der Platz durch ei­ne Kop­pel be­grenzt. Erst, wenn Va­le­ria ein biss­chen rei­ten ge­lernt hat­te und alt ge­nug war gab es auch die Mög­lich­keit ei­ne Reit­be­tei­li­gung für sie zu be­zah­len. Das be­deu­te­te für die klei­ne, dass sie im­mer das glei­che Pferd ritt, sich aber na­tür­lich auch dar­um küm­mern muss­te. Man konn­te ihr aber auch ein ei­ge­nes Reit­pferd kau­fen und dort im Stall ste­hen las­sen. Aber im Mo­ment war sie ein­fach noch zu jung. Mit ih­ren fünf Jah­ren könn­te sie ge­ra­de mal auf ein Pony auf­stei­gen und ein biss­chen im Frei­en über die Kop­pel rei­ten. Der Reit­stall stell­te so­gar ei­ne Trai­ne­rin zur Ver­fü­gung die für klei­nes Geld den Kin­dern al­les bei­brach­te um sich si­cher im Sat­tel hal­ten zu kön­nen. Schließ­lich beug­te sich Mi­cha­el dem Druck der bei­den Frau­en und stimm­te zu Va­le­ria im Reit­stall an­zu­mel­den.

Leo­nie wür­de un­ter­des­sen Emi­lia die Waf­fen nä­her­brin­gen. Na­tür­lich völ­lig un­ge­fähr­li­che Spiel­zeu­ge die mit Zünd­hüt­chen einen Knall ab­ga­ben, oh­ne ein Pro­jek­til aus­zu­wer­fen. Die ehe­ma­li­ge Auf­trags­kil­le­rin nahm sie auch ins Ge­bet nie­mals auf Le­be­we­sen an­zu­le­gen. Da gab es auch nur ei­ne ein­zi­ge Aus­nah­me. Wenn ihr bö­se Er­wach­se­ne et­was an­tun woll­ten, durf­te sie sich selbst­ver­ständ­lich ver­tei­di­gen, aber auch nur, wenn sie die Leu­te nicht kann­te und klar er­kenn­bar war, dass sie ihr oder ih­ren Freun­den et­was an­tun woll­ten. Zu­sam­men er­klär­ten die drei Agen­ten den bei­den Mäd­chen was sie vor­hat­ten. Die Mäd­chen ju­bel­ten und woll­ten so­fort an­fan­gen.

Mi­cha­el er­in­ner­te die bei­den kur­z­en dar­an, dass da­für erst noch Vor­be­rei­tun­gen nö­tig wa­ren. Va­le­ria be­nö­tig­te für ih­ren Reit­un­ter­richt na­tür­lich noch pas­sen­de Ho­sen und Schu­he so­wie einen pas­sen­den Helm. Oh­ne die Schutzaus­rüs­tung durf­te sie nicht auf ein Pferd stei­gen. Emi­lia brauch­te selbst­ver­ständ­lich auch min­des­tens ei­ne Schutz­bril­le und na­tür­lich ei­ne Spiel­zeug­waf­fe und Rei­ni­gungs­ma­te­ri­al. Das spiel­te für die bei­den klei­nen al­ler­dings kei­ne Rol­le. Sie woll­ten di­rekt nach Nassau und die Sa­chen be­sor­gen.

Es war Sams­tag und die drei Er­wach­se­nen woll­ten ih­re Kin­der na­tür­lich auch nicht ent­täu­schen. Vor al­lem Mi­cha­el konn­te sei­nen bei­den klei­nen Mäd­chen nichts ab­schla­gen. Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter star­te­ten die El­tern mit den bei­den im großen SUV nach Nassau. Leo­nie nahm Emi­lia an die Hand und such­te einen Büch­sen­ma­cher auf, wäh­rend Mi­cha­el und Do­lo­res mit Va­le­ria in ei­nem Sport­ge­schäft ver­schwand. Do­lo­res such­te mit der klei­nen einen pas­sen­den Schutz­helm aus wäh­rend Mi­cha­el sich schon um Reit­kla­mot­ten für sei­ne Toch­ter küm­mer­te. Sie brauch­ten fast ei­ne gan­ze Stun­de bis Va­le­ria mit Reit­s­tie­feln und pas­sen­den Ho­sen mit dem Helm un­ter dem Arm auf die Stra­ße trat. Die klei­ne war sicht­lich stolz auf ih­re neue Aus­rüs­tung für die Do­lo­res fast 400 Dol­lar be­zah­len muss­te. Als sie zum Au­to zu­rück­ka­men, war­te­te Leo­nie be­reits mit bren­nen­der Zi­ga­ret­te auf die drei. Emi­lia saß auf dem Rück­sitz und hielt ei­ne täu­schend ech­te Spiel­zeug­waf­fe in der Hand.

Na­tür­lich war die Waf­fe un­ge­la­den und Leo­nie hat­te Emi­lia ver­bo­ten zu zie­len und ab­zu­drücken. Das in­ter­es­sier­te die Klei­ne al­ler­dings herz­lich we­nig, denn sie ließ ih­re Waf­fe nicht aus den Hän­den und dreh­te sie in der Son­ne hin und her. Sie konn­te es kaum er­war­ten im hei­mi­schen Gar­ten da­mit zu schie­ßen. Mi­cha­el trat an den Kof­fer­raum des Fahr­zeugs und woll­te die Be­sor­gun­gen aus dem Sport­ge­schäft dort ver­stau­en. Sein Blick fiel auf die Ver­pa­ckung der Hand­feu­er­waf­fe die Emi­lia stolz ih­rer Schwes­ter prä­sen­tier­te und auf einen noch ver­schlos­se­nen großen Le­der­kof­fer. Ir­ri­tiert frag­te er Leo­nie was sie denn al­les ge­kauft hat­te.

»Die klei­ne Waf­fe die un­se­re Toch­ter ge­ra­de in der Hand hält und noch ei­ne Klei­nig­keit für zu Hau­se. Da­mit kann sie auf mei­nem Schieß­stand ein biss­chen zie­len üben. In dem Kof­fer liegt ein klei­nes Luft­ge­wehr aus der sie zu­min­dest klei­ne Ku­geln ver­schie­ßen kann. Al­les zu­sam­men gab es für ge­ra­de mal 300 Dol­lar.«

Mi­cha­el stöhn­te als er das Zu­be­hör was er für Va­le­ria noch ge­kauft hat­te, in den Kof­fer­raum leg­te. Oh­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung di­ri­gier­te ihn Do­lo­res zu dem Rei­ter­hof den die bei­den Frau­en für ih­re Toch­ter ge­fun­den hat­ten. Va­le­ria konn­te es kaum er­war­ten end­lich auf ei­nem ih­rer ge­lieb­ten Tie­re Platz zu neh­men und ei­ni­ge Run­den auf der Kop­pel zu dre­hen. Emi­lia hin­ge­gen war am Mau­len. Sie woll­te auch end­lich ein biss­chen mit ih­rer glän­zend neu­en Pis­to­le im Gar­ten lie­gen und ein paar Zünd­hüt­chen plat­zen las­sen. Do­lo­res blieb mit ih­rer Toch­ter auf dem Rei­ter­hof wäh­rend Mi­cha­el mit Leo­nie und Emi­lia nach Hau­se fuhr, um die bei­den ab­zu­set­zen. Dann kehr­te er wie­der auf den Rei­ter­hof zu­rück und be­ob­ach­te­te wie sei­ne Toch­ter in vol­ler Mon­tur auf ei­nem Pony ein paar Run­den dreh­te. Sie konn­te gar nicht mehr auf­hö­ren zu lä­cheln. Do­lo­res scherz­te man müss­te ihr nach ei­ni­gen Stun­den das La­chen ope­ra­tiv ent­fer­nen müs­sen.

Als die drei nach drei Stun­den mit ei­ner to­tal über­glück­li­chen Va­le­ria zu­rück­ka­men, lag die klei­ne Emi­lia ne­ben ih­rer Mut­ter auf der Ter­ras­se und schoss mit dem Luft­ge­wehr auf ei­ne we­ni­ge Me­ter ent­fern­te Ziel­schei­ben. Auch sie war über­glück­lich ei­ni­ge Me­tall­ku­geln auf die große Pa­pier­schei­be ab­ge­ben zu dür­fen. Leo­nie half ihr mit ein paar Hin­wei­sen. Va­le­ria stell­te sich noch im­mer in ih­rer ge­sam­ten Rei­ter­kluft hin­ter die bei­den und schau­te ih­rer Schwes­ter zu. Mi­cha­el küm­mer­te sich in­zwi­schen um das Abendes­sen und press­te ei­ni­ge Oran­gen für fri­schen Saft aus. Do­lo­res hat­te ei­ne rie­si­ge Idee und nahm sich ei­ne von den Früch­ten. Da­mit ging sie zu der zie­len­den Emi­lia und sprach Leo­nie an, »Schatz, was meinst du, wenn Emi­lia zum Ab­schluss auf die leuch­ten­de Frucht an­legt?«

»Groß­ar­ti­ge Idee Lieb­ling. Emi­lia wird sie mit ei­nem hüb­schen Loch ver­edeln.«

Leo­nie stopp­te die Be­mü­hun­gen ih­rer Toch­ter und ließ sie das Luft­ge­wehr ab­le­gen. Erst dann stell­te Do­lo­res die rei­fe Frucht ein biss­chen ver­setzt zur dort ste­hen­den Ziel­schei­be auf den Bo­den und ging wie­der hin­ter die klei­ne Schüt­zin. Erst als ih­re zwei­te Mut­ter wie­der hin­ter ihr stand durf­te sie das Chi­li Ca­mo wie­der in die Hand neh­men, um auf die Frucht zu zie­len. Emi­lia leg­te sich das Luft­ge­wehr ge­konnt an ih­re Schul­ter und blick­te durch das auf­ge­schraub­te Ziel­fern­rohr. Leo­nie leg­te ihr vor­sich­tig die Hand auf das Ge­wehr und bat sie sich zu kon­zen­trie­ren und al­les was sie in den ver­gan­ge­nen Stun­den ge­lernt hat­te noch ein­mal durch­zu­ge­hen. Erst dann soll­te sie sich nur noch auf die Oran­ge fo­kus­sie­ren und ab­drücken. Die Klei­ne kon­zen­trier­te sich nur noch auf ih­ren Atem, brach­te das Fa­den­kreuz ih­rer Zie­l­op­tik in die Mit­te der run­den Frucht. Dann at­me­te sie hör­bar aus und drück­te den Aus­lö­ser. Die run­de Stahl­ku­gel ver­ließ den Lauf ih­res Ge­wehrs und traf die Oran­ge am lin­ken obe­ren Rand. Sie leg­te das Ge­wehr lä­chelnd ab und stand auf. Freu­de­strah­lend lief sie zu der an­ge­schos­se­nen Frucht und hielt sie vol­ler Stolz in die Luft.

Die bei­den Müt­ter und ih­re gleich­alt­ri­ge Schwes­ter klatsch­ten ihr Bei­fall. Sie hat­te die Oran­ge sau­ber ge­trof­fen. Mi­cha­el hat­te den Schuss durch das große Ter­ras­sen­fens­ter be­ob­ach­tet und kam nun strah­lend auf sei­ne Toch­ter zu. Er hob sie stolz in die Luft und gab ihr einen di­cken Kuss. Die klei­ne Emi­lia stand ih­rer Mut­ter in nichts nach und schi­en ihr großes Ta­lent ge­erbt zu ha­ben. Mit Emi­lia auf dem Arm ging er zu Va­le­ria und hob sie auf den an­de­ren Arm. Auch sie be­kam einen di­cken Kuss und ein Lob für die Reit­stun­de die sie ab­sol­viert hat­te. Bei­de Kin­der trug er fest an sich ge­drückt zum großen Tisch der be­reits für das Abendes­sen ein­ge­deckt war.

Das Abendes­sen hat­te sich Do­lo­res ge­wünscht. Mi­cha­el hat­te für die ge­sam­te Groß­fa­mi­lie Hack­bäll­chen in To­ma­ten-Pa­pri­ka­sau­ce mit Reis und Salat zu­be­rei­tet. Hät­te er die bei­den Kin­der ge­fragt gab es kei­ne große Aus­wahl. Je­de Fra­ge nach ei­nem Es­sen be­ant­wor­te­ten sie mit ih­ren Lieb­lings­ge­rich­ten. Ent­we­der al­les mit Pom­mes, Piz­za, Spaghet­ti Bo­lo­gne­se mit ex­tra Par­me­san oder Schnit­zel in sämt­li­chen Va­ria­tio­nen. Hack­bäll­chen stan­den nicht sehr hoch in der Gunst der Kin­der, aber sie hat­ten be­reits zum Mit­tag ei­ne Piz­za be­kom­men.

Emi­lia und Va­le­ria er­leb­ten ei­ne wun­der­vol­le Kind­heit. Die bei­den wa­ren un­ter den an­de­ren Kin­dern in Nassau et­was Be­son­de­res. Bei­de wuch­sen drei­spra­chig auf und wa­ren die ein­zi­gen Kin­der die nicht nur ei­ne Mut­ter, son­dern gleich zwei ihr ei­ge­nen nen­nen konn­ten. Die Amtss­pra­che in Nassau war na­tür­lich Eng­lisch was die bei­den als Mut­ter­spra­che lern­ten, da­ne­ben lern­ten sie aber auch noch Spa­nisch von Do­lo­res und eben Deutsch von Mi­cha­el. Auch die Er­wach­se­nen konn­ten mitt­ler­wei­le die drei Spra­chen fast ta­del­los. Auch Liz hat­te sich ne­ben Eng­lisch noch an wei­te­ren Spra­chen ver­sucht. Die Che­fin des Te­ams konn­te ne­ben ih­rer Mut­ter­spra­che nun auch gut ge­nug Spa­nisch.

2. Kapitel

Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)

Im 9. Stock­werk des J. Ed­gar Hoo­ver Buil­ding an der Penn­syl­va­nia Ave­nue stand der Spe­ci­al Agent Ja­mes La­wrence an sei­nem Büro­fens­ter und blick­te hin­aus auf die be­leb­te Stra­ße. Hin­ter ihm la­gen meh­re­re Ak­ten auf sei­nem Schreib­tisch. Be­reits seit ei­ni­gen Wo­chen lan­de­ten fast täg­lich neue Hin­wei­se dort. Auf je­dem der brau­nen Um­schlä­ge stand ne­ben sei­nem Na­men das Kür­zel SNB. Ir­gend­ei­ne Grup­pie­rung in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten gab sich als Bun­des­be­hör­de aus und schick­te ein­fa­che Nor­mal­bür­ger wie Zug­vö­gel durch die ein­zel­nen Bun­des­län­der. Sie trans­por­tier­ten Dro­gen, Waf­fen und so­gar Spreng­stoff von ei­nem Ort zum Nächs­ten. Die Be­trof­fe­nen hat­ten da­von kei­ne Ah­nung.

La­wrence war der Agen­ten­füh­rer der vom Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um der Ve­rei­nig­ten Staa­ten be­stellt wor­den war, die­sen Fall mit al­len ver­füg­ba­ren Mit­teln auf­zu­klä­ren. In sei­ner lan­gen Kar­rie­re konn­te er schon ei­ni­ge schwe­re Ver­bre­chen auf­klä­ren, was ihm einen sehr gu­ten Ruf ein­brach­te. Nun hat­te man ihn mit dem Fall der SNB be­traut. Die po­li­zei­li­chen Er­mitt­lungs­ak­ten lau­te­ten fast im­mer ge­nau gleich. Ein­fa­che Bun­des­bür­ger aus den ein­zel­nen Staa­ten wur­den an­ge­wor­ben, um dem gan­zen Land zu hel­fen. Sie er­hiel­ten da­für Be­zah­lun­gen von ei­ni­gen tau­send Dol­lar. Al­les was sie da­für tun soll­ten wa­ren Pa­ke­te zu trans­por­tie­ren, Au­tos zu über­füh­ren oder min­der­wer­ti­ge Bo­ten­gän­ge. Falls man sie an­hielt, wur­den sie für Ver­bre­chen an­ge­klagt die sie nur im Auf­trag durch ei­ne an­geb­li­che Be­hör­de be­gan­gen hat­ten. Wer hin­ter die­ser an­geb­li­chen Be­hör­de steck­te, war nicht fest­zu­stel­len.

Man muss­te die ein­zel­nen Bür­ger über län­ge­re Zeit be­ob­ach­tet ha­ben be­vor man sie an­warb. Aus­nahms­los al­le von ih­nen ge­hör­ten ei­ner Grup­pe von Men­schen an die jung wa­ren, ge­ra­de ih­re Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen hat­ten und in fi­nan­zi­el­len Pro­ble­men steck­ten. Die­se Men­schen wa­ren leich­te Beu­te ge­we­sen. Man konn­te sie re­la­tiv güns­tig be­kom­men und die Aus­ga­ben die man ih­nen als Ver­gü­tung bot, wa­ren nur ein win­zi­ger Teil der Beu­te. Ei­ne schar­fe Waf­fe auf dem Schwarz­markt kos­te­te gut und ger­ne hun­dert­tau­sen­de Dol­lar. Die trans­por­tier­ten Dro­gen brach­ten auch ein Viel­fa­ches der be­zahl­ten Ver­gü­tun­gen ein. Es wur­de Zeit dem gan­zen auf die Spur zu kom­men.

Ja­mes La­wrence ließ zwei sei­ner Agen­ten ru­fen die den Fall un­ter­su­chen und auf­klä­ren soll­ten. Sie wa­ren zwei sei­ner bes­ten. Ech­te Spür­hun­de und sehr gut aus­ge­bil­det. La­wrence brauch­te nicht lan­ge zu war­ten bis die bei­den an sei­ne Bü­ro­tür klopf­ten. Nachein­an­der ka­men die Spe­ci­al Agents Cooper Knight und As­hleigh Spears in sein Bü­ro. Ja­mes La­wrence for­der­te die bei­den auf vor sei­nem Schreib­tisch Platz zu neh­men. Sei­ne Agen­ten folg­ten mit ei­nem kur­z­en freund­li­chen Ni­cken und setz­ten sich auf die Be­su­cher­stüh­le vor sei­nem Schreib­tisch. As­hleigh warf einen kur­z­en Blick auf die Ak­ten die vor ihr auf dem Schreib­tisch ih­res Vor­ge­setz­ten la­gen. Die jun­ge Agen­tin er­kann­te so­fort das Kür­zel SNB dar­auf.

Neu­gie­rig frag­te sie, »Geht es um die an­geb­li­che Bun­des­be­hör­de?«

Ja­mes La­wrence nick­te nur kurz, »Was wis­sen sie dar­über Spears?«

»Nur das was in un­se­rem Sys­tem steht. Ei­ne an­geb­li­che Bun­des­be­hör­de die es gar nicht gibt be­nutzt Bür­ger in fi­nan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten als Ku­rie­re für Waf­fen und Dro­gen in den gan­zen USA. Wer da­hin­ter­steckt ist für die Er­mitt­lungs­be­hör­den ein Rät­sel. Man hat sie bis­her nicht ge­fun­den und es gibt auch kei­nen Hin­weis auf die Tä­ter.«

»Ex­akt Spears«, stimm­te Ja­mes La­wrence zu, »Un­se­re Auf­ga­be ist es die Tä­ter auf­zu­spü­ren und sie vor Ge­richt zu stel­len. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um hat mich mit die­ser Auf­ga­be be­traut. Sie sind zwei der bes­ten Agents un­ter mei­ner Zu­stän­dig­keit, des­halb wer­den sie die­se Auf­ga­be über­neh­men. Der letz­te Bür­ger wur­de in Port­land mit 18 kg Cry­stal Meth er­wi­scht. Bei sei­ner Fest­nah­me durch die ört­li­chen Po­li­zei­kräf­te wur­de er schwer ver­letzt. Sie flie­gen be­reits heu­te Nach­mit­tag und küm­mern sich um den Fall. Die Po­li­zei­füh­rung in Port­land ha­be ich be­reits in­for­miert. Man er­war­tet sie be­reits.«

Cooper Knight mach­te ein mür­ri­sches Ge­sicht. Ihm war nicht wohl bei dem Ge­dan­ken ein­fach der ört­li­chen Po­li­zei vor die Na­se ge­setzt zu wer­den. Die meis­ten Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten hat­te kei­ne be­son­ders gu­te Er­fah­run­gen mit Agen­ten des FBI ge­macht. Wann im­mer aus Wa­shing­ton ei­ni­ge Agen­ten auf einen Fall an­ge­setzt wur­den hat­ten sie die dum­me An­ge­wohn­heit gleich kom­plett al­les zu über­neh­men. An­de­re Mei­nun­gen als die der Agents zähl­ten dann nicht mehr und wur­den sys­te­ma­tisch igno­riert. Das ein­zi­ge was ihm an der Auf­ga­be ge­fiel war die Tat­sa­che, dass er mit As­hleigh Spears zu­sam­men an dem Fall ar­bei­ten durf­te. Ins­ge­heim hat­te er ei­ne Schwä­che für die Agen­tin an sei­ner Sei­te, was aber auf­grund der Struk­tu­ren der Er­mitt­lungs­be­hör­de au­ßen vor blei­ben muss­te. Be­zie­hun­gen un­ter Kol­le­gen dul­de­te man nicht.

»Gibt es noch Fra­gen?«, woll­te Ja­mes La­wrence von sei­nen Agen­ten wis­sen.

»Nur ei­ne«, mel­de­te sich Knight zu Wort, »da es sich da­bei schein­bar um ei­ne grö­ße­re Grup­pe han­delt, an­sons­ten wä­re es kaum im gan­zen Land mög­lich Bür­ger an­zu­wer­ben, ge­währt man uns wel­che Hil­fe?«

»Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ge­währt uns al­le ver­füg­ba­ren Mit­tel die wir be­nö­ti­gen.«

»Ich mein­te ei­gent­lich mehr Leu­te die an dem Fall mit uns ar­bei­ten und nicht Res­sour­cen«, prä­zi­sier­te Knight sei­ne Fra­ge.

La­wrence woll­te die­ser Fra­ge ei­gent­lich aus­wei­chen. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um stell­te ihm zwar al­les Mög­li­che zur Ver­fü­gung, aber mehr Leu­te konn­te er lei­der nicht auf­trei­ben. Trotz­dem konn­te er sei­ne Agents nicht im Stich las­sen, weil er wuss­te, dass die zwei ei­gent­lich viel zu we­nig wa­ren. »Ich hat­te ge­hofft, dass die­ses The­ma nicht zur Spra­che kommt«, gab er zu. »Mehr Mit­ar­bei­ter stellt man uns lei­der nicht zur Ver­fü­gung. Man ver­wies mich dann auf In­ter­pol in Ly­on, die ich aber bis­her nicht an­ge­fragt ha­be. Wir wer­den die­sen Fall al­lei­ne auf­klä­ren, oh­ne uns ir­gend­wel­che Schreib­tischtä­ter ans Bein zu bin­den. Nur, wenn es wirk­lich gar nicht mehr an­ders geht, wer­de ich dort nach­fra­gen uns we­nigs­tens ein oder zwei Leu­te zu schi­cken die dann un­ter ih­rer Füh­rung ar­bei­ten wer­den.«

»Blei­stift­jong­leu­re sol­len uns hel­fen?«, frag­te Spears et­was ent­täuscht.

»Lei­der ja«, be­stä­tig­te La­wrence und schlug die Au­gen nie­der. »Ich hät­te mir auch mehr Hil­fe ge­wünscht, aber vor­erst geht es erst ein­mal dar­um die gan­zen Aus­ma­ße des Sumpfs fest­zu­stel­len, be­vor wir ihn tro­cken le­gen kön­nen. Im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um nimmt man den Fall nicht ganz so wich­tig, dass man meh­re­re Leu­te da­für ab­stellt.«

As­hleigh Spears schüt­tel­te sau­er den Kopf, »Man for­dert ei­ne Auf­klä­rung mit al­len ver­füg­ba­ren Mit­teln und schickt dann zwei Agen­ten, weil man sich bei ei­nem Jah­res­e­tat von fast zehn Mil­li­ar­den Dol­lar im Jahr nicht mehr leis­ten kann. Statt­des­sen ver­weist man uns an In­ter­pol die mit ih­ren paar Mil­lio­nen im Jahr das al­les ma­chen kön­nen. Wir spa­ren am falschen En­de!«

Ja­mes La­wrence konn­te ihr nur zu­stim­men aber ihm wa­ren lei­der die Hän­de ge­bun­den. Sei­ne an­de­ren Agen­ten wa­ren im gan­zen Land ver­streut und hat­ten zu vie­le Bau­stel­len die sie be­a­ckern muss­ten. Knight stör­te das wie sei­ne Kol­le­gin auch nur sah er dar­in ei­ne Chan­ce län­ger mit Spears zu­sam­men­ar­bei­ten zu kön­nen. In sei­nen Au­gen war sie et­was ganz Be­son­de­res. Mit ih­ren 28 Jah­ren, den schul­ter­lan­gen kas­ta­ni­en­brau­nen Haa­ren und den blau­en Au­gen war sie ge­nau sei­ne Kra­gen­wei­te. Die an­ge­nehm dunkle Stim­me be­sorg­te das Üb­ri­ge. Zu­dem ver­ei­nig­te sie auch noch ei­ne gu­te Auf­fas­sungs­ga­be und ei­ne sehr ho­he In­tel­li­genz auf sich.

Auch As­hleigh fand ge­fal­len an ih­rem Kol­le­gen der ei­ne ge­wis­se Ähn­lich­keit mit dem jun­gen Burt Reynolds hat­te. Nur der Bart fehl­te Cooper Knight da­für aber den konn­te man ja wach­sen las­sen. Trotz­dem ka­men sich die bei­den nicht nä­her. Die Vor­schrif­ten beim FBI wa­ren in der Be­zie­hung ziem­lich deut­lich for­mu­liert und er­laub­ten kei­ne ro­man­ti­sche Be­zie­hung un­ter Kol­le­gen. Auf­ge­ben woll­te sie ih­ren Job aber bei der Bun­des­be­hör­de auf kei­nen Fall. Seit sie noch ein klei­nes Mäd­chen war träum­te sie da­von zur Po­li­zei zu ge­hen und ge­fähr­li­che Ver­bre­cher zu ver­haf­ten. Das hat­te sie jetzt end­lich er­reicht, auch wenn für das Pri­vat­le­ben kaum noch Zeit blieb. As­hleigh war mit ih­rem Job ver­hei­ra­tet. Das hat­te den un­glaub­lich großen Vor­teil, dass der nicht fremd­ge­hen konn­te wie ih­re da­ma­li­ge High­school Lie­be.

Cooper Knight be­kam von sei­nem Agen­ten­füh­rer noch ei­ne Ak­te über­reicht in der die Hin­wei­se zu der Grup­pie­rung SNB auf­ge­führt wa­ren und ver­ließ mit sei­ner Kol­le­gin das Bü­ro ih­res Chefs. Drau­ßen auf dem Gang führ­ten die bei­den ei­ne un­ge­zwun­ge­ne Un­ter­hal­tung wäh­rend sie zum Aus­gang schlen­der­ten. In we­ni­gen Stun­den wür­de schon ihr Flug nach Port­land ab­he­ben. For­mal war Cooper Knight auf­grund der län­ge­ren Dienst­zeit ihr Vor­ge­setz­ter aber das spiel­te zwi­schen ih­nen kei­ne Rol­le. Spears hat­te sich schon auf der Aka­de­mie einen Na­men ge­macht. Ihr Ge­dächt­nis war phä­no­me­nal. Die hüb­sche Spe­ci­al Agen­tin ver­gaß kein Ge­sicht und konn­te sich auch noch Jah­re spä­ter an die Er­eig­nis­se mit der Per­son er­in­nern. Cooper hat­te sei­ne Vor­tei­le eher im schrift­li­chen Be­reich. Die Fak­ten die er in den Ak­ten las, konn­te er fast ori­gi­nal­ge­treu wie­der­ge­ben. Das hat­te ihm in der Schu­le, wenn es um das Ge­dich­te aus­wen­dig ler­nen ging schon oft ge­nug ge­hol­fen. Ein oder zwei­mal kurz vor Un­ter­richts­be­ginn zu le­sen hat­te aus­ge­reicht um es frei auf­sa­gen zu kön­nen. Nur mit den Zah­len funk­tio­nier­te das nicht. Jah­res­zah­len ver­gaß er be­reits wie­der, nach­dem er sie ge­le­sen hat­te.

Vor der FBI Zen­tra­le ver­ab­schie­de­ten sie sich von­ein­an­der und fuh­ren zu ih­ren Woh­nun­gen. Sie muss­ten noch für den Auf­trag in Port­land pa­cken be­vor am Nach­mit­tag ihr Flie­ger ging. Erst kurz vor dem Ab­flug wür­den sie sich wie­der am Flug­ha­fen tref­fen. As­hleigh Spears war sehr ge­spannt auf das was sie er­war­ten wür­de. Nach­dem die ei­gent­li­che Po­li­zei bis­her nur Hin­wei­se ge­sam­melt hat­te, ka­men sie den Tä­tern nicht auf die Spur. Es brauch­te die Hil­fe der Pro­fis vom FBI. Die Hil­fe von ihr und ih­rem Kol­le­gen. Ei­gent­lich freu­te sie sich auf die­se Auf­ga­be, ihr war nur nicht wohl bei dem Ge­dan­ken kei­ner­lei Kol­le­gen au­ßer Cooper bei sich zu ha­ben. Sie wa­ren nur zu zweit und die Ge­sell­schaft SNB ope­rier­te in den ge­sam­ten USA. Wie vie­le Leu­te dar­an be­tei­ligt wa­ren, konn­te man nicht ab­schät­zen. Na­tür­lich hat­ten sie die Po­li­zei­be­am­ten der Städ­te im Rücken, aber die konn­ten ih­nen nur Hin­wei­se lie­fern.

Auch Cooper wä­re es lie­ber ge­we­sen in ei­nem großen Te­am auf Ver­bre­cher­jagd zu ge­hen und nicht nur mit sei­ner Kol­le­gin. Er wuss­te, dass es ge­fähr­lich wer­den könn­te nur zwei Bun­de­s­agen­ten ins Feld zu schi­cken, um ei­ne gan­ze Or­ga­ni­sa­ti­on hoch­zu­neh­men. Oft hör­te man da­von, dass Freun­de und Kol­le­gen aus dem Le­ben ge­ris­sen wur­den, nur weil sie im Kampf ge­gen skru­pel­lo­se Ver­bre­cher al­lei­ne ge­gen ei­ne Über­macht an­ge­tre­ten wa­ren. Ih­re ein­zi­ge Aus­sicht auf Hil­fe war In­ter­pol in Ly­on, die aber ers­tens noch nichts von ih­rem Glück wuss­ten und zum an­de­ren nur Bü­ro­ti­ger be­schäf­tig­ten die sich ma­xi­mal an Brief­bö­gen mal die Fin­ger auf­schnit­ten. Die­se Men­schen wa­ren nicht im frei­en Feld zu ge­brau­chen. Da konn­te es schon ziem­lich hart zur Sa­che ge­hen.

Am frü­hen Nach­mit­tag, die laue Früh­lings­son­ne stand be­reits schon ziem­lich tief am Fir­ma­ment, tra­fen die bei­den Agen­ten vor dem Flug­ha­fen von Wa­shin­ton D.C. zu­sam­men. Ih­re Rei­se­ta­schen wur­den in die Ma­schi­ne ge­la­den und die bei­den Spe­ci­al Agents folg­ten in die Alu­mi­ni­um­hül­le. Wäh­rend die Boeing 737 über die Start­bahn ras­te, warf Cooper Knight einen Blick in die Ak­ten die ih­nen ihr Agen­ten­füh­rer zu­sam­men­ge­stellt hat­te. As­hleigh bat ihn laut vor­zu­le­sen was sie bis­her hat­ten. Sie woll­te sich die Ak­ten nicht auch noch an­schau­en müs­sen. Cooper las und fass­te es in sei­nen ei­ge­nen Wor­ten für sie zu­sam­men.

»Die meis­ten Op­fer sind jun­ge Frau­en die in pre­kä­ren Le­ben­sum­stän­den ste­cken. Be­vor­zugt spre­chen sie Stu­den­tin­nen an, die mit dem Klein­geld was sie als Kell­ne­rin ver­die­nen ihr Le­ben und ihr Stu­di­um fi­nan­zie­ren. Sie lo­cken sie al­le mit klei­ne­ren Be­trä­gen, wie 2000 bis et­wa 5000 Dol­lar für ein­fa­che Bo­ten­diens­te. Ir­gend­wo et­was ab­ho­len und an ei­nem an­de­ren Ort wie­der ab­stel­len. Die Po­li­zei tappt nach wie vor im Dun­keln. Sie ha­ben so­gar schon ver­sucht einen Ver­däch­ti­gen nur zu be­schat­ten und dar­auf zu war­ten, wer das ge­lie­fer­te Päck­chen ab­holt, aber auch nach drei Ta­gen war noch nie­mand dar­an in­ter­es­siert. Als sie das Pa­ket dann selbst ge­holt ha­ben war es leer. Der In­halt war wie von Zau­ber­hand ver­schwun­den, ob­wohl sie das Pa­ket die gan­zen drei Ta­gen nicht aus den Au­gen ge­las­sen hat­ten. Was die Be­am­ten in Texas ver­sucht ha­ben wä­re auch mein ers­ter An­satz ge­we­sen. Die ha­ben nur den Lie­fe­rant mit Zi­vil­be­am­ten be­ob­ach­tet und dar­auf ge­war­tet was pas­siert. Aber auch nach mehr als ei­nem Mo­nat wur­de er nicht wie­der be­auf­tragt. Ir­gend­je­mand der Grup­pie­rung die hin­ter SNB steht muss ent­we­der die gan­zen Ku­rie­re über­wa­chen, oder Ver­bin­dun­gen in die höchs­ten Po­li­zei­krei­se ha­ben.«

»Das wird ja im­mer bes­ser«, maul­te As­hleigh Spears ih­ren Kol­le­gen an. »Da ver­schwin­det Ma­te­ri­al aus Pa­ke­ten die über­wacht wer­den und die Ku­rie­re wer­den nicht mehr ein­ge­setzt, wenn wir sie im Au­ge be­hal­ten. Das ist ja wie ver­hext! Aber könn­ten wir nicht mit ein biss­chen Über­wa­chungs­tech­nik zu­min­dest die Emp­fän­ger aus­fin­dig ma­chen?«

»Wie soll das ge­hen?«, frag­te Cooper ver­wirrt. »Die las­sen ih­re Pa­ke­te nicht un­be­auf­sich­tigt. Wir kön­nen da nicht ein­fach einen Sen­der an­brin­gen und dar­auf war­ten, dass es ab­ge­lie­fert wird.«

Spears lä­chel­te ge­heim­nis­voll, »Wenn wir einen Ku­ri­er um­dre­hen kön­nen dann schaf­fen wir es auch ein Pa­ket nach­zu­ver­fol­gen.«

Wäh­rend die Boeing in zehn Ki­lo­me­ter Hö­he wei­ter Rich­tung Wes­ten flog dis­ku­tier­ten die bei­den As­hleighs Vor­schlag. Die Fra­ge war nur wie man einen Ku­ri­er um­dre­hen konn­te oh­ne das die SNB Leu­te nichts da­von mit­be­ka­men. Ganz egal aus wel­cher Per­spek­ti­ve sie das Pro­blem aber auch be­trach­te­ten ka­men sie zu kei­nem zu­frie­den­stel­len­den Er­geb­nis. Das Pro­blem war ein­fach nicht zu lö­sen. Je­de Mög­lich­keit die sie be­spra­chen, führ­te im­mer wie­der in die glei­che Sack­gas­se. Ei­ne Lie­fe­rung die nicht aus den Au­gen ge­las­sen wur­de konn­te man nicht ein­fach mit ei­nem Sen­der ver­se­hen, oh­ne dass es je­mand mit­be­kam. Sie brauch­ten an­de­re Lö­sungs­an­sät­ze.

Dann be­rich­te­te Cooper vom letz­ten Ku­ri­er den die Kol­le­gen in Port­land fest­ge­nom­men hat­ten. »Ed­win Nash hat fast 18 kg Cry­stal Meth aus dem Kof­fer­raum ei­nes Wa­gens der an ei­ner Um­ge­hungs­stra­ße ab­ge­stellt war her­aus­ge­holt. Sein Auf­trag war es die hoch­ge­fähr­li­che Dro­ge nach Sa­cra­men­to in Ka­li­for­ni­en zu brin­gen. Als er sie über­nom­men hat­te wur­de er von den Kol­le­gen ein­kas­siert. Lei­der hielt er sich für einen Ge­heim­agen­ten der sei­nen Auf­trag zu En­de brin­gen muss­te und fing an sich ge­gen sei­ne Fest­nah­me zur Wehr zu set­zen. Ein jun­ger Strei­fen­cop, der ihn mit sei­ner Dienst­waf­fe in Schach hal­ten woll­te, um sei­nen Vor­ge­setz­ten zu si­chern war al­ler­dings so ner­vös bei der Ge­schich­te das sich ein Schuss ge­löst hat. Er traf Mis­ter Nash so un­glück­lich in den Ober­bauch, dass sein Pro­jek­til erst den Ma­gen durch­lö­cher­te und an­schlie­ßend die Milz zer­fetz­te. Der 19 Jah­re al­te Aus­hilfs­ar­bei­ter wur­de in der Kli­nik notope­riert und konn­te durch die Ärz­te ge­ret­tet wer­den. Die Kol­le­gen ha­ben sein Ap­par­te­ment durch­sucht und fan­den nicht den ge­rings­ten Hin­weis auf das SNB. Erst als sie ihn ver­neh­men konn­ten kam her­aus, dass er da­für 2500 Dol­lar er­hal­ten soll­te, was in sei­nem Fall un­ge­fähr drei Mo­nats­ge­häl­tern ent­spricht. Der Wa­gen den man ihm zur Ver­fü­gung stell­te war erst am Vora­bend aus der Ga­ra­ge ei­ner Fa­mi­lie ge­stoh­len die einen Kur­z­ur­laub in der Ka­ri­bik ver­bringt.«

»Sehr cle­ver«, summ­te As­hleigh, »Der Dieb­stahl des Wa­gens wä­re al­so gar nicht auf­ge­fal­len be­vor Nash sei­nen Auf­trag be­en­det hat­te. Wie ha­ben die Kol­le­gen da­von er­fah­ren, dass Mis­ter Nash et­was er­le­digt?«

»Es gab einen an­ony­men Hin­weis auf den Wa­gen in dem die Dro­gen ver­steckt wa­ren.«

»Ein an­ony­mer Hin­weis auf gleich mal 18 kg Cry­stal Meth? Wer könn­te ein In­ter­es­se dar­an ha­ben so et­was zu ver­ra­ten?«, frag­te sie.

»Ein Dro­gendea­ler dem es an­ge­bo­ten wur­de?«

»Un­wahr­schein­lich«, schüt­tel­te Spears den Kopf, »zu­fäl­lig weiß ich, dass die meis­ten Dro­gen an der West­küs­te über den Ha­fen von Se­att­le ins Land ge­lan­gen und Cry­stal Meth ver­kauft sich am bes­ten in Los An­ge­les, Las Ve­gas oder in San Fran­cis­co. Sa­cra­men­to liegt nicht weit von San Fran­cis­co ent­fernt. Gut mög­lich, dass es nur ein wei­te­rer Über­ga­be­ort war an dem die 18 Kg auf­ge­teilt wer­den soll­ten. 6 kg wer­den ex­tra ab­ge­packt und die rest­li­chen 12 kg wer­den durch einen wei­te­ren Ku­ri­er wei­ter nach Sü­den ge­schafft. 1,5 Gramm da­von kos­ten knapp 100 Dol­lar. Das sind al­so rech­ne­risch 1,2 Mil­lio­nen Dol­lar. Die 2500 Dol­lar für Nash sind al­so nicht mehr als ein klei­nes Trink­geld und er trägt das gan­ze Ri­si­ko.«

Cooper nick­te nur stumm. Ed­win Nash wür­de für ei­ni­ge Jah­re hin­ter Git­ter ver­schwin­den. Er wuss­te zwar nicht was er da trans­por­tiert aber das spiel­te auch kei­ne Rol­le. Al­lei­ne die trans­por­tier­te Men­ge war so groß, dass man ihm ei­ne Ver­tei­lungs­ab­sicht nach­wei­sen konn­te. Un­wis­sen­heit schützt nicht vor ei­ner Stra­fe. Die Stra­fe für Dro­gen­schmug­gel über ei­ne Bun­des­gren­ze war so schon hoch ge­nug, dass es kei­ne Rol­le mehr spiel­te, ob er es ver­kau­fen woll­te oder nicht.

3. Kapitel

Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

Es är­ger­te ihn maß­los. Der gan­ze Plan war ge­schei­tert. Er hat­te für die­ses Vor­ha­ben ex­tra mehr als ei­ne Mil­li­on ris­kiert und ein ver­damm­ter Strei­fen­cop mit sei­nem un­ru­hi­gen Fin­ger ver­ei­tel­te ihn. Jetzt hat­te er bril­lan­te Fo­tos, die ihm über­haupt nicht schmeck­ten. Wa­rum muss­te der Ser­geant ge­nau an die­sem ver­damm­ten Tag mit ei­nem Frisch­ling un­ter­wegs sein, der sich schon in die Ho­se macht, wenn ei­ner laut hus­tet? Das konn­te ein­fach nicht wahr sein. Gut, der Auf­tritt sei­nes Ku­ri­ers war gar nicht so übel wie er sich das vor­ge­stellt hat­te, aber die Fol­gen wa­ren al­les an­de­re als das, was er ge­plant hat­te. Aus­ge­rech­net die­ser Cop stand ihm in Port­land noch im Weg.

Der Plan war ei­gent­lich nar­ren­si­cher. Sein Ku­ri­er soll­te den ver­damm­ten Cop so weit rei­zen bis der sich nicht mehr hal­ten konn­te und dem Ku­ri­er et­was an­tut. Dann wä­re er ihn we­nigs­tens gleich los ge­we­sen und die Na­ti­on wä­re wie­der durch­ge­dreht. Ein dun­kel­häu­ti­ger Ku­ri­er, jung und däm­lich wie ei­ne Land­stra­ße, wird von ei­nem Dro­gen­cop auf of­fe­ner Stra­ße ver­prü­gelt. Da­zu die hüb­schen Fo­tos die er in Auf­trag ge­ge­ben hat­te schön un­ter die Me­di­en ver­teilt und schon hät­te er die­sen Ty­pen min­des­tens die nächs­ten tau­send Jah­re los. Die gan­ze afro­ame­ri­ka­ni­sche Be­völ­ke­rung hät­te wie­der et­was wor­auf sie ein­prü­geln konn­te und sei­ne Ge­schäf­te an der West­küs­te fie­len nicht mehr ins Ge­wicht. Vor al­lem be­käme sie nie­mand mit, weil sie al­le ab­ge­lenkt wä­ren.

Schon viel zu oft war ihm die­ser Dro­gen­spür­hund in die Pa­ra­de ge­fah­ren und hat­te mehr als ge­nug sei­ner Ak­tio­nen ver­hin­dert. Der muss­te ein­fach weg, da­mit er in Port­land freie Hand hat­te. Jetzt stand er in sei­nem Bü­ro am Fens­ter und blick­te hin­un­ter auf den La­ke Erie. In sei­ner Hand hielt er ein Glas zwölf Jah­re ge­reif­tem Scotch mit zwei Eis­wür­feln, die im Glas klirr­ten. Er muss­te sich et­was Neu­es aus­den­ken. Der Blick auf das blaue Was­ser, was in der Früh­lings­son­ne glänz­te, brach­te ihn im­mer wie­der auf die bes­ten Ide­en. Heu­te al­ler­dings blieb die Wir­kung aus. Da­für mel­de­te sich das Te­le­fon auf sei­nem Schreib­tisch. Miss­mu­tig stell­te er das Glas auf die Tisch­plat­te und nahm das Ge­spräch ent­ge­gen.

»Was?«, frag­te er sau­er.

»Wir be­kom­men ein Pro­blem in Port­land, Sir.«

»Was für ein Pro­blem? Tritt zu­fäl­lig noch der Co­lum­bia Ri­ver über die Ufer und schwemmt die­ses Dreck­loch weg?«

»Nein Sir«, schränk­te der An­ru­fer ein. »Das FBI ist auf dem Weg nach Port­land. Wa­shing­ton schickt zwei Spe­ci­al Agents die un­se­re Ak­ti­vi­tä­ten un­ter­su­chen sol­len. Die sit­zen schon in ei­ner Ma­schi­ne, die in Kür­ze hier lan­det!«

»Ha­ben wir zu­fäl­lig noch ei­ne Bo­den-Luft-Ra­ke­te üb­rig? Wir könn­ten sie vom Him­mel ho­len. Es war klar, dass sich die­se Schnüff­ler ir­gend­wann auf die Su­che ma­chen. Wir sind dar­auf vor­be­rei­tet. Schaf­fen sie bes­ser die­sen Ser­geant Bar­ber aus dem Weg. Der hat uns in den letz­ten Mo­na­ten schon vie­le Lie­fe­run­gen ver­saut und ich bin es lang­sam leid ihn mit Samt­hand­schu­hen an­fas­sen zu müs­sen.«

»Un­se­re Waf­fen sind be­reits ver­kauft Sir. Aber das ist das FBI, was da an­kommt und kein Tau­ben­züch­ter­ver­ein.«

»Es gibt kei­nen großen Un­ter­schied zwi­schen dem FBI und ei­nem Tau­ben­züch­ter­ver­ein. Die wer­den nichts Ver­wert­ba­res fin­den und flie­gen dann wie­der zu­rück. Selbst, wenn sie et­was fin­den soll­ten ha­be ich sie im­mer ge­nau da wo ich sie ha­ben will. Je mehr sie zu se­hen glau­ben, um­so ein­fa­cher ist es sie zu täu­schen. Un­se­re Vö­gel­chen be­kom­men Bar­geld in ei­nem Brief­um­schlag, das sich nicht zu­rück­ver­fol­gen lässt. Die glau­ben, sie ar­bei­ten für ei­ne staat­li­che Be­hör­de und es gibt im gan­zen Land Mil­lio­nen da­von. Das ein­zi­ge, was mir Sor­gen macht, sind die­se däm­li­chen Be­am­ten, die mir im­mer wie­der in die Sup­pe spu­cken und ex­trem ho­he Kos­ten ver­ur­sa­chen. Das Hu­man­ka­pi­tal ist egal, die sind leich­ter zu er­set­zen als feh­len­de Zi­ga­ret­ten. Aber die­se klei­nen Men­gen, die wir sie trans­por­tie­ren las­sen, ge­hen ganz schön ins Geld. Ro­ger Bar­ber hat uns zwi­schen­zeit­lich schon mehr als vier Mil­lio­nen ge­kos­tet, weil er sei­ne Ad­ler­na­se im­mer wie­der in mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten hängt. In kei­ner an­de­ren Stadt ha­ben wir die­ses ver­damm­te Pro­blem. Aber es ist nicht so ein­fach einen Dro­gen­fahn­der um­zu­le­gen, oh­ne die ge­sam­te Trup­pe auf­zu­we­cken, die an ih­ren Do­nut­lä­den schla­fen. Ich möch­te den aus dem Weg ha­ben, dann kön­nen wir end­lich mit großen Men­gen ope­rie­ren.«

»Was sol­len wir tun?«, frag­te die Stim­me aus dem Te­le­fon.

»Nicht in die Ho­sen schei­ßen. Ich küm­me­re mich schon dar­um. Im Mo­ment blei­ben wir in Port­land bei den klei­nen Men­gen bis wir end­lich Bar­ber aus dem Weg ha­ben. Än­dern sie ein­fach die Rou­ten für un­se­re Lie­fe­run­gen bis ich grü­nes Licht ge­be.«

»Wann kommt die nächs­te Lie­fe­rung?«

Er muss­te kurz nach­den­ken. Es war nicht so ein­fach den Über­blick zu be­hal­ten, wenn man in vie­len Städ­ten gleich­zei­tig am Ar­bei­ten war. Dann fiel es ihm wie­der ein. »Die nächs­te Lie­fe­rung trifft nächs­ten Don­ners­tag ein. Ir­gend­was um 30 Ki­lo­gramm in klei­nen Men­gen wie bis­her. Ver­sen­den sie ma­xi­mal fünf Ki­lo­gramm zu un­se­ren Ab­neh­mern, bis wir den blö­den Cop los­ge­wor­den sind.«

»In Ord­nung Sir«, klang die Stim­me aus dem Hö­rer und die Ver­bin­dung wur­de un­ter­bro­chen.

Der gu­te Scotch in sei­nem Glas war durch die ge­schmol­ze­nen Eis­wür­fel schon ver­wäs­sert. Wü­tend kipp­te er den In­halt in die Blu­men auf sei­ner Fens­ter­bank und schenk­te sich ein zwei­tes Glas ein. Die­ses Mal oh­ne Eis­wür­fel. Er brauch­te einen Plan, den Ro­ger Bar­ber, den Dro­gen­fahn­der aus Port­land, end­lich dar­an hin­der­te, sei­ne Ge­schäf­te auf­zu­de­cken. Er­neut blick­te er wie­der auf das auf­ge­wühl­te Was­ser un­ter­halb sei­nes Bü­ros. Nur we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter hat­te er ei­ne groß­ar­ti­ge Idee, wie er sei­nen Wi­der­sa­cher im Wes­ten aus dem Weg räu­men könn­te. Er trank den Scotch mit ei­nem tie­fen Zug aus und schluck­te das hoch­pro­zen­ti­ge Ge­tränk. Die Hit­ze des Al­ko­hols in sei­nem Sch­lund fühl­te er bis es in sei­nem Ma­gen lan­de­te. Dann griff er zum Te­le­fon und wähl­te ei­ne Kurz­wahl.

»Ja?«, mel­de­te sich ei­ne zar­te Frau­en­stim­me.

»Hal­lo Em­ma. Sag mal, wann hat Bar­ber sei­nen nächs­ten Ter­min bei ei­ner dei­ner An­ge­stell­ten?«

»In un­ge­fähr ei­ner Wo­che be­sucht ihn Ma­de­lei­ne, aber warum möch­test du das wis­sen?«

»Kannst du Ma­de­lei­ne et­was mit­ge­ben, wenn sie ihn be­sucht?«

»Kla­mot­ten oder was?«, frag­te sie.

»Hör auf mit dem Un­sinn. Ich will, dass sie ihm et­was un­ter­schiebt, am bes­ten gut ver­steckt!«

Er hör­te sie lei­se stöh­nen be­vor sie sag­te, »Wie groß und schwer ist es, was sie ver­ste­cken soll?«

Ein Lä­cheln um­spiel­te sei­ne Lip­pen, »Et­wa ein Pfund schwer und nicht grö­ßer als drei Schach­teln Kip­pen.«

»Das soll­te sie schaf­fen. Musst du wis­sen, wo es ver­steckt ist?«

»Nur grob. Das FBI wird es dann schon fin­den und ihn aus dem Ver­kehr zie­hen!«

»Du weißt schon das mir da­durch ein Stamm­kun­de weg­fällt?«

Er nick­te. »Na­tür­lich weiß ich das. Ich wer­de mir et­was als Aus­gleich ein­fal­len las­sen. Vi­el­leicht der Bür­ger­meis­ter oder so.«

»Der ist doch so­wie­so schon Kun­de bei mir«, lach­te sie, »Die hal­be Stadt­ver­wal­tung ist bei mir Kun­de. Wenn das de­ren Schlam­pen zu Hau­se wüss­ten, könn­te ich die Stadt über­neh­men!«

»Du be­kommst einen Aus­gleich, das ist ver­spro­chen, Em­ma. So­bald Bar­ber weg ist sor­ge ich da­für, dass du einen neu­en Kun­den be­kommst, der ge­nug Geld bei dir lässt«, ver­sprach er.

»Okay, ich ge­be dir Be­scheid wo Ma­de­lei­ne dein Päck­chen ver­steckt hat. Wer bringt es?«

Er dach­te kurz dar­über nach, dann sag­te er, »Ein Ku­ri­er wird es am üb­li­chen Platz hin­ter­le­gen. Ich sor­ge da­für, dass es spä­tes­tens am Don­ners­tag da ist.«

»In Ord­nung«, be­stä­tig­te sie die Ab­spra­che. »Ich ge­be dir so­fort Be­scheid wo sie es bei ihm hin­ter­legt hat.«

»Dan­ke Em­ma«, lä­chel­te er und leg­te auf.