Eine lausige Hexe - Jill Murphy - E-Book
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Eine lausige Hexe E-Book

Jill Murphy

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Beschreibung

Mildred, die kleine Hexe, und ihr Kätzchen Tapsi finden in Frau Grausteins Hexenakademie alles ganz fürchterlich schwierig. Doch mit Maudes Hilfe bestehen die beiden die Prüfungen am Ende der ersten Klasse ­ und dürfen bleiben.

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Jill Murphy

Eine lausige Hexe

Aus dem Englischen von Ursula Kösters-Roth

Diogenes

Für Reeney

1

Die Hexenakademie von Frau Graustein lag auf dem Gipfel eines hohen Berges inmitten eines dichten Kiefernwaldes. Das Gebäude mit dem düsteren Gemäuer und den zahlreichen Ecktürmchen ähnelte eher einem Gefängnis als einer Schule. Hoch über der Mauer, die den Pausenhof begrenzte, konnte man manchmal die Schülerinnen wie Fledermäuse durch die Lüfte sausen sehen. Doch meist lag das Gebäude versteckt in dichtem Nebel. Und wer dann den Berggipfel zu erspähen versuchte, konnte nicht einmal erkennen, dass dort oben ein Haus stand.

Alles an dieser Schule wirkte düster und geheimnisvoll: die langen, dunklen Flure, die verwinkelten Treppen und sogar die Mädchen in den langen, schwarzen Röcken, den schwarzen Strümpfen, den hohen, schwarzen Nagelschuhen und den grauen Blusen mit den schwarz-grauen Schulkrawatten. Selbst die Sommerkleider waren grau-schwarz kariert. Als einzige Abwechslung in diesem düsteren Einerlei stachen die farbigen Schärpen ins Auge, die sich die Mädchen um die Taille banden – jedes Haus hatte eine eigene Farbe –, und natürlich das Schulwappen, eine schwarze Katze auf gelbem Mond. Zu besonderen Anlässen aber, wie zum Beispiel Feste, Preisverleihungen oder in der Walpurgisnacht, trugen die Mädchen ihr Festgewand, ein langes Kleid und einen hohen, spitz zulaufenden Hut. Aber die waren alle beide ebenfalls schwarz und änderten somit nichts an dieser düster geheimnisvollen Atmosphäre.

Es gab hier so viele Regeln und Vorschriften, dass man nicht einmal den kleinen Finger rühren konnte, ohne mit einem Tadel oder einer Rüge rechnen zu müssen, und jede Woche wurden Tests und Arbeiten geschrieben.

Mildred Hoppelt ging in die erste Klasse. Sie gehörte zu jenen Menschen, die ständig in irgendeinen Schlamassel gerieten. Nicht, dass sie absichtlich die Schulregeln brechen oder gar die Lehrer ärgern wollte, aber irgendwie schien sie das Unglück magisch anzuziehen. Bedenkenlos konnte man sein Vermögen darauf wetten, dass sie den Hut falsch herum aufgesetzt oder die Schnürsenkel nicht gebunden hatte. Nur selten gelangte Mildred ans Ende des Flurs, ohne dass jemand sie mahnend zur Ordnung rief, und fast jeden Abend musste sie Strafarbeiten machen oder stand unter Hausarrest. (Aber wo hätten die Mädchen eigentlich hingehen sollen?)

Dennoch hatte Mildred viele Freundinnen, die in der Hexenküche allerdings gerne möglichst großen Abstand zu ihr hielten. Ihre beste Freundin Maude aber ging mit ihr durch dick und dünn. Was immer auch geschah, sie hielt Mildred unverbrüchlich die Treue. Die beiden bildeten schon ein etwas seltsames Paar, denn Mildred war gertenschlank und hoch aufgeschossen. Das Haar hatte sie zu langen Zöpfen geflochten, auf deren Enden sie oft gedankenlos herumkaute. (Auch das trug ihr häufig Ärger ein.) Maude hingegen war ziemlich klein und pummelig. Sie trug eine runde Hornbrille und hatte das Haar zu Rattenschwänzen zusammengebunden.

Am ersten Schultag erhält jede Schülerin einen Besen und Unterricht im Fliegen. Das dauert eine ganze Weile, denn mit dem Besen fliegen ist bei weitem nicht so einfach, wie es aussieht. Nach ungefähr einem halben Jahr bekommt dann jedes Mädchen eine schwarze Katze, der es beibringen muss, auf dem Besen mitzufliegen. Das hat keinen besonderen Sinn, sondern dient nur der Aufrechterhaltung einer alten Tradition. Andere Schulen haben zum Beispiel Eulen, das ist Geschmackssache. Frau Graustein ist eine recht altmodische Schulleiterin, die derlei neuartigen Unsinn nicht mag. Sie lehrt ihren jungen Hexen all jene Bräuche und Regeln, die sie selbst in ihrer Jugend gelernt hat. Am Ende des ersten Schuljahres dann bekommt jede Schülerin Das Einmaleins der Hexensprüche, ein zehn Zentimeter dickes, in schwarzes Leder gebundenes Buch. Das war allerdings nicht für den täglichen Gebrauch gedacht, denn im Unterricht benutzten sie bereits die Taschenbuchausgabe, aber wie bei der Sache mit den Katzen ist auch das eine alte Tradition. Abgesehen von der alljährlichen Preisverleihung gibt es erst wieder in der fünften und letzten Klasse eine große Schulfeier, wenn die Schülerinnen ihre Hexendiplome offiziell überreicht bekommen.

Allerdings schien es eher unwahrscheinlich, dass Mildred es jemals bis dahin schaffen würde. Bereits nach den ersten beiden Tagen in der Schule krachte sie mit ihrem Besen gegen die Schulhofmauer. Der Besen zerbrach in zwei Teile, und ihr Hut sah aus wie eine Ziehharmonika. Mildred reparierte den Besen mit Leim und Klebeband. Glücklicherweise flog er noch immer. Aber an der Bruchstelle bildete das Klebeband einen ziemlich hässlichen Wulst, und manchmal fiel ihr das Steuern ausgesprochen schwer.

Die Geschichte beginnt etwa zu der Zeit, als Mildred bereits die Hälfte des ersten Schuljahres hinter sich hatte, an jenem Abend, bevor sie die Katzenbabys bekommen sollten …

Es war schon fast Mitternacht, und das Internat war in völlige Finsternis gehüllt. Nur durch ein schmales Fenster drang der sanfte Schimmer einer brennenden Kerze. Es war Mildreds Zimmer. Sie saß aufrecht im Bett, im grau-schwarz gestreiften Schlafanzug. Alle paar Minuten fielen ihr die Augen zu. Maude saß am Fußende, eingemummelt in ein graues Flanellnachthemd und ein schwarzes Wolltuch. Die Zimmer der Schülerinnen sahen alle gleich aus: Die Einrichtung beschränkte sich auf einen Schrank, ein eisernes Bettgestell, einen Tisch und einen Stuhl. Licht drang nur durch eine schmale, kleine Öffnung im Gemäuer, wie man sie von Burgen oder Festungen kennt. An der nackten Wand war eine Bilderleiste befestigt. Daran hing ein Tuch mit einer Stickerei aus Das Einmaleins der Hexensprüche – und tagsüber auch oft ein paar Fledermäuse. In Mildreds Zimmer wohnten drei Fledermäuse, kleine, gutmütige Tierchen mit flauschigem Fell. Mildred liebte Tiere, und sie konnte kaum noch den nächsten Tag erwarten, an dem sie endlich ihr eigenes Katzenbaby bekommen sollte. Alle freuten sich auf dieses große Ereignis und hatten den Abend dazu genutzt, die Festkleider zu bügeln und die Dellen aus ihren besten Hüten zu drücken. Maude war viel zu aufgeregt zum Schlafen. Darum hatte sie sich in Mildreds Zimmer geschlichen, um sich mit ihrer besten Freundin ein wenig zu unterhalten.

»Wie wirst du deines nennen, Maude?«, erkundigte sich Mildred verschlafen.

»Mitternacht«, antwortete Maude. »Das klingt ziemlich dramatisch, finde ich.«

»Ich mache mir Sorgen«, bekannte Mildred und kaute auf ihrem Zopf. »Bestimmt wird mir wieder irgendetwas Grässliches passieren. Wahrscheinlich trete ich ihm auf den Schwanz, oder es springt aus dem Fenster, wenn es mich sieht. Irgendetwas wird wieder schief gehen, hundertprozentig.«