Eine Villa in Sizilien: Feigen und ein Kadaver (Ein Hund und Katz Wohlfühlkrimi – Band 2) - Fiona Grace - E-Book

Eine Villa in Sizilien: Feigen und ein Kadaver (Ein Hund und Katz Wohlfühlkrimi – Band 2) E-Book

Fiona Grace

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Beschreibung

"Ausgesprochen unterhaltsam. Wärmstens allen Liebhabern ausgezeichneter Krimis empfohlen, mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Handlung. Sie werden nicht enttäuscht sein! So lässt sich ein Wochenende bei schlechtem Wetter am besten verbringen!" – Buch- und Filmrezensionen (über Der Tod kam vor dem Frühstück) EINE VILLA IN SIZILIEN: FEIGEN UND EIN KADAVER ist der 2. Band in einer wunderbaren neuen Wohlfühlkrimi-Reihe der Bestseller-Autorin Fiona Grace, die auch Der Tod kam vor dem Frühstück geschrieben hat, einen Nr. 1 Bestseller mit über 100 Fünf Sterne-Bewertungen (und einem kostenlosen Download)! Audrey Smart, 34, hat ihr Leben von Grund auf verändert: Sie hat ihr Dasein als Tierärztin (und eine Reihe gescheiterter Liebesbeziehungen) hinter sich gelassen und ist nach Sizilien gezogen, um ein Haus für 1 Dollar zu kaufen – und eine damit verbundene Renovierung in Angriff zu nehmen, womit sie sich allerdings überhaupt nicht auskennt. Audrey ist damit beschäftigt, ein neues Tierheim im der kleinen Stadt zu eröffnen, während sie gleichzeitig ihr eigenes, baufälliges Haus renoviert – und sich wieder verabredet. Mit Hilfe von Freunden beginnt sie, kranke, streunende Hunde aufzunehmen. Doch nicht alle im Ort sind ihr für ihre Dienste dankbar, und sie macht sich bald unverhofft Feinde. Als Audrey einen Tipp erhält, dass in der Nähe der Küste ein verletzter Hund liegt, und sie ihn suchen geht, findet sie stattdessen die Leiche eines mächtigen Einheimischen. Kann Audrey, die nun des Mordes verdächtigt wird, das Verbrechen aufklären und ihren Namen wieder reinwaschen? Oder wird ihr sizilianischer Traum platzen? Ein Wohlfühlkrimi mit einer ordentlichen Prise Humor und voller Intrigen, romantischer Szenerien, Tiere, Essen, Wein – und natürlich Liebe. EINE VILLA IN SIZILIEN wird Sie im Sturm erobern, und Sie werden das Buch erst wieder zur Seite legen, wenn Sie es zu Ende gelesen haben. "Das Buch ist mit viel Herz geschrieben, und die Handlungsstränge fügen sich so nahtlos zusammen, dass weder der Charakter des Buches noch die Geschichte darunter leiden. Und dann erst die Figuren, so viele tolle Figuren! Ich kann Fiona Graces nächstes Buch kaum erwarten." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Wow, was für ein rasantes Tempo! Dieses Buch lässt einen nicht mehr los! Ich empfehle es allen Krimi-Liebhabern, die auf Geschichten mit unerwarteten Wendungen, Romantik und einem verloren geglaubten Familienmitglied stehen. Gerade lese ich schon das nächste Buch!" – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Das Buch hält einen in Atem. Mit der richtigen Mischung aus Figuren, Orten und mit viel Gefühl. Es ist mir schwergefallen, mit dem Lesen aufzuhören, und ich möchte unbedingt das nächste Buch aus dieser Reihe lesen." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) Band 3 aus dieser Reihe – VINO UND EIN TODESFALL – ist nun ebenfalls erhältlich!

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Seitenzahl: 313

Veröffentlichungsjahr: 2021

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EINE VILLA IN SIZILIEN:

FEIGEN UND EIN KADAVER

Fiona Grace

Debütautorin Fiona Grace ist die Verfasserin der LACEY DOYLE COZY-Krimis, welche bisher neun Bücher umfassen; der EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-Krimis, die bisher zwei Bücher umfassen; und der BÄCKEREI AM STRAND COZY-Krimis, die bisher drei Bücher umfassen.

Fiona freut sich, von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.fionagraceauthor.com für kostenlose eBooks und die neuesten Informationen. Schauen Sie vorbei.

Copyright © 2020 von Fiona Grace. Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen verschenkt werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist ein Werk der Belletristik. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jackenbild Copyright Romas_Photo

BÜCHER VON FIONA GRACE

EIN HUND UND KATZ WOHLFÜHLKRIMI

EINE VILLA IN SIZILIEN: OLIVENÖL UND MORD (Buch #1)

EINE VILLA IN SIZILIEN: FEIGEN UND EIN KADAVER (Buch #2)

EIN COZY-KRIMI AUS DER BÄCKEREI AM STRAND

EIN CUPCAKE ZUM STERBEN (Buch #1)

EIN COZY-KRIMI MIT LACEY DOYLE

DER TOD KAM VOR DEM FRÜHSTÜCK (Buch #1)

FÄHRTENSUCHE IM SAND (Buch #2)

VERBRECHEN IM CAFÉ (Buch #3)

EIN VERHÄNGNISVOLLER BESUCH (Buch #4)

EIN TÖDLICHER KUSS (Buch #5)

EIN MALERISCHER MORD (Buch #6)

VERSTUMMT DURCH EINEN ZAUBER (Buch #7)

VERDAMMT DURCH EINE FÄLSCHUNG (Buch #8)

KATASTROPHE IM KLOSTER (Buch #9)

EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-KRIMI

EIN ERLESENER MORD (Buch #1)

EIN ERLESENER TODESFALL (Buch #2)

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL EINS

Jedes Mal, wenn Audrey durch Mussomeli spazierte, musste sie daran denken, wie sehr sie dieses sizilianische Städtchen auf einem Hügel doch liebte: seine schönen, alten Häuser mit barocker Architektur sowie den Duft von frisch gebackenen italienischen Köstlichkeiten, der sich mit der Meeresbrise und der frischen Bergluft vermengte. Die Einheimischen und die Käufer der Ein-Euro-Häuser winkten sich fröhlich zu und begrüßten einander. Die Sonne lachte meist am Himmel, und es hatte in der Regel angenehme 20 Grad. Auch wenn viele der Häuser verfallen und die Brunnen lediglich Steinhaufen waren, so bot der Ort dennoch eine Vielzahl an Möglichkeiten. Jeder Tag war ein Versprechen, dass sie eines Tages in ihrem mediterranen Traumhaus leben würde.

Zuerst war Mason, Audreys attraktiver amerikanischer Schreiner, mit seinen langen, sportlichen Schritten vor ihr gelaufen. Aber als sie sich dem Haus näherten, das Orlando Falco – der Präsident des Stadtrats – ihr genannt hatte, ging Audrey schneller und fing langsam an zu keuchen. Als sie die Via Barcellona erreichten – die Straße, in der das Gebäude für ihre neue Tierarztpraxis stand – lief sie beinahe.

Mason begann zu joggen und holte sie mühelos ein. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du mich loswerden willst.“

Da sie nicht sehr sportlich war, hatte Audrey ihre liebe Not damit, wieder zu Atem zu kommen. Als sie endlich wieder sprechen konnte, tat sie das nur stockend. „Ich bin … einfach nur … sehr aufgeregt … Ich kann es kaum erwarten … diesen Ort zu renovieren … und anzufangen, Patienten zu behandeln.“

„Ja. Lass uns das Pferd nicht von hinten aufzäumen. Hoffentlich ist das Haus in keinem allzu schlechten Zustand.“

„Nein. Der Stadtrat sagte mir, dass es lediglich ein paar kleinere Ausbesserungen braucht. Bestimmt wird es in einer Woche nutzbar sein.“

Falco war am Vortag vorbeigekommen und hatte ihr eine Wegbeschreibung in Form einer rasch angefertigten Zeichnung gegeben, außerdem den Schlüssel für die Eingangstür. Die Stadt würde ihr das Gebäude im Gegenzug für ihre Dienste zur Verfügung stellen, außerdem einen großzügigen Zuschuss, um das Ganze zu renovieren. Audrey schaute auf die Zeichnung und dann auf die Hausnummern, um das richtige Gebäude inmitten der eng beieinander stehenden, unscheinbaren Ladenzeilen auszumachen. Beim Aufblicken kniff sie die Augen zusammen.

„Es sollte hier irgendwo sein.“

Sie passierten eine alte katholische Kirche mit einer Marienstatue davor und einen Dorfplatz mit einem kleinen Brunnen. Falco hatte gesagt, dass es sehr zentral gelegen wäre, eine erstklassige Immobilie, und Audrey hatte sich kurzzeitig gefragt, warum sich das kein anderer Ladenbesitzer geschnappt hatte. Aber sie war zu aufgeregt gewesen, um das ihren guten Freund Orlando Falco zu fragen. Sie blieb stehen, drehte sich um ihre eigene Achse und versuchte, sich zu orientieren.

„Ist es das?“

Mason deutete quer über die Straße zu einer kleinen Ladenzeile mit einem Schild davor, auf dem Affittasi Commerciale stand.

Sie drehte das Papier und schaute auf die Hausnummer: 135. „Ja, das könnte es sein! Ich glaube, das ist es!“

Sie sprang praktisch darauf zu und blieb dann stehen, um seine Pracht zu bewundern. Es war ein schmales Gebäude, dessen Schaufenster mit Papier zugeklebt waren, so dass sie nicht hineinsehen konnte. Die Mauern bestanden aus roten Ziegeln, und es hatte eine hübsche, türkisblaue Tür mit einem gläsernen Knauf und einem kleinen Messingschlitz für die Post. Audrey hatte bislang nur für eine große Tierarztpraxis gearbeitet, in Boston. Noch nie hatte sie ihre Eigene gehabt. Vor Aufregung bebend stellte sie sich die Aufschrift Mussomeli Veterinaria, Dott. Audrey Smart in großen Lettern über dem Schaufenster vor.

Und ja, das Gebäude war fast direkt schräg gegenüber vom Dorfplatz, einen Steinwurf von dem hübschen Brunnen, entfernt. Sie drehte sich zu Mason, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Oooh! Es hat eine tolle Lage! Es sieht toll aus! Findest du nicht, dass es toll aussieht?“, fragte sie ihn und schüttelte seinen Arm ein wenig. Sie war so aufgeregt wie vor dem Weihnachtsmorgen und konnte sich kaum beherrschen.

Mit den Händen in den Hosentaschen beäugte Mason das Haus etwas skeptischer. „Warum hebst du dir deine Aufregung nicht auf, bis wir drinnen sind, Boston?“

„Ich kann’s kaum erwarten“, erwiderte sie und lief über den Bürgersteig zur Eingangstür. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und stieß die Tür auf … Und heraus waberte  der scheußlichste Gestank, der  ihr jemals in die Nase  gestiegen war. Der beißende Geruch ließ sie rückwärts stolpern, so dass sie  Mason auf die Zehen trat.

„Au, hey …“ Er hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne. „Was ist da drinnen gestorben?“

Audrey zuckte zusammen. Das wollte sie nicht unbedingt herausfinden. Andererseits war sie bereits mit ihrem eigenen Haus tausend Tode gestorben und hatte viele ekelhafte Dinge gesehen – von grünem Schimmel bis hin zu einem Waschbecken mit langen, schwarzen Haaren im Abfluss, bei deren Anblick sie die ganze Zeit, während sie es saubergemacht hatte, hatte würgen müssen. Jetzt konnte sie nichts mehr schocken.

Sie hielt sich die Nase zu und ging hinein. Im vorderen Bereich gab es einen kleinen Empfang, zu ihrer Rechten strömte durch ein riesiges Rundfenster Tageslicht hinein, das einen großen Raum erhellte. „Was glaubst du, was war das früher?“, fragte sie und beugte sich nach unten, um etwas aus dem überall herumliegenden Gerümpel aufzuheben. „Oh. Das war es also!“

Es war eine Werbebroschüre für einen Staubsauger. Sie zeigte sie Mason, der darauf starrte, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Staubsauger gesehen. Er hob den Kragen seines T-Shirts hoch, um sich damit die Nase zu bedecken, und legte damit einen Teil seiner Bauchmuskeln frei. Brina hätte das gefallen … Und sie hätte gewollt, dass Audrey ein paar Fotos davon macht.

„Ein alter Staubsauger-Laden“, erläuterte sie und versuchte, Masons Sixpack zu ignorieren.

„Staubsauger-Laden?“ Jetzt war er vollends verwirrt. Mit seiner gedehnten, nasalen Sprechweise aufgrund der zugehaltenen Nase klang er ein wenig wie ein trauriger Country-Sänger. „Du meinst, dass hier nur Staubsauger verkauft wurden? Warum?“

Manchmal war er wirklich total naiv. Beinahe, als käme er aus einer anderen Welt. Sie ignorierte seine Frage und ging zum vorderen Bereich. „Hier könnte das Wartezimmer sein“, sagte sie und stellte sich alles bis ins Detail vor. Sie kletterte über ein Schaufenster-Regal, in dem immer noch diverse Broschüren für sehr alte Staubsauger steckten, und winkte. „Wenn wir hier eine Wand hochziehen und das Ganze vom hinteren Bereich abtrennen, brauchen wir wahrscheinlich zwei oder drei Untersuchungszimmer, einen Zwinger, einen Lagerraum … Meinst du, Zwinger aus Maschendraht wären gut, oder sollten wir versuchen, umwelt- und tierfreundlicher zu sein?“

Mason kniff die Augenbrauen zusammen. „Äh, Audrey …“

„Besser etwas Umweltfreundliches. Bestimmt werden es die Leute hier schätzen, wenn wir etwas ökologischer auftreten. Vielleicht hat das auch steuerliche Vorteile. Oh, sieh mal!“ Sie rannte zum hinteren Teil des Ladens. Dort war ein mit einer alten Holzvertäfelung verkleideter Flur, der zu zwei Räumen führte. Audrey stieß eine der Türen zu einem winzig kleinen Esszimmer mit einem alten Automaten sowie einem kleinen Bistrotisch auf. Außerdem gab es ein kleines Bad mit abblätternden, Kaugummi-rosa Kacheln. Perfekt.

„Weißt du, Kleines“, rief Mason, während sie in ihrer Handtasche nach einem Stift kramte. Sie wollte eine Liste mit Dingen, die sie kaufen musste, erstellen. „Ich mag ein verdammt guter Schreiner sein, aber unter keinen Umständen werde ich dieses Haus in einer Woche für dich fertig haben. Ich hoffe, das ist dir klar.“

Sie lächelte, als sie in den Tiefen ihrer Tasche endlich was zum Schreiben gefunden hatte. „Du kannst alles schaffen, was du dir vornimmst“, sagte sie und wiederholte damit etwas, was ihr Vater ihr immer wieder gesagt hatte, als sie klein gewesen war. „Ich vertraue dir voll und ganz.“

Masons Blick schweifte durch den Raum. „Da geht es aber nur dir so.“

Audrey sah ihn an, und eine leichte Wut stieg in ihr auf. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war jemand, der ihr ihre Illusionen raubte. Wenn sie es nicht schaffte, die Praxis bald zu eröffnen und ein paar zahlende Kunden zu bekommen, würde sie untergehen.

Sie schob den Gedanken beiseite. „Ach, komm schon. Es ist perfekt. Schau mal.“ Sie drehte die Karte um und begann, ihre Ideen auf einer Glasvitrine zu skizzieren. Er schaute ihr über die Schulter und lachte ein wenig, aber es war nicht sein übliches Lachen. Sie hielt inne und sah ihn an. „Was?“

„Du hast mächtig hohe Ansprüche an dieses Haus. Wie viel geben sie dir, um es zu renovieren?“

„2.000 Euro“, verkündete sie stolz.

„Ja, ähm. Aud? Es tut mir leid, dir das zu sagen, aber nur eine einzige Wand, die du aufziehen willst, wird dein Budget sprengen. Und das allein schon aufgrund der Materialkosten. Darin sind noch nicht einmal die Arbeitsstunden enthalten.“

Na klar. Die Arbeitsstunden. Sein Honorar. Das war also alles, was ihn interessierte, denn er war ja nicht wegen der Tiere hier, die er doch so sehr verachtete.

„Na ja, sie wollen mich unbedingt hier haben, vielleicht können sie uns mehr geben, wenn ich darum bitte. Ich meine, ich bin diejenige, die das Problem mit den Streunern im Alleingang lösen soll. Dafür sollten sie doch bereit sein, viel Geld auszugeben, oder?“

„Hier? In Mussomeli? Viel Glück damit“, murmelte er und stieg über einen Haufen Unrat – alte Essensbehälter, Pappe, Staubflocken und kaputte Möbelstücke. „Diese Leute schwimmen nicht gerade in Geld, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest. Ich meine, der Staubsauger-Typ hat es nicht geschafft. Wie kommst du darauf, dass du es dann schaffen wirst?“

„Ich werde es schaffen, weil ich keine Verliererin bin.“ Sie grinste.

Er verschränkte seine gebräunten Arme. „Versuch nicht, lustig zu sein. Das steht dir nicht.“

„Dann sei kein Spielverderber“, erwiderte sie und ging auf eine Wand zu. „Hier drüben wird der Platz für die Katzen sein. Wir brauchen mindestens 20 Plätze. Vielleicht auch mehr. Es gibt eine Menge Streuner da draußen, und ich möchte, dass sie aus ihren Käfigen rauskommen und alles erkunden können.“

„Ähm, Audrey …“

Jetzt fing er schon wieder mit seinen miesepetrigen Kommentaren an.

„Katzen und Hunde können wir nicht zusammenhalten. Also brauchen wir mehr Wände. Eine genau hier, und …“

„Audrey …“

„Vielleicht können wir die Operationen dort durchführen. Natürlich brauchen wir auch einen Vorbereitungsraum. Mein Büro sollte groß sein, na ja, nicht riesengroß, aber groß genug für drei Leute, denn ich muss mich mit den Besitzern der Patienten über die Behandlung unterhalten können …“

Er zog sich sein T-Shirt vom Gesicht. „Audrey!“

Sie blieb stehen. „Was?“

Er wies mit den Augen nach unten zu ihren Füßen. Dort, direkt an ihren Zehen, lag ein zerfetzter Fellhaufen. Vom Schwanz her sah er aus wie ein Opossum. Es war tot, und es wimmelte von Fliegen und Maden.

Sie kreischte und rannte zu Mason. Dabei sprang sie ihm fast in die Arme. „Ach du meine Güte!“

Er löste sich von ihr und schaute sich das Ding genauer an. „Das erklärt den Gestank“, konstatierte er. „Mal sehen, ob ich etwas finde, um es loszuwerden.“

Sie fanden ein paar Stöcke und  schoben trotz aufsteigender Übelkeit  das Ding schließlich in eine Plastiktüte. Sie hatte schon mit allen möglichen, schrecklichen Tierverletzungen zu tun gehabt, aber nichts war so ekelhaft gewesen wie eine seit Wochen tote Kreatur.

„Armes Ding“, murmelte sie traurig, als Mason die Plastiktüte zuband und einen öligen Fleck auf den Dielen hinterließ. „Ich schätze, die erste Amtshandlung sollte sein, ein paar Reinigungsmittel zu besorgen und den Unrat rauszubringen.“

Er nickte. „Ich kenne einen Typen, von dem wir einen Müllcontainer bekommen können. Einen Großen. Ich denke, so einen werden wir brauchen.“

Sie rieb sich die Hände . „Toll! Also, wann können wir loslegen?“

Mason hob eine Hand. „Entspann dich, Kleines. Ich bin am Verhungern. Warum gehen wir nicht essen, und du sagst mir, was du erledigen lassen willst?“

„Ich bin nicht hungrig! Und es gibt im Moment so viel zu tun, dass ich lieber gleich loslegen würde.“ Sie drehte sich im Kreis. Sie war sich nicht sicher, wo sie anfangen sollte. „Und ich bezahle dich, damit du mir hilfst, nicht, damit du zum Essen gehst.“

Er rieb sich müde die Augen. „Äh, Audrey …“ Diesmal sah sie sofort zu ihm auf, denn das letzte Mal, als er sie so angeredet hatte, war sie gefährlich nahe daran gewesen, auf ein verstümmeltes Opossum zu treten. „Du weißt, dass ich dir helfen werde, aber ich muss mich auch um meine eigene Renovierung kümmern.“

„Ich weiß, aber …“

„Ich muss mein Haus bis nächsten Monat fertig haben. Jemand aus Amerika kommt zu Besuch.“

Sie runzelte die Stirn. Jemand. Familie? Ein Freund? Eine Freundin? Das war ganz schön vage. Hatte er das absichtlich so gesagt? „Wirklich?“

Er nickte, sagte aber nicht mehr. Sie musste zugeben, dass es sie neugierig machte. Wenn es seine Freundin war, dann wäre das irgendwie komisch in Anbetracht der Tatsache, wie er mit ihr geflirtet hatte. Na gut, eigentlich hatte er gar nicht mit ihr geflirtet. Die meisten seiner „Flirts“ waren eigentlich nur zweifelhafte Scherze gewesen, wie das Angebot, nach oben zu kommen und ihr beim Umziehen zu helfen. Audrey hatte das Gefühl, dass er es nicht tat, weil er an ihr interessiert war, sondern weil er es genoss, sie erröten zu sehen.

Audrey bildete sich nur ein, dass er mit ihr flirtete. Mason war eindeutig ein Frauenschwarm, also konnte sein Gast sehr wohl weiblich sein. Und das war in Ordnung. Vollkommen in Ordnung. Die arme Frau war wahrscheinlich zu bemitleiden, weil sie es mit Mason aushalten musste. Warum nagte dann die Eifersucht an ihr? „Ähm … Wer?“

„Jemand. Nicht so wichtig. Also, wie ich schon sagte“, fuhr er fort, als wollte er das Thema unbedingt wechseln, und trat mit der Schuhspitze gegen eine Wand. „Ich werde versuchen, herzukommen und dir zu helfen, wenn ich nicht gerade an meinem Haus arbeite. Aber ich kann nicht alles machen.“

„Oh, mach dir deswegen keine Sorgen“, sagte sie und winkte ab. „Ich möchte vieles davon selbst erledigen.“

„Du? Zusätzlich zu deiner eigenen Renovierung?“

„Jawohl“, erwiderte sie und schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln. „Ich habe alles unter Kontrolle.“

Zweifelnd hob er eine Augenbraue.

„Was denn? Ich habe meine Dusche aufs Beste repariert.“

„Ja klar. Ich glaube, dass du diese Dusche mit jedem Schimpfwort bezeichnet hast, das es gibt. Und das hier ist etwas mehr als eine Dusche, Kleines.“

Okay, das stimmte allerdings. Sie hatten das schon mal besprochen, und es kam ihr vor, als hätte sie eine Menge Arbeit vor sich. Aber sie musste es ja nicht perfekt machen. Alles, was sie wirklich brauchte, waren die Zwinger und ein sauberer Untersuchungstisch, um von dort aus zu operieren. Sie würde das schon schaffen. Außerdem würde sie keinen Besuch von ihrer Familie oder Freunden bekommen – und schon gar nicht von einem festen Freund. Somit musste sie die Renovierung ihres eigenen Hauses nicht schnell über die Bühne bringen. Sie hatte genug Zeit, um sich später um ihr Haus zu kümmern.

In diesem Moment kam Orlando Falco herein, ein strahlendes Politikerlächeln im Gesicht. Der Mann trug stets einen schwarzen Anzug mit Krawatte, trotz der warmen Temperaturen.

„Guten Morgen, guten Morgen“, sagte er, kam in seinen glänzenden italienischen Schuhen zu ihr und reichte ihr eine Zeitung. „Sie haben also das Haus gefunden, ja? Sehr hübsch, finden Sie nicht? Tolle Lage.“

Sie nickte. „Ja … Aber jetzt, da ich es gesehen habe, musste ich feststellen, dass wir noch nicht über alles gesprochen haben. Ich glaube, ich brauche vielleicht …“

Sie hielt inne, als sie merkte, wie sich sein Gesicht verzog, während er sich umsah. „Sie haben noch nicht viel gemacht, oder?“

„Nun ja, nein. Ich meine, Sie haben mir erst gestern die Schlüssel gegeben, also …“

Sie schaute nach unten, da er auf die zusammengerollte Zeitung deutete, die er ihr gerade gegeben hatte. Er nahm sie ihr aus den Händen, faltete sie auf und zeigte auf eine große, halbseitige Anzeige mit einem Haufen italienischer Flaggen, Konfetti und dem Bild eines süßen kleinen Welpen. Sie lächelte ihn an. „Schön. Was steht denn da?“

„Es ist … ähm … für die große Eröffnungsfeier dieses Etablissements“, erklärte er.

„Oh. Schon Werbung?“, murmelte sie und dachte: Na ja, das ist etwas früh, aber egal. Dann fiel ihr Blick auf etwas in der Anzeige.

Da stand: 18 Settembre.

September? Heißt das, dass wir tatsächlich September haben?

Sie tastete nach ihrer Handtasche, nahm ihr Handy heraus und öffnete den Kalender. „Moment mal. Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Praxis in … fünf Tagen aufmachen wollen? Mit Patienten und so?“

Falco nickte. „Ich will es nicht nur, Audrey. Es muss geschehen.“

Das sollte wohl ein Scherz sein. „Warum muss das sein?“

„Nun, es hat sich herausgestellt, dass die Katzen in dieser Stadt zu einer echten Bedrohung werden. Eines der Ratsmitglieder findet, dass wir besser dran wären, alle Streuner einzuschläfern, und drängt den Rat in diese Richtung. Ich weiß nicht, wie lange ich sie davon abhalten kann, das zu tun.“

„Aber …“ Sie sah hinüber zu Mason, der vor sich hin pfiff.

Audreys Kinnlade klappte kilometerweit runter. Okay, vergiss es, dass du alles unter Kontrolle hast.

KAPITEL ZWEI

Audrey kauerte unter der Spüle im Vorbereitungsraum und versuchte, ein einfaches Regal anzubringen. Plötzlich warf sie den Kopf zurück und schrie aus Leibeskräften.

Das Klingeln ihres Handys hatte sie abgelenkt, und sie hatte das Regalbrett losgelassen, noch bevor sie ihre Hand hatte wegziehen können. Es war genau auf ihren Zeigefinger gefallen.

Sie zog ihren geschwollenen Finger unter dem Brett hervor und starrte ihn an. Er war knallrot, und unter dem Fingernagel wurde er bereits violett und pochte vor Schmerz.

„Wie konnte ich nur denken, dass ich das alles unter Kontrolle habe?“, murmelte sie vor sich hin. Möglicherweise würde sie ihren Nagel verlieren.

Vor drei Tagen war sie zum ersten Mal hierhergekommen und hatte konstatiert, dass sie alles unter Kontrolle hätte. Seitdem kam sie sich vor wie in einem Tennismatch, bei dem sie ständig zwischen ihrem Haus und der Tierarztpraxis hin und her rannte. Sie hatte nicht mehr als vier Stunden pro Nacht geschlafen, da sie immer erst weit nach Mitternacht ins Bett gefallen war, nachdem sie den einen oder anderen Brand gelöscht hatte.

Sie drückte sich vom Waschbecken hoch, stand auf und ließ kaltes Wasser über ihren Finger laufen. Währenddessen schaute sie auf ihr Handy. Eine SMS von Brina. Mehr Bilder von Bauchmuskeln BITTE.

Audrey seufzte. Brina hatte einen Hang zur Übertreibung. Heute Morgen hatte Audrey ihr ein Foto geschickt, das sie vor ein paar Tagen von Mason gemacht hatte, und seither schrieb Brina ihr pausenlos SMS und bettelte darum, ihn in die Familie aufzunehmen.

Getreu seiner Ankündigung war „Mr. Bauchmuskeln“ nicht oft vorbeigekommen. Er hatte ihr zwar bei einigen der größeren Arbeiten geholfen, aber sie hatte ihre Wunschliste dennoch etwas kürzen müssen, um sie sowohl ihrem Budget als auch dem Zeitplan anzupassen. Sie konnte ihm aber nicht böse sein. Er hatte eine Menge Arbeit geleistet, Holz auf eigene Kosten gekauft und nicht gefordert, bezahlt zu werden.

Aber die Praxis war nicht einmal ansatzweise so, wie sie sie sich erhofft hatte, als sie sie zum ersten Mal betreten hatte. Statt ihrem Namen am Eingang und verschiedenen Räumen für die Tiere hatte sie nur ein Hinterzimmer, ein Wartezimmer und einen Bereich mit dem Zwinger. Und nichts davon war möbliert. Falco war vor ein paar Tagen vorbeigekommen und hatte gesagt, dass er ein Büro in dieser Straße kannte, das bald schließen würde, und dass er die Möbel vielleicht zu einem reduzierten Preis bekommen könnte. Aber seitdem war er nicht mehr da gewesen.

Es war in Ordnung. Die Tiere würden nicht sehr anspruchsvoll sein. Audrey redete sich immer wieder ein, dass sie es schaffen würde. Sie musste nicht alles sofort haben. Allerdings half das nicht besonders.

Falco hatte den Eindruck vermittelt, als hätte er von ihr erwartet, mit den Fingern zu schnipsen und das Haus in eine Tierarztpraxis zu verwandeln. Für wen hielt er sie – Mary Poppins? Die ganze Woche war sie unter dem Druck gestanden, es bis zum Tag der Eröffnung zu schaffen. Aber jetzt war sie etwas entspannter. Die Arbeit war im Gange. Alles würde gut werden.

Na ja, der Zen-Zustand hatte angehalten, bis sie sich den Finger unter dem Regalbrett eingeklemmt hatte.

Sie wickelte ihn in ein Papiertuch und seufzte, als sie sich auf einen Stuhl fallen ließ. Ihr Finger sah aus wie ein dritter Daumen, und der Schmerz zog sich bis zum Ellbogen. Die ganze Zeit über fielen ihr Dinge ein, die vor der Eröffnungsfeier noch erledigt werden mussten. Na toll. Wie sollte sie das nur schaffen?

Sie tippte mit ihrer unverletzten Hand in ihr Handy: Du musst dich noch ein wenig gedulden.

Aber dieses Foto! :O Meine Eierstöcke! Wie hältst du es nur in seiner Gegenwart aus, ohne ihn bespringen zu wollen?

Ihn bespringen? Es musste wohl Happy Hour sein, und Brina hatte offenbar zu viel Wein getrunken. Sie schob dieses mentale Bild beiseite und dachte wieder an ihre unerledigten Aufgaben und an das, was er über seinen „Gast“ gesagt hatte, der ihn besuchen sollte. Schnell tippte sie in ihr Handy: Ich glaube, er hat eine Freundin.

Eine Sekunde später antwortete Brina: Na und? Das kann doch nichts Ernsthaftes sein, wenn er sie nicht mitgebracht hat.

Als sie gerade mit Ich glaube, sie besucht ihn nächsten Monat antworten wollte, hörte sie, wie die Haustür quietschend aufging. „Hallo?“

Der Stimme nach zu urteilen war es Mason. „Hier hinten“, rief sie.

Das war mal wieder Glück. Sie versuchte immer, ihm zu beweisen, dass sie alles allein erledigen konnte. Und doch schaffte er es jedes Mal, kurz nachdem sie ein großes Malheur begangen hatte vorbeizukommen. Ihren dritten Daumen würde sie auf keinen Fall verbergen können.

Mason kam um die Ecke und sah genauso aus wie auf dem Foto: etwas verlottert und gleichzeitig zum Anbeißen. Wirklich, das Foto wurde ihm nicht gerecht. Dieser Trottel.

„Was ist passiert?“, fragte er sofort und richtete den Blick auf ihre Verletzung. „Und warum ist dein Gesicht so rot?“

„Regal: eins, Audrey: null“, brummte sie.

„Kleines. Du musst dich mal entspannen.“

„Keine Zeit.“ Sie zeigte ihm den Finger. „Glaubst du, ich verliere den Nagel?“

Er betrachtete ihn und zuckte mit den Schultern. „Nicht, wenn du wegen einem Herzinfarkt tot umfällst. Was, deinem Aussehen nach zu urteilen, nicht mehr lange dauern wird.“

Da war was dran. Wie oft hatte er ihr gesagt, sie sollte sich etwas ausruhen, weil sie wie ein aufgescheuchtes Huhn herumlief? In den vergangenen Tagen war er jeweils in seiner Mittagspause für ein paar Minuten vorbeigekommen, um zu sehen, wie es lief, bevor er wieder zu seinem Haus zurückgekehrt war. Mit jedem Tag war sie hektischer geworden.

„Okay, ich werde es versuchen.“ Sie atmete tief ein und dann wieder langsam aus. „Besser?“

Dieses Mal war Audrey überrascht, dass er seinen Werkzeugkasten dabeihatte. „Bleib einfach eine Weile sitzen und verschnaufe. Ich habe keine Lust, dich ins Krankenhaus schleppen zu müssen“, sagte er und sah sich um. „Womit brauchst du Hilfe? Dem Regal?“

Sie starrte ihn einen Moment lang schockiert an. Auf keinen Fall wollte sie sein Hilfsangebot ablehnen, denn sie hatte eine Liste mit etwa zwanzig Dingen erstellt, die Mason wahrscheinlich in drei Minuten erledigen könnte, für die sie aber fast eine Stunde brauchen würde. Das Regal war eines davon. „Ich wollte gerade das Regalbrett im Schränkchen unter dem Waschbecken anbringen.“

Er schnappte sich seinen Bohrer und machte sich sofort an die Arbeit. Wie sie erwartet hatte, brauchte er dafür weniger als zehn Minuten.

Als er sich unter das Waschbecken schob, rutschte sein T-Shirt hoch, so dass seine legendären Bauchmuskeln und der Bund seiner Boxershorts zu sehen waren. Er hatte einen hervorstehenden Bauchnabel. Interessant. Sie spürte, wie ihre Wangen wieder heiß wurden, weil es einfach unmöglich war wegzusehen. Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob es zu riskant wäre, ein Foto zu schießen, um Brina glücklich zu machen.

Schließlich schaffte sie es, den Blick abzuwenden, und sagte: „Was verschafft mir die Ehre? Ich dachte, du hast viel zu erledigen.“

Er stöhnte auf. „Habe ich auch. Aber ich wurde aufgehalten. Ich warte auf eine verdammte Inspektion, und wer weiß, wie lange das dauern wird.“

Sie blinzelte überrascht. Sie hatte gedacht, dass sie diejenige war, die ständig auf Hindernisse stieß, und dass alle anderen Renovierungen ein Kinderspiel waren. „Warum?“

Er atmete schwer aus. „Gestern kam eine Frau zu mir nach Hause und wollte den Stand der Renovierungen sehen. Ich habe ihr alles gezeigt, auch die neue Whirlpool-Badewanne und den Heizstrahler, die ich eingebaut habe.“

„Whirlpool-Badewanne? Woher hast du denn das Geld dafür?“

„Ich habe nie gesagt, dass ich arm bin, Boston.“

Sie runzelte die Stirn. Attraktiv, praktisch veranlagt und reich? Wow, dieser Typ schwamm definitiv im tiefen Bereich des Genpools. „Du meinst, du hast Geld? Bist du etwa ein Treuhandfonds-Typ?“

Er lachte auf. „Sowas Ähnliches.“

Wow. Sie stellte sich vor, wie er vor seiner Mega-Villa saß und einen Caipirinha schlürfte, wie einer dieser alten Südstaaten-Plantagenbesitzer. „Was machst du dann hier, wenn du all das zu Hause hast?“

„Es geht nicht darum, was man hat. Es kommt darauf an, was man damit macht.“

Sie starrte ihn an. Was für ein weiser Buddha-Satz. Sie beugte sich nach vorne, ein wenig benommen. Die Schmerzen in ihrem Finger waren vergessen. Dann merkte sie, dass sie beinahe sabberte, und richtete sich wieder auf. „Oh, ähm. Was war also mit dieser Frau? War sie bei dir zu Besuch? Wer war sie?“

Er bediente kurz den Bohrer und schob sich dann unter dem Waschbecken hervor. Dabei entblößte das T-Shirt auch seine stahlharte Brust, bevor es wieder nach unten rutschte. „Ich dachte zuerst, sie will mich anmachen. Sie ist zwar schon etwas älter, aber gut, das stört mich nicht. Nachdem ich ihr alles gezeigt habe, sagt sie mir, dass sie ein Mitglied des Stadtrats ist und ich gegen einen Haufen Gesetze verstoße, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Also muss ich jetzt eine Inspektion über mich ergehen lassen, anhand derer sie mir sagen werden, was angepasst werden muss. Das ist total blödsinnig.“

Audreys riss die Augen auf. „Meinst du damit, dass du vielleicht die Wanne und die Heizung wieder ausbauen musst?“

Er nickte. „Kann sein. Ich weiß es nicht. Wenn ja, wäre das eine Katastrophe. Dank Mimi Catalano, der Stadträtin aus der Hölle. Kleiner Tipp: Wenn eine Tussi mit dunklen Haaren und rotem Lippenstift kommt und eine Führung durchs Haus will, tu so, als wärst du nicht daheim.“

„Ich kann nicht glauben, dass sie das getan hat!“, rief Audrey entrüstet. „Das ist wirklich hinterhältig von ihr, erst einen auf nett zu machen und dann, nachdem du ihr einen Gefallen getan und ihr eine Tour gegeben hast, die Katze aus dem Sack zu lassen! Was gibt ihr das Recht dazu?“

„Na ja, sie ist Stadträtin.“

Audrey runzelte die Stirn. Vielleicht könnte sie mit Orlando Falco darüber reden. Er war der Stadtratspräsident, und er mochte sie. Sie fragte sich, ob sie die Strafe abmildern könnte. „Also wirklich! Warum denn? Die Stadt stand kurz vor dem Aus, deshalb haben sie sich das mit den Ein-Dollar-Häusern ausgedacht. Sie haben darum gebettelt, dass Leute kommen und sie renovieren, um so der Stadt neues Leben einzuhauchen. Da sollte man doch denken, dass sie uns mit so etwas verschonen.“

„Offenbar nicht.“ Er legte den Bohrer zurück in seinen Werkzeugkasten und sah sich um. „Die gute Nachricht – jedenfalls für dich – ist nun, dass ich dir hier so viel helfen kann, wie du willst. In meinem Haus kann ich nichts tun, bis das Ganze nicht geklärt ist.“

Audrey lächelte. Es war ein bisschen so, als hätte sie in der Handwerker-Lotterie gewonnen. „Das sind gute Neuigkeiten. Aber …“ Sie verzog das Gesicht. „Was ist mit deinem … Gast?“

Er schüttelte den Kopf und fühlte sich deutlich unwohl. „Da kann ich wohl nichts machen.“

„Also, wer kommt denn? Eine Freundin?“, fragte sie so unschuldig wie möglich.

Ein amüsiertes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Bist du etwa eifersüchtig, Boston? Ich weiß, ich bin wie Marmelade. Zu schade, dass nicht mehr von mir zum Verteilen da ist.“ Er zwinkerte ihr zu. „Also, was hast du für mich?“

Etwas verärgert stellte sie fest, dass er immer noch nicht auf ihre Frage geantwortet hatte, und ging im Geiste die Liste der Aufgaben durch, die vor der Eröffnung erledigt werden mussten, wobei sie versuchte, sich für die zu entscheiden, die am Mason-würdigsten waren. Also derart kompliziert, dass sie sie nicht allein erledigen könnte. Sie sagte: „Ich habe ein paar neue Leuchtmittel, die eingebaut werden müssen.“

„Dann mal los.“

Aber sie zögerte. „Ich sollte es dir besser jetzt sagen … Ich habe die ganzen 2.000 Euro für die Renovierung bereits ausgegeben. Du hattest recht. Es hat nicht sehr lange gereicht. Und Falco sagte, sein Budget sei ausgeschöpft, und der Stadtrat kann mir nichts mehr geben.“

Mason zwinkerte nur. „Dachte ich mir. Dann musst du mich eben auf andere Weise bezahlen.“

Normalerweise wäre sie jetzt errötet, aber diesmal erwiderte sie nur: „Ha ha, träum weiter“, und führte ihn, ohne weiter groß darüber nachzudenken, zu den Kisten mit den Leuchtmitteln. War es möglich, dass seine Wirkung auf sie nachließ? Sie hatte in seiner Gegenwart schon lange nicht mehr albern gekichert – ihre normale Reaktion auf Aussagen von gutaussehenden Männern.

Während er sich an die Arbeit machte, ging Audrey in den vorderen Teil des Hauses, um die Wände des Wartezimmers zu streichen. Sie hatte sich für ein hübsches Hellgelb entschieden, die gleiche sonnige Farbe, mit der sie ihr Wohnzimmer in ihrem Haus streichen wollte, wenn sie endlich wieder mehr Zeit hatte. Gerade hatte sie die Farbe vorbereitet, als die Tür aufging und G – ihr attraktiver, sizilianischer Freund, der Koch – hereinkam. „Ciao, ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde.“

Er war definitiv größer und sah etwas verwegener aus als Mason, mit Tattoos an den Armen und einem kurzen Haarschnitt. Aber er hatte ein jungenhaftes Lächeln, von dem Audrey immer Schmetterlinge im Bauch bekam; ganz zu schweigen davon, wenn er mit ihr Italienisch sprach. Außerdem war seine Ciambotta zumNiederknien.

Er hatte eine weitere Schale davon mitgebracht. Sie konnte sie von hier aus riechen, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. „Ich habe Mittagessen für dich mitgebracht, principessa.“

Hatte er sie gerade „Prinzessin“ genannt?

Jetzt kicherte sie tatsächlich albern. Sie schielte auf die Schale. „Ist es das, was ich denke, dass es ist?“

„Eigentlich ist es eine neue Variante eines alten Rezepts. Ich habe es erst heute erfunden. Ich dachte, ich lasse es dich probieren, das erste Mal, si?“

Sie nickte begeistert, verzaubert von dem Duft, und ihr Magen knurrte wie auf Kommando. „Ja, gerne.“ Er stellte die Schale auf dem Empfangstresen ab und zog den Wachspapierdeckel ab. Darin lagen mehrere frittierte Bällchen. „Was ist das?“

„Arancini di riso. Eine Spezialität dieser Insel, aber ich habe sie ein wenig anders gemacht. Habe ein bisschen hiervon, ein bisschen davon hinzugefügt. Probier sie. Du wirst sie lieben.“

Sie griff in die Schale und nahm ein Bällchen heraus. Es war noch warm. Als sie hineinbiss, bildete sich ein langer Käsestrang. Sie hatte schon viele Mozzarella-Sticks gegessen und liebte sie, aber was auch immer das hier war, es stellte alles in den Schatten. Eine köstliche Soße liebkoste ihre Zunge, und diverse Aromen vermischten sich in ihrem Mund – Fontina-Käse, Pinienkerne und Reis, zusammengehalten von einer knusprigen Kruste. Sie stieß vor Begeisterung einen Seufzer aus.

„Oh, oh, oh, die sind sehr gut“, rief sie und fragte sich, ob es unhöflich wäre, die restlichen Bällchen in sich reinzustopfen. Sie wollte sie. Unbedingt.

„Was ist mit deinem Finger passiert, Cara?“, fragte G besorgt.

Sie schaute darauf. Dessen Farbe hatte sich mittlerweile in ein dunkles Lila verwandelt. Unter dem Fingernagel hatte sich ein Blutgerinnsel gebildet. Sie fragte sich erneut, ob sie ihn verlieren würde. „Oh. Kleines Malheur mit einem Regal.“

Plötzlich ergriff er ihre Hand und hob sie hoch, um sie sich genauer anzusehen. „Ach.“ Er schnaubte leicht, als wollte er sie schelten wie ein Kind. Dann küsste er ihren Knöchel, ganz sanft, strich nur leicht mit den Lippen darüber, und sein Bart kitzelte sie. Sie bekam eine Gänsehaut auf den Armen. „Wie kann ich dir helfen?“

„Hey.“

Sowohl Audrey als auch und G wirbelten gleichzeitig herum und starrten Mason an. Ihr fiel ein, dass sich die beiden Männer, wann immer sie einander in ihrer Gegenwart begegneten, wie Konkurrenten taxierten. Ihretwegen. Was natürlich lächerlich war, wenn man bedachte, dass Audrey es kaum schaffte, irgendeinen Mann dazu zu bringen, sie überhaupt zu bemerken, geschweige denn zwei so tolle Typen. Trotzdem war es im Raum plötzlich eiskalt geworden.

Audrey ließ die Hand sinken und bemühte sich, so locker wie möglich zu klingen. „Hey, Mason. G hat gerade diese unglaublichen Käse-Reis-Bällchen mitgebracht. Du musst einen probieren.“

G schien nicht so erpicht darauf zu sein, sie Mason anzubieten, aber er hielt ihm trotzdem die Schale hin. „Si. Nimm eines.“

„Käse-Reis-Bällchen?“ Mason zog angewidert die Mundwinkel herunter, als hätte sie gerade gebratenes Affenhirn gesagt. „Nee. Kein Interesse.“

Audrey hätte normalerweise darauf bestanden, aber sie wollte sie eigentlich allein essen. Sie nahm ein weiteres in die Hand und wollte gerade hineinbeißen. Die beiden Männer starrten einander schweigend an. „Oh, äh, G. Mason hat bereits das Regal für mich repariert, also ist alles in Ordnung. Jetzt schaut er sich die Beleuchtung an.“

„Das ist sehr nett von dir“, sagte G und griff wieder nach ihrer Hand.

Audrey zog sie rasch weg und sagte: „Ähm, Mason, bist du schon fertig?“

„Nein. Ich wollte dich etwas fragen. Die Lampe im Untersuchungsraum – an welchen Schalter soll sie angeschlossen werden?“

„Oh. Ich schaue mir das gleich an.“ Mason zuckte mürrisch mit den Schultern und ging nach hinten, sie schaute zu G. „Mason hilft mir, alles fertigzustellen. Wir eröffnen in ein paar Tagen. Ich kann es gar nicht glauben.“

G sah sich um. „Ah. Ein paar Tage? Bist du denn schon soweit?“

Sie folgte seinem Blick und verzog das Gesicht. Das Haus war immer noch in einem desolaten Zustand. Die Trockenbauwände waren nicht gestrichen, die Fußböden nicht verlegt worden, ganz zu schweigen davon, dass der Untersuchungsraum und die Sprechzimmer völlig leer waren – abgesehen von dem Regal, das Mason gerade angebracht hatte. Sie nickte. „Aber ja, natürlich. Zumindest hoffe ich das. Es wird knapp, aber die Stadtverwaltung braucht die Praxis dringend. Wenn also nicht alles perfekt ist, ist das in Ordnung. Es wird schon werden.“

„Du bist eine vielbeschäftigte Dame, Dottore Smart.“ Er lächelte sie an, und wieder errötete sie. „Ich versuche schon seit Ewigkeiten, dich dazu zu bringen, mit mir in die Stadt zu fahren, und du bist immer zu beschäftigt für mich. Wann hast du mal Zeit? Du musst doch bald Mitleid mit mir haben.“

Sie lachte über seine übertrieben emotionale Art. Er sprach laut und mit viel Pathos, außerdem gestikulierte er wild mit seinen Armen. Er mochte verwegen aussehen, aber innerlich war er ein Teddybär. Und Brina hatte recht – sie sollte mit ihm ausgehen. Auf ein richtiges Date. Schließlich war er ein guter Fang. Er war nicht nur gutaussehend, witzig und süß, er konnte auch gut kochen.

Aber jetzt war nicht die Zeit dafür.

„Das würde ich gerne“, erwiderte sie und aß die letzten Reisbällchen auf. „Aber ich kann wirklich noch nicht.“

Er runzelte die Stirn, aber seine Augen funkelten. „Du spielst doch nicht – wie sagt man – Spielchen mit mir?“