Eine Villa in Sizilien: Vino und ein Todesfall (Ein Hund und Katz Wohlfühlkrimi – Band 3) - Fiona Grace - E-Book

Eine Villa in Sizilien: Vino und ein Todesfall (Ein Hund und Katz Wohlfühlkrimi – Band 3) E-Book

Fiona Grace

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Beschreibung

"Ausgesprochen unterhaltsam. Wärmstens allen Liebhabern ausgezeichneter Krimis empfohlen, mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Handlung. Sie werden nicht enttäuscht sein! So lässt sich ein Wochenende bei schlechtem Wetter am besten verbringen!" – Buch- und Filmrezensionen (über Der Tod kam vor dem Frühstück) EINE VILLA IN SIZILIEN: VINO UND EIN TODESFALL ist der 3. Band einer wunderbaren neuen Wohlfühlkrimi-Reihe der Bestseller-Autorin Fiona Grace, die auch Der Tod kam vor dem Frühstück geschrieben hat, einen Nr. 1 Bestseller mit über 100 Fünf Sterne-Bewertungen (und einem kostenlosen Download)! Audrey Smart, 34, hat ihr Leben von Grund auf verändert: Sie hat ihr Dasein als Tierärztin (und eine Reihe gescheiterter Liebesbeziehungen) hinter sich gelassen und ist nach Sizilien gezogen, um ein Haus für 1 Dollar zu kaufen – und eine damit verbundene Renovierung in Angriff zu nehmen, womit sie sich allerdings überhaupt nicht auskennt. Endlich läuft alles gut mit Audreys Liebesleben, ihrer Renovierung und ihrem neuen Tierheim, da setzt das Dorf einen neuen Bauinspektor ein, der Audrey das Leben zur Hölle machen soll. Schlimmer könnte es nicht werden, da geschieht ein mysteriöser Mord – und Audrey ist die Haupt-Verdächtige. Dieses Mal, so scheint es, wird Audrey das herrliche neue Leben, das sie sich aufgebaut hat, nicht mehr retten können. Oder etwa doch? Ein Wohlfühlkrimi mit einer ordentlichen Prise Humor und voller Intrigen, romantischer Szenerien, Tiere, Essen, Wein – und natürlich Liebe. EINE VILLA IN SIZILIEN wird Sie im Sturm erobern, und Sie werden das Buch erst wieder zur Seite legen, wenn Sie es zu Ende gelesen haben. "Das Buch ist mit viel Herz geschrieben, und die Handlungsstränge fügen sich so nahtlos zusammen, dass weder der Charakter des Buches noch die Geschichte darunter leiden. Und dann erst die Figuren, so viele tolle Figuren! Ich kann Fiona Graces nächstes Buch kaum erwarten." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Wow, was für ein rasantes Tempo! Dieses Buch lässt einen nicht mehr los! Ich empfehle es allen Krimi-Liebhabern, die auf Geschichten mit unerwarteten Wendungen, Romantik und einem verloren geglaubten Familienmitglied stehen. Gerade lese ich schon das nächste Buch!" – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Das Buch hält einen in Atem. Mit der richtigen Mischung aus Figuren, Orten und mit viel Gefühl. Es ist mir schwergefallen, mit dem Lesen aufzuhören, und ich möchte unbedingt das nächste Buch aus dieser Reihe lesen." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück)

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Seitenzahl: 315

Veröffentlichungsjahr: 2021

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EINE VILLA IN SIZILIEN:

VINO UND EINE TODESFALL

Fiona Grace

Debütautorin Fiona Grace ist die Verfasserin der LACEY DOYLE COZY-Krimis, welche bisher neun Bücher umfassen; der EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-Krimis, die bisher sieben Bücher umfassen; und der BÄCKEREI AM STRAND COZY-Krimis, die bisher sechs Bücher umfassen.

Fiona freut sich, von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.fionagraceauthor.com für kostenlose eBooks und die neuesten Informationen. Schauen Sie vorbei.

Copyright © 2021 von Fiona Grace. Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen verschenkt werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist ein Werk der Belletristik. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jackenbild Copyright Romas_Photo

BÜCHER VON FIONA GRACE

EIN HUND UND KATZ WOHLFÜHLKRIMI

EINE VILLA IN SIZILIEN: OLIVENÖL UND MORD (Buch #1)

EINE VILLA IN SIZILIEN: FEIGEN UND EIN KADAVER (Buch #2)

EINE VILLA IN SIZILIEN: VINO UND EIN TODESFALL (Buch #3)

EIN COZY-KRIMI AUS DER BÄCKEREI AM STRAND

EIN CUPCAKE ZUM STERBEN (Buch #1)

EINE MÖRDERISCHE MAKRONE (Buch #2)

EIN HEXEN-COSY-KRIMI

SKEPTIKER IN SALEM: EINE MORDSFOLGE (Tome 1)

SKEPTIKER IN SALEM: EINE FOLGE DES VERBRECHENS (Tome 2)

EIN COZY-KRIMI MIT LACEY DOYLE

DER TOD KAM VOR DEM FRÜHSTÜCK (Buch #1)

FÄHRTENSUCHE IM SAND (Buch #2)

VERBRECHEN IM CAFÉ (Buch #3)

EIN VERHÄNGNISVOLLER BESUCH (Buch #4)

EIN TÖDLICHER KUSS (Buch #5)

EIN MALERISCHER MORD (Buch #6)

VERSTUMMT DURCH EINEN ZAUBER (Buch #7)

VERDAMMT DURCH EINE FÄLSCHUNG (Buch #8)

KATASTROPHE IM KLOSTER (Buch #9)

EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-KRIMI

EIN ERLESENER MORD (Buch #1)

EIN ERLESENER TODESFALL (Buch #2)

EIN ERLESENES VERBRECHEN (Buch #3)

EINE ERLESENE VERFÜHRUNG (Buch #4)

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL EINS

Machst du dich bereit für dein heißes Date?

Das Telefon summte in dem Moment, als sich Audrey Smart nach vorne beugte und mit dem Stethoskop den Herzschlag ihres Patienten abhörte.

Sie schaute auf die Nachricht von ihrer Schwester und dann auf die Uhrzeit. Noch zwei Stunden. Der Countdown lief. Das hier war ihr letzter Termin an diesem Nachmittag, und dann … würde Großes, Ungeahntes passieren. Sie konnte es fühlen. Sie zitterte erneut bei dem Gedanken daran.

„Ich weiß es nicht“, sagte die junge Auswanderin aus Kanada, knetete ihre Hände und ging nervös auf und ab. „Er sieht einfach so – ich weiß nicht – traurig aus.“

„Nun“, erwiderte Audrey und nahm das Stethoskop aus ihren Ohren. „Er ist nun mal ein Basset Hound.“

„Ja, aber können Hunde nicht ebenfalls so etwas wie … eine Depression bekommen? Seitdem ich mit ihm hergekommen bin, sieht er ausgesprochen betrübt drein. Sind Sie sicher, dass er nicht krank ist?“

„Seine Vitalwerte sind absolut in Ordnung. Er ist gesund. Wann haben Sie ihn bekommen?“

„Oh, Bubba war ein Abschlussgeschenk von meinem Freund. In Toronto. Ich habe ihn schon, seit er ein Welpe ist“, erwiderte die Frau. Ihr Name war Connie Wilkes.

„Er hat also ganz schön viel durchgemacht, hm?“

Connie tippte sich ans Kinn. Sie hatte Audrey ihre ganze Geschichte erzählt – wie sie vor ein paar Monaten ein Ein-Euro-Haus in Mussomeli auf Sizilien gekauft hatte, genau wie Audrey. Sie konnte nicht viel älter als 25 sein. Audrey musste ihr Respekt zollen. Auswandern war nichts für schwache Nerven, keine Frage. „Für ihn hat sich so ziemlich alles verändert. Aber ich hatte gedacht, es würde ihm hier gefallen. Es ist deutlich wärmer, und er hasst Schnee. Hier kann er draußen auf der Terrasse liegen und die Sonne genießen, was er sehr gerne tut. Aber abgesehen davon … tut er rein gar nichts.“

Audrey lächelte und streichelte die langen Schlappohren des traurig dreinblickenden Hundes. „Wissen Sie, Hunde sind genau wie wir Menschen. Sie haben gute und schlechte Tage. Und ja, sie können auch mal deprimiert sein. Aber ich möchte Sie etwas Anderes fragen: Renovieren Sie gerade Ihr Haus?“

Connie stöhnte und fuhr sich mit der Hand durch ihre langen, dunklen Haare, und die Armreifen an ihrem Handgelenk klapperten. „Natürlich! Wissen Sie, ich ackere zwölf Stunden am Tag, um mir mein Stück vom Paradies herzurichten. Ich sage Ihnen, ich schlafe überhaupt nicht mehr. Ich bin nur am Arbeiten!“

Genau wie bei mir, dachte Audrey, als sie an ihr eigenes Haus dachte, das hoffnungsvoll auf seine Renovierung wartete. Sie hatte so viel Zeit darauf verwendet, ihre Tierarztpraxis auf die Beine zu stellen, dass ihre heimischen Renovierungsarbeiten auf ihrer To-do-Liste ganz weit nach unten gerutscht waren. Absolut wie bei mir.

„Es ist ganz schön viel Arbeit. Natürlich ist man da gestresst. Und Hunde können das spüren. Zwischen dem Gemüt eines Haustiers und dem seines Besitzers gibt es einen Zusammenhang. Wahrscheinlich spürt Bubba, wie gestresst Sie sind, und er absorbiert etwas von diesem Stress“, sagte Audrey. Der Hund legte sich auf die Seite und warf ihr einen ganz besonders traurigen Blick zu. „Ganz zu schweigen davon, dass Sie wahrscheinlich so sehr mit den Renovierungsarbeiten beschäftigt sind, dass Sie ihm nicht viel Aufmerksamkeit schenken können, oder?“

Connie seufzte. „Da haben Sie recht.“

„Zum Glück braucht es nicht viel, um einen Hund aufzumuntern.“ Audrey griff in einen Schrank und holte ein Glas Erdnussbutter heraus. Sie schöpfte einen Löffel voll daraus und hielt ihn Bubba vor die Nase.

Dessen Augen leuchteten sofort auf, er sprang auf die Pfoten und leckte den Löffel ab.

Audrey lächelte, als er weiter mit der Zunge darüberfuhr und nach einer Stelle suchte, die er vielleicht übersehen hatte. „Sehen Sie? Manchmal wirkt selbst ein kleines bisschen Aufmerksamkeit Wunder. Das macht sie doch so liebenswert, nicht wahr? Sie lieben es, uns Freude zu schenken. Er hat sich wahrscheinlich schlecht gefühlt, weil es Ihnen schlecht ging.“

Connie lächelte. „Ach. Ist das alles?“ Sie hob ihn auf und redete mit zuckersüßer Stimme auf ihn ein: „Oh, Baby, ich werde dafür sorgen, dass ich dich nicht mehr ignoriere! Was hältst du von einem schönen, langen Spaziergang durch den Park?“

Audrey öffnete die Tür zum Untersuchungsraum und führte ihren Patienten und seine Besitzerin zum Empfang. „Ja, ich wette, das würde ihm gefallen. Aber wenn er doch weiterhin Beschwerden haben sollte, rufen Sie mich einfach an. Ich bin immer für Sie da!“

„Mache ich. Vielen Dank!“, erwiderte Connie und verließ die Praxis.

Audrey ordnete die Zeitschriften auf dem Couchtisch im Empfangsbereich. Er war klein, aber ordentlich, mit hellen Farben und Bildern von glücklichen Haustieren an den Wänden. Die Bauarbeiten waren abgeschlossen, aber es roch noch immer nach Farbe. Ein Stapel Post wartete auf ihrem Schreibtisch auf sie – wahrscheinlich Rechnungen. Sie schnappte sich ihren Brieföffner von der Rezeption, legte ihn aber gleich wieder zurück. Es war ein langer Tag mit vielen Patienten gewesen; fast rund um die Uhr, seit sie die Praxis um neun geöffnet hatte. Jetzt ging die Sonne unter, und sie musste noch wohin.

Und zwar an einen sehr wichtigen Ort, oder zumindest hoffte sie das. Sie hoffte, dass sie sich an das, was heute Abend geschehen würde, für den Rest ihres Lebens erinnern würde.

Die Post konnte bis morgen warten. Sie drehte das Schild an der Tür von Aberto auf Chiuso um.Dann ging sie nach hinten, um nach den Streunern zu sehen, die sie vor Kurzem aufgenommen hatte: ein paar Kätzchen und einen älteren Hund.

Er war nicht nur alt, sondern auch äußerst mitleiderregend – ein räudig aussehendes Tier mit verfilztem Fell, das zitternd in seinem Käfig saß. Sie ging zu ihm und seufzte, während sie es streichelte. „Oh, Bruno“, flüsterte sie dem Hund zu. „Mach dir keine Sorgen. Wir werden dich an einen neuen Besitzer vermitteln, der sich gut um dich kümmert. Okay? Was sagst du dazu?“

Sie sah sich in dem vollen Raum um, in all die traurigen Gesichter, und hoffte, dass das auch stimmte. Das Hinterzimmer war jetzt voll mit Tieren, die ein Zuhause brauchten. Die Praxis war vor einem Monat eröffnet worden, und ihre Existenz hatte sich mittlerweile herumgesprochen. Von morgens bis abends kamen Leute – sogar aus den Nachbarstädten – und brachten ihre Haustiere vorbei. Und Streuner.

Jede Menge Streuner. Wenn es etwas gab, das die verfallene Altstadt von Mussomeli auf Sizilien in Hülle und Fülle hatte, dann waren es Streuner.

Deshalb hatte die Stadt Audreys Bewerbung für ein Ein-Euro-Haus fast in der Sekunde angenommen, in der sie sie abgeschickt hatte. Sie hatte ihr Leben in Boston sattgehabt, hatte etwas Neues ausprobieren wollen und ihre Bewerbung eingereicht, ohne wirklich zu erwarten, dass sie eine Antwort erhalten würde. Dann, eine Woche später, war sie quer über den Atlantik geflogen, in Richtung ihres neuen Zuhauses.

Und das gerade noch rechtzeitig. Die Streunerpopulation in der Stadt war schwindelerregend hoch. Audrey hatte für fast alle ein Zuhause gefunden, aber beinahe täglich kamen neue hinzu. Das erinnerte sie daran, dass sie kostenlose Kastrationen durchführen musste. Im Hotel Smart gab es kaum noch freie Plätze, aber sie war stolz darauf, dass sie und ihre Tierarztpraxis einen kleinen Teil dazu beitrugen, das hiesige Streunerproblem in den Griff zu bekommen.

Aber diese traurigen Gesichter … Manchmal wünschte sich Audrey, sie könnte sie alle mit nach Hause nehmen.

Nicht, dass das möglich wäre. Ihr Haus mochte zwar das Größte unter den alten, ruinengleichen Gebäuden in Mussomeli sein, bestand aber momentan nur aus Sägespänen und herunterbröckelndem Putz. Ein Baustellen-Tatort. Sie erschauderte bei dem Gedanken daran, während sie die Wasserschalen auffüllte und dafür sorgte, dass die Tiere ihre Streicheleinheiten bekamen. Dann winkte sie ihnen zum Abschied traurig zu, als würde sie sie nicht bereits in zehn Stunden wiedersehen. Erst wenn ihre Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren, konnte sie an weitere Haustiere denken. „Auf Wiedersehen, meine Lieben!“

Sie trat nach draußen und bemerkte Nick, der dort geduldig auf sie wartete.

„Hallo, Nick!“, sagte sie zu ihrem kleinen Fuchs, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, jeden Abend um sechs auf der Eingangstreppe zu sitzen, um sie nach Hause zu begleiten.

Er huschte zwischen ihre Beine und kitzelte ihre Waden mit seinem großen, buschigen Schwanz. Sie beugte sich nach unten und streichelte sein Kinn. „Schon gut, schon gut. Lass uns nach Hause gehen und dir etwas zu essen machen. Einen Apfel? Ich glaube, ich habe einen zu Hause.“

Er schnurrte als Antwort.

Sie musste rasch nach Hause kommen. Sie musste sich auf das Große, Ungeahnte, Lebensverändernde vorbereiten.

*

Jedes Mal, wenn sie zu ihrem Haus an der Piazza Tre zurückkehrte und daran dachte, wie weit andere Ein-Euro-Haus-Käufer bereits mit ihren Renovierungen waren, spürte sie ein kleines Ziehen in der Brust. Sie hatte tausend Pläne, wie sie ihr Haus zum begehrtesten Juwel von Mussomeli machen könnte. Aber aufgrund ihrer Tierarztpraxis hatte sie keine Zeit, sie zu verwirklichen.

Beim Gehen versuchte sie also, nicht zu den anderen Häusern, die mitten in der Renovierung steckten, zu schauen. Aber angesichts der schmalen Straßen war das fast unmöglich. Ein Besitzer strich sein Haus gerade in einem angenehmen Blassrosa, was wunderschön aussah. Ein anderer brachte schöne, neue Fensterläden an. Und wieder ein anderer reparierte gerade das Rollwerk an seinem Balkon. Sie winkte jedem zu und war ein wenig neidisch. Sie wollte nicht als die Amerikanerin in die Geschichte eingehen, der das „Desaster von Piazza Tre“ gehört hatte.

Aber wie sie diese Stadt liebte! Noch vor ein paar Monaten war sie beinahe eine Geisterstadt gewesen, aber jetzt sprudelte sie an allen Ecken und Enden vor Lebensfreude, da mehr und mehr Häuser verkauft wurden. Obwohl alte Gebäude im barocken Stil die kopfsteingepflasterten Straßen säumten und den Charme der Alten Welt verströmten, hatte der Ort neue Energie bekommen. Überall vibrierte es. Audrey kam an einer alten Schusterwerkstatt und einem Lebensmittelgeschäft vorbei, das gerade zumachte und dessen Waren hereingebracht wurden, um sie über Nacht zu verstauen. Der Besitzer, ein bärtiger Mann, der ihr morgens immer Ciao zurief, bot ihr eine Papiertüte an. Sie öffnete sie.

„Oh, Tomaten!“, rief sie lächelnd, als sie die größten, reifsten Früchte sah, die sie je gesehen hatte. Das war die perfekte Gelegenheit, um ihr Italienisch zu üben. „Grazie. Wie viel möchten Sie dafür?“

Er winkte ab. „Geht aufs Haus! Das ist das Mindeste, was wir für unsere liebe Dottore tun können.“

„Grazie mille, das ist sehr nett“, erwiderte sie auf Italienisch und platzte vor Stolz darüber, ein Gespräch in italienischer Sprache führen zu können, ohne sich zu verhaspeln. So sehr sie sich auch dafür schalt, dass sie so gut wie alles falsch aussprach – sie wurde immer besser mit der Verständigung.

Sie winkte dem Verkäufer zu, als sie die schmale Straße überquerte, und überlegte bereits, was sie mit den Tomaten machen könnte. Tomaten und … noch mehr Tomaten. Sie hatte vorgehabt, zum Markt zu gehen, aber sie war zu beschäftigt gewesen. Ihr Vorratsschrank war so gut wie leer. Nick könnte von Glück reden, wenn er den von ihr erwähnten Apfel bekäme.

Morgen werde ich einkaufen gehen. Auf dem Heimweg von der Arbeit. Das muss ich, sagte sie sich und gähnte bei dem bloßen Gedanken daran. Sie hatte jeden Abend in den hiesigen Cafés und Bistros gegessen und sich dort verwöhnen lassen, weil sie zu müde zum Kochen gewesen war. Außerdem hasste sie es zu kochen.

Als sie um die Ecke in ihre Straße bog, lächelte sie, als sie sah, wer auf ihrer Treppe stand und auf sie wartete.

„Oh, Polpetto!“, rief sie und eilte zu der riesigen Dogge, die mit dem Schwanz gegen die Mauer trommelte. Seltsam, wie Hunde es immer wieder schafften, ihre Laune zu heben. Sie schlang ihre Arme um ihn und ließ sich von ihm das Gesicht ablecken.

„Äh … Ich bin auch hier“, sagte eine Stimme neben dem Hund.

Sie verdrehte Augen, als sie ihren Nachbarn Mason sah. Mit seinen zimtfarbenen Haaren, die ihm ins Gesicht fielen, und seinem Led-Zeppelin-T-Shirt, das sich an seine wohldefinierten Brustmuskeln schmiegte, sah er so zum Anbeißen aus, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht albern herumzukichern. „Ja, aber du bist nicht annähernd so süß.“

„Das ist Ansichtssache“, murmelte er und grinste sie an.

Fast hätte sie doch noch losgekichert, aber zum Glück stieß Nick neben ihr ein Fauchen aus, und Polpetto ein Bellen. Die beiden waren nicht gerade die besten Freunde. „Beruhige dich“, ermahnte sie ihren Fuchs und schubste ihn sanft beiseite, während sie in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel kramte. „Was macht ihr denn hier?“

„Warum fragst du? Waren wir diese Woche nicht jeden Abend hier, um dir bei deinen Renovierungsarbeiten zu helfen?“

„Ich weiß. Aber ich habe doch …“ Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass ich heute Abend was vorhabe. „Vergiss es. Kommt rein. Ich habe … Tomaten da.“

Er nahm ihr die Tüte ab und schaute hinein, während sie den Schlüssel ins Schloss steckte. „Ah. Ich wollte dich nach deiner professionellen Meinung zu dieser Kreatur fragen.“

Die Kreatur. So nannte er den liebenswerten Polpetto. Er spielte den unwilligen Hundebesitzer, aber er konnte niemandem etwas vormachen. Polpetto begleitete ihn überallhin, und manchmal erwischte sie Mason dabei, wie er stolz lächelte, wenn sein Hund etwas Besonderes getan hatte. „Was denn?“

„Er buddelt überall herum. Mein Garten sieht schon aus wie ein Minenfeld. Ich habe keine Ahnung, wonach er sucht, aber er verhält sich wie ein angehender Archäologe. Ist das normal?“

Sie zuckte mit den Schultern, als sie die Tür öffnete, und nieste dann angesichts des Baustaubs, den der Luftzug aufgewirbelt hatte. Ein Zuhause sollte einladend, warm und gemütlich sein. Doch jedes Mal, wenn sie durch diese Tür ging, nieste sie nur und wünschte sich, eine Fee würde ihren Zauberstab schwingen und es hier wohnlich machen. Nicht, dass sie nicht gerne die Ärmel hochgekrempelt hätte. Tatsächlich liebte sie das Renovieren … Sie hatte nur keine Zeit dafür. „Ja, das ist normal. Er braucht wahrscheinlich mehr Bewegung, also mach einfach einen Extra-Spaziergang mit ihm, dann wird alles gut“, antwortete sie Mason. „Willkommen im Chaos-Haus.“

„Oh, so schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte er und sah sich um.

Er hatte gut reden. Sein Haus war fast fertig. Es brauchte nur noch den letzten Schliff. Und sie selbst hatte es in den vergangenen Monaten tatsächlich geschafft, ein paar Räume fertigzustellen, sodass man, wenn man durch die Eingangstür gekommen war, eine sonnige Küche, eine schöne, geschwungene Treppe und ein modernes Bad sah.

Aber wehe, man wagte sich weiter hinein … dann bröckelte die glänzende Fassade an allen Ecken und Enden. Das Wohnzimmer war noch unberührt, der Garten hinterm Haus glich einem Dschungel, und die gesamte zweite Etage musste wahrscheinlich abgerissen werden.

„Ich weiß nicht, wie du das mit ernster Miene sagen kannst“, erwiderte sie, während sie ihm die Tomaten wieder abnahm und sie auf der Küchenfensterbank aufreihte.

Er zuckte mit den Schultern. „Also, was hast du heute Abend für mich auf Lager, Boss?“

Glücklicherweise war ihr bester Freund, den sie kurz nach ihrer Ankunft in Mussomeli kennengelernt hatte, ein erfahrener Handwerker, und zwar ein verdammt guter. Er war auch Amerikaner, also hatten sie viel gemein, und es gab keine Verständnisprobleme – abgesehen von Masons seltsamen Südstaaten-Ausdrücken. Wenn man seine unflätigen, meist zweideutigen Bemerkungen sowie sein aufgeblasenes Ego ignorierte, war er eigentlich ein ziemlich toller Typ. Das, was an ihrem Haus bereits wohnlich war, hatte sie hauptsächlich seiner Hilfe zu verdanken. Er war in dieser Woche jeden Abend vorbeigekommen, um etwas auszubessern oder etwas zu erledigen, das er aufgrund seiner Größe und seiner Kenntnisse besser konnte.

Aber heute wollte sie ihn nicht hier haben. Sie war sich sicher, dasssie ihm gesagt hatte, sie hätte heute etwas vor.

„Na ja, wenn du mir hilfst, diese Regale zu montieren, kann ich die Küche als erledigt markieren“, erwiderte sie und deutete auf ein paar Regalbretter, die sie über dem Bistrotisch anbringen wollte. „Dann habe ich nur noch fünf Millionen weitere Dinge auf meiner To-do-Liste.“

„Kein Problem“, sagte er und griff in seinen Werkzeuggürtel. „Das habe ich im Handumdrehen erledigt. Wie gut befolgst du die hiesigen Bauvorschriften?“

„Bauvorschriften?“ Sie war plötzlich wie vor den Kopf gestoßen. Sie wusste, dass diese wichtig waren, aber sie hatte sie bislang so gut es ging ignoriert. „Na ja, ich habe mich in letzter Zeit nicht wirklich damit beschäftigt. Wahrscheinlich befolge ich sie kaum.“

„Du solltest sie dir besser durchlesen. Der neue Inspektor der Stadt ist eine wirklich harte Nuss. Und ganz schön streng.“

„Ja?“

„Ja. Er kam gestern bei mir vorbei. Hat mir einen Haufen Mist erzählt, von wegen mein neues Verandageländer wäre nicht vorschriftsmäßig angebracht, und so.“

Toll!Sie hatten sich erst kürzlich mit einer knallharten Stadträtin herumschlagen müssen, die allen Auswanderern das Leben schwergemacht hatte, bis zu ihrem vorzeitigen Ableben. Die Stadt Mussomeli – so sehr die Frau all die leeren Gebäude hatte füllen und ihnen neues Leben hatte einhauchen wollen – war nicht gerade gut mit ihr ausgekommen.

„Was ist mit deinem Verandageländer?“

„Es ragte einen Zentimeter zu weit auf die Straße hinaus, oder so. Nicht mal einen Zentimeter. Eher einen Millimeter zu weit.“ Er hielt seine Finger hoch und zeigte ihr die Breite.

Audrey zuckte zusammen. Wenn der Inspektor so streng war, würde er wahrscheinlich tausend Dinge finden, die mit Audreys Haus nicht in Ordnung waren.

Mason drehte sich zur Wand, und wie auf Kommando knurrte Audreys Magen. Sie hatte außer einer Banane zum Frühstück nichts gegessen.

„Also … Hast du schon zu Abend gegessen?“, fragte sie und schaute in ihren leeren Kühlschrank, in der Hoffnung, Mason würde mit Ja antworten.

„Nein. Ist das eine Einladung, Boston?“ Er drehte sich mit seiner Bohrmaschine um und grinste sie wieder an.

„Eigentlich ist es ein Hilferuf. Ich habe nichts …“ Sie öffnete ihre Speisekammer, um ihm zu zeigen, wie erbärmlich leer sie war. Es war sogar noch schlimmer, als sie es in Erinnerung hatte. Alles, was sie sah, waren eine halbe Packung Spaghetti und ein Glas Pimento-Oliven, die sie eigentlich für ein Rezept hatte verwenden wollen, aber nie dazu gekommen war.

Er legte den Kopf schief. „Was redest du denn da? Du hast doch genug Zutaten.“

Sie schaute wieder in den Schrank. Zwar war Mason kein Sterne-Koch, aber er konnte aus ein paar sehr unscheinbar aussehenden Zutaten ein köstliches Gericht zaubern. Alles, was er anfasste, verwandelte sich in Gold, was manchmal schwer zu verdauen war, weil er es leider wusste. Wäre er eine Frau, so wäre Audrey wahnsinnig neidisch auf ihn. „Ähm. Wofür?“

Er steckte das Kabel des Bohrers ein und ließ ihn ein paar Mal kräftig surren. „Du hast Tomaten. Du hast Nudeln. Mach Spaghetti. Kriegst du das hin?“

Sie runzelte die Stirn, denn sie hasste es zuzugeben, dass sie die meisten ihrer Nudeln, bevor sie nach Sizilien gekommen war, mit einer simplen Portion Pesto aus der Dose serviert hatte. Sie hatte noch nicht einmal Pastasoße mit Tomaten aus der Dose gemacht. Und frische Tomaten zu verwenden, schien für jemanden, der gerade zehn Stunden in seinem Job gearbeitet hatte, ein gewaltiges Unterfangen zu sein. Außerdem hatte sie eine wichtige Verabredung, für die sie sich fertig machen musste, in … Sie sah auf ihr Handy. In einer Stunde.

Sie gähnte bei dem Gedanken daran und kramte in einer Schublade nach einer Speisekarte für Essen zum Mitnehmen. „Wie wäre es, wenn ich uns etwas Maccu di fave vom Mercado del Pepe bestelle? Die ist köstlich.“

Der Mercado del Pepe war der nächstgelegene Supermarkt. Audrey war in letzter Zeit wahrscheinlich dessen treueste Kundin – nicht für Lebensmittel, sondern für seine Maccu di fave und frisches Brot.

Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, was das ist.“

„Das ist eine Suppe! Mit Favabohnen. Sehr, sehr gut.“

Er verzog das Gesicht. „Bohnen? Ich weiß nicht …“

„Hast du jemals in deinem Leben Gemüse gegessen?“

„Bohnen sind kein Gemüse.“

„Äh. Doch, das sind sie.“

„Wie auch immer. Ich bin überrascht, dass du nicht in dein Café gehen willst.“

Mason meinte La Mela Verde. Das war das Café, in dem sie, seit sie in der Stadt angekommen war, die meisten ihrer Mahlzeiten eingenommen hatte. Aber sie wusste genau, dass Mason sich davon fernhielt. Nicht, weil er das Essen nicht mochte, sondern wegen des Besitzers, G. Audrey und G hatten ein bisschen geflirtet, und obwohl Mason das nie zugeben würde, hatte Audrey das Gefühl, dass er ein bisschen eifersüchtig war.

Sie wollte ihm nicht sagen, dass der Grund, warum sie jetzt noch nicht dorthin gehen wollte, der war, dass sie eine Einladung von G für acht Uhr angenommen hatte, um dort sein neues Dessert zu probieren.

G hatte es ein Date genannt. Aber das war es nicht, nicht wirklich. Zumindest glaubte sie das nicht. G war ein netter Kerl, mit einer langen Liste von Freunden und Bekannten. Sie tat ihm nur einen Gefallen, so wie Mason ihr einen Gefallen tat.

Oder vielleicht …

„Na ja, ich …“ Sie schaute noch einmal auf die Uhrzeit auf ihrem Handy. Noch 58 Minuten.

Als sie aufblickte, hielt er gerade das Regal an die Wand, schaute sie aber neugierig an. „Musst du irgendwo sein, Boston?“

„Ähm … nun, ja. Ich habe G versprochen, dass ich ein paar seiner neuen Desserts probiere.“

„Ah.“ Er drehte sich zur Wand, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte, und begann zu bohren. Hatte er das absichtlich gemacht?

„Du kennst mich doch, zu kostenlosem Tiramisu kann ich nicht Nein sagen!“ Sie bemühte sich, unbeschwert zu klingen, und klappte die Speisekarte des Mercado del Pepe auf.

Er antwortete nicht. Sie sah zu, wie er mühelos die Regalbretter anbrachte, ohne eine Pause einzulegen; fast so, als wäre er derjenige, deres eilig hatte. Als er fertig war, steckte er sein Werkzeug in seinen Werkzeugkasten und klopfte Polpetto auf die Seite. „Weißt du was? Vergiss die Suppe. Ich bin nicht hungrig, und ich merke, dass du mit deinen Gedanken ganz woanders bist“, sagte er und ging zur Tür. „Außerdem ist meine Mama bei mir zu Hause. Sie hat wahrscheinlich etwas für mich gekocht.“

Richtig. Seine Mutter war vor ein paar Wochen zu Besuch gekommen, aus Charleston. „Aber …“

„Wir sehen uns morgen“, murmelte Mason und schlüpfte aus der Tür, bevor sie überhaupt Gelegenheit hatte, Polpetto zum Abschied zu streicheln.

Sie seufzte, kam sich unhöflich vor und überlegte, ob sie sich entschuldigen sollte. Aber sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Vielleicht war es sowieso besser, dass er gegangen war. Sie musste sich für ihr Date fertigmachen. Für ihr Treffen unter Freunden. Wie auch immer …

Sie eilte die Treppe hinauf und fragte sich, was sie anziehen sollte. Dabei war ihr ganz flau im Magen vor Nervosität.

KAPITEL ZWEI

Während Audrey zum La Mela Verde ging, schickte sie schnell eine SMS an Brina, die aufgrund der Zeitverschiebung wahrscheinlich gerade frühstückte. Ich gehe jetzt zu G. Bin nervös.

Ihre ältere Schwester Brina, die noch in Boston lebte, war seit Ewigkeiten verheiratet. Sie und ihr Mann hatten drei entzückende kleine Kinder. Brina war die Art von Schwester, die am Samstagabend immer ein Date gehabt hatte.

Audrey hingegen war an den Wochenenden meist zu Hause geblieben, die Nase in einem Buch vergraben.

Nein, ihr Liebesleben war nie besonders berauschend gewesen. In Boston hatte sie eine lange Liste desaströser Dates vorzuweisen gehabt. Hier in Sizilien schienen sich die Dinge jedoch zu wenden. Da war zum einen Mason, der ihr Herz jedes Mal ein wenig schneller schlagen ließ, wenn er sie ansah.

Und dann gab es da noch G, den Besitzer des Cafés. Er sah gut aus, war charmant und freundlich und wahrscheinlich der beste Koch, den sie je gesehen hatte.

Definitiv zwei interessante Kandidaten.

Zwischen diesen beiden schwankte sie nun hin und her, war aber in Sachen Männer zu naiv, um sagen zu können, ob einer von ihnen wirklich Interesse an ihr hatte. Mason war so attraktiv, dass er praktisch unerreichbar war und eher als Schwärmerei à la Hollywood-Star taugte. Und G war einfach zu jedem so liebenswürdig, dass sie nicht sicher war, ob er sie so behandelte, weil er sie mochte, oder weil es einfach seine Art war.

Diese Verabredung könnte Licht ins Dunkel bringen. Bis jetzt hatten sie sich nur freundschaftlich umarmt. Sich Wangenküsse gegeben. Er hatte einmal ihre Hand gehalten. Aber nun, da sie beide allein sein würden, könnte er endlich die Karten auf den Tisch legen und ihr seine wahren Absichten erklären. Und so aufregend das auch war – es machte sie auch unfassbar nervös. Da war eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die sagte: Und wie willst du das jetzt wieder vermasseln?

Eine Sekunde später kam die Antwort von Brina: Schnapp ihn dir! Denk daran, du bist eine schöne, selbstbewusste Frau, und er kann sich glücklich schätzen, mit dir zusammen zu sein.

Audrey holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, kam sich aber keineswegs wie eine derartige Frau vor. Ich werde es versuchen.

Viel Glück! Ich will später Details hören.

Sie fröstelte und wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie um die Ecke bog und G vor seinem Café stehen sah, mit seiner typischen weißen Schürze und Mütze. Nein, er hatte sich nicht für ein Date gekleidet. Aber was hatte sie erwartet? Er hatte den ganzen Tag gearbeitet. Das machte ihn nicht weniger attraktiv. Er sah so cool aus, wie er dastand und eine Zigarette rauchte, die Hemdsärmel hochgekrempelt, um seine tätowierten, muskulösen Arme zur Schau zu stellen. Er drückte die Zigarette aus, als Audrey näherkam, und winkte ihr freundlich zu.

„Ah, Principessa! Du hast mir gefehlt!“, rief er und eilte ihr entgegen. Er umfasste ihre Schultern, gab ihr einen Kuss auf beide Wangen und sah sie bewundernd von oben bis unten an. „Du siehst wunderschön aus in diesem Kleid. Mein Herz schmilzt dahin und bildet gleich eine Pfütze.“

Jetzt war sie froh, dass sie ihr sexy, rosa, schulterfreies Kleid angezogen hatte. Zuerst hatte sie befürchtet, es würde zu viel Haut zeigen oder wäre zu jugendlich für eine Frau von 34 Jahren. Aber Gs anerkennender Blick sprach eine andere Sprache.

Natürlich ist das hier etwas Besonderes,dachte sie, als er ihre Hand nahm und sanft ihre Knöchel küsste. Dann führte er sie in das von Kerzen beleuchtete Lokal.

Audrey war erstaunt darüber, wie groß das Café aussah, wenn es leer war. Normalerweise war es voller Leute aus ganz Mussomeli, die Gs Spezialitäten probieren wollten. Er war so etwas wie ein Urgestein von Mussomeli, und so gut wie jeder in der Stadt kannte ihn. Jetzt konnte sie endlich die Einrichtung bewundern: die beigefarbenen Stuckwände, die Weinfässer, die den kleinen Essbereich säumten, die kleinen Bistrotische, die an einer Wand aufgereiht waren, und die kleine, gekachelte Bar in der Ecke.

„Oh, es ist sonst niemand hier?“, fragte sie und tat überrascht, obwohl er ihr gesagt hatte, dass sie nur zu zweit sein würden.

„Aber natürlich! Ich möchte deine Meinung hören, meine Liebe, und du darfst dich nicht ablenken lassen. Denn wer könnte süße Desserts besser beurteilen als eine süße Frau?“, gurrte er mit einem charmanten Augenzwinkern.

Sie ging zur Bartheke und sah, dass er die Speisen bereits in einer Reihe darauf platziert hatte. Die Präsentation war absolut umwerfend. Das hier waren keine gewöhnlichen Cannoli und kein alltägliches Tiramisu. Jedes sah aus wie ein Kunstwerk, das jeweils auf einem zierlichen Spitzendeckchen lag, beträufelt mit Puderzucker und dunkler Schokoladen-Ganache. Der Mann wusste, wie man aus Essen Meisterwerke machen konnte. Ihr lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.

„Umwerfend. Aber du wirst einen LKW brauchen, um mich nach Hause zu fahren, wenn ich die alle esse.“

Er lachte und ging hinter den Tresen, während sie sich auf einen Hocker setzte. Er schenkte ihr eine Tasse Tee mit Zitrone ein, und sie lächelte, weil er ihr Lieblingsgetränk kannte. „Wer weiß? Vielleicht sind sie ja ganz schrecklich.“

Jetzt war es an ihr zu lachen. G hatte noch nie etwas zu essen gemacht, das nicht absolut fantastisch war. Er war ein wahrer Künstler, was diese Dinge betraf. Manchmal stellte sie sich vor, seine Frau zu sein, und er würde ihr jeden Morgen das Frühstück ans Bett bringen. Wahrscheinlich wäre sie rund wie ein Pfannkuchen, noch bevor die Hochzeitsglocken läuteten.

„Das bezweifle ich. Sie sehen fantastisch aus.“ Sie nahm eine Gabel in die Hand. „Welches soll ich zuerst probieren?“

Er griff hinüber, schnitt ein Stück von einem dicken, mit Schokolade überzogenen Kuchen mit Pistazien oben drauf ab und schob es auf einen Teller. „Das hier. Rame di Napoli.“

Rasch nahm sie einen Bissen davon. Die Schokolade verband sich mit einer Mischung aus Honig, Orange und Zimt und bescherte ihr ein absolut göttliches Geschmackserlebnis. Sie stieß unwillkürlich ein Mmmm aus. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein absoluter Picasso der Küche bist?“

G lächelte und ging zum nächsten Dessert in der Reihe über. Er schnitt ein Stück von einem kleinen, grünen Marzipankuchen mit einer Kirsche darauf ab und reichte es ihr. „Cassata“, sagte er, aber sie starrte noch immer auf ihr Stück Schokokuchen, das sie gerne zu Ende essen wollte. Die Banane, die sie sich zum Frühstück einverleibt hatte, war definitiv längst verdaut.

Sie probierte den Marzipankuchen und schmeckte Aromen von Ricotta und Likör, möglicherweise war es auch Brandy. Es würde nicht ihr Lieblings-Dessert werden, aber es war dennoch köstlich. „Wow.“

„Ist das ein Ja?“

„Ja. Diese beiden sollten unbedingt auf deiner Speisekarte stehen.“

„Na gut. Du hast es gesagt, so wird es gemacht!“, rief er und gestikulierte auf seine übertriebene, lebhafte Art, die sie zum Kichern brachte.

Das Nächste war ein Mini-Cannoli. Sie hatte Cannoli noch nie gemocht, aber sie probierte auch diesen, und wie erwartet, enttäuschte er sie nicht. Sie nickte mit vollem Mund, während G auf ihr Urteil wartete. Sie hob den Daumen hoch. „Köstlich.“

Er lachte. „Du siehst so hinreißend aus, Principessa, mit dem Mund voll von meinem Essen!“, sagte er und beugte sich näher. Er hatte eine Serviette in der Hand, mit der er ihr sanft den Puderzucker von den Lippen wischte.

Ihr Atem stockte, als er ihr in die Augen sah. War das wirklich …? Wollte er endlich …?

Plötzlich bimmelte die Glocke über der Tür, und sie stoben auseinander wie zwei aufgeschreckte Hühner. Bevor Audrey sich umdrehen konnte, um zu sehen, wer gekommen war, rief G: „Luigi! Buonasera!“

Das waren die einzigen beiden Worte, die Audrey verstand. Dann hielt G seinen Gästen einen langen Monolog auf Italienisch. Es war ein älteres Paar, bestehend aus einem recht dicken, behaarten Mann in einem Polohemd, das sich so eng an seinen Körper schmiegte, dass sich Audrey an eine Wurst erinnert fühlte, die gleich zu platzen drohte. Außerdem aus einer älteren Frau in einem schwarzen, mit Gänseblümchen bestickten Kleid und altmodischen Schnürschuhen. Audrey war sich nicht ganz sicher, aber sie glaubte, dieses Paar schon einmal irgendwo gesehen zu haben, irgendwo in Mussomeli …

Sie hoffte, G würde ihnen bald zum Abschied winken und sie wieder hinausbegleiten. Aber was auch immer G sagte, es wirkte nicht so, als ob er sie loswerden wollte. Das Paar kam näher und machte Anstalten, sich auf die Hocker rechts und links von Audrey zu setzen. Also stand sie schnell auf und rutschte einen Stuhl weiter, damit sie nebeneinandersitzen konnten. Sie ließen sich nieder, als wollten sie noch eine ganze Weile bleiben.

G beendete seinen Redeschwall und lächelte Audrey an. „Principessa. Kennst du Carmen und Luigi Marino? Sie sind vom Mercado del Pepe, dem kleinen Laden unten an der Straße.“

„Oh! Daher kenne ich Sie beide“, rief Audrey und schüttelte ihnen die Hand. „Ich liebe Ihre Maccu di fave.“

Die Frau starrte sie ausdruckslos an, bis G übersetzte. Sie machte große Augen.

„Ah. Grazie!“,erwiderte sie und lächelte.

„Hey. Gehst du etwa fremd?“, fragte G und zwinkerte Audrey verschmitzt zu. Dann nickte er in Richtung des Paars. „Sie sprechen nicht so gut Englisch. Aber ich muss sagen, dass sie hervorragende Köche sind, also dachte ich mir: Wer ist besser geeignet, um meine Desserts zu probieren? Ich bin froh, dass sie die Einladung angenommen haben.“

„Ach so“, murmelte Audrey verwirrt. Er hatte sie eingeladen? Was sollte das? Wer ist besser geeignet, meine Desserts zu probieren? Sie seufzte, als er ihnen etwas von dem Kuchen gab, von dem sie gerne mehr gehabt hätte. Er hat dir nur Honig ums Maul geschmiert, Dummerchen. Mit seinem sizilianischen Charme.

Er war so nah dran gewesen, sie zu … sie zu … Nun, sie war sich nicht sicher, was er hatte tun wollen. Sie küssen? Vielleicht wären sie dann endlich über das Flirten hinausgekommen und hätten etwas … Echtes angefangen. Das war alles, was sie wollte.

Ihre gute Laune war dahin, und sie sackte in sich zusammen und verschränkte die Arme vor ihrem Kleid, während die anderen sich angeregt auf Italienisch unterhielten. Jetzt kam sie sich einfach nur dumm vor. Overdressed. Als er sie eingeladen hatte, hatte sie Brina eine SMS geschrieben, wie nervös und aufgeregt sie darüber war, etwas Zeit mit ihm allein zu verbringen. Offenbar hatte G gar nicht vorgehabt, mit ihr allein zu sein. Und jetzt fürchtete sie sich vor ihrer nächsten SMS an Brina. Eine weitere Enttäuschung in einer langen Reihe von Enttäuschungen.

Instinktiv gähnte sie, griff nach ihrer Handtasche und rutschte vom Hocker.

Daraufhin wandte sich G ihr wieder zu. „Wo willst du hin? Du hast meine Granita noch nicht probiert. Pistazie, Mandorla o Cioccolato? Komm schon. Du wählst aus.“

Sie schüttelte den Kopf. „Klingt toll, aber ich bin sehr müde. Und ich habe morgen einen langen Tag in der Arbeit. Jede Menge Termine. Also müssen wir es verschieben. Es tut mir leid! Aber ich danke dir vielmals! Es war wirklich toll!“

Er zuckte mit den Schultern und schien nicht im Geringsten enttäuscht zu sein. Aber er kam um den Tresen herum, um sie zur Tür zu begleiten, während sie sich von dem anderen Paar verabschiedete. Er begleitete sie nach draußen und legte wieder seine Hände auf ihre Schultern. Diesmal gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Sogni d'oro. Dormi bene“, sagte er. Süße Träume. Schlaf gut.

„Danke. Und danke, dass du mich eingeladen hast, deine Desserts zu probieren. Ich bin sicher, du wirst wie immer einen Hit landen“, sagte sie, als sie sich zum Gehen wandte.

Ein Teil von ihr hoffte, er würde sie zurückrufen, ihr diesen Kuss auf die Lippen drücken, der sie von den Socken hauen würde, aber das tat er nicht. Es war ein total trauriges Ende, keine Frage.

Auf dem Weg nach Hause versuchte sie, nicht zu deprimiert zu werden. Nick trabte an ihrer Seite, treu wie immer. Es war ein wunderschöner Abend. Die Sonne ging gerade unter und malte orange- und rosafarbene Streifen in den Himmel, gleich hinter den alten Gebäuden und Olivenbäumen am westlichen Rand der Stadt. In der Ferne erhob sich die Burg Mussomeli auf einem Berghang, ein stummer, unerschütterlicher Wächter der Stadt.

Aber trotz allem war sie nach dem Erlebnis mit G traurig. Um ehrlich zu sein, war sie sich gar nicht sicher, ob sie überhaupt romantische Gefühle für ihn hatte. Vielleicht hörte sie nur das Ticken ihrer biologischen Uhr und klammerte sich an das, was am nächsten erreichbar schien. Sie wollte alles haben, was Brina hatte, und ein Teil von ihr hatte aus Boston fliehen wollen, weil sie, was Männer betraf, in eine Sackgasse geraten war. Aber vielleicht würde es überall auf der Welt so sein. Vielleicht war es einfach ihr Schicksal, für immer allein zu sein.

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