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"Ausgesprochen unterhaltsam. Wärmstens allen Liebhabern ausgezeichneter Krimis empfohlen, mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Handlung. Sie werden nicht enttäuscht sein! So lässt sich ein Wochenende bei schlechtem Wetter am besten verbringen!" – Buch- und Filmrezensionen (über Der Tod kam vor dem Frühstück) EINE VILLA IN SIZILIEN: KAPRIOLEN UND EIN UNGLÜCK ist der 4. Band einer wunderbaren neuen Wohlfühlkrimi-Reihe der Bestseller-Autorin Fiona Grace, die auch Der Tod kam vor dem Frühstück geschrieben hat, einen Nr. 1 Bestseller mit über 100 Fünf Sterne-Bewertungen (und einem kostenlosen Download)! Audrey Smart, 34, hat ihr Leben von Grund auf verändert: Sie hat ihr Dasein als Tierärztin (und eine Reihe gescheiterter Liebesbeziehungen) hinter sich gelassen und ist nach Sizilien gezogen, um ein Haus für 1 Dollar zu kaufen – und eine damit verbundene Renovierung in Angriff zu nehmen, womit sie sich allerdings überhaupt nicht auskennt. Sie ist damit beschäftigt, das neue Tierheim der Stadt zu leiten, während sie gleichzeitig ihr Haus renoviert und wieder auf Verabredungen geht. Audreys Ruf verbreitet sich, und man bittet sie, in andere Gegenden Siziliens zu reisen, um den Leuten dort mit ihren Tieren zu helfen. Als sie mit der Fähre zu den herrlichen Äolischen Inseln gelangt, glaubt Audrey, das Paradies gefunden zu haben – bis ein rivalisierender Tierarzt ihr das Leben zur Hölle und ein unerwarteter Mord sie zur Hauptverdächtigen macht. Kann Audrey ihren Namen reinwaschen, ihren guten Ruf wiederherstellen und den wahren Mörder finden? Die Bände 5 und 6 der Serie – ORANGENHAINE UND RACHE sowie CANNOLI UND EIN TODESFALL – sind jetzt ebenfalls erhältlich! Ein Wohlfühlkrimi mit einer ordentlichen Prise Humor und voller Intrigen, romantischer Szenerien, Tiere, Essen, Wein – und natürlich Liebe. EINE VILLA IN SIZILIEN wird Sie im Sturm erobern, und Sie werden das Buch erst wieder zur Seite legen, wenn Sie es zu Ende gelesen haben. "Das Buch ist mit viel Herz geschrieben, und die Handlungsstränge fügen sich so nahtlos zusammen, dass weder der Charakter des Buches noch die Geschichte darunter leiden. Und dann erst die Figuren, so viele tolle Figuren! Ich kann Fiona Graces nächstes Buch kaum erwarten." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Wow, was für ein rasantes Tempo! Dieses Buch lässt einen nicht mehr los! Ich empfehle es allen Krimi-Liebhabern, die auf Geschichten mit unerwarteten Wendungen, Romantik und einem verloren geglaubten Familienmitglied stehen. Gerade lese ich schon das nächste Buch!" – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück) "Das Buch hält einen in Atem. Mit der richtigen Mischung aus Figuren, Orten und mit viel Gefühl. Es ist mir schwergefallen, mit dem Lesen aufzuhören, und ich möchte unbedingt das nächste Buch aus dieser Reihe lesen." – Amazon-Rezension (über Der Tod kam vor dem Frühstück)
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Seitenzahl: 312
Veröffentlichungsjahr: 2021
EINE VILLA IN SIZILIEN:
KAPRIOLEN UND EIN UNGLÜCK
Fiona Grace
Debütautorin Fiona Grace ist die Verfasserin der LACEY DOYLE COZY-Krimis, welche bisher neun Bücher umfassen; der EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-Krimis, die bisher sieben Bücher umfassen; der BÄCKEREI AM STRAND COZY-Krimis, die bisher sechs Bücher umfassen; und der EINE VILLA IN SIZILIEN-Krimis, die bisher neun Bücher umfassen.
Fiona freut sich, von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.fionagraceauthor.com für kostenlose eBooks und die neuesten Informationen. Schauen Sie vorbei.
Copyright © 2021 von Fiona Grace. Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Datenabfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen verschenkt werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist ein Werk der Belletristik. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jackenbild Copyright EugeniaSt
BÜCHER VON FIONA GRACE
EIN HUND UND KATZ WOHLFÜHLKRIMI
EINE VILLA IN SIZILIEN: OLIVENÖL UND MORD (Buch #1)
EINE VILLA IN SIZILIEN: FEIGEN UND EIN KADAVER (Buch #2)
EINE VILLA IN SIZILIEN: VINO UND EIN TODESFALL (Buch #3)
EINE VILLA IN SIZILIEN: KAPRIOLEN UND EIN UNGLÜCK (Buch #4)
EIN COZY-KRIMI AUS DER BÄCKEREI AM STRAND
EIN CUPCAKE ZUM STERBEN (Buch #1)
EINE MÖRDERISCHE MAKRONE (Buch #2)
EIN GEFÄHRLICHER CAKE-POP (Buch #3)
EIN HEXEN-COSY-KRIMI
SKEPTIKER IN SALEM: EINE MORDSFOLGE (Tome #1)
SKEPTIKER IN SALEM: EINE FOLGE DES VERBRECHENS (Tome #2)
SKEPTIKER IN SALEM: TODESFOLGE (Tome #3)
EIN COZY-KRIMI MIT LACEY DOYLE
DER TOD KAM VOR DEM FRÜHSTÜCK (Buch #1)
FÄHRTENSUCHE IM SAND (Buch #2)
VERBRECHEN IM CAFÉ (Buch #3)
EIN VERHÄNGNISVOLLER BESUCH (Buch #4)
EIN TÖDLICHER KUSS (Buch #5)
EIN MALERISCHER MORD (Buch #6)
VERSTUMMT DURCH EINEN ZAUBER (Buch #7)
VERDAMMT DURCH EINE FÄLSCHUNG (Buch #8)
KATASTROPHE IM KLOSTER (Buch #9)
EIN TOSKANISCHER WEINGARTEN COZY-KRIMI
EIN ERLESENER MORD (Buch #1)
EIN ERLESENER TODESFALL (Buch #2)
EIN ERLESENES VERBRECHEN (Buch #3)
EINE ERLESENE VERFÜHRUNG (Buch #4)
EIN ERLESENER RACHEAKT (Buch #5)
INHALT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
„Du hast es wieder einmal geschafft, Concetta!“, rief Audrey Smart und begutachtete die Wunde, die ihre Praktikantin an einem verletzten Labrador vernäht hatte. „Es ist perfekt.“
„Ich weiß!“, erwiderte diese, schnitt den Faden ab und gab dem Tier einen liebevollen Klaps. „Ich liebe Nähen. Meine Stiche waren schon immer die saubersten.“
„Ich hätte es selbst nicht besser machen können“, gab Audrey zu. „Jetzt müssen wir nur noch …“
„Ich habe ihn schon“, sagte Concetta und griff nach dem Verband, bevor Audrey ihn erreichen konnte.
„In Ordnung, aber …“
„Ich weiß, ich weiß, ich muss die Wunde sauber halten“, beendete sie den Satz und griff nach dem Antiseptikum. „Ich habe alles unter Kontrolle. Das ist total einfach!“
Das war es tatsächlich. Concetta Busillo, Audreys neue Praktikantin für ihre Tierarztpraxis in Mussomeli, Sizilien, war erst seit einem Jahr auf der Veterinärschule, aber sie erwies sich bereits als eine sehr gute Schülerin. Sie war nicht nur jung, hatte wunderschöne, kastanienbraune Haare und sah aus wie ein Model, das gerade den Seiten einer Mode-Zeitschrift entstiegen war, sondern war auch kompetent und selbstbewusst. Auf eine beinahe einschüchternde Weise. Aber nach all den Mühen, bis sie die Praxis endlich hatte eröffnen können, und der anfänglichen Arbeit musste Audrey zugeben, dass es eine große Erleichterung war, sie an ihrer Seite zu haben.
Außerdem sprach Concetta fließend Italienisch. Im Gegensatz zu Audrey, die die Sprache immer noch nicht beherrschte, obwohl sie bereits seit vier Monaten auf der Insel lebte. Als Einheimische hatte sie Audrey auch einiges an Wissen über die Kultur und Geschichte der Stadt vermittelt.
Ja, Audrey konnte zweifellos behaupten, dass Concetta ihr das Leben gerettet hatte, und sie einzustellen war eine der besten Entscheidungen gewesen, die sie seit ihrem Umzug nach Mussomeli getroffen hatte.
Nicht, dass es davon viele gegeben hätte. Was sie hier gelernt hatte, hatte sie auf die harte Tour lernen müssen. Zu Beginn war ihr nichts leicht von der Hand gegangen.
„Ich glaube, es ist Zeit, abzuschließen und nach Hause zu gehen“, sagte Audrey gähnend.
Concetta nickte. „Gut. Ich möchte mich nur noch auf die morgigen Termine vorbereiten und sicherstellen, dass alles parat ist. Und die Praxis könnte eine kleine Reinigung vertragen, meinst du nicht?“
„Ja. Das ist … toll.“ Daran hatte Audrey nicht gedacht. Als Tierärztin in einer Stadt mit einem großen Streunerproblem hatte sie es sich angewöhnt, eher reaktiv als proaktiv vorzugehen. Concetta plante offensichtlich gern im Voraus. Und das war auch gut so.
Aber so sehr Audrey auch versuchte, das Gefühl zu verdrängen – sie musste zugeben, dass langsam Neid in ihr aufstieg. Vorgesetzte und Eigentümerin ihrer eigenen Praxis zu sein, diejenige, die das Sagen hatte, war neu für sie und ihr ungefähr so fremd wie die Insel, die sie jetzt ihr Zuhause nannte. Sie war diejenige, die diese wichtigen Entscheidungen zu treffen hatte, um den Laden am Laufen zu halten.
Sie beendeten ihre Aufräumarbeiten, und Audrey sah zu ihrem jungen Schützling hinüber. Nach nur einer Woche war Concetta bereits fast unentbehrlich für sie geworden. Sie war viel reifer, als Audrey es in ihrem Alter gewesen war. Tatsächlich hätte die junge Frau den Laden wahrscheinlich auch allein schmeißen können wie ein Uhrwerk.
Dadurch fühlte sich Audrey allerdings ein wenig … überflüssig. Als sie hierhergezogen war, hatte sich alles aufregend angefühlt. Alles war eine Herausforderung gewesen. Und jetzt, da es unter Kontrolle war, schien die Aufbruchsstimmung weggefallen zu sein.
Ach, hör auf, Audrey. Du bist hier die Tierärztin. Sie schaut zu dir auf. Und sie ist wirklich toll. Es gibt noch viel zu tun bezüglich des Streunerproblems in Mussomeli. Bald wirst du wieder genug Herausforderungen haben. Und du bist nur niedergeschlagen wegen der Sache, die mit Mason passiert ist.
Ja, eine Woche war nicht genug gewesen, um ihr gebrochenes Herz wieder zu kitten.
Sie zuckte zusammen, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss. Der Gedanke an Mason Legare, den Mann, von dem sie gedacht hatte, dass sie ihn liebte. Wie er vor seiner Haustür gestanden hatte, hinreißend und sprachlos, mit betretenem Gesichtsausdruck.
Sie schob diesen Gedanken beiseite und sagte: „Danach kannst du abschließen.“
Concetta nickte. „Gut. Ich glaube, ich werde auch den hinteren Vorratsschrank aufräumen. Er ist nicht sehr gut sortiert, und wir wollen ja nicht, dass etwas verloren geht.“
„Okay“, erwiderte Audrey. Was war mit dem Schrank los? Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er unaufgeräumt war. „Klingt gut.“
„Hast du schon mal daran gedacht, alles online zu katalogisieren und einzutragen, wenn etwas herausgenommen wird? So wüssten wir sofort, wenn etwas nicht mehr vorrätig ist, und können es automatisch nachbestellen.“
„Äh … nein“, erwiderte Audrey sie. Sie hatte wahrlich anderes im Kopf gehabt. „Aber das ist eine tolle Idee. Ich übertrage dir die Verantwortung dafür.“
Als sie ihre Sachen zusammenkramte, dachte sie wieder an Mason. In letzter Zeit musste sie ständig an ihn denken, und dabei wurde ihr jedes Mal ein wenig übel. Vor einer Woche war sie sich noch so sicher gewesen, dass ihr amerikanischer Landsmann, der sich ebenfalls von einem 1-Dollar-Haus nach Sizilien hatte locken lassen, der Mann ihrer Träume wäre. Er war so nett zu ihr gewesen, hatte so viel für ihre Tierarztpraxis und für sie getan, ihr Haus mithilfe seiner handwerklichen Fähigkeiten renoviert und ihr selbstgemachte Südstaatengerichte serviert.
Letzte Woche war ihr klargeworden, dass es die ganze Zeit über Mason gewesen war. Sie war zu seinem Haus gerannt, sicherer denn je. Eigentlich hatte sie es von den Dächern schreien wollen. Ich liebe Mason Legare … Und ich glaube, er liebt mich auch.
Mit diesem Gedanken war sie losgerannt. So schnell, dass sogar ihr Lieblingsfuchs Nick Mühe gehabt hatte, mit ihr Schritt zu halten. Sie war an ihrem Haus an der Ecke der Piazza vorbeigerast, eine andere Straße hinunter, zur Via Milano, und hatte erst angehalten, als sie vor Masons Haus angekommen war. Wie immer war es hell erleuchtet gewesen.
Und es hatte sich so richtig angefühlt, dort zu stehen. Sie war so aufgeregt gewesen, ihn wiederzusehen, dass sie die drei Stufen auf einmal genommen und an seine Tür geklopft hatte.
Er hatte fast augenblicklich aufgemacht, und der Geruch von etwas Köstlichem war ihr entgegengeschlagen. Er hatte ein Geschirrtuch über die Schulter geworfen, als hätte er gerade abgewaschen, und eine kleine, runde Brille aufgehabt. Er hatte wie ein sexy Harry Potter ausgesehen. Seine erste Reaktion war freudige Überraschung gewesen, die sich dann aber in etwas verwandelt hatte, das sie nicht ganz hatte deuten können. Als wäre ihm etwas unangenehm gewesen. „Hey!“
Er hatte über seine Schulter geschaut, als ob er ihr etwas verheimlichen würde. Und er hatte ihr etwas verheimlicht. Etwas ganz und gar nicht Unbedeutendes.
Es war beschämend, jetzt daran zu denken: Wie sie angefangen hatte zu plappern. Darüber, wie süß er gewesen war, und dass sie ihm wirklich alles sagen wollte, was sie auf dem Herzen hatte. Ihr Gesicht war ganz rot geworden, und seines ebenfalls. Damals hatte sie nicht gewusst, warum.
Aber jetzt wusste sie es. Er hatte sich für sie geschämt. Sie schnappte sich ihre Handtasche vom Haken an der Bürowand und erschauderte erneut bei dem Gedanken, was als Nächstes geschehen war. Diese Frau.
„Mace, wer ist da?“, hatte eine weibliche Stimme von drinnen gerufen.
Bevor Audrey überhaupt hatte registrieren können, was sie da gehört hatte, war die Tür weit aufgerissen worden, und eine dunkelhaarige Sexbombe hatte plötzlich neben Mason gestanden. Sie war braungebrannt, durchtrainiert und wunderschön gewesen – und der schlimmste Albtraum einer jeden Frau. „Hi …“, hatte sie gehaucht, und ihr Blick war zwischen den beiden hin und her gewandert, bevor er schließlich auf die Suppendose in ihren Händen gefallen war. „Liefern Sie Essen? Sie müssen die falsche Adresse erwischt haben. Wir haben schon gegessen.“
„Ähm, nein, ich wollte nur …“ Sie hatte zu Mason hinüber gesehen, der aber keinen Ton von sich gegeben hatte. Er hatte auch nichts getan. Er hatte einfach nur dagestanden und sie in ihrer Schmach schmoren lassen.
Sie hatte sich eine Ausrede ausgedacht, dass sie ihm dafür hatte danken wollen, dass er ihr Schimmelproblem beseitigt hatte. Dann war sie langsam rückwärts gegangen.
„Schimmel? Wie ekelhaft“, hatte die Frau gesagt und sich die langen Haare über die Schulter geworfen. „Macey, ich gehe nach oben und nehme ein Bad. Okay?“
Macey?
Er hatte ihr nicht geantwortet. Stattdessen hatte er Audrey nur weiter angestarrt, mit einem schuldbewussten Ausdruck auf seinem wunderbar küssbaren Gesicht.
Audrey hatte sich sehr zusammenreißen müssen, um nicht in Tränen auszubrechen. Dann war sie nach Hause gelaufen und hatte sich mit einer Schüssel Suppe getröstet.
Tatsächlich hatte sie sich in letzter Zeit mit vielen Schüsseln Suppe getröstet. Suppe und einigen der dekadentesten, sizilianischen Köstlichkeiten – Arancini, Risotto und viel, viel Pasta. Heute Morgen hatte sie Probleme gehabt, ihre Jeans zuzuknöpfen. Nach nur einer Woche Trübsal blasen hatte sie bereits eine Hosengröße zugelegt.
Ja, man konnte ohne Zweifel behaupten, dass Audrey eine depressive Phase durchlief. Sie war fast 35 Jahre alt und hatte das Gefühl, dass sie sowohl bezüglich ihrer Karriere als auch ihres Liebeslebens auf der Stelle trat.
Vielleicht war Mussomeli ein Fehler. Vielleicht sollte ich nach Hause zurückkehren.
Dieser Gedanke war ihr in diesen vier Monaten auf Sizilien schon oft gekommen, aber nie so stark wie jetzt. Ja, eine Flucht wäre schön, wenn sie in den Vereinigten Staaten etwas hätte, zu dem sie fliehen könnte. Tatsache war jedoch, dass sie Boston verlassen hatte, um genau dem zu entkommen – einer langweiligen und aussichtslosen Karriere sowie einem nicht existenten Liebesleben.
Und vielleicht war das das schlimmste Gefühl von allen – dass sie, egal was sie tat, diesem Schicksal nie entkommen würde.
Das Telefon klingelte, als sie auf dem Weg zur Tür war. Concetta hätte den Anrufbeantworter rangehen lassen können, da es außerhalb der Öffnungszeiten war, aber in ihrer übereifrigen Art nahm sie den Hörer ab. „L'ufficio di Dottore Smart“, sagte sie geduldig und höflich. „Si.“
Audrey hielt die Hand über den Türknauf und wartete darauf, ob sie gebraucht wurde. Und das war tatsächlich der Fall. Concetta sah auf und hob einen Finger.
Einen Moment, formte sie mit den Lippen. „Si. Qualcuno parla inglese? Dottore Smart parla solo inglese.“Pause. „Si.“
Sie reichte Audrey den Hörer und sagte: „Jemand, der sagt, er sei aus Lipari.“
„Woher?“ Audrey hatte noch nie einen Sinn für Geografie gehabt.
„Eine Insel. Nördlich von hier.“
„Insel? Was wollen die von mir?“
Concetta lachte. „Ich weiß es nicht. Sie wollen mit dir sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass du nur Englisch kannst.“
Audrey nahm den Hörer in die Hand. „Hallo?“
„Dottore Smart?“, hörte sie eine Stimme mit starkem Akzent sagen. „Sind Sie die Tierärztin in Mussomeli, von der wir schon so viel gehört haben?“
Sie blinzelte. „Ich weiß es nicht. Was haben Sie über mich gehört?“
Er gab ein Glucksen von sich. „Wir haben gehört, dass Sie bezüglich des Streunerproblems der Stadt gute Arbeit geleistet haben. Ja?“
„Nun, ich habe es versucht“, erwiderte sie, froh darüber, dass man ihre Bemühungen zu schätzen wusste. Mussomelis Streunerpopulation war ein kleiner Albtraum gewesen, aber nach und nach wurde es besser. Erst vor ein paar Tagen war Stadtrat Falco bei ihr vorbeigekommen, um ihr zu sagen, dass auch die anderen Stadträte eine Verbesserung bemerkt hatten und zufrieden waren.
„Ich bin Matteo Gallo. Ich bin im Stadtrat, und der Bürgermeister hat mich beauftragt zu überprüfen, was wir mit unseren streunenden Katzen machen können.“
„Katzen?“
„Ja. Wir haben zu viele, und sie werden zu einer regelrechten Plage. Bürgermeister Ernesto Bianchi bittet um Ihren Besuch hier auf der Insel.“
Audrey riss die Augen weit auf. Sie schaute Concetta an, die murmelte: „Was ist los?“
Sie flüsterte zurück: „Wie weit ist Lipari von hier entfernt?“
Jetzt waren Concettas Augen weit aufgerissen. „Ziemlich weit. Etwa sechs Stunden. Außerdem muss man eine Fähre nehmen.“
„Hallo?“, rief Gallo am anderen Ende der Leitung. „Sind Sie noch dran?“
„Ja, ich bin noch da“, erwiderte Audrey. „Ich habe nur versucht herauszufinden, wo Lipari liegt. Es ist ziemlich weit weg von hier.“
„Ja, ja. Wir sind etwa eine halbe Tagesreise entfernt. Wir würden Sie gern ein paar Tage in unserer schönen Stadt unterbringen. In dieser Zeit könnten Sie sich unser Problem ansehen und uns Empfehlungen geben. Wären Sie offen dafür?“
„Nun, ich habe hier meine Praxis, und die braucht mich.“
„Ich verstehe. Aber wir sind verzweifelt. Es wäre nur für ein paar Tage. Und ich verspreche, Sie werden entsprechend entlohnt.“
Audrey runzelte die Stirn. Sie hatte einen Großteil der Renovierungsarbeiten an ihrem Haus und der Praxis über einen Kredit laufen lassen, und sie hatte gerade erst begonnen, ihn abzubezahlen. Das Geld war also durchaus verlockend. Aber welchen Eindruck würde es auf die Stadt, auf Falco und ihre Patienten machen, wenn sie sich mehrere Tage aus dem Staub machte?
„Es tut mir leid. Ich glaube nicht, dass ich die Praxis verlassen kann. Ich habe sie erst vor Kurzem eröffnet.“
„Ich verstehe. Aber bitte, Sie sind die Einzige, die uns helfen kann. Wenn es eine Frage des Geldes ist, nennen Sie einfach Ihren Preis.“
Audrey lachte. „Es ist keine Frage des Geldes. Es geht um meine Patienten. Sie …“
„Wir werden Sie großzügig bezahlen. Sehr großzügig. Wir brauchen Sie hier, Dottore. Diese Tiere leiden.“
Sie atmete scharf aus. Sie konnte es nicht ertragen, von leidenden Tieren zu hören. Aber was war mit den hiesigen Tieren? Sie sah zu Concetta hinüber, unfähig, Gallo eine Antwort zu geben.
Ihre Praktikantin stand mit besorgter Miene auf, und das zu Recht, denn Audrey fühlte sich etwas unwohl.
Schließlich stieß sie hervor: „Nun, ich kann sehen, ob …“
„Bitte tun Sie das. Wir würden Sie gern auf unserer Insel willkommen heißen, sobald Sie die Reise antreten können.“
Sie hielt den Hörer in ihrer verschwitzten Hand. Gern wollte sie das Angebot annehmen, aber ihre Tierarztpraxis brauchte sie ebenfalls. Sie hatten gerade einen Wurf Kätzchen bekommen. Und die Kaninchen, die sie vor ein paar Wochen gerettet hatte, mussten untergebracht werden. Es gab einfach so viel, woran man denken musste. „Ich frage mich … Könnte ich 24 Stunden Zeit bekommen, um darüber nachzudenken?“
„Oh ja. Ja, natürlich. Ich gebe Ihnen meine Nummer.“
Audrey setzte sich auf den Rand des Empfangstresens, schnappte sich einen Stift und schrieb Matteo Gallos Kontaktdaten auf. Als sie auflegte, fragte Concetta: „Was war das denn?“
„Sie wollen, dass ich ihnen Tipps bezüglich ihres Streunerproblems gebe. Es scheint sehr schlimm zu sein. Es wäre nur für ein paar Tage, aber …“
„Wenn die Tiere dich brauchen, solltest du gehen!“
„Er hat die Summe nicht erwähnt, aber das Geld würde mir sicher helfen, meine Rechnungen für die Renovierungen zu begleichen“, sagte Audrey und tippte sich mit dem Finger gegen das Kinn. „Aber nein. Ich kann nicht. Diese Praxis braucht mich.“
Concetta schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, dass ich zwei oder drei Tage zurechtkommen werde, sofern es keine Notfälle gibt.“
„Aber was ist mit den neuen Kätzchen? Den Kaninchen?“
„Es wird ihnen gut gehen. Ich wohne am Ende der Straße. Und ich kann Luca bitten, mir zu helfen. Außerdem kann ich mich um alle Kontrolluntersuchungen und regelmäßigen Termine kümmern“, sagte sie und schaute in den Terminkalender. „Und das ist alles, was wir nächste Woche haben.“
„Ja, aber …“
„Ich schaffe das schon!“
Audrey zögerte. Versuchst du etwa, mich zu verdrängen?
Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und ging zur Tür. „Ich werde darüber nachdenken.“
Sie trat nach draußen und durchquerte die Innenstadt mit ihren malerischen, engen Gassen, die von entzückenden, alten Gebäuden mit bunten Fensterläden und schmiedeeisernen Balkonen gesäumt waren. Dort herrschte reges Treiben. Die Sonne ging gerade hinter den Häusern unter, und die Menschen wuselten auf den belebten Bürgersteigen hin und her. Einige riefen ihr „Buonasera“zu. Der Abend war warm und angenehm. Es war ein schöner Ort zum Leben, aber Audrey konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er noch viel schöner wäre, wenn es jemanden gäbe, mit dem sie ihr Leben teilen könnte.
Sie blieb vor dem Café ihres Freundes G stehen. Freund. Vielleicht war er mehr als das. Sie hatten sich verabredet, aber weil er zu allen sehr freundlich war – und vielleicht auch wegen ihrer kulturellen Unterschiede –, war sie sich nie sicher gewesen, was seine Absichten waren.
Vielleicht sollte ich jetzt, dachte sie, da die Sache mit Mason erledigt ist, reingehen und es herausfinden …
Audrey schöpfte etwas Spachtelmasse auf ein Spachtelmesser und füllte damit den Riss in der Steinwand ihres riesigen Wohnzimmers. Sie glättete die Stelle, so dass sie auf einer Ebene mit dem Rest war. Ein wenig Farbe, und niemand würde merken, dass es den Riss jemals gegeben hatte.
Zur Inspiration hatte sie ein Bild an die Wand geklebt, wie das Zimmer aussehen sollte. Sie hatte Zeitschriften gewälzt und beschlossen, ihr Haus im klassischen, sizilianischen Barockstil zu gestalten. Vergoldete Leisten, bunte Fliesenböden, eine mit Fresken verzierte Decke, Spiegel an den Wänden. Und natürlich würde sie den opulenten Kronleuchter, der von der Decke hing, restaurieren müssen. Das allein wäre schon eine Mammut-Aufgabe.
Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete die anderen Wände. Einen Riss geflickt, 5.000 fehlen noch.
Die Wände sahen scheußlich aus. Sie hatte gehofft, das Abreißen der Tapete wäre die halbe Miete. Aber als sie gesehen hatte, was sie darunter erwartete, wurde ihr klar, dass sie sich geirrt hatte. Die Wände waren in einem schrecklichen Zustand. Jemand hatte sie einfach mit einer hässlichen Blumentapete überzogen, um diese Tatsache zu vertuschen. Es sah beinahe so aus, als hätte ein tollwütiges Tier überall hineingebissen.
Nur eine weitere, wunderbare Überraschung in ihrem 1-Dollar-Haus in Mussomeli. Aber sie machte Fortschritte, wenn auch langsam. Die Küche war so gut wie fertig. Das Bad im Erdgeschoss auch. Sie hatte sogar einen kleinen Garten hinter dem Haus angelegt, mit einem herrlichen Blick auf die grünen, sizilianischen Hügel. Sie hatte endlich das riesige Loch im Schlafzimmerboden im Obergeschoss geflickt, aber ein Großteil des oberen Stockwerks und dieses Wohnzimmers waren immer noch sehr renovierungsbedürftig.
„Eine Sache nach der anderen ist alles, was wir tun können“, sagte sie und wiederholte damit einen Satz, den ihr Vater ihr oft gesagt hatte. Er war Handwerker gewesen, und obwohl er sie, ihre Schwester und ihre Mutter verlassen hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, hatte sie immer an seine Worte gedacht. Jetzt war er sonst wo. Vielleicht an einem Ort namens Montagnanera. Sie hatte oft darüber nachgedacht, ihn ausfindig zu machen. Aber nicht jetzt, denn sie hatte alle Hände voll zu tun.
Zum Beispiel musste sie diese Bruchbude einigermaßen wohnlich gestalten.
Sie trug eine Pyjamahose und ein Tank-Top, und ihre Haare waren zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt, da es ja ohnehin niemanden gab, den es zu beeindrucken galt. Die ganze Woche über war sie wie ein Roboter von der Arbeit nach Hause und zurückgegangen. Zur Arbeit, nach Hause, wieder zur Arbeit und immer so weiter. Sie hatte keine Zeit zum Ausgehen.
Sie wollte überhaupt nicht mehr ausgehen, nach der Nummer, die Mason abgezogen hatte. Deshalb hatte sie, als sie vor Gs Café gestanden hatte, beschlossen, nicht hineinzugehen. Sie hatte nicht auch noch von ihm zurückgewiesen werden wollen. Es war besser, Männer zu vergessen und sich auf die vor ihr liegende Arbeit zu konzentrieren. Und davon gab es jede Menge.
Sie gähnte, griff nach ihrem Glas Wein und trank einen Schluck. Da kam ihr wilder Fuchs Nick, den sie bei sich aufgenommen hatte, und schnupperte an dem Eimer mit der Spachtelmasse. Er stieß ein leises, angewidertes Quieken aus.
„Ich weiß, du bist hungrig.“ Sie stand auf und staubte ihre Hose ab. „Ich auch. Ein Apfel, kommt sofort.“
Sie ging die paar Schritte in die Küche, schnitt einen Apfel für ihn klein und gab die Stücke in seine Schüssel. Einen Bissen schob sie sich selbst in den Mund. Während sie darauf kaute, labte er sich an seinen Apfelstücken. Etwas Leckeres und Dickmachendes von Pepe, dem Krämerladen unten an der Straße, rief nach ihr, aber sie widerstand. Der Grund, warum sie sich gleich nach ihrer Rückkehr nach Hause eine Pyjamahose angezogen hatte, war, dass ihre Jeans ihr nicht mehr richtig passte.
Als sie sich umdrehte, um wieder an die Arbeit zu gehen, schien ein heller Lichtstrahl durch das Küchenfenster und blendete sie. „Was zum …?“
Als sie die Eingangstür aufmachte, sah sie auf der anderen Straßenseite ein Kamerateam stehen. Die Scheinwerfer liefen auf Hochtouren. Ihre Augen fingen an zu tränen. Das Licht sowie eine Kamera waren direkt auf sie gerichtet.
„Was soll das?“, rief sie, aber eigentlich konnte sie sich schon denken, was sich hier abspielte.
Ihre amerikanische Nachbarin Nessa drehte gerade ihre Sendung. Das hier musste etwas damit zu tun haben. Nessa hatte ständig über ihre Reality-TV-Show gesprochen.
Ein großer Mann in einem T-Shirt, das seinen riesigen Bierbauch nicht ganz verdeckte, zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, Lady“, sagte er, klang aber nicht so, als ob es ihm leidtäte. „Mein Befehl lautet, den ganzen Block zu filmen.“
Den ganzen Block filmen … Mich eingeschlossen? In meiner Pyjamahose? Audrey wischte sich über die Wange. Und ich habe Spachtelmasse im Gesicht. Perfekt.
„Nessa!“, rief sie.
Die Tür zum gegenüberliegenden Haus wurde aufgerissen, ihre Beach-blonde Nachbarin erschien und streichelte ihre Katze Snowball. Sie war stark geschminkt, und ihre Haare waren zu einer komplizierten Hochsteckfrisur aufgetürmt. Bereit für eine Nahaufnahme. „Was gibt’s?“
„Ich will nicht von deinen Kameras überfallen werden! Müsst ihr nicht eine Erlaubnis einholen, bevor ihr jemanden filmt?“
Nessa verdrehte die Augen. „Also bitte. Andere Menschen würden alles dafür geben, bei dieser Sendung mitzumachen. Du hast Glück, dass dein Haus – wenn man es so nennen will – überhaupt gefilmt wird.“
Audrey runzelte die Stirn. „Was soll das denn heißen?“
„Es bedeutet, dass ich möchte, dass die Leute mich darum beneiden, wo ich wohne. Was nicht schwer ist, wenn man deinen Schrottplatz dagegenhält!“
Audrey klappte die Kinnlade runter. Nur, weil sie nach dem Abreißen der Tapete etwas davon auf der Eingangstreppe ihres Hauses hatte liegenlassen, war es jetzt ein Schrottplatz? Was war denn damit, dass Nessa ein ganzes Heer von Handwerkern und Geld von der Produktionsfirma gehabt hatte, um ihr Haus in diesen makellosen Zustand zu versetzen? Audrey hingegen hatte nur ein sehr begrenztes Budget. Außerdem war ihres das größte Anwesen der Stadt. Es hatte einer Adligen gehört. Es würde unglaublich schön werden. Sie brauchte nur etwas Zeit und finanzielle Mittel, um das zu bewerkstelligen.
Aber sie hatte keine Lust, sich zu streiten. Außerdem … hatte der Typ immer nocheine Kamera auf sie gerichtet. Wurde sie etwa gerade gefilmt?
„Also … Dann versuch wenigstens, nicht ständig in meine Fenster zu leuchten. Und filme mich nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss.“
Nessa spottete. „Audrey, bitte. Die haben interessantere Dinge zu filmen als dich.“ Sie strich sich über die Haare und lächelte, als die Kamera auf sie schwenkte. „Nämlich mich.“
„In Ordnung. Ich räume den Müll auf. Aber nur …“
„Was auch immer. Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind? Das ist unser erster Drehtag.“ Sie sah den Kameramann an. „Welche meiner Seiten ist bei diesem Licht die Beste?“
Audrey schlug dem Kamerateam die Tür vor der Nase zu und wandte sich wieder ihrer Küche zu. Sie strich über die Wände und seufzte. „Du bist mein schönes Zuhause. Und du bist kein Schrottplatz“, flüsterte sie.
Zumindest nicht, wenn sie mit ihrer Renovierung fertig sein würde.
Das Geld, das man ihr für den Besuch der Insel angeboten hatte, würde das Ganze sicher beschleunigen. Sie würde sogar jemanden einstellen können, um ihr zu helfen. Es ging gut voran, wenn auch langsam. Aber die Tatsache, dass Mason in letzter Zeit nicht mehr vorbeigekommen war, hatte dem Ganzen einen Dämpfer verpasst.
Mason. Macey.
Sie setzte sich auf die Treppe, griff nach ihrem Glas Wein und leerte es in einem Zug. Dann goss sie sich ein weiteres ein.
Wer war diese mysteriöse Frau? Bestimmt ein Model. Genauso jemand passte zu Mason, der so attraktiv war, dass er selbst in Filmen mitspielen könnte. Sie hatte exotisch und gleichzeitig kultiviert ausgesehen – alles, was Audrey nicht war. Wahrscheinlich stolperte sie nie über ihre eigenen Füße und lachte auch nie so heftig, dass ihr Wein aus der Nase spritzte. Bestimmt hieß sie Philomena. Oder Ishanti. Oder Tamika. Sie sah definitiv aus wie eine Tamika.
Audrey saß da, im schummrigen Licht einer einzigen Küchenlampe, und streichelte Nick geistesabwesend, während sie sich in ihrem Haus umsah.
Es war kein Schrottplatz. Aber es brauchte trotzdem einiges an Arbeit. Arbeit, von der sie nicht wusste, ob sie sie selbst erledigen könnte.
Sie schnappte sich ihr Handy und tippte den Namen der Insel ein: Lipari.
Die Suchergebnisse lieferten ihr genau das, was sie sich erhofft hatte: Lipari ist die größte der Äolischen Inseln, ein Archipel im Tyrrhenischen Meer vor der Nordküste Siziliens in Süditalien.
Sie starrte auf die kleine Ansammlung von Inseln und kaute auf ihrer Unterlippe. Dann klickte sie auf die Fotos. Sie sah einen schönen, weißen Sandstrand und ruhiges, blaugrünes Wasser. Enge, kurvenreiche Straßen mit Kopfsteinpflaster, ähnlich wie in Mussomeli, mit bunten Häusern, die sich aneinanderdrängten. Jedes hatte einen kleinen Balkon mit schmiedeeisernem Geländer und farbenfrohen Fensterläden. Es gab Cafés und Geschäfte, in denen sich Leute tummelten. Einen Hafen voller Yachten und kleiner Fischerboote.
Ich würde diese Insel gerne besuchen, dachte sie.
Sie hatte die ganze Woche über an Mason gedacht. Seit jenem Tag war sie nachts wachgelegen, und ihr Herz hatte sich jedes Mal vor Schmerz zusammengezogen, wenn sie sich sein Gesicht vorgestellt hatte. Immer wieder spielte sie diese schreckliche Szene vor ihrem geistigen Auge ab und ärgerte sich darüber, dass sie so dumm gewesen war.
Sie hätte bei ihrem ersten Eindruck von ihm bleiben sollen, nämlich, dass er viel zu gutaussehend war, um jemals an ihr interessiert sein zu können. Er hatte viel für sie getan. Sie bei sich aufgenommen, als sie ein Dach über dem Kopf gebraucht hatte. Sie hatten zusammen Agrigento besichtigt, und er hatte ein paar nette Sachen zu ihr gesagt. Aber das war alles gewesen. Er hatte ein wenig geflirtet, aber nur auf neckische Weise. Er hatte ihr nie etwas versprochen oder angedeutet, dass zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft sein könnte. Sie selbst hatte sich etwas anderes ausgemalt.
Sie tat sich keinen Gefallen damit, hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen. Wenn sie wollte, dass etwas passierte, musste sie den Stier bei den Hörnern packen und es geschehen lassen.
Wenn sie auf ihrem „Schrottplatz“ wirklich vorankommen wollte, dann war ein kleiner finanzieller Zuschuss das erste Gebot der Stunde.
Natürlich war es lächerlich zu denken, dass die Praxis ohne sie zusammenbrechen würde. Das würde sie nicht. Concetta war durchaus in der Lage, die kleineren Untersuchungen durchzuführen. Und sie könnte sie anrufen, wenn sie Fragen hätte. Wahrscheinlich würde man sie überhaupt nicht vermissen.
Und es wäre gut, ein wenig Abstand zu gewinnen. Wenn sie in Lipari beschäftigt wäre, würde sie vielleicht keine Zeit haben, an ihn zu denken.
Ganz zu schweigen davon, dass es toll wäre, den neugierigen Blicken der Kameras auf der anderen Straßenseite zu entgehen.
„Was sagst du dazu, Nick?“, fragte sie ihr Haustier und streichelte immer noch sein rotes Fell. „Hast du Lust auf ein Abenteuer?“
Er gähnte und drückte sich fest an ihren Oberschenkel. Momentan sah es so aus, als ob er nur schlafen wollte.
Sie griff nach ihrer Handtasche und holte den Zettel heraus, auf den sie den Namen und die Nummer von Matteo Gallo gekritzelt hatte. Sie speicherte beides in ihrem Handy und drückte auf „Anrufen“. Es klingelte nur einmal, bevor eine Stimme sagte: „Gallo.“
„Mr. Gallo?“, fragte Audrey und holte tief Luft. „Hier ist Audrey Smart. Ich habe über Ihr Angebot nachgedacht. Und ich nehme es an.“
„Wunderbar!“, rief er aufgeregt. „Das sind fantastische Neuigkeiten.“
„Ja, also, wann wollen Sie …“
„Es gibt einen Bus, der morgen Früh von Mussomeli abfährt! Sie kommen nach Messina und nehmen die Fähre nach Lipari, ja?“
Jetzt mal langsam, dachte sie und ihr Verstand raste. So schnell? Ich weiß nicht einmal, wo Messina ist! Und was ist mit Packen? Ich habe noch gar nichts zusammengesucht. Bestimmt vergesse ich etwas. „Eigentlich muss ich noch …“
„Es gibt nicht viele Busse ab Mussomeli. Sie dürfen ihn nicht verpassen.“
„Oh. Okay, und …“
„Geben Sie mir bitte Ihre E-Mail-Adresse. Ich maile Ihnen alle Details.“
Sie nannte sie ihm. „Aber …“
„Ich hole Sie am Hafen ab, wenn Sie andocken, und wir unterhalten uns dann. Gute Reise, Dottore.“
„Okay, aber …“, wollte sie einwenden. Dann merkte sie, dass niemand mehr in der Leitung war. Er hatte aufgelegt.
Sie sah Nick an und zuckte mit den Schultern. „Dann mache ich mich mal ans Packen“, sagte sie zu ihm. „Wir brechen morgen in aller Frühe nach Lipari auf.“
„Bist du sicher, dass du klarkommen wirst?“, fragte Audrey zum fünften Mal in ihr Handy, während sie in dem alten Bus saß, der gerade in die Küstenstadt Messina auf Sizilien einfuhr.
In den letzten Stunden war sie wie eine Sardine in diesem Gefährt aus den 1970er Jahren eingepfercht gewesen. Es gab keine Sicherheitsgurte, so dass die Passagiere hin- und her geschleudert wurden wie in einem alten Schulbus. Es roch nach Abgasen und Körperausdünstungen, trotz der Tatsache, dass alle Fenster offen waren. Gerade, als Audrey dachte, sie könnte es nicht mehr aushalten, wehte eine kühle Brise herein, und sie lächelte beim Anblick des Meeres und der Hafenstadt Messina.
„Natürlich!“, erwiderte Concetta fröhlich. „Das ist kein Problem. Ich habe nur angerufen, um zu fragen, wo der zusätzliche Verband ist. Ich habe alles unter Kontrolle.“
Sie schien wirklich alles im Griff zu haben. Audrey war an diesem Morgen in der Praxis gewesen, hatte Listen gemacht und Concetta über alles Mögliche ausgefragt, was schiefgehen könnte. Sie hatte nach den Streunern gesehen und sie alle doppelt innig geknuddelt. Sie hatte Concetta mehrmals ihre Handynummer aufgeschrieben. Schließlich hatte diese sie einfach zur Tür hinausschieben müssen, mit einem bestimmten, aber freundlichen „Fahr nur! Und mach dir keine Sorgen um uns!“.
„Ich weiß, du kriegst das schon hin“, sagte Audrey. „Aber wenn du in Schwierigkeiten gerätst …“
„Ich weiß, ich weiß. Ich habe deine Nummer. Wo bist du jetzt?“
„Ich bin gerade in Messina angekommen. Ich weiß nicht, wann die nächste Fähre ablegt, aber ich komme wahrscheinlich eher spät an. Ich werde aber mein Handy anhaben, also …“
„Alles klar! Gute Fahrt!“
Audrey hatte gerade aufgelegt, als der Bus scharf um die Ecke bog. Der Mann, der neben ihr saß und wohl eingeschlafen war, schwankte zur Seite, und sein Kopf fiel auf ihre Schulter. Sie schob ihn sanft zurück und schaute aus dem Fenster, wobei sie ihre Sonnenbrille abnahm, um einen besseren Blick zu erhaschen. Sie fuhren gerade in Messina ein, und in der Ferne ragten mehrere Inseln aus dem dunkelgrünen Meer. Sie war sich nicht sicher, welche davon Lipari war.
Sie machte ein Foto und schickte es an ihre Schwester Brina in Boston, zusammen mit den Worten: Meine momentane Aussicht.
Brina antwortete sofort mit Hübsch. Meine momentane Aussicht und einem Bild von Audreys Neffen Byron, der kichernd auf dem Wickeltisch lag, während seine Mutter versuchte, ihm eine Windel anzuziehen.
Audrey antwortete mit Niedlich.
Sie wartete darauf, dass Brina sie fragen würde, wo sie war oder was sie dort machte, aber ihre große Schwester und beste Freundin tat das nicht. Immer, wenn sie sich Nachrichten schrieben, war Brina kaum an der sizilianischen Landschaft interessiert, dafür umso mehr gefesselt – manche würden sagen, besessen – von dem Mann, den sie Abs nannte. Mason, der ein sehr schönes Sixpack und damit abdominale Muskeln hatte, die er gerne und oft zur Schau stellte. Wann immer Audrey Brina ein Foto von ihm geschickt hatte, hatte ihre Schwester nach mehr verlangt – mehr Fotos, mehr Details, mehr von allem. Sie war fast zu erpicht darauf, Mason als neues Mitglied der Smart-Familie zu begrüßen.
Aber seit Audrey Brina erzählt hatte, was in dieser Hinsicht passiert war, hatte sie nichts mehr dazu gesagt. Audrey schätzte es, dass ihre große Schwester nicht versuchte, sie auf ihre wunden Punkte anzusprechen. Aber sie hätte sich etwas mehr Begeisterung über die anderen Dinge, die in ihrem Leben vor sich gingen, gewünscht.
Schließlich schrieb sie: Ich bin auf dem Weg zu einer Insel vor der Nordküste Siziliens, um den Leuten dort bei ihrem Streunerproblem zu helfen. Wie geht es meinem Neffen und meinen Nichten?
Brina antwortete mit: Gut! Du fehlst uns allen hier! Ich bin froh, dass du die Welt rettest – einen Streuner nach dem anderen.
Der Bus kam vor dem Hafen zum Stehen. Audrey stand auf, streckte ihre Glieder von der langen Fahrt und holte ihr Gepäck und sowie ihre Haustierbox herunter. Dabei warf sie einen Blick auf Nick. Er sah etwas betrübt aus. Sie kramte ein Apfelstück aus ihrer Tasche, schob es zwischen die Gitterstäbe und streichelte seine Nase. „Es tut mir leid, mein Kleiner. Ich weiß, dass das kein Spaß für dich ist, aber für mich war der Bus auch nicht gerade bequem. Nur noch ein bisschen“, flüsterte sie.
Dann ging sie zum Dock. Zum Glück befand sich dort bereits die Fähre nach Lipari und würde gleich ablegen. Sie besorgte sich ein Ticket, ging an Bord des kleinen Schiffes und setzte sich vorne in die Sonne, um die Aussicht zu genießen.
Als die Fähre ablegte, schaute sie auf eine Karte in ihrem Smartphone. Es gab mehrere Inseln im Archipel, von denen Lipari die am dichtesten besiedelte war. Sie betrachtete das Gebiet und versuchte, sich zu orientieren, indem sie den verschiedenen Inseln Namen gab. Sie fand Vulcano, den aktiven Vulkan, der Sizilien am nächsten lag, und versuchte dann, die anderen zu erkennen. In der Ferne sah sie eine kleine Erhebung am Horizont, die vermutlich eine der weiteren Inseln war, und das italienische Festland.
„Ciao“, sagte ein älterer Herr, der neben ihr auf der Bank saß. Sie erkannte, dass es derselbe Mann war, der im Bus auf ihrer Schulter eingeschlafen war. Er begann, auf Italienisch mit ihr zu sprechen.
Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich habe nur etwa die Hälfte davon verstanden. Non parlo molto l'italiano“, erwiderte sie. Ich spreche nicht viel Italienisch war ein Satz, der ihr keine Schwierigkeiten bereitete, da sie ihn ständig sagte.
„Ah, Sie sprechen Englisch!“, rief er und klatschte erfreut in die Hände. Er war klein und drahtig und hatte eine ziemlich große, mit Sackleinen bedeckte Kiste, die er zu seinen Füßen abstellte.
Sie nickte. „Amerikanerin. Sie leben auf der Insel?“
„Si, Lipari ist mein Zuhause.“ Er lächelte breit und zeigte ein paar Zahnlücken. „Ich war in Mussomeli, um einen Freund von einem Cousin abzuholen.“
„Einen Freund?“
