Einleben - Ludwig Laher - E-Book

Einleben E-Book

Ludwig Laher

4,4

Beschreibung

Ginge es nach der Statistik, dann dürfte die kleine Steffi eigentlich gar nicht existieren: Dann hätte ein Arzt im Rahmen des Schwangerenuntersuchungsprogramms die Diagnose "Down-Syndrom" gestellt und ihrer Mutter Johanna eine Abtreibung nahegelegt. Doch Steffi, so scheint es, hat diese Logik erfolgreich hintertrieben und ist da, samt ihrem atypischen Chromosom. Das Einleben beider, des etwas anderen Kindes in diese Welt und seiner Mutter in den Alltag mit Steffi samt allen Konsequenzen, die sich daran knüpfen, formt Ludwig Laher zu einem vielschichtigen Roman, einem Geflecht aus eindringlichen Momentaufnahmen, tastenden Reflexionen, unerwarteten Bezügen und überraschenden Wendungen. Ohne moralische Besserwisserei und sentimentale Ungenauigkeiten lädt Laher die Leserschaft ein, ihn auf seiner abenteuerlichen Gratwanderung zu allerlei Wägbarkeiten zu begleiten. Mit der ihm eigenen "mitreißenden Diskretion" - so ein Kritiker über Ludwig Lahers letzten Roman Und nehmen was kommt - nähert sich der Autor so einer der großen Herausforderungen, mit denen uns die modernen Wissenschaften konfrontieren.

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Seitenzahl: 168

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HAYMONverlag

Ludwig Laher

Einleben

Roman

© 2009HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7449-0

Umschlag- und Buchgestaltung:Kurt Höretzeder, Büro für Grafische Gestaltung, Scheffau/TirolCoverfoto: Inge Widauer, nach einer Idee von Katharina Laher

Diesen Roman erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

Eine Weltin der jeder jeder ist –Klingt das nicht vertraut?Könnte das nicht von jedem sein?

Nicolas Born

Für L. & Co

Steffi wirkt ein wenig müde heute. Nur langsam trottet sie hinter Johanna aus dem Gruppenraum in die Garderobe. Dort helfen schon einige Frauen Kindern in die Schuhe, die Jacken, setzen ihnen Hauben auf, erkundigen sich, wie der Vormittag verlaufen sei.

Johanna nimmt Steffis Parka vom Haken und dreht sich nach ihrer Tochter um. Wo ist sie denn so plötzlich hingekommen? Ihr Blick schweift durch den Raum und fängt diese Szene ein: Schräg gegenüber am anderen Ende sitzt Alexanders Großmutter auf der schmalen Holzlattenbank. Sie müht sich, ihrem zappeligen Enkel die Pelzstiefelchen anzuziehen. Steffi ist lautlos hinzugetreten, vorsichtig streckt sie einen Arm aus und fängt an, das rechte Knie von Alexanders Oma zu streicheln. Die hält mitten in der Bewegung inne, auch Alex hat mit einem Mal aufgehört, auf ihrem Schoß herumzurutschen. Steffi schaut Frau Hochleitner tief in die Augen, sanft gleitet ihre kleine Polsterhand weiter über die Kniescheibe unter der Jeanshose.

Nicht daß die beiden einander näher kennen würden, einmal in der Woche bloß, jeden Donnerstag, holt die Oma Alex ab. Steffi scheint die Mittvierzigerin bis heute auch kaum ernstlich wahrgenommen zu haben. Im Moment jedoch gibt es niemand anderen auf der Welt für sie. Frau Hochleitners Kopf löst sich endlich aus seiner Erstarrung und wendet sich Steffis Mutter zu. Überrascht, gerührt, etwas verlegen vielleicht, der Ansatz eines Lächelns auf den Lippen, so kommt ihr Mienenspiel an bei Johanna.

Geht es Ihnen heute besonders gut, besonders schlecht? würde Johanna sie am liebsten jetzt fragen, oder: Woran haben Sie gerade gedacht, als Steffi diesen Raum betrat? Nicht aus Neugierde, sondern weil sie überzeugt ist, nein, weil sie weiß, daß ihr Kind seinen guten Grund haben muß für diese unerwartete Zuwendung, diese Zärtlichkeit. Und weil sie ihn besser begreifen lernen möchte, Steffis Weg in eine Welt, die auch die ihre ist, die aber anders war vorher, weiter und doch weniger weit, absehbarer, nüchterner, geschwinder vor allem.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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