Eins + Eins = ???   Krimi oder Psychothriller = entscheidet selbst - Inge Diesel-Voß - E-Book

Eins + Eins = ??? Krimi oder Psychothriller = entscheidet selbst E-Book

Inge Diesel-Voß

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Beschreibung

In der neu gegründeten Mordkommission in Rheine kriselt es gleich zu Beginn sehr heftig. Dann passieren bizarre Morde. Es werden Opfer drapiert, die wie Prinzen bzw. Prinzessinnen ausstaffiert sind. Wer mordet hier? Der Zufall hilft bei der Auflösung dieses seltsamen Falles. Intern sind auch einige Probleme zu lösen, bis alles reibungslos funktionieren kann. Rund um die Mitarbeiter der Mordkommission gibt es auch Geheimnisse, die zu Belastungen führen.

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Seitenzahl: 310

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Zum Buch:

Karsten Dehnert und sein Kollege Sven Meierring, sowie seine neue Kollegin Kara Herbst, erleben bizarre Morde, die unlösbar erscheinen.

Der Krimi spielt in Rheine, Osnabrück, Bohmte, Bad Essen und in anderen Orten der Umgebungen.

Alle Personen, ob lebend oder verstorben, sind fiktiv und rein aus der Fantasie der Autorin entsprungen.

Die Autorin:

Inge Diesel-Voß hat erst in der Coronazeit und nach Renteneintritt angefangen zu schreiben. Zuerst hat sie drei Kinderbücher geschrieben, die dazugehörigen schönen Zeichnungen wurden von ihrer ehemaligen Schwägerin aus Holland, Ramona Mendel, erstellt.

Danach hat sie eine fiktive und lustige Biografie verfasst.

Dann hat sie, zusammen mit ihrer neuen tollen Zeichnerin, Cornelia Götze, ein weiteres wunderschönes Kinderbuch geschrieben.

Da Frau Götze nicht nur eine exzellente Zeichnerin, sondern auch Malerin ist, haben die beiden einen Bildband herausgebracht. Mit den Bildern von Cornelia Götze und den Gedichten und Geschichten, die Inge Diesel-Voß in diesen Kunstwerken sah, entstand ein wunderschöner Band.

Damit nicht genug, wollte sie sich auch einmal an einen Krimi wagen. Dieser Krimi spielt in den Regionen, in der die Autorin aufgewachsen ist.

Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe des Bodensees und sieht immer noch jeden Tag etwas Schönes und Neues, was sie an dieser Umgebung fasziniert.

Impressum

Angaben gemäß § 5 TMG

Ingeborg Diesel-Voß

Breslauer Str. 14

88512 Mengen

Kontakt:

Telefon: +49 173 818 9245

E-Mail: [email protected]

Verlag & Druck: tredition

ISBN

Softcover

978-3-384-01750-5

Hardcover

978-3-384-01751-2

e-Book

978-3-384-01752-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages oder der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle lebenden und verstorbenen Personen sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit ist rein zufällig.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Die Autorin:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

Kapitel 83

Kapitel 84

Kapitel 85

Kapitel 86

Kapitel 87

Kapitel 88

Kapitel 89

Kapitel 90

Kapitel 91

1

Das große verschachtelte Haus liegt auf einer kleinen Anhöhe, inmitten eines großen dunklen Waldes, in der Bohmterheide bei Bohmte. Der Ort liegt in der Nähe von Osnabrück.

Der Wind pfeift um die Hausecke, die Bäume verneigen sich und es regnet Sturzbäche. In den Pfützen spiegelt sich das fade Mondlicht wieder.

„Da jagt man ja keinen Hund vor die Tür, so einen Sturm hatten wir ja schon lange nicht mehr.“

Der Mann dreht sich langsam zu seiner Frau um, in dem Moment donnert und blitzt es gleichzeitig.

„Hoffentlich passiert heute Nacht nichts Schlimmes!“ Die Frau schaut ganz verängstigt zum Fenster und presst ihre Hände auf den vorgewölbten Leib.

Als es gerade wieder kracht, schreit die Frau auf und schaut zwischen ihre Füße. „Das Fruchtwasser,“ keucht sie angestrengt und wird ganz blass.

„Lass uns schnell nach Osnabrück in die Klinik fahren. Deinen Koffer habe ich schon im Auto, da es ja jeden Tag soweit sein konnte und Zwillinge ja keine einfache Sache sind.“

Der Mann schnappt sich die Autoschlüssel, rennt los und holt ihre Mäntel aus der Garderobe. Während des Laufens zieht er sich den Mantel an, seine Schuhe lässt er stehen, es muss heute auch einmal in Hausschuhen gehen.

„Komm bitte, nicht dass ich unterwegs Hebamme spielen muss. Bei einem Kind könnte ich das vielleicht noch hinbekommen, aber bei Zwillingen möchte ich doch kein Risiko eingehen.“

Er lächelt etwas aufgesetzt und trotzdem sieht man ihm seine Angst an.

„Ich habe Angst um die Beiden. Was haben wir uns doch ein Kind gewünscht und jetzt werden es zwei. Ein Mädchen für mich und einen Jungen für dich.“

Die Frau guckt ganz verklärt, während sie das sagt, dann schüttelt sie eine Wehe und sie keucht laut auf.

„Jetzt komm aber,“ fordert sie der Mann auf, „sonst schaffen wir das nicht mehr bei diesem Mistwetter. Wir sollten uns einfach beeilen. Ach, wären wir doch schon früher gefahren, aber du meintest ja, dass es heute noch nicht losgeht.“

Er hilft der Frau mühsam in den Mantel und fest untergehakt treten sie aus der Haustür.

Der Wind heult ums Haus und der Regen klatscht ihnen ins Gesicht. „Halt dich gut an mir fest, nicht dass du die Treppe hinunterfällst.“

„Moment, bleib bitte hier stehen und halte dich fest. Ich glaube, ich mache erst das Auto auf, dann kann ich dir besser helfen.“

Der Mann lässt seine Frau los und rennt die Treppe hinunter zum Auto und schließt dabei die Autotür auf. Dann öffnet er die Beifahrertür, damit das Einsteigen schneller geht.

„Hätte ich doch nur einen Regenschirm mitgenommen,“ brummelt der Mann vor sich hin, „aber jetzt ist es auch egal.“

Schnell rennt er zurück zu seiner Frau und hilft ihr behutsam die Treppe hinunter, zur geöffneten Beifahrertür.

Es geht etwas mühsam, bis die Frau endlich bequem sitzt, nur das Anschnallen geht nicht. „Lass es doch einfach sein, ich stelle den Alarm ab, damit es nicht die ganze Zeit pingt.“

Der Mann rennt um das Auto, setzt sich hinein und stellt den Anschnallalarm ab.

„Geht es so?“ Er dreht sich ganz besorgt zu seiner Frau um, weil sie sich immer zwischendurch zusammenkrümmt.

„Ja,“ presst sie heraus, „es sind nur die Wehen, die in immer kürzeren Abständen kommen.“

Draußen peitscht der Wind um das Auto. Die Nacht sieht bedrohlich aus und die Blätter der Bäume verhaken sich im Scheibenwischer.

Der Mann startet das Auto und fährt auf dem nassen, mit Laub und Dreck verschmierten Asphalt mit durchdrehenden Reifen los.

„Langsam, bitte,“ die Frau hält sich krampfhaft am Armaturenbrett fest und stöhnt leise. „Es kommt gerade wieder eine Wehe. Die Geburt geht gleich los, ich spüre das.“

Die Straße sieht aus wie ein glänzender Spiegel, die Bäume rechts und links sind vor Regen fast nicht zu erkennen. „Gut, dass das Wetter so schlecht ist, dadurch herrscht nicht viel Verkehr.“ Immer wieder schaut der Mann zu seiner Beifahrerin.

„Guck bitte auf die Straße, es gibt hier immer viele Wildunfälle, das weißt du doch.“ In dem Moment, als die Frau die Worte ausspricht, huscht auch schon ein Reh über die Straße.

Die Bremsen des Autos quietschen, als der Mann verzweifelt versucht zu bremsen. Durch Aquaplaning und das nasse Laub, gerät das Fahrzeug sofort ins Trudeln und Rutschen und dreht sich dann immer schneller um die eigene Achse.

Bevor der Mann gegenlenken kann, rast das Auto auf einen Baum zu und die Welt explodiert.

2

„Bitte, sagt ihr das noch nicht, sonst ist ihre Heilung in Gefahr, wir wollen doch, dass sie erst wiederhergestellt wird.“

Ganz langsam versucht sich die Frau aus der Dunkelheit zu lösen, als sie diese Worte von einem Mann hört.

„Ich glaube, sie kommt zu sich.“ Die Männerstimme spricht weiter: „Lasst sie angeschlossen, ihre Werte sind einfach noch viel zu schlecht. Es gibt wohl leider keine näheren Angehörige die wir benachrichtigen könnten. Es gibt nur eine Cousine und die hat am Telefon gleich gesagt, dass sie für keine Kosten aufkommt, ihr aber trotzdem helfen will bis sie wieder gesund ist.“

Der Mann hört sich ganz sorgenvoll und bedrückt an. „Hoffen wir, dass sie es schafft.“

Mit krächzender Stimme fragt die Frau im Krankenbett: „Wo bin ich, was ist passiert? Wo ist mein Mann, wo sind meine Kinder?“ Dabei streicht sie über ihren erheblich flacheren Bauch.

Ihre Augen öffnen sich und sie sieht einen Mann und eine Frau im weißen Kittel vor ihrem Bett stehen. Beide schauen sie mitleidig an.

„Wo sind meine Kinder? Sind sie gesund? Wo ist mein Mann?“ Ganz panisch fängt die Frau an zu schreien und wiederholt die Worte immer wieder.

„Es ist alles in Ordnung, bitte beruhigen Sie sich.“ Der Mann beugt sich über die Frau und versucht sie festzuhalten. Die Frau wehrt sich und will aus dem Bett springen, ist aber viel zu schwach, um sich zu erheben.

Die Ärztin spricht jetzt das erste Mal zu ihr: „Wir geben Ihnen jetzt erst noch einmal ein Beruhigungsmittel, später werden wir Ihnen erzählen, was passiert ist.“

Die Frau wird langsam ruhiger und schläft unter wimmern ein, obwohl sie krampfhaft versucht, die Augen aufzubehalten.

Als sie das nächste Mal wach wird, bleibt sie erst einmal mit geschlossenen Augen liegen und hört dadurch, wie sich zwei Krankenschwestern darüber unterhalten, dass ihr Mann bei dem Unfall ums Leben kam.

Bevor sie wieder in der Dunkelheit versinkt, will sie noch nach ihren Kindern rufen, aber die Medikamente sind einfach stärker.

Einzig ihre Cousine Gertrud, aus München, besucht sie im Krankenhaus. Sie bringt ihr auch schonend bei, wie der Unfall ausgegangen ist.

Sie hat auch alles arrangiert, da sich die Frau nur langsam von ihren Verletzungen erholt. Gertrud möchte am liebsten sofort wieder nach Hause, aber die Frau ist der Rest ihrer Familie und daher überwiegt das Pflichtgefühl.

Endlich, nach vielen Wochen der Rehabilitation kann die Frau wieder nach Hause, in das einsam stehende Haus in der Bohmterheide, entlassen werden.

Die Beerdigung ist einfach an ihr vorüber gegangen, sie hatte genug damit zu tun, wieder einigermaßen gesund zu werden.

Nachdem sie wieder in ihr Haus zurückgekehrt ist, verkriecht sie sich in ihrem Schmerz und lässt niemanden an sich heran.

Einzig ihre Cousine hat noch Zugang zu dem Haus. Sie möchte der Frau helfen, auch mit der Babybetreuung, weiß aber nicht, wie sie zu ihr durchdringen soll und gibt es bald auf.

Die Frau will einfach ihre Ruhe haben und wirft ihre Cousine Gertrud mit den Worten aus dem Haus: „Meine Kinder sollen keinen weiteren Schmerz ertragen müssen. Ich werde sie Patricia und Peter nennen.

Was hätte sich ihr Vater gefreut sie aufwachsen zu sehen, jetzt muss ich alles alleine machen, nur weil er sich auch nicht angeschnallt hat.

Wie konnte er uns nur so im Stich lassen? Gut, dass genügend Geld vorhanden ist und wir daher in diesem Haus bleiben können.

Ich werde meine Kinder auch selbst unterrichten, wir brauchen sonst niemanden auf dieser Welt.“

Die Cousine versucht noch mit ihr zu reden und alles klarzustellen, zieht dann aber beleidigt und auch irgendwie erleichtert davon und will mit dieser „Verrückten“ nichts mehr zu tun haben.

Die Einwohner von Bohmte und die Nachbarn in der Bohmterheide finden die Frau sehr seltsam, nie mehr kommt sie aus dem einsam stehenden Haus heraus. Im Laufe der Zeit gewöhnen sie sich an das „Geisterhaus“und keiner fragt nach, was hinter diesen Mauern passiert.

Man sieht nur sehr oft, dass ganz viele Paketboten in die Richtung des Hauses fahren, aber es kümmert niemanden. Das Haus und die Familie in dem einsamen dunklen Haus wird fast vergessen.

3

Die Jahre vergehen.

„Ach was ist Patricia doch für eine hübsche Prinzessin, sie ist einfach meine Schönste und Liebste und Beste.“

Peter hört die Worte seiner Mutter und sieht, wie sie ein Kleid mit vielen Rüschen zärtlich streichelt. Er fühlt sich, wie so oft, sehr schlecht und hat richtige Hassgefühle gegenüber Patricia, obwohl sich das ja nicht gehört. Familie muss zusammenhalten, egal was ist und kommt, sagte seine Mutter immer.

„Patricia, wo bist du? Ich habe extra für dich den Pudding gekocht, den du so gerne magst, nicht dass Peter wieder etwas davon nascht.“

Peter fühlt sich durch diese Worte mal wieder zurückgesetzt und einfach nicht geliebt.

Immer wieder sagt seine Mutter, dass sie nur ein Mädchen haben wollte und Peter für seinen Vater gedacht war. Aber er konnte doch nichts dafür, dass sein Vater nicht mehr lebte, denn er war doch in der Nacht gestorben, in der er geboren wurde. Seine Mutter verwehrte ihm ihre Liebe, sie möchte nur Patricia alle Zuwendungen geben, das schmerzt Peter sehr.

Peter sitzt in der Küche und sieht den Pudding, den seine Mutter seiner verhassten Schwester gekocht hat. Schnell löffelt er ihn bis auf einen ganz kleinen Rest aus.

„Was bist du doch für ein ungeratener Sohn,“ zetert seine Mutter, als sie in die Küche kommt und die fast leere Schüssel sieht. „Warum machst du das immer, mach dass du wieder in den Keller kommst.“ Die Mutter zieht Peter an einem Ohr aus der Küche, in Richtung des Kellers.

Die Kellertür geht auf und Peter erhält einen heftigen Stoß, so dass er die ganze Treppe hinunter kullert. Die Treppe ist aus Holz und sehr steil. Peter hat Glück, dass er ohne größere Blessuren unten ankommt. Trotzdem tut ihm alles weh, als er unten zusammengekrümmt liegen bleibt.

Die Mutter kommt hinterher und zieht ihn an den Haaren durch den dunklen Keller zu einer der Türen. Die macht sie auf und stupst Peter mit Gewalt hinein.

Dann wird die Tür zugehauen. „Ich hoffe, du weißt, warum ich das tun muss. Es ist aber auch ein Kreuz mit dir, nichts als Ärger. Immer wieder muss ich dich bestrafen, sei mal so lieb wie Patricia, dann könnten wir in Ruhe zusammenleben.“

Peter sitzt in der Dunkelheit, schnieft und weint. Es raschelt in den Ecken, der Wind heult durch ein Loch in der Kellerecke und es ist kalt. Peter schlingt seine Arme um sich und schließt die Augen, um die herumstreunenden Mäuse und die Spinnen an der Decke nicht mehr zu sehen.

Seine Mutter hätte wieder gesagt. „Männer weinen nicht, sie sind stark und fürchten sich nicht vor Mäusen und Spinnen,“ aber er war doch noch ein Junge und verstand nicht, was in seiner Mutter vorging und warum sie ihm das antat.

Als einige Zeit vergangen und nichts mehr im Haus zu hören war, macht Peter die Kellertür langsam auf. Sein erster Gedanke war, dass er flüchten müsse, aber er wollte und konnte seine Mutter doch nicht verlassen, es war doch seine Mutter, die er trotz allem liebte.

Langsam und vorsichtig steckt er den Kopf aus der Tür, geht mit schweren Schritten nach oben und macht sich sauber.

Wieder vergehen ein paar Jahre. Das Haus steht immer noch einsam und leicht verfallen mitten im Wald, auf einer kleinen Anhöhe.

Peter weiß wie er sich zu benehmen hat, damit seine Mutter ihn nicht immer bestrafen kann, manchmal forderte er es aber geradezu heraus.

Seine Schwester wurde von ihr immer noch nach Strich und Faden verwöhnt. Nach draußen durfte auch niemand, also musste er sich notgedrungen mit der Situation arrangieren.

Eines Tages, im Sommer, ungefähr 19 Jahre nach dem Tode seines Vaters findet Peter seine Mutter im Bett und realisiert erst nach einiger Zeit, dass sie gestorben war.

Da Peter keine Ahnung hat, was zu machen wäre, informiert er sich bei einem Beerdigungsinstitut in Hunteburg.

Dazu benutzt er das erste Mal in seinem Leben, das von seiner Mutter streng bewachte Telefon. Das Institut empfahl ihm einen Arzt zu rufen, damit dieser einen Totenschein ausstellen konnte. Peter fragt gleich nach einem Arzt, der weiter weg wohnte, mit der Begründung, dass seine Mutter mit den Ärzten in Bohmte nicht zufrieden gewesen wäre.

Der dann von Peter herbeigerufene und neu hinzugezogene Arzt aus Ostercappeln stellte Herzversagen fest und füllte dementsprechend den Totenschein aus.

Niemand erfuhr etwas in der Bohmterheide, es wäre auch bestimmt niemand gekommen um zu kondolieren, sondern nur aus Neugierde, was in diesem Haus passierte.

Die Organisation der Beerdigung überließ Peter dann dem besagten Beerdigungsinstitut aus Hunteburg.

Es war eine sehr einsame Feier, niemand aus Bohmte oder der Bohmterheide war gekommen. Das Wetter an diesem Tag war aber auch so stürmisch und regnerisch, dass fast niemand auf dem Friedhof unterwegs war.

Nach der Zeremonie und nachdem alles bezahlt war, fühlte sich Peter wie befreit. Jetzt konnte ihm niemand mehr sagen, was er zu tun hatte. Seine Schwester hatte ihm keine Befehle zu geben, das konnte nur seine Mutter und die gab es ja nicht mehr.

So gut es ging vermied er an seine Schwester zu denken. Sobald die Geschwister aufeinander trafen, endete das immer in einem Riesenstreit. Peter wollte das nicht, er wollte nur seine Ruhe haben.

„Du kannst mich nicht immer gefangen halten. Ich will raus und das Leben genießen. Lass mich endlich raus!!“ Patricia wollte nicht immer in dem Haus eingesperrt sein und schreit mit aller Kraft das ganze Haus zusammen. Dann ergreift sie alle Dinge, derer sie habhaft werden kann und wirft sie durch die Gegend.

„Du kannst so laut schreien, wie du willst, du kannst auch alles durch die Gegend feuern, hier hört dich keiner und die Sachen musst du selbst wieder aufräumen, also mach was du willst. Du weißt, dass die Mauern viel zu dick sind und wir viel zu einsam wohnen. Außerdem werde ich dich nicht raus lassen, du bist viel zu böse.“

Peter überlegt, wie er seine Schwester zum Schweigen bringen könnte. Gut, dass es hier diesen großen Keller gibt. Er liegt tief unter der Erde und hat ein paar Räume mit Gucklöchern, die ungenutzt sind. Außerdem hat er einen langen Gang, der in einem Ausgang Richtung Wald mündet, aber dieser ist mit einem Vorhängeschloss gut gesichert. So kann niemand herein und es kann auch niemand heraus.

Aber solange er sie so unter Kontrolle halten konnte, sollte niemand eingeschlossen werden.

Peter bestellt, wie auch seine Mutter vorher, alle Lebensmittel und Bedarfsdinge die sie brauchten, über das Internet nach Hause. Jetzt hatte er die Gelegenheit sich mit dem Computer zu beschäftigen, vorher durfte er das ja nicht.

Das Geld, welches ihnen ihr Vater hinterlassen hatte, reichte noch ein paar Jahre. Was dann ist, darüber macht sich Peter keine großen Gedanken und mit Patricia konnte er sowieso nicht darüber sprechen, weil es immer gleich in einen Streit ausartete.

4

In Rheine ist heute die Hölle los. Es ist kurz vor Ostern, die Sonne scheint, der laue Wind streicht durch die Straßen und die Menschen kaufen ein, als wenn es morgen nichts mehr gibt.

Im Kommissariat der Stadt, sitzt der Kriminalkommissar Karsten Dehnert an seinem Schreibtisch und starrt in den Computer. Das Gebäude des Kommissariats liegt etwas außerhalb, an einem kleinen Wäldchen. Das ehemalige Schulgebäude ist schon vor vielen Jahren umfunktioniert worden und gefällt durch seine schöne Architektur und die großen sonnen- durchflutenden Räume. Nur die Gitter vor den Fenstern und der bewachte Eingang stören etwas diese Idylle.

Sein Kollege Sven Meierring, ein schlaksiger, jungenhafter Mann um die 30 Jahre, kommt ins Büro und balanciert vorsichtig zwei Tassen Kaffee auf einem Stapel Akten.

„Was soll das? Noch mehr Arbeit?“ Karsten Dehnert schaut genervt zu seinem Kollegen und verdreht die Augen.

„Was soll der ganze Papierkram, als ob wir sonst keine Arbeit hätten.“

„Oh, oh, da hat aber jemand eine heiße, kurze Nacht hinter sich, oder eine feuchtfröhliche?“ Sven lacht auf, stellt die Tassen ab, legt die Ordner auf den Schreibtisch und fängt an in seinen Hosentaschen zu kramen.

„Vielleicht habe ich noch eine Kopfschmerztablette, damit deine Laune besser wird.“

„Brauche ich nicht, es liegt nicht am Alkohol, ich habe einfach nur zu wenig geschlafen.“ Karsten gähnt einmal herzhaft und greift dann zur Kaffeetasse, „aber vielen Dank dafür.“

Sven feixt herum und möchte zu gerne wissen, mit wem Karsten die Nacht verbracht hat. Bevor er Karsten fragen kann, hat dieser die Antwort schon parat.

„Das geht dich gar nichts an,“ der gut aussehende, große Mann lächelt ganz glücklich.

„Du siehst aus, als hättest du sechs Richtige im Lotto.“ Sven ist einfach zu neugierig, aber Karsten schweigt eisern.

Bevor die Frotzeleien weiter gehen, kommt ein Kollege der Schutzpolizei hereingestürmt.

„Gerade kam ein Telefonanruf, dass eine weibliche Leiche an der Grenze zu Holland, also zwischen Bad Bentheim und Oldenzaal gefunden wurde. Das Gespräch kam zu uns, deshalb bin ich eben schnell selbst gekommen.“

Karsten und Sven springen auf und schnappen sich ihre Jacken. Bevor sie hinaus rennen, bellt Karsten: „Die Adresse auf mein Handy!“ Sven schiebt ein „Bitte“ hinterher und verdreht die Augen.

Als sie die Treppe hinunter laufen meint Sven: „Sei nicht immer so angespannt, ein „Bitte“ vergibt dir nichts. Die Kollegen sind doch sowieso schon überlastet, sie können ein bisschen Freundlichkeit vertragen.“

Karsten sagt nichts dazu und sprintet auf den BMW seiner Dienststelle zu.

Unterwegs versucht Sven weiterhin zu erfahren, mit wem Karsten die Nacht verbracht hat, leider beißt er da auf Granit. Aber er kennt Karsten gut genug um zu erahnen, dass es etwas entscheidendes in seinem Leben gegeben hat.

Als die beiden dann an der Fundstelle der Leiche, an einem beliebten Wanderweg mitten im Wald ankommen, stellen sie fest, dass der Ort auf der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden liegt.

Die Stelle ist großräumig abgesperrt, einige Menschen laufen herum und sondieren die Umgebung.

„Dehnert und Meierring, Mordkommission.“ Karsten hält seinen Ausweis hoch und erkundigt sich gleich, wer den Anruf getätigt hat.

„Das war ich,“ ein älterer Mann rappelt sich auf. Er hatte bei der Leiche gekniet und sie sich angesehen.

„Ganz genau kann im Moment keiner sagen, auf welchem Land wir gerade stehen und da die Tote einen deutschen Ausweis in der Hand hielt, denke ich, es interessiert euch auch? Ein Jogger hat uns informiert, er steht da hinten und ist immer noch geschockt.“

Karsten sagt nichts, sondern schaut sich die Leiche genau an.

Sie war ungewöhnlich, eher wie eine Prinzessin aus einem Märchen gekleidet. Es sah nicht so aus, als wenn sie verletzt wäre, es waren keine größeren Wunden zu sehen, nur bei näherem und genaueren Hinsehen konnte man die Blutflecken an der rechten Kopfhälfte unterhalb des Ohres entdecken.

Sven schaut entschuldigend und mit einem kleinen Lachen zu dem Kollegen aus Holland. „Wir sind nicht immer so stoffelig, aber wir haben eine harte Nacht hinter uns.“

Karsten guckt gespielt böse zu Sven. „Wie deine Nacht war, weiß ich nicht, meine war gut. Wie heißt die Tote denn jetzt?“

Der Kollege aus Holland entschuldigt sich und meint dann: „Sie heißt Anja Kleiner und kommt aus Isterberg, das ist ein kleiner Ort hier in der Nähe, die Adresse gebe ich Ihnen sofort. Ich möchte mich auch erst einmal vorstellen, mein Name ist Van der Wend und ich möchte vorschlagen, wir nehmen uns gemeinsam des Falles an.“

Mit diesen Worten reicht er Karsten die Hand und dieser schlägt ein.

„Ich bin eigentlich ganz nett, wenn ich keinen nervigen Kollegen dabei habe.“ Karsten grinst ein wenig in Richtung von Sven, der den kleinen Dialog gar nicht mitbekommen hat, sonst wäre ihm bestimmt ein Spruch dazu eingefallen..

„Wie geht’s jetzt weiter? Sollen wir die Leiche begutachten, oder macht ihr das? Ist eigentlich schon ein Rechtsmediziner eingetroffen?“

Van der Wend verneint das und verweist auf die nicht ganz klare Zuständigkeit.

„Gut, dann lassen wir die Frau von uns begutachten, ich informiere gleich Frau Dr. Sunner, damit sie heraus kommt.

Außerdem sollte dann auch unsere Spurensicherung kommen, damit alles in einer Hand ist.

Haben Sie etwas dagegen?“

Mit diesen Worten schaut Karsten den holländischen Kollegen Van der Wend an.

„Nein, das ist schon okay.

Wir sind dankbar um jeden Fall, den wir mit unserem wenigen Personal nicht bearbeiten müssen.

Die Frau wohnte in Deutschland, das heißt sie hat sicher auch in Deutschland Familie oder zumindest Freunde.

Solltet ihr aber Fragen haben, stehe ich euch gerne jederzeit zur Verfügung.

Auf unserer Seite werde ich versuchen Zeugen zu finden, um diese zu befragen und gebe dann die Ergebnisse gleich an euch weiter.“

Van der Wend verabschiedet sich und teilt seine Leute ein, damit sie in der Umgebung mögliche Zeugen finden und befragen können. Auch den Namen und die Adresse des Joggers sollten sie noch aufnehmen.

Als die Rechtsmedizinerin, Frau Dr. Heidelind Sunner, eine jugendliche Enddreißigerin und die Spurensicherung eintreffen, machen Karsten und Sven sich auf den Rückweg zum Büro.

5

„Ich habe eine Frau kennengelernt, die ich sehr mag und vielleicht wird das etwas Festes, ich möchte aber noch nicht weiter darüber sprechen. “

Soviel hat Karsten schon lange nicht mehr von sich preisgegeben.

„Das freut mich für dich.“ Ohne Frotzeleien und ohne Neid hat Sven das gesagt, denn er weiß, dass Karsten sich nach einer großen Enttäuschung sehr schwertut einem Menschen zu vertrauen. Deshalb freut er sich für seinen Freund und Arbeitskollegen.

Karsten will eigentlich gerade erzählen wer die Frau ist, aber da kommt ein Gespräch über das Autotelefon herein.

„Hallo Frau Dr. Sunner, wissen Sie schon etwas Neues?“

„Hallo Herr Dehnert und Herr Meierring, ich weiß, Sie sitzen noch im Auto, aber ich wollte Ihnen gleich Bescheid geben, dass die Todesursache offensichtlich ein Stich ins linke Ohr ist. Den Todeszeitpunkt lege ich auf ca. 48 bis 54 Stunden vor auffinden der Leiche. Näheres erst nach der Obduktion.“ „Vielen Dank Frau Dr. Sunner“.

Karsten trennt die Verbindung und guckt etwas skeptisch. „Ist schon komisch, dass die Leiche so lange unentdeckt da liegen geblieben sein soll. Und das bei diesem schönen Wetter, da gehen doch alle spazieren. Aber vielleicht wurde die Tote irgendwo anders getötet und erst vor kurzem an dem Fundort abgelegt.“

Nach Ankunft auf dem Kommissariat, setzen sich die beiden Kommissare an ihre Schreibtische und suchen im PC erst einmal nach Anja Kleiner.

Sven forstet die sozialen Medien, wie Facebook, Instagram usw. durch und Karsten die offiziellen Stellen, wie Polizeiregister, Landratsamt und vieles mehr.

Beide lassen ihre Funde ausdrucken und heften sie an die Schauwand.

„Also zusammengefasst: Anja Kleiner lebt alleine, ihr Status ist Single, sie hat eine Schwester, die in den USA lebt und einen Bruder, der im selben Haus wie sie wohnt. Ihre Eltern sind schon lange verstorben und polizeilich war sie noch nie in Erscheinung getreten.“

Karsten hört sich etwas genervt an. „Wo setzen wir jetzt an?“

„Also erst einmal zum Bruder, bevor uns ein neugieriger Journalist zuvor kommt.“ Sven greift schon nach seiner Jacke.

„Du hast recht, geh schon mal zum Auto, ich komme auch gleich.“

Als Sven aus der Bürotür ist, schickt Karsten eine SMS: „Die letzte Nacht war wunderschön. Leider wird es heute etwas später bei mir, aber ich melde mich dann bei dir, okay?“ Keine fünf Sekunden später kommt die Antwort: „Freue mich“.

Jetzt hastet Karsten aber erst einmal zum Auto, bei dem Sven schon ungeduldig wartet.

Die Tür des Mehrfamilienhauses steht offen, so können Karsten und Sven direkt in den ersten Stock gehen und an der Wohnungstür läuten, an der „Reinhard Kleiner“ steht.

Als sich die Tür öffnet, halten Karsten und Sven ihre Ausweise hoch und Sven sagt: „Kriminalkommissar Meierring und mein Kollege Dehnert, dürfen wir reinkommen?“

„Was ist los?“ Der dünne, etwas ungepflegte Mann, sieht die beiden ganz erschrocken an. „Kommen Sie rein.“

Mit diesen Worten öffnet sich die Tür weiter und Karsten und Sven treten ein. Die ganze Wohnung sieht etwas heruntergekommen aus und riecht auch dementsprechend.

„Wohnen Sie hier alleine?“ Sven fragt das, weil auch weibliche Dinge, wie Rock, Bluse und BH über einem Stuhl hängen.

„Ja, ja, das sind nur die Sachen meiner kleinen Schwester, sie wohnt über mir, aber sie hilft mir oft hier und manchmal zieht sie sich hier auch um. Was ist denn passiert?“

Karsten ergreift das Wort: „Es tut uns leid, wir müssen Ihnen mitteilen, dass wir Ihre Schwester heute morgen tot aufgefunden haben.“

Der Mann zuckt zusammen: „Das kann nicht sein, sie war doch erst vor zwei Wochen hier und hat gesagt, sie kommt am nächsten Wochenende zurück.“

Ganz gebrochen setzt sich der Mann auf einen Stuhl.

„Soll ich Ihnen etwas bringen? Ein Glas Wasser?“ Sven guckt schon in die Schränke und sucht nach einem Glas.

„Nein, lassen Sie das. Ich will nichts. Wie und was ist passiert? Wo haben Sie sie gefunden?“

Karsten sucht nach Worten, um den Bruder der Toten nicht noch einem weiteren Schock auszusetzen.

„Leider müssen wir Ihnen sagen, dass Ihre Schwester ermordet wurde.“

Jetzt fängt der Mann an zu weinen. „Warum? Sie war doch noch so jung und hat keinem etwas getan? Sie war doch so glücklich mit ihrem neuen Freund.“

Sven hakt sofort nach: „Neuem Freund? Kennen Sie ihn? Wo ist ihr Handy? Vielleicht noch in ihrer Wohnung. Haben Sie einen Schlüssel?“

Der Mann schüttelt erst den Kopf und nickt dann. Er kramt einen Schlüssel aus seiner Tasche und reicht ihn an Sven weiter. „Ich kenne den Freund nicht und wo das Handy ist, weiß ich auch nicht.“

„Geben Sie uns bitte die Nummer? Wissen Sie, wo Ihre Schwester hinwollte? Vielleicht in den Urlaub mit ihrem neuen Freund? Wo waren Sie eigentlich vor drei Tagen?“

Karsten stellt die Fragen und schaut den Mann fragend an.

„Ich weiß wirklich nicht, wo meine Schwester hinwollte. Bis gestern habe ich zehn Tage im Krankenhaus gelegen, meine Knie-OP ist leider nicht so gut verlaufen. Deshalb habe ich auch gar nicht richtig zugehört, als Anja mir von ihrem neuen Freund vorgeschwärmt hat. Die Handynummer schreibe ich Ihnen auf.“

„Benachrichtigen Sie Ihre Schwester in den USA?“ Sven schaut Herrn Kleiner fragend an. „Wir haben eigentlich fast gar keinen Kontakt mehr, aber vielleicht kommt sie ja zur Beerdigung von Anja,“ meint der Bruder und schnäuzt sich laut.

Nachdem Karsten und Sven sich vergewissert hatten, dass Reinhard Kleiner alleine bleiben konnte, gehen sie in den nächsten Stock in die Wohnung der getöteten Frau.

Als sie die Tür öffnen, kommt ihnen ein muffiger Geruch entgegen.

„Hier war schon länger keiner“, meinte Sven. „Lass uns nachsehen, ob es einen Hinweis auf ihren Freund gibt, oder wohin sie wollte. Was hat Frau Kleiner eigentlich beruflich gemacht? Das sollten wir auch noch herausfinden, vielleicht ist das ja irgendwie relevant.“

Leider war die Wohnung unergiebig und nachdem sie sie versiegelt hatten, machten sich die beiden Kommissare zurück auf den Weg ins Büro.

6

Als sie ins Gebäude kommen hält ihr Chef, Herr Vetter, sie zurück. Helmut Vetter ist ein großer, massiger Mann in den fünfzigern, der aber trotzdem durchtrainiert aussieht.

„Gibt es etwas Neues? Klappt die Zusammenarbeit mit dem holländischen Kollegen?“ Herr Vetter schaut die beiden fragend an.

„Bisher gibt es noch nicht viel und die Zusammenarbeit beschränkt sich eher darauf, dass der Kollege auf der holländischen Seite versucht Zeugen zu finden, aber das scheint nicht der Fall zu sein.“

Karsten und Sven verabschieden sich, drehen sich um und gehen in ihr Büro.

„Irgendwie kann ich ihn nicht leiden,“ brummelt Sven in seinen nicht vorhandenen Bart.

„Mein bester Freund ist er auch nicht, aber solange er uns in Ruhe lässt. “ Karsten lächelt leicht.

„Unsere Mordkommission ist ja auch noch nicht so lange zusammengestellt und Herr Vetter war vorher bei der Dienstaufsicht, da muss man wohl „so“ sein. Jetzt lass uns mal weitermachen, die Auswertungen sind noch nicht ganz fertig.“

Karsten setzt sich an seinen Schreibtisch und will gerade loslegen, aber in in dem Moment steht Herr Vetter wieder an der Bürotür. „Ich möchte euch Verstärkung bringen, das ist Frau Kara Herbst, sie wird euch ab sofort zur Seite stehen und euch helfen.“

Eine kleine, ziemlich junge und hübsche Frau unbestimmten Alters steht neben Herrn Vetter.

Karsten und Sven kommen gar nicht dazu etwas zu sagen, da dreht sich Herr Vetter um und verschwindet schnell um die nächste Ecke.

„Ja gut, dann muss ich mich wohl selbst mit euch bekannt machen. Also ich heiße Kara Herbst, aber nennt mich bitte Kara. Du bist sicher Sven und du Karsten?“

Bei diesen Worten reicht sie beiden die Hand. „Ich bin von der Sitte versetzt worden und wollte unbedingt in euer Team, was jetzt endlich geklappt hat.“

„Dann, herzlich willkommen,“ meint Sven und Karsten drückt auch so etwas Ähnliches aus.

„Wir sind natürlich sehr überrascht, weil uns keiner etwas gesagt hat.“

„Das wusste ich nicht, daher dieser etwas frostige Empfang?“ Kara schüttelt den Kopf. „Wo kann ich mich denn hinsetzen?“

Sven räumt eine Ecke seines Schreibtisches frei. „Solange noch nichts anderes hier ist, kannst du mit an meinen Schreibtisch.“

„Was gibt es jetzt für mich zu tun?“ Kara guckt fragend. „Erst einmal musst du dich in unsere bisherige Akte einlesen, dann fällt dir vielleicht etwas dazu ein.“ Sven reicht ihr eine noch ziemlich dünne Akte.

„Wir werden jetzt mal alle Bahnhöfe, den Flughafen und auch die Verkehrskameras checken, ob das Opfer irgendwo auftaucht. Außerdem haben wir den Arbeitgeber von Frau Kleiner zu befragen, das ist der Bio-Laden in der Innenstadt, ich glaube, der heißt Fresh-Bio.“

Kara blättert in der Akte und schaut sich dann die Schautafel an. „Sie sieht ja schon irgendwie nach einer Prinzessin aus,“ meinte sie dann, „weiß man schon, ob der Auffindeort auch der Tatort ist?“

Karsten verneint dies und verweist auf die bevorstehende Obduktion.