Elbspiel - Nicole Wollschlaeger - E-Book

Elbspiel E-Book

Nicole Wollschlaeger

5,0

Beschreibung

125 Jahre Kophusen. Aus diesem Anlass engagiert die Gemeinde den einstigen Fernsehstar Arno Menzinger, um gemeinsam mit seinem Team den Kophusener Jedermann zu inszenieren. Noch bevor das große Vorsprechen im Kreis Steinburg beginnt, geben zwei Marionetten, mit einem Pfeil durchbohrt, an dem ein Zitat aus dem Stück prangt, Rätsel auf. Kommissar Philip Goldberg ist alarmiert. Schon kurz darauf finden die Beamten eine tote Frau, und der liebeskranke Hauke Thomsen ist wie vom Erdboden verschluckt. Peter Brandt, der eigentlich den Jedermann spielen soll, befürchtet das Schlimmste für seinen Freund und Kollegen. Die turbulente Jagd nach dem Täter führt das Kophusener Ermittler-Trio dieses Mal in eine Welt aus Schein und Sein. Ende: tödlich.

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125 Jahre Kophusen. Aus diesem Anlass engagiert die Gemeinde den einstigen Fernsehstar Arno Menzinger, um gemeinsam mit seinem Team den Kophusener Jedermann zu inszenieren. Noch bevor das große Vorsprechen im Kreis Steinburg beginnt, geben zwei Marionetten, mit einem Pfeil durchbohrt, an dem ein Zitat aus dem Stück prangt, Rätsel auf. Kommissar Philip Goldberg ist alarmiert. Schon kurz darauf finden die Beamten eine tote Frau, und der liebeskranke Hauke Thomsen ist wie vom Erdboden verschluckt. Peter Brandt, der eigentlich den Jedermann spielen soll, befürchtet das Schlimmste für seinen Freund und Kollegen. Die turbulente Jagd nach dem Täter führt das Kophusener Ermittler-Trio dieses Mal in eine Welt aus Schein und Sein. Ende: tödlich.

ELBSPIEL ist der dritte Teil der ELB-Krimireihe um den Kommissar Philip Goldberg.

Nicole Wollschlaeger, 1974 in Pinneberg geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin. 2004 schloss sie ihr Schauspielstudium in Hamburg ab. Seit 2009 lieh sie ihre Stimme der Kinderbuchreihe „Das magische Baumhaus“ und tourte mit ihren Lesungen durch ganz Deutschland. 2013 erschien ihr erster Roman „Schatten über Nargon“ im Carlsen Verlag. Mit „ELBSCHULD“ startete 2016 die Krimireihe um das Kophusener Ermittler-Trio. 2017 folgte „ELBSCHMERZ“.

Für Reinhold Timm

»Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen

Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere

Menschen zu verwandeln, um in den Anderen am

Ende sich selbst zu entdecken.«

Max Reinhardt

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Prolog

Für einen Augenblick standen sie sich wortlos gegenüber. Der Stich in seiner Rippe schmerzte. Während Goldberg die rechte Hand auf die Wunde presste, um die Blutung zu stillen, hatte er den linken Arm ausgestreckt, um sie auf Distanz zu halten. Zum Glück rührte sie sich nicht. Sie stand einfach da, starrte mit geröteten Augen ins Leere. Von dem Messer in ihrer Hand tropfte sein Blut. Goldberg versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Er brauchte einen Arzt. Vielleicht hatte das Messer innere Organe verletzt. Fieberhaft überlegte er, wie er sie überzeugen konnte, von ihm abzulassen, sich zu ergeben. Seine Dienstwaffe lag unerreichbar im Safe, den er im Kleiderschrank aufbewahrte. Ein Schritt von ihm, und sie würde erneut zustechen. Der nächste Stich wäre nicht so glimpflich, davon war er überzeugt. Sein Blick glitt durch den Raum, blieb aber an nichts hängen, was ihm hätte nützen können. Er schaute wieder zu ihr. Ihre Hand krallte sich an dem Messer fest, als wäre es eine Rettungsleine. Ihr Blick noch immer leer und starr. Er musste mit ihr reden, sie zurück in die Realität holen. Nur was, um alles in der Welt, sollte er sagen? Zögernd wagte er einen Versuch.

»Hey.«

Sie reagierte nicht. Er spürte den Druck zwischen den Rippen, das Pulsieren des Blutes. Ihm blieb nicht viel Zeit.

»Es tut mir leid. Aber mich zu töten bringt sie nicht wieder zurück.«

Ihr Blick flackerte auf. Er hatte ein Déjà-vu. Gott, wie bekannt ihm dieser Irrsinn vorkam. Hörte das denn nie auf?

»Sie fehlt mir. Ich kann sie sehen, wie sie im Garten schaukelt. Wie sie am Tisch sitzt und ihre Nudeln isst, den Mund mit Tomatensoße verschmiert. Und obwohl es mir das Herz zerreißt, muss ich immerzu an sie denken.«

Auch jetzt sah er sie vor sich. Daneben ihre Mutter. Die gleichen Augen, die gleiche Nase. Wie schwer musste es erst für sie sein? Jeder Blick in den Spiegel zeigte nicht nur sie selbst, sondern auch ihr totes Kind. Goldberg unterdrückte die Trauer. Er hielt die Schmerzen kaum noch aus.

»Bitte, Judith, hör auf. Lass sie gehen. Lass nicht zu, dass sie dich auffrisst. Das hätte sie nicht gewollt.«

Ihr Gesicht blieb starr, doch ihre Augen wurden glasig. Sie füllten sich mit Tränen.

»Sie ist immer bei uns, auch jetzt.«

Seine Worte zeigten Wirkung. Ihr Blick veränderte sich. Erst wurde er weicher, dann blinzelte sie und die Tränen liefen ihr ungehindert über die Wangen. Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe. Für einen Augenblick hatte er das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen. Die Frau, die schon einmal versucht hatte, ihn zu töten. Wie verrückt diese Welt doch war und wie verdammt nah die widersprüchlichsten Gefühle beieinanderlagen.

»Glaub mir, ich leide genauso wie du. Jede Nacht durchlebe ich es aufs Neue, immer und immer wieder.«

Ihre Augen weiteten sich. Scheiße, dachte er, als er bemerkte, wie sich ihre Miene verhärtete. Das hätte er nicht sagen sollen. Sie öffnete den Mund. Ein gequälter Laut entfuhr ihm.

»Soll ich auch noch Mitleid mit dir haben?«

Ihre Wut war deutlich zu hören. Er hatte einen Fehler gemacht. Adrenalin pumpte sich durch seinen Körper.

»Du Arschloch hast nicht die leiseste Ahnung von dem, was ich durchmache. Sie war mein Kind, meine Tochter. Und du hast sie auf dem Gewissen.«

Sie hob die Hand mit dem Messer. Absurderweise fragte er sich nun, wie sie aus der Klinik hatte fliehen können. Gerade noch rechtzeitig wich er ihrem Hieb aus. Der Schmerz schnitt sich tief ins Fleisch. Das Messer in ihrer Hand glitt durch die Luft. Goldberg hastete auf die andere Seite des Bettes. Mit einem Satz sprang sie über die Matratze und griff nach seiner Schulter.

»Philip.«

Ihr kräftiger Arm riss ihn herum, sodass er das Gleichgewicht verlor. Das Messer sauste auf ihn nieder. Ununterbrochen schrie sie seinen Namen. Dann spürte er den Stich.

Panisch riss er die Augen auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Instinktiv wanderte seine Hand zu den Rippen, dorthin, wo sie zweimal zugestochen hatte. Nichts. Goldberg hob das Federbett und warf einen schnellen Blick darunter. Kein Blut, keine Schmerzen. Erleichtert sank sein Kopf zurück ins Kissen. Sein Atem beruhigte sich. Er spürte den Schweiß im Gesicht. Seine Narbe am Hals pochte. An die Decke starrend wartete er, bis sich die Bilder des Albtraums verflüchtigten. Dann richtete er sich auf. Der Brief lag auf dem Nachttisch mit dem Absender nach oben:

Forensische Psychiatrie Schleswig Warum hatte er ihn bloß gelesen? Er wusste doch, was es in ihm auslösen würde. Ihre wenigen Zeilen hatten nicht nur alte Gefühle geweckt, sondern auch seinen Beschützerinstinkt. Und das nach allem, was geschehen war. War er so naiv zu glauben, dass es vorbei war? Dass es jemals vorbei sein konnte? Ja, das hatte er geglaubt. Doch nun dämmerte ihm, dass er falschlag.

1

Wie selbstverständlich bewegte er sich über die Bühne, als hätte er nie etwas anderes getan. Die durchtrainierten Arme ragten aus dem weißen Hemd, das er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte. Den geöffneten Kragen säumte eine dunkle Krawatte, die lose umherschwang. Das Sakko seines dunkelblauen Anzugs hatte er sorgfältig über die Stuhllehne gehängt. Beides schien maßgeschneidert. Sein Lächeln zeigte zwei Reihen makelloser Zähne. Ebenso makellos wie seine Haut, straff und leicht gebräunt. Es verlieh ihm das Aussehen eines Vierzigjährigen. Sicher tat er eine Menge dafür, damit das so blieb.

Er wählte seine Worte mit Bedacht, was der Euphorie jedoch keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. In den Gesichtern der zahlreichen Besucher spiegelte sich seine Begeisterung wider. Sie verfolgten jede seiner Bewegungen. Er zog sie alle in den Bann. Selbst Kommissar Goldberg fiel es schwer, sich dem zu entziehen. Nach Kräften bemühte er sich, eine distanzierte Haltung zu bewahren, doch immer wieder entglitten ihm die Gesichtszüge. Arno Menzinger hatte auch in ihm das Feuer entfacht.

Er riss sich los. Wenigstens einer musste in dieser aufwallenden Hysterie einen klaren Kopf behalten. Denn mit einem Blick auf die Zuschauer wurde deutlich, dass er der Einzige war. Peter Brandt nickte selig lächelnd bei jedem Satz, den Arno Menzinger von sich gab. Am erstaunlichsten verhielt sich Hauke Thomsen. Sogar der Dauernörgler brachte dem Mann vor ihnen eine Begeisterung entgegen, die ungewöhnlich und, wie Goldberg fand, im höchsten Maße alarmierend war. In letzter Zeit hatte der Kollege die düstere Stimmung gänzlich abgelegt und schien in eine Art Glückstaumel verfallen zu sein. Was nicht zuletzt an der Frau lag, die neben ihm saß: Sophie.

Seit einem halben Jahr legte Hauke sich nun schon ins Zeug, die Frau mit den feuerroten Haaren für sich zu gewinnen. Auf der Wache liefen bereits Wetten. Obwohl Sophie nicht abgeneigt schien, ließ sie ihn lange zappeln, was Hauke nur noch mehr anspornte. Er entpuppte sich als Gentleman, der freundlich, höflich und sogar charmant sein konnte. Eine ungeahnte Metamorphose spielte sich vor ihren Augen ab.

Der Rest der Zuschauer war gleichfalls hingerissen. Männer wie Frauen. Arno Menzinger beherrschte eine Mischung, die selbst auf die männliche Bevölkerung Kophusens übergriff. Er verstand es, entschlossen und bescheiden zugleich zu wirken. Goldberg hatte sich seine Pläne genau angehört. Alles schien gut durchdacht und organisiert zu sein. Die Finanzierung war gesichert. Die örtliche Sparkasse übernahm den Löwenanteil, der restliche Betrag speiste sich aus Geld- und Sachspenden ansässiger Firmen und Bewohner. Selbst die Kirchengemeinde, allen voran Pastor Milan Kramer, machte sich für dieses Mammutprojekt stark, was für einige Gerüchte im Dorf sorgte. Peter hatte ihnen erzählt, Milan würde für niemand Geringeres als den Teufel vorsprechen.

Das Casting sollte morgen stattfinden. Jeder Bürger aus dem Kreis Steinburg durfte daran teilnehmen. Dieses Meisterstück, wie Arno es immerzu nannte, band die gesamte Region mit ein. Angeblich liefen bereits Gespräche mit dem NDR über eine Liveübertragung. Goldberg hatte beschlossen, diese Information mit Vorsicht zu genießen. In dieser Branche war es üblich, viel Lärm zu machen, meistens um nichts. Das wusste er von einem Kollegen, der in Berlin bei einigen Dreharbeiten beratend tätig gewesen war.

Die große Aufregung war seit Wochen zu spüren. »Ein Ruck wird durch die ganze Region gehen.« Arno wurde nicht müde, das abgegriffene Zitat zu bemühen. Doch aus seinem Mund klang es verheißungsvoll. Die Beteiligten, mit deren Hilfe dieser Ruck gelingen sollte, standen mit ihm auf der Bühne der Kophusener Grundschule. Zu Arnos Linken Bürgermeisterin Ellen Stanz, eine rundliche Frau mit langen dunklen Haaren. Ihre etwas unterkühlte Art hatte sie vollständig abgelegt. Arno genoss ihre uneingeschränkte Unterstützung. Zu seiner Rechten stand der Bank-Filialleiter Tim Bode. In einem schlecht sitzenden Anzug, die Hände zu einer Raute geformt, war seine Parteizugehörigkeit nicht zu übersehen. Er war es, der Arno für das Projekt engagiert hatte. Die beiden Männer kannten sich angeblich aus ihrer gemeinsamen Schulzeit in Köln und hatten sich nie aus den Augen verloren.

Arno Menzinger war ein Promi, dessen eindrucksvolle Karriere als Schauspieler vor einigen Jahren über die Affäre mit dem Kindermädchen gestolpert war, das sich illegal in Deutschland aufhielt. Prompt ließ sich seine Frau von ihm scheiden und nahm die Kinder mit. Das Gerichtsverfahren hatte sehr viel Aufsehen in der Presse erregt. Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, versuchte Arno, sich auf dem Parkett des öffentlichen Lebens als Regisseur neu zu positionieren. Mehr oder weniger erfolgreich.

Die Idee, den Kophusener Jedermann zum 125-jährigen Jubiläum zu inszenieren, war nicht sonderlich originell. Das Spektakuläre an seinem Jedermann war, dass er ihn mit Laien auf die Bühne bringen wollte, den Bürgern aus dem Kreis Steinburg. Das Stück war ausreichend bekannt und besaß genug Prestige, um medienwirksam aufbereitet zu werden. Eine Aufführung von Arno Menzinger in einem Ort wie Kophusen war an sich schon eine kleine Sensation. Die berühmte Konkurrenz aus Österreich musste er nicht scheuen. Denn Arno selbst war vor etlichen Jahren die Ehre zuteilgeworden, den Jedermann in Salzburg zu spielen. Der Mann war ein Medienprofi und wusste, wie man so ein Event entsprechend in Szene setzte. Eingerahmt von einem »weißen Dinner« sollte die Open-Air-Aufführung vor der Kirche stattfinden. Zugegeben eine perfekte Kulisse.

So war jedenfalls Arnos Plan. Kein schlechter, fand Goldberg. Den Jedermann mit Laien aufzuführen stellte er sich zwar sehr schwierig vor, aber es sollte ein Geschenk an die Gemeinde werden und es galt der olympische Gedanke. Deshalb auch dieses unsägliche Vorsprechen. Ganz Kophusen redete seit Wochen von nichts anderem mehr. Goldberg würde sich morgen auf die Wache zurückziehen und hoffen, dass alles reibungslos verlief.

Seine Kollegen indes ließen sich das nicht entgehen. Hauke, weil Sophie für die Rolle der Buhlschaft vorsprach und er sichergehen wollte, dass Arno niemanden bevorzugte. Und Peter hatte beschlossen, selbst vorzusprechen. Als Jedermann. Dem Kommissar graute es schon jetzt: Er sah seinen Kollegen die nächsten zehn Wochen auf der Wache mit einem Textbuch sitzen, die gereimten Verse von Hofmannsthal rezitierend. Wenn es wenigstens ein Shakespeare gewesen wäre, dachte Goldberg, da wäre sogar er schwach geworden.

Magdas Hand holte ihn zurück. Sie beugte sich zu ihm und flüsterte: »Arno ist ein fantastischer Schauspieler. Er hätte es weit bringen können, wenn er nicht aus Versehen in Samira hineingefallen wäre.« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Lächeln.

Goldberg gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Den ganzen Tumult würde er schon ertragen. Zum Glück stand auch Magda dem Spektakel eher kritisch gegenüber, obwohl sie gerne ins Theater ging. Ihr missfiel das Drumherum, das Gebalze und Gezeter, das offenbar nötig war, um sich in dieser Welt zu behaupten. Er legte den Arm um ihre Schultern.

»Er sieht gut aus, hat Charisma. Die Frauen liegen ihm sicher zu Füßen«, bemerkte er.

»Ja, den Chirurgen sei Dank.«

»Sie sollten es sich doch noch einmal überlegen, Frau Deterding. Andere würden für die Rolle der Buhlschaft töten.«

»Kein Interesse.« Sie sah hinüber zu Hauke. »Glaubst du, aus den beiden wird ein Paar?«, flüsterte sie und nickte in dessen Richtung.

Goldberg war sich sicher, dass Sophie seinen Kollegen nur hinhielt, aber ihm fiel kein triftiger Grund dafür ein. »Ich weiß es nicht.«

»Sie hat etwas Undurchsichtiges an sich.«

»Ja, und genau das scheint es zu sein, was unseren Polizisten so fasziniert.«

Goldberg wandte sich wieder zur Bühne. Arno Menzinger stand in der Mitte und hob die Arme.

»Zum Schluss habe ich noch eine Überraschung für euch: Der NDR wird morgen einen kleinen Beitrag drehen und im Nordmagazin senden.«

Ein Raunen ging durch die Stuhlreihen.

»Also, meine Lieben, habt keine Scheu! Zeigt uns, was in euch steckt, und gebt alles.« Er ballte die Hände zu Fäusten und rief: »Mein Jedermann, ich gehör‘ zu dir, um deinetwillen steh’ ich hier.«

In einer dramatischen Geste ließ er den Oberkörper sinken und verbeugte sich tief vor seinem Publikum. Applaus brandete auf.

Draußen versammelten sich die Sponsoren und Veranstalter, um von der örtlichen Presse fotografiert zu werden. Als Kulisse diente der riesige Magnolienbaum auf dem Schulparkplatz, der in voller Blüte stand. Es hatte sich sogar ein Journalist der überregionalen Presse hierhin verirrt. So wie Arno mit ihm sprach, kannten die beiden sich. Die Bürgermeisterin und der Bankchef genossen den Wirbel um ihre Person sichtlich, sie hätten eine perfekte Buhlschaft abgegeben, fand Goldberg.

»Soll ich dich noch einmal abhören?«

Haukes Stimme hatte den Klang eines verliebten Säuselns angenommen. Abrupt drehte sich Goldberg zu ihm um. Er konnte es immer noch nicht fassen. Langsam begann er, das wütende Schnauben seines Kollegen zu vermissen.

»Nein, das ist lieb von dir, Schatz, aber ich fahre nach Hause. Das wird ein anstrengender Tag morgen.« Sophie strich ihm zärtlich über die Wange.

Hauke nickte enttäuscht. »Ja. Klar. Kein Problem«, sagte er tapfer.

»Grüß Friedrich von mir«, mischte sich Peter in das Gespräch ein, was Hauke nicht einmal bemerkte. Dieser Mann hatte nur Augen für die schöne Sophie.

»Mein Vater ist übers Wochenende segeln. Ich sehe ihn erst nächste Woche«, erwiderte sie und gab Hauke einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wir telefonieren, Schatz.«

»Ja, ist gut.«

Haukes Blick folgte ihr, wie sie in ihren schlammfarbenen Beetle stieg. Es hatte ihn mit Haut und Haar erwischt. Goldberg erkannte seinen Kollegen kaum wieder. Anfangs war Peter begeistert gewesen, dass sein Plan, die beiden zu verkuppeln, so reibungslos verlief. Aber nach einigen Wochen gingen ihm Haukes verträumter Blick und die ständige Telefoniererei schon ein bisschen auf die Nerven. Ihr Kollege hatte sich in ein willenloses Geschöpf verwandelt, dessen Existenz hauptsächlich darin bestand, Sophies Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.

»Gehst du auch zum Casting?«, fragte Peter an Magda gewandt.

»O Gott, nein. Ich werde in zehn Wochen in meinem weißen Kleid an einem weiß gedeckten Tisch sitzen und die Aufführung bei einem guten Glas Weißburgunder genießen.«

»In Begleitung des weiß gewandeten Dienststellenleiters von Kophusen.« Goldberg nahm ihre Hand und küsste sie.

Das Schnauben links von ihnen blieb aus. Hauke war voll und ganz damit beschäftigt, dem wegfahrenden Beetle hinterherzuwinken.

»Bitte, hör auf damit, sie kann dich doch gar nicht mehr sehen«, bemerkte Peter.

Hauke ignorierte seinen Kollegen und warf dem Wagen einen letzten Handkuss zu.

Peter wandte taktvoll den Blick ab. »Zu Rosi?«

Sie nickten. Gemeinsam schlenderten sie die Hauptstraße entlang. Es war Samstagnachmittag. Rosi, Haukes Schwester, der die Wirtschaft Bei Rosi gehörte, hatte den Biergarten hinter dem Haus eröffnet. Bärbel Thomsen, die Mutter der beiden, stellte gerade die Sonnenschirme auf, als die vier durch die Gartenpforte traten.

»Ach, schon wieder da? Das hat ja nicht lange gedauert. Hat der aufgeblasene Gockel keine Lust mehr gehabt?«, sagte Bärbel.

Es war nur eine rhetorische Frage gewesen, weshalb niemand etwas erwiderte. Bärbel war einer der wenigen Menschen, die nichts von dem Rummel um Arno hielten, und sie machte keinen Hehl daraus. Nachdem sie Holger endgültig verlassen hatte, war sie zurück nach Kophusen gezogen und kümmerte sich um Rosis Pension, die sie beharrlich aufgepäppelt hatte. Dem neu gestalteten Internet-Auftritt sei Dank: Die Zimmer waren zum ersten Mal mit zahlenden Gästen belegt. Das war das einzig Positive, das sie dem Jedermann-Spektakel zugestand.

»Hauke-Maus, wo hast du denn Sophie gelassen?«, fragte sie.

»Sie ist nach Hause gefahren und übt für morgen.«

»Das arme Ding will da wirklich hin? Ich habe gehört, dass Natascha aus Elskop auch für die Rolle vorspricht. Und ihr wisst ja, so wie die aussieht!«

Bärbel formte die Lippen zu einem Schmollmund und stemmte die Hände in die Hüften. Hauke bedachte sie mit einem strafenden Blick.

»Ich bin ja schon still. Was wollt ihr haben?«

Sie notierte die Bestellung auf einem altmodischen Block und verschwand im Inneren des Hauses.

Die Vierergruppe entschied sich für den Tisch im Schatten einer Kastanie. Gemütlich plauderten sie über die bevorstehenden Ereignisse. Die Proben zum Jedermann sollten am kommenden Montag beginnen.

Rosi servierte die Getränke und setzte sich kurz dazu.

Trotz der ausgelassenen Stimmung war Goldberg abgelenkt. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Die ständig wiederkehrenden Gedanken an Judiths Brief verdrängte er, mitsamt dem Albtraum von letzter Nacht. Als spürte sie sein Unbehagen, legte Magda ihm die Hand auf den Oberschenkel. Goldberg durchströmte ein wohliger Schauer. Sanft erwiderte er ihre Geste und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Es lief gut zwischen ihnen. Einzig dieser Brief bereitete ihm Kummer. Früher oder später musste er sich damit befassen, so viel stand fest.

Auf dem Tisch klingelte Peters Mobiltelefon. Der Kollege nahm das Gespräch an, außer einem »Hm« hin und wieder gab er nichts von sich. Zwei Minuten später stand er auf.

»Das war Michael, der Hausmeister der Schule. Er will mir etwas Seltsames zeigen«, erklärte er. »Ich guck mir das eben an. Bin gleich wieder da. Rosi, stell mir den Vogel warm, ja?«

»Mach ich«, entgegnete sie.

Mit wenigen Schritten war Peter am Gartentor. Goldberg sah ihm verwundert nach. Was hatte das zu bedeuten?

»Warte, Peter, ich komme mit.« Er gab Magda einen Kuss und eilte ihm hinterher. Er hatte ohnehin keinen Hunger.

»Du willst dich doch nur vor dem Essen drücken«, bemerkte Peter.

Das stimmte. Goldberg hatte sein Problem immer noch nicht lösen können. Stattdessen schob er es auf seinen Gefühlszustand. Liebe ging ja bekanntlich durch den Magen.

»Warst du endlich beim Arzt?«, fragte Peter, als sie durch die Pforte auf den Bürgersteig traten.

»Nein.«

»Der Mann in Kremperheide wird dir gefallen. Lass dich doch wenigstens mal durchchecken.«

Peter meinte es gut mit ihm. Schon seit Monaten versuchte er, ihn zu einem Arztbesuch zu bewegen. Seine Frau Marion hatte er an Krebs verloren. Der Tumor war zu spät entdeckt worden, weil sie sich den Untersuchungen verweigert hatte. Mit Ärzten hatte sie auf Kriegsfuß gestanden, nachdem ihre Mutter an Brustkrebs erkrankt und durch einen Fehler während der Operation gestorben war. Bei Peter hatte dieses einschneidende Erlebnis genau das Gegenteil bewirkt. Er hielt alle Check-ups ein und achtete penibel darauf, sich gesund zu ernähren. Seit letztem Winter besuchte er jede Woche den Yoga-Kurs von Sohanraj im Namasté. Er schwor auf die Kraft der Asanas.

»Dann komm wenigstens mit zum Yoga. Glaub mir, es wirkt.«

»Mal sehen.«

»Von mal sehen wird nichts besser.«

Peter konnte trotz seiner liebenswürdigen Art äußerst energisch sein. Man sollte nicht den Fehler machen, ihn zu unterschätzen.

Schweigend legten sie die letzten Meter zur Schule zurück.

Der Hausmeister wartete bereits am Eingang auf sie.

»Gut, dass du gleich gekommen bist«, begrüßte er Peter.

»Goldberg. Philip Goldberg.«

»Ja, der Neue, ich weiß. Sehr erfreut.«

Die beiden gaben sich die Hand.

»Was gibt es denn so Dringendes?«, fragte Peter.

»Gerade eben, als ich angefangen habe, die Stühle zusammenzuräumen, habe ich das Ding entdeckt. Es lag auf dem Boden. Kommt, ich zeige es euch.«

Michael Löns führte sie in die Aula. Die vorderen Stuhlreihen standen schon ordentlich aufgestapelt auf rollbaren Untersätzen. Man konnte sehen, wo der Hausmeister seine Arbeit abrupt unterbrochen hatte.

»Da ist es.«

Goldberg blickte zu Boden.

»Jemand muss das Ding während der Versammlung dort abgelegt haben. Als ich die Stühle heute in aller Früh aufgestellt habe, war es noch nicht da.«

»War die Aula abgeschlossen, bevor die Versammlung eröffnet wurde?«, fragte Goldberg.

»Ja, klar.«

Peter ging in die Hocke. »Das ist eine Marionette.«

Von den Gliedmaßen führten vier dicke Fäden zu dem Kreuz, an dem sie befestigt waren. Die Holzpuppe war schätzungsweise zwanzig Zentimeter groß und hatte eine rote Gugel auf dem Kopf, eine zipfelartige Mütze, wie sie einst Narren am Hof getragen hatten. Das Gesicht war aufwendig geschnitzt, und obwohl es keine Ähnlichkeit mit der lebenden Person aufwies, erkannte Goldberg ihn sofort. Denn der Rest des Körpers steckte in einem dunkelblauen Anzug. Jemand hatte dem hölzernen Miniatur-Arno einen Pfeil in die Brust gejagt, an dem ein Zettel mit einer getippten Nachricht hing. Goldberg las sie laut vor:

»›Es ist an dem, nun geh hinein, von deinen Sünden wasch dich rein.‹«

»Das ist ein Zitat aus dem Jedermann«, sagte Peter.

»Kennst du das Stück auswendig?«

»Ja. Also, nein. Na ja, fast«, stammelte er. »Ich habe mich eben auf morgen vorbereitet.«

»Indem du gleich den gesamten Text auswendig lernst?«

Peter rollte mit den Augen. »Jedenfalls sagt das der Glaube zum Jedermann. Kurz vor Schluss.«

»Du willst die Rolle wirklich haben, oder?«

Peter ignorierte Goldbergs Bemerkung und zückte das Mobiltelefon. Er schoss einige Fotos und schickte sie an seine E-Mail-Adresse. Goldberg indes zog einen Plastikbeutel aus der Innentasche seines Leinensakkos.

»Übertreibst du da nicht ein wenig?«, fragte Peter.

»Das werden wir sehen.« Er hockte sich neben seinen Kollegen.

Mit gespreizten Fingern hob er den Holzfuß vom Boden an. Arnos Körper baumelte in der Luft.

»Haben Sie so etwas hier in der Schule schon mal gefunden?«, erkundigte sich Goldberg beim Hausmeister.

»So was nicht, nee. Die Kids spielen lieber mit ihren Handys als mit Puppen.«

Goldberg hielt den kleinen Arno vor sich und betrachtete ihn. »Nicht gerade sehr subtil.«

»Da hat sich einer große Mühe gegeben«, bemerkte Michael. »Ich habe selbst mal geschnitzt. Das ist nicht so einfach, wie es aussieht.«

»Ja, allerdings. Derjenige, der das gemacht hat, beherrscht sein Handwerk«, pflichtete ihm Peter bei.

»Auch so ein Beruf, der inzwischen fast ausgestorben ist«, sagte Michael.

»Offensichtlich stößt Arno mit seiner Art nicht auf jedermanns Begeisterung«, bemerkte Goldberg mit einem angedeuteten Lächeln.

»Vielleicht ein Mitglied von den Marschbrettern?«, überlegte Peter laut, der das Wortspiel nicht bemerkt hatte.

»Wer oder was sind die Marschbretter?«

»Das ist die Theatertruppe aus Kophusen. Die führen zweimal im Jahr ein Stück hier in der Aula auf. Ich weiß, dass die nicht so begeistert über die Ankunft von Arno sind.«

»Und warum?«

»Stell dir vor, du machst seit etlichen Jahren Theater und dann kommt da so ein Prominenter daher, zieht ein riesiges Spektakel auf und niemand fragt dich, was du davon hältst.«

Goldberg nickte. Schauspieler konnten sehr eitel sein, das hatten Amateure und Profis wohl gemeinsam.

»Man hat ihnen ja noch nicht mal angeboten mitzumachen oder ein Extra-Casting anberaumt.«

»Warum die Marschbretter?«

»Die Bretter, die die Welt bedeuten, stehen in der Marsch.«

»Das klingt eher nach Selbstironie als nach gekränkter Eitelkeit.«

»Oder nach Größenwahn.«

Behutsam verstaute Goldberg den kleinen Arno in dem Beutel, musste ihn jedoch offen lassen, da die Füße herausragten.

»Sucht Arno noch eine gute Idee fürs Merchandising?«, fragte Goldberg.

»Du bist geschmacklos, Philip«, entgegnete Peter und nahm seinem Chef zur Sicherheit den Beutel ab.

»Das ist nicht geschmacklos, sondern genial.«

Peter schüttelte den Kopf und stand auf. »Michael, ich muss dich bitten, mit niemandem darüber zu sprechen.«

»Geht klar.«

Mühsam erhob sich Goldberg. Die Knieschmerzen wurden nicht besser. Magda hatte ihm einen Orthopäden empfohlen, aber seine Phobie gegen jede Art von Ärzten wog schwerer. Wenn er diese Angst schon überwand, dann kümmerte er sich am ehesten um einen Termin beim Gastroenterologen. Doch allein der Gedanke an eine Magenspiegelung hielt ihn davon ab.

»Glaubst du, das hat was zu bedeuten?«, fragte Michael.

»Wir kümmern uns darum, sollte dir noch etwas Ungewöhnliches auffallen, gib uns bitte Bescheid. Meine Nummer hast du ja«, entgegnete Peter.

Die beiden Polizisten überquerten den Schulhof Richtung Straße. Arno Menzingers Füße wippten im Takt von Peters Schritten. Goldberg hatte die vage Ahnung, dass sie sich mitten im Prolog eines Theaterstücks befanden, und hoffte, diesem Schauspiel schnell ein Ende setzen zu können. Möglichst noch bevor sie den Höhepunkt im dritten Akt erreichten.

2

»Das wird der Hammer!«

Hauke saß am Schreibtisch und fuchtelte mit den Armen, als müsse er eine Horde Mücken verscheuchen, die es auf seinen Astralkörper abgesehen hatten.

»Sie war fantastisch. Und dieses Kleid. So etwas habt ihr noch nicht gesehen!«

Der lang gezogene Pfiff, der aus seinem Mund kam, klang anzüglich.

»Und Natascha?«, fragte Peter.

»Die war unterirdisch. Keine ernst zu nehmende Konkurrenz für Sophie. Hat sich ständig verhaspelt und der Text hörte sich bei ihr an, als würde eine Dreijährige vor dem Weihnachtsbaum stehen. Völlig monoton, keine Emotionen. Das hatte nichts Authentisches an sich. Die kann Arno nicht besetzen.«

Goldberg warf Peter einen Blick zu, der genau das Gleiche zu denken schien. Das waren nicht die Worte ihres Kollegen, aus Haukes Mund sprach Sophie. Die Veränderung war so gravierend, dass es den beiden fast peinlich war, mit anzusehen, wie er sich von dieser Frau absorbieren ließ.

»Außerdem hat Sophie ja schon Erfahrung im Schauspielbusiness. Sie hat früher als Kind jahrelang bei den Marschbrettern gespielt. Und jetzt ist sie bei der Gruppe in Itzehoe. Arno wäre dumm, wenn er sie nicht besetzen würde.«

Hauke trank einen Schluck aus dem Kaffeebecher, bevor er weitersprach.

»Wisst ihr, dass auch Greta Jansen vorgesprochen hat? Unglaublich, oder? Die Frau sieht doch aus wie hundert und präsentiert sich halb nackt. Sophie fand es mutig von ihr, sich in ihrem Alter noch in so einem Negligé zu zeigen.« Hauke leerte den Becher. »Wie war es eigentlich bei dir, Peter? Ich konnte leider nicht bleiben, Sophie war noch so in ihrer Rolle drin, die habe ich besser nicht ans Steuer gelassen.«

Vor einigen Monaten hätte Hauke einen derartigen Satz noch mit einem verächtlichen Schnauben kommentiert. Kopfschüttelnd starrte Goldberg den Kollegen an, der die Absurdität seiner Worte gar nicht zu bemerken schien.

»Danke der Nachfrage!«

Peter klang beleidigt, aber Goldberg hatte wenig Mitleid mit ihm. Schließlich war er es, der ihnen diese Verwandlung eingebrockt hatte. Hätte er nicht die glorreiche Idee gehabt, die Tochter seines Freundes Friedrich zum Kartenspiel einzuladen, würde Hauke jetzt wie gewohnt auf dem Stuhl sitzen und sich leidenschaftlich über diesen Theater-Firlefanz auslassen.

Aber Hauke registrierte Peters Unterton nicht. Er ließ die Bemerkung wider Erwarten unkommentiert, was Peter mühsam zu ignorieren versuchte.

»Bei mir lief es sehr gut«, erwiderte er knapp.

»Ist das alles?«

Peter zögerte, bevor er antwortete. Es war ihm sichtlich unangenehm. »Ich glaube, ich habe sie ziemlich beeindruckt.«

»Wieso, was hat Arno denn gesagt? Also zu Sophie meinte er, dass bei ihr schon sehr viel Schönes dabei sei. Man müsste noch dran arbeiten, aber sie hätte so eine unglaubliche Bühnenpräsenz.«

Peters Miene verdüsterte sich.

»Na los, komm schon. Was hat er zu dir gesagt?«, forderte Hauke.

»Arno hat am Schluss meines Monologs gelächelt und gesagt, es sei schon viel Schönes dabei und ich hätte eine unglaubliche Bühnenpräsenz.«

Die beiden Männer blickten sich an. Ihre Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

»Kommt schon, so einer wie Arno will sich nur nicht in die Karten gucken lassen. Der hält sich alle Optionen offen. Wartet ab, morgen um acht wisst ihr mehr.«