Elf Jahre und elf Monate - Reinhold Vollbom - E-Book

Elf Jahre und elf Monate E-Book

Reinhold Vollbom

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Ein Dorf, abseits der Trampelpfade. Eine Schwangere, die vor über zehn Jahren starb. Dorfbewohner die glauben, dass ihr Freund sie damals zur Abtreibung zwang. Ihr Freund, der ihr Grab besucht – diesen Besuch jedoch nicht überlebt. Kommissar Steffen und sein Assistent Kröger, fördern die Feinheiten des Falles zu Tage – und entlarven den Mörder.

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Seitenzahl: 170

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Reinhold Vollbom

Elf Jahre und elf Monate

Kriminalgeschichte

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Anmerkung:

Elf Jahre und elf Monate

Impressum neobooks

Anmerkung:

Diese Kriminalgeschichte, Elf Jahre und elf Monate, erscheint auch in der Kurzkrimi-Anthologie, Grüße von Charon – 7. Gruß.

Elf Jahre und elf Monate

Heininken machte durch seine verträumte Lage auf sich aufmerksam. Ein kleines Dorf, aus alter Zeit stammend. Auf der einen Seite der Ortschaft die weite flache Ebene. Direkt gegenüber die langgestreckte Anhöhe, hinter der seit einiger Zeit die erst vor Kurzem gebaute Autobahn verlief. Genau seitdem wirkte dieses kleine Dörfchen noch etwas Verschlafener, noch Einsamer denn je.

Vor dem Bau der Autobahn durchlief eine vielbefahrene Durchgangsstraße den Ort. Die Ruhesuchenden zog es in die etwa eine Stunde entfernt gelegene Gebirgslandschaft. Jetzt nutzten immer weniger Autofahrer diese Strecke. Es gab eine zeitsparendere Route: die Autobahn. Die vorhandene Tankstelle verwahrloste zunehmend. Somit entschlossen sich die Heininker, die Zapfsäulen zu entfernen. Ein Café, mit überschaubarer Besucherzahl, stand jetzt dort. Für einen Kaffee, sowie ein Stückchen Kuchen auf der Durchreise, verirrte sich mancher gern hierher. Am anderen Ende des Dorfes lag der Landsknecht. Ein auf altertümlich hergerichtetes Landgasthaus mit Übernachtungsmöglichkeit.

Ein blaugrauer Mittelklassewagen fuhr direkt, von der Durchgangsstraße, auf den kieselsteinbelegten Parkplatz vom Landsknecht. Knirschend hielt das Fahrzeug in geringer Entfernung vom Eingang. Vom Fahrersitz aus konnte man die Kirchturmuhr sehen. Ein Freitagnachmittag, – im Spätsommer oder Frühherbst.

Einen Augenblick lang blieb der fünfunddreißigjährige Fahrer des Wagens, mit dem kleinen Koffer in der Hand, vor der Eingangstür stehen. Seine Augen erfassten das bekannte Gebäude. Dann zuckte er kurz mit den Achseln, bevor er im Eingangsbereich vom Landsknecht verschwand.

Innen sah er sich suchend um. Links, massive helle Holzbänke, sowie Tische, die zum Bleiben einluden. Rechts der Tresen, den man auch für den Empfang der Hotelgäste nutzte. Er sog die nach frischem Holz riechende Luft begierig tief ein. Aber irgendetwas überlagerte diesen unverbrauchten Duft. Er kam nicht drauf.

Dann fiel ihm die kleine Klingel am Ende des Tresens auf. Ein kurzer knapper Schlag auf den Knopf. Das helle Ping zerriss die Totenstille im Raum. – Nichts. Es blieb still um ihn herum.

»Ich kommeeeee …«, ertönte es urplötzlich von irgendwoher. Rechts im Flur schlug eine Tür auf. Ein Endfünfziger mit grauschwarzen Haarlocken, um das lichte Oberhaupt, erschien mit eiligen Schritten. Abrupt blieb er vor dem Gast stehen. Seine Augen weiteten sich kaum merklich. Die Mundwinkel verzogen sich zu einem gekünstelten Lächeln. »Du?«, lautete die knappe Frage.

»Ich habe über deine Homepage reserviert.«

»Ja, ja«, lautete die karge Antwort. »Ein Maximilian Apophis hat sich bei uns eingetragen. Aber …«

»Ich bin der Apophis. Die Verkörperung für Auflösung, Chaos und Finsternis. Zumindest gilt dies in der alt-ägyptischen Mythologie so.« Er schmunzelte. »Schließlich wollte ich meine Rückkehr so lange wie möglich geheim halten.«

»Wieso geheim halten?«

»Leo«, der andere sah in fast mitleidig an, »sobald sich meine Ankunft hier herumspricht, kommt Unruhe auf. Wie groß diese Unruhe sein wird, weiß ich nicht. Am liebsten wäre mir, dass bis zur Abreise am Sonntag, alles seinen normalen Gang geht.«

»Aber Max, wer sollte von deiner Ankunft hier erfahren?«

Maximilian Sellner zog die Augenbrauen hoch. Einige Sekunden sahen sie sich schweigend an. »Ich habe mir am Flughafen einen Mietwagen genommen. Meine Koffer habe ich bereits ins Excelsior gebracht. Du weißt, das Hotel zehn Kilometer von hier. Ich möchte hier nur ein wenig Ruhe. Und ich möchte einen … einen letzten Blick auf ihr Grab werfen.«

»… letzten Blick?!«

Max Sellner stellte seinen kleinen Koffer ab. »Ja«, erwiderte er. »Ich verabschiede mich von meiner Heimat. Ich komme nicht mehr zurück. Meine zukünftige Heimat ist ein neuer Kontinent. Hier, und an diesem Wochenende, gibt es einen Schnitt. Die Zeit im Excelsior brauche ich, um alle Formalitäten für meine Auswanderung zu erledigen.«

»Na ja, wenn du mit deiner neuen Frau …«

Max Sellner unterbrach ihn schroff. »Von einer neuen Frau habe ich nichts gesagt.«

Sekundenlang kreuzten sich die Ausdrücke ihrer Augen.

»Ich möchte, … ich will einen Schluss-Strich ziehen. Egal was der Rest der Welt dazu sagt.«

»Ich verstehe dich, Max.«

Wieder einige Augenblicke des Schweigens.

»Du verstehst mich?«, hakte Max nach.

Leopold Drescher sah den anderen nachdenklich an. »Je eher du gehst, desto besser für alle. Heute Abend wird hier richtig was los sein. Wenn du möchtest, bringen wir dir dein Essen aufs Zimmer.«

Max lächelte verständnisvoll. »Na klar.«

Leopold Drescher gab ihm den Zimmerschlüssel. »Die Treppe hoch, dann rechts. Dein Zimmer ist am Ende des Gangs. Gerlinde bringt dir nachher das Essen. Wenn du noch irgendetwas benötigst, rufe über das Zimmertelefon an. – In Ordnung?«

Der andere nickte. Dann verschwand er nach oben.

Max Sellner schloss die Zimmertür. Dann schaute er nachdenklich aus dem Fenster. Rechts der monströse Kirchturm mit der überall im Ort erkennbaren Uhr. Etwas weiter links, Richtung der Anhöhe, begann der Mischwald. Seine Gedanken ließen ihn nicht los. Die Augen sahen durch das Fenster, ohne das er etwas bewusst wahrnahm. Hatte er einen Fehler gemacht, dass er hierher zurückkam? Zweifel quälten ihn auf einmal. Ein Abstecher vom Excelsior aus nach Heininken, auf den Friedhof, hätte vermutlich niemand mitbekommen. Wühlte er Vergessenes auf, was nach all den Jahren zur Ruhe kam? Übermorgen halte ich mich woanders auf, für immer, gab er sich selber die Antwort. Dann legte er sich auf das Bett. Entspannt schlossen sich seine Augenlider.

Wie lange es an der Tür klopfte, konnte er nicht sagen. Die Anstrengungen der letzten Tage hatten ihn schläfrig gemacht. Mühsam gelang es ihm, in den Wachzustand zurückzukehren. Nach einem weiteren Pochen an der Zimmertür setzte er sich aufrecht ins Bett. »Ja, bitte!«

Langsam, äußerst behutsam schob sich die Tür nach innen auf. »Oh, du hast geschlafen«, sprach Gerlinde Drescher. »Ich könnte dir das Essen hochbringen, wenn du möchtest.« Die sechzigjährige Frau, mit der dunklen Lockenfrisur, sah ihn abschätzend an.

Max schmunzelte ein wenig. Es dauerte lange, bis er antwortete. »Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen, Gerlinde.«

»Na ja«, entgegnete sie trocken, »so oft haben wir uns damals auch nicht gesehen. Wenn die Jungs hier gefeiert haben, warst du mit deiner Liebsten unterwegs. Das hat dir zwar keine Feinde eingebracht, aber auch keine Freunde.«

»Du weißt, dass ich oft im Ausland war. Als Ingenieur für Industrietechnik, bin ich nun mal viel auf Geschäftsreisen gewesen. Deshalb habe ich jede freie Minute genutzt, um … um hier in Heininken zu sein.«

»Na ja«, kam es trocken aus ihr heraus. »Das geht mich ja auch alles nichts an. Du willst also Sonntag wieder abreisen? – Für immer hat mir Leopold gesagt.«

»Es wird mein letzter Besuch hier in meiner Heimat und in Heininken sein. Ich hoffe, dass ich noch ein paar nette Eindrücke mitnehmen kann. Morgen früh werde ich im Wald Joggen. Nachmittags gehe ich dann auf den Friedhof.«

Bei dem Wort Friedhof atmete Gerlinde Drescher tief ein. Nach einer kurzen Pause sprach sie mit leicht erhobener Stimme: »Das Wetter soll morgen umschlagen. Nachmittags soll es erst regnen und dann stürmisch werden.«

»Es wäre nicht das erste Mal, dass die Wettervorhersage nicht zutrifft. Schau dir mal den tollen Himmel über Heininken an«, forderte er sie auf.

»Ich habe auch von morgen gesprochen«, erwiderte sie. »Die warten unten auf mich«, fuhr sie rasch fort. »Ich bringe dir das Essen hoch. Bin sofort zurück.« Dann schloss sich seine Zimmertür. Gleich darauf schob sich die Tür noch einmal auf. Einige Sekunden herrschte völlige Ruhe im Zimmer. »Ihr Grab ist hinten rechts.« Danach schloss sich die Tür wieder.

Nachdem Gerlinde Drescher Max versorgt hatte, eilte sie in den Gastraum zurück. »Mal sehen, wie lange es dauert, bis die Jungs hier mitkriegen, wer heute hier abgestiegen ist«, flüsterte sie leise ihrem Mann zu, der am Tresen Bier zapfte.

»Wie lange es dauert?«, wiederholte er ihre Worte.

Einer der Einheimischen schlenderte dann auf Gerlinde zu. Schmunzelnd fragte er: »Euer neuer Gast hat wohl keine Lust hier unten mit uns ein Bier zu trinken? Muss auch nicht sein«, gab er sich selber gleich die Antwort.

Gerlinde Drescher sah ihren Mann verärgert an. Ihre Miene sprach Bände.

Im Landsknecht