Elfen am Meer - Brigitte Frank - E-Book

Elfen am Meer E-Book

Brigitte Frank

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Beschreibung

24 kleine Vorlesegeschichten über Elfen am Meer, die an einer Steilküste der Ostsee spielen und ein wenig das Leben am Strand und im Meer näherbringen wollen. Ein kleines Mädchen erlebt mit den Elfen einige Abenteuer, die einen realen Hintergrund haben. Fotos der Autorin vom Brodtener Ufer und der Ostsee runden die Geschichten ab.

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Seitenzahl: 62

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Für jene,

die das Verborgene

sehen.

Inhaltsverzeichnis

Elfen am Meer

Elfen in Not

Elfen oder Kobolde?

Verletzt

Der Nachwuchs

Wasser

Wiesenfest

Unter Wasser

Neue Erfahrung

Fische in Not

Wasserfreuden

Blumen

Meine kleine Elfe

Der Stein

Sturm

Poseidon

Der Einsiedlerkrebs

Erste Hilfe

Der Fischer

Verdächtige Spuren

Seenot

Hilfe der Glasaale

Die kleine Strandkrabbe

Entführt

Elfen am Meer

Merle eilte leichtfüßig die Treppe hinunter, wobei sie die letzten beiden Stufen einfach übersprang. Sie konnte es heute nicht erwarten, in die Schule zu gehen. Endlich durfte sie den Weg allein laufen. Viele Ermahnungen der Mutter begleiteten sie dann vor die Haustür: „Gehe den oberen Uferweg und gehe nicht zu nah an die Abbruchkante heran!“ Merle verdrehte die Augen, sie war hier geboren und kannte die Gegend genau, sie wusste schon, was sie durfte und was sie lieber bleiben lassen sollte. Sie hätte auch den Bus nehmen können, aber sie liebte das Meer und ging lieber zu Fuß. Brav blieb sie auf dem Weg, der sie von Brodten in die Schule nach Travemünde führte. Aber am Nachmittag wollte sie wieder an den Strand gehen, denn dort gab es für sie immer wieder etwas Neues zu entdecken.

So fand Merle an diesem Tag jede Menge Treibholz am Strand, mit dem sie etwas basteln wollte. Die See, die gestern noch gegen die Steilwand gerollt war, hatte sich beruhigt. Spielerisch plätscherten die Wellen an den Strand. Merle betrachtete ihren Fund zufrieden, als sie meinte, ein kleines helles, fröhliches Lachen zu hören. Aber kein Mensch war weit und breit zu sehen. Es kommt aus den Wellen, dachte sie und hörte dem Rauschen intensiver zu. Aber es war nur das Wasser zu hören. Etwas später setzte sie sich auf einen Stein, schaute gedankenverloren den Wellen zu und genoss die Atmosphäre. Und nun vernahm sie es wieder, immer deutlicher. Sie lauschte nur.

Und dann sah Merle sie plötzlich: Kleine lebhafte Elfen, die im und auf dem Wasser spielten, lachten und plauderten. „Hallo“ dachte sie, „wo kommt ihr denn her?“

Schwupps, nun saßen sie alle auf dem Wasser auf kleinen Blättern, Holzstückchen oder Seegras und schauten das Mädchen mit erstaunten Augen an.

„Dass du uns sehen kannst! Es gibt selten Menschen, die noch in der Lage sind, dieses Geheimnis zu spüren.“

Merle war ziemlich aufgeregt und sogleich verschwanden sie wieder und sie hörte nur das Wellenschlagen.

„Schade“, sie war etwas enttäuscht, blieb aber entspannt sitzen. Und nach einer Zeit waren sie wieder da. „Ich freue mich, euch zu sehen“ dachte das Kind. „Wir sind auch begeistert, dass du uns siehst“, wisperte es zurück. „Ihr könnt meine Gedanken lesen?“ etwas beunruhigt war Merle nun schon. „Ja, aber nur, wenn du dich uns öffnest“, kam die Antwort zugleich.

In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken plötzlich und die Elfen waren für den Tag verschwunden.

Als Merle einige Tage später den Strand besuchte, um die Elfen zu sehen, wartete sie vergebens. Einmal meinte sie, in den Wellen ein Lachen gehört zu haben. Immer wieder zog es sie an den Strand, es wurde Herbst und der Winter kam. Ihre zweite Begegnung mit den Elfen jedoch sollte auch für Merle eine Überraschung werden.

Elfen in Not

Der Winter zog ins Land und Merles Besuche am Ostseestrand wurde spärlicher. Obwohl die Landschaft auch in dieser Jahreszeit ihren Reiz hat, so war es doch der eisige Wind, der sie oft davon abhielt, das Meer zu besuchen.

Im Februar tobten die Frühlingsstürme und an der Steilküste brachen wieder Massen an Erde und Sand ab. Merle beobachtete es vom Uferweg aus, den sie noch oft benutzte, wenn sie in die Schule ging.

Sie war traurig, als sie die Ausmaße sah. Da der Regen den Boden zusätzlich aufgeweicht hatte, waren ganze Schlammstraßen zu sehen, die sich träge nach unten an den Strand wälzten.

Es wurde März und man spürte den Frühling kommen.

Das erste zarte Grün war zu sehen und die Blumen erfreuten schon wieder das Auge. Doch dann, wie es der März gern macht, kam der Winter zurück und brachte viel Schnee mit sich. Für Merle bedeutete es große Freude, denn sie liebte ihn.

Schnee und Meer, das war das Größte für Merle im Winter, also machte sie sich auf, um den Strand zu besuchen.

Still war es dort und die Umgebung erfüllte sie mit Frieden. Träge trugen die Wellen dasWasser an den Strand, wo der Frost bizarre Formen in den Sand gezeichnet hatte. Merle ließ sich gefangen nehmen von dieser Schönheit um sie herum und genoss die Wanderung sehr, vor allem auch, weil sie sich ganz allein in dieser bizarren Umgebung aufhielt.

So dachte sie jedenfalls, aber dann hörte sie ein Schluchzen, dass ihr ans Herz ging. Da weinte jemand ganz bitterlich in höchster Not, das spürte Merle sofort. Da aber keine Menschenseele zu sehen war, dachte sie sofort an die Elfen, blieb einfach stehen und versuchte, sich auf sie einzustellen. Und dann sah das Mädchen die Elfe, klein, mit hängenden Flügeln und Schultern, die unter dem Weinen zuckten. Großes Mitleid erfüllte es. Was war da geschehen?

Die kleine Elfe schlug ihre Augen zu Merle auf, wobei eine Träne herunter tropfte und sagte:

„Der Eingang zu meiner Höhle ist verschlossen von den Schlammmassen, die vor kurzem heruntergekommen sind. Und jetzt sind sie gefroren. Und ich friere auch ganz fürchterlich!“

„Aber warum hast du denn die schützende Höhle verlassen?“ fragte Merle zurück. „Im Frühling schauen wir immer mal wieder heraus und gestern hatten wir schon so einen schönen Tag, ich wollte die Blumen begrüßen.

Zwischenzeitlich hat dann der Erdrutsch den Eingang bedeckt. Wir kennen die Kunst des Freischaufelns, aber durch die gefrorene Erde schaffe ich es nicht mehr!“ Ein verzweifeltes Schluchzen schüttelte ihren Körper.

„Wie kann ich dir denn nur helfen?“ überlegte Merle fieberhaft, es tat ihr weh, die kleine Elfe so zu sehen.

„Wenn wir nur etwas hätten, mit dem wir uns bedecken könnten, das uns wärmt……“ meinte sie, ihre Flügel schlugen heftig gegeneinander und Merle hörte sogar das Zähneklappern heraus, obwohl es ein sehr leises Geräusch war.

Sie überlegte, was sie mit dabei hatte, dachte an die Papiertaschentücher, aber verwarf diesen Gedanken gleich wieder. Sie würden durchweichen.

Dann fiel ihr schlagartig ein, dass sie am Tag vorher Wattekugeln für die Mutter gekauft und vergessen hatte, diese aus dem Rucksack herauszunehmen.

Eine Vorsehung? Egal! Schnell kramte Merle die Tüte hervor und legte eine Kugel ganz vorsichtig auf eine geschützte Stelle neben die Elfe. „Würde dir das hier erst einmal helfen?“ fragte sie.

Wie ein Wirbelwind hüpfte die Elfe in den Wattebausch, turnte darin herum und flugs hatte sie sich fest damit eingewickelt.

Schon strahlten ihre Augen wieder, als sie antwortete: „Ich danke dir sehr. Fürs Erste ist es wundervoll, hast du für meine Freunde noch mehr davon?“

So kam es, dass Merle sich an den Strand setzte, eine gut windgeschützte Stelle suchte, um dort ein Nest aus Wattekugeln zu formen. Belustigt dachte sie daran, dass sich mancher sehr gewundert hätte, wenn man sie dabei beobachtet hätte.

Mit dem angenehmen Gefühl, ein gutes Werk getan zu haben, verabschiedete sich Merle von der kleinen Elfe und setzte ihren Weg fort.

Elfen oder Kobolde?

Endlich wurde es Frühling und mit der wärmenden Sonne wurde es auch angenehmer, am Strand zu verweilen. Leider wissen dieses eben auch andere zu schätzen, so dass Merle nur noch gelegentlich allein am Strand wandern konnte.