Emma's große Liebe - Melinda Waleni - E-Book

Emma's große Liebe E-Book

Melinda Waleni

0,0

Beschreibung

Emma könnte es in ihrem Leben nicht besser haben. Sie wohnt mit ihren besten Freunden Lena und Julian, die immer hinter ihr stehen, in einer Wohngemeinschaft und ist gemeinsam mit ihrem Freund Lucas in einer Galerie als Fotografin tätig. Alles läuft prima, bis Lucas ihr beichtet, in eine Andere verliebt zu sein. Diese Nachricht wirft Emma komplett aus der Bahn. Doch so leicht gibt sie nicht auf. Ihr ist klar, dass sie für ihre große Liebe kämpfen muss, denn sie ist sich sicher, dass Lucas der Richtige ist. Eines Tages trifft sie an ihrem Lieblingsort auf den charmanten Felix, der ihr mit Verständnis und Mitgefühl helfen will, ihren Exfreund zurückzugewinnen. Die Aktion geht allerdings nach hinten los, denn zwischen Emma und Felix funkt es bei jeder Begegnung ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 161

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Emma's Große Liebe

Von Melinda Waleni

Buchbeschreibung:

Emma könnte es in ihrem Leben nicht besser haben. Sie wohnt mit ihren besten Freunden Lena und Julian, die immer hinter ihr stehen, in einer Wohngemeinschaft und ist gemeinsam mit ihrem Freund Lucas in einer Galerie als Fotografin tätig. Alles läuft prima, bis Lucas ihr beichtet, in eine Andere verliebt zu sein. Diese Nachricht wirft Emma komplett aus der Bahn. Doch so leicht gibt sie nicht auf. Ihr ist klar, dass sie für ihre große Liebe kämpfen muss, denn sie ist sich sicher, dass Lucas der Richtige ist.

Eines Tages trifft sie an ihrem Lieblingsort auf den charmanten Felix, der ihr mit Verständins und Mitgefühl helfen will, ihren Exfreund zurückzugewinnen. Die Aktion geht allerdings nach hinten los, denn zwischen Emma und Felix funkt es bei jeder Begegnung ...

Über den Autor:

Melinda Waleni ist das Pseudonym einer österreichischen Autorin, Jahrgang 1990. Sie lebt im niederösterreichischen Weinviertel. Die Leidenschaft zum Schreiben hat sie schon im Kindesalter für sich entdeckt.

"Emma's Große Liebe" ist bereits ihr vierter Roman.

Impressum:

Text: © Copyright by Melanie Trsek 2018

Umschlag: © Copyright by Kathrin Trsek

Hauptstraße 39

2185 Prinzendorf an der Zaya

Österreich

Kapitel 1

Ich richte die Kamera auf den Himmel und sehe Gewitterwolken aufziehen. Schützend lege ich eine Hand auf die Linse und renne die Treppen hoch zur Wohnung.

Im Wohnzimmer sitzt Julian auf dem Sofa und blättert in einem Automagazin. Er hebt den Kopf und legt das Heft zur Seite. »Hallo Emma, wie geht es dir?«

Ich setze mich zu ihm und gähne lautstark. »Ich bin wahnsinnig müde.«

»Das merkt man.« Er erhebt sich, wünscht ihr eine gute Nacht und verlässt das Zimmer.

Kurz darauf kommt Lena durch die Tür. »Du siehst aus, als hättest du drei Tage lang nicht geschlafen.«

Ich schlucke. »Tja, zwischen Lucas und mir herrscht eine Krise, wir streiten ständig wegen jeder Kleinigkeit. Ich frage mich, ob er überhaupt noch glücklich mit mir ist.«

Lena kramt aus ihrer Hosentasche ein Haarband hervor und bindet sich damit ihre roten Haare zu einem Pferdeschwanz. »Das tut mir leid. Hoffentlich ist das Dilemma bald vorbei.« Sie legt mir eine Hand auf die Schulter. »Ich würde sagen, du schläfst dich jetzt aus, morgen wird alles viel leichter.«

Mir zieht es den Magen zusammen. Ich hoffe, dass sich das endlich wieder einrenkt.

Ich verlasse den Raum und gehe in mein Zimmer. Zum Glück bin ich in solchen Situationen nicht allein, da meine besten Freunde auch hier wohnen. Sie sind jederzeit für mich da und zugleich die angenehmsten Mitbewohner, die man sich wünschen kann.

Ich stelle mir den Radiowecker für morgen Früh und lege mich gemütlich auf das Bett. Kurz darauf fallen mir die Augen zu und ich sinke in einen tiefen Schlaf.

Lautstarke Musik dringt in mein Ohr. Ich gähne, checke die Uhrzeit und bemerke, dass es tatsächlich schon sechs Uhr ist. Langsam stehe ich auf und schlendere ins Bad. Nach der Morgentoilette öffne ich den zweitürigen Kleiderschrank, greife mir eine blaue Bluse, dazu einen beigen Rock und schlüpfe hinein. Bevor ich die Wohnung verlasse, hänge ich mir die schwarze Ledertasche um die Schulter.

Mit meinem roten Mini, der direkt vor dem Haustor parkt, fahre ich zur Arbeit. Vor einer Bäckerei halte ich am Straßenrand und kaufe mir ein Schokocroissant. Schon beim Rausgehen beiße ich genüsslich hinein.

An meinem 25. Geburtstag hat mir Lucas die Stelle in einer Galerie verschafft. Das ist jetzt bereits vier Jahre her. Im kleinen Büro, das ich mir mit ihm teile, setze ich mich an den Schreibtisch. Ich packe die Kamera aus der Tasche, verbinde sie mit dem USB-Anschluss des Computers und betrachte die Aufnahmen, die darauf abgespeichert sind.

Mein Freund taucht neben mir auf. »Emma, gut, dass du schon hier bist, ich muss eh mit dir reden.«

Ich lehne mich an die Stuhllehne und sehe ihn fragend an. »Was gibt es?«

Er krempelt die Ärmel seines Shirts hoch. »Du bist eine hinreißende Frau, die nur das Beste verdient, doch ...«

Ich bekomme einen Kloß im Hals und knete nervös die Hände. Was will er mir damit sagen?

Lucas rollt einen Stuhl neben meinen Schreibtisch. Während er sich darauf setzt, holt er tief Luft. »Wir müssen uns mal aussprechen. Es geht um eine wichtige Angelegenheit.« Er räuspert sich. »Ich hab mich vor längerer Zeit in eine Andere verliebt.«

Mir wird übel. Was hat er grade gesagt? Ich gebe vor, ihn nicht verstanden zu haben, und sehe ihn nur verwirrt an.

Lukas nickt. »Du hast richtig gehört. Ich liebe eine andere Frau. Es ist einfach so passiert. Hoffentlich bist du mir deshalb nicht böse.«

»Nein, du empfindest eben so.« Ich stehe auf, verkneife mir ein Schluchzen und renne in die Kantine. Zum Glück sind die restlichen Kollegen nicht hier.

An einem Tisch vorm Fenster, setze ich mich und stütze den Kopf mit den Händen ab.

Lucas kommt durch die Tür und platziert sich auf einen Stuhl neben mir. »Wir arbeiten aber weiterhin noch gemeinsam an dem Fotoprojekt, nicht wahr?«

»Klar, wir sehen uns morgen«, presse ich hervor. Ich gehe zurück ins Büro, hole meine Tasche, die auf dem Schreibtisch liegt und laufe aus dem Gebäude.

Mit dem Auto fahre ich zum Engertsee, der sich in der Nähe der Firma befindet. Hierher komme ich öfter, besonders dann, wenn es mir nicht gutgeht.

Dort stelle ich den Wagen auf dem großen, verlassenen Parkplatz ab. Ich steige aus, öffne das Zauntor und schlendere den Kiesweg entlang zum See.

Hier ist es traumhaft schön. Die Sonne bricht durch die Wolken, ihre Strahlen lassen den See in vielen verschiedenen Farben leuchten. Dummerweise hab ich die Kamera im Büro vergessen. Die Szenerie wäre eine prima Fotokulisse für meine Galerie.

Auf den Steg, der vor mir auftaucht, setze ich mich und starre ins glasklare Wasser.

Nach einer Weile erblicke ich ein Stück entfernt ein Segelboot. Friedlich gleitet es über den See. Die Leute darin haben es gut, sie dürfen dem Alltagsstress entfliehen.

Ich stehe auf, schaue mich um und sehe auf einem kleinen Hügel einen dunkelhaarigen Mann auf einer Bank sitzen. Er dürfte ungefähr in meinem Alter sein. Durch die Latzhose und das Barret sieht er etwas albern aus. Regungslos betrachtet er den See. Es scheint, als würde er ihn sich einprägen.

Ich setze mich in Bewegung Richtung Zauntor und gehe neben der Anhöhe vorbei.

Kurz darauf bleibe ich stehen und werfe einen Blick über die Schulter. Der Typ lässt sich nicht von mir ablenken und fixiert weiterhin den See. Komisch, was beobachtet er denn da?

Ich beschließe heimzufahren und schlendere den Weg entlang zu meinem Wagen.

Im Badezimmer sortiert Lena unsere Wäsche. Sie sieht einen Moment zu mir auf. »Hast du noch was Dunkles?«, fragt sie.

Ich schüttle den Kopf. »Ich hab heute einen Mann gesehen.«

Meine Freundin grinst und klatscht in die Hände. »Was, einen waschechten Mann?«

»Ja, am Engertsee. Keine Ahnung, ob er mich bemerkt hat. Er saß auf einer Bank und hat sich den See eingeprägt.«

Lena befüllt die Waschmaschine. »Schätzchen, ich weiß, du hast Probleme mit Lucas, aber der Kerl, der beim See war, ist unmöglich real. Die Gegend rund um den Engertsee ist unbewohnt, da hält sich niemand auf. Du scheinst ihn dir nur einzubilden.« Ihre himmelblauen Augen verdüstern sich. »Weißt du nicht mehr? Dort wurden unerklärliche Phänomene beobachtet. Der See hat sich mal weiß gefärbt, die Bäume haben sich ohne Grund bewegt, Nebel ist aufgetaucht und Menschen sind spurlos verschwunden.«

Ich zucke mit den Schultern und stopfe ein Shirt in die Maschine. »Nein, der Mann ist wirklich auf der Parkbank gesessen.«

Sie sieht mich fragend an. »Hast du ihn mit deiner Kamera festgehalten?«

»Nein.«

»Da haben wir den Beweis, dass es nur Einbildung war. Du fotografierst sonst immer alles, was dir vor die Linse kommt.«

»Blöderweise hatte ich den Fotoapparat in der Galerie vergessen.« Ich krame ein Taschentuch aus der Hosentasche und putze mir die Nase. Meine Erkältung ist ziemlich hartnäckig.

Lena schaltet die Maschine an. »Ich schlage vor, du gehst ins Bett und kurierst dich erstmal richtig aus.«

Ich nicke, drehe mich um und befolge ihren Rat.

Kapitel 2

Im Büro starre ich auf den schwarzen Computerbildschirm und grüble vor mich hin.

Lucas kommt mit einem Aktenordner durch die Tür. »Hi Emma, wie geht es dir?«

Ich stehe auf und gehe einen Schritt auf ihn zu. »Sind wir jetzt noch miteinander befreundet?«

»Klar, das sind wir für immer.«

Meine Augen beginnen zu brennen und ich reibe sie mir. »Zieht es hier etwa?«

»Vermutlich. Ich hab grad die Klimaanlage eingeschaltet. Stört es dich? Sonst drehe ich sie wieder ab.«

Ich sehe in seine sanften grünen Augen. »Das ist kein Problem. Aber nett, dass du fragst.«

Er lächelt. »Ran an die Arbeit, die Fotokulisse muss heute noch fertigwerden.«

Ich starte den Computer. Mir fällt der Mann vom See wieder ein. Was der wohl dort gemacht hat?

»Emma, was ist los mit dir?«, fragt Lucas.

Ich schrecke hoch. »Alles bestens, ich überlege mir nur grade einen passenden Text, den wir unter die Bilder schreiben.«

»Ich bin gespannt, deine Idee wird unserem Chef garantiert gefallen, sowie sonst auch.«

»Meinst du?«

Er beachtet mich nicht und schaut in den Bildschirm seines Rechners.

Am nächsten Tag fahre ich gemeinsam mit Julian an den See.

Vor Ort angekommen, steigen wir aus dem Wagen und gehen den Kiesweg entlang.

»Bist du dir sicher, dass da ein Typ war, der den See angestarrt hat?«, fragt er.

»Wenn ich es dir doch sage, er war wirklich dort.«

Er ergreift mein Handgelenk. »Okay, ich begleite dich weiterhin, aber dass du mir keinen Bären aufbindest.«

Ich nicke, löse mich von seinem Griff und zeige auf den Steg. »Da vorne bin ich gestanden. Und auf dem Hügel da hinten ist die Bank, auf der der Mann gestern gesessen hat.«

Zusammen gehen wir auf die Parkbank zu und stoppen davor.

Julian betrachtet sie von oben bis unten. »Da sitzt niemand.«

Ich verdrehe die Augen. »Er wird nicht immer da sein.«

»Sowie du ihn mir beschrieben hast, müsste er jeden Tag den See hier auswendig lernen.«

»Du kaufst mir die Geschichte nicht wirklich ab, oder?«

»Es klingt ein bisschen unglaubwürdig, das muss ich zugeben«, sagt Julian.

Ich seufze. »Wie du meinst. Setzen wir uns auf den Steg und warten dort, falls er doch noch auftaucht.«

Julians Handy klingelt. Er geht ran und entfernt sich ein Stück von mir.

In der Zwischenzeit habe ich den Steg erreicht und lasse den Blick schweifen. Siehe da, der unbekannte Mann sitzt hinten auf der Parkbank.

Julian kommt angerannt. »Wir müssen sofort nach Hause. Lena ist von der Leiter gestürzt, als sie die Fenster im Wohnzimmer putzen wollte.«

Ich halte mir erschrocken die Hand vor den Mund. »Echt?«

Er schnappt mich am Handgelenk und läuft mit mir zurück zum Auto.

Schade, jetzt ist der Mann endlich hier und ich schaffe es nicht, mit ihm zu sprechen. Da mir Julian sowieso nicht glauben wird, erwähne ich gar nicht erst, dass er doch noch hier war.

Zuhause angekommen, entdecken wir im Wohnzimmer unsere Freundin mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Wir laufen auf sie zu und greifen ihr stützend unter die Arme.

»Hoffentlich hab ich mir das Bein nicht gebrochen, es schmerzt fürchterlich«, sagt sie.

»Wir bringen wir dich sofort ins Krankenhaus«, versuche ich, sie zu beruhigen.

Vor dem Spital stellen wir den Wagen auf dem Parkplatz ab und gehen ins Gebäude zur Anmeldung. Da zum Glück nicht viele Patienten anwesend sind, wird Lena sofort zu einem Arzt geschickt. Ich setze mich auf einen Stuhl, der sich in einem langen engen Gang befindet. Alles wirkt sehr steril. Die Wände sind weiß gestrichen und der Boden besteht aus dunkelblauem PVC Belag.

Julian kommt mit zwei Becher dampfend heißem Kaffee auf mich zu. Er reicht mir einen. »Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten.«

Ich nicke und lächle ihn dankbar an. Nach einer Weile humpelt Lena mit einem Verband am linken Unterschenkel aus dem Behandlungszimmer. »Zum Glück ist kein Knochen gebrochen.«

Ich falle ihr um den Hals. »Du machst vielleicht Sachen, bitte pass in Zukunft besser auf dich auf.«

Sie beginnt, lauthals zu lachen. »In Ordnung, ich versprech es dir.«

Zeitgleich setzten wir uns in Bewegung und verlassen das Krankenhaus.

Am nächsten Tag sitze ich abermals auf dem Steg beim Engertsee und fotografiere das Wasser. Heute hab ich wenigstens die Kamera dabei. Der Fremde ist bisher aber leider nicht aufgetaucht.

Ich steige den Hügel hoch zur Holzbank und setze mich darauf. Aus der Handtasche krame ich einen Liebesroman hervor und lese darin.

Nach einer Weile verdüstert sich der Himmel und ich höre ein Donnergrollen. Es scheint ein Gewitter im Anmarsch zu sein. Schnell springe ich auf und renne zum Auto zurück.

Am Abend liege ich noch lange wach im Bett und denke an den unbekannten Mann. Er will einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden.

Eine Arbeitswoche mit vielen Überstunden ist vergangen und ich sehne mich nach Entspannung. Mein Lieblingsort ist dafür wie geschaffen. Gut gelaunt fahre ich an den See.

Ich steige aus dem Wagen und gehe den Weg entlang zum Steg. Die Sonne treibt mir den Schweiß auf die Stirn.

Am Ende des Steges entdecke ich etwas Quadratisches auf den Holzbrettern. Ich greife danach und betrachte es genauer. Es ist ein Gemälde in einem Keilrahmen. Mir stockt der Atem. Die Frau, die darauf abgebildet ist, bin ich. Das Bild ist gestochen scharf, meine blonde Mähne und die blauen Augen sind deutlich zu erkennen. Wer hat das nur gemalt? Schlagartig kommt mir der unbekannte Mann in den Sinn. War er das?

Mit dem Bild in der Hand gehe ich zum Wagen, doch bevor ich die Autotür öffnen kann, ergreift jemand von hinten meinen Oberarm.

Erschrocken wende ich mich um und erblicke Julian, der mir ins Gesicht sieht.

»Jetzt bist du schon wieder hier?«, fragt er »Der Typ taucht hier garantiert nicht mehr auf.«

»Was soll ich tun, Lucas bin ich inzwischen sowieso egal. Vielleicht schaffe ich es, ihn zu vergessen, wenn ich einen anderen Mann kennenlerne.«

»Das wäre Ausnützen und das ist unfair. Du kannst ihn nicht ersetzen.«

»Du hast recht, er ist unersetzbar. Hoffentlich erkennt er, wie toll ich bin, und will wieder mit mir zusammensein.«

»Ich muss los«, sagt Julian. »Lauf du nochmal an den See und betrachte die untergehende Sonne.« Er geht zu seinem Wagen und fährt davon.

Ich verstaue das Bild in meinem Auto, öffne die Zauntür und gehe den Weg zurück zum Steg.

Dort schlüpfe ich aus den Schuhen, setze mich hin und lasse die Füße hinunterbaumeln. Meine Zehen berühren das Wasser und es fühlt sich angenehm kühl an. Eine Weile beobachte ich die Gischt unter mir und seufze beunruhigt.

»Sind Sie jeden Tag hier?«, höre ich eine ältere Männerstimme hinter mir.

Ich verharre in der Position. »Ja, der See ist mein Lieblingsplatz.«

Es ertönen Schritte und jemand setzt sich zu mir. »Darf ich mich neben Sie setzen?«

Mit einem lautstarken Seufzer senke ich den Blick. »Das Leben ist zu schwer.«

»Wie bitte? Was ist passiert?«, fragt der Mann.

Ich starre weiterhin auf das Gewässer und beachte ihn nicht. »Mein Freund hat sich von mir getrennt, weil er sich in eine Andere verliebt hat. Ich kauf ihm die Geschichte jedoch nicht ab, da er mir immer versichert hat, dass ich eine tolle Frau bin und nur das Beste verdient hab. Der Arme, er hält sich anscheinend nicht mehr für liebenswert.«

»Ich vermute, dass er das Gefühl hatte, er würde Sie aus irgendeinem Grund verlieren. Wahrscheinlich konnte er dem Druck nicht standhalten und hat sich von Ihnen getrennt.«

»Sie haben recht, er liebt mich noch.« Ich sehe ihn kurz an, stehe auf und springe samt Kleidung ins Wasser.

Der Mann wirft mir einen entsetzen Blick zu. »Was tun Sie da?«

Ich zappele mit den Füßen. »Ich schwimme, haben Sie was dagegen?«

»Nein, aber mit Ihrer Kleidung?«

»Das ist kein Problem, die wird wieder trocken, wenn ich rauskomme. Bei den Temperaturen heute.« Ich beginne zu kraulen, bis ich ein paar Meter vom Ufer entfernt bin. Es ist wunderbar entspannend und ich spüre, wie mir eine Last von den Schultern genommen wird.

Nach einer Weile kehre ich um und steige die Stufen zum Steg hinauf. Verwundert bemerke ich, dass der Mann von vorhin weg ist. Ich lasse den Blick schweifen, doch er scheint verschwunden.

Kurz darauf tippt mir jemand auf die Schulter und ich drehe mich um.

Vor mir steht der dunkelhaarige Mann, den ich vorige Woche auf der Parkbank sitzen sah.

Er grinst verschmitzt und drückt mir eine Skizze in die Hand.

Zaghaft ergreife ich sie und betrachte das Bild. Darauf bin ich abgebildet, bevor ich in den See springe. »Wieso haben sie mich gemalt?«

»Ich bin immer auf der Suche nach einem geeigneten Model. Da Sie die Einzige sind, die nahezu jeden Tag hier ist, waren Sie das.«

»Das ist nett von Ihnen.« Ich strecke ihm eine Hand entgegen und lächle verlegen. »Mein Name ist Emma.«

Er ergreift sie und grinst. »Felix. Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich hab das Gespräch von Ihnen und meinem Papa vorhin mitbekommen. Sie scheinen noch sehr an Ihrem Exfreund zu hängen.«

Ich zucke erschrocken zusammen. Der Mann, mit dem ich gesprochen hab, ist sein Vater?

»Bitte malen Sie nochmal ein Porträt von mir, vielleicht kann ich ihn so wieder zurückgewinnen.«

Er wirft einen Blick zum Himmel. »Heute ist es nicht mehr möglich, da die Sonne gleich sinkt.«

Vor Kälte zitternd verschränke ich die Arme vor der Brust. Die nasse Kleidung klebt an meinem Körper. »Einverstanden, dann sehen wir uns morgen hier pünktlich um 15 Uhr.«

Felix lacht lauthals los. »Ich werde mit meiner Staffelei da sein.«

Ich verabschiede mich von ihm und gehe mit dem Papier in der Hand zum Auto.

Im Büro ging es heute hektisch zu. Glücklicherweise sind meine Aufträge bis Dienstschluss fertiggeworden. Ich atme tief durch und schalte den Computer ab. Rasch schnappe ich die Kamera, die ich am Schreibtisch abgelegt habe, packe sie in die Tasche und stehe auf.

Lucas beendet sein letztes Telefongespräch, legt den Hörer auf die Gabel und sieht mich verwirrt an. »Was tust du da?«

»Ich geh jetzt heim, die Schicht ist vorbei.«

»Das geht nicht, bitte mach Überstunden, damit wir fertigwerden. Ich schaffe das Projekt für die Firma nicht allein.«

Seufzend lasse ich mich zurück auf den Stuhl sinken. »In Ordnung, wenn du ohne meine Hilfe aufgeschmissen bist, muss ich wohl hierbleiben. Ich bin gleich wieder da, ich muss nur kurz telefonieren.« Rasch verlasse ich mit dem Smartphone den Raum, bleibe vor der Tür stehen und wähle Lena’s Nummer.

Sie geht sofort ran. »Hallo, Emma du kommst heute später, stimmts?«

»Hi, woher weißt du das?«

»Lucas hat vorhin angerufen und Bescheid gesagt.«

»Der ist aber nett, das wollte ich grade selber machen. Du sag mal, ist Julian zufällig zuhause?«

»Klar.«

»Sag ihm bitte, er soll gegen 15 Uhr zum See fahren, um mich bei dem unbekannten Mann zu entschuldigen. Er heißt übrigens Felix. Wir haben uns dort verabredet. Danke dir.« Ich beende das Gespräch und gehe zurück ins Büro.

Wir schuften bis spät in die Nacht und erst gegen drei Uhr Früh haben wir es geschafft. Das Projekt ist endlich fertig.

Völlig erschöpft machen wir uns beide auf den Heimweg. Glücklicherweise beginnt morgen das Wochenende.

Zuhause entspanne ich auf dem Sofa, dabei döse ich ein.

Ein paar Stunden später läutet es an der Tür. Erschrocken fahre ich hoch, renne in den Flur und öffne sie.