Energiewende gescheitert? - Hans Kruse - E-Book

Energiewende gescheitert? E-Book

Hans Kruse

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Beschreibung

In den 1970-er Jahren wurde in Deutschland der Bau von Kernkraftwerken mit großer Euphorie vorangetrieben. Nach dem Störfall im japanischen Fukushima änderte sich die Akzeptanz der Bevölkerung und die Haltung der politischen Entscheidungsträger: Die Politik beschloss, alle Atomkraftwerke möglichst schnell abzuschalten. Statt auf Kernenergie setzt man in Zukunft auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem Solarenergie, Windkraft und Biomasse. Der Ingenieur Hans Kruse stellt diese Entscheidung infrage. In diesem Buch klärt er über die technischen Hintergründe der verschiedenen Formen der Energieerzeugung auf und stellt die Frage, ob die erneuerbaren Energien den zukünftigen Strombedarf in Deutschland zu akzeptablen Preisen wirklich decken können, ohne dass die Umwelt zusätzlich belastet wird.

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Hans Kruse

Energiewende gescheitert?

Warum auf Kernkraft nicht verzichtet werden sollte

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© Verlag Kern GmbH, Ilmenau

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, August 2017

Autor: Dr.Hans Kruse

Bildmotive Cover: www.fotolia.com | © Massimo Cavallo, © Countrypixel

Cover/Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch

ISBN: 978-33-95716-226-7

ISBN E-Book: 978-3-95716-242-7

www.verlag-kern.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in DV-Systemen oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.

Einleitung

In den Siebzigerjahren wurde in Deutschland der Bau von Kernkraftwerken (KKWs) mit großer Euphorie vorangetrieben, da man aufgrund der damaligen Ölkrise eingesehen hatte, dass konventionelle Brennstoffe wie Öl und Gas demnächst zu Ende gehen würden.

Wenn auch diese Brennstoffe für den normalen Bürger offenbar noch nicht zu Ende zu gehen scheinen, so haben wir im 21. Jahrhundert beim Öl den „Peak Oil“ aber längst überschritten. Insofern war der eingangs erwähnte Ausbau der Kernenergie sicherlich nicht verkehrt, sondern eigentlich notwendig. Bild 1.

Bild 1) Reichweite der bekannten Energiereserven bei gegenwärtiger Förderung, aus: Quaschning, (Lit. 151) S.34

Darüber hinaus hat der deutsche Stromverbraucher von dem günstigen Strompreis von unter 3,0 Cent pro Kilowattstunde (cts/kWh) der Kernkraftwerke sicherlich profitiert.

Nach dem Störfall in Fukushima in Japan scheint in Deutschland aber alles anders geworden zu sein. Die Deutschen sind nach diesem Unfall in Japan in eine Art Panik geraten und wollen nun alle älteren Reaktoren so schnell wie möglich abschalten, wobei sich niemand mehr an die oben erwähnte wirtschaftliche Notwendigkeit zu erinnern scheint.

Während andere Länder wie Russland, China, Indien und Brasilien weiterhin auf die wirtschaftliche und umweltfreundliche Kernenergie setzen, ist nun in Deutschland aus politischen und psychologischen Gründen der alsbaldige Ausstieg aus der Kernenergie geplant.

Statt auf Kernenergie, setzt man in Zukunft auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, obwohl es sich dabei um eine stark schwankende, unstetige Energieform handelt, die nicht grundlastfähig ist. Kernkraftwerke dienen in erster Linie zur Grundlastdeckung, während die Spitzenlast durch schnell regelfähige Gas- und Kohlekraftwerke abgedeckt wird.

Die Frage ist daher, ob die erneuerbaren Energien wie Solar- und Windenergie sowie Biomasse den zukünftigen Strombedarf in Deutschland zu akzeptablen Preisen wirklich decken können, ohne dass die Umwelt zusätzlich belastet wird.

Störfälle bei Kernkraftwerken

Aufgrund der schrecklichen Bilder der Atomkatastrophe in Japan, glaubt man auch hierzulande, dass es auch in Deutschland zu einem ähnlichen Kernschmelzunfall kommen könnte. Man vermutet, dass es bei einem Ausfall der Kühlung des Reaktorkerns, z.B. bei einem Versagen der Notkühlsysteme, bei einem Ausfall der Notkühlmittelpumpen oder bei einer Unterbrechung der Notstromversorgung zu einem etwaigen schweren Unfall kommen könnte.

Die Summe der Kernschmelzhäufigkeiten beträgt nach der deutschen Risikostudie ungefähr 9x 10-5 pro Jahr. Für das „Kleine Leck“ in der Hauptkühlmittelleitung beträgt der Beitrag zur Häufigkeit des Kernschmelzens etwa 5,7x 10-5 pro Jahr. Für den Störfall „Großes Leck“ ergibt sich die Häufigkeit von 5 mal 10-7 pro Jahr und für ein mittleres Leck 2 mal 10-6 pro Jahr.

Für den Notstromfall ergibt sich die relativ hohe Häufigkeit von Kernschmelzunfällen von 1,3 mal 10 minus 5 pro Jahr (Lit. 1). und der dadurch bedingten Wahrscheinlichkeit, dass die Not- und Nachkühlpumpen die Nachtwärme nicht mehr abführen können. Die größten Beiträge für Kernschmelzunfälle stammen vom kleinen Leck einer Hauptkühleinleitung und vom Stromnotfall. Ein Notstromfall liegt also vor, wenn die Spannung an mehr als einer der 10kV-Schienen ausfällt. Im Notstromfall erfolgt die Stromversorgung der 10kV-Notstromschienen über die Notstromdiesel.

Für die Unfallannahme „Bersten des Reaktordruckbehälters“ wurde die in der Wash 1400 angesetzte Versagenshäufigkeit von 1 mal 10-7 pro Reaktordruckbehälter-Betriebsjahr als rechnerischer Wert für die Phase A der deutschen Risikostudie übernommen.

Die Häufigkeit eines Kernschmelzunfalls infolge eines Erdbebens liegt zwischen 10-6 und 10-8 pro Reaktor und Jahr. Gegen derartige Störfälle sind aber immer entsprechende Sicherheitseinrichtungen vorhanden, die automatisch ausgelöst werden, sobald ein Störfall eintritt.

Sicherheitseinrichtungen

Bei Grenzwertüberschreitungen werden die Schutzeinrichtungen vom Sicherheitssystem aktiviert. Das Sicherheitssystem erhält seine Eingangsinformationen von den einzelnen Messfühlern und -gebern, die an verschiedenen Stellen im Kernkraftwerk installiert sind. Zur Sicherung gegen Messfehler ist jede Messstelle mit mehreren gleichartigen, aber völlig voneinander unabhängigen (redundanten) Messgeräten ausgerüstet. Diese sind getrennt aufgestellt und werden auch getrennt mit Strom versorgt (Lit. 2). Bild 2.

Das Sicherheitssystem muss grundsätzlich ausfallsicher arbeiten. Man erreicht dies durch eine sog. Diversität, d.h. eine Ruhestrom- und eine Arbeitsstrom-Schaltung.

An die Schutzeinrichtung mit der Ruhestrom-Schaltung wird ständig ein Signal übertragen. Wird dieses Signal unterbrochen, so erfolgt eine Auslösung. Zusätzlich werden die Grenzwertsignale auf eine Arbeitsstromschaltung aufgeschaltet, die zusätzlich ausgelöst wird und die Kontakte der Ruhestromschaltung trennt.

Bild 2) Wertungsschaltung 2 von 3 von drei gleichartigen Anregekanälen, aus: Lederer/Wildberg (Lit. 4) S.208

Notstromversorgung

Für die sicherheitstechnisch wichtigen Einrichtungen ist die Aufrechterhaltung der elektrischen Stromversorgung von besonderer Bedeutung. Das Kernkraftwerk bezieht seine Eigenbedarfsleistung für den Leistungsbetrieb vom eigenen Generator und für den An- und Abfahrbetrieb aus dem öffentlichen Stromnetz. Da man sich aber bei Kernkraftwerken auf das vorhandene Verbundnetz nicht allein verlassen will, ist für den Ausfall der Eigenbedarfsversorgung eine autarke Notstromversorgung vorgesehen, die analog zu den zu versorgenden Sicherheitseinrichtungen mehrsträngig redundant aufgebaut ist (Lit. 3). Diese dient dazu, das Kraftwerk sicher abzuschalten, abzufahren, abzukühlen und laufend zu überwachen, sodass keine Radioaktivität nach außen abgegeben wird. Bild 3.

Außerdem dient es dazu, die Schutzeinrichtungen in Betrieb zu setzen und zu betreiben. Zusätzlich gehören autarke Energieerzeugungsanlagen auf dem Kernkraftwerksgelände zur Notstromversorgung.

Zu diesem Zweck kommen als Notstromversorgungsanlagen zwei unabhängige Batterieanlagen und mehrere automatisch anspringende Dieselaggregate in Betracht. Beim Ausfall der elektrischen Eigenversorgung treten mehrere Dieselaggregate in Aktion. Diese Aggregate sind schnellstartend und versorgen sämtliche Schutzeinrichtungen einschließlich der Ladegeräte der Batterieanlagen und ermöglichen es, das Kraftwerk ordnungsgemäß abzufahren.

Elektrische Energieversorgung

Für die elektrische Energieversorgung eines Kernkraftwerkblockes müssen zur Nachwärmeabfuhr unter Erhalt der Hauptwärmesenke mindestens folgende Energiequellen vorhanden sein:

a) Die blockseitige Versorgungsmöglichkeit durch den Blockgenerator des Kernkraftwerks

b) Zwei netzseitige Versorgungsmöglichkeiten wie das Verbundnetz, mit der Möglichkeit der Eigenbedarfsversorgung aus dem Hauptnetzanschluss (z.B. 380kV) und aus einem Reservenetzanschluss (z.B. 110kV). Bild 3.

Bild 3) Schaltung für ein Kraftwerk mit Haupt-, Reserve und Notstrom-Netzanschluss, aus: Lederer/Wildberg (Lit. 4) S.227

Zusätzlich zur elektrischen Energieversorgung aus den Netzanschlüssen und dem Hauptgenerator sind für die sicherheitstechnisch wichtigen Einrichtungen zuverlässige Notstromerzeugungsanlagen (s.o.) vorhanden. Batterien dienen während der Dieselstartphase der Notstromaggregate zur Herstellung der Notstromversorgung. Die Batterien sind mit den Gleichrichtern in Parallelbereitschaft und übernehmen bei Ausfall des Normalnetzes die Stromversorgung.

Für die elektrische Energieversorgung des Sicherheitssystems und zur Nachwärmeabfuhr mithilfe der Notstromverbraucher müssen zusätzlich zu den o.g. Versorgungsmöglichkeiten mindestens folgende Energiequellen vorhanden sein:

– Mehrere Notstromdiesel, die bei Stromausfall automatisch starten. Bild 4.

Bild 4) Beispiel einer Schaltung zweier Kernkraftwerksblöcke mit je einem viersträngigen Notstromsystem für eine Verbindung für Eigenbedarfsschaltanlagen und Notstromschaltanlagen (Darstellung für einen Strang), aus: Lederer/Wildberg (Lit. 4) S.228

Für die alleinige elektrische Energieversorgung des Sicherheitssystems müssen folgende Energiequellen unbedingt vorhanden sein:

– Batterien mit den Gleichrichtern in Parallelbereitschaft, die bei Ausfall des Normalnetzes während der Dieselstartphase die Stromversorgung des Sicherheitssystems übernehmen (Lit. 4).

Wenn die Batterien die Stromversorgung übernehmen, können die Nachkühlsysteme nicht weiterarbeiten. Fazit: Aufgrund der hohen Zuverlässigkeit und vorhandenen Redundanz der Stromversorgung in deutschen Kernkraftwerken ist ein Unfall wie in Japan in Deutschland undenkbar. In Fukushima waren nur 2 Notstromdiesel und nicht vier wie in Deutschland vorhanden, die durch die Tsunamiwelle alle gleichzeitig unter Wasser liefen und ausgefallen sind, sodass dadurch der schwere Unfall in Japan verursacht worden ist.

Die derzeitige Situation der Kernenergie in Deutschland

Seit 1.7.2015 sind in Deutschland nur noch 8 Kernkraftwerke mit einer installierten Leistung von 11357 MW in Betrieb. 19 Kernkraftwerke, darunter alle fünf ostdeutschen Reaktoren, sind stillgelegt; sieben Neubauten, darunter alle sechs ostdeutschen Anlagen, sind gestoppt (Lit. 5).

Die deutschen Kernkraftwerke waren durchschnittlich 6754 Betriebsstunden von möglichen 8760 Jahresstunden in Betrieb. Berücksichtigt man dabei die Ausfallzeiten, die durch den jährlichen Wechsel der Brennelemente und für vorgeschriebene Revisionen verloren gingen, so waren die Kraftwerke nur in 4% der Zeit unplanmäßig außer Betrieb.

Aufgrund der hohen Verfügbarkeit der deutschen Kernkraftwerke muss es doch recht seltsam erscheinen, dass Deutschland als führende Industrienation aus der Kernenergie ausgestiegen ist. Nach Verabschiedung des Atomausstieggesetzes vollzog Kanzlerin Merkel trotz erheblicher Widerstände in der Regierungskoalition und Industrie eine fundamentale Kehrtwende. Die Laufzeitverlängerung vom Oktober 2010 wurde ersetzt durch ein neues Atomgesetz, das die sofortige Stilllegung von 8 Reaktoren und eine sukzessive Stilllegung der restlichen 19 Atomkraftwerke bis 2022 vorsieht (Lit. 6). Nachdem Deutschland nun aus der Kernenergie ausgestiegen ist, wird der deutsche Strom einer der teuersten in Europa bleiben.

Die Stromgestehungskosten für ein bestehendes, abgeschriebenes Kernkraftwerk betragen 2,184 Cent/kWh und für ein neues Kernkraftwerk 5,019 Cent/kWh. Diese Kostenangaben basieren allerdings auf Annahmen für bestimmte Kostenkomponenten, da keine zuverlässigen Informationen von Betreibern oder Verbänden erhältlich waren (Lit. 8).

Alternative Energien

Diese können den preiswerten Atomstrom kaum ersetzen, da sie im Allgemeinen zu teuer sind. Nur durch hohe Subventionen und Belastung der Allgemeinheit gelingt es den alternativen Energien, an der Strombörse einen günstigen Strompreis zu erzielen.

Solarstrom mag in der letzten Zeit schon günstiger geworden sein (9,8 cts/kWh), aber Photovoltaik-Strom wird in Deutschland zu höheren Kosten erzeugt als Strom aus Steinkohlekraftwerken (4,9 Cent/kWh).

Windstrom, Stromgestehungskosten etwa 9,2 cts/kWh oder weniger, erfordert auch immer (Lit. 7) noch hohe Subventionen, um wettbewerbsfähig zu sein.

Wenn die Sonne aber nicht scheint oder der Wind nicht weht (= Dunkelflaute), müssen umweltschädliche Kohlekraftwerke in die Bresche springen. Umweltfreundliche Erdgaskraftwerke bieten keinen Ersatz, da ihr Strom zu teuer ist.

Obwohl die erneuerbaren Energien ihren Anteil im deutschen Strommix in den vergangenen Jahren über 30% steigern konnten, stammt trotzdem nach wie vor der überwiegende Teil des in Deutschland erzeugten Stroms aus konventionellen Kraftwerken, hauptsächlich Kohlekraftwerken. Kohlekraftwerke stoßen bekanntlich das umweltschädliche Kohlenstoffdioxid (CO2) aus.

Treibhausgas Kohlenstoffdioxid

Angesichts des vergleichsweise billigen Rohstoffs Kohle ist es kein Wunder, dass die Kohlekraftwerke der Energieunternehmen z. Zt. mit Volldampf laufen. Dabei sind Kohlekraftwerke wegen der Emission des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 angeblich besonders schädlich. Bild 5.

In China, dem größten CO2-Emittenten, liegt der Anteil der Kohleverstromung bei 53%, in Indien bei 41% und in den USA bei 21%. Andere große Treibhausgas-Emittenten – etwa der Verkehrssektor oder die Landwirtschaft – sind in diese Berechnung noch gar nicht mit einbezogen. Trotz der internationalen Bemühungen um eine Senkung der CO2-Emissionen ist der CO2-Ausstoß im globalen Stromsektor in keinem einzigen Land seit 1950 gesunken. Im Kyoto-Protokoll haben sich die Unterzeichnerländer verpflichtet, den anthropogenen Ausstoß von den wichtigsten Treibhausgasen zu reduzieren. Ob dies nach Unterzeichnung des Pariser Abkommens von 2015 besser gelingt, muss erst die Zukunft erweisen.

Bild 5) Braunkohlekraftwerk Janschwalde, aus: Quaschning, (Lit. 151)

Natürlicher Treibhauseffekt

Treibhausgase sind strahlungsbeeinflussende Stoffe in der Luft, die zum Treibhauseffekt beitragen. Sie haben sowohl einen natürlichen als auch anthropogenen (vom Menschen verursachten) Ursprung. Vereinfacht kann der dem natürlichen Treibhauseffekt zugrundeliegende Mechanismus folgendermaßen erklärt werden: Die kurzwelligen Strahlen der Sonne durchdringen die Atmosphäre und werden von der Erdoberfläche und den erdnahen Luftschichten in langwellige Infrarotstrahlen (Wärmestrahlen) umgewandelt, und an die Atmosphäre abgegeben.

Von der Atmosphäre werden sie zu einem großen Teil absorbiert, da die in der Atmosphäre konzentrierten Treibhausgase eine hohe Undurchlässigkeit gegenüber diesen Wärmestrahlen aufweisen. Die vom Boden abgegebene Infrarotstrahlung wird also von der undurchlässigen Gashülle zurückgestreut, sodass kaum eine Infrarotstrahlung in das Weltall entweichen kann. Deren auf die Erde gerichteter Anteil erwärmt als atmosphärische Gegenstrahlung die Erdoberfläche, zusätzlich zum Sonnenlicht. Dies führt also zu einer Erhöhung bodennaher Luftschichten sowie langfristig zu einer Steigerung der Oberflächentemperatur der Erde (Lit. 9).

Die Gegenstrahlung wird also als Wärmestrahlung wieder zur Erdoberfläche zurückgegeben. Nur ein Teil der Ausstrahlung der Erdoberfläche wird tatsächlich in den Weltraum ausgestrahlt. Dieser Teil ist die effektive Ausstrahlung. Die Gegenstrahlung bewirkt den natürlichen Treibhauseffekt und damit die Aufrechterhaltung der 15 Grad Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt hätte die untere Atmosphäre der Erde im globalen Mittel eine Temperatur von minus 18 Grad, was Leben auf der Erde kaum möglich machen würde (Lit. 9). Bild 6.

Bild 6) Ursachen des vom Menschen verursachten antropogenen Treibhauseffektes. Aus: Quaschning, (Lit. 151) S.48

Anthropogener Treibhauseffekt

Überlegungen, die von den Befürwortern des Treibhausgasmodells, den sog. Klimakatastrophikern, wie den Professoren Schellnhuber und Rahmstorf, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung GmbH, zugrunde gelegt werden, sind folgende: Die durch menschliches Verhalten verursachte Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes wird anthropogener Treibhauseffekt genannt. Dieser verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt und führt zu einer zusätzlichen globalen Erwärmung, die ihrerseits mit zahlreichen Folgen verbunden ist.

Bild 7) Verlauf der energiebedingten CO2-Emissionen und der globalen Temperaturänderung seit dem Jahr 1860, aus: Quaschning, (Lit. 151) S.47

Dieser vermehrte Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und der sogenannten Treibhausgase (s.u.) hat zur Folge, dass die vom Erdboden ausgehende Wärmestrahlung an den oberen Luftschichten zurückgeworfen wird. Die logische Auswirkung ist eine globale Temperaturerhöhung (Lit. 10). Bild 7.

Auffallend ist, dass der anthropogene Treibhauseffekt bereits einen Anteil von 2% am gesamten, bereits Jahrmillionen andauernden Treibhauseffekt hat. Hauptverantwortlich für diese vom Menschen verursachte Erwärmung der Atmosphäre soll vor allem ein signifikanter Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre sein. Die Emissionen aus menschlicher Aktivität haben die Konzentration von CO2 in der Erdatmosphäre seit Beginn der Industrialisierung von 280 ppm (parts per million) um über 40% auf 400 ppm ansteigen lassen. Auf unserer Erde werden jede Sekunde etwa 860.000kg CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen.

Die seit dem vorigen Jahrhundert zu beobachtende Zunahme der Konzentration des CO2 führt zu einer Veränderung des Strahlungsgleichgewichts der Atmosphäre und damit zu einem Klimawandel.

Aus thermophysikalischen Gründen erfolgt die Wärmeabstrahlung der bodennahen Atmosphäre ins All kaum, bzw. nur zu einem sehr geringen Teil direkt. Der größte Teil dieser Infrarotstrahlen wird durch tiefer oder höher gelegene Luftschichten absorbiert, wobei Treibhausgase ihren Teil dazu beitragen, dass die Wärme nicht ins All abgestrahlt werden kann. Ob nun Treibhausgase zu diesem Isolationseffekt gegenüber Wärmestrahlen beitragen, hängt davon ab, wie transparent die einzelnen Gase gegenüber langwelligen Infrarotstrahlen sind, wie stark sie diese also absorbieren. Die dadurch entstehende Gegenstrahlung ist die Ursache für den Treibhauseffekt (Lit. 10).

In der Diskussion um einen vom Menschen verursachten Klimawandel wird aus der befürchteten Zunahme der Absorption der vom Erdboden ausgehenden Strahlung eine vermehrte Erwärmung der Atmosphäre befürchtet. Es wird angenommen, dass die in der Luft gespeicherte Wärmemenge und die Lufttemperatur ansteigen. Diese vermehrte Wärmezufuhr und -speicherung soll durch den Anstieg des CO2-Gehaltes der Luft hervorgerufen werden.

Wasserdampf etwa, das wichtigste natürlich vorkommende Treibhausgas, absorbiert derartige Strahlung sehr stark. Weitere Treibhausgase, die durch die fortschreitende Industrialisierung über Jahrzehnte hinweg in beachtlicher Menge an die Atmosphäre abgegeben wurden, sind Kohlendioxid (CO2), welches bei der Verbrennung entsteht und in Autoabgasen vorhanden ist, das bei der Erdgasgewinnung entstehende Methan (H4) sowie industriell erzeugte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die in Kältemitteln enthalten sind.

Der weltweite CO2-Ausstoß aus menschlicher Aktivität beträgt jährlich etwa 30 Gigatonnen und hat dessen Konzentration in der Erdatmosphäre seit Beginn der Industrialisierung um fast 40% ansteigen lassen.

Allein die Verbrennung der fossilen Brennstoffe, das sind Kohle, Erdöl und Erdgas verursacht jährlich eine Menge von 18,3 Milliarden Tonnen CO2. Auch die Zerstörung des für das Klima so wichtigen Regenwaldes hat massiven Anteil am derzeitigen CO2-Überschuss, es entstehen dadurch etwa 8,8 Milliarden Tonnen CO2.

Über die langfristigen Auswirkungen dieser globalen Erwärmung existieren keine exakten Voraussagen. Zahlreiche Wissenschaftler, Journalisten und Politiker behaupten, dass es durch menschliche Einflüsse global immer wärmer wird und sind der Ansicht, dass Naturkatastrophen und Wetterextreme bei Fortdauer der Erwärmung weiter zunehmen werden.

Befürworter des Treibhausgasmodells

Zu den bekanntesten Befürwortern des Treibhausgasmodells gehören die eingangs erwähnten Professoren Schellnhuber und Rahmstorf (Lit. 11). Schellnhuber ist ein Pioneer der integrativen Forschung, der sein Wissen um die komplexen Risiken der globalen Erderwärmung in Wissenschaft, Politik, Medien und Öffentlichkeit diskutiert. Er ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Beiräte und Wissenschaftsorganisationen.