Entscheidung im Peloponnesischen Krieg - Arnulf Zitelmann - E-Book

Entscheidung im Peloponnesischen Krieg E-Book

Arnulf Zitelmann

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Beschreibung

Übernatürliche Kräfte hatten für die Griechen große Bedeutung. So wurden beispielsweise die Pest oder Sonnenfinsternisse als schlechtes Omen für den Krieg gedeutet. Das heißt jedoch nicht, dass sie vor Ehrfurcht aufgehört hätten, grausame Morde zu begehen. Der Konflikt zwischen Athen und Sparta ist vergleichbar mit einem Fußballturnier: nur einer kann den Pokal gewinnen. Im Fußball hat die eine Mannschaft die erfahrenen Spieler. Die andere dagegen setzt auf den jungen Nachwuchs. So setzte Athen auf seine Seeflotte, während Sparta mit Bodentruppen aus dem Peloponnesischen Krieg als Sieger hervorgehen wollte. Welche Taktik die bessere war? Das verrät Ihnen Arnulf Zitelmann.

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Arnulf Zitelmann

Entscheidung imPeloponnesischen Krieg

Campus VerlagFrankfurt/New York

Über das Buch

Übernatürliche Kräfte hatten für die Griechen große Bedeutung. So wurden beispielsweise die Pest oder Sonnenfinsternisse als schlechtes Omen für den Krieg gedeutet. Das heißt jedoch nicht, dass sie vor Ehrfurcht aufgehört hätten, grausame Morde zu begehen.

Der Konflikt zwischen Athen und Sparta ist vergleichbar mit einem Fußballturnier: nur einer kann den Pokal gewinnen. Im Fußball hat die eine Mannschaft die erfahrenen Spieler. Die andere dagegen setzt auf den jungen Nachwuchs. So setzte Athen auf seine Seeflotte, während Sparta mit Bodentruppen aus dem Peloponnesischen Krieg als Sieger hervorgehen wollte. Welche Taktik die bessere war? Das verrät Ihnen Arnulf Zitelmann.

Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop

Über den Autor

Arnulf Zitelmann, geboren 1929, studierte Philosophie und Theologie. Bis 1992 war er als Religionslehrer an einem Gymnasium in Darmstadt tätig. Heute lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in der Nähe von Darmstadt. Er ist Autor zahlreicher Jugendbücher, Romane und Biografien, unter anderem über Martin Luther und Martin Luther King. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen für sein Werk erhielt Arnulf Zitelmann den Gustav-Heinemann-Friedenspreis sowie den Großen Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Bei Campus erschienen von ihm Die Weltreligionen (2002), Die Geschichte der Christen (2004) sowie Die Welt der Griechen (2008).

Inhalt

Sparta gegen Athen, Athen gegen Sparta

Draußen Spartaner, drinnen Pest

Der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges

Sokrates

Desaster in Sizilien. Athen erliegt Sparta

Die Demokratie wird wiederhergestellt. Sokrates vor Gericht

Platon und die Akademie

Spartas bitteres Ende

Campus Kaleidoskop

Impressum

Sparta gegen Athen, Athen gegen Sparta

Sparta war alarmiert. Das Wachstum Athens hatte bedrohliche Ausmaße angenommen. Sparta hatte stets an seinem gesamtgriechischen Führungsanspruch festgehalten. Und Delphis Priesterschaft hatte Sparta darin bestärkt. Seit ewiger Zeit. Das radikal demokratische Athen hingegen war Delphis Priestern nie geheuer. Dort galt die Stimme des Volkes offenbar mehr als die Orakelstimme des Gottes. Sparta jedoch war fromm. Fromm bis zum Aberglauben. Ohne Delphis Segen unternahm Sparta nichts. Und dessen Könige galten als die Nachkommen von Herakles. In direkter Linie. Die Athener andererseits waren womöglich keine ganz echten Griechen. Sondern Nachkommen der Pelasger, der vorgeschichtlichen Bevölkerung Attikas, die sich später erst den Griechen angeschlossen hatten. Also waren die Spartaner allein legitimiert, einen Führungsanspruch unter den Städten Griechenlands geltend zu machen. So wahrscheinlich sah man es in Delphi.

Es lag also genug Stoff zu einem gewaltsamen Konflikt zwischen beiden Städten bereit. Irgendwann musste er ausgetragen werden.

Draußen Spartaner, drinnen Pest

An einem Handelsboykott gegenüber Megara, einem Verbündeten Spartas, entzündete sich der schwelende Konflikt. In Megara, 30 Kilometer westlich von Athen, war ein Athenischer Gesandter ermordet worden. Athen hatte daraufhin ein Embargo über die Stadt verhängt. »Die Athener hatten beschlossen, die Megarer von den Märkten und Häfen des Seebundes auszuschließen. Megara wandte sich um Unterstützung bittend an Sparta. Und Sparta schickte Gesandte nach Athen. Die befahlen den Athenern, ihre Feindseligkeiten gegenüber Megara einzustellen. Anderenfalls, so drohten die Gesandten, werde Sparta zusammen mit seinen Verbündeten gegen Athen zu Felde ziehen. Als die Volksversammlung zusammentrat, um darüber zu beraten, ergriff Perikles das Wort und warnte die Athener, dem Druck Spartas nachzugeben. Denn wenn sich Athen den Befehlen Spartas beuge, wäre das der erste Schritt, Sklaven der Spartaner zu werden«, so stellt es Diodor dar.

Die Volksversammlung folgte Perikles. Man dachte gar nicht daran, sich von Sparta Vorschriften machen zu lassen. Überdies hatten beide Städte im Jahr 445 vereinbart, in den nächsten drei Jahrzehnten strittige Angelegenheiten in Schiedsgerichtsverfahren zu klären, und die Vertragszeit war noch nicht einmal zur Hälfte abgelaufen. Die Kriegsdrohung Spartas war mithin ein eindeutiger Vertragsbruch. Und das zeigte, dass Sparta nur einen Anlass suchte, um den Athenern eine Lektion zu erteilen.

Eventuell aus der Zeit des Handelsembargos stammt folgende Anekdote. »Als die Athener ihre Schiffe bemannten, und Perikles gerade dabei war, sich an Bord seiner Triere zu begeben, ereignete sich eine Sonnenfinsternis. Die Männer überkam große Angst, weil sie darin ein böses Vorzeichen sahen. Als Perikles bemerkte, wie verschreckt sein Steuermann war, nahm er seinen Umhang ab und hielt ihn dem Mann vors Gesicht. Und fragte den Mann, ob ihm das Angst mache, oder ob er darin ein böses Vorzeichen sähe. Nein, antwortete der Steuermann. Was da oben passiert, erklärte ihm Perikles, ist genau dasselbe. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Schatten, der am Himmel die Sonne verdunkelt, größer ist als mein Mantel!« Im Jahr 432 fanden zwei Teilsonnenfinsternisse am Himmel über Athen statt. Die erste morgens, am 16. April, die andere nachmittags am 10. Oktober. Beide Finsternisse erstreckten sich ungefähr über anderthalb Stunden. Perikles kannte sich am Himmel aus. Schließlich war er über Jahre mit Anaxagoras, dem Astronomen, befreundet, der sich den gestirnten Himmel zum Vaterland erwählt hatte.

Die Abweisung seiner Botschafter verstand Sparta als Kriegserklärung. Es setzte seine Truppen in Marsch. Ihr Ziel war Athen. Die Volksvertretung evakuierte das attische Umland und verschaffte den Flüchtlingen Platz in Athen. »Die Menschen kam es schwer an, Haus und Boden den Feinden zu überlassen«, schreibt Thukydides. »Denn sie hatten nach den Perserkriegen ihren Besitz gerade erst wieder hergestellt. Und als sie nach Athen kamen, besaßen dort nur wenige eine Wohnung oder konnten bei Verwandten oder Freunden unterkommen. Die allermeisten kampierten auf den freien Plätzen der Stadt. Oder in den Tempeln, mit Ausnahme der Akropolis. Die Stadt fasste die hereinströmende Menge nicht. Später teilte man sogar den Raum zwischen den Langen Mauern, die zum Hafen führen, für Wohnzwecke auf und dann auch größere Teile des Hafengeländes selbst.« Von den Mauern der Stadt aus mussten die Flüchtlinge tatenlos mitansehen, wie die Spartaner ihre Häuser in Brand setzten, Felder und Gärten verwüsteten, die Fruchtbäume fällten. Die Athener aber rückten nicht zur Schlacht aus. Sie bemannten ihre Schiffe, nahmen Kurs auf den Peloponnes und verwüsteten dort das Land. Das war die Strategie, zu der Perikles die Volksversammlung überredet hatte.

Als es Winter wurde, zogen die Spartaner ab. Doch im Frühjahr fielen sie aufs Neue in Attika ein. Wieder suchten Tausende und Abertausende Schutz hinter den Mauern. Viel fanden die Spartaner nicht mehr vor, was sie verwüsten konnten. Aber sie hielten Attika besetzt. Denn sie hofften, die Athener würden sich endlich in einer offenen Feldschlacht der Entscheidung stellen.

Dazu kam es nicht. In der hoffnungslos überfüllten Stadt brach eine Seuche aus. Pest, höchstwahrscheinlich, vielleicht aber auch Typhus oder Cholera. Thukydides schildert auf fünf eng beschriebenen Seiten die Seuche, »die furchtbarer war, als Worte es beschreiben können«. Man machte Perikles für das Desaster verantwortlich. Mit Recht. Die Volksversammlung hatte es versäumt, mit Quartieren, zusätzlichen Brunnen und einer verstärkten Abfallbeseitigung vorzubeugen.