Entscheidung in letzter Sekunde - Jürg Roth - E-Book

Entscheidung in letzter Sekunde E-Book

Jürg Roth

0,0

Beschreibung

"Raffaele liegt im Groote Schuur Hospital in Kapstadt mit mehreren Schussverletzungen und einer schweren Amnesie. In seinen Träumen erinnert er sich an sein bewegtes und kriminelles Leben; an einen manipulierten Impfroboter, der einen abgeänderten Impfstoff spritzte und daraufhin eine arabische Großfamilie stirbt. An seine große Liebe in Deutschland, und seine ersten unsauberen Geschäfte in Istanbul sowie an seinen korrupten Geschäftspartner, der CEO eines Bio-Pharma Konzerns mit Sitz in Frankfurt ist. Er erinnert sich an einen Pathologen in Dubai, der einer Verschwörung auf der Spur war und um sein Leben bangen musste, an seinen Waffendeal im bürgerkriegsähnlichen Südafrika und eine abenteuerliche Schatzsuche mit seinem Freund in Manila während der Marcos Herrschaft sowie einen beinahe tödlich verlaufenen Deal in Miami. Ein Privat-Dschihad in Kapstadt kostet ihn um ein Haar das Leben. Ein Chirurgie-Roboter, der aus seinem Schädel eine Kugel herausschneiden sollte, versagt im entscheidenden Augenblick. Kurz vor seinem Tod hat Raffaele eine Vision." Auszug aus Entscheidung in letzter Sekunde Jürg Roth Dieses Material ist möglicherweise urheberrechtlich geschützt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 258

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kapitel 1
DO 13. MÄRZ 2025, 09:42h VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, AIRPORT
DO 13. MÄRZ 2025, 10:25h VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, AIRPORT
MO 17. MÄRZ 2025, 08:26h DEUTSCHLAND – FRANKFURT, NUCLOTECH
SA 16. NOV 2019 ITALIEN – CAMPIONE, VIALE MARCO
MO 21. MÄRZ 2025 VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, PATHOLOGIE
MI 19. MRZ 2025 KUWAIT – KUWAIT CITY, AL ARABIA STREET
MI 23. MÄRZ 2025 VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, PATHOLOGIE
DO 28. AUGUST 2025 09:18h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
Kapitel 2
SA 12. AUGUST 1978 DEUTSCHLAND – BERLIN, KREUZBERG
MI 23. JULI 1980 DEUTSCHLAND – MÜNCHEN, WALDFRIEDHOF
MI 02. APRIL 2025 10:02h VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, PATHOLOGIE
FR 29. AUGUST 2025 12:51h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
Kapitel 3
SO 02. JANUAR 1977 TÜRKEI – ISTANBUL, GROSSER BASAR
MI 10. JUNI 1970 HOLLAND – AMSTERDAM, DAM PLATZ
SO 2. JANUAR 1977 TÜRKEI – ISTANBUL, GROSSER BASAR
APRIL 1971 SCHWEIZ, ALLSCHWIL
DI 02. JUNI 2025 11:17h DEUTSCHLAND – FRANKFURT, HAUPTSITZ NUCLOTECH
SO 31. AUGUST 2025 07:18h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
Kapitel 4
JULI 1945 12:45h PHILIPPINEN – BATANGAS, TAALSEE
JULI 1945 14:00h PHILIPPINEN – LALAYAT, AM TAALSEE
SO 11. JULI 1970 PHILIPPINEN – TAAL, PROVINZ BATANGAS
MO 10. JANUAR 1983 PHILIPPINEN – MANILA, TAGUIG-CITY
DO 19. MAI 1983 PHILIPPINEN – BATANGAS, BEACH RESORT
Kapitel 5
FR 20. MAI 1983 05:00h SCHWEIZ – ZUG, INDOOR PLANTAGE
FR 20. MAI 1983 17:33h SCHWEIZ – ZUG, INDOOR PLANTAGE
SO 22. MAI 1983 05:03h PHILIPPINEN – MANILA, FLUGHAFEN
SO 21. AUGUST 1983 15:23h PHILIPPINEN - MANILA, FLUGHAFEN
MO 11. AUGUST 2025 DEUTSCHLAND – FRANKFURT, HAUPTSITZ NUCLOTECH
Kapitel 6
FR 15. AUGUST 2025 15:38h DEUTSCHLAND FRANKFURT, HAUPTSITZ NUCLOTECH
DO 21. AUGUST 2025 14:32h USA – NEW YORK, ADDICTED CLINIC
DO 21. AUGUST 2025 22:32h SÜDAFRIKA – CLIFTON, KLOOF STREET
FR 22. AUGUST 2025 00:13h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, LANGA
FR 22. AUGUST 2025 04:12h CHINA – KUNMING, FLUGHAFEN
FR 22. AUGUST 2025 04:38h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
FR 22. AUGUST 2025 05:12h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL, NOTFALLAUFNAHME
MI 27. AUGUST 2025 09:22h DEUTSCHLAND – FRANKFURT, HAUPTSITZ NUCLOTECH
MO 01. SEPTEMBER 2025 12:01h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
Kapitel 7
Mi 3. SEPTEMBER 2025 20:14h USA – AMARILLO, TV STUDIO
FR 05. SEPTEMBER 2025 14:08h SÜDAFRIKA – KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
APRIL 1987 DDR – TETEROW, BERGRING
1994 SÜDAFRIKA
08. JANUAR 1995 SÜDAFRIKA – KAPSTADT, MOUNT NELSON HOTEL
FEBRUAR 1995 SÜDAFRIKA – KAPSTADT, CLIFTON
SO 20. APRIL 1997 SÜDAFRIKA – CLIFTON, KLOOFSTREET
11. SEPTEMBER 2025 07.46h DEUTSCHLAND MANNHEIM, MALZSTRASSE
SO 14. SEPTEMBER 2025 15:58h ITALIEN – ROM, VATIKAN
Kapitel 8
DO 18. SEPTEMBER 2025 07:07h SÜDAFRIKA KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
13. DEZEMBER 2001 USA – MIAMI, HOLLYWOOD BEACH
MO 15. SEPTEMBER 2025 18:05h DEUTSCHLAND BERLIN, TV STUDIO
DO 18. SEPTEMBER 2025 16:31h SÜDAFRIKA KAPSTADT, GROOTE SCHUUR HOSPITAL
---
DO 18. SEPTEMBER 2025 08:31h USA MINNESOTA, MAYOKLINIK
ENDE

Entscheidung in letzter Sekunde

Von Jürg Roth

Buchbeschreibung:

Raffaele liegt im Groote Schuur Hospital in Kapstadt mit mehreren Schussverletzungen und einer schweren Amnesie. In seinen Träumen erinnert er sich an sein bewegtes und kriminelles Leben; an einen manipulierten Impfroboter, der einen abgeänderten Impfstoff spritzte und daraufhin eine arabische Großfamilie stirbt. An seine große Liebe in Deutschland, und seine ersten unsauberen Geschäfte in Istanbul sowie an seinen korrupten Geschäftspartner, der CEO eines Bio-Pharma Konzerns mit Sitz in Frankfurt ist. Er erinnert sich an einen Pathologen in Dubai, der einer Verschwörung auf der Spur war und um sein Leben bangen musste, an seinen Waffendeal im bürgerkriegsähnlichen Südafrika und eine abenteuerliche Schatzsuche mit seinem Freund in Manila während der Marcos Herrschaft sowie einen beinahe tödlich verlaufenen Deal in Miami. Ein Privat-Dschihad in Kapstadt kostet ihn um ein Haar das Leben. Ein Chirurgie-Roboter, der aus seinem Schädel eine Kugel herausschneiden sollte, versagt im entscheidenden Augenblick. Kurz vor seinem Tod hat Raffaele eine Vision.

Über den Autor:

Der Autor lebt mit seiner Frau Gilberte und zwei Hunden seit 13 Jahren in Kapstadt. Vor der Pensionierung war er als Verkaufs- und Marketingleiter in verschiedenen international operierenden Firmen tätig. Während der "Ausbremsung" durch Covid hat er seine Freude am Schreiben entdeckt. Dies ist sein 4. Buch.

Anstelle eines Vorwortes:

Seit ich denken kann, und das seit beinahe 70 Jahren, gibt es für mich immer noch Mann oder Frau. Wenn ich zum Beispiel "die Fahrer" schreibe, meine ich selbstverständlich weibliche Leserinnen, männliche Leser und und all diejenigen, die sich dem Einen oder Anderen, aus was für Gründen auch immer, und die ich auch nicht näher beleuchten möchte, nicht zuordnen können. Aus der Sicht des Leseflusses und auch der Textkunst wäre eigentlich "die Fahrer" perfekt. Die aktuelle Sexualisierung der Sprache macht aus der Sicht der Kommunikation ohnehin keinen Sinn. Da ich nicht für mich alleine schreibe habe ich mich für eine vernünftige Schreibweise entschieden: Keine ständigen Doppelnennungen ("Turner und Turnerinnen "), keine aus grafischer Sicht seltsam wirkende Schrägstriche ("Schweden/innen") oder gar Gender-Sterne ("Musiker*innen"), auch nicht den Doppelpunkt: "Südafrikaner:innen, sondern schlicht und einfach: ZuschauerInnen.

Speziellen Dank schulde ich unter anderem Martina für ihre grossartige Korrektur und der Übersetzung meiner "Schwyzerdütschen" Begriffe und Redewendungen sowie ihre Spanisch Uebersetzung, Mike für seine akribische Lektorarbeit, Ruedi für seine fliegerischen Inputs, meinem Bruder André für seine Insider Infos und zuletzt meiner Frau für ihre kulinarischen Anmerkungen.

Die Personen, Orte sowie Handlungen sind nicht alle erfunden.

Entscheidung in letzter Sekunde

Von Jürg Roth

[email protected]

1. Auflage, Mai 2022

© Jürg Roth - Alle Rechte vorbehalten.

[email protected]

Kapitel 1

DO 13. MÄRZ 2025, 09:42h VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, AIRPORT

AIVR-5MC, der neueste „state of the art“ Impfroboter von „Asco-Robotics“ scannte kurz den digitalen Impfpass von Amir Abdullah. Daraufhin setzte sich im Innern des Gerätes ein ausgeklügelter Mechanismus in Gange. Aufgrund der Impfhistorie und der im Impfausweis enthaltenen verschlüsselten Gesundheitsdaten kalkulierte die speziell entwickelte Software in Sekundenbruchteilen die entsprechende Menge von mRNA Molekülen, die gespritzt wurde. Der raffinierte zukunftsweisende Algorithmus berechnete ebenso schnell, welche DNA-Sequenzen, die zu 90% vom weltgrößten Pharmagiganten „Nuclotech“ bereitgestellt wurden, für den individuellen Impf-Mix nötig waren. Ein biochemisches Wunderwerk im Bauche des Roboters setzte sich in Gang.

Für den Impfstoff, der in Amirs Körper injiziert wurde, verwendete der Computer die mehrmals modifizierte, 2012 entdeckte CRISPR/CAS-Methode, die auf einem adaptiven antiviralen Abwehr- mechanismus basiert. Das Miniaturlabor im Bauche des Roboters war fähig, durch das DNA schneidende Enzym CAS, die Desoxyribonukleinsäure an einer bestimmbaren Sequenz zu trennen. Durch zwei gezielte Schnitte wurden entsprechend viele DNA-Reihenfolgen entfernt, und im Anschluss daran fügte der Roboter die für Amir optimierte DNA-Sequenz an der Schnittstelle wieder ein. Dieses Prozedere dauerte knapp eine Minute.

Die sodann zubereitete Menge an Impfstoff floss im Inneren des Roboters durch ein gekühltes Kapillargefäß in einen beweglichen Kopf. Der Impfkopf war am Ende eines sich um 6 Achsen drehenden Roboterarmes angebracht. Ein am oberen Teil des Kopfes integrierter Rubin-Scanner berechnete innerhalb einer Sekunde die Mitte des Oberarmes, die Applikationsstelle, die nötige Distanz sowie den benötigten Druck für die Injektion.

Amir fand das speziell, dass er sein Hemd für die Impfung nicht auszuziehen brauchte, und hoffte, dass der Einstich der Nadel keine Spuren im Stoff hinterließ. Auf dem weißen linken Hemdärmel von Amir erschien knapp darauf ein dunkelrotes Laser-Fadenkreuz und verharrte kurz. Er erwartete einen Piks, einen kleinen Stich. Im Inneren des Impf-Kopfes wurde kurzfristig ein Druck von 215 bar aufgebaut. Durch eine neuartige Inkjet-Technologie jagte explosionsartig der Impfstoff ohne Nadel, fokussiert durch eine Diamant-Düse von 0.025 mm Durchmesser durch das Gewebe des Hemdes hindurch direkt in Amirs Unterhaut. Es war bloß ein Zischen zu hören, und in ein bis zwei Tagen würde sich beim Araber ein blauer Bluterguss ausbilden, so groß wie eine kleine Zecke. Das war alles. Kein Stich, kein Blut. Ein steriles unblutiges Prozedere. Die integrierte Software updatete daraufhin per Wi-Fi Amirs Impfpass und schickte im gleichen Augenblick die neuen Daten sowie eine Rechnung an das staatliche „Social Department of Central Monitoring“. Der Zentral-Computer, der in einem Verbundnetz mit allen Gesundheitsministerien der Welt eingebettet war, analysierte in Sekundenschnelle die übermittelten Informationen. Sodann überwies der Zentral-Computer Amir zusätzliche 200 Punkte auf dessen Blockchain gesicherte Sozialpunkte Konto und leitete ein geheimes und verschlüsseltes File an das Rechenzentrum der Pharmafirma „Nuclotech“ weiter.

Das ganze Impfprozedere dauerte keine drei Minuten. Die Großfamilie von Amir Abdullah, vier Kinder, zwei Ehefrauen, zwei Tanten, ein Großvater und vier Cousins planten, mit Emirates Airlines nach Kuwait-Stadt zu fliegen, um den 50. Geburtstag seines Bruders gebührend zu feiern. Innerhalb von 27 Minuten war der Familienanhang geimpft. Die Truppe lief nach der Impfung plaudernd und gemächlichen Ganges Richtung Lounge, wo sie sich einen heißen Tee und etliche Stücke Baklava genehmigten. Die Hauptfrau von Amir Abdullah, Mayla, die Hoffnung, erklärte der Großfamilie, dass sie von einer Bekanntschaft eine Packung Tabletten gegen Reisekrankheit erhalten hätte. Es war allerseits bekannt, dass sich ein imposanter Sturm Namens Saheen in der vergangenen Nacht aufgebaut hatte und sich jetzt Richtung Emirate näherte, und alles deutete darauf hin, dass der Flug nach Kuwait-City äußerst heftig und turbulent verlaufen würde. Die ganze Familie nahm mit Freuden das Angebot an, eine Tablette gegen die Reisekrankheit zu nehmen, und alle schluckten begeistert je 25mg Binderal. - Binderal war ein rezeptpflichtiges Mittel zur Behandlung des Bluthochdrucks!

Die Großfamilie plauderte wild durcheinander und unterhielt sich prächtig. Kurz darauf wurde das Boarding für Flug EK853 nach Kuwait-City ausgerufen.

Der neue Impfroboter AIVR-5MC war mit seiner neuartigen „mRNA/DNA Mixing Chamber“, einem Wunderwerk der Mikro-Labor-Applikation und der Inkjet-Technologie, einer unblutigen und daher sterilen Verwendung, eine Sensation. Er war fähig, mit einer einzigen Laborkartusche, die die Techniker von „Asco-Robotics“ jeweils morgens um zwei Uhr früh ersetzten, 772 Personen in Serie zu impfen.

Die erste Generation der AIVR-Impfroboter, die im Dezember 2022 auf den Markt kamen, sicherte sich Deutschland. Nach ersten erfolgreichen Feldversuchen in München gab das Gesundheitsministerium grünes Licht, um diesen elektronischen Impf-Segen an allen verkehrstechnisch neuralgischen Punkten aufzustellen. Monate später sah man in den meisten Ländern von Europa die AIVR-2-Generation.

Ende 2023 verkaufte „Asco-Robotics“ gegen teures Geld an die meisten Länder der Welt eine Lizenz zur Herstellung des AIVR-4 und AIVR-5MC Serie.

AIVR-3 war weniger erfolgreich. Das interne Kühlsystem versagte in heißen Ländern und die Struktur der mRNA Moleküle wurde dadurch pathologisch verändert.

Es gab eine Periode, in der vor allem in Südamerika eine exorbitante Anzahl von unerklärlichen Todesfällen und schweren Nebenwirkungen zu beklagen waren. Interessanterweise benutzten diese Länder ausschließlich das Robotersystem AIVR-3.

Nach einem geheimen Hearing und einer außergerichtlichen Einigung verpflichtete sich „Asco-Robotics“, den jeweiligen Regierungen (die das Geld treuhänderisch verwalteten und verteilten) hunderte Millionen von US-Dollars zu bezahlen, um den entstandenen Schaden zu begleichen. Die jeweilige Staatsmacht gelobte ihrerseits, die Medien außen vorzulassen und renitente Personen zum Schutz der Allgemeinheit umzuerziehen.

DO 13. MÄRZ 2025, 10:25h VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE – DUBAI, AIRPORT

Rudolf Hammel war auf dem Rückflug von Dubai nach Frankfurt und benötigte dringend einen „7. Generation Impf-Booster“ bevor er dem Aufruf zum Check-in für Flug EK208 nach Deutschland Folge leistete. Seit zwei Jahren waren die Auflagen der Fluggesellschaften und den anfliegenden Ländern verschärft worden, und wer geschäftlich oft unterwegs war, kam nicht umhin, alle paar Monate einen Impfroboter aufzusuchen.

Im Frühling 2022, wo „die breite Masse“ annahm, dass der Viren-Spuk allmählich vorbei sei, und in praktisch allen Ländern der Erde die Covid-Einschränkungen aufgehoben wurden, brach in der Ukraine ein wüster, blutiger und langanhaltender Krieg aus. In dem Moment, in dem sich die Menschheit anschickte, die vergangene Corona Geschichte „ad acta“ zu legen, und sich hauptsächlich mit dem Russlandkonflikt beschäftigte, mutierte im Schatten dieser Kampfhandlungen, die gefährlich lange anhielten, eine neue Art von Virus. Obwohl der letzte Lockdown und der nachfolgende Krieg in der Ukraine die Weltwirtschaft massiv zur Ader ließ, wie in den großen Depressionsjahren des letzten Jahrhunderts, und etliche Länder mit einer Hyperinflation, gekoppelt mit einer Deflation, massiv zu kämpfen hatten, beschloss infolgedessen die WHO, das Rad 24 Monate zurückzudrehen. Die Menschheit wurde, ehe sie realisierte, was ihr bevorstand, wieder in den gleichen „Modus operandi“ versetzt wie im Frühjahr 2020.

Rudolf Hammel war längere Zeit in den Emiraten auf Achse und freute sich, seine Familie wieder zu sehen und etwas Nähe zu bekommen. Er war ein typischer „Bauchmensch“, der weniger nach analytischen oder impulsiven Momenten heraus entscheidet, sondern mehr auf seinen Bauch hörte. Der peinlich beachtete Minimalabstand sowie das dauernde Tragen der Schutzmaske, das zum Alltag gehörte wie das Anziehen der Schuhe, erschwerte seine Aufgabe erheblich. Für seine Entscheidungsfindung, kaufen oder nicht, war es für ihn fast unerlässlich, aus der Mimik des vollen Gesichtes seines Verhandlungspartners zu lesen.

Er schaute nervös auf seine Uhr und bemerkte, dass er seine wichtige Tagesmedikation vergessen hatte. Er zog aus seiner Jackentasche eine kleine metallene Büchse und entnahm daraus 25 mg Binderal, seine tägliche Dosis, um seinen gefährlich hohen Blutdruck zu senken. Er wartete ungeduldig hinter einer wild gestikulierenden und schnatternden Großfamilie von Einheimischen, und war froh, endlich an der Reihe zu sein. Er hielt kurz sein Smartphone mit seinem digitalen Impfpass vor das Display von AIVR-5MC. Der Roboter erwachte erneut zum Leben, scannte die Daten von Rudolf Hammel, summte und surrte und gab jählings ein leises Krachen von sich, so wie eine Plastikwelle oder ein Plastikzahnrad brechen würde. Daraufhin roch es aus dem Roboter wie nach verbranntem Gummi und ein grauer feiner Rauch entwich daraus. Augenblicklich ertönte ein schrilles Piepen und der Bildschirm des Roboters beschied Rudolf Hammel ein „out of order“. Eine Computerstimme ertönte und empfahl:

„Bitte suchen sie einen anderen Impfroboter auf oder wenden sie sich an den nächsten Informationsschalter“.

Leise fluchend steckte Rudolf Hammel sein Smartphone mit seinem digitalen Impfpass wieder ein und suchte einen anderen Impf-Roboter auf. Dass ihm die gebrochene Welle im Bauche des Impfroboters das Leben rettete, erfuhr er hingegen nie.

MO 17. MÄRZ 2025, 08:26h DEUTSCHLAND – FRANKFURT, NUCLOTECH

Der CEO von „Nuclotech“, Joe Palmer, las in seinem Büro am Hauptsitz der Firma in Frankfurt sicherheitshalber zweimal die neusten und geheimen Statistiken der AIVR-5MC Impfcomputer, die im Nahen Osten aufgestellt waren. Er nahm die neuesten ausgedruckten Verkaufszahlen ihrer Zweigniederlassung in Dubai in die Hand und verglich die Zahlenkolonnen mit den farbigen Charts-Tabellen, die auf seinem brillanten Crystal iMac Monitor der neuesten Generation aufleuchteten.

Das war ein Volltreffer!

Die unter höchster Geheimhaltungsstufe verpflichteten Biochemiker von „Nuclotech“, die in einem Sicherheitslabor Stufe V, in Lesotho, 275m unter der Erde forschten, hatten einen Weg gefunden, die vier Sprossen der DNA-Leiter, die Basen Cytosin, Adenin, Guanin und Thymin mittels der Synth-Protein-Methode biochemisch nachzubilden. Somit waren sie in der Lage, die DNA-Struktur nach ihrem Belieben zu verändern. Die Experten waren fähig, bis auf den Buchstaben genau das Buch des Lebens zu modulieren, das heißt: Textpassagen löschen, hinzufügen oder austauschen.

Joe Palmer, ein Transhumanist der ersten Stunde und ehemaliger Absolvent der „Young Global Leaders“ unter der Schirmherrschaft des WEF, sah sich immer näher am Ziel, die biologischen Grenzen der Menschen durch den Einsatz seiner Technologie und Wissenschaft zu verändern, zu überwinden und im Endeffekt zu verschmelzen. Ein Wesen, halb Mensch, halb Maschine, ein Supergeschöpf, das die Barriere eines leidenden und kranken Daseins durchbrach und im Gegenzug ein etliche hundert Jahre dauerndes Leben versprach. Sein ehemaliger Mentor, ein prominentes Mitglied, des WEF, sah sich durch diese Experimente in seiner Ansicht bestätigt und seinem Ziel um einiges näher, und versicherte Joe Palmer seine volle Unterstützung sowie sein uneingeschränktes Vertrauen. Die Umsetzung des Transhumanismus war zum Greifen nahe und nahm gefährliche Züge an.

Die unter Hochdruck forschenden Bio-Chemiker informierten den CEO von „Nuclotech“ im Wochenrhythmus und wiesen regelmäßig etliche bedeutsame und erfolgversprechende Laborversuche vor.

Doch was zum Durchbruch fehlte, war ein klar definierter Feldversuch an Menschen mit der im Labor erfolgreichen Huckepack-Technik. Dabei wurden die Nanopartikel, die wie „Transporter“ wirkten, mit den manipulierten Genomen verkuppelt.

Die Manipulation des Genoms war dank der angewandten „Gain-of-function- Techniken“ kein Problem mehr, und es war unter Laborbedingungen möglich, faktisch alle Krankheiten der Welt mit einer auf jedes Individuum zugeschnittenen Gen-Therapie zu behandeln. In vitro, im Labor, war es den genialen Forschern gelungen, die Nanopartikel mit den modifizierten Genomen zu koppeln, und in hunderten von Tierversuchen den viert häufigsten Krebs der Welt, den Lungentumor, restlos zu heilen. Mit rund 1,95 Millionen Toten pro Jahr war der Lungenkrebs weltweit die meistverbreitete Tumorkrankheit. Eine erfolgreiche Therapie, die die „alten Standards“ wie Bestrahlung, Chirurgie und abartige Chemotherapie auf einen Schlag, mit einer einzigen Injektion, zu ersetzten vermochte, versprach einen gewaltigen „Bullenmarkt“, einen gigantischen Anstieg der „Nuclotech“-Aktien, einen kolossalen Geldregen. Doch, funktionierte die One-Injection-Therapie im vivo, beim Menschen?

Ein Placebo kontrollierter, doppelblind randomisierter Feldversuch mit einem im Labor veränderten Genom und einem Nanopartikel-Koppler bei Karzinompatienten war ethisch nicht vertretbar und keine der renommierten Gesundheitsbehörden der Welt würde im Moment grünes Licht für einen derartigen Test geben. Einem Krebspatienten per Zufall, ein Placebo oder ein Medikament zu verabreichen, um im Folgenden zu eruieren, ob das Eine oder Andere eine Wirkung zeigt, fände in keiner Publikation Beachtung oder Gehör bei der Wissenschaft. – Das würde sich schlagartig ändern, wenn sein geplanter Versuch erfolgreich war. Die Zulassung ihres ersten Transhumanem Karzinomproduktes würde im Nu zustande kommen, finanzierte „Nuclotech“ doch ein Heer von Experten und Beamten bei den grössten Arzneimittelbehörden der Welt. Die 250 A4-Ordner mit den benötigten Zulassungsunterlagen und Unmengen von bürokratisch nicht relevantem Papierkram waren so weit vorbereitet und standen in 5 Sprachen übersetzt, zum Versand bereit. Es fehlte zurzeit der entscheidende „Human Challenge Trial“, die Abkürzung klinischer Phase I, II und III Studien, die erlaubte, durch ein beschleunigtes Verfahren ein paar Jahre Beobachtungszeit einzusparen.

Um dem siebenköpfigen Vorstand zu beweisen, dass ihre Labor-Experimente auf Menschen in jeglicher Form transkribierbar war, und um weitere Gelder für die Unsummen verschlingende Forschung zu bekommen, organisierte der CEO von „Nuclotech“ in Frankfurt einen geheimen relativ harmlosen Feldversuch. Ein erfolgreiches Feldexperiment in vivo würde in Zukunft einen Milliarden schweren Absatzmarkt eröffnen.

Ein Drittel aller AIVR-5MC Impfroboter im Nahen Osten, die nach einem genau festgelegten Schema ausgesucht wurden, bekamen zusätzlich zu den Impfkonzentraten eine leicht veränderte Nanopartikel gekoppelte DNS, die im Geheimlabor in Lesotho hergestellt wurden. Die Sequenz, die biochemisch mittels Gain-of-function-Technik abgeändert war, verursachte bei den Geimpften für 2-3 Wochen einen harmlosen äußerst grässlich juckenden Ausschlag am Rücken und an den Beinen.

„Nuclotech“ unterhielt im Nahen Osten eine Zweigniederlassung. Sie vertrieb dort nebst etlichen Rezepturen exklusiv ein nicht halogeniertes, mit einem Lokalanästhetikum versehenen äußerst wohltuend kühlendes Haut-Gel gegen Pruritus, diesem ekelhaften Juckreiz.

Die Zahlen, die Joe Palmer in den leicht zitternden Händen hielt, bewiesen es:

Die Verkaufszahlen im Nahen Osten für ihr Haut-Gel explodierten! Unglaublich! Da liefen tausende von Arabern, die frisch geimpft und „leicht verseucht“ waren, mit einem ekelhaft beißenden Ausschlag am Rücken und an den Beinen herum und verlangten in den Apotheken oder bei ihren Hausärzten tonnenweise das kühlende Haut-Gel von „Nuclotech“! Der Feldversuch war ein voller Erfolg und zeigte eindrucksvoll, dass „Nuclotech“ auf dem besten Weg war, die „Welt zu erobern“. Der Weg war frei, um ihre erste Impfung gegen das Lungenkarzinom bei den Gesundheitsbehörden anzumelden und den Markteintritt vorzubereiten. Der Vorstand würde begeistert darauf reagieren, und zusätzliche Gelder im Milliardenbereich bewilligen. Joe Palmer rieb sich die Hände. Sobald die Medien, allen voran die Aktien- und Wirtschaftszeitungen, von der Markteinführung ihres neuesten und konkurrenzlosen Gen-Produktes berichteten, würde der Aktienwert von „Nuclotech“ explodieren und ihn, Jo Palmer, mit seinem Aktienpaket zum Milliardär katapultieren.

Der CEO ließ sich in Frankfurt durch seine Sekretärin mit seinem Chef Biochemiker Dr. Henry Clarson in Lesotho verbinden. Der gebürtige Südafrikaner war ein Glücksgriff. Ein engagierter, verschwiegener und exzellenter Wissenschaftler sowie Einzelgänger, der sich in seinem Labor dermaßen wohl fühlte, dass er am liebsten 24 Stunden bei seinen Apparaturen, Laborutensilien, Zentrifugen und seinem „Reinfeinraum“ verweilte.

Es war eine herausfordernde Aufgabe, genügend Personal, das aus Südafrika rekrutiert wurde, für ihr Geheimlabor in dem hochgelegenen Königreich zu engagieren. „Nuclotech“ bot überdurchschnittlich hohe Gehälter, monatliche Gratisflüge nach Südafrika, Erfolgsbonus, Krankenkasse sowie eine Reihe von großzügigen Vergünstigungen, um genügend Personal für die Einöde, in der das Labor war, anzuwerben. Ihr Sicherheitslabor Stufe VI, das in Mphoto, einem verschlafenen Nest mit knapp 23 Häusern, 24km von der Hauptstadt Maseru in 275m Tiefe gebaut wurde, war nach 4-jähriger Bauarbeit seit rund zwei Jahren in Betrieb. König Uoshose der V. von Lesotho unterstützte den Aufbau des Labors mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Dafür sicherte er sich durch die zusätzlichen generösen Einnahmen von „Nuclotech“ ein feudales Leben mit seinen vier Frauen, 15 Kindern, 23 Enkelkindern und einer Entourage von über 50 Mitarbeitern. Das Geheimlabor, das wie eine Autoreifenmontage Garage getarnt war, hatte den Vorteil, dass es außerhalb von jeglichem Interesse und Fokus lag und es bei einem Laborunfall zu keinem wesentlichen Schaden in der kaum besiedelten Gegend kam.

Joe Palmer gratulierte seinem Chef Biochemiker aufs Herzlichste und erklärte ihm, dass ein großzügiger Bonus für alle Mitarbeiter auf der südafrikanischen African Reserve Bank in Form von Blockchain Geld einbezahlt wurde, und ihm zusätzlich 150 Sozialpunkte gutgeschrieben worden seien. Er ermutigte Dr. Henry Clarson zudem, einen Tag frei zu nehmen, bevor er ihm eine neue Aufgabe übertragen würde.

Dem CEO eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten. Es war in Zukunft für „Nuclotech“ nicht nur denkbar, sämtliche lukrativen Erkrankungen der Menschheit zu behandeln, sondern genauso leicht Krankheiten jeglicher Art und Couleur unter das Volk zu bringen, um sie dann mit den zuvor bestens erprobten gentechnisch hergestellten Vakzinen zu behandeln. Covid mit seinen regelmäßigen Mutanten war das beste Beispiel dafür. Ein nimmer versiegender Geldsegen für ein paar auserlesene Pharma-Giganten.

Die Therapie der weniger Profit bringenden Erkrankungen der Erdbevölkerung, wie zum Beispiel genetisch bedingte Stoffwechsel- krankheiten oder gelegentliche Infektionen mit irgendeiner Bakterie sowie das übrige Sammelsurium an uninteressanten Erkrankungen überließen sie generös den klassischen Pillenherstellern und Alternativmedizin-Fans. Er sah sich selbst in der Pose eines Dirigenten, der ein grosses Symphonieorchester dirigierte. Doch anstelle der Posaunen, Geigen, Bratschen und Cellos taktierte er Tumore, Infarkte und Leukämien.

Er schaute kurz auf sein linkes Handgelenk. Seine 95’000 Euro teure IWC Portugieser Tourbillon zeigte ihm genau 08:49 Uhr. Daraufhin fixierte er seine rechte Hand und verglich die Uhrzeit mit seiner goldenen Rolex Daytona. Die zeigte die Zeit in New York an. Es war ein protziger äußerst kostspieliger Spleen von ihm. Er trug generell an jeder Hand eine Luxusuhr, denn Joe Palmer war ein unersättlicher Uhrensammler. In seinen zahllosen schmucken mit Klavierlack überzogenen Schatullen lagerten über 676 verschiedene Modelle. Er verzichtete dafür auf allzu teure Autos, anspruchsvolle Frauen oder sonstige Spielzeuge. In 11 Minuten öffnete sein Lieblingsuhrengeschäft Gübelin aus Luzern in der Schweiz. Zur Feier dieses fulminanten unorthodoxen und äußerst erfolgreichen Feldversuches bestellte er sich die neuste limitierte „Tag Heuer Connected Modular 55 Full Diamond“ für den „spezial Stammkundenpreis“ von 175’000 Euro.

Sein Telefon läutete. Er hob den Hörer ab und am anderen Ende meldete sich seine langjährige und äußerst verschwiegene Sekretärin Ursula Breitmüller:

„Hr. Palmer, ich erinnere sie gerne daran, dass heute ihre neue drei Jahre gültige Diploide Genom-Retard Impfung bereitsteht. Im Vorstands Sanitätszimmer stehen wie üblich die Vakzine für sie bereit.“

Er bedankte sich bei Ursula Breitmüller und erwiderte lachend:

„Gut, gut, dann lass ich mir ein weiteres Mal Kochsalz spritzen.“

Ihm war klar, dass weder der Vorstand, seine Vertrauensleute, hochrangige Politiker und Mitglieder des digitalen finanziellen Komplexes sowie eine handverlesene Anzahl von wichtigen Persönlichkeiten je eine wirkliche Gen-Impfung erhalten hatten.

Die Ampullen waren allesamt mit einer 27-stelligen Chargennummer versehen. Das garantierte eine lückenlose Nachverfolgung. Der äußerst verschwiegene und erlauchte Personenkreis, der Zugang zu den Daten hatte, war in der Lage, im Nu zu eruieren, welche Person in welchem Land und zu welcher Zeit eine Impfung erhalten hatte, sowie, und das war der „Benefit“ der ganzen Sache, die exakte Erfassung aller Nebenwirkungen.

Für ihn und die verschwiegenen Wissenschaftler von „Nuclotech“ waren die letzten zwei Stellen der Chargennummer von Bedeutung. Es wurde peinlich darauf geachtet, dass für den Vorstand, der VIPs und „ihren Leuten“ nur die Ampullen mit der Chargenendnummer X-0 verimpft wurden.

Die Diploide Genom-Retard-Impfung, die X-0 Ampullen, waren ein gigantischer Betrug. All die wichtigen Persönlichkeiten, VIPs, Politiker und Mitglieder des digitalen finanziellen Komplexes, weltweit knapp 7’500 Menschen, bekamen bloß eine harmlose 0.9%ige Natriumchlorid-Carotin Lösung gespritzt.

Die PR-Abteilung von „Nanotech“ verstand es zudem ausgezeichnet, die Welt zu täuschen und davon zu überzeugen, dass es sich hierbei um eine Ultra-Booster Impfung handelte, die nur hochrangige und für das neue System relevante und unersetzliche Personen injiziert bekamen. Sobald wieder ein „Auserlesener“ an der Reihe war, wurde die Diploide-Genom-Retard-Impfung medienwirksam weltweit zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Eine kleine, auffällig gelbe Vernarbung an der Impfstelle diente jeweils zur Beweislage dieser mehrjährig anhaltenden Impfung. Die gelbe Narbe war zudem eine äußerst gelungene und glaubwürdige PR-Maßnahme von „Nanotech“. Das Gelb in der Impfnarbe rührte vom Karotin her, das völlig harmlos war, und der ungefährlichen Kochsalzlösung beigemengt wurde.

Die Chargenendnummer X-1 war die eigentliche, milliardenfach verkaufte Standardimpfung und enthielt den mRNA Impfstoff, Charge X-2 beinhaltete zusätzliche Schwebeteilchen und Aluminiumoxid. X-3 bis X-45 bestanden aus allen möglichen Zusatzstoffen, die ihnen wissenschaftlich kostbare Rückmeldungen lieferten.

Anfangs Januar 2023 zum Beispiel bestellte Norwegen 5’5 Millionen Ampullen X-25 gegen die neue Conora-Variante Phi, die erstmals in Grönland auftrat. Die Impfstoffe mit der Chargenendnummer X-25 enthielten einen neu modifizierten Frostschutz, um die mRNA-Moleküle gegen die extreme norwegische Kälte zu schützen. Aus humanitären Gründen, und, das war das Fatale, ohne „Nuclotech“ vorher zu informieren, leitete das Königreich Norwegen die Ampullen nach Nigeria um. Die dort herrschende Sommerhitze von über 40° Celsius setzte einen unbeabsichtigten chemischen Prozess mit den Frostschutzmolekülen in Gange, was zur Folge hatte, dass der mNRA Impfstoff mutierte. Dies führte zu einer prekären abgeänderten äußerst krankmachenden RNA-Botschaft. Über fünf Millionen Nigerianer erhielten eine „verschmutzte“ gratis Booster-Impfung und trugen daraufhin eine Zeitbombe in Form eines abgeänderten Genes in ihrem Körper, die bereit war, jederzeit zu explodieren. Solche Kollateralschäden vermochte niemand auszuschließen, und dank des Umstandes, dass „Nuclotech“ sämtliche Feedbacks über Nebenwirkungen, Todesfällen sowie sonstigen Ereignissen geheim und unter Verschluss hielt, erfuhr die Öffentlichkeit praktisch nie etwas von diesen Schicksalen.

Nach der Bestellung der exklusiven Uhr entschied sich Jo Palmer, mit der Impfung abzuwarten, und griff zu seinem Smartphone. Er rief eine nur einem kleinen Kreis bekannte Nummer in Kapstadt an.

Nach dreimaligem Klingeln meldete sich am anderen Ende Kevin Drummond, einer der Hauptaktionäre von „Asco-Robotics“, der sich im Moment in seiner Villa in Clifton, in Kapstadt aufhielt. Er hörte Joe mit unverhohlener Euphorie sagen:

„Eure Impfroboter sind eine Wucht! Du kannst ab sofort alle Roboter im Nahen Osten durch deine Techniker wieder auf Normal umrüsten, der Feldversuch ist abgeschlossen. Sensationell! Die vereinbarte Summe plus Bonus befindet sich bereits als Kryptowährung Earth-Plecarum in eurem Portefeuille, wie üblich, nicht rückverfolgbar. He, ich komme nächstens nach Afrika. In Lesotho planen wir einen weiteren grösseren Feldversuch. Wir hören uns! Ich muss jetzt den Vorstand über die neueste Entwicklung informieren, der wird mir danach zu den Füssen liegen. Vielen Dank nochmals und Schönen Tag!“

„He Darling“,

rief Kevin freudig seiner Michèle zu, die sich am äußeren Ende ihres Infinity-Pools, der auf einer großen Terrasse eingelassen war, aalte und aufmerksam den Prominentenstrand von Clifton beobachtete.

„Bring uns doch bitte eine eisgekühlte Flasche Champagner MCC Foxcraft, wir haben etwas zu feiern!“

SA 16. NOV 2019 ITALIEN – CAMPIONE, VIALE MARCO

Raffaele Belmondo, sein Zwillingsbruder Michaele und ihr gemeinsamer Freund Kevin Drummond hatten vor 5 Jahren, im November 2019 einen vorzüglichen Riecher. Die drei feierten damals zusammen den 46. Geburtstag von Michèle, der Freundin und großen Liebe von Kevin.

Michèle war mit ihren 46 Lenzen eine äußerst faszinierende Person, die sich in den letzten 25 Jahren zu einer eigenständigen, sinnlichen und kulturell aufgeweckten Persönlichkeit entwickelte. Leider verpasste es Kevin mehrmals, „seine“ große Liebe an sich zu binden. Seine Freiheitsliebe war zu extrem. Eine feste Bindung und die daraus entstehenden Kompromisse einzugehen war er nicht bereit, zu feige. So bleib es seit über zwei Jahrzehnten bei einer interessanterweise äußerst innigen on-off Beziehung. Sie verbrachten grundsätzlich alle ihre Ferien zusammen und genossen regelmäßig verlängerte Wochenenden, versprachen sich jeweils das Blaue vom Himmel und schmiedeten immer wieder Pläne. Es war immerfort das Gleiche. Nachdem sich der Rausch der Liebe verflüchtigte, meldete sich der Junggeselle in Kevin zurück, und Michèle zog es heimwärts in ihren „Iglu“. Bis, bei einem E-Mail, einem WhatsApp oder einem Telefonat, der Funke erneut übersprang, und es die beiden Verliebten höchst eilig hatten, sich wieder in den Armen zu liegen und auszusöhnen.

Die faszinierende Blondine, die ihre Haare zeitlebens schulterlang trug, überraschte Kevin immer wieder durch ihren untrüglichen Geschmackssinn und ihre sinnenfreudigen Fähigkeiten. Es war jedes Mal ein lukullisches Erlebnis, wenn Michèle das Zepter in der Küche übernahm.

Raffaele überraschte im November 2019 die Gruppe mit einem Zeitungsartikel, der von einem stattgefundenen EVENT201 Szenario berichtete. Sie saßen nach einem von Michèle göttlich gekochten Dinner, das aus einem traditionellen italienischen Ossobuco Schmorgericht, garniert mit einer feingehackten lombardischen Gremolata sowie Risotto ai funghi bestand, gemütlich und mit vollem Bauch zusammen auf der Terrasse. Sie betrachteten den spiegelnden Mond im Luganer See und tranken zu ihrem Amaretti Morbidi Gebäck als Digestif ein Glas 25-jährigen spanischen Solera Gran Reserva Brandy, derweil Raffaele vorlas:

........durch den Ausbruch eines zoonotischen Coronavirus wurde eine ausbrechende Pandemie, die die Menschheit bedroht, durchgespielt. Bei diesem Simulationsspiel, das im Oktober 2019 in New York stattfand, und an dem Dutzende von Wissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern, Mitarbeitern der US-Gesundheitsbehörde und Abgesandte der Vereinten Nationen aus über 100 Ländern teilnahmen, planten die TeilnehmerInnen stundenlang, wie die jeweiligen Regierungen diese Notsituation in den Griff bekamen. Das Szenarium wurde so realistisch wie möglich simuliert.

Durchgespielt wurde die Ausbreitung des Virus, für das es weder einen Impfstoff noch wirksame Medikamente gab. Das Gremium kam nach der intensiv gespielten Simulation zum Schluss, dass eine derartige Pandemie nur durch große Einschränkungen wie Grenzschließungen aller Länder, die Einstellung des Flugverkehrs passabel in den Griff zu bekommen war. Der „Königsweg“ allerdings blieb eine schnellstmögliche Impfung auf den Markt zu bringen, mit der die gesamte Bevölkerung der Erde innerhalb kurzer Zeit geimpft wurde, um das Virus in den Griff zu bekommen.“

Michaele hob sein Glas, prostete seinen Kumpels zu und erklärte daraufhin eher zum Spaß:

„Wenn dem so wäre, stellt euch vor, da müssten Milliarden von Impfdosen in kurzer Zeit verspritzt werden, das ist ein gigantischer Job! das können im Prinzip nur Roboter erledigen!“

Die zündende Idee war geboren. Michèle verabschiedete sich nach Mitternacht von den „Spinnern“ und zog sich in das Schlafzimmer von Michaele zurück, derweil die Drei die ganze Nacht hindurch aufs heftigste diskutierten, Ideen kreierten und wieder verwarfen, Budgets erstellten und ihren Fantasien freien Lauf ließen. Zwei Flaschen Solera Gran Reserva Brandy später waren sie sich morgens um 6 Uhr einig.

Sie studierten tagelang die Business Property Pages auf ihren Computern, und der Wohnzimmerboden war übersät mit Printausgaben der Immobilienanzeigen. Sie wurden bald fündig, und der Kauf einer Roboterfabrik war beschlossene Sache, Kapital war genug vorhanden.

Die „Asco-Robotics“, mit Sitz in Colmar im Elsass, gewann neue Besitzer. Ein im Prinzip solides Unternehmen, dass sich auf Robotik spezialisiert hatte, sich jedoch finanziell ausmanövrierte, da sie Apparate konstruierte und entwickelte, für die kein Markt vorhanden war. Das Wertvolle an dieser faktisch insolventen Firma waren die genialen Software-Entwicklungen, das Know-how der eingeschweißten Mannschaft sowie ihre neuartig konstruierte Inkjet-Technologie.