Erdmännchen & Co. - Klaus Richarz - E-Book

Erdmännchen & Co. E-Book

Klaus Richarz

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Beschreibung

Das muss mit in den Zoo! - Einziges kompaktes Buch zu den wichtigsten Säugetieren der Welt - Über 300 Arten zum kleinen Preis - Ideal zum Mitnehmen in den Zoo Wer weiß, dass Spitzhörnchen wahre Rabenmütter sind, die ihre Jungen nur alle zwei Tage für fünf Minuten säugen? Dass der Pferdehirsch resistent gegen Giftpflanzen ist? Dass Elefanten eine Art “Totenkult” betreiben? Das Koboldmakis 40-mal höher springen können, als sie selbst groß sind?Was auf die Schilder im Zoo nicht passt, bietet dieses Buch: Eine Fülle an interessanten und kuriosen Informationen über die Säugetiere dieser Welt. Ihre Kinder werden staunen - das darf beim nächsten Zoobesuch nicht fehlen!

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Seitenzahl: 341

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Klaus Richarz

Erdmännchen & Co.

Säugetiere im Zoo

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Inhaltsverzeichnis

Was ist eigentlich ein Säugetier?Die wichtigsten ErfindungenWeniger ist mehrOrdnung in die Vielfalt gebrachtEier legende Säugetiere – kaum zu glaubenBeuteltiere – mit Kinderstube am BauchTanreks und Goldmulle – ungleiche VerwandteRüsselspringer – einstmals riesigRöhrchenzähner – eine einsame ArtSchliefer – Verwandte der ElefantenElefanten – die grauen RiesenSeekühe – Nachfahren pflanzenfressender LandsäugerGürteltiere – uralte PanzerritterFaultiere und Ameisenbären – zahnlos durchs LebenSpitzhörnchen – weder Insektenfresser noch PrimatenRiesengleiter – tierische GleitschirmfliegerPrimaten – greifen, um zu begreifenNagetiere – tierische Vielfalt mit MeißelzähnenHasenartige – nagende NichtnagetiereIgelartige - mit und ohne StachelnSpitzmausartige – ober- und unterirdisch aktivFledertiere – aktive FliegerSchuppentiere – Spezialisten in RüstungRaubtiere – Jäger zu Land und zu WasserUnpaarhufer – drei Familien mit wenig ArtenPaarhufer – zeigt her eure Füße ... und KopfwaffenWale und Delfine – Eroberer der WeltmeereDie Großlebensräume der ErdeArktische Wüsten, Tundra, Taiga und HochgebirgeWälder der gemäßigten BreitenSteppen und SavannenWüstenUrwälder der TropenMeereSäugetiere als Haustiere, eine gemeinsame GeschichteZuerst auf den Hund gekommenErste Haustiere zur Fleisch-, Milch- und WollgewinnungSchweine und Rinder kommen hinzuWeitere Haustiere als Reit-, Last- und ZugtiereVon der Katze bis zum KaninchenVom Wert alter HaustierrassenZoos – von der Menagerie zur Arche NoahDas neue SelbstverständnisVon der Haltung zur ErhaltungEuropaWaldspitzmausIgelHausmausGroßes MausohrLangohrBechsteinfledermausFeldhaseSchneehaseWildkaninchenEichhörnchenAlpenmurmeltierEurasischer BiberFeldhamsterBerglemmingRotfuchsBraunbärMauswieselIltisSteinmarderBaummarderVielfraßDachsFischotterWildkatzePardelluchsWildschweinRothirschRothirschDamhirschRehElchWisentGämseSteinbockBezoarziegeAsienFlughundeLangohrigelPfeifhase, PikaSpitzhörnchenZobelBinturongFischkatzeRostkatzeEurasischer LuchsManulSchneeleopardNebelparderLeopardTigerAsiatischer LöweLippenbärGroßer PandaKleiner PandaMarderhundRothundWolfWildkamelSambarKleinkantschilSaigaNilgauSchraubenziegeNilgiri-TahrSerauTakinYakGaurBantengTieflandanoaTamarauAsiatischer WildeselPrzewalski-PferdHirscheberZwergwildschweinInd. PanzernashornAsiatischer ElefantPlumploriKoboldmakiBartaffeHaubenlangurHanumanlangurNasenaffeSchopfgibbonOrang-UtanAfrikaErdferkelNordafrik. StachelschweinErdmännchenAbessinischer FuchsHyänenhundFleckenhyäneErdwolfGepardServalAfrikanischer LöweSpitzmaulnashornBreitmaulnashornZebrasAfrikanischer WildeselMähnenschafNubischer SteinbockWeiße OryxRappenantilopeGiraffengazelleStreifengnuImpalaBongoBuntbockDuckerKaffernbüffelOkapiGiraffeFlusspferdZwergflusspferdPinselohrschweinWarzenschweinAfrikan. ElefantSchlieferMagotDscheladaMantelpavianGelber und Grüner PavianMandrill, DrillDiana-MeerkatzeGorillaSchimpanse, BonoboSenegal-GalagoSchuppentiereMadagaskarKattaVariMohrenmakiGrauer HalbmakiMaus-, KatzenmakisLarvensifakaIndriFingertierKleiner IgeltanrekFossaNordamerikaVirginia-OpossumKanadabiberKanadabiberUrsonPräriehundSchwarzfußiltisStinktierNordamerik. KatzenfrettWaschbärAmerik. SchwarzbärGraufuchsKojotePumaMaultierhirschGabelbockBisonDickhornschafSchneeziegeSüdamerikaGürteltiereGroßer AmeisenbärFaultiereWasserschweinGroßes MaraBlatt-, LanzennasenSüdamerik. NasenbärWickelbärMähnenwolfOzelotJaguarSüdpuduFlachlandtapirLama, AlpakaVikunjaGuanakoSpringaffenNachtaffeWeißkopfsakiUakariTotenkopfaffeGehaubter KapuzinerSpinnenaffeGeoffroy-KlammeraffeBrüllaffenSpringtamarinLisztaffeKaiserschnurrbarttamarinZwergseidenaffeWeißbüschelaffeGoldener LöwenaffeAustralienSchnabeltierSchnabeligelKoalaWombatsKängurus und WallabysTasman. BeutelteufelBeutelmäuseKaninchennasenbeutlerRiesenflughörnchenFuchskusuNeuseeland-/GespensterfledermausDingoPolargebieteEisfuchsPolarwolfEisbärMoschusochseRentierMeereSeehundMittelmeer-MönchsrobbeSeeleopardSüdlicher See-ElefantKaliforn. SeelöweWalrossSeekuh, NagelmanatiSchweinswalGroßer TümmlerSchwertwal, OrcaBlauwalServiceZoos in EuropaBildquellen
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Was ist eigentlich ein Säugetier?

Junge Erdmännchen an der Milchbar

Na, was wohl? So etwas wie Katze und Maus eben. Oder wie Hund und Pferd, Affe und Igel, Murmeltier und Seehund,… Alles, was eine warme Körpertemperatur hat, dazu (meist) ein kuscheliges Fell und vier Beine. Und natürlich, was seine Babys mit Milch säugt. Daher ja schließlich der Name.

Säugetiere mag jeder, schon von Kindesbeinen an. Im Zoo sind sie immer die Stars. Irgendwie fühlen wir uns besonders zu ihnen hingezogen, interessieren wir uns besonders für sie. Doch das ist kein Wunder, schließlich gehören wir Menschen ebenfalls zu den Säugetieren. Wir haben es hier also mit unseren Verwandten zu tun, und Verwandtschaft verbindet eben.

Die Zoologen, die von Berufs wegen untersuchen, analysieren und klassifizieren, wissen zudem eine Vielzahl erstaunlichster Dinge über die Säugetiere zu berichten. Zum Beispiel, dass diese Gruppe der Wirbeltiere ein in der Tierwelt einzigartiges Kiefergelenk besitzt.

Dank ihrer enormen Anpassungsfähigkeit, ihrer Intelligenz wie ihrem Opportunismus sowie der Fähigkeit zu komplexen Sozialbeziehungen zeigten sich die Säuger im Kampf ums Dasein vielfach den übrigen Tieren überlegen. Jedenfalls vermochten sie im Lauf der vergangenen Jahrmillionen praktisch die ganze Erde zu erobern.

Die wichtigsten Erfindungen

Duftdrüsen im Gesicht eines Blauduckers

Es waren unauffällige, säugerähnliche Reptilien, aus denen sich vor 225 bis 195 Millionen Jahren im Schatten der alles beherrschenden Dinosaurier die ersten echten Säugetiere entwickelten. Man weiß heute, dass es sich bei diesen Ur-Ur-Ur-Vätern von Affe, Hirsch & Co. um nur etwa 5 cm große, nachtaktive Tierchen handelte.

Muttermilch macht schlau

Durch die exklusive Ernährung mit Muttermilch in der ersten Lebenszeit der Jungen besteht zwar eine existentielle Abhängigkeit des Nachwuchses von der Mutter, jedoch nutzen die Kleinen diese Zeit gewöhnlich zum Lernen.

Dabei können sie nicht-angeborene Verhaltensweisen und Fertigkeiten entwickeln, die es ihnen erlauben, sich flexibler auf verändernde Umweltbedingungen einzustellen.

Auf den ersten Blick scheint die Entwicklung von Haaren und Hautdrüsen bei den Säugern, darunter Milch-, Talg- und Schweißdrüsen, wenig spektakulär.

Doch gerade diese „Erfindungen“ sollten in ihrer Tragweite bis heute all das bestimmen, was ein Säugetierleben an Vorteilen gegenüber anderen Lebensformen bietet. Sie führten nämlich dazu, dass die Säuger ihre Körpertemperatur auf einem konstanten Niveau halten können, und zwar unabhängig von der Umgebungstemperatur. Womit erst eine Besiedlung extremer Lebensräume möglich wurde.

Und nicht zuletzt setzen Säugetiere untereinander geruchliche (über Duftdrüsen) wie akustische und optische Signale in großer Zahl ein, die über Geschlechts-, Gruppen- und Alterszugehörigkeit, Status, Territorium, ja selbst über Stimmung und Individualität anderer Artgenossen Auskunft geben, sowohl gruppenangehöriger wie fremder. Damit hat die Kommunikation nie gekannte Möglichkeiten erreicht. Und Kommunikation ist nun mal wichtig, soll das Sozialleben gut funktionieren.

Weniger ist mehr

Säugetiere, wie diese Amurtiger, haben vielerlei Mittel zur Kommunikation.

Auch wenn die Gesamtzahl der Säugetierarten im Vergleich zu manch anderen Tierklassen eher bescheiden ist, erreicht keine andere Tiergruppe eine derart große Formenvielfalt und Flexibilität. Offensichtlich können es sich nur die Säuger „leisten“, zwischen 1,5–2 g leicht zu bleiben (Hummelfledermaus, Etruskerspitzmaus) oder bis zu 100 t auf die Waage zu bringen (Blauwal) und damit immerhin 100 Millionen Mal schwerer zu werden als die kleinsten Artverwandten.

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Ordnung in die Vielfalt gebracht

Fast jeder kennt Zebra, Elefant, Nashorn, Löwe, Affe, Bär, Hase, Delfin, Robbe und Känguru. Aber das sind bei weitem nicht alle! Die überwiegende Mehrzahl der Säugetierarten ist den meisten von uns unbekannt.

Durch neuere Untersuchungen, einige neue Entdeckungen (das beachtlich große Okapi wurde erst 1901 entdeckt!), vor allem aber durch moderne molekulargenetische Labormethoden hat sich die Zahl der in der Fachwelt bekannten und anerkannten Säugetierarten in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Bezifferte man ihre Gesamtzahl bis vor kurzem noch auf 4680, werden neuerdings 5411 heute lebende Säugetierarten beschrieben. Die Wissenschaftler ordnen sie der Übersicht halber in ein zoologisches System ein und unterteilen sie aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen in zahlreiche Gattungen, viele Familien, 29 Ordnungen und zwei Unterklassen.

Skurril: der Eier legende Schnabeligel aus Australien

Von dieser großen Schar wird allerdings nur eine sehr begrenzte Zahl in Zoos gehalten. Warum? Nun, nicht alle Arten wirken auf Besucher gleichermaßen attraktiv, viele sind auch extrem schwierig zu halten oder aber besonders selten. Traditionsgemäß überwiegen in jeder öffentlichen Tierhaltung die großen, spektakulären Arten, zu denen sich dann noch einige besonders interessante oder auch skurrile Arten gesellen. Dennoch kann man in den Zoos dieser Welt unzählige Säugetiere aus nächster Nähe sehen und ungehindert beobachten. Leider kann in einem Buch wie diesem die Auswahl der davon vorgestellten Arten zwangsläufig nur begrenzt sein.

Einen Überblick über die Fülle der Säugetiere und darüber, wer mit wem verwandt und verschwägert ist, geben Ihnen die folgenden Seiten. Sie stellen die verschiedenen Ordnungen der Säugetiere kurz vor.

Eier legende Säugetiere – kaum zu glauben

Die kennt jeder: afrikanische Großsäuger am Wasserloch.

So etwas existiert tatsächlich! Die ältesten Fossilfunde dieser außergewöhnlichen Säugetierordnung, von der es heute nur noch fünf Arten gibt, reichen bis in die frühe Kreidezeit vor 120 Millionen Jahren zurück. Das Besondere an ihnen ist, dass die Entwicklung der Jungen eine kurze Zeitspanne in einem lederschaligen Ei abläuft.

Nachdem die Jungen mit etwa zehn Tagen geschlüpft sind, werden sie wie jedes andere Säugetierbaby von Muttermilch ernährt. Australien, Tasmanien und Neuguinea sind die Heimat dieser Tiere.

Beuteltiere – mit Kinderstube am Bauch

Ein junges Känguru, geborgen im Beutel der Mutter

Alle denken bei Beuteltieren an Australien. Tatsächlich entstanden sie aber vor mindestens 80 Millionen Jahren in Nordamerika, wurden dort jedoch durch die zunehmende Zahl höherer Säugetiere mit der Zeit verdrängt und starben vor 15–20 Millionen Jahren wieder aus. Heute kommt in Nordamerika einzig das Virginia-Opossum (siehe S. 210) vor, das vor rund 1 Million Jahren aus Südamerika wieder einwanderte.

In der übrigen Welt aber gibt es noch eine ganze Menge Beuteltiere: Mit 341 Arten besiedeln sie die unterschiedlichsten Lebensräume, vor allem in Australien, Tasmanien, Neuguinea bis Sulawesi und Timor, aber auch in Mittel- und Südamerika.

Typisch für die Beuteltiere ist, dass ihre Jungen sehr unreif geboren werden: Sie sind bei der Geburt unglaublich winzig, fast noch Embryonen, kriechen aber sogleich aus eigener Kraft in den mütterlichen Beutel und entwickeln sich hier weiter, fest angedockt an Milchzitzen.

Beuteltiere werden in sieben Ordnungen eingeteilt: Beutelratten (87 Arten), Spitzmausopossums (sechs Arten), Zwergopossums (eine Art), Beutelmulle (zwei Arten), Raub- und Ameisenbeutler (71 Arten), Bandikuts und Regenwald-Nasenbeutler (21 Arten) sowie Kletterbeutler, Wallabys, Kängurus, Wombats und Koala (zusammen 143 Arten).

Tanreks und Goldmulle – ungleiche Verwandte

Die oft igelartig aussehenden Tanreks sind wie die maulwurfähnlichen Goldmulle Insektenfresser. Tanreks gibt es nur auf Madagaskar und benachbarten Inseln. Dort konnten sie sich in fast völliger Isolation weiterentwickeln. Im Labor wurde mit molekulargenetischen Methoden eine Verwandtschaft mit den Goldmullen festgestellt, die ausschließlich in Afrika südlich der Sahara vorkommen. Daher fasst man beide Gruppen heute zu einer Ordnung zusammen, die aus 51 Arten besteht.

Rüsselspringer – einstmals riesig

Sie sehen wie riesige Spitzmäuse auf Stelzen aus: Rüsselhunde und Riesenelefantenspitzmäuse. Früher, vor etwa 24 Millionen Jahren, gab es von ihnen sehr viele Arten, darunter sogar ein 500 g schweres Tier, das an ein kleines Huftier erinnerte und Gras fraß. Alle heute existierenden 15 Arten der Rüsselspringer (Bild siehe S. 10) leben in Afrika und sind Insektenfresser.

Röhrchenzähner – eine einsame Art

Kurzohrrüsselspringer sind kuriose Geschöpfe.

Das einzige Mitglied seiner Ordnung heißt zwar Erdferkel, hat jedoch mit den Schweinen nichts gemein und gehört zu den seltsamsten und am stärksten spezialisierten Säugetieren Afrikas (siehe S. 138).

Schliefer – Verwandte der Elefanten

Sie sehen aus wie etwas groß geratene Meerschweinchen und doch sind sie, nach den Seekühen, die nächsten Verwandten der Elefanten. Während Schliefer einst in zahlreichen Arten von Südeuropa bis China vorkamen und eine Art wohl sogar im Wasser lebte, trifft man die kleinen Kerlchen heute nur noch in Afrika und im Nahen Osten (siehe S. 178). Die Zoologen stellen sie mit Elefanten und Seekühen in die Überordnung der Fast-Huftiere.

Elefanten – die grauen Riesen

Von den in früheren Zeitaltern zahlreichen Vertretern dieser Ordnung sind bis heute drei Arten übrig geblieben, eine, die in Asien lebt (siehe S. 124), zwei in Afrika (siehe S. 176). Anhand einiger typischer Merkmale erkennt sie jedes Kind: Sie sind sehr groß, haben einen Rüssel, den sie als Greiforgan einsetzen können, dazu noch riesige Ohren sowie ein Paar langer Stoßzähne, die die stark verlängerten oberen Schneidezähne sind (bei allen Afrikanern und bei den Bullen der Asiaten). Elefanten können als Nicht-Wiederkäuer Pflanzenkost vertragen, die für Wiederkäuer zu derb ist. So machen sie bei der Nahrungswahl den Wiederkäuern in ihrem Lebensraum keine Konkurrenz.

Seekühe – Nachfahren pflanzenfressender Landsäuger

Seekühe (siehe S. 303) sind die einzigen ständig im Wasser lebenden Meeressäuger, die sich in erster Linie von Pflanzen ernähren. Ihre Vorfahren waren nämlich pflanzenfressende Landsäugetiere, die in seichten Sümpfen grasten und sich ganz allmählich an das Leben im Wasser anpassten. So kamen die vier heute noch lebenden Arten zu ihrem stromlinienförmigen Körper und den Vorderflossen. Damit erinnern sie äußerlich überhaupt nicht mehr an ihre engsten Verwandten, die Elefanten.

Gürteltiere – uralte Panzerritter

Ihr Abwehrsystem ist einzigartig unter den Säugetieren: Die Gürteltiere (siehe S. 234) schützen sich mit einem harten, geschuppten Panzer aus Hautknochen vor Feindesangriffen. Entwicklungsgeschichtlich gehören sie zu den ältesten Säugetieren.

Ein Neunbinden-Gürteltier aus Venezuela

Die meisten der aktuell lebenden 21 Arten sind eher Leichtgewichte gegenüber ihren Ahnen, die bis zu 100 kg wogen. Das seltene Riesengürteltier aus Südamerika kommt mit immerhin 30–60 kg diesen Vorfahren noch am nächsten. Früher hielt man die gepanzerten Burschen, die sich von Insekten und anderem Kleingetier ernähren, für zahnlos und stellte sie zu den „Zahnarmen“. Jedoch besitzen sie Zähne, wenn auch verkümmerte. Pro Kiefer meist 14–18, das Riesengürteltier sogar 80–100 und damit mehr als die meisten anderen Säugetiere.

Faultiere und Ameisenbären – zahnlos durchs Leben

Im Gegensatz zu den Gürteltieren sind Ameisenbären (siehe S. 235) und Faultiere (siehe S. 236) tatsächlich zahnlos. Aufgrund einer anatomischen Besonderheit fassen die Zoologen sie mit den Gürteltieren zu den „Nebengelenkstieren“ zusammen. Zwergameisenbären können sich wie Faultiere vom tragenden Ast aus waagrecht ausstrecken, eine Haltung, die durch die Nebengelenke zwischen ihren Wirbeln erst möglich ist. Die zehn Arten der Ordnung „Faultiere und Ameisenbären“ kommen ausschließlich in Mittel- und Südamerika vor.

Spitzhörnchen – weder Insektenfresser noch Primaten

Sie waren immer gut für Diskussionen unter den Biologen. Die einen zählten die kleinen Kerlchen mit den spitzen Schnauzen zu den Insektenfressern, die anderen hielten sie für urtümliche Primaten. Und keiner hatte recht. Tatsächlich sind die asiatischen Spitzhörnchen (siehe S. 80) eine Säugetierordnung, die sich schon sehr früh in der Entwicklungsgeschichtevon den höheren Säugetieren abgespaltet hat. So stehen die heute 20 Arten von Spitzhörnchen den gemeinsamen Vorfahren aller höheren Säugetiere wohl recht nahe.

Riesengleiter – tierische Gleitschirmflieger

Die mit zwei Arten in südostasiatischen Regenwäldern vorkommenden Riesengleiter oder Calugos bilden eine eigene Ordnung „Hautflügler“. Etwa hauskatzengroß, sind sie ganz ans Baumleben angepasst und hervorragende Kletterer. Wenn sie beim Ruhen an einem Ast hängen, sehen sie fast wie Faultiere aus.

Wenn sie aber ihre Flughaut von 70 cm Spannweite ausbreiten, die vom Hals über die Finger- und Zehenspitzen bis zur Schwanzspitze reicht, verwandeln sie sich zu lebenden Gleitschirmen. Sie können so Gleitflüge von 70 m und mehr ohne großen Höhenverlust ausführen. Riesengleiter leben hauptsächlich von Blättern, Trieben und Knospen. Zu ihren natürlichen Feinden zählt einer der seltensten Greifvögel der Welt, der Affenadler, der sich zu 90 Prozent von Riesengleitern ernährt.

Primaten – greifen, um zu begreifen

Die Angehörigen dieser Ordnung, also die Halbaffen, Affen und Menschenaffen samt uns Menschen, zeigen die fortgeschrittenste Gehirnentwicklung aller Säugetiere. Das Leben im dreidimensionalen Raum der Baumkronen hat die Entwicklung der heute in Südamerika, in Afrika, auf Madagaskar und in Asien vorkommenden 376 Arten stark geprägt.

Schimpansen – drei Charaktergesichter, die für sich sprechen

So hat es auch das räumliche Sehen und das gezielte Greifen mit den Händen beeinflusst, das uns Menschen zusammen mit den Menschenaffen erst ein „Begreifen“ ermöglichte.

Nagetiere – tierische Vielfalt mit Meißelzähnen

Mit sage und schreibe 2277 Arten sind sie nicht nur die artenreichste, sondern sicherlich auch die vielfältigste Säugetierordnung überhaupt. Gemeinsam ist Mäusen, Eichhörnchen, Biber & Co., dass sie je ein Paar große, meißelartige, stetig nachwachsende Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer haben, dafür dort eine lange Zahnlücke, wo sonst die Eckzähne sitzen. Nagetiere verzehren alle Arten von Pflanzenteilen, aber auch Insekten und andere wirbellose Tiere, manche sogar Fische und Aas. Abgesehen vom aktiven Flug beherrschen sie sämtliche anderen von Säugern bekannten Fortbewegungsweisen.

Mit Ausnahme der Antarktis und einiger kleiner ozeanischer Inseln besiedeln Nager weltweit alle Lebensräume. Einige von ihnen gebären sehr unfertig entwickelte Junge (Nesthocker), die bei der Geburt gerade mal ein Prozent vom Gewicht der Mutter wiegen, bei anderen Arten sind die Neugeborenen sehr weit entwickelt (Nestflüchter) und haben ein Geburtsgewicht von fast zehn Prozent der Mutter. Viele Nagetierarten leben gesellig, manche, wie etwa unser Murmeltier (siehe S. 47) halten einen langen Winterschlaf.

Hasenartige – nagende Nichtnagetiere

Haben Sie Kaninchen bislang für Nagetiere gehalten? Falsch! Sie gehören neben den Hasen und Pfeifhasen zu den Hasentieren, die zwar auch nagen, sich in der Evolution aber gänzlich unabhängig von den Nagetieren zum Nagertyp entwickelt haben.

Die 92 Arten dieser Ordnung sind bis auf die Antarktis fast weltweit verbreitet. Als Eigentümlichkeit scheiden Hasentiere zweierlei Kot aus, wobei der Blinddarmkot zur doppelten Verdauung ein weiteres Mal verzehrt wird. Viele Hasenartige sind Einzelgänger, manche bilden aber auch Gruppen. Bis auf die Kaninchen und Pfeifhasen, die sich Baue graben, leben die meisten oberirdisch im offenen Gelände mit Deckungsmöglichkeiten.

Igelartige - mit und ohne Stacheln

Auch wenn Sie beim Stichwort „Igel“ sofort an dessen Stachelkleid denken – eine ganze Reihe von Haarigeln kommt auch ohne Stachelrüstung aus. Früher zu den Insektenfressern zählend, fasst man die 24 Arten von Igelartigen heute zu einer eigenen Ordnung zusammen. Sie sind in Europa, Asien und Afrika zu finden und ernähren sich vor allem von wirbellosen Beutetieren sowie gelegentlich von Aas.

Spitzmausartige – ober- und unterirdisch aktiv

Früher warf man sie wegen ihrer Ernährungsweise zusammen mit vielen anderen Tiergruppen in einen Topf, in die Ordnung der Insektenfresser. Heute bilden aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse die Spitzmausartigen eine eigene Ordnung, und zwar mit 428 Arten keine kleine. Die typischen Spitzmäuse zählen ebenso dazu wie die Maulwürfe und Desmane sowie die äußerst gefährdeten Schlitzrüssler von den Inseln Kuba und Hispaniola.

Fledertiere – aktive Flieger

Ein Riesenflughund aus Sri Lanka

Vor 60 Millionen Jahren entwickelten die Fledertiere den aktiven Flug. Sie sind die einzigen aktiv flugfähigen Säuger. Die zahlreicheren Kleinfledermäuse beherrschen zudem seit knapp 50 Millionen Jahren das Prinzip der Echoortung. So ausgerüstet, eroberten Fledertiere erfolgreich die Nische der Nacht, um im Schutz der Dunkelheit und in der Dämmerung eine Vielzahl von Nahrungsquellen zu nutzen: Nektar, Pollen, Früchte, Wirbellose, kleine Wirbeltiere und sogar Blut. Heute kommen sie mit 1196 Arten in der ganzen Welt vor, die kältesten Regionen einmal ausgenommen.

Schuppentiere – Spezialisten in Rüstung

Dachziegelartige Hornschuppen schützen die acht Arten der im tropischen Afrika und Asien vorkommenden Schuppentiere. Allesamt sind die Rüstungsträger auf Ameisen und Termiten spezialisiert.

Raubtiere – Jäger zu Land und zu Wasser

Raubtiere – dieser Name hat etwas Furchterregendes an sich. Das liegt sicherlich daran, dass sich sowohl die Landraubtiere, zu denen die Marder und Bären, die Schleichkatzen sowie die Hunde- und Katzenartigen gehören, wie auch die Wasserraubtiere, die Robben, hauptsächlich oder sogar ausschließlich von erbeuteten Tieren ernähren. Typisches Merkmal sind ihre dolchartigen Eckzähne (Fangzähne) und scharfe, gezackte Backenzähne. Raubtiere treten weltweit mit 281 Arten auf und bewohnen sämtliche Landschaften und Lebensräume. Sie leben in allen denkbaren Gesellschaftsformen, von Einzelgängern bis zu hochkomplexen Gemeinschaften, in denen sich die Mitglieder bei der Jagd wie bei der Jungenaufzucht gegenseitig unterstützen.

Unpaarhufer – drei Familien mit wenig Arten

Im Gegensatz zu den Paarhufern ist die Ordnung der Unpaarhufer eine kleine Gesellschaft. Ihre lediglich 17 Arten teilen sich auf die Familien Pferde, Nashörner und Tapire auf, am artenreichsten sind davon noch die Pferde mit Wildpferd, Wildeseln, Halbeseln und Zebras. Obwohl Nashörner und Tapire auf den ersten Blick wenig mit Pferden gemein haben, belegen Gebiss, Bau der Gliedmaßen sowie Ähnlichkeiten im Verhalten und in den Körperfunktionen die enge Verwandtschaft.

Paarhufer – zeigt her eure Füße ... und Kopfwaffen

Sieht man von Australien einmal ab, kommen die Vertreter der Ordnung Paarhufer weltweit vor, alles in allem 196 Arten, unterteilt in zehn Familien. Wichtigstes gemeinsames Merkmal ist, dass jeweils die dritten und vierten Finger bzw. Zehen das gesamte Körpergewicht tragen. Lediglich Flusspferde haben auch den zweiten und fünften Finger/Zeh gut ausgebildet.

Dagegen sind diese bei allen anderen Paarhufern deutlich schwächer entwickelt, liegen als sogenannte „Afterklauen“ hinter den Klauen oder fehlen gar – wie bei Giraffen und Kamelen – völlig. Weitere, im wortwörtlichen Sinn „hervorragende“ Merkmale der Paarhufer sind ihre Kopfwaffen. Diese können, in Form von Geweihen, Hörnern oder hauerartigen Zähnen, entweder bei beiden Geschlechtern oder nur bei den Männchen vorhanden sein. Sie kommen vor allem in ritualisierten Rangordnungskämpfen zum Einsatz.

Die Wissenschaftler unterteilen die Paarhufer in drei Unterordnungen: die Schweineartigen, zu denen auch die Flusspferde zählen, die Schwielensohler mit den Kamelen und Lamas sowie die artenreichste Unterordnung, die Wiederkäuer. Unter den letzteren finden sich Hirsche und Giraffen ebenso wie die allein schon 137 Arten von Hornträgern, z. B. Rinder, Gazellen und Ziegenartige. Kein Zoo der Welt kann wohl das komplette Artenspektrum der Hornträger präsentieren.

Säugetiere – verfolgt und verehrt

Säugetiere wurden von jeher von Menschen verfolgt und verehrt.

Seit ihrer Frühgeschichte jagten Menschen vor allem große und mittelgroße Säugetierarten zur Fleischgewinnung, um aus den Fellen und Häuten Kleidung, aus den Knochen Werkzeuge zu fertigen, aber auch, um aus einigen Körperteilen oder Organen Hilfsmittel oder (vermeintliche) Stärkungsmittel zu gewinnen.

Auch wurden einige Säugetierarten gottgleich verehrt, um sie auf magische Weise wohlgesonnen zu stimmen oder um bestimmte Eigenschaften, die man an ihnen bewunderte, auf sich übertragen zu bekommen.

Wale und Delfine – Eroberer der Weltmeere

Die Vorfahren des Großen Tümmlers lebten an Land!

Die 84 Arten von Barten- und Zahnwalen sind am perfektesten von allen Säugetieren an das ständige Leben im Wasser angepasst. Auch, wenn man es kaum glauben mag: Die Wale stammen von landbewohnenden, schweineartigen Huftieren ab. Vor über 50 Millionen Jahren schon eroberten sie den größten Lebensraum der Erde, die Weltmeere, die immerhin zwei Drittel unseres Planeten bedecken.

Fast 90 Prozent aller Walarten gehören zur Unterordnung der Zahnwale. Die meisten davon zählen zu den Delfinen und Schweinswalen. Sie sind mit Längen um 4–5 m recht klein. Darunter gelten die Flussdelfine mit ihren langen „Schnäbeln“ und sehr kleinen Augen als die primitivsten Vertreter der heutigen Waltiere. Fast alle Flussdelfin-Arten sind heute stark gefährdet, der Chinesische Flussdelfin aus dem Jangtse ist kürzlich wohl ausgestorben. Der größte unter den Zahnwalen ist der Pottwal.

Der Blauwal wiederum ist nicht nur der größte aller Bartenwale, sondern mit seinem Gewicht bis zu 150 t auch das größte Tier, das jemals auf der Erde lebte.

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Die Großlebensräume der Erde

Säugetiere sehen nicht nur höchst unterschiedlich aus, sie haben im Laufe ihrer Erfolgsgeschichte auch praktisch die ganze Erde besiedelt. Da blieb es nicht aus, dass sie mit ganz verschiedenen Lebensbedingungen klarkommen mussten. Lassen Sie uns die hauptsächlichen Lebensräume, die unsere Erde bereithält, einmal näher betrachten.

Arktische Wüsten, Tundra, Taiga und Hochgebirge

Ein beißender Schneesturm pfeift dem Eisfuchs um die Nase. Dennoch läuft der pelzige Kerl über die weißen Hänge. Der Hunger treibt ihn an. Es ist unwirtlich kalt, sehr kalt, in seiner Heimat, der Tundra und den Eiswüsten nördlich der Waldgrenze. Hier, im hohen Norden Eurasiens und Nordamerikas währt der Sommer nur kurz, der Winter mit der dunklen, eisigen Polarnacht hingegen zieht sich enorm in die Länge. Acht bis neun Monate kann er dauern. Das sind Bedingungen, mit denen nur wenige Säugetiere zurechtkommen, darunter neben Eisfuchs und Polarwolf auch Lemminge, Moschusochsen oder Rentiere.

Südlich der Tundra schließen sich endlose Nadelwälder an. Sie werden mit ihrem sibirischen Namen als Taiga bezeichnet. Hier lebt es sich schon ein wenig besser, wenn auch noch lange nicht gemütlich. Nagetiere wie Rötelmäuse, Eichhörnchen, Flughörnchen oder der kanadische Urson profitieren von den Samen der Nadelbäume, Raubtiere wie Luchs und Vielfraß, Puma, Braun- und Schwarzbär stellen ihrerseits den Pflanzenfressern nach.

Tundra und Berge in Alaska

Endlose Nadelwälder der Taiga

Ähnlich strenge Lebensbedingungen wie im hohen Norden herrschen in den Hochgebirgen. Das sind Gebirge, die sich, unabhängig von ihrer tatsächlichen Höhe, über die obere Waldgrenze erheben. Wo im Gebirge keine Bäume mehr wachsen können, ist es auch immer kalt. Da halten sich nur noch Zwergsträucher, oberhalb von diesen herrschen Grasheiden vor, eine Art kalter Steppe. Noch weiter oben, im Bereich der klimatischen Schneegrenze, existieren nur noch alpine Rasen, dazwischen ein paar Polsterpflanzen, dazu Fels und Schutt, die bisweilen noch mit Moos und Flechten besiedelt sind. Und schließlich kommt die eigentliche Schneestufe, die ganzjährig mit Schnee und Firn bedeckt ist. Selbst hier oben, weit über der Baumgrenze, leben noch Säugetiere. So nutzen z. B. Guanakos und Vikunjas in den südamerikanischen Anden die schneefreien Flächen als karge Weiden, und das sogar ganzjährig. Als besondere Anpassung an die große Höhe kann das Blut der Vikunjas den Sauerstoff besonders gut binden, selbst noch in Höhen, wo die Luft schon „dünn“ wird.

Vielfalt der Anpassung

Jeder der tierischen Kältespezialisten hat seine persönliche Taktik entwickelt, dem unwirtlichen Lebensraum zu trotzen: ein dicker Pelz, ein langer Winterschlaf oder ein weißes Fell als Tarnung im Schnee.

Auch noch andere Säugetiere trotzen Kälte und Kargheit dieser Lebensräume. So graben z. B. Murmeltiere ihre Baue in den Boden der Hochsteppen, auch kommen Schneemäuse in den Alpen, Pfeifhasen im Himalaja und Chinchillas in den Anden noch in großen Höhen vor. Sogar stattliche Huftiere wie der Yak grasen auf den spärlichen Weideflächen des Hochgebirges, wovon wiederum Raubtiere wie der Schneeleopard profitieren.

Wälder der gemäßigten Breiten

Wenden wir jetzt den Blick vom hohen Norden auf unsere Breitengrade. Während die Lebensgemeinschaften der nördlichen Nadelwälder ihre ursprüngliche Natur noch weitgehend behielten, hat der Mensch in den gemäßigten Breiten die Wälder in großen Teilen gerodet und den Bestand an Tieren und Pflanzen stark verändert. Schließlich waren sowohl die Hartlaubwälder des Mittelmeerraums wie auch die sommergrünen Wälder unserer Breiten für die menschliche Besiedelung besonders geeignet. Die Menschen drängten hier den Wald zurück, und es entwickelten sich an seiner Stelle Hochzivilisationen, zuerst in Vorder- und Ostasien sowie in Europa, nach der Entdeckung der Neuen Welt auch in Nordamerika. Und wo nun der Mensch lebte, war für Großraubtiere wie Bär, Luchs und Wolf kein Platz mehr. Sie wurden als Konkurrenten verfolgt bzw. durch starke Bejagung ausgerottet. Den großen Huftieren wie z. B. dem Wisent erging es nicht anders. Umgekehrt profitierten Rehe und vor allem das Rotwild, aber auch die Wildschweine davon, dass der Mensch sie als Jagdtiere begehrte und entsprechend hegte.

Wälder und Felder wechseln sich in unserer Landschaft ab.

Karge Landschaft vor unserer Haustür: die Alpen

Infolge der landwirtschaftlichen Nutzung der Region entstanden neue Lebensräume wie Felder, Waldränder und Feldhecken. Diese ermöglichten es, dass Tiere, die ursprünglich Steppenbewohner waren, zuwanderten. Unter unseren heimischen Säugern sind dies z. B. Hase, Hamster und Feldmaus.

Säuger in Siedlungen

Einige Kleinsäuger folgten dem Menschen sogar von sich aus bis in seine Siedlungen.

Darunter finden sich die Hausmaus und die Wanderratte ebenso wie Iltis und Steinmarder und eine ganze Reihe Fledermausarten.

Steppen und Savannen

Eine typische Savanne mit Gras und Akazien in Äthiopien

Wir kennen sie alle von unzähligen Büchern, Bildern und Filmen: Die heißen, grasbestandenen Ebenen Afrikas, auf denen riesige Herden von Zebras, Gnus und Büffeln grasen und in der Ferne Löwen brüllen. Vergleichbares gibt es aber auch auf den übrigen Kontinenten.

Allgemein werden die ausgedehnten, mehr oder weniger baumlosen, trockenen Grasfluren im Innern der Kontinente als Steppen und Savannen zusammengefasst. Bedingt durch ihre besonderen Boden-, Pflanzendecken- und Klimaverhältnisse sind diese Lebensräume im Vergleich zu Wäldern zwar ärmer an Arten, zeichnen sich aber durch eine große Individuenfülle aus. Wie in ältesten Zeiten beeindrucken uns auch heute noch die großen und mittelgroßen Huftiere, die in Rudeln und in riesigen Herden durch die Steppe ziehen. Früher waren sie Garanten für das Überleben der Jägervölker in der Region.

Karg: Steppe in der Mongolei

In Gebieten mit besonders geringen Niederschlägen gehen die Steppen und Savannen allmählich in Halbwüsten oder Wüstensteppen und schließlich in echte Wüsten über, ohne dass man dazwischen scharfe Grenzen ziehen könnte. Wüstensteppen erscheinen in der Trockenzeit als Wüsten, bringen aber nach einem kräftigen Regen für kurze Zeit einen Pflanzenteppich hervor. In Gebieten mit höherem Grundwasser kommt es auch zwischen Steppe und Wald zu Übergängen in Form von Park- oder Waldsteppen.

In jedem Kontinent hat die Steppe ihr eigenes Gesicht und ihre eigenen Bewohner. In Eurasien wurde sie früher von Grasfressern wie Wildpferd, Halbesel, Wildkamel und Wildyak dominiert. Dazwischen gingen Raubtiere wie Leopard und Gepard auf die Jagd, die heute weitgehend oder ganz ausgerottet sind. Heute leben hier als Grasfresser nur noch die Saiga-Antilope und einige wenige weitere Antilopen- und Gazellenarten, als Fleischfresser nur noch Wolf und Rothund.

In Afrika ist die Grasfresser-Fraktion noch viel größer und besteht z. B. aus Warzenschwein, Wildesel, Steppenzebra, Steppenelefant, Breitmaulnashorn sowie zahlreichen Antilopen- und Gazellenarten. Ihnen stellen hier Gepard, Löwe, Leopard, Hyänen und der Afrikanische Wildhund nach.

In Nordamerika heißt die entsprechende Grassteppe Prärie, in Südamerika Pampa.

Die letzten nordamerikanischen Prärien wurden von Bisons und Gabelböcken genutzt, von denen Wolf, Kojote, Puma und teilweise auch Jaguar profitierten. In den südamerikanischen Pampas leben bis heute noch die Kleinkamele (Lamas), als Großraubtiere Puma und Jaguar.

Zwischen Savanne und Wüste: aufgesprungener Boden in der Sahelzone

Doch sind die großen Grasfresser und ihre Raubfeinde nicht die einzigen in der Steppe. Sie haben Gesellschaft von jeder Menge mittelgroßer Säuger wie Pfeifhasen, Hasen, Springhasen, Steppenmurmeltiere, Ziesel, Präriehunde, Eichhörnchen, Pampashasen, Viscachas, Meerschweinchen, Wombats, Ratten-, Kaninchen- und Mittelkängurus sowie, als deren Verfolger, Schakale, Füchse, Kampf- und Pampasfüchse, Mähnenwölfe, Marder, Tayra, Iltisse, Skunks, Steppen- und Falbkatze. Und schließlich huscht noch eine fast unübersehbare Schar kleiner Nagetiere durchs Gras: Hamster, Wühlmäuse, Spring- und Hüpfmäuse, Kamm-, Taschen- und Ohrenratten und wie sie alle heißen. Dazu gesellen sich als Kleinraubtiere Wiesel, Grisons, Zwergmangusten, Kleinkatzen und viele mehr.

Die größeren Pflanzenfresser suchen als schnelle Läufer ihr Heil in der Flucht. Um sich nähernde Feinde auf jeden Fall zu entdecken, ist es für die Huftiere von Vorteil, sich zu größeren Gruppen zusammenzuschließen: Mehr Augen sehen mehr. Auch, wenn es hart auf hart kommt, tun sie sich in der Gruppe leichter, sich zu verteidigen: mehr Hufe treten mehr.

Männchen machende Gräber

Um ihren Feinden zu entgehen, vergraben sich viele Kleinsäuger der offenen Grasfluren im Boden. Wollen sie „am Tageslicht“ die dichte Pflanzendecke überblicken, etwa um nach Feinden Ausschau zu halten, müssen sich die kleinen Kerlchen vielfach erst aufrichten, also „Männchen machen“. Für die meisten ist das aber kein Problem.

Raubtiere gehen zwar oft alleine auf die Jagd, eine Reihe von ihnen hat aber auch erkannt, dass das Jagen in der Meute (Wolf, Afrikanischer Wildhund, Rothund) oder im Familienrudel (Löwe) Vorteile für sie bringt. Vorteile haben fürs Überleben, das ist es, worum es immer geht. Und dafür sucht jede Tierart die für sie beste Strategie. So vermeiden z. B. die pflanzenfressenden Säugetiere des Savannen-Graslands, dass sie sich beim Fressen untereinander Konkurrenz machen, indem die einzelnen Arten Pflanzenteile in verschiedenen Höhenschichten nutzen. Während Zebras und Gnus grasen, knabbern Kleinantilopen Blätter und Früchte des niedrigen Dickichts ab, Großantilopen zupfen das Laub von höheren Ästen und die Giraffen fressen bequem das Grün der Baumkronen.

Wüsten

Heiß und trocken: Sandwüste in Kasachstan

Steppen sind gewiss eine trockene Angelegenheit, doch es geht noch trockener. Noch viel trockener. Im eigentlichen Trockengürtel unseres Planeten zwischen den gemäßigten Zonen und den tropischen Savannen und Wäldern liegen die großen Wüsten der Erde: die Nordamerikanischen Wüsten, die Atacama und die patagonischen Trockenräume in Südamerika, die Sahara in Nordafrika, Namib und Kalahari in Südafrika, die arabische, indoiranische und turkestanische Wüste, die Takla Makan und Gobi in Zentralasien und last, but not least die australischen Wüstengebiete.

Sämtlichen Wüsten gemeinsam ist der Feuchtigkeitsmangel, nicht jedoch eine dauernde Hitze. In den Wüsten Zentralasiens kann es z. B. auch empfindlich kalt werden.

Doch das Problem der Wüstenbewohner ist nicht die Kälte. Der kann man mit einem dicken Pelz begegnen. Da ist die Hitze schon unangenehmer. Die Wüstentiere dürfen sich nicht überhitzen, das hielte ihr Organismus genausowenig aus wie unserer. Große Ohren und lange, schlanke Gliedmaßen vieler wüstenbewohnenden Säugetiere (Wüstenhasen, Wüstenfuchs) geben Wärme ab.

Auch Hecheln und Belecken des Körpers dienen der Kühlung. Kleinsäuger suchen unterirdische, schattige Schlupfplätze auf. Das eigentliche Problem der Wüstentiere aber ist die Wasserknappheit. Das heißt, sie müssen äußerst sparsam damit umgehen und dürfen nur wenig Flüssigkeit ausscheiden. Ihr ganzer Organismus ist darauf eingestellt. So ist z. B. ihr Urin hoch konzentriert und der Kot meist bröseltrocken.

Siesta

Viele Arten entgehen der Gluthitze auch, indem sie morgens und abends aktiv sind und dazwischen eine lange „Mittagspause“ einlegen.

Urwälder der Tropen

Verlassen wir die Trockenzone und sehen wir uns das Gegenteil an. Wo es das ganze Jahr über warm und feucht ist, gedeiht überall auf der Erde tropischer, immergrüner Regenwald. Dieser uralte Lebensraum hat für die Entwicklung der Landlebewesen die größte Bedeutung. Hier findet sich eine Überfülle an Tier- und Pflanzenarten. Hier überdauerten auch viele stammesgeschichtlich sehr alte Formen, unter den Pflanzen wie unter den Tieren. So überlebten in den amerikanischen Urwäldern die Beutel- und Opossumratten, in den Tropen Asiens die Pelzflatterer und Spitzhörnchen, in Afrika und Madagaskar so urtümliche Insektenfresser wie Tanreks und Goldmulle. Unter den entwicklungsgeschichtlich uralten Halbaffen bewohnen die Lemuren Madagaskar, Loris die tropischen Waldgebiete Südasiens und Afrikas, Koboldmakis die Sundainseln und Philippinen. Auch die Reste anderer, sehr alter Säugetierstämme sind in solchen Wäldern zu Hause, etwa Schuppentiere in der Alten und Zahnarme wie Faultiere und Ameisenbären in der Neuen Welt sowie einige Gürteltiere.

Unermesslicher Verlust

Angesichts der hier lebenden Artenfülle ist die Vernichtung des tropischen Regenwalds durch den Menschen eine Katastrophe.

Nicht nur, dass sie dramatische, negative Auswirkungen auf das Weltklima hat, auch der damit verbundene Verlust an genetischer Vielfalt macht die Regenwald-Abholzung zu einer der schlimmsten Umweltsünden der Menschheit.

Tropischer Regenwald in Sumatra

Die bodenbewohnenden Säugetiere der tropischen Urwälder bleiben mit wenigen Ausnahmen recht klein. Schließlich müssen sie sich im Gewirr der Vegetation bewegen können. Mit zu den größten Urwaldbewohnern zählen in Afrika das Okapi, der Bongo, das Riesenwaldschwein und der Gorilla, in Asien der Orang-Utan und der Schabrackentapir sowie in Südamerika der Flachlandtapir. Säugetiergruppen, die ihre Hauptverbreitung in offenen Landschaften haben, sind in den Urwäldern nur mit auffallend kleinen Arten vertreten, die durchs Unterholz schlüpfen können (z. B. Ducker-Antilopen in Afrika).

Im Regenwald mit seinen hohen Bäumen und dichten Baumkronen spielt sich das Leben aber nicht nur am Boden ab, sondern auch in den oberen Stockwerken. Gerade sehr bewegliche Arten wie Fledermäuse und Affen profitieren vom Nahrungsangebot in den Baumkronen. Viele größere Säugetierarten suchen dagegen bevorzugt versumpfte, wassernahe Gebiete in den Regenwäldern auf.

Es ist die riesige Artenfülle, die die Urwälder der Tropen vor allen anderen Landlebensräumen auszeichnet. Verantwortlich dafür dürfte das hohe Alter der feuchttropischen Waldlandschaften sein, ihre große Ausdehnung und ihre gelegentliche Aufsplitterung in abgesonderte Gebiete während ihrer wechselvollen Geschichte.

Meere

Soweit die verschiedenen Landlebensräume der Erde. Doch was ist mit den Meeren? Immerhin bedecken Ozeane und Nebenmeere 71 Prozent unseres Planeten und stellen somit den größten Lebensraum dar – und gleichzeitig den am wenigsten erforschten. Die Grenze zwischen Land und Meer ist durch die Gezeiten, die wechselnden Wasserstände unter dem Einfluss von Sonne und Mond, gekennzeichnet.

Es ist zwar kaum zu glauben, aber die Säugetiere haben es geschafft, auch diesen Lebensraum für sich zu erobern. Dabei haben sich die amphibisch lebenden Ohren- und Hundsrobben als Wasserraubtiere sowie die Seekühe und natürlich die Wale am weitesten dem Leben im Wasser angepasst. Schwimmen können sie allesamt hervorragend, der Weltmeister im Tauchen unter ihnen aber ist der Pottwal. Er vermag bei seiner Nahrungssuche bis in 3000 m Tiefe zu gelangen. Weil er aber wie alle Säuger mit Lungen atmet, sind seiner Tauchtiefe Grenzen gesetzt, und zwar wohl eher durch die Tauchzeit als durch den Wasserdruck. Staunenswert ist seine Leistung allemal, zeigt sie doch, zu welchen schier unglaublichen Anpassungen auch an extreme Lebensräume und Lebensweisen die Säugetiere fähig sind.

Neue Herausforderungen

Nach der Ausrottung oder dem Zurückdrängen vieler Säugetierarten durch direkte Verfolgung tragen heute vor allem und zusätzlich Lebensraumverluste zum Bestandsrückgang bis zum Aussterben vieler Arten bei. Hinzu kommt der globale Klimawandel, dessen Auswirkung auf uns wie unsere Mitsäugetiere dramatisch ist, in seiner Gesamtheit unser Vorstellungsvermögen aber noch übersteigen dürfte.

Als „Primat“ unter den Primaten haben wir Menschen es noch immer in der Hand, gegen diesen Trend steuernd einzugreifen, um damit unsere Haut wie auch die unserer Mitsäuger zu retten. Eine Voraussetzung für aktives Handeln ist sicher die Erkenntnis, wie viel dabei auf dem Spiel steht. Die Beschäftigung mit unseren Nächsten, den Säugetieren der Welt, hilft vielleicht, sie besser zu verstehen, sich für ihren Erhalt verstärkt einzusetzen und ihnen wie uns damit eine bessere Überlebenschance zu bieten.

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Säugetiere als Haustiere, eine gemeinsame Geschichte

Einige Säugetierarten wurden vom Menschen nicht nur gejagt, sondern durch Zähmung, Haltung und Zucht auch zu Haustieren und ständigen Begleitern gemacht. Das Zusammenleben mit diesen Tieren und ihre Nutzung waren entscheidend für die weitere Entwicklungs- und Kulturgeschichte der Menschen. Der Mensch und seine Haustiere ist die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung.

Zuerst auf den Hund gekommen

Der Wolf war der erste tierische Gefährte des Menschen.

Die Beziehungsgeschichte fing an, als eiszeitliche Mammutjäger damit begannen, den Wolf nicht nur zur Pelzgewinnung zu jagen, sondern ihn an ihren Wohnplätzen auch zu zähmen. Wie kein zweites Wildtier drängte sich der Wolf aufgrund seiner arttypischen Eigenschaften als Haustier geradezu auf. Wie der altsteinzeitliche Mensch ist auch er ein „Großwildjäger“, dem viele seiner Beutetiere aufgrund ihrer Kraft, Schnelligkeit oder Waffen eigentlich überlegen sind und sich nur durch Jagen im Kollektiv erbeuten lassen. Solcherart Jagdform fördert die Entstehung sozialer Strukturen, die Entwicklung von gegenseitiger Verständigung, von Aufgabenteilung und sozialer Fürsorge – beim Menschen wie beim Wolf. Wahrscheinlich haben die Steinzeitjäger anfangs Wolfswelpen von ihren Jagdzügen mitgebracht, sie in ihren Lagern aufgezogen und gezähmt und sie so zu ihren Begleitern gemacht. Anhand von Zahnstellungsanomalien an Wolfsschädeln aus jungsteinzeitlichen Siedlungen, die typisch für in Gefangenschaft gehaltene und ernährte Wildtiere sind, konnten Wissenschaftler nachweisen, dass bereits zwischen 40 000 und 13 000 v. Chr. Wölfe zumindest gelegentlich gezähmt wurden. Eindeutige Reste von Haushunden sind durch Knochenfunde aus der anschließenden Altsteinzeit (13 000–9000 v. Chr.) belegt.

Erste Haustiere zur Fleisch-, Milch- und Wollgewinnung

Am Ende des 9. Jahrtausends v. Chr. begannen Menschen in den teilweise bewaldeten Steppenlandschaften Vorderasiens, im Gebiet des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds, sich vom Jagen und Sammeln auf Pflanzenbau und Tierhaltung umzustellen. Als erste Arten wurden Schafe und Ziegen domestiziert, vermutlich, indem die Menschen Jungtiere von Wildschafen und -ziegen kurz nach der Geburt einfingen und in ihren Siedlungen mit der Hand aufzogen.

Durch diese enge Bindung wurde eine intensive Zähmung und gleichzeitig eine feste Prägung der Tiere auf ihre Betreuer erreicht. Im Ergebnis waren die Schafe und Ziegen handzahm und an den Menschen gewöhnt. Als erwachsene Tiere ernährten sie sich vom Bewuchs innerhalb der Siedlungen oder deren unmittelbarer Umgebung. Es ist anzunehmen, dass man die Tiere zumindest zeitweise, vor allem nachts, in einfachen, umzäunten Anlagen hielt, die gegen das Entlaufen und als Schutz vor Raubtieren dienten.

Mit dem Anwachsen der Bestände dürften die Menschen wohl auch lenkend in deren Entwicklung eingegriffen haben. Weil Schaf- und Ziegenböcke vor allem in der Brunft für reichlich Unruhe sorgen, begann man sicherlich schon früh damit, die überzähligen männlichen Tiere aus dem Bestand herauszunehmen, sprich: zu schlachten. Weil dabei vermutlich in erster Linie die wilderen, stärkeren Böcke entfernt wurden, hat wohl eine unbewusste Selektion zugunsten der schwächeren, weniger auffallenden Böcke stattgefunden. Mit der Zeit wurden auf diese Weise die Hausschafe und -ziegen deutlich „handzahmer“ als deren wilde Vorfahren.

Schweine und Rinder kommen hinzu

Der älteste Nachweis für eine Schweinehaltung stammt aus der ersten Hälfte des 8. Jahrtausends v. Chr. und wurde in einer Siedlung in der Südosttürkei gefunden. Die Stammform unseres Hausschweins ist eindeutig das Wildschwein. Dagegen finden sich in anderen Teilen der Erde auch Hinweise auf andere Stammväter der grunzenden Gesellen. So lassen die Papuaschweine Neu-Guineas, sehr primitive Hausschweine, ebenso wie die hochgezüchteten chinesischen Hausschweine auch Merkmale des zu den Bindenschweinen zählenden wilden asiatischen Pustelschweins erkennen.

Woher kommen unsere Rinder?

Als Stammform aller unserer europäischen Hausrinderrassen gilt der seit 1627 ausgestorbene Ur oder Auerochse. Die bisher ältesten Reste von Hausrindern, die in den Übergang vom 7. zum 6. Jahrtausend v. Chr. datieren, fand man übrigens in Nordgriechenland. In anderen Regionen der Erde zähmte man die dort lebenden Wildrinder und machte sie zu Haustieren. So stammt das Balirind vom Banteng, der Gayal vom Gaur, der Yak vom Wildyak und der Wasserbüffel vom Arni ab.