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Erfurt war im Mittelalter nicht nur eine der größten Städte des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation; sie erlitt im Unterschied zu anderen Kommunen deutlich geringere Verluste durch Kriegseinwirkungen oder Stadtentwicklung. So konnte ein großer Teil der malerischen Altstadt die Jahrhunderte überdauern und steht heute als Flächendenkmal unter Schutz. Dieses kunst- und kulturhistorische Lesebuch führt den Besucher zu den Zeugnissen und durch die Geschichten des mittelalterlichen Erfurts. In zahlreichen Objekttexten werden die Ensemble und Einzelwerke der Baukunst, Malerei und Skulptur vorgestellt und auf viele Besonderheiten der Stadt aufmerksam gemacht. Begleitende Überblickstexte vermitteln größere Zusammenhänge zur Stadtentwicklung, zur Kirchenorganisation oder zum Ringen des Mainzer Erzbistums und der Bürgerschaft um Macht und Einfluss. Besonders großen Wert legt der Kulturführer auf leicht verständliche Texte, um die aktuelle Forschung einem breiten Publikum anzubieten. Die Grundlage bilden aktuelle bauarchäologische und kunstwissenschaftliche Erkenntnisse, die zum Teil auf spektakulären Funden beruhen und beispielsweise einen unvergleichlichen Einblick in das Leben der jüdischen Bevölkerung Erfurts geben.
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Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dresden
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Erfurt
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, Fachbereich Vermessung und Kartographie
Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften Weimar
Angermuseum Erfurt
Stefan Bürger (Hg.)
Erfurt
Führer zu den kulturhistorischen Kostbarkeiten des Mittelalters
in Zusammenarbeit mit:
Marlen Bonke, Alice Hantschick, Eileen Lemmle,
Pia Ramlow, Anke Schmidt, Nadine Schmidt,
Carolin Stelley, Manuela Wippich
und mit besonderer Unterstützung von
Christian Misch
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www.vdg-weimar.de
VDG Weimar startete 2000 den täglichen Informationsdienst für Kunsthistoriker
www.portalkunstgeschichte.de
© Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften Weimar 2011
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Gestaltung & Satz: Anja Waldmann, VDG
Umschlagabbildungen:
Blick vom Ägidienkirchturm über die Krämerbruecke,
Übersichtskarte Erfurt
ISBN 9783897397774
1. digitale Auflage 2013
Digitale Veröffentlichung: Zeilenwert GmbH
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
althttp://d-nb.de
Cover
Partner
Titel
Copyright
Vorwort
Einführung
Dank
Chronologie
Erfurt im Mittelalter Städtebau und Stadtorganisation
Romanik in Erfurt
1 Peterskirche / Benediktinerkloster St. Peter und Paul
1.1 Steinritzzeichnung Schmerzensmann
1.2 Kreuzigungsrelief
1.3 Malereireste
2 Schottenkirche St. Nikolaus und Jakobus
Die Stadtherrschaft des Mainzer Erzbischofs
3 Domberg und Bonifatiuskapelle
4 Dom St. Marien, ehemalige Kollegiatstiftskirche
4.1 Triangel
4.2 Tumba der Heiligen Adolar und Eoban
4.3 Rötelgraffiti
4.4 Romanischer Türklopfer
Der Kirchenraum und seine Ausstattung
4.5 Wolframleuchter
4.6 Madonna – Maria Sedes Sapientiae
4.7 Romanische Grabplatte
4.8 Grabmal des Grafen von Gleichen mit seinen zwei Gemahlinnen
4.9 Chorgestühl
4.10 Elisabethkasel
4.11 Bronzeampel
4.12 Altar mit der Einhornjagd
4.13 Drei Reliefs eines Schnitzaltars
4.14 Vesperbild
4.15 Heiliges Grab
4.16 Wandbild des Heiligen Christophorus
Mittelalterliche Glasmalerei in Erfurt
4.17 Glasmalerei im Dom
4.18 Gloriosa – Die Ruhmreiche
5 Severikirche
5.1 Madonna
5.2 Severisarkophag
5.3 Heilige Katharina
5.4 Heiliger Severus und Johannes der Täufer
5.5 Taufsteingehäuse
5.6 Alabasterrelief des Erzengels Michael
Skulptur im sakralen Umfeld
6 Angermuseum
6.1 Hirschmadonna
6.2 Setzschilde
6.3 Epitaph eines Ehepaares
Bettelorden in Erfurt
7 Barfüßerkirche
7.1 Glasmalerei in der Barfüßerkirche
7.2 Grabplatte der Zinna von Vargula
7.3 Grabmal des Bischofs Albert von Beichlingen
8 Predigerkirche St. Johannes und Predigerkloster
8.1 Glasmalerei in der Predigerkirche
8.2 Verkündigungsgruppe
8.3 Madonna
Sakrale Tafel- und Wandmalerei
8.4 Chorschrankenretabel Kalvarienberg
8.5 Marientod
8.6 Chorschrankenbemalung
9 Augustinerkirche und Kloster
9.1 Glasmalerei in der Augustinerkirche
9.2 Bischofsgrabplatten
10 Maria-Magdalenenkirche / Ursulinenkloster
11 Neuwerkskirche St. Crucis
Dom, Stiftskirchen, Klosterkirchen und Pfarrkirchen
12 Reglerkirche, ehem. Augustinerchorherrenstift
12.1 Verlorene Weltgerichtsdarstellung
12.2 Der Regler-Hochaltar
13 Brunnenkirche
Die Stadtpfarrkirchen
Besonderheiten ihrer Lage
Sakrale Ausstattung der Stadtpfarrkirchen
14 Kaufmannskirche
15 Martinskirche im Brühl / St. Martini extra
16 Lorenzkirche
17 Wigbertikirche
18Allerheiligenkirche
18.1 Pietà / Vesperbild
19 Andreaskirche
20 Ägidienkirche
21 Michaeliskirche
21.1 Pfeilermalerei, Heiliger Johannes
Judentum in Erfurt
22 Alte Synagoge
22.1 Erfurter Schatz
23 Mikwe
Turmreiche Stadt
Verlorene Kirchen
Türme verlorener Kirchen
24 Johannesturm
25 Georgsturm
26 Paulsturm
27 Bartholomäusturm
28 Nikolaiturm
28.1 Elisabethzyklus
29 Comthurhof
Erfurts Bürgerschaft
Freie Reichsstadt Erfurt?
30 Fischmarkt, Altes Rathaus & Römer
31 Alte Universität – Alma mater
31.1 Collegium majus
32 georgenburse / Studentenbursen
Das Hospitalwesen im Mittelalter
33 Universitätshospital
34 Heilig-Geist-Hospital / Großes Hospital
35 maria-Magdalenenkapelle
Wasserbauwerke: Flüsse, Furten, Brücken, Mühlen und Brunnen
36 Krämerbrücke
Märkte, Waage und Stapelhäuser
Waid – Erfurt macht Blau
37 Anger
38 Städtischer Kornspeicher / Kornhof
Mittelalterlicher Wohnbau in Erfurt
39 Haus Zum großen Schweinskopf
40 Die Trummsdorffschen Häuser
41 Michaelisstraße
42 Haus Zum güldenen Krönbacken
43 Haus Zum Güldenen Stern
44 Die Häuser Zur Engelsburg und Zum schwarzen Ross
Mittelalterliche Holzstuben in Erfurt
Stadtbefestigung
45 Innere Stadtbefestigung
46 Äußere Stadtbefestigung
47 Johannesmauer
48 Rosswehr
49 Sibyllentürmchen
50 Cyriaksburg
Landesherrschaft Erfurt
Anhang
Glossar
Abbildungsnachweis
Ausgewählte Literatur
Autoren und Redaktion
Kaum eine andere Stadt Deutschlands lässt einen so genauen Blick in ihre Vergangenheit zu wie Erfurt. Hier sind Monumente aus allen Epochen einer über 1250jährigen Geschichte versammelt. Teils fallen sie gleich ins Auge, wie die Kirchen auf dem Domhügel, teils sind sie verborgen, wie die vielen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wohnstuben in Bürgerhäusern. Dass sich hier, im Gegensatz zu anderen deutschen Städten, noch die mittelalterliche Synagoge erhalten hat, war bis vor wenigen Jahren selbst Fachleuten kaum bekannt. Inzwischen ergänzt dieses Monument den Kranz der Gotteshäuser Erfurts und macht das Bild der religiösen Sakraltopografie einer europäischen Stadt im Mittelalter endlich vollständig.
Die Geschichte der wiedergefundenen Synagoge ist typisch für Erfurt, denn die Stadt erschließt sich in ihrer vielfältigen, über die Jahrhunderte gewachsenen Struktur keineswegs sofort – sie will vielmehr entdeckt werden. Hierzu haben im 20. und 21. Jahrhundert Willen und Geduld manchmal nicht gereicht, was zu fatalen Eingriffen in die subtile urbane Textur geführt hat.
Dieses Buch möchte das Gegenteil erreichen, nämlich zur eigenständigen Erforschung Erfurts mit offenen Augen anregen. Nur wer selbst einmal erspürt, wie eine Stadt entstanden ist und sich entwickelt hat, welche vielfältigen sozialen, religiösen, urbanen und am Ende auch künstlerischen Ideen sich in ihr überlagern, kann eigentlich erst an einer städtischen Kultur der Moderne teilhaben. Hierzu möchte das Buch verführen und Erfurt als ein Juwel der europäischen Stadtentwicklung vorstellen.
Die Autorinnen und Autoren haben sich erst selbst in diese Materie einarbeiten müssen. Sie sind deshalb all denjenigen, welche das Buch nun lesen, eigentlich nur wenig voraus, möchten aber auf die Entdeckungsreise mitnehmen, die sie selbst fasziniert hat. Denn geschrieben wurde das Buch von Studentinnen und Studenten der Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden. Selbstverständlich mussten auch sie erst für Erfurt entflammt werden, was aber dank der bezwingenden Kompetenz des Herausgebers und Kollegen Stefan Bürger leicht gelang. Dieser vermochte es wiederum, Mitarbeiter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Erfurt zur Zusammenarbeit zu gewinnen, die mit einem weit über ihr berufliches Engagement hinaus gehenden Arbeitseifer ihre Schatztruhen nicht nur öffneten, sondern auch ihre Inhalte geradezu liebevoll ausbreiteten und erklärten. Der ehemalige Landeskonservator von Thüringen, Dr. Stefan Winghart, hat ihnen die hierzu notwendige Unterstützung gewährt.
Das vorliegende Buch ist also das Resultat vom wissenschaftlichen Eros aller Beteiligten. Es ist zu wünschen, dass sich davon möglichst viel auf die Leserinnen und Leser bei ihrer eigenen Erforschung von Erfurt überträgt.
Dresden, im Sommer 2010
Prof. Dr. Bruno Klein
Lehrstuhl für Kunst der Spätantike und des Mittelalters
Ein Buch über Erfurt als Lehrstück – in doppelter Hinsicht.
Einerseits erweist sich die Stadt selbst als Lehrstück, denn kein anderer Ort bietet sich besser an, um eine Kulturgeschichte zu einer mittelalterlichen Stadt zu schreiben. Sicher, viele Städte sind aus heutiger Perspektive bedeutsamer, aber nur deshalb, weil meist im Laufe der Geschichte eine gesellschaftliche Kraft es vermochte, die vielen Bemühungen Einzelner zu bündeln und in den Dienst einer großen Idee zu stellen. In Erfurt war dies seit jeher anders: Über alle Jahrhunderte der Stadtwerdung hinweg verfolgten Menschen unterschiedlichster Stände und Herkunft sehr individuelle Anliegen. Dieser vielfältige, multikulturelle Hintergrund führte zu einem reichen und kleinteiligen Stadtbild je nach Perspektive als Bischofsstadt, Blumenstadt, Festungsstadt, Grenzort, Handelsmetropole und Hansestadt, Humanistenstätte, Kaiserstadt (sogar deutsche und französische), Landesfürstliche Stadt, Landeshauptstadt, Messestadt, Ratsgemeinde, Universitätsstadt und Zentrum jüdischer Kultur. All dies war oder ist Erfurt und jeder Anteil für sich genommen hinterließ mehr als nur deutliche Spuren. Die Durchdringung vieler kultureller und gesellschaftlicher Aspekte ist ihr eigentlicher Charakter. Sollte sich da nicht ein Blick in dieses stadtgeschichtliche Büchlein lohnen?
Ein Buchprojekt als Lehrstück andererseits: Dieser Kulturführer konnte nur dadurch entstehen, weil sich innerhalb eines kunstgeschichtlichen Seminars im Wintersemester 2008/09 zum mittelalterlichen Erfurt an der TU Dresden Studierende von der faszinierenden Stadtgeschichte fesseln ließen und bereit waren, über das Studium hinaus, dieses Buch herzustellen. Aus dem Seminar ging ein Redaktionsteam mit fleißigen Händen hervor, namentlich: Marlen Bonke, Alice Hantschick, Eileen Lemmle, Pia Ramlow, Anke Schmidt,Nadine Schmidt, Carolin Stelley und Manuela Wippich.
Lehrbuchmäßig klappte die Zusammenarbeit vieler Institutionen. Am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dresden reifte die Projektidee bei der gemeinsamen Arbeit am Gotikband der im Prestel-Verlag erschienenen Reihe zur Geschichte der Bildenden Kunst in Deutschland.
Im Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, vertreten durch Stefan Winghart und später Holger Reinhardt, war schnell ein verlässlicher Partner gefunden, der uns mit aktuellsten Forschungsergebnissen versorgte und unsere Arbeit vor Ort begleitete und mitgestaltete. Außerordentlicher Dank gebühren Christian Misch und auch Rainer Müller, die uns in alle Winkel der Stadt führten und zu jedem noch so unscheinbaren Detail interessante Informationen parat hatten. Dankbar nahmen die Studenten das Angebot vieler Fachkonsultationen und Hilfestellungen an, für die sich Ortrud Wagner, Uwe Wagner und Andere sehr viel Zeit nahmen. Zu danken ist auch Karsten Horn, Kurator im Angermuseum und zuständig für die Mittelaltersammlung, der auf unkomplizierte Weise Material zu etlichen Werken, die uns aufgrund der Bauarbeiten unzugänglich waren, bereit stellte.
Ein Glücksfall war und ist die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.Uwe Ulrich Jäschke, Professor für Thematische Kartographie, unterstützte die Anfertigung unserer Stadtkarte, die unter seiner Anleitung durch Norman Köbis angefertigt wurde.
Eine lange und angenehme Zusammenarbeit war der Grund, dieses Büchlein im Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften Weimar erscheinen zu lassen.
Dresden, im Juni 2010
Stefan Bürger
741
Einteilung des hessisch-thüringischen Gebietes in drei Diözesen.
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