Es geht um Nichts! - Peter Lemar - E-Book

Es geht um Nichts! E-Book

Peter Lemar

4,4

Beschreibung

Edwin Stallgatter und Paul Linquist entwickeln einen Motor, der aus Vakuumenergie elektrischen Strom gewinnt. Schon bald zeigt sich, wie schwierig es ist, dafür Interessenten aus der Energiewirtschaft zu finden. Schließlich will ein großes amerikanisches Unternehmen das Patent kaufen. Doch kurz darauf wird dessen Vizechef, zuständig für den Bereich alternativer Energien, einer Sexualstraftat bezichtigt und verhaftet. Das Patent verschwindet und beide Patentinhaber kommen auf mysteriöse Weise ums Leben. Zur gleichen Zeit sorgt ein rätselhafter Selbstmord am Kernforschungszentrum in Genf für Aufsehen. Doch als Inspektor Kohler von der Mordkommission den Verbindungen zwischen den Ereignissen auf die Schliche kommt, wird er von dem Fall entbunden.Ein Wissenschaftskrimi um die Lösung des weltweiten Energieproblems.

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Peter Lemar

ES GEHT UM NICHTS!

Das Weltenergieproblem ist gelöst

NEPA Verlag

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ES GEHT UM NICHTS!

Originalausgabe 2014

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

© 2014 NEPA Verlag, Merkers-Kieselbach

Umschlagbild: ©snyfer - Fotolia.com

Umschlaggestaltung: Alexander Heiderich

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN: 978-3-944176-50-5

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Prolog

48 East Houston Street, New York, U. S. A., 1. Dezember 1898, 20 Uhr

Hotel Waldorf-Astoria, New York, U.S.A., 1. Dezember 1898, 23 Uhr

1. Kapitel – Macbeth

Krankenhaus St. Georg, Haus 2, Delitzscher Str. 140, Leipzig, Deutschland, 7. April 2014

Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Psychiatrie, Station 6, Liebigstr. 22, 7. April 2014

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2. Kapitel – David gegen Goliath

CERN, Genf 23, Schweiz, 26. Mai 2014

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3. Kapitel – Alles oder Nichts?

Institut für Vakuumenergie, Lessingstr. 2, Leipzig, Deutschland, 9. Oktober 2013, 1.45 Uhr

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*3*

Deutsches Patent- und Markenamt, Gitschiner Straße 67, 10967 Berlin, 29. November 2013

*4*

Central Electric Deutschland, Bockenheimer Landstraße 4-6, Frankfurt/Main, 6. März 2014, 10 Uhr

*5*

Central Electric Company, 3132 Easton Turnpike, Fairfield, U.S.A., 10. März 2014

*7*

*8*

International Airport Netaji Subhash Chandra Bose, Kalkutta, Indien, 21. März 2014

Central Electric Company, 3132 Easton Turnpike, Fairfield, U.S.A., 24. März 2014

4. Kapitel – Pro & Kontra

5. Kapitel – Auerbachs Keller

6. Kapitel – Nothing is real

McCarran Airport Las Vegas, USA, 21. März 2014

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7. Kapitel – Epilog

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Nachsatz

Nachwort

Fußnoten

Klappentext

»Die Unterdrückung der Freien Energie ist der größte wissenschaftliche Skandal

aller Zeiten.«

Arthur C. Clarke

Prolog

46 – 48 East Houston Street, New York, U.S.A., 1. Dezember 1898, 20 Uhr

Diesmal herrschte im Labor ein Gedränge wie lange nicht. Der halbe McAllister Club war anwesend, darunter der Verleger Edwin Underwood Johnson nebst Gattin Katherine, die beiden Williams – William Vanderbilt und William Thompson –, Thomas Commerford Martin und John Jacob Astor, Besitzer des Waldorf Astoria, die Schriftsteller Mark Twain und Rudyard Kipling, der Schauspieler Joseph Jefferson und Senator George Hearst. Kipling hatte seinen Freund, den Komponisten Anton Dvorak, mitgebracht, der gerade in New York weilte, und dessen 9. Sinfonie – Aus der neuen Welt genau jene Begeisterung ausdrückte, die man für das aufstrebende Amerika der 1880er und 1890er Jahre empfinden musste, und welche das Symbol für den Entdeckergeist einer Generation der Freidenker und Gipfelstürmer war. Amerika galt als Land der unbegrenzten Möglichkeiten und der Abend des 1. Dezember 1898 machte diesem Anspruch alle Ehre. Hier zu sein bedeutete eine Sphäre betreten, die nicht von dieser Welt war, obwohl das, was vorgeführt wurde – im Gegensatz zum Okkultismus –, reinste Wissenschaft darstellte, jedoch mit einem Anflug von Zauberei. Diese Kombination war es, die jene Faszination ausmachte, die selbst die Alchemisten des Mittelalters nicht hätten erzeugen können. Wohl aber der Mann, der an diesem Abend, wie schon an unzähligen Abenden zuvor, als Medium fungierte, der zwischen den Welten vermittelte und die Entfesselung ihrer Urgewalten mit theatralischem Geschick und der Überzeugungskraft eines Magiers zelebrierte.

Und so waren diesmal alle versammelt, um ihm bei einer seiner berühmten Privatvorführungen beizuwohnen. Spannung lag in der Luft, zum einen, weil die Synapsenverbindungen aller Anwesenden immerzu feuerten, also Spannung abgaben, was die Luft des Labors elektrostatisch auflud, und zum anderen wegen der großen Blitzentladungen, die der Meister im Labor zu erzeugen gewohnt war, was in der Summe dazu führte, dass die ganze Atmosphäre nicht nur sprichwörtlich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes wie elektrisiert war. Selbst die Gerüche der Anwesenden, ein Gemisch aus edlen Parfüms, Schweiß und Tabak, konnten nicht den typischen Geruch überdecken, der herrscht, wenn ein Gewitter im Anzug ist.

Dann wurde das Oberlicht gelöscht und der Mann des Abends betrat im Schein diffusen Lichts, das von mehreren gelblich, rötlich und violett leuchtenden Röhren erzeugt wurde, die Bühne, die aus dem hinteren Teil des Labors bestand, der durch zwei Stufen leicht erhöht war. In der Ecke standen Generatoren und Spulen unterschiedlicher Größe, eine so groß, dass sie fast bis zur Decke reichte. Dazwischen exotische Apparate und Vorrichtungen, die eine perfekte Kulisse bildeten für die Entfesselung überirdisch scheinender Kräfte, die zunächst verschiedene Kugeln und Röhren in den außergewöhnlichsten Farben zum Leuchten oder Glühen brachten. Für die meisten Zuschauer war das im Grunde nichts Neues. Auch nicht, dass Lampen durch bloße Berührung aufleuchteten oder ein Draht, den der Meister in den Händen hielt, zu schmelzen begann. Doch dann verwandelte sich die Bühne in ein einziges Blitzgewitter und selbst meterlange Blitze von einigen Hunderttausend Volt konnten dem Mann des Abends nichts anhaben. Er schien in die Rolle eines Zauberers zu schlüpfen und all seine Bewegungen waren von solcher Leichtigkeit, dass man hätte annehmen können, alles sei nur ein harmloses Spiel mit visuellen Effekten. Doch das große beleuchtete Volt-Meter an der Wand zeigte unmissverständlich an, welch enorme Spannungen hier anlagen. Wie ein Fels in der Brandung stand der über einen Meter achtzig große und schlanke Mann inmitten dieses Blitzgewitters und ein Raunen ging durch die Reihen. Das grelle Licht der Blitze erhellte für Bruchteile von Sekunden sein Gesicht, das durch hohe und vorstehende Backenknochen gekennzeichnet war – das Merkmal der Slawen. Hinzu kam sein dichtes, tiefschwarzes Haar, das in der Mitte gescheitelt war und seine feurigen Augen, die den Eindruck erweckten, selber Blitze auszusenden, was durchaus etwas Satanisches an sich hatte. Und dennoch erstrahlte sein Antlitz wie das eines engelsgleichen überirdischen Wesens. Dieser Eindruck wurde dadurch noch verstärkt, dass an der Oberfläche seiner Kleidung Koronaentladungen auftraten, ebenso an den Haaren, was zu bizarren Lichterscheinungen führte, die effektvoller nicht hätten sein können.

Die Vorführung gipfelte schließlich nach einer reichlichen Stunde in der Erzeugung einer Spannung von 3,8 Millionen Volt, was die meisten Anwesenden für eine Sensation ersten Ranges hielten. Ebenso der anschließende Vortrag des großen schlanken Mannes zur Lösung des weltweiten Energieproblems, der mit anhaltendem Beifall bedacht wurde und bis zum Schluss für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Und nachdem alle noch eine ganze Weile angeregt miteinander geplaudert, sich schließlich verabschiedet und nach draußen begeben hatten, verschwanden der große Schlanke und ein weitaus kleinerer, untersetzter Mann mit Zylinder in einem Taxi, das direkt vor dem Labor auf die beiden gewartet hatte.

Zunächst ging es ein Stück den Broadway entlang, wo auch am späten Abend noch reges Treiben herrschte. An jeder Ecke konnte man etwas vom amerikanischen Traum erhaschen, Geschäfte über Geschäfte, Clubs und Nobelrestaurants und da und dort die ersten Leuchtreklametafeln. Auf den Straßen fuhren neben Droschken bereits viele Kraftwagen und die Taxis waren, wie schon in Philadelphia, fast ausschließlich Elektrotaxis.

An einer Kreuzung musste der Chauffeur halten, weil eine ununterbrochene Reihe von Automobilen nur stockend vorwärts kam. Vor einem Speditionsgeschäft wurden Kisten abgeladen. Dann ging es weiter über die Brooklyn-Bridge bis zum Hotel Waldorf Astoria in Manhattan.

Hotel Waldorf-Astoria, New York, U.S.A., 1. Dezember 1898, 23 Uhr

Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich und die beiden Männer in Smokings betraten den Hotelgang. Im gedämpften Licht orangefarbener Wandlampen gingen sie etwa bis zur Mitte des Gangs und verschwanden dann im Zimmer Nr. 117. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür ins Schloss.

»Darf ich rauchen«, fragte der Untersetzte und der Schlanke antwortete: »Aber selbstverständlich, Mister Astor, tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich kann es ja auch nicht lassen.«

»Was denn?«, meinte der Dicke verschmitzt und steckte sich eine Zigarre an. »Den Whisky oder das Erfinden?«

»Nun, wie man es nimmt«, entgegnete der Schlanke galant und holte eine Whiskyflasche und zwei Gläser aus dem Schrank.

»Also ich muss sagen«, fuhr der Dicke fort, »mein Kompliment! Ich hab’ ja schon in der South Fifth Street etliche Vorführungen miterlebt, aber die heutige hat alles in den Schatten gestellt, was ich je gesehen habe. Abgesehen natürlich von dem Wirbel, den das ferngesteuerte Boot im Madison Square Garden gemacht hat. Bei McAllister sind Sie jetzt nicht nur der Herr der Blitze, sondern auch der große Zauberer!«

Der Schlanke lächelte, während er mit kühnem Schwung sein Whiskyglas füllte.

»Wie kann man bloß Hunderttausende Volt durch den eignen Körper schicken – einfach so?«

»Ach, das sind ganz einfache Taschenspielertricks«, erklärte der Schlanke. »Mir ging es vor allem um meinen Vortrag. Wie fanden Sie ihn?«

»Brillant!«, lobte der Dicke. »Sie sind nicht nur ein genialer Erfinder, sondern ebenso ein begnadeter Redner. Was Sie sagen, nimmt einen gefangen, selbst wenn man nicht alles versteht. Man fühlt gewissermaßen die Bedeutung! Und wem stünde die Lösung des Weltenergieproblems besser zu Gesicht als Ihnen?«

»Das freut mich, zu hören, Mister Astor. Zwar wird es noch einige Zeit dauern, bis wir uns die Raumenergie zunutze machen, aber schon jetzt – und ich hoffe, im kommenden Jahr – will ich damit beginnen, Energie drahtlos von A nach B zu schicken. Das Gleiche gilt für Nachrichten aller Art, sodass zum Beispiel ein Telefonteilnehmer einen anderen Teilnehmer irgendwo auf der Welt anrufen kann, mithilfe eines billigen Empfängers, nicht größer als eine Uhr.«

»Unglaublich!« staunte der Dicke. »Und Marconi brüstet sich mit der Übertragung telegrafischer Nachrichten über eine Entfernung von 20 Kilometern, dass ich nicht lache! Er glaubt, er hätte diese Erfindung gepachtet.«

»Soll er nur machen«, entgegnete der Schlanke gelassen. »Er benutzt immerhin 17 meiner Patente.«

»Na und?« echauffierte sich der Dicke. »Er schmückt sich mit fremden Federn und wird schließlich den Ruhm ernten für etwas, wofür Sie die Grundlage gelegt haben!«

»Mag sein«, aber um solche Belanglosigkeiten kümmere ich mich nicht, Mister Astor, das wissen Sie.«

»Eben weil ich das weiß, wurmt es mich. Nicht anders ist es mit Edison. Er würde Ihnen am liebsten an die Gurgel springen, nur weil er fürchtet, dass seine Gleichstromindustrie den Bach runter geht.«

»Auch ein Herr Edison wird nicht verhindern können, dass der Wechselstrom zum Industriestandard wird.«

»Verhindern nicht. Aber er wird es um Jahrzehnte hinauszögern. Und am Ende wird keiner mehr wissen, wem die Drehstromtechnik zu verdanken ist.«

»Sei’s drum, Mister Astor. Die Drehstromtechnik ist längst Schnee von gestern. Das alles interessiert mich nicht mehr, ja es ist geradezu ein Witz im Vergleich zu dem, was ich vorhabe.«

»Also was genau haben Sie vor?«

»Ich habe vor, bis zur Weltausstellung in Paris Nachrichten und Energie von der Ostküste bis zu einer Empfangsstation nach Frankreich zu übertragen. Dazu brauche ich ein größeres Labor mit einem leistungsstärkeren Sender. In der Houston Street kann ich nur 4 Millionen Volt erzeugen, aber ich brauche mindestens das Dreifache, wenn nicht sogar das Vierfache.«

»16 Millionen Volt?« Der Dicke schüttelte den Kopf. »Wie wollen Sie das machen?«

Der Schlanke zögerte einen Moment, nahm Astor ins Visier und antwortete dann mit durchdringendem Blick: »Mein Patentanwalt besitzt Anteile an der El Paso Electric Company, einem Elektrizitätswerk in Colorado Springs. Er stellt mir ein großes Gelände zur Verfügung, was bestens für meine Zwecke geeignet ist. Es liegt ziemlich abseits, etwa 1800 Meter über dem Meeresspiegel und das nächstgelegene Haus ist eine Schule für Blinde und Gehörlose.«

Astor grinste.

»Aber das ist nur der Anfang«, fuhr der Schlanke fort. »Ich habe vor, Energie an jeden Punkt der Welt zu übertragen. Um nicht zu sagen: an jeden Punkt dieses Universums.«

Der Dicke horchte auf, hielt einen Moment inne und meinte dann: »Ein genialer Plan! Und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie das Zeug dazu haben, ihn umzusetzen. Nur ...«

»Nur was?«

Der Dicke zog an seiner Zigarre und blies eine Rauchwolke an die Decke. »Nur glaube ich nicht, dass Westinghouse begeistert sein wird, wenn er davon erfährt. Er wird die Hände überm Kopf zusammenschlagen!«

Der Schlanke nahm einen großen Schluck aus seinem Whiskyglas, während der Dicke fortfuhr: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei der Stange bleibt. Spätestens, wenn es darum geht, ganz Russland mit Telegrafenmasten und Tausenden Kilometern Draht auszustatten, spätestens dann wird er abspringen.«

»Nicht, solange der Zar regiert.«

»Das ist richtig. Aber eher wird eine Revolution vom Zaun gebrochen, als dass Westinghouse auf dieses Mammutgeschäft verzichtet.«

»Er könnte dieses Geschäft auch mit der drahtlosen Technik machen.«

Der Dicke schüttelte energisch den Kopf und meinte: »Nicht, wenn andere Industriezweige mit drinhängen ..., die ganze Zulieferindustrie. Die würden alle leer ausgehen.«

»Okay«, sagte der Schlanke nach einer Weile. »Jede weite Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und mit etwas Geld.«

»Wie viel brauchen Sie?«

»150.000 Dollar. Westinghouse gibt 80.000, ich selber kann etwa 20.000 aufbringen, also fehlen noch 50.000.”

Der Dicke zog an seiner Zigarre, blies eine Wolke in die Luft und meinte dann: »Okay. Sie bekommen das Geld.«

Als Teslas Signalübertragung über eine Entfernung von 1000 Kilometern bekannt wurde, war das ein Meilenstein auf dem Weg zur drahtlosen Energie- und Nachrichtenübertragung. Sein Ziel war es, ein weltweites Kommunikationssystem auf der Basis von Longitudinalwellen zu errichten, womit man auch drahtlos Energie hätte übertragen können. Allerdings lieferte sein Verstärkungssender in Colorado Springs noch nicht die dazu erforderliche Spannung. Deshalb sollten die Experimente im legendären Wardenclyffe-Turm fortgesetzt werden, dessen Bau aber kurz vor der Fertigstellung wegen Kapitalmangel eingestellt wurde. Hauptgeldgeber war einer der einflussreichsten Börsenspekulanten, der Bankier J. P. Morgan, der auf Tesla durch dessen berühmten Artikel The Problem Of Increasing Human Energy1 aufmerksam geworden war.

Morgan stellte für Teslas Radiostation 150.000 Dollar zur Verfügung, weil er sich davon erhoffte, noch schneller auf Kursschwankungen an den weltweiten Börsen reagieren zu können. Doch als er erfuhr, was Tesla wirklich vorhatte, drehte er den Geldhahn zu.

Auch Jahre später, als Tesla »die Energie des Weltalls« mit einem Konverter einfing und Morgan Pläne für den Antrieb von Autos, Flugzeugen und der Versorgung von Haushalten und Industriebetrieben vorlegte, war dieser entsetzt. Ein kleiner Kasten mit einer Antenne sollte die gesamte Kraftwerksindustrie verdrängen? Er ordnete an, keines dieser Projekte jemals zu unterstützen.

1. Kapitel – Macbeth

Krankenhaus St. Georg, Haus 2, Delitzscher Str. 140, Leipzig, Deutschland, 7. April 2014

Nora hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier saß und wartete. Neben ihr die Glastür zum OP-Saal. Ihr war, als hätte die Zeit aufgehört zu existieren, so als säße sie in einem riesigen Kokon. Irgendwo im Nirgendwo.

Sie registrierte, wie Kittelträger mit lässiger Geschäftigkeit an ihr vorbeihuschten, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie empfand das als Provokation. Fast hätte sie aufspringen wollen, um einer Schwester, die schon mehrmals an ihr vorübergegangen war, ins Gesicht zu schreien, es gehe um das Leben ihres Mannes, ob sie das nicht begreife. Dazu kam es aber nicht, weil im nächsten Moment die Tür neben ihr aufging und ein Arzt mit Hornbrille den Flur betrat. Er kam auf Nora zu, wischte sich mit dem Oberarm über die Stirn und schob seinen grünen Mundschutz herunter.

»Frau Stallgatter?«, fragte er beherrscht.

Nora schoss das Blut in den Kopf. In den Ohren pochte es. Das Gesicht des Arztes verriet keine Regung.

»Ja?«, sagte sie leise. Ihr Mund war wie ausgetrocknet.

Der Arzt stellte sich vor. Doch schon während er seinen Namen nannte, verfiel seine Stimme in den Tonfall eines Leichenbestatters. Was er sagte, hatte er schon viele Male von sich gegeben: »Es tut mir leid. Aber für Ihren Mann kam jede Hilfe zu spät. Die Schädelverletzungen waren zu schwer. Vielleicht ist es ein schwacher Trost, wenn ich Ihnen sage, dass ich versucht habe, ihren Mann aus dem Koma zurückzuholen und dass er, selbst wenn es funktioniert hätte, nie mehr richtig zu sich gekommen wäre. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das für Ihr Leben für Konsequenzen gehabt hätte.«

Nora nahm noch wahr, wie der Arzt ihr die Hand gab. Dann drehte sie sich in ihrer Verzweiflung um und ging. Tot – zum ersten Mal begriff sie die Endgültigkeit dieses Wortes. Allein der Gedanke daran lähmte sie wie starkes Gift.

Im Aufzug roch es nach Methylalkohol und Küche, was Nora nicht ertragen konnte. Kaum, dass die Tür sich geöffnet hatte, flüchtete sie nach draußen. Nach Hause nahm sie ein Taxi, weil sie nicht in der Lage war, sich ans Steuer ihres Wagens zu setzen. Während der Fahrt sprach sie kein Wort. Dem Fahrer hielt sie wortlos einen Schein hin, dann stieg sie aus und verschwand im Haus. In der Wohnung ließ sie sich aufs Bett fallen und begann zu weinen.

Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Psychiatrie, Station 6, Liebigstr. 22, 7. April 2014

Gegen 12.30 Uhr schleppten zwei Männer einen dritten, der nur mit Unterhose und Jacke bekleidet war, in die Aufnahme der Psychiatrischen Klinik. Der Mann in Unterhose roch stark nach Alkohol und schien völlig betrunken zu sein. Nach einem Gespräch der beiden Begleiter mit einer Angestellten der Patientenaufnahme erschien wenig später ein Arzt im weißen Kittel, der sich als Dr. Becker vorstellte. Ihm erzählten die beiden Männer, sie seien Freunde des Betrunkenen und hätten ihn von der Straße aufgelesen. Er sei zuvor von einer Mauer gestürzt und wäre die ganzen letzten Tage nicht aus seinem Delirium herausgekommen. Das läge aber weniger am Alkohol, sondern viel mehr daran, dass er geistig verwirrt sei. Daraufhin fuhren der Arzt und die drei Männer mit dem Fahrstuhl in die sechste Etage. Station 6 stand an der Tür, Klinik für Psychiatrie. Dort wurde der Betrunkene abgeliefert und von zwei Krankenpflegern in Empfang genommen, während Dr. Becker die Einweisung ausfüllte.

»Wie heißt er?«

»Paul Linquist«, sagte der größere der beiden Männer, der seinen Kompagnon um einen Kopf überragte. »Hier ist sein Ausweis.«

Linquist sagte kein Wort. Er starrte vor sich hin und schien unter Schock zu stehen. Als Dr. Becker das Formular ausgefüllt hatte, versicherte er den beiden Angehörigen, er werde den Patienten Dr. Hyronimus vorstellen. Der sei Fachmann für die schweren Fälle und werde sich seiner annehmen. Darauf verabschiedeten sich die beiden Männer und Dr. Becker begleitete die Krankenpfleger, die Linquist in die Mitte genommen hatten, den Gang entlang. Vor einer weißen Tür mit eingesetzter Milchglasscheibe machten sie halt. Dr. Becker, der vorweg ging, trat mit einem kurzen Klopfen ein, die anderen folgten ihm.

»Das ist Herr Linquist«, sagte Dr. Becker leise. »Ich fürchte, er hat das Delirium tremens.«

Der Arzt sah Linquist einen Moment abwägend an.

»Trinkt er stark?«, fragte er durch die Zähne.

»Ich denke, schon. Jedenfalls hat er ...«

»Hat er weiße Mäuse gesehen, kleine Teufel oder rennende Hunde?«

»Nein.«

»Und warum ist er in Unterhosen?«

»Angehörige haben ihn gebracht. Sie sagten, er sei in diesem Aufzug auf der Straße rumgelaufen.«

»Ah ja«, sagte der Arzt sehr zufrieden, »und wo hat er die Abschürfungen und Hämatome her?«

»Die hat er sich geholt, als er über einen Zaun geklettert ist.«

»Ah ja«, sagte der Arzt, dann wandte er sich an Linquist.

»Guten Tag, Herr Linquist, ich bin Dr. Hyronimus.«

Linquist antwortete nicht.

Mit gewohnt flinker Bewegung nahm Dr. Hyronimus die Brille ab und fragte sogleich: »Wie alt sind Sie, Herr Linquist?«

Linquist starrte Hyronimus einen Moment fassungslos an. Dann murmelte er: »Ich kann Ihnen nur eine Antwort geben ...«

»Und die wäre?«

»Das Ganze ist ein ... Ein Komplott«, zischte Linquist, »die haben versucht, mich umzubringen. Und ...«, er rang nach Worten. »Und ... wenn Sie sich an diesem Komplott hier beteiligen, werd’ ich Sie verklagen, das versichere ich Ihnen!«

»Weswegen wollen Sie mich denn verklagen?«

»Weil Sie mich ..., einen gesunden Menschen, festgenommen und in die Klappsmühle gebracht haben«, antwortete Linquist wütend.

Erst jetzt betrachtete Dr. Hyronimus Linquist genauer. Doch er konnte in dessen Augen keine Anzeichen von Wahnsinn entdecken.

»Sie befinden sich nicht in der Klappsmühle«, sagte der Arzt ruhig und setzte sich auf einen weißen Drehsessel, »sondern in einer Klinik und kein Mensch wird Sie festhalten, wenn es nicht notwendig ist.«

»Und das soll ich Ihnen glauben?« entgegnete Linquist.

»Wir möchten Ihnen nur helfen«, versicherte der Stationsarzt mit ruhiger Stimme und öffnete einen Koffer. Doch beim Anblick des Inhalts schoss Linquist das Blut in den Kopf.

»Was soll das?«, rief er außer sich, während der Arzt mit unverschämter Ruhe eine Injektion aufzog.

»Die Spritze wird sie beruhigen«, beteuerte er mit dem Lächeln eines Sadisten.

Linquist sprang auf und wollte zur Tür hinaus.

»Wo wollen Sie denn hin?«, sagte der Arzt und blickte Linquist in die Augen. »Am helllichten Tag in Unterzeug. Sie fühlen sich nicht gut ... Bleiben Sie hier.«

»Lassen Sie mich durch!«, schrie Linquist die Sanitäter an, die vor der Tür standen. Doch die hielten ihn fest und schon im nächsten Moment hatte ihm die Schwester eine Zwangsjacke übergezogen.

»Nein! Das ist ein Irrtum«, schrie er. »Lassen Sie mich los!«

Im Handumdrehen war ein Hosenbein hochgestreift und die Injektion verpasst. Man hielt ihn noch ein paar Sekunden fest, dann sackte Linquist auf seinem Stuhl zusammen. Schweigend und mit müden Augen blickte er ins Leere. Er gähnte, verzog das Gesicht und murmelte: »Ich werde Sie verklagen, sag ich Ihnen und ...«

Dann schloss er die Augen.

»Einzelzelle 11«, ordnete der Arzt an und setzte die Brille wieder auf. Fast lautlos öffnete sich eine Seitentür und ein Bett auf Gummirädern wurde hereingerollt, worauf man Linquist hievte. Dann schob man ihn einen langen Korridor entlang bis zu einer Glastür am Ende des Gangs. Nach Eingabe eines Zahlencodes öffnete sich die Tür und Linquist wurde in einen speziellen Trakt der geschlossenen Anstalt gebracht, wo sich die Zelle mit der Nummer 11 befand. Krachend fiel die Stahltür hinter ihm ins Schloss.

»Dr. Hyronimus?«, fragte Dr. Becker gedämpft. »Glauben Sie, dass er krank ist?«

»O ja«, antwortete der Arzt.

»Was denken Sie, was er hat?«

Der Arzt sah Becker abschätzend an und antwortete matt: »Motorische Erregung, Wahninterpretationen ... Offenbar ein schwieriger Fall. Ich nehme an Schizophrenie. Alkoholismus kommt noch dazu.«

*3*

Eine Woche später, am 14. April, wurde Edwin Stallgatter auf dem Südfriedhof beerdigt. Am Tag danach begannen für Nora die– nennen wir es zunächst einmal– Merkwürdigkeiten.

Zunächst rief die Klinik an und teilte Nora mit, dass ein paar Habseligkeiten, die Edwin am Tag des Unfalls bei sich trug, zur Abholung bereitlägen. Nora maß dem nicht viel Bedeutung bei. Zunächst wollte sie mehr über die Umstände des Unfalls erfahren, weswegen sie am Mittwoch die zuständige Polizeidienststelle aufsuchte. Dort erfuhr sie, dass der Wagen ihres Mannes bei Kilometer 117 auf der Autobahn A9 von der Fahrbahn abgekommen sei und sich mehrmals überschlagen habe. Auf ihre Frage, wie viele Personen in dem Wagen saßen, bekam sie zur Antwort, in dem Fahrzeug hätte sich lediglich ihr Mann befunden, was Nora bezweifelte, denn sie wusste genau, dass Edwin die Fahrt zusammen mit seinem Freund und Geschäftspartner Paul Linquist angetreten hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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