Es hat sich ausgewildert, Darling - K. T. Talbot - E-Book

Es hat sich ausgewildert, Darling E-Book

K. T. Talbot

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Beschreibung

Danni Greer führt ein zügelloses Leben mit viel Sex, aber keiner Liebe. Bislang hat sie noch jede Frau rumgekriegt, und so soll es auch an diesem Lesbenabend in Charlie's Bar sein. Doch die auserwählte schöne Fremde ist verschwunden, bevor Danni auch nur den Versuch einer Annäherung starten kann. Jene Fremde ist Addison Graves, die aus Ottawa herzog, um sich den Traum vom eigenen Weingut zu erfüllen. Unterstützung bekommt sie von Sylvia Carter, Besitzerin von Carter's Winery, die ihr schon bald eine frühere Angestellte schickt, um beim Entrümpeln zu helfen. Und das ist ausgerechnet Danni Greer, die prompt ihren Versuch, Addison ins Bett zu kriegen, wieder aufnimmt. Aber Addison ist nicht leicht zu haben, und Dannis Lebensstil kann sie schon mal gar nicht leiden. Dennoch entwickeln sie Gefühle füreinander – was vor allem Dannis Leben völlig verändert ...

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K. T. Talbot

ES HAT SICH AUSGEWILDERT, DARLING

Roman

Originaltitel: Reckless Sex © 2023édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-373-9

Coverfotos:

1

Danni wachte vom nervigen Summen ihres Weckers auf. Mit einem routinierten Griff drückte sie auf die Schlummertaste und ließ sich noch zehn Minuten Zeit, bevor sie sich aus dem Bett quälen musste. Sechs Uhr morgens kam ihr immer sehr früh vor, wenn sie mit Rebecca aus gewesen war.

Schon seit einer ganzen Weile vergnügten sich Danni und Rebecca Hollander miteinander – und zwar immer dann, wenn Rebeccas Ehemann Joe geschäftlich unterwegs war. Was recht oft vorkam. Dann rief Rebecca stets nach Danni, um ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.

Das war keine Liebesbeziehung. Die hatte Rebecca mit Joe. Sie liebte ihn wirklich, jedenfalls behauptete sie das. Nur im Bett, da war Joe eine absolute Niete. Und diese Lücke wusste Danni zu Rebeccas Vergnügen mit Bravour zu füllen.

Danni machte es nichts aus. Rebecca war sehr attraktiv und eine Bombe im Bett, der Sex mit Rebecca machte Spaß, und mehr erwartete Danni auch nicht von ihr.

Nach dem nervig summenden Wecker meldete sich der Radiowecker mit Musik, als sie schon wach war. Das war die wesentlich angenehmere Methode, aber nur mit dem Radiowecker hatte Danni schon mal verschlafen, deshalb baute sie ein Sicherheitsnetz ein, das der zweite Wecker darstellte.

Als die letzten Töne des Liedes im Radio verklangen, begannen die Nachrichten. Für Danni fing der Tag an, sobald die Nachrichten vorbei waren. Dann stand sie auf. Duschen und einen schnellen Happen essen, so begann ihr Morgen für gewöhnlich.

Trotz der kurzen Nacht begegnete Danni dem Sonnenschein dieses aufdämmernden Frühlingstages erfrischt und mit neuer Energie. In den letzten sieben Jahren war es kaum je anders gewesen. Die Arbeit bei Carter’s Winery hatte Dannis Leben einen echten Sinn gegeben. Einen Sinn, den es zuvor nicht gehabt hatte. Sie liebte ihren Job mit den täglich neuen Herausforderungen.

Bevor sie auf dem Weingut angefangen hatte, war es ganz anders gewesen. Da hatte Danni sich ziemlich wertlos gefühlt. Ein hartes Leben hatte ihr wenig erspart.

»Guten Morgen, Sylvia«, begrüßte sie fröhlich ihre Chefin, die Besitzerin des Weinguts, als sie deren Büro betrat.

»Hi Danni«, erwiderte Sylvia lächelnd. »Du bist zu früh.«

Auch wenn Danni ihre Angestellte war, war Sylvia ihr im Laufe der Zeit doch auch eine gute Freundin geworden. Wofür Danni sehr dankbar war, denn mit ihren siebenunddreißig Jahren war Sylvia fast so etwas wie eine große Schwester für sie, die sich um sie kümmerte und ihr Ratschläge gab.

»Bin ich doch immer.« Danni grinste. »Exakt zwanzig Minuten vor Arbeitsbeginn. Damit ich mir noch meinen Morgenkaffee machen kann und du mir das nicht von der Arbeitszeit abziehst.«

»Das würde ich doch nie tun.« Immer noch lächelnd schüttelte Sylvia den Kopf. »Du bist meine beste Mitarbeiterin. Engagiert, zuverlässig und sehr stolz auf deine Arbeit. Immer kann ich mich auf dich verlassen. Ich kann mich glücklich schätzen, dich zu haben. Meinst du nicht, das ist einen Kaffee während der Arbeitszeit wert?«

»Für dich vielleicht. Für mich nicht«, gab Danni grinsend zurück. »Nachher steht in meinem Zeugnis für meinen nächsten Job Sie zog Kaffeetrinken dem Arbeiten vor. Das möchte ich auf keinen Fall.«

»Hat dir mal wieder jemand einen Job angeboten?«, fragte Sylvia. »Eine andere Weinkellerei?«

»In letzter Zeit nicht.« Danni zuckte die Schultern. »Waren ja auch schon genug.«

»Und du hast sie alle abgelehnt, um bei mir bleiben zu können«, erwiderte Sylvia beinah selbst ein bisschen stolz. »Du bist mir immer treu geblieben.«

»Das ist doch selbstverständlich«, sagte Danni und lächelte Sylvia an. »Du bist die Beste.«

»Ohne dich würde hier alles im Chaos versinken«, behauptete Sylvia. »Nur deine Routine, ganz früh am Morgen den Tagesplan durchzugehen, um eventuell auftauchende Probleme zu bewältigen, immer mit dem Ziel, alles, was im Tagesplan steht, zu erledigen, hält alles zusammen.«

»Das hält vor allen Dingen mich zusammen«, entgegnete Danni gutgelaunt, während sie ein Bein über den Stuhl schwang, der Sylvias Schreibtisch gegenüberstand, um sich zu setzen. »Damit es zum Schluss nicht mein Chaos ist, das mich zusammenbrechen lässt.«

»Kann ich mir nicht vorstellen«, widersprach Sylvia. »Das ist in sieben Jahren nicht ein einziges Mal passiert.«

»Eben deshalb, weil ich immer zwanzig Minuten früher komme und mich auf den Tag vorbereite«, sagte Danni. Darauf war sie ziemlich stolz. Denn das war nicht immer so gewesen.

»Dann lass uns mal loslegen«, sagte Sylvia.

Danni lächelte. »Ja, dann mal los«, antwortete sie wie immer.

Sylvia grinste, weil Dannis Antwort immer dieselbe war. »Und, wie war die letzte Nacht?«, fragte sie.

»Ich habe mich wieder mit Rebecca getroffen«, antwortete Danni ohne Zögern.

Sylvia schüttelte den Kopf. »Ich kann diese Frau nicht ausstehen. Sie nutzt dich doch nur aus.«

»Ja, und ich benutze sie.« Danni zuckte mit den Schultern. Sie fand, das war keine große Sache, auch wenn Sylvia das vielleicht anders sah.

In diesem Moment bimmelte die Türglocke. Sylvia stand auf und ging nachsehen, ob ein Kunde gekommen war, Danni folgte ihr. Doch es war Wendy, die Aushilfskraft, die wie immer ein wenig zu spät kam.

Sylvia schaute ostentativ auf die Uhr, um Wendy an die Zeit zu erinnern.

»Tut mir leid, dass ich zu spät bin.« Wendy lächelte entschuldigend, warf ihre Handtasche unter den Tresen und steckte sich ihr Namenschild an, das man im Laden tragen musste.

»Wendy, als ich dich für diese Saison eingestellt habe, habe ich dir gesagt, wie wichtig es ist, dass du zuverlässig bist und dass ich mich auf dich verlassen kann.« Sylvia machte ein strenges Gesicht. »Du hast erst letzte Woche angefangen und bist schon fast jeden zweiten Tag zu spät gekommen.«

»Tut mir leid, Sylvia. Ich werde versuchen, mich zu bessern.« Wendys Stirn runzelte sich. »Gestern Abend war ich mit meinen Freundinnen aus. Da haben wir beim Quatschen irgendwie die Zeit vergessen.«

»Das ist keine Entschuldigung. Ich brauche jemanden, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann.« Sylvia warf einen Blick auf Danni. »Sobald die Touristensaison in vollem Gange ist, geht es hier drunter und drüber.«

Wendys Blick schweifte ebenfalls kurz zu Danni, und es schien Danni, dass es kein allzu freundlicher Blick war. Na ja, niemand mochte es, wenn er einen anderen als Vorbild hingestellt bekam.

»Du kannst dich ab jetzt wirklich auf mich verlassen«, flehte Wendy mit einem halbherzigen Lächeln, nachdem ihr Blick wieder zu Sylvia zurückgekehrt war.

»Das hoffe ich.« Erneut setzte Sylvia ihr strenges Gesicht auf, von dem Danni wusste, dass sie es nicht gern tat.

Sie selbst hatte sich noch nie so einen Blick eingefangen, und bisher hatte Sylvia mit ihren Mädels, die sie für die Saison einstellte, eigentlich auch immer Glück gehabt. Aber diese Wendy konnte ein Problem werden.

Gleichzeitig sah Danni sich jedoch auch selbst in Wendy und verstand sie in gewisser Weise. Früher war sie selbst ja auch nicht viel anders gewesen.

Aber damit konnte sie sich jetzt nicht beschäftigen. Das war in erster Linie Sylvias Problem. Wendy hatte sie beide schon viel zu viel Zeit gekostet. Daher kehrten sie in Sylvias Büro zurück und begannen mit der Besprechung des Tagesplans.

»Das wär’s dann, oder?«, schloss Sylvia ihre Besprechung ab. »Oder hast du noch was?«

»Nein.« Danni schüttelte den Kopf. »Wenn die anderen drei Mädels außer Wendy nachher am späten Vormittag damit anfangen, die Weinproben und Führungen zu machen, sollte alles einwandfrei laufen.«

Sylvia nickte. »Sie arbeiten alle gut zusammen, und noch nie hatte ich solche Probleme wie mit Wendy.« Sie seufzte. »Aber ich kann eben nur den Mindestlohn zahlen für diese Aushilfsjobs. So leid es mir tut.«

»Es muss dir nicht leidtun«, sagte Danni. »Sie haben gewusst, worauf sie sich einlassen.«

Mit einem merkwürdigen Blick sah Sylvia sie an. »Und du? Weißt du, worauf du dich einlässt?«

Danni wusste genau, worauf Sylvia anspielte. Auf Rebecca und andere Frauen wie Rebecca, mit denen Danni herummachte. Deshalb hatte Danni nicht den besten Ruf in einigen Teilen der Stadt. Und das konnte sich auf den Ruf des Weinguts auswirken, an dem Sylvia so viel lag.

Schnell stand Danni auf. »Ich sollte ins Lager. Die Kisten einräumen, die gestern so spät gekommen sind. Die mit den neuen Flaschen.«

»Ja, sicher –«, setzte Sylvia an, aber sie konnte den Satz nicht mehr in Dannis Anwesenheit beenden, denn die war schon durch die Tür zum Lager hinausgerast.

Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwann muss ich wirklich mal über gewisse Dinge mit dem Mädel reden, besonders über Rebecca Hollander«, murmelte sie vor sich hin. »Das ist noch ihr Untergang.«

Aber sie wusste auch, dass Danni das nicht so sah und dass es schwer werden würde, sie davon zu überzeugen.

Die Sonne schien hell und warm, was für die Pflanzen auch nötig war. Die Rebstöcke mussten ebenso trocknen wie der Boden, denn der letzte Schneefall war erst zwei Wochen her, und in den vergangenen drei Tagen hatte es geregnet.

Danni verbrachte die meiste Zeit des Tages in den Rebfeldern und genoss die Sonne, während sie die Rebstöcke festband und alle Pfähle auf Risse oder Beschädigungen vom langen Winter überprüfte. Was zu morsch geworden war, musste ausgetauscht werden.

Sie liebte das Arbeiten in der freien Natur. Es gab ihr ein Gefühl von Freiheit. Aber anstrengend war es trotzdem.

Am Ende des Tages war sie recht müde und hätte sich in dieser Nacht endlich einmal ausschlafen können. Wenn sie sich dafür entschieden hätte.

Aber es war Freitag. Und da standen zuerst einmal andere Beschäftigungen an als schlafen.

Sie machte sich auf den Heimweg und holte sich unterwegs eine Pizza. Zu Hause schnappte sie sich noch ein Bier und verschlang ein Stück von der Pizza, während sie sich auszog, alles gleichzeitig.

Mehr Zeit wollte sie sich zum Essen und Trinken nicht nehmen, denn sie fühlte schon, wie die Unruhe in ihr kribbelte.

Nachdem sie geduscht hatte, schlüpfte sie in eine saubere Jeans und ein frisches T-Shirt. Das reichte ihr als Ausgeh-Outfit. Mehr brauchte sie nicht.

Sie grinste, als sie daran dachte, dass es sich wahrscheinlich sowieso nicht lohnen würde, mehr anzuziehen, weil es ihr sowieso bald wieder jemand ausziehen würde. Eine Frau, die sie in Charlie’s Bar, etwa zehn Kilometer außerhalb der Stadt, kennenlernen und mit der sie nach Hause gehen würde.

Wie so oft am Freitagabend war die Frage nicht ob, sondern nur mit wem. Denn Danni ging selten allein nach Hause.

Charlie’s Bar war ein beliebter Treffpunkt, die einzige Schwulenbar in der Gegend, für die man nicht in die größeren Städte fahren musste. Der Freitagabend war für die Lesben reserviert, Dannis Lieblingsabend in der Woche.

Als sie den Taxifahrer bezahlte, hörte sie bereits die Musik aus der Bar dringen.

»Hi Danni, was darf es heute Abend sein?«, fragte die Barkeeperin Toni hinter der Theke, als sich Danni zum Tresen vorgearbeitet hatte.

»Ein Canadian, bitte.« Danni trank eigentlich immer dasselbe Bier, deshalb musste sie nicht lange überlegen.

»Kommt sofort.« Toni nickte und machte sich an die Arbeit.

Gleich darauf mischte Danni sich mit ihrer Bierflasche unter die Menge, grüßte die, die sie kannte, schwang die Hüften mit anderen auf der Tanzfläche, um schon mal die Frauen abzuchecken. Niemand hatte etwas dagegen, denn alle wussten, das war eben Danni. Sie erwarteten es sogar von ihr.

Ein paar Tische weiter entdeckte sie einige Stammgäste und ging zu ihnen.

»Hey, was geht ab?«, rief sie über die Musik hinweg.

»TGIF!«, brüllte Cheryl die übliche Abkürzung für Gottseidank ist Freitag und hielt ihr Bier zum Toast hoch.

Danni plauderte eine Weile mit ihnen, während ihre Blicke ständig durch die Bar schweiften. Währenddessen trank sie Schluck für Schluck ihr Bier aus und holte sich dann ein weiteres.

Schließlich zog es sie erneut auf die Tanzfläche, diesmal nicht nur zum Abchecken, sondern richtig. »Zeit zu tanzen, Cheryl, komm schon.« Sie ergriff Cheryls Hand und zog sie mit sich.

Aber schon nach ein paar Liedern geriet Cheryl außer Atem und musste sich eine Weile setzen.

Danni schnappte sich eine andere Frau und tanzte weiter. Jede kannte das von ihr und kaum eine Frau sagte Nein, wenn Danni sie aufforderte.

Ein jüngeres Mädel tauchte auf und schloss sich ihnen an. Zuerst tanzte sie nur neben Danni, dann kam sie immer näher, bis ihre Hüften sich hin und wieder wie zufällig berührten.

Danni warf kurz einen Blick zu ihr und bemerkte ihre glänzenden Augen. Sie schienen Danni beinah aufzufressen.

Die steht offensichtlich total auf mich, dachte Danni.

Ganz automatisch lächelte sie das Mädel an, aber das war der falsche Weg. Jedenfalls, wenn sie nichts mit ihr anfangen wollte.

»Du bist Danni, oder?«, hauchte die Kleine.

»Hm.« Danni nickte nur.

»Tanzt du mit mir?«

»Ich wollte sowieso noch was trinken«, sagte die Frau, mit der Danni bisher getanzt hatte. Sie drehte sich um und ging zur Bar.

Scheiße. Danni sah ihr nach, aber es war zu spät. Die Kleine schmiss sich schon an sie ran.

Danni fühlte sich davon zwar geschmeichelt, aber sie konnte mit dem jungen Mädel irgendwie nichts anfangen. Meistens spielte das keine große Rolle, Sex war Sex, aber die Kleine war irgendwie überhaupt nicht ihr Fall.

»Ich müsste mal . . . für kleine Jungs.« Sie flüchtete auf die Toilette, um den Anbaggerungsversuchen zu entkommen.

Als sie zurückkam, hatte die Kleine sich verzogen. Danni sah sie nicht mehr.

Später, als sie am Tisch stand und ein weiteres Bier trank, entdeckte Danni in der hinteren Ecke des Lokals eine blonde Frau, die allein an einem Tisch saß. Sofort öffneten sich Dannis Augen interessiert. Lange blonde Haare hatten sie schon immer angezogen. Die Frau sah umwerfend aus. Und Danni kannte sie nicht.

Aber war sie wirklich allein? Vor ihr auf dem Tisch stand ein zweites Glas, halb voll. Das musste jedoch nichts bedeuten. Jemand konnte es dort vergessen haben oder einfach nur gerade auf der Tanzfläche sein, ohne dass sie zu der Frau gehören musste.

Danni beschloss, dass diese schöne Blondine diejenige war, mit der sie heute Abend nach Hause gehen wollte. Daher musste sie zuschlagen, solange die Frau noch allein war. Auch wenn das zweite Glas einer Frau gehörte, die ebenfalls Ansprüche an die Blonde hatte. Aber so etwas konnte man ändern. Darin hatte Danni Erfahrung.

Sie strich sich kurz durch die Haare und ging dann hinüber, um mit der blonden Schönheit zu reden. Doch auf halbem Weg erschienen plötzlich zwei von Dannis Bekannten, die wohl gerade erst angekommen waren, packten sie und zerrten sie mit sich auf die Tanzfläche. Danni war schließlich die Einzige, auf die man sich verlassen konnte, wenn es darum ging, sich zu amüsieren.

Danni freute sich natürlich, die zwei zu sehen, aber sie wollte doch unbedingt die Frau in der hinteren Ecke kennenlernen. Von ihrer Position auf der Tanzfläche aus konnte sie die Frau allerdings nicht gut sehen.

Nach diesem Lied werde ich rübergehen. Was kann ein Tanz schon schaden? Sie schenkte ihren Freundinnen die Aufmerksamkeit, die sie suchten, flirtete ausgiebig, ließ Patrick Swayze mit ihrer eigenen Version von Dirty Dancing wie einen Waisenknaben erscheinen.

»Ich komme in ein paar Minuten nach«, rief Danni ihnen zu, als das Lied zu Ende war. Endlich begab sie sich in die hintere Ecke, aber der Tisch war leer. Vielleicht tanzt sie mit jemandem? Oder ist sie gerade auf der Toilette?

Danni suchte die Tanzfläche ab, die gesamte Bar, auch die Toiletten. Die Enttäuschung schmerzte.

»Verdammt!«, fluchte sie. Sie trank den Rest ihres Bieres aus und ging zur Bar. »Noch eins, bitte«, rief sie der Barkeeperin zu.

Sie beobachtete, wie Toni mühelos nach dem Bier griff, den Kronkorken entfernte und es ihr reichte, alles in einer fließenden Bewegung. »Bitte sehr.« Sie zwinkerte ihr zu und lächelte.

Danni war Stammgast im Charlie’s und daher den meisten Mitarbeitern bekannt. Einige kannten sie sogar richtig gut, auch Toni, obwohl es schon eine Weile her war, dass sie zusammen gewesen waren.

Toni nahm eine weitere Bestellung auf, dann noch eine und noch eine. Die ganze Zeit über beobachtete Danni, wie geschickt Toni arbeitete. Sie lächelte vor sich hin und dachte an ihre gemeinsame Zeit.

Dann ging sie an den Tisch zurück, an dem noch ihre Freundinnen saßen, und musste an die Frau denken, die zuvor in der hintersten Ecke gesessen hatte. Das Gesicht der Frau hatte sich in Dannis Gedächtnis eingebrannt.

Den Rest des Abends mischte sie sich weiter unter die Gäste, aber ihre Gedanken schweiften oft zu der atemberaubenden Schönheit zurück, die sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde.

Zu guter Letzt verabredete Danni sich mit Toni, die sich über die Gelegenheit freute, Danni noch einmal in ihr Bett zu bekommen, denn sie wusste, dass der Sex wild und äußerst lustvoll sein würde.

2

In den folgenden Wochen war Danni sehr mit Arbeit beschäftigt, aber jeden Freitagabend fuhr sie voller Ungeduld zu Charlie’s auf der Suche nach einer ganz bestimmten langhaarigen Blonden. Stets kam sie mit großen Hoffnungen und voller Adrenalin an, aber auch nach drei Wochen gab es weiterhin kein Zeichen von ihr.

Danni fand zwar immer eine Frau, mit der sie sich treffen konnte, aber nicht die, die sie sich erhoffte.

An einem späten Montagmorgen rief Sylvia Danni in ihr Büro. »Ich habe am Wochenende darüber nachgedacht, ob wir nicht mal wieder zusammen Essen gehen sollten. Diese Woche vielleicht?«

»Auf jeden Fall, das würde ich gern«, erwiderte Danni.

»Toll, wann passt es dir?«

Danni lachte leicht. »Du weißt doch, dass ich kein ausgeprägtes Sozialleben habe. Ich bin so ziemlich jeden Abend außer Freitag verfügbar.«

»Also, wie wäre es mit Mittwoch?«, schlug Sylvia vor.

»Mittwoch passt gut. Hast du ein bestimmtes Lokal im Sinn?«, fragte Danni.

»Ja, ich dachte an italienisch, das Angelo’s«, erwiderte Sylvia.

Danni nickte. »Hört sich gut an. Ist sonst noch etwas, oder soll ich wieder an die Arbeit gehen?«

»Aber selbstredend machst du dich wieder an die Arbeit. Was glaubst du, wofür ich dich bezahle?«, neckte Sylvia mit einem verschmitzten Lächeln.

»Das nennst du einen Gehaltsscheck?«, stichelte Danni zurück. Sie konnte Sylvia lachen hören, als sie die Tür hinter sich schloss.

Draußen auf dem Rebfeld verbrachten Andy und Danni die meiste Zeit des Tages damit, zwischen den Reihen Unkraut zu jäten und das Gestrüpp zu entfernen, das am Fuße der Rebstöcke wuchs. Die tieferliegenden Reben mussten von der Sonne mit Nährstoffen versorgt werden, und es war wichtig, sie von jeglichem Unkraut zu befreien.

Andy hatte bereits letztes Jahr als Sommerstudent für Sylvia gearbeitet. Sylvia und Danni schätzten ihn als fleißigen Arbeiter und freuten sich, dass er sich bereiterklärt hatte, auch in dieser Saison wieder für sie zu arbeiten.

Am Ende des Tages saßen Danni und Andy bei einem kalten Getränk am Picknicktisch, bevor sie sich auf den Heimweg machten.

Sylvia steckte ihren Kopf aus der Tür. »Darf ich mich zu euch setzen?«

Sie winkten sie herüber.

»Das war wirklich ein wunderschöner Tag«, kommentierte Sylvia.

»Ja, das war er. An solchen Tagen liebe ich meinen Job«, erwiderte Andy.

Sie lachten beide und sahen ihn an. Dannis Augenbraue hob sich, als sie versuchte, Andy einen skeptischen Blick zuzuwerfen.

»Ich meine, natürlich liebe ich meinen Job jeden Tag«, beeilte sich Andy hinterherzuschieben. »Wie könnte ich das nicht, wenn ich mit euch beiden zusammenarbeiten darf?«, sagte er grinsend.

»Ja, ja. Du bist ein gewandter Redner. Das mag ich an dir, Andy.« Danni zwinkerte ihm zu, während sie alle kicherten.

»Also, ich habe gerade mit Mr. Wilson telefoniert«, wechselte Sylvia das Thema. »Er sagte mir, dass die neue Besitzerin der Hobson-Farm heute offiziell eingezogen ist.«

»Wer ist es? Kennst du sie?«, fragte Danni.

»Nein, er kennt ihren Namen nicht, aber du kannst wetten, dass er ihn bis morgen herausgefunden hat.« Sylvia grinste. Jeder wusste, dass Mr. Wilson ein ziemlicher Herumschnüffler war.

Andy stand schließlich auf. »Das ist alles sehr interessant, aber ich muss jetzt gehen. Ich gehe heute Abend mit Freunden in einen Film.«

»Wir sehen uns morgen«, sagten Sylvia und Danni unisono.

Danni lehnte sich zurück, schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die Sonne.

Sylvia betrachtete Danni einen Moment, wie sie die Wärme der Sonne genoss. Was für eine attraktive junge Frau, dachte sie. Perfekt trainierte Muskeln, und diese knackige Bräune verstärkt ihren Sex-Appeal bestimmt noch. Wenn ich eine Lesbe wäre, würde ich wahrscheinlich auch mit ihr ins Bett gehen.

»Was starrst du denn so?«, fragte Danni, ohne ihre Augen zu öffnen.

»Ich starre nicht«, log Sylvia ertappt.

»Sylvia, ich kann spüren, wie du mich anstarrst.«

»Worüber denkst du nach?«, fragte Sylvia, um das Thema zu wechseln.

»Ich stelle mir gerade ein langes, heißes Bad mit viel Schaum vor, um meinen schmerzenden Körper zu entspannen.« Danni lächelte träge und öffnete die Augen.

»Ohhhh, das klingt schön«, seufzte Sylvia gedehnt.

Danni streckte sich und stand auf. »Genau das werde ich heute Abend zu Hause tun. Es ist schon eine Weile her, dass ich meinen Körper verwöhnt habe, und nach einem so harten Tag wie heute habe ich es mir verdient.«

»Schön für dich, ich beneide dich. John kommt heute Abend vorbei, um mir bei der Vorbereitung einiger Unterlagen für die Einkommenssteuer zu helfen«, stöhnte Sylvia.

»Das hört sich ja aufregend an.« Danni verdrehte die Augen. »Du weißt wirklich, wie man einen Mann verwöhnt«, scherzte sie, als sie sich auf den Weg machte.

Sylvia grinste. »Genieß den Abend, wir sehen uns morgen.«

Als Danni entspannt in der Wanne lag, begannen ihre Gedanken zu schweifen. Das makellose Gesicht der geheimnisvollen Fremden aus Charlie’s Bar tauchte vor ihrem inneren Auge auf.

Werde ich sie jemals wiedersehen?

Fast ein Monat war mittlerweile vergangen, und die Frau war nicht zu Charlie’s zurückgekehrt. Wahrscheinlich war sie nur auf der Durchreise und wird mir nie wieder über den Weg laufen, dachte sie entmutigt.

Danni schob sich verzweifelt unters Wasser, da hörte sie ein dumpfes Brummen. Sie tauchte wieder auf, wischte sich den Schaum aus dem Gesicht und hörte das Handy klingeln. Schnell trocknete sie sich die Hände, nahm es in die Hand und meldete sich mit einem knappen »Hallo?«

»Hi Danni, ich bin’s, Rebecca.«

»Ja, hi, Rebecca, was gibt’s?«

»Joe ist am Mittwoch nicht in der Stadt und ich dachte, dass du zum Abendessen kommst und na ja . . . du weißt schon . . . über Nacht bleibst. Was sagst du dazu?«, fragte Rebecca aufgeregt.

»Ich kann nicht, Rebecca, Sylvia und ich gehen am Mittwoch aus«, erwiderte Danni mit leichtem Bedauern in der Stimme.

»Kannst du das nicht absagen? Ich brauche dich wirklich, Danni«, flehte Rebecca.

»Nicht so einfach. Sylvia und ich waren schon ewig nicht mehr aus.«

Doch Rebecca gab so schnell nicht auf. »Du kannst doch nach deinem Date mit Sylvia vorbeikommen.« Ihre Stimme hatte an Schärfe zugenommen.

Danni lächelte in sich hinein. Sie wusste, dass Rebecca kein Fan von Sylvia war. »Du weißt ganz genau, dass es kein Date ist. Sylvia ist meine Chefin und eine gute Freundin.«

»Das sagst du immer«, schnappte Rebecca. »Trotzdem, kommst du dann bitte später vorbei?«, bettelte sie wieder in sanfterem Tonfall.

»Ich weiß nicht, wie spät es wird, aber okay, ich komme vorbei«, räumte Danni schließlich ein.

»Prima, ich warte auf dich«, sagte Rebecca zufrieden und legte auf.

Für Danni war klar, dass sie mit dem Feuer spielte, wenn sie mit verheirateten Frauen schlief, aber bislang schien es allen zu gefallen. Danni verstand nie ganz, warum sie verheiratet waren. Rebecca hatte ihr einmal gesagt, sie hätte Joe geheiratet, damit sie alles haben konnte, was sie wollte. Dass auch Joe nicht ganz treu war, dessen war sich Rebecca sicher, aber umgekehrt wäre er alles andere als erfreut, wenn er erfahren würde, dass seine Frau mit einer bekannten Lesbe schlief.

Rebecca konnte sich einfach nicht zurückhalten. Danni war für Rebecca so eine tolle Liebhaberin, dass sie sich oft wünschte, Joe würde sich öfter außerhalb der Stadt treffen. Einmal im Monat oder so schien ihr viel zu selten zu sein.

3

Addison Graves war froh, endlich in ihr neues Zuhause einziehen zu können.

Der Umzug verlief nicht so reibungslos, wie sie es geplant hatte. Die Umzugsfirma hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei ihrer schönsten Lampen kaputtgemacht. Die Lampen waren ein Geschenk ihrer Mutter zu ihrem dreißigsten Geburtstag vor neun Jahren gewesen.

Zudem war ihr zwar klar gewesen, dass die Hobson-Farm alt und renovierungsbedürftig war, aber dennoch war sie überrascht, dass die Familie von Mr. Hobson ein solches Chaos hinterlassen hatte. Der verarmte Mr. Hobson war vor ein paar Monaten gestorben, aber die Familie hatte schon über ein Jahr lang versucht, seinen Besitz zu verkaufen, während er in einem Pflegeheim lebte.

Addison hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, sich selbstständig zu machen, und hatte sich nun dazu entschlossen, diesen Schritt zu gehen. Der Familie hatte sie deutlich weniger angeboten, als sie verlangten, aber nach etwas hin und her konnten sie sich einigen.

Addison investierte ihr Geld vor allem in das Land. Das hier war schließlich Prince Edward County, und sie hatte einen großen Teil ihrer Ersparnisse in der Hoffnung riskiert, dass sie die Traubenernte retten und an eine örtliche Weinkellerei verkaufen könnte.

Addison steckte gerade bis zu den Ellbogen in Seifenlauge und wusch die Küchenschränke aus, als es an der Tür klingelte. Weil sie so furchtbar unordentlich aussah, zögerte sie, an die Tür zu gehen, aber ihre Musik lief und die Innentür stand weit offen. Beides verriet, dass sie zu Hause sein musste.

»Hallo?«, rief schließlich eine raue Stimme.

Addison ging zur Tür, wo ein älterer Mann mit wirrem weißen Haar stand. »Hallo«, grüßte sie durch die noch geschlossene Fliegengittertür.

»Ich bin Graham Wilson, Ihr Nachbar«, stellte sich der Besucher vor. Er hielt einen Kuchen in seinen Händen und seinen Hut, den er offenbar zur Begrüßung abgenommen hatte.

Sie öffnete die Tür und streckte ihm die Hand entgegen. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Wilson. Ich bin Addison Graves.«

»Addison. Was für ein hübscher Name.« Sein Lächeln offenbarte eine deutliche Zahnlücke im Unterkiefer.

»Danke«, lächelte sie zurück. »Bitte entschuldigen Sie mein Aussehen, aber ich bin gerade mitten am Putzen.«

»Ach, das macht doch nichts«, winkte ihr Nachbar ab. »Meine Frau Martha hat einen Blaubeerkuchen für Sie gebacken und wollte, dass ich vorbeikomme und Sie in der Nachbarschaft willkommen heiße.«

»Oh, das ist wirklich nett von Ihnen. Kommen Sie doch herein, Mr. Wilson, ich mache hier auf dem Tisch Platz für den Kuchen.«

Graham Wilson musterte den Raum und betrachtete die chaotisch herumstehenden Umzugskartons. »Ist Ihr Mann nicht zu Hause?«, fragte er.

»Nein, ich lebe allein«, erklärte Addison und ärgerte sich über die Vorstellung, dass ein Mann da sein müsste, um sich um sie zu kümmern.

Graham Wilson lächelte. »Sie sind eine dieser jungen, unabhängigen Frauen, was?«

Addison bemühte sich, freundlich zu bleiben, obwohl sie Graham Wilsons Haltung langsam nervte. »Ich möchte einfach versuchen, dieses Weingut wieder profitabel zu machen, um mein eigenes Unternehmen zu gründen.«

Graham Wilson lächelte wieder und seine Zahnlücke kam erneut zum Vorschein. »Also, Mort Hobson hatte in den letzten Jahren, bevor er ins Altersheim ging, seine Ernten aufgegeben. Es wurde zu viel für ihn, die arme Seele. Es wird nicht leicht für Sie werden, junge Dame.«

Was hielt dieser alte Zausel von ihr? »Ich bin nicht naiv, Mr. Wilson«, erwiderte Addison fest. »Mir ist klar, dass es eine Menge Arbeit sein wird, aber ich glaube, ich bin der Herausforderung gewachsen.« Sie versuchte ein zuversichtliches Lächeln.

»Na, dann lasse ich Sie am besten in Ruhe, damit Sie sich wieder an Ihre Arbeit machen können. Wenn Sie etwas brauchen, scheuen Sie sich nicht, zu mir zu kommen«, bot ihr Nachbar an.

»Vielen Dank, das weiß ich zu schätzen. Und Dank auch an Ihre Frau für den Kuchen«, winkte sie ihm zu, als er ging.

Er amüsiert sich wohl prächtig darüber, dass ich ›eine dieser jungen, unabhängigen Frauen‹ bin, die es allein schaffen will. Das wird er schon noch sehen.

Schmunzelnd machte sie sich wieder daran, die Schränke aufzuräumen und zu putzen.

Um neun Uhr abends saß Addison bei einem Glas kalter Milch und Blaubeerkuchen. Das war ihr Abendessen. Sie war so beschäftigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie spät es geworden und wie hungrig sie war. Es war zu spät, um noch etwas zu kochen, und außerdem fehlte ihr die Energie dazu.

Daher war Addison dankbar, dass sie Martha Wilsons selbstgebackenen Kuchen hatte.

Sie aß die Hälfte des Kuchens und trank zwei Gläser Milch. Jetzt, da ihr Magen zufrieden und ihr Körper vom Putzen erschöpft war, duschte Addison noch schnell und fiel völlig erledigt ins Bett.

4

»Steht unsere Verabredung heute Abend noch?« Danni steckte ihren Kopf in Sylvias Büro, während sie ein Sandwich verdrückte.

»Ja, zu Angelo’s«, bestätigte Sylvia. »Ich freue mich schon.«

Danni zeigte ihr zwei Daumen hoch und setzte ihren Weg fort.

Der Nachmittag verging wie im Flug, und ehe Danni sich versah, war es schon halb sechs. Sie hatte eine Tasche mit ihren Sachen mitgebracht, damit sie nicht erst noch nach Hause musste zum Umziehen.

Sie kam gerade aus der Umkleidekabine, als Sylvia sie entdeckte. »Bist du gleich fertig?«

»Ja, gib mir noch fünf Minuten.«

»Prima. Ich fahre schon mal los und reserviere uns einen Tisch. Dann treffen wir uns dort«, sagte Sylvia.

Als Danni wenig später das Lokal betrat, sah sie Sylvia in einer Nische sitzen und ging zu ihr. »Das war eine tolle Idee. So sind wir schon lange nicht mehr ausgegangen«, sagte sie und ließ sich in den gepolsterten Sitz fallen.

»Das finde ich auch. Freut mich, dass du gekommen bist.«

In diesem Moment erschien die Kellnerin. »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte sie, während sie ihnen die Speisekarten reichte.

Sylvia bestellte ohne zu fragen für sie beide. »Sie nimmt ein Canadian«, dabei wies sie auf Danni, »und ich nehme ein Glas roten Merlot, bitte.«

Danni lächelte. »Ich wollte diesmal auch Wein bestellen«, sagte sie, nachdem die Kellnerin gegangen war.

»Ich weiß«, schmunzelte Sylvia, »aber nur, weil du mit mir zusammen bist. Du sollst das trinken, was du wirklich willst, und nicht etwas bestellen, um mir einen Gefallen zu tun«, grinste sie. »Du arbeitest jetzt seit sieben Jahren auf dem Weingut, Danni, ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut.«

»Stimmt, das muss ich dir lassen.« Danni rutschte etwas unruhig auf ihrem Sitz herum, denn ihr wurde wieder bewusst, dass Sylvia eine Freundin war, nicht nur eine Chefin. »Den meisten Leuten ist es einfach egal«, fügte sie leise hinzu.

»Nun, mir nicht. Du bist mir sogar sehr wichtig, Danni«, sagte Sylvia sanft.

Da sie sich mit ernsten Gesprächen über sich nicht wohlfühlte, versuchte Danni abzulenken. »Zu wichtig, wenn es nach Rebecca geht«, sagte Danni und versuchte, witzig zu sein.

»Rebecca? Was hat sie denn jetzt wieder?« Sylvias Augenbrauen zogen sich zusammen.

Danni lachte. »Sie glaubt, dass du und ich etwas miteinander hätten.«

Da die Getränke kamen, konnte Sylvia nicht direkt darauf eingehen. Sie gab ihre Bestellungen auf, und als die Kellnerin wieder weg war, erhob sie ihr Glas und erklärte mit deutlichen Worten: »Rebecca Hollander ist eine schmarotzende Schlampe.« Sie hatte nicht vorgehabt, schon so früh dieses Thema anzuschneiden, aber die Gelegenheit war nun mal günstig.

Danni war klar, dass Sylvia Rebecca nicht ausstehen konnte. »Schieb nicht alles auf Rebecca, ich bin auch zur Hälfte daran schuld«, versuchte sie, Rebecca zu verteidigen.

»Du bist nicht verheiratet und betrügst deinen Ehepartner!«, schoss Sylvia zurück.

»Sie hat mir erzählt, dass Joe sie auch betrügt«, erwiderte Danni.

»Und das rechtfertigt es?«

Danni schwieg einen Moment. Sie mochte es nicht, wenn Sylvia sie dazu zwang, über ihre Lebensweise nachzudenken. Sie mochte keine Konfrontationen, solche Gespräche brachten nicht gerade ihre Schokoladenseite zum Vorschein.

Sylvia merkte, dass es Danni unangenehm war. »Ich bin auch nicht perfekt, und ich versuche nicht, dich zu belehren. Es ist mir wirklich scheißegal, dass Rebecca ihren Mann betrügt. Was mir wichtig ist, bist du. Ich wünschte, du würdest endlich begreifen, was für eine gute Partnerin du für jemanden wärst, die es ernst meint.«

Danni lachte laut auf. »Ja, klar!«

»Warum sagst du das so wegwerfend? Verdammt, das nervt mich.« Sylvia schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Glas.

»Was willst du von mir hören, Sylvia? Hm? Wer, der bei Verstand ist, würde mich wollen?« Danni zeigte mit einem Finger auf ihr Herz. »Ich bin innerlich gebrochen, begreifst du das nicht?« Ihr Gesicht lief rot an. Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier.

Sylvia schwieg einen Moment. »Danni, du bist zu hart zu dir selbst. Du hast nie jemandem die Chance gegeben, dich kennenzulernen. Nicht dein wahres Ich, wie du tickst«, sagte sie fürsorglich.

»Sylvia, ich weiß es zu schätzen, dass du so was sagst, aber das ist Blödsinn. Alles, was ich jemandem zu bieten habe, ist ein kurzes Vergnügen und richtig guter Sex.«

»Das ist nicht wahr.« Sylvia schüttelte den Kopf. »Wenn du eine Frau an dich heranlassen würdest, ihr erlauben würdest, dich kennenzulernen, würde sie sehen, was für ein wunderbarer Mensch du bist, der eine Menge zu bieten hat.« Sylvia ließ nicht locker, obwohl sie sehen konnte, wie unwohl sich Danni bei diesem Gespräch fühlte. »Außerdem sind wir gute Freundinnen, ich liebe dich als den Menschen, der du bist, und«, sie lächelte verschmitzt, »mit dir hatte ich noch keinen ›richtig guten Fick‹.« Sie begann, verführerisch zu lächeln, während sie an ihrem Wein nippte.

Dannis Mundwinkel zuckten. »Komm schon, du bist meine beste Freundin. Ich würde niemals . . . und außerdem bist du mein Boss, ich könnte niemals . . .« Die Röte in Dannis Gesicht zeigte deutlich ihre Verlegenheit.

»Niemals was? Mit mir Sex haben?«, sprach Sylvia es aus.

»Ja, ja genau das.«

»Warum nicht? Ich mag dich, du magst mich«, fuhr Sylvia ungerührt fort.

Danni suchte nach den richtigen Worten. »Weißt du, Sylvia . . . es ist so, dass . . . dass ich dich einfach zu sehr respektiere«, stotterte sie herum.

»Willst du damit sagen, dass du Rebecca nicht respektierst?«

Danni dachte eine Weile darüber nach. »Ehrlich gesagt, nein, das tue ich wohl nicht.«

»Du weißt aber auch, dass sie dich nicht respektiert, oder?« Sylvia hob ihr Glas und ließ Danni dasselbe tun. »Ein Toast auf den Respekt, ein sehr starkes Wort.«

»Auf den Respekt!« Danni stimmte zu. In diesem Moment wurde das Essen geliefert. »Oh, das sieht köstlich aus. Warum essen wir nicht jede Woche hier?«

Sylvia grinste. »Ich weiß, die kochen echt gut hier.«

Beim Essen unterhielten sie sich eher zwanglos und weniger ernst, genossen die gemeinsame Zeit.

Sylvia kümmerte sich wie immer um die Rechnung, obwohl Danni es angeboten hatte.

»Danni, ich hoffe, du weißt, dass du eher meine Freundin als meine Angestellte bist«, betonte sie schließlich noch einmal, als sie draußen vor ihren Autos standen.

»Ich weiß, Sylvia, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dich um mich sorgst. Es ist nur so, dass das noch nie jemand getan hat.« Danni umarmte sie herzlich.

»Wir sehen uns morgen. Und danke für den Abend. Du bist eine gute Freundin, verkaufe dich nicht unter Wert.«

Danni genoss die freundschaftliche Umarmung, etwas, das sie so noch nie in ihrem Leben erfahren hatte, bevor sie Sylvia kennengelernt hatte.

Rebecca hörte Dannis Auto vorfahren und ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Sie öffnete die Tür, bevor Danni den Knauf drehen konnte. »Endlich bist du da. Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt oder wärst mit Sylvia nach Hause gefahren.«

»Fang bloß nicht wieder damit an, Rebecca.« Danni verdrehte die Augen.

»Ich weiß, aber diese Frau geht mir einfach auf den Keks. Jedenfalls bin ich froh, dass du hier bist«, sagte Rebecca und führte Danni am Arm die Treppe hinauf. Noch bevor sie oben ankamen, fiel Rebecca über Danni her. »Du riechst lecker, zum Anbeißen«, raunte sie und knabberte an Dannis Ohr.

»Du verschwendest heute Abend keine Zeit, was? Mrs. Hollander, was sind Sie heute wieder geil auf mich«, säuselte Danni.

»Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit wir das letzte Mal zusammen waren«, murmelte Rebecca an Dannis Mund und zog ihr gleichzeitig das Hemd aus. Dann zerrte sie sie ungeduldig ins Bett. »Ich will, dass du es mir besorgst, wie du es immer tust. Fick mich, fick mich hart, Danni«, bettelte Rebecca heiser und erregt.

Danni genoss es, Rebecca dabei zuzusehen, wie sie sich in Erwartung dessen, was Danni mit ihr machen würde, wand. Und Rebecca wurde nicht enttäuscht. Danni liebkoste sie sanft, zeichnete mit ihren Fingerspitzen Muster auf Rebeccas weiche Haut.

Rebeccas Brustwarzen reagierten sofort darauf, richteten sich zu prallen Murmeln auf, die Danni mit ihrer Zunge noch weiter reizte. Lustvoll stöhnte Rebecca auf und hob Danni verlangend ihr Becken entgegen, die Schenkel weit geöffnet. »Ich will dich so sehr, Danni.«

Danni ließ sich nicht zweimal bitten und tauchte tief in die Nässe zwischen Rebeccas Schenkeln ein.

Nach ein paar Stunden gab Danni vor Erschöpfung auf. »Meine Güte, du bist ja heute unersättlich.« Sie richtete sich im Bett auf. »Aber ich muss jetzt wirklich gehen.«

Enttäuschung breitete sich über Rebeccas Gesicht aus. »Ich dachte, du bleibst über Nacht?«

»Nein, das ist sicherlich keine gute Idee. Außerdem will ich in meinem eigenen Bett schlafen«, erklärte Danni.

»Bitte bleib doch«, flehte Rebecca.

»Nein, ich muss nach Hause gehen«, beharrte Danni, stieg aus dem Bett und zog sich an.

Auf dem Heimweg dachte Danni an ihr Gespräch mit Sylvia und daran, dass sie nach Sylvias Meinung etwas Besseres verdient hätte. Danni sah sich einfach nicht in einer festen Beziehung. Sie war eine Frau für kurze Affären, und wenn das nicht mehr funktionierte, würde sie allein alt werden.

Keine Frau würde sie jemals für immer wollen.

5

Addison putzte und räumte tagelang in ihrem neuen Haus auf, bis sie erst einmal die Nase voll hatte und sich um den Garten kümmerte.