Es kann nur eine geben - Carolin Kebekus - E-Book
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Es kann nur eine geben E-Book

Carolin Kebekus

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Beschreibung

»Ich will den Finger in die Wunde legen!« Carolin Kebekus über Frauen an der Spitze. Eigentlich klingt es ganz leicht: Frau ist begabt und klug, also kann sie es schaffen, ganz nach oben zu kommen. Aber oft genug ist der eine Platz schon besetzt, es scheint nämlich ein höchst dämliches Gesetz zu geben, das lautet: Eine Frau reicht, mehr brauchen wir nicht. Die große Komikerin, Sängerin, Schauspielerin und Feministin schreibt pointiert, unmissverständlich und gleichzeitig wahnsinnig komisch, dass die Zeit überreif ist, alte (Männer-)Gesetze auf den Müll zu werfen. Wohin man auch schaut, immer ist es die eine Frau, die sich durchsetzt. In der Bibel ist es die jungfräuliche Maria, damit fing das Unheil an. Im Märchen gibt es immer die eine Prinzessin, sehr schön und sehr blöd. Die sündige Eva aus der Bibel und die böse Stiefmutter oder Hexe lassen wir mal hübsch beiseite, denn die sollen nur als Beispiele dafür dienen, was passiert, wenn Frauen nach Macht streben: Sie werden aus dem Paradies geworfen oder verbrannt. Mit dieser Prägung entlässt man Frauen ins Leben und wundert sich dann über die ständige Konkurrenz unter Frauen um diese begrenzten Plätze. Dann wird so getan, als wären Frauen von Natur aus eben stutenbissig und selbst schuld an dieser Rivalität. Carolin Kebekus kommt diesem bösen Spuk auf die Spur, sie untersucht alte und neue Geschichten, um zu zeigen, warum uns Frauen eingetrichtert wird, dass wir um den einen Platz – im Fernsehen, in der Firma, im Karneval usw. – konkurrieren müssten. Ein Buch von höchster Wichtigkeit, das aufklärt und gleichzeitig unterhält.

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Seitenzahl: 396

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Carolin Kebekus

Mit Mariella Tripke

Es kann nur eine geben

Illustrationen von Studio Mila

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Carolin Kebekus

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

1 Nur eine kann Germany’s Next Maikönigin Maria im Kindergartenkrippenspiel werden

2 Frauen in alten Geschichten

Die Frau in der Bibel

Prinzessinnen

3 Frauen in neuen Geschichten

Fehlende Identifikation

Fernsehen als Kind

Schlümpfe

»TKKG«

Frauen in Film und Fernsehen

Redeanteil

4 Rivalität unter Frauen

Historische Gründe

Pick me

Shitstorm wegen Pudding

Bodyshaming

After-Baby-Body

Der MILF-Macher

Sie hätte sich besser heiraten lassen

Mommy Wars

5 Zahlen und Fakten (Wie es wirklich aussieht)

Gender-Data-Gap

Gender-Pay-Gap

Gender-Pension-Gap

6 Comedy und Showbusiness

Musikerinnen

Mixed Shows, not so mixed

Meine Nacktszenen

Moderatorinnen

»Anke Late Night«

Moderieren wie Kai Pflaume

Die lustigste Frau Deutschlands

Joke Job

Scheitern

Business

Toxische Geschäftsbeziehung

Build your own Power

7 Männerbünde

Kölsch-katholisch

Kirche macht zu

Arbeitsgesetz in der Kirche

8 Wir leben im Patriarchat

Ehenamen

Männerparkplätze

Frauenwahlrecht

Vergewaltigung in der Ehe

Nein heißt jetzt auch Nein

Werbung für Abtreibung

Kristina Hänel

Die Pille danach

Meine Sexualität gehört mir

9 Frauenhass

Scheiß Weiber

Antifeminismus

Hättest du wohl gern

10 Princesses of Gaming

The Princess of Gaming

Games sind Kultur

Frauen, die zocken

Frauenfiguren in Games

Jungfrau in Not

Gamergate

Diverse Games

Verstörende Sexszenen

11 Frauensolidarität

Die Frauen in meinem Leben

Die sozialen Rollen als Frau

Die Kinderfrage

Tampons

Nonverbale Kommunikation

12 Lösungen

Girlgangs

Matriarchat

Vorbilder

Frauenquote

Gendern

Mentorin sein

Ich liebe Männer

Danke

Inhaltsverzeichnis

Für meine Freund*innen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ich freue mich sehr, dass es nun eine Taschenausgabe von dieser Lektüre gibt, die schon so unglaublich viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Unsere Welt hat sich seit dem ersten Erscheinen ein Stückchen weitergedreht und auch in vielen Punkten verändert. Aber nach wie vor ist das Thema dieses Buches hochaktuell.

Wenn ein Kind geboren wird, fragt man[1] immer zuerst nach dem Geschlecht. Nicht danach, ob es gesund ist oder wie es der Mutter so geht. Man fragt nach dem Geschlecht, so als wüsste man, dass die Einordnung in Junge oder Mädchen den künftigen Lebensweg vorherbestimmt. Als wäre diese Frage die wichtigste, die es zu beantworten gilt. Denn bist du ein Mann, hast du höhere Chancen auf einen einflussreichen Posten. Bist du eine Frau, hast du höhere Chancen auf Altersarmut. Passt du in keines dieser beiden Geschlechter, hast du höhere Chancen auf ganz andere Probleme. Wenn ich hier über die Sichtbarkeit von Frauen in allen Bereichen des Lebens spreche, dann ist mir klar, dass ich das Thema nur anreißen kann und es noch so viele Unterkategorien zum Thema Sichtbarkeit gibt, dass man zehn Bücher darüber schreiben könnte. Denn wenn ich als weiße Frau Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen empfinde und anprangere, haben schwarze, asiatisch-stämmige Frauen, Musliminnen oder Transfrauen noch zusätzliche Probleme.

Da, wo ich mich über die Ungleichbehandlung von Frauen allgemein aufrege, können meine BIPOC oder queeren Freund*innen nur müde lächeln. Mit »Frau« ist in diesem Buch jede gemeint, die sich als Frau fühlt.

Das Thema »Konkurrenz unter Frauen« beschäftigt mich schon sehr lang und mir war klar, dass ich daraus ein Buch machen muss. Weil diese Konkurrenz nervt, uns im Weg steht und schlicht und einfach sinnlos ist. Außerdem passt sie nicht zu uns. Durch die vielen Absurditäten, die die Diskriminierung von Frauen mit sich bringt, ist dieses Buch an den meisten Stellen sehr lustig. Aber nicht an allen. Dies ist ein feministisches Buch, und ich verstehe unter Feminismus, dass wir für die Gleichberechtigung aller Menschen kämpfen. Damit wir uns nicht gegenseitig bekämpfen müssen.

Inhaltsverzeichnis

1Nur eine kann Germany’s Next Maikönigin Maria im Kindergartenkrippenspiel werden

Habt ihr schon mal was von Bienenköniginnen gehört? Ich meine jetzt nicht die aus dem Biologieunterricht, und die Rede ist auch nicht von der Biene Maja. Obwohl Maja – neben der Tatsache, dass sie eine Biene ist – ein weiteres wichtiges Merkmal einer Bienenkönigin erfüllt: Sie hängt lieber mit Typen ab als mit Frauen. Majas bester Freund ist schließlich ein Junge. Bienenköniginnen, das sind im Volksmund nämlich die Frauen, die keine weiteren Frauen neben sich dulden. Bei Männern heißen die übrigens Alphamännchen. Da muss man keine lustigen Tiervergleiche ziehen, was vielleicht damit zusammenhängt, dass männliche Chefs im Tierreich gar nicht so verbreitet sind, wie gerne behauptet wird. Die Chefin der Elefantenherde nickt gerade übrigens bestätigend, die Hyäne grinst und von der Bonobo-Äffin bekomme ich ein High Five.

 

Aber zurück zur Bienenkönigin. Bienenköniginnen werden vom Bienenvolk herangezogen. Sie entscheiden nicht selbst, dass sie Alleinherrscherinnen werden wollen. Verantwortlich ist die Bienengesellschaft, in die sie geboren werden. Passender für Frauen, die sich zur Alleinherrscherin hinaufkämpfen, wäre eigentlich die Bezeichnung »Nacktmullkönigin« (wenn man denn unbedingt das Tierreich bemühen möchte). Ja, Nacktmulle sind die kleinen Nager, die aussehen wie Penisse mit Zähnen. Und diese Nacktmullkönigin, die ist wirklich stutenbissig, um bei den animalischen Allegorien zu bleiben (Stuten gehen übrigens meistens sehr friedlich miteinander um). Oder halt mullbissig. Aber alles der Reihe nach. Nacktmulle sind genau wie Bienen staatenbildende Arten. Es leben etwa 300 Individuen und eine Mullkönigin gemeinsam in einer unterirdischen WG. Und im Zimmer der Königin geht es äußerst frivol zu. Denn für die Produktion des Nachwuchses ist einzig und alleine Ihre Majestät zuständig. Dafür hält sie sich einen kleinen, aber feinen Harem aus zwei bis vier männlichen Tieren. Und ja, es ist genau so, wie ihr jetzt denkt: Der Harem hat nur eine Aufgabe – die Königin zu beglücken. Allerdings hat die Sache einen Haken. Die potenten Herren altern überdurchschnittlich schnell und segnen deswegen sehr früh das Zeitliche. Für die Mullkönigin natürlich ein Traum: Ihre Kerle sind stets jung und frisch. Heidi Klum kennt und schätzt das.

Der Rest der Nacktmull-Gang hingegen ist unfruchtbar. Sie sind die Garde. Genauer gesagt arbeiten sie als Soldat*innen oder Wächter*innen. Zumindest so lange, bis die Nacktmullkönigin stirbt. Ab da herrschen Chaos und Anarchie im Nacktmullreich. Denn kaum hat die Königin ihre letzten Atemzüge getan, werden alle Weibchen gleichzeitig fruchtbar, und ein erbitterter Kampf um den vakanten Thron beginnt. »Game of Thrones« ist dagegen eine Tour mit der Kindereisenbahn durchs Märchenland. Den Thron besteigt am Ende die Nacktmullin, der es zuerst gelingt, schwanger zu werden. Und von da an ist sie die eine. Die besondere Frau, die nicht so ist wie alle anderen. Hätte sie ein Social-Media-Profil, würde sie wahrscheinlich so etwas schreiben wie: »Ach, irgendwie kann ich viel besser mit Männern. Die machen nicht so viel Drama.«

Ich würde ja sagen, sie hat das Drama gewonnen, weil sie ansonsten nicht die Königin wäre.

Und schließlich hat mich schon meine Oma gelehrt, dass ich nicht auf den Dreck im Nacktmullgehege zeigen soll, wenn ich vor meiner eigenen Haustüre noch nicht sauber gemacht habe …

Denn leider ist es ja so: Viele Frauen wären nicht gerne wie andere Frauen, sondern die eine, die besondere. Sozusagen der ALF unter den Frauen. Und natürlich gibt es für diesen Wunsch einen Namen: Das Ganze nennt sich Pick-me-Syndrom, auch bekannt als das »Not like other Girls«-Phänomen.

Ich kenne das, und auch darüber werde ich in diesem Buch ausführlich berichten.

 

Ein bekanntes Beispiel aus unserer Kindheit für dieses Pick-me-Syndrom ist übrigens unsere allerliebste Heldin Pippi Langstrumpf. Ja, tut mir leid. Auch mir ist das unangenehm, was Schlechtes über Pippi zu sagen. Aber leider ist es so. Denn um zu zeigen, wie supercool Pippi ist, musste die arme kleine Annika möglichst uncool sein. Dabei ist es doch eigentlich total gut, dass es auch die Vorsichtigen gibt, die Besonnenen, die etwas Spießigen und die Strebsamen. Ohne Hermine wäre Harry Potter in Band eins gestorben. Eine Blume hätte ihn umgebracht. Seinen Kumpel Ron übrigens auch … Unsere liebsten Kinderfiguren werde ich im Verlauf dieses Buches weiter entzaubern müssen. Pippi und Annika sind einfach wunderbare Beispiele dafür, wie uns Frauen schon von klein auf eingeredet wird, dass Mädchen generell doof sind. Außer halt der einen, der Besonderen, die eigentlich ein bisschen ist wie ein Junge.

Auch deswegen ist es wichtig, uns von starren Geschlechterrollen zu verabschieden. Denn erst wenn es keine Rollenklischees mehr gibt, können wir endlich wir selbst sein. Und ein wirklich wichtiger Schritt in diese Richtung wäre, dass Frauen sich nicht mehr einreden lassen, sie wären doof. Das ist der Kreislauf, den es sofort zu unterbrechen gilt. Auf der Stelle, bitte! Denn wie sang schon Rolf Zuckowski? »So wie du bist, so wie du bist, so und nicht anders sollst du sein.«

Doch leider sind wir noch nicht so weit, und deswegen werde ich in diesem Buch auch auf die Bitchfights zurückkommen, die wir untereinander so ausfechten. Ja! Unangenehm. Aber wir sehen der Realität ins hässliche Glotzauge!

 

Und wenn Frauen gerade keine andere Frau zum Bitchfighten haben, dann kaufen sie sich Magazine, in denen Frauen verglichen werden. Ich frage mich bis heute, wie sich eine Journalistin fühlt, die für die »inTouch« in Fußgängerzonen rennt, Leuten Fotos von zwei prominenten Frauen im gleichen Outfit unter die Nase hält und fragt: »Wem steht’s besser?« Ist das ein Ausbildungsberuf, macht das die Praktikantin? Und dann sitze ich da als Leserin und vergleiche. Und bestimme natürlich auch selbst mit, wem das verdammte Kleidungsstück jetzt besser steht.

Jetzt kann man natürlich sagen: »Wir können ja nix dafür, was in so Zeitschriften steht.« Aber in dem Fall muss ich leider entgegnen: Der Markt regelt das, und wir sind diejenigen, die solche Zeitschriften kaufen. Aber warum sind wir Frauen so wahnsinnig unsolidarisch miteinander? Nehmen wir zum Beispiel mal das Klischee der bösen Schwiegermutter. Die ist nur so böse, weil sie früher für ihren Sohn die Königin war, und dann kommt diese neue Partnerin oder der neue Partner und weiß alles besser. Sorry? Nur weil du meinen Sohn oder meine Tochter bumst, heißt das noch lange nicht, dass deine Rouladen besser schmecken!

Klar, dass die Klischee-Schwiegermutter das so nicht auf sich sitzen lassen kann und ihr Revier weiter markieren möchte. Weil zwei Frauen, die nebeneinander funktionieren – das gibt es nicht mal im Märchen. Als Nächstes biegt noch ein Einhorn um die Ecke. Und das kann ja nun wirklich keiner wollen. Aber falls ihr doch Bock auf Einhörner habt, dann lasst uns diesen Teufelskreis oder besser Teufelinnenkreis durchbrechen. Denn wir Frauen sind ja wahnsinnig flexibel in unserer Missgunst. Egal, ob in Bezug auf Aussehen, Wohnung, Job, Partner*in oder Kinder: Überall müssen wir uns vergleichen. Und natürlich steht dann die Frage im Raum: Was hat sie, was ich nicht habe? Oder aber: Wie kann sie nur? Da sind wir ja völlig flexibel. Die Ärzte haben es schön zusammengefasst: »Hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen, ohne vorher deine Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?«

Wird eine Frau Kanzlerin, kritisieren wir ihre Kinderlosigkeit. Bekommt eine Frau Kinder und verzichtet auf eine Karriere, ist sie rückständig oder zu faul zum Arbeiten. Zeigt eine Feministin zu viel Dekolleté, kann sie keine Feministin sein. Solidarisieren sich Frauen im Zuge von #MeToo, distanzieren sich andere, weil man ja wohl noch flirten dürfe. Machtmissbrauch, Nötigung und Vergewaltigung haben zwar mit Flirten in etwa so viel zu tun wie Äpfel mit einem Raumschiff, aber na ja.

Kleiner Trost: Wir Frauen sind nicht alleine schuld an unserem Umgang miteinander. Unsere Mütter sind schuld. Scherz! Unsere Väter haben natürlich auch Schuld. Aber das ist ja auch so ein gängiges Ding. Mütter haben immer Schuld, Väter nie. Was sollen die schon groß falsch gemacht haben? Die sind ja nie da. Der Ursprung der weiblichen Missgunst untereinander liegt aber tatsächlich in den gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen und in unserer Kindheit. Bei kleinen Mädchen werden Wut und Aggression sanktioniert, während sie bei kleinen Jungs meistens toleriert werden. Ben schlägt jetzt schon seit einer halben Stunde lärmend mit dem Stock irgendwo gegen. »Der Ben ist halt ein Junge. Der muss das rauslassen dürfen. Kleine Jungs sind einfach wild.«

Lina schreit rum, stampft wütend mit den Füßen auf und boxt Ben? »Kann mal jemand dieses hysterische Mädchen in den Griff bekommen? Wo ist denn ihre Mutter? Bestimmt auf Facebook.« Kleine Mädchen lernen keinen offensiven Umgang mit Konkurrenz, weil so ein Verhalten gar nicht erst geduldet wird. Raufende Jungs sind ganz normal. Raufende Mädchen gilt es sofort zur Vernunft zu rufen. Also hat die kleine Lina ja gar keine andere Möglichkeit, als sich subtilere Wege zu suchen, um Frust rauszulassen. Und hey, wir wissen doch alle, wie das mit den unterdrückten Gefühlen ist: Je mehr wir sie in die Skinny Jeans quetschen, desto offensichtlicher ploppen sie an den Seiten wieder hervor.

Hinzu kommt noch die winzig kleine Tatsache, dass Mädchen in Familien immer noch eher der Plan B sind. Gynäkolog*innen dürfen das Geschlecht erst nach der zwölften Woche verraten, weil für die weiblichen Embryonen sonst ein erhöhtes Risiko besteht, abgetrieben zu werden. Ja, so habe ich auch geguckt. Klar, das Prinzip der Mitgift in Deutschland ist veraltet. Dennoch symbolisiert offenbar immer noch der Sohn finanzielle Sicherheit für die Familie. Damit ist er im wahrsten Sinne des Wortes mehr wert als die Frau.

Das Konkurrenzgefühl zwischen Frauen hat natürlich auch einen historischen Ursprung. Nehmen wir zum Beispiel mal die Hexenverfolgung. Wer wurde da besonders denunziert? Frauen, die irgendwie verdächtig waren. Die alleine lebten oder, noch schlimmer – über besonderes Wissen verfügten. Zum Beispiel Heilerinnen oder Hebammen. Natürlich landen Frauen nicht mehr buchstäblich auf dem Scheiterhaufen, wenn sie mit besonderen Fähigkeiten herausstechen. Dennoch sind wir erfolgreichen Frauen gegenüber misstrauisch. Die Bitch bekommt Kind UND Karriere unter einen Hut? Wie bitte? Die muss ja eine schlechte Mutter sein. Mit diesem Denken halten wir uns aber nur gegenseitig klein. Und die Männer lachen sich in ihren Burschenschaften und Männerbünden ins Fäustchen. Männer müssen keine Angst vor Frauenpower haben, selbst dann nicht, wenn das auf unseren T-Shirts steht. Denn solange wir selbst nicht in der Lage sind, unseren Teufelinnenkreis aus Missgunst und Konkurrenzgefühlen aufzulösen, solange bleiben wir die kleinen, wesentlich schlechter bezahlten Arbeitsbienen (nein, nicht die Bienenköniginnen!) des Patriarchats.

Wir müssen endlich anfangen, Netzwerke zu gründen und Mitstreiterinnen heranzuziehen. Und vielleicht brauchen wir sogar einen Geheimorden mit einem superspeziellen Gruß. Und Capes. Es gibt eh viel zu selten Gründe, Capes zu tragen. Feministin zu sein, bedeutet nicht, sich als Solokämpferin zu begreifen. Interessanterweise ist es aber so: Je höher eine Frau kommt, desto unfeministischer scheint sie zu werden. »Der Teufel trägt Prada« wirkt da schon fast wie ein Tatsachenbericht aus Hollywood. Vielleicht liegt es einfach daran, dass mächtige Menschen oft auch unempathisch sind.

Doch gerade als mächtige Frau kannst du was verändern! Du bist die Chefin eines Betriebs und dein Abteilungsleiter ist dir gegenüber nett und konstruktiv, behandelt aber deine weiblichen Angestellten eher mies? Sieh dich bitte nicht als Standard. Der Typ muss nett zu dir sein. Du bezahlst ihn. Aber wer nach unten tritt, ist kein besonders guter Vorgesetzter, und wer das bevorzugt bei Frauen tut, ist dazu auch noch ein Sexist. Ach, okay, du bist gar keine mächtige Frau. Na ja, markiere dir die Stelle bitte trotzdem. Vielleicht wirst du ja mal eine. Und dann kannst du die Weichen neu stellen, weil du deinen Wert nämlich nicht mehr von irgendeinem Mann bestimmen lässt (meistens ein Thomas oder Michael, so heißen die Männer in Vorständen größtenteils). Und da liegt nun halt auch schon der Hase im Pfeffer: Wenn wir unseren Wert nur dann sehen, wenn ein Mann den auch sieht, dann ist es klar, dass wir unsere Konkurrentinnen niedermachen, um selbst besser dazustehen. Und dann ist es eigentlich auch nachvollziehbar, dass bei Frauen oft das Gefühl entsteht, gar keine andere Wahl zu haben, als die andere von der Klippe zu schubsen. Uns wurde wirklich lange und nachhaltig eingebimst, dass nur Platz für eine ist. Und von dem Gedanken müssen wir uns echt erst einmal frei machen. Gar nicht mal so einfach. Wie oft wir schon Blut und Wasser geschwitzt haben, wenn wir einer anderen Frau beruflich und privat auf die Sprünge geholfen haben … Was, wenn die mir jetzt meinen Platz wegnimmt?

Denn in unserer Gesellschaft ist es immer noch so, dass die meisten Bereiche von Männern dominiert werden. Egal, welche Gruppenkonstellationen man sich anschaut, es gibt fast immer eine patriarchale Gruppendynamik. In fast jeder Berufsbranche, wenn man mal von sozialen Berufen wie/und der Pornoindustrie absieht, sind Frauen unterrepräsentiert und unterbezahlt.

Und in extrem vielen Bereichen, in denen man eine Gruppe von Menschen zusammenfasst, kommt oft nur eine einzige Frau vor. So als würde es reichen, eine von uns zu Wort kommen zu lassen, weil ja gefühlt sowieso alle gleich sind. Ob in Talkshows, in Märchen oder Kinderbüchern, Filmen, Serien, im Karneval oder im christlichen Glauben. Überall gibt es nur eine Frau.

Die eine coole Frau im Freundeskreis mit sonst nur Jungs, das Funkenmariechen im Karneval, die eine Frau in der Comedyshow, die Schlumpfine im Schlumpfdorf, die Maria im Krippenspiel, die Leia bei »Star Wars«, die Gaby bei »TKKG«.

Der eine kleine pinke Fleck. Es reicht eine Frau aus, um alle Frauen zu repräsentieren.

Die eine, die Schönste, die Beste, die Auserwählte.

So erhält man ein Bild, als gäbe es nur begrenzten Platz für Frauen. Als wäre der Korridor zur Entfaltung für Frauen ganz eng. Wenn eine Frau vorkommt, dann aber bitte eine, die alles an weiblichen Attributen vereint. Schließlich muss in diese eine kleine Lücke alles passen, was uns als Frauen repräsentiert. Männern wird in diesem Zusammenhang immer größere Vielfalt und dementsprechend viel mehr Fehlertoleranz zugestanden, Frauen hingegen haben nur ganz wenig Platz.

Mit dieser Prägung entlässt man uns ins Leben – und wirft uns dann aber vor, wir wären stutenbissig und man könne nicht gut mit reinen Frauenteams arbeiten, denn da gäbe es ja immer diese Rivalität untereinander. Es wird oft so getan, als wären Frauen nun mal von Natur aus alles Zicken, die sich untereinander nix gönnen. So als wäre es eine weibliche Charakterschwäche.

Privat sind wir übrigens ganz toll vernetzt! Wir haben dreißig Whatsapp-Gruppen mit den GÖRLZ, wir sind allerallerbeste Freundinnen.

Aber beruflich gönnen wir einander nicht den Dreck unterm Fingernagel, oder? Es ist so! Es ist ganz schwer, eine andere Frau in der Karriere nicht als Konkurrentin zu sehen.

Bei Männern ist das anders. Die reden auch über Gehälter, die empfehlen sich im Job. Das machen wir nicht. Und ich glaube, das liegt daran, dass wir denken, es gäbe nicht genug Platz für uns alle. Als wäre der Platz für Frauen immer begrenzt. Es kann immer nur eine geben. Immer nur die eine, die Schönste, die Beste, die Auserwählte. »Nur eine von euch kann Germany’s Next Topmodel werden, nur eine.«

Davon müssen wir uns befreien, denn es gibt eben nicht nur Platz für eine, auch wenn wir das seit Jahrhunderten glauben.

Inhaltsverzeichnis

2Frauen in alten Geschichten

Die Frau in der Bibel

In der Bibel gibt es Maria. Na gut, um ein bisschen fair zu bleiben: Natürlich gibt es in der gesamten Bibel schon noch ein paar Frauen mehr als Maria. Zum Beispiel Maria Magdalena und Eva. Das sind zumindest die, die einem als Erstes, und ohne zu googeln, einfallen. Alle anderen biblischen Frauen kennen in erster Linie nur diejenigen, die regelmäßig in der Kirche sitzen. An dieser Stelle schon einmal herzlichen Glückwunsch für eure Geduld, falls ihr gläubige Katholik*innen seid. Die katholische Kirche spielt auch in meinem Leben eine wichtige Rolle, deswegen weiß ich, wovon ich spreche. Aber zur Kirche selbst kommen wir später. Erst einmal gehen wir zurück zum Anfang. Zu Eva. Die erste Frau im Alten Testament. Über Eva sind vor allem drei Fakten bekannt.

Sie wurde aus einer Rippe Adams zusammengebastelt. (Genau genommen besteht Eva also aus den Resten eines Grillabends.)

Ihretwegen bleibt der gesamten Menschheit das Paradies vorenthalten.

Es ist ihre Schuld, dass wir jeden Monat unter teilweise großen Schmerzen menstruieren.

Seien wir ehrlich: Das alles ist nichts, womit man sich gerne im Büro vorstellt. »Hi, ich bin Eva, die neue Kollegin. Ich bin aus Schlachtabfällen entstanden, wegen meiner Fehler müssen Sie überhaupt hier sitzen und arbeiten, statt auf Gottes grüner Wiese abzuhängen – und, ach ja, die Sache mit der Periode tut mir auch sehr leid. Aber glauben Sie mir bitte, mir tut das jeden Monat auch sehr weh. Wo ist mein Arbeitsplatz?«

Nee, da wäre ich dann doch lieber die jungfräuliche Mutter. Ich möchte aber hier einmal anmerken, dass Gott für meinen Geschmack bei der Bestrafung von Eva für die Apfelnummer etwas überreagiert hat. Direkt eine Erbsünde für alle Frauen find ich schon ein bisschen übertrieben. Ich sehe ein, es gibt durchaus pädagogische Gründe, die ganze Klasse für die Verfehlungen eines*r Einzelnen zu bestrafen, aber, come on, direkt ’ne Erbsünde? Zudem wurde hier ja gar nicht die ganze Klasse bestraft, immerhin hat Adam auch vom Apfel genascht. Aber gut, wir wissen ja, die Verführung durch das Weib ist eben das, wovor alle eine wahnsinnige Angst haben, und die gilt es zu bestrafen.

Es gibt noch eine dritte Frau in der biblischen Girlband:

Maria Magdalena. Maria ist unter den weiblichen Vornamen übrigens bis heute ein Dauerbrenner, deswegen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es schon vor 2000 Jahren sehr viele Marias gab. Aber natürlich kann es in einer anständigen Girlband nur eine Jungfrau geben (Baby Spice, ihr erinnert euch …), und deswegen muss diese zweite Maria hier die Hure sein. Natürlich ist sie in Wirklichkeit keine Hure, sondern sie wurde von irgendwelchen Männern dazu gemacht. In diesem Fall sollte Maria Magdalena diskreditiert werden, damit die Männer in der Bibel sich besser verkaufen. Das ist in etwa so, als hätte man die Karriere beendende Pressekonferenz von Tic Tac Toe erfunden, damit eine Männerband mit dem Namen Schnick Schnack Schnuck anstelle von Tic Tac Toe durchstartet. Tic Tac Toe haben die Sache mit ihrer Band selbst versaut, aber Maria Magdalena oder Maria aus Magdala, wie sie eigentlich hieß, war nie eine Hure. Eigentlich war sie eine Jüngerin Jesu, die wichtigste Osterzeugin und die erste Apostelin. Aber meine Güte. Hure, Jüngerin Jesu … Da kann man schon mal durcheinanderkommen.

Tatsächlich! Jesus hatte Jüngerinnen! Viele Frauen sind mit ihm gezogen und waren demnach Jüngerinnen. Aber weil die Sprache damals nur das generische Maskulinum kannte und man davon ausgegangen ist, dass man sich die Frauen in den biblischen Texten ja einfach mitdenken kann, wurden die Jüngerinnen Jesu nicht explizit benannt. Na, kommt euch das irgendwie bekannt vor? Dass sich Frauen einfach mit angesprochen fühlen sollen, das machen wir bei Kontoinhabern und Bürgern doch bis heute so.

Und genau deshalb ist Gendern so wichtig. Stellt euch mal vor, wie in 2000 Jahren ein Zukunftsmensch zum anderen sagt: »Nee, die hatten früher keine Ärztinnen und Richterinnen. In diesen Druckerzeugnissen und Fernsehsendungen hört und liest man nix davon. Die sprechen da nur von Männern, also müssen das alles Männer gewesen sein.«

Die wenigen Frauen, die mit Jesus gezogen sind, also seine Jüngerinnen, werden zum Beispiel bei der Kreuzigung explizit genannt. Aber auch nur, weil keine Jünger mehr da waren. Die hatten sich nämlich aus dem Staub gemacht, bevor es noch Ärger gab, weil sie mit einem toten Verbrecher abgehangen hatten. Aber immerhin werden die Jüngerinnen endlich mal erwähnt. Da möchte man fast »Juchhu!« schreien, wenn da nicht auch der tote Jesus hängen würde und das allein deswegen schon nicht angebracht wäre …

Aber nach Jesu Tod ging die Geschichte um Maria von Magdala eigentlich erst richtig los. Nachdem Jesus in seine Grabhöhle gebracht worden war, ging Maria am nächsten Tag dorthin, um ihn zu waschen. Doch die Höhle war leer. Der Leichnam war weg …

Und Maria setzte sich erst einmal hin und heulte. So weit eigentlich nachvollziehbar, weil mit Leichenklau muss man sich ja schließlich nicht jeden Tag auseinandersetzen. An der Stelle, an der Jesus gelegen hatte, saßen jetzt zwei Engel. Die beiden taten ganz unschuldig und fragten Maria, was denn los sei und warum sie weine. Die Jüngerin erklärte ihnen die Situation. Als Maria sich dann umdrehte, sah sie plötzlich Jesus vor sich stehen. Zuerst erkannte sie ihn nicht. Und auch Jesus fragte Maria, warum sie weine. Und auch ihm erklärte sie die Situation und fragte, ob er nicht wisse, wo der tote Jesus sei. Und vermutlich konnte sich Jesus das Lachen kaum verkneifen, denn die Situation war schon absurd, wenn man einmal darüber nachdenkt – oder Maria tat ihm ganz einfach leid. Auf jeden Fall gab Jesus sich zu erkennen, indem er Maria mit ihrem Namen ansprach. Da verstand sie endlich, wer da vor ihr stand. Und er erklärte ihr alles. Dass er nun zu seinem Vater aufsteigen würde und dass dies ab jetzt für alle seine Anhänger*innen gelte. Alle Christ*innen würden nach dem Tod in den Himmel aufsteigen und dort in einer glücklichen WG mit ihm und seinem Vater leben. Arbeitstitel der Kommune: »Himmel«. Dies alles sollte Maria nun in seinem Namen verkünden. Heutzutage würde man bei dieser Aussage vielleicht schlucken oder zumindest mal nachfragen. Aber für Maria waren Jesu Worte absolut nachvollziehbar. Und seien wir mal ehrlich: Wer von uns seinem Idol widersprechen würde, der werfe den ersten Stein. Das alles ist ganz genauso in der Bibel nachzulesen, und damit ist Maria offensichtlich Apostelin, und das beweist, dass natürlich auch Frauen die kirchliche Botschaft verkünden können. Denn Jesus erschien nicht irgendwelchen Männern, sondern einer Frau. Und es kommt sogar noch besser: Es war nicht nur eine Frau, die OFFENSICHTLICH beauftragt wurde, die frohe Botschaft der zukünftigen Himmels-Kommune zu verkünden, es gibt sogar ein Evangelium nach Maria Magdalena. Ein Papyrus, welcher in Ägypten gefunden wurde und im ägyptischen Museum in Berlin für jedermann sichtbar ausgestellt ist. Also, wie zur Hölle kommt man jetzt darauf, dass Maria von Magdala eine Hure gewesen sein soll?

Offensichtlich ist auf jeden Fall eins: Auch in der Bibel kann es nur eine geben! Also eine Frau in Spitzenposition. Und die war Maria. Darum gab es für Maria Magdalena nur noch die Hurenrolle.

Aber kleiner Trost: In der katholischen Kirche kann es dafür bis heute gar keine Frau geben. Zumindest keine in Spitzenposition. Im Ehrenamt sind Frauen natürlich gern gesehen.

Die Kirche ist eine tolle Karrieremöglichkeit für Männer, die gerne prunkvolle Kleidung tragen, aber ein Ausbeuterbetrieb, wenn es um die Gleichberechtigung von Frauen geht.

Jesus hat zwar gesagt: »Das Reich Gottes ist nah und in ihm sind alle Menschen gleich.« Aber was interessiert die Kirche das Geschwätz von Jesus, wenn doch der Kirchenlehrer Thomas von Aquin sagte: »Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen.« Und: »Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Windel.«[2] Daran hat sich auch 800 Jahre später nichts geändert, und die katholische Kirche bleibt ein Himmelreich für alte weiße Männer. Selig sind die, die mit Penis geboren wurden.

Aber eigentlich ist das auch nicht weiter verwunderlich, denn obwohl wir uns kein Bild von Gott machen sollten, haben wir uns eben doch eins gemacht. Und Überraschung:

Wir beten einen leicht reizbaren alten weißen Mann an, der dem Weihnachtsmann ziemlich ähnlich sieht, der aber definitiv nicht der Weihnachtsmann ist. Weil: Der Weihnachtsmann ist erfunden. Die Frauen in Bibel und Kirche hingegen wurden zu Sünderinnen, zu Huren und manchmal auch zu Männern gemacht, wie zum Beispiel die Apostelin Junia, deren Name einfach männlich gelesen wurde. Obwohl Jesus selbst ja rein gar nichts gegen Frauen hatte. Aber kaum war Jesus aufgefahren in den Himmel, wurde das Christentum zu einem Men’s Paradise. Und da haben Frauen nun mal nichts zu melden. Oder zu vermelden. Heute heißt es, Frauen können keine geweihten Ämter bekleiden, weil Jesus ein Mann war und er nur männliche Jünger hatte. Aber Jesus war auch Jude und Schreiner.

Und das kann man von den wenigsten Pfarrern behaupten. Dass die katholische Kirche sich die Dinge so dreht, wie sie ihr am besten in den Kram passen, ist jetzt leider auch keine große Neuigkeit. Und dann immer alles schön auf Gott schieben. Ich hatte als Kind mal eine Zeit lang eine fiktive Freundin. Die hieß Lisa. Und immer, wenn ich Scheiße gebaut habe, war Lisa schuld. Lisa hat mir den Pony geschnitten. Lisa hat das Parfüm meiner Mutter in den Ficus benjamini geschüttet, damit der nach irgendwas riecht. Lisa hat nach der Disco in den Flur gekotzt – und sollte dieses Buch ein Flop werden, dann hat natürlich Lisa das vergeigt. Sehr praktisch. So kann man sich den göttlichen Willen immer schön zurechtbiegen.

An einem schönen Tag im 15. Jahrhundert hat Gott zum Beispiel spontan beschlossen, dass Biber und Otter jetzt Fische sind und es deswegen total okay ist, sie in der Fastenzeit zu essen. Und alle so: »Na, wenn Lis…, ähm, GOTT das sagt …«

Prinzessinnen

Der Platz für Frauen ist also scheinbar begrenzt, so als könne es überall nur »eine« geben. Das hat unser Sichtfeld eingeschränkt, uns hat es einfach an Geschichten gefehlt, in denen vielfältige Frauenfiguren vorkommen.

Und vor allem: Geschichten, in denen Frauen oder Mädchen Verbündete haben, Gefährtinnen. Andere Frauen, die sie auf ihrem abenteuerlichen Weg begleiten und ihnen zur Seite stehen. Solche Geschichten kannte ich als Kind gar nicht. Und was wollte ich werden als Kind? Prinzessin! Logisch. Ich wollte Prinzessin werden.

Natürlich kannte ich die ganzen Volksmärchen in der Version der Gebrüder Grimm. Die haben nicht alle Märchen selbst erfunden, die meisten sind Volkserzählungen oder Überlieferungen, aber in Sachen Frauenfeindlichkeit haben sie mit ihren Versionen auf jeden Fall noch schön einen draufgesetzt.

Trotzdem wollen fast alle Mädchen irgendwann mal Prinzessin werden.

Jetzt fragt man sich: Was kann denn so eine Prinzessin aus einem grimmschen Märchen Besonderes, was man unbedingt auch können will?

Ich sag’s euch: Nix! Absolut gar nix.

Keine Prinzessin in irgendeinem grimmschen Märchen hat irgendeine besondere Fähigkeit oder einen besonderen Charakter. Nichts. Sie sind alle absolut austauschbar. Die Rolle der meisten Königstöchter ist einfach nur passiv, teilweise sogar schon apathisch.

Keine von diesen Figuren bekommt in ihrem Leben irgendwas allein auf die Beine gestellt. Gut, Aschenputtel vielleicht, die scheint recht gut putzen zu können, aber die ist ja auch streng genommen noch keine Prinzessin.

Alle anderen können nix.

Gar nix.

Alle stecken aber in gehörigen Schwierigkeiten, in absoluten Ausnahmesituationen, die meisten sind sogar in Lebensgefahr! Da wäre es wirklich von Vorteil, mit dem ein oder anderen Talent ausgestattet zu sein.

Die Art und Weise, wie sie mit dieser gefährlichen Situation dann im Märchen umgehen, ist noch nicht mal besonders mutig oder schlau. Nein, die allermeisten sind sogar wahnsinnig dämlich.

Wenn man das einmal begriffen hat, dann kann man diese Geschichten nicht mehr lesen oder im Fernsehen ansehen. Dann kann man an Weihnachten keine einzige tschechische Verfilmung mehr gucken, ohne sich schrecklich fremdzuschämen.

Früher habe ich diese Filme geliebt, heute winde ich mich vor dem Fernseher. Ich kann da richtig wütend werden!

 

Nehmen wir Schneewittchen. Entschuldigung, aber wie dumm kann man sein? Schneewittchen wusste ganz genau, ihre Stiefmutter, die böse Königin, will sie umbringen. Das war ihr absolut klar. Da gab es kein Vertun, es gab mehrere Zeugen für die Morddrohung.

Darum ist Schneewittchen ja auch zu den Zwergen geflohen! Während sie sich dort versteckt hält, versucht also diese böse Stiefmutter, die übrigens zusätzlich noch magische Fähigkeiten besitzt, mehrmals, das Schneewittchen umzubringen.

Jetzt könnte man bei Schneewittchen ja wenigstens ein Mindestmaß an Lernfähigkeit voraussetzen. Also: Das letzte Mal, als ich einer fremden Frau die Tür aufgemacht habe, hat die mir etwas Verhextes verkauft und versucht, mich damit umzubringen. Dabei wäre ich fast draufgegangen. Ergo: Ich bin auf der Hut und falle nicht mehr auf die Verkleidungen der Hexe rein.

Das wäre dann eine gesunde Lernkurve. Wenn es das erste Mal passiert, dass eine Hexe versucht, dir etwas Vergiftetes zu verkaufen, und du fällst darauf rein, okay. Wer weiß. Vielleicht war der vergiftete Gürtel wirklich toll. Und vielleicht auch ein Schnapper. Ein absolutes It-Piece zu der Zeit … Black Friday, whatever.

Das kann bestimmt jedem mal passieren.

Aber eben nur EINMAL! Ich bin mir sicher, bei mir würde dieses Erlebnis einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und diese Nahtoderfahrung hätte mich zumindest dazu gebracht, so ein Spießerschild mit »Betteln und Hausieren verboten« an die Haustür zu hängen.

Aber bei Schneewittchen muss nach dieser ersten Begegnung irgendjemand die Festplatte gelöscht haben.

Die Hexe hat insgesamt drei Mal an die Tür geklopft, in der Gestalt einer alten Oma, um ihr was Vergiftetes zu verkaufen. Jedes Mal ist Schneewittchen drauf reingefallen und wäre schon bei den ersten beiden Malen fast dabei gestorben. Zwei Mal! Wie gesagt, ein Mal … okay, kann passieren. Von mir aus fällt man dann auch ein zweites Mal drauf rein. Ganz vielleicht, bei ’nem wirklich wahnsinnig guten Angebot.

Aber, Leute, ganz im Ernst. Ein drittes Mal auf die Hexe reinzufallen, ein drittes Mal die Tür zu öffnen … Sorry, aber das ist doch schon ’ne Diagnose.

Jeder Goldhamster und sogar eine Amöbe hätte besser reagiert! Und die hat nicht mal ein Gehirn, sondern lagert ihr Gedächtnis in ausgeschiedenem Schleim ab, damit sie sich erinnert, wenn sie wieder dran vorbeikriecht.

Aber was macht Schneewittchen am dritten Tag, als es klopft? »Hallo, wer sind Sie denn? Oh, was wollen Sie mir denn verkaufen? Einen Apfel? Toll! Den nehm ich! Ich hab wirklich nur tolle Erfahrungen mit diesen Haustürverkäuferinnen gemacht.«

Die Haare schwarz wie Ebenholz, aber das Hirn klein wie eine Erbse?

Und selbst, als sie an dem Apfel vermeintlich erstickt ist und tot in ihrem gläsernen Sarg liegt, ist sie noch wunderschön. Darum der Glassarg, damit es alle sehen können. Sie ist sogar noch so schön, dass der Prinz, der vorbeikommt, sie auch tot noch mitnehmen will. Nur ihre Schönheit hat sie sichtbar gemacht.

Aber Moment mal. Der Prinz will das tote Schneewittchen mitnehmen?

Warum?

Hat irgendjemand schon mal darüber nachgedacht, wie creepy das ist? Nekrophilie muss doch auch im Märchenland einfach nur illegal sein …

 

Die anderen Prinzessinnen sind auch nicht besser.

Nehmen wir mal Dornröschen. Auch ein schönes Beispiel.

Kurz zusammengefasst: Auf dem Königreich von Dornröschens Vater liegt ein Fluch, den eine böse Fee ihm auferlegt hat. Diese Fee war sauer, weil sie zur Taufparty von Dornröschen nicht eingeladen worden war oder keinen goldenen Teller hatte. Irgendetwas in der Richtung. Darum verfluchte sie das ganze Königreich. An ihrem sechzehnten Geburtstag sollte sich Dornröschen an einer Spindel stechen, und dann sollten alle Menschen im Land hundert Jahre schlafen. Leichte Überreaktion, muss man zugeben.

Dornröschen war ganz sicher bekannt als die dümmste Nuss im Märchenwald. Statt Blondinenwitzen gab es in ihrem Königreich sicher Dornröschenwitze. Im Grunde genommen war sie die Paris Hilton unter den Prinzessinnen. Sie hatte wirklich alles! Burgen, Schlösser, Pferde, Schmuck, Klamotten, Dienstboten. Alles.

Alle haben ihr permanent gesagt: »Gönn dir, Mädel, gönn dir. Mach, was du willst! Außer einer kleinen Sache. An deinem sechzehnten Geburtstag tu uns allen den Gefallen und stich dich nicht an einer Spindel. Geht für alle hier scheiße aus.« Mehr nicht.

Das war jetzt keine unlösbare Aufgabe, oder? Das hätte man schaffen können. Die haben ihr ja nicht gesagt, hör auf zu atmen! Die haben ihr auch nicht gesagt, sie dürfe ihren Geburtstag nicht feiern! Nee, sie hätte eine Party machen dürfen, die anderen Girls einladen und mit Aschenputtel einen durchziehen dürfen.

Aber was macht Dornröschen? Die geht in diesen scheiß Turm und findet ’ne Spindel.

Nicht nur das, nein! Sie sticht sich sogar damit in den Finger und blutet. In einem Turmzimmer, wo nichts anderes steht als diese Spindel. Das muss man erst mal schaffen. Genau so, wie es die böse Fee vorausgesagt hat. Was für ein Zufall, oder?

Gut, vielleicht ist das plötzliche Einsetzen einer Blutung bei einer Sechzehnjährigen in diesem Märchen gar nicht ihre Schuld, sondern steht hier tatsächlich im übertragenen Sinne für die Menstruation? Also kann sie vielleicht gar nichts dafür, und der Fluch wäre quasi auch ohne ihr Zutun in Kraft getreten? Das würde sie dann noch passiver machen, denn dann würde man ihr auch noch die einzige aktive Handlung aus dem Drehbuch streichen. Aber es wäre trotzdem alles ihre Schuld, denn dafür steht die Menstruation schließlich.

Die Erbsünde, wir erinnern uns.

 

Kein Wunder, dass in fast jedem grimmschen Märchen am Ende der Prinz kommen muss und dann alles für die Mädels regelt. Keine Prinzessin in irgendeinem Märchen kommt aus eigenem Antrieb aus ihrer Misere raus. Keine einzige!

Fairerweise muss man aber sagen, dass der Prinz hier einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Die hundert Jahre waren vorbei, die Dornenhecke hat sich geöffnet, und der Prinz konnte einfach reinmarschieren, um dort ungefragt das seit hundert Jahren schlafende Dornröschen zu küssen. Womit wir wieder bei der Nekrophilie wären …

 

Ja, ich weiß … Gretel hat im Alleingang die Hexe verbrannt und ihren Bruder gerettet, aber sie ist eine AUSNAHME! Außerdem ist sie keine Prinzessin … Und welches Mädchen hat denn bitte beim Märchenhören früher gedacht: »Boah, cool, ich werde mal Gretel!«? Wir wollten alle Dornröschen sein …

Das Einzige, was Gretel mit den anderen Prinzessinnen gemein hat, ist die böse Stiefmutter. Frauen, die in den grimmschen Märchen neben der Prinzessin mitspielen dürfen, sind nie ihre Freundinnen, Gefährtinnen oder Verbündeten. Sondern immer nur böse Stiefschwester, böse Stiefmutter oder böse Hexe. Die Rivalität unter Frauen wird in jedem Mädchen zur Tatsache gemacht. Ab und zu gibt es zwar so eine Art »Quoten-Gute-Fee«, aber die ist in ihren Fähigkeiten oft extrem limitiert und keine wirkliche Hilfe. Die liebende Mutter ist meistens schon am Anfang des Märchens tot, was den Vater völlig handlungsunfähig und manipulierbar macht. Total hilflos, man hat sogar Mitleid mit ihm, weil er von der weiblichen Heimtücke so überwältigt wird. Interessant, dass hier die eigentlichen Patriarchen zu hilflosen Opfern gemacht werden.

Der Vater von Aschenputtel zum Beispiel, der bringt seinen Stieftöchtern teure Kleider von der Reise mit und seiner leiblichen Tochter nur einen fucking Zweig. Außerdem schaut er tatenlos zu, wie seine Tochter versklavt und von seiner Frau und ihren Töchtern misshandelt wird. Irgendwie ist man aber gar nicht sauer auf den Vater, sondern denkt sich: Ach, der Arme, er kann nix dafür, seine zweite Frau hat ihn dazu gebracht …

Es gibt sogar eine Urfassung von Dornröschen von Perrault, in der Dornröschen nach ihrer Heirat mit dem Prinzen zwei Kinder und dazu noch eine böse Schwiegermutter bekommt.

Da heißt es: »Als er im Krieg ist, will seine Mutter nacheinander die beiden Kinder und seine Frau schlachten lassen, um sie zu essen …«[3]

Cool! Und jetzt schlaft schön, liebe Kinder.

 

Also, ausnahmslos alle anderen Frauen, die neben der Prinzessin im Märchen vorkommen, sind böse und auch immer wahnsinnig neidisch auf die Prinzessin, geradezu vom Neid zerfressen! Und worauf? Sie neiden ihr immer das Einzige, was die Prinzessin besitzt, das Einzige, was sie wirklich auszeichnet und was wir alle auch wollen. Nämlich: die Schönste zu sein.

Die Schönste, die Einzige, die Auserwählte. Das ist das höchste Gut. Die Schönheit von Schneewittchen treibt ihre Stiefmutter zu Mordgelüsten, ihre Schönheit bringt die Stiefschwestern von Aschenputtel zur Weißglut und löst in jedem Prinzen den Wunsch aus, sie unbedingt retten und heiraten zu wollen. Durch ihre Schönheit wird sie für den Prinzen überhaupt erst sichtbar.

 

Die Schönste wird also auserwählt. Sie muss gar nichts können.

Schön und passiv warten eigentlich alle Heldinnen in den grimmschen Märchen darauf, endlich Ehefrau und so zur Trophäe für den heldenhaften Mann zu werden. Die meisten Märchen-Ehen werden so eingegangen. Die Prinzessin ist so ’ne Art Pokal oder Belohnung und wird eigentlich auch nie gefragt, ob diese Ehe für sie okay ist.

Manche von ihnen sind sogar so schön, dass der eigene Vater sie heiraten will. Ein extrem verstörendes Beispiel hierfür ist das Märchen von Allerleirauh. Auch von den Gebrüdern Grimm, aber wegen dieses superedgy Storytwists eher nicht so bekannt.

In diesem Märchen nimmt die Königin dem König auf ihrem Sterbebett das Versprechen ab, nur eine neue Frau zu heiraten, wenn diese mindestens so schön wie sie selbst ist und auch genauso schönes goldenes Haar hat.[4]

Na klar. Auch ’ne nette Art zu sagen: Denk immer daran, ich bin die schönste Frau, die du je hattest. Und jetzt leb wohl.

Aber so formuliert klingt es erst mal total nett. So als würde sie ihm für sein restliches Leben nur das Beste wünschen.

Ganz ehrlich: Auch wenn ich (fast) allen meinen Ex-Freunden wirklich gewünscht habe, dass sie glücklich werden – ganz hinten im Kopf, in dieser einen geheimen Ecke meiner Seele, wo ich ganz alleine bin, habe ich ihnen ganz sicher keine gut aussehenden Freundinnen gewünscht.

Mein Unterbewusstsein ist da wohl oldschool.

Aber was für eine heilige Wunschvorstellung, nach dem eigenen Tod auf einer Wolke zu sitzen, auf seinen Ehemann und seine neue Frau hinabzublicken und zu denken: Ach, wie toll, seine neue Frau ist wunderschön und so viel schlanker und hübscher als ich. Gönn ich ihm!

Never ever gonna happen.

Bei Allerleirauh hat der König natürlich Mühe, eine neue Frau zu finden, die mindestens so schön ist wie seine verstorbene Frau. Aber zum Glück fällt dann dem König irgendwann auf: Oh, so schön wie meine Frau ist ja nur meine Tochter! Dann will ich die heiraten.

Die hat natürlich nicht so richtig Bock darauf und versucht, durch Untertauchen und unlösbare Aufgaben der Sache zu entkommen.

Aber, Achtung, Spoiler: Am Ende heiratet sie ihren Vater.

Cool.

Happy End.

 

Was also stimmt denn bitte nicht mit den Gebrüdern Grimm?

 

Elke Liebs, Literaturwissenschaftlerin und Psychotherapeutin, formulierte es so: »Einige Kinder und im Übrigen nur Frauen sind die bevorzugten Objekte dieser obskuren Begierde: zu überwachen, zu maßregeln, einzusperren, zu strafen, fortzujagen, zu verstümmeln, zu verschenken, zu verkaufen, der Kinder zu berauben, bis aufs Blut zu schinden, zu töten, zu zerstückeln.«[5]

 

Ja, auch ’ne Art Diagnose.

Und was lernen wir aus diesen Märchen? Sei lieb und schön, schlaf hundert Jahre, mach keinen Ärger, dann kommt zur Belohnung der Prinz.

Und vor allem: Traue anderen Frauen auf keinen Fall.

Wie weit das alles vom echten Leben entfernt ist. Wie einsam dieses Prinzessinnenleben ohne verbündete Frauen ist! Wie einsam man ohne Freundinnen ist! Keine einzige der dunklen Stunden in meinem Leben hätte ich ohne meine starken, schlauen, schönen Freundinnen überstanden. Allein bei allen Lebenskrisen in Sachen Liebe! Was hätte ich getan, wenn nicht meine Mutter meinen ersten Liebeskummer mit mir ausgehalten hätte? Stundenlang saß sie neben mir, dem weinenden Häufchen Elend. Ich musste nicht zur Schule gehen und habe jedes tröstende Wort aufgesaugt. Nur sie wusste, dass ich noch Wochen später gelitten habe, als ich in meiner Clique schon als »total drüber weg« galt.

In fast jeder meiner persönlichen Krisensituationen, egal, ob privat oder beruflich, habe ich immer Frauen um Rat gefragt.

Gar nicht, weil ich nur weibliche Ratschläge wollte, das war vielleicht sogar Zufall. Oder diese Ratschläge blieben mir eben besonders in Erinnerung. Ich habe auch immer männliche Freunde gehabt, die mir in so vielen Lebenslagen beiseitestanden, aber hier möchte ich jetzt mal die Frauen hervorheben.

Wie oft meine liebste Freundin Jeannine sich meine bis in die Formulierung wiederholenden Traumatageschichten angehört hat. Wie sie für alles und jede Krise immer den perfekten Plan hatte. Wie sie, als ich völlig unfähig war, sogar meine Beziehungskonversation übernommen hat.

Könnte man das alles bei VG Wort anmelden, sie wäre reich.

 

Die Passivität der Prinzessinnen in den grimmschen Märchen kann einen echt nervös machen. Man wünscht sich so sehr, sie würden ihr Leben selbst in die Hand nehmen, weil sie eben nicht passiv sind und darauf warten, dass jemand den Shit für sie regelt!

Schneewittchen wäre schon beim zweiten Besuch der bösen Stiefmutter auf der Hut und hätte die Tür verbarrikadiert! »Nein danke! Beim letzten Mal haben Sie versucht, mich umzubringen, Anzeige ist raus!«

Oder Dornröschen würde sagen: »Den Teufel werd ich tun und diese Spindel anpacken, ich will mich ja nicht stechen, außerdem kenn ich den Fluch! Ciao, goodbye, Spindel!«

Oder Aschenputtel, die würde sich eben nicht im Taubenhaus verstecken, wenn der Prinz auf dem Hof nach ihr sucht und ihre Stiefschwestern den gläsernen Schuh anprobieren. Sie würde sofort rauskommen und sagen: »Hier! Mein Schuh! Das ist meiner!«

Das wären mal angemessene Vorbilder für Mädchen und junge Frauen.