Eternal - Band 8 - Krise - Tom Schnellhardt - E-Book

Eternal - Band 8 - Krise E-Book

Tom Schnellhardt

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Beschreibung

Die NeoNeks sind geschlagen. Der Krieg gegen die zerstörerischen Androiden wurde unter der Führung der Terraguards erfolgreich beendet. Nach gefühlt ewiger Zeit gibt es für die Nekori in der Milchstraße keine ernsthafte Bedrohung mehr. Endlich können sich die Whiteguards den Problemen am Rande der Milchstraße widmen und dem Treiben der verbrecherischen Syndikate im Outer Rim ein Ende bereiten. Aber SotAtvar Jelam hat andere Pläne mit der Excalibur. Das Projekt Möbius soll das Reisen zwischen den Sternen um ein Vielfaches beschleunigen. Doch die Frage, ob die neuen Hypersteberts wirklich zuverlässig funktionieren, lässt sich so schnell nicht einwandfrei beantworten, denn das Flaggschiff der UoS findet sich nach diesem Experiment in einem Teil des Universums wieder, der gänzlich unbekannt ist. Die Frauen und Männer um Matt Sanders stehen nun vor Problemen, auf die sie niemand vorbereitet hat. Doch mit den technischen Möglichkeiten und den Wissenschaftlern an Bord der Excalibur werden sie auch diese Herausforderungen meistern und dabei einem neuen Feind begegnen, dessen wahre Stärke sie noch nicht einmal im Ansatz erfassen können.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Eternal - Band  8 - Krise
Erster Band des Wradagh-Zyklus
Tom Schnellhardt
Contents
Title Page
Vorwort
Kapitel 01 – Was bisher geschah …
Kapitel 02 – High Noon
Kapitel 03 – Selektion
Kapitel 04 – Rückruf
Kapitel 05 – Projekt Möbius
Kapitel 06 – Status Quo
Kapitel 07 – Exploration
Kapitel 08 – Brotkrumen
Kapitel 09 – Krise
Nachbemerkung
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Stichwortverzeichnis
Copyright & Impressum
Eternal
– Band 8 –
Krise
- Erster Band des Wradagh-Zyklus -
Von
Tom Schnellhardt
Erstausgabe – V 1.0
Januar 2024
© 2024
Vorwort
Tarum, ihr Leser.
Ja, ich weiß. Es hat viel zu lange gedauert. Aber jetzt geht es weiter mit den Geschichten der Eternals. Nach dem Ende von Band 7 bin ich irgendwie in ein ‚Storyteller‘-Loch gefallen. Die Geschichte um Matt, Jarrod, Shali, Temara und all die anderen Figuren, die ich erschaffen habe, hat zunächst einen Abschluss gefunden. Bereits als ich das erste Kapitel geschrieben hatte, war mir klar, dass der erste große Zyklus am gleichen Ort, der Wave-Organ in San Francisco, auch enden sollte. Aber ich habe damals schon geschrieben, dass die Geschichte der Terraguards noch nicht zu Ende erzählt ist. Was mir nur gefehlt hat, war ein spannendes Thema, das genügend Potenzial hatte, um mehrere Bücher zu füllen. Und ja, das Ende dieses Buches ist ein Cliffhanger. Doch es nimmt euch Leser mit auf eine Reise in etwas vollkommen Neues. Ja, ja wird der eine oder andere sagen: To boldly go where no man has gone before. Das gab’s doch irgendwie schon mal. Mag sein, aber nicht so!
Der ‚Wradagh‘-Zyklus ist zunächst auf drei Bände angelegt, es könnten aber auch mehr werden. Wir werden sehen.
So, nun noch ein paar Vorbemerkungen: Für alle Fans von Kerato, Jinlack, Prinam oder Sorgol: Ich weiß, sie kommen in diesem Buch etwas zu kurz. Aber es tauchen eine Menge neuer Protagonisten auf, die für die Geschichte der Eternals wichtig werden. Im nächsten Buch werde ich den althergebrachten Helden wieder mehr Zeit widmen können.
Als alleiniger Autor so einer Romanreihe ist es wirklich schwer, noch den Überblick zu behalten. Sollte ich irgendwie einen ‚Bockmist‘ geschrieben haben, zögert nicht, mir eine Mail zukommen zu lassen, wenn es Logikfehler gibt. Mir ist bewusst, dass es schon einige ‚Hoppalas‘ in Band 1 bis 7 gibt. In einer ruhigen Minute muss ich die auch irgendwann ausbügeln. Von der astrophysikalischen Seite her ist diese Geschichte ein Spagat zwischen Sci-Fi und mathematischer Realität. Aber hey, gute SF und Space Opera ohne Hyperraum und entsprechenden Antrieb ist doch auch nix, oder?
Bildet euch eure eigene Meinung. Im Nachhinein hatte ich viel Spaß beim Schreiben. Wie immer hoffe ich, dass ihr auch genauso viel Freude beim Lesen habt.
Euer Tom Schnellhardt
Kapitel 01 – Was bisher geschah …
Zusammenfassung Band 1 – 6
(Übernommen aus Band 7)
Matt Sanders, verheiratet, Vater, entwickelt mit seinem Freund Jarrod einen Quantencomputer und die dazu notwendigen Nanoroboter. Doch seine Planung für die Zukunft wird jäh über den Haufen geworfen, als er glaubt, wegen einer Krebserkrankung nur noch wenige Wochen zu leben. Nachdem er für sich bereits mit seinem Leben abgeschlossen hat, muss er beruflich eine letzte Reise antreten. Zusammen mit seinem Sohn Corey stürzt er in einem Privatflugzeug über den peruanischen Anden ab. Da die Suchaktion durch seine Frau und seinen Freund und Geschäftspartner Jarrod Regnier erfolglos bleibt, werden beide Sanders für tot erklärt. Doch alles kommt anders.
Zur gleichen Zeit suchen der Archäologe Reginald Roscoe Lewis und seine neue Freundin Rachel Mullaly in den USA nach einem Dinosaurierskelett. Sie haben zwar Erfolg, doch darüber hinaus finden sie die Überreste einer Katastrophe, die sich vor über sechzig Millionen Jahren ereignet hat. Und in der gleichen geologischen Schicht entdecken sie … menschliche Überreste. Nach und nach zeigt sich, dass die Menschheitsgeschichte vollkommen neu geschrieben werden muss, denn so sehr sich die Wissenschaftler auch gegen die Wahrheit sträuben, müssen sie doch feststellen, dass sich die Menschheit, so wie wir sie kennen, nicht auf der Erde entwickelt hat, sondern auf einem Planeten mit dem Namen Nekora, weit draußen in der Milchstraße.
Infiziert mit Nanorobotern verwandelt sich Rescoe Lewis in einen außerirdischen Cyborg, einen Eternal. Parallel dazu werden Matt und Corey Sanders in den peruanischen Anden von Androiden aus ihrem Flugzeugwrack gerettet und in deren geheime Forschungsstation Rakor gebracht. Durch einen glücklichen oder unglücklichen Zufall wird auch Matt Sanders mit diesen fremden Nanoroboten, Mites genannt, infiziert oder vielmehr geheilt. Sein Sohn hat nicht so viel Glück und behält nach dem Unfall einen irreparablen Schaden an seinem Gedächtnis zurück. Corey Sanders‘ Körper lebt, aber seine Erinnerungen, sein Geist, sind unwiderruflich verloren. Auf eben jener Rakorstation liegt in einer Stasiskammer deren letzte Kommandantin Shali O’ona Cha’awa seit achttausend Jahren in einem Tiefschlaf. Ihre eigenen Ultimites haben, verursacht durch ein kompromittiertes Update, einen Detonationskörper an ihrer Wirbelsäule installiert. Zusammen mit Jarrod gelingt es Matt und Kerato, einem der Androiden, diese Sprengfalle zu entschärfen und Shali aus der Stasis zu befreien.
Immer mehr zeichnet sich ab, was sich in den letzten zehntausend Jahren auf der Erde ereignet hat. Hatten wir Menschen bis dahin geglaubt, die Krone der Schöpfung und die einzige intelligente Zivilisation in der Milchstraße zu sein, wurden wir eines Besseren belehrt. Die Erde, so wie wir sie kennen, war Teil eines gigantischen Projekts, mit dem die Wissenschaftler der UoS, die Summacs, ihre eigene Geschichte erforschen wollten, denn die Position ihres Heimatplaneten Nekora war schon vor Jahrmillionen in Vergessenheit geraten.
Mit dem Projekt Issikalla hatten sie auf der Erde und zwei anderen Planeten versucht, die Entwicklung der Menschen, der Nekori, noch einmal nachzuvollziehen, um daraus wichtige Erkenntnisse zu erlangen. Dazu wurde so gut wie jedes lebende Wesen auf der Erde erfasst und deren DNA-Sequenz archiviert. Von wichtigen und berühmten Erdenbewohnern wurden sogar Kopien erstellt und auf die Oberfläche von Seku III zurückgeschickt, während die Originale in Stasiskammern in der Arca IV auf der Rückseite des Monds eingelagert wurden.
Es kommt, wie es kommen muss. Matt verliebt sich in Shali und ist gezwungen, sich zwischen seiner Familie und einem neuen Leben mit der Kommandantin der Rakorstation zu entscheiden. Nach einem Schädel-Hirn-Trauma, all seiner Erinnerungen beraubt, gibt es für Matts Sohn Corey nur eine Alternative, ohne Behinderung weiterzuleben. Der Geist eines toten Außerirdischen, Ja’orikk Ba’alok, wird mit einem Egotransfer in sein Gehirn überführt. Von nun an nennt sich Matts Sohn Corrik und kann wieder am Leben teilnehmen.
Matt und seine neu gewonnenen Freunde nutzen die ungeheuren technischen Möglichkeiten der außerirdischen Technologie und beginnen mit einer ganzen Armee von Chisu, modularen Androiden, die in der Vergangenheit begangenen Fehler der Menschen auf der Erde auszumerzen. Unter anderem gelingt es ihnen, Teile eines antiken Raumschiffs zu deaktivieren, das im Bermuda-Dreieck besonders in den letzten einhundert Jahren von Zeit zu Zeit für die seltsamsten Phänomene gesorgt hat.
Auf der Erde erkennen immer mehr Militärs und Politiker, dass ihr eigener Einfluss durch die schiere Existenz der Außerirdischen in Gefahr gerät. Sie setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um diese neue ‚Unbekannte‘ in der Gleichung der Mächte zu eliminieren.
Zusammen mit dem Captain der Arca IV, Utnar Pishtim, beginnen die neu gegründeten Terraguards damit, die alten Strukturen der Union of Stars wieder herzustellen. Zunächst nur innerhalb des Sonnensystems, traut sich die bunt zusammengewürfelte Truppe stetig weiter in den Weltraum hinaus.
Ihre erste Reise führt sie zu den Zentren der Macht und der Wissenschaft. In der Archivsphäre IV entdecken sie eine menschliche Zivilisation, die sich in den letzten achttausend Jahren unabhängig von der Erde und ohne die Aufsicht durch die Summacs der UoS entwickelt hat. Eine ungeheure Flotte von Raumschiffen liegt vor Shipyard auf Reede und wartet auf ihre neue Bestimmung.
Eine kleine, ausgesuchte Gruppe von Androiden heißt die Terraguards auf Centron willkommen und hilft ihnen, die Politiker des Circumplenums aus der Stasis zu holen. Projekt Issikalla war und ist ein Kind der Wissenschaftler von Summacan. Hier erwarten sich die Männer und Frauen um Matt Sanders erste Antworten auf ihre brennendsten Fragen, werden aber herb enttäuscht. Denn auch hier herrschte in den letzten achttausend Jahren absoluter Stillstand. Doch in den Archiven des Planeten finden sie erste Hinweise zur Lösung des Problems. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass der heimtückische Angriff auf die UoS einer feindlichen Rasse von Androiden zuzuschreiben ist, den NeoNekori oder kurz NeoNeks. Die letzte Station der ersten Reise ist No’osqa, das Hauptquartier der Whiteguards.
Matt und Kerato gelingt es, die Basis für eine Verständigung mit den Antas zu legen. So wie es scheint, basierte die Millionen Jahre alte Feindschaft zwischen den beiden Spezies nur auf kommunikativen Missverständnissen.
Auf Seku III, der Erde, werden die ersten Raumstationen für das System der Wetterkontrolle in Betrieb genommen. Umweltkatastrophen wie Hitzewellen und alle Arten von Stürmen gehören der Vergangenheit an. Beinahe siebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Joseph Stalin der Prozess gemacht und endet überraschend ohne eine drakonische Strafe.
Die Terraguards untersuchen den Planeten Fagolus Nekra und finden eine menschliche Kultur, die in einer postnuklearen Welt jeden Tag ums Überleben kämpft. Dort kann der ehemalige Ingenieur Sorgol mit seiner Familie in letzter Sekunde vor dem Angriff mutierter Clanmitglieder gerettet werden. Auf der Erde spitzt sich die politische Lage zu und die Terraguards kommen einer Intrige auf die Spur, die alles bisher Gekannte in den Schatten stellt. Später wird ihnen klar, dass sie im Kampf gegen die NeoNeks Unterstützung von ungewöhnlicher Seite benötigen und beginnen mit der Suche nach Ki’ilan Itas, während Temara und Jarrod auf Storia erfolgreich einen Angriff der NeoNeks abwehren können. Der dort gefangen genommene Superior Kratas wird in den zukünftigen Entwicklungen noch eine zentrale Rolle spielen.
Jarrod riskiert sein Leben bei einem Selbstversuch mit veränderten Mites. Er wird gerettet und profitiert von den neuen, dadurch erlangten Erkenntnissen. Auf der Suche nach dem Grab von Ki’ilan Itas kehren die Terraguards nach Fagolus Nekra zurück. Und entdecken vor Ort in der Schwarzen Zitadelle einen ungeheuren Schatz. Zu guter Letzt tauchen am Rande des Sonnensystems neue Verbündete auf, die die Menschheit im Kampf gegen die NeoNeks tatkräftig unterstützen wollen und eine Delegation von Shipyard übergibt den Terraguards ihre neueste Innovation, die UoSS Paragino.
Zusammenfassung:Band 7 - Perspektive
Die noch brandneue Paragino wird von Matt und seinem Team umgetauft und dient ab sofort mit dem Namen Excalibur als Flaggschiff der UoS und ist von nun an die Basis für alle weiteren Operationen der Terraguards. Neben dem Schiff selbst werden auch eine ganze Reihe neuer Taraks geliefert, die speziell an Matts Wünsche angepasst wurden.
Die diversen Kulturen von Androiden gehen mit der UoS eine Allianz ein. Nekori, Amnekori und Nilagi werden in Zukunft die Geschicke der Milchstraße bestimmen. Die gefangen genommenen und umprogrammierten NeoNeks wollen sich nach ihrem ‚Erschaffer‘ Ki’ilan Itas Itasianer nennen. Um für die nächsten ‚Angriffe‘ auf die nach wie vor gefährlichen NeoNek-Verbände optimal gewappnet zu sein, werden per ‚Egokopie‘ spezielle androidische Versionen von Matt, Jarrod und Jinlak geschaffen, die sich zur einwandfreien Identifikation Mattex, Jardo und Janlik nennen. Nach einem tragischen Unfall im Weltall, bei dem Teile von Keratos Korpus zerstört werden, wird sein ‚Cyberego‘ in einen neuen Körper der Amnekori transferiert. Er nimmt den Namen Kerato Chomo an, eine Kombination aus ‚Chisu‘ und ‚Homo‘.
Um die Gefahr durch die NeoNeks einzudämmen, werden ihre neuen Basiskonstrukte ausgeschaltet, bevor sie ihre volle Leistung erreichen. Der für die feindlichen Androiden zentrale Datenknotenpunkt ‚Storage Alpha‘ wird übernommen und die dort gespeicherten Informationen von den Whiteguards kopiert und in ihre strategischen Planungen mit einbezogen. Von nun an können die NeoNeks nicht mehr im Geheimen operieren, da das Whiteguard-Hauptquartier auf No’osqa all ihre Bewegungen direkt mitverfolgen kann. Außerdem werden nach und nach sämtliche Kommunikationsbojen der Neks deaktiviert oder eliminiert.
In einem planetenumspannenden Plebiszit, einer Volksbefragung, haben die Menschen der Erde die Wahl, ob ihr Heimatplanet in Zukunft ein vollwertiges Mitglied in der Union der Sterne werden möchte, mit all den Vor- und Nachteilen, die es zu bedenken gilt. Nachdem das Votum positiv ausgeht, beginnt schon kurze Zeit darauf der ‚Exodus‘ der Erdbevölkerung, die sich aufmacht, ihre Heimatgalaxie zu erkunden.
Es beginnt die vermutlich größte gemeinsame militärische Unternehmung, die ‚Operation Maelstrom‘. Mit ihr gelingt es einer Allianz aus Nekori, Nilagi und Amnekori, die NeoNeks zu besiegen und für eine lange Zeit aus der Milchstraße zu verbannen.
Das umstrittene Projekt Issikalla wurde bereits vor einiger Zeit als beendet erklärt. Nun mussten sich die Wissenschaftler Klarheit darüber verschaffen, was auf den beiden anderen Planeten, die ebenfalls Teil der Forschungen waren, während der Spinalminenkrise geschehen ist. Auf Paritella V finden Sie eine menschliche Zivilisation vor, die auf dem Stand des irdischen Mittelalters stehen geblieben ist, während auf Semnoko II ein tödliches Virus die Bewohner dezimiert hat. Nur wenigen Überlebenden ist es gelungen, unter riesigen Kuppelbauten der biologischen Bedrohung zu widerstehen.
Matt und Shali machen Nägel mit Köpfen und besiegeln ihre langjährige Beziehung und gehen die UoS-Version der christlichen Ehe ein. Im engsten Freundeskreis feiern die beiden Terraguards auf einer kleinen Insel auf Shione. Nur kurze Zeit später kommt ihr gemeinsamer Sohn Sam zur Welt.
Mit einer feierlichen und entsprechend pompösen Zeremonie wird die Erde offiziell in die Union of Stars aufgenommen und vollwertiges Mitglied in der großen Gemeinschaft der Sonnensysteme in der Milchstraße.
Kapitel 02 – High Noon
Planet Rala IV, Ebene von Skorogio
20. Juli 2031
Matt blickte in die helle Sonne, die im Zenit am Himmel stand. Auf der Erde wäre es jetzt zwölf Uhr mittags. Aber wer könnte ihm denn zum jetzigen Zeitpunkt sagen, wie spät es wirklich war? Er hatte schon lange jedes Gefühl für Zeit verloren. Beinahe täglich waren er und die Terraguards auf einem anderen Planeten gelandet. Hinzu kam noch die unterschiedliche Zeit an Bord der Excalibur. Ein normaler Jetlag war ein Kindergeburtstag gegenüber der Herausforderung an den Biorhythmus eines Raumschiffkommandanten.
Er fuhr mit einem Finger noch einmal über den magnetischen Verschluss seiner schwarzen Uniformjacke. Während er die federleichten, ebenso schwarzen Handschuhe überstreifte, blickte er noch einmal auf zu seinem ‚Merlin‘, den er gerade verlassen hatte. Von irgendwoher tropfte etwas Kühlflüssigkeit aus dem Tarak nach unten, während etliche Ventilatoren sich abmühten, die noch heißen Aggregate ein wenig zu kühlen. Nichts Besorgniserregendes, aber er machte sich einen Vermerk im Egocom, den ungewöhnlichen Flüssigkeitsverlust später von einem Techniker überprüfen zu lassen.
„Hier, Sir, Ihre Waffe.“ Der kleine Ro-Chisu reichte ihm den Gürtelhalfter samt Handblaster.
„Danke, Praku.“ Matt verschloss den Gürtel und arretierte den unteren Part des Halfters an der vorgesehenen Halterung an seinem rechten Bein. Der Chisu überprüfte noch einmal die Funktion und den korrekten Sitz des schweren Handblasters, bevor er sich daranmachte, Matts Secu-Anzug zurück in das Lagerfach in seinem Merlin zu verstauen. Dann sammelte er alle Handtücher ein, mit denen er Matt das Secu-Gel vom Körper gerubbelt hatte.
„Praku, hast du vielleicht etwas zu trinken für mich?“
„Ja, Sir. Hier, Sir. Eine Flasche Wasser.“
„Nicht das. Ist mein Flachmann irgendwo?“
„Ja, Sir. Hier. Allerdings muss ich Sie daran erinnern, dass es vielleicht nicht ratsam ist, im Kampfeinsatz alkoholhaltige Getränke zu konsumieren.“
Matt musste kurz schmunzeln, weil der kleine Chisu sich wirklich bemühte, korrekt zu handeln. „Schon gut, Praku-Ro. Aber vielleicht ist das nun mein letzter Schluck.“ Er setzte die kleine silberne Flasche an die Lippen, hielt dann kurz inne und schaute aus den Augenwinkeln noch einmal zu dem dunklen Tarak, der knapp fünfzig Meter entfernt stand und dort deaktiviert worden war.
Der gegnerische Pilot hatte jetzt ebenfalls seinen Tarak verlassen und machte sich wie Matt bereit für das nun Folgende. Allerdings war dessen Kampfmaschine noch nicht mit den neuesten Upgrades wie Matts Merlin ausgestattet. Daher konnte man selbst aus dieser Entfernung hören, wie der Pilot hustete und röchelte, um die Atemflüssigkeit aus seinen Lungen zu pressen. Matt war froh, dass ihm diese Tortur jedes Mal erspart blieb. Dann führte er sein Vorhaben fort und nahm einen ziemlich großen Schluck des schottischen Single Malts. Hier auf Rala IV erinnerte ihn der salzige Geschmack des achtzehn Jahre alten ‚Lagavulin‘ an den fernen Planeten, der einmal seine Heimat gewesen war. Das leichte Brennen in der Kehle war eine angenehme Ablenkung von dem, was ihm nun bevorstand. Er überprüfte noch einmal den Ladezustand seines Blasters. „Und, sehe ich gut aus, Praku?“
„Hervorragend, Sir.“ Der Chisu entfernte einen letzten imaginären Fussel an Matts Hüfte. „Sind Sie sicher, dass Sie das jetzt wirklich tun wollen?“
„Ich muss, Praku! Ich muss.“ Matt begann zu realisieren, dass dies vielleicht nicht seine beste Idee des Tages war. „Sonst ist mein Ruf hier in den Randsektoren der Galaxie bis in alle Ewigkeit ruiniert. Ich kann jetzt nicht mehr kneifen.“
„Verstanden, Sir. Ich bringe mich dann mal in Sicherheit und bereite für alle Fälle das Notfall-Medipack vor.“
„Gute Idee. Mach das. Vielleicht ist ja von mir doch noch was zu retten, wenn mein Plan schiefgeht“, meinte Matt mit einem verzerrten Lächeln. Er wollte noch einen morbiden Spruch von sich geben, bemerkte aber dann, dass der gegnerische Pilot ihn schon beinahe erreicht hatte.
In einem Abstand von geschätzt zwanzig Metern blieb der Mann plötzlich stehen und schien dort auf ihn zu warten. In aller Ruhe fischte er eine dicke, lange Zigarre aus der Brusttasche seiner seltsam aussehenden Uniform und zündete sie mit einem Feuerzeug an. Dann blies er kunstvolle, kreisrunde graue Rauchkringel in die Luft. Irgendwie erinnerte Matt der Syndikatsmann an Schwarzenegger oder Stallone in einer ihrer Paraderollen. Er musste zugeben, dass er ein klein wenig beeindruckt war von dem Mann, mit dem er sich gleich duellieren wollte oder vielmehr sollte. Der gegnerische Tarakpilot war groß, aber nicht zu groß, um in die Standardausrüstung eines Eternals zu passen. Schließlich hatte er bis gerade eben eine mächtige Kampfmaschine pilotiert, die keinen Platz für zu große Menschen bot. Matt vermutete, dass sein Gegenüber die volle technische Mite-Ausstattung eines Whiteguards in sich trug. Vielleicht besaß er sogar ein paar Zusatzfeatures, die die Ingenieure der Syndikate hier am Außenrand der Galaxis entwickelt hatten, ohne dass man auf Centron oder Summacan davon wusste. Er wollte auf alle Fälle vorbereitet sein, irgendwie. Der fremde Syndikatsmann hatte ein zernarbtes Gesicht, das von vielen Schlachten und noch mehr Kämpfen zeugte. Ob er sich die Verletzungen in kriegerischen Auseinandersetzungen zugezogen hatte oder in einer wilden Schlägerei in einem finsteren Nachtclub, vermochte Matt nicht zu sagen. Das blieb das Geheimnis seines Gegenübers, vorerst.
„Der hat ja die Ruhe weg!“, dachte Matt bei sich, als er den anderen beim Rauchen beobachtete. Für eine Millisekunde überlegte er, sich später auch eine Zigarre zu gönnen, musste aber selbst kurz grinsen, denn seine Raucherkarriere war schon seit langer Zeit beendet, Mites hin oder her.
Während Matt seine schweißnassen Hände abtrocknete, musterte er sein Gegenüber aus den Augenwinkeln. Dann warf er das Handtuch zur Seite und trat ein paar Schritte auf den Mann zu.
„Hey, Whitey. Bist du bereit, Centroni?“
Matt ignorierte die provokante Anrede. „Identifizieren Sie sich, Soldat. Mit wem habe ich die Ehre?“
„Ich gehöre nicht zu den Whiteguards“, nuschelte der schnippisch, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. „Und Ehre habe ich schon lange keine mehr. Noch nie gehabt!“, fügte der andere Mann hinzu. Er spuckte einen Tabakkrümel auf den Boden. „Ich stehe oder vielmehr stand in Diensten der Syndikate. Ich bin sozusagen deren oberster Kriegsherr oder Verteidigungsminister oder wie auch immer du mich bezeichnen willst.“
„Wir alle haben ein wenig Ehre und ein bisschen Ruhm, findest du nicht?“, widersprach Matt.
„Wenn du das sagst, Erdling. Ich bin SotAtvar Re’epo’og vom Korani-Syndikat.“
„Also doch ein Militär. Du bist ein Syndo. Irgendwo habe ich deinen Namen schon einmal gehört.“
„Namen sind Schall und Rauch“, erwiderte der andere und paffte einen weiteren Rauchkringel in die Luft.
Dann erinnerte sich Matt. „Du bist Two-Guns-Reepo! Wie gesagt, ich habe schon viel von dir gehört. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich sogar ein Dossier über dich gelesen.“ Erst jetzt bemerkte er die beiden vergoldeten Laserpistolen, die in Reepos Halftern glänzten. „Jetzt weiß ich auch, warum man dich Two-Guns nennt.“
„War nicht schwer zu erraten, oder? Bist du dir sicher, dass du dich mit mir duellieren willst?“ Reepo blickte auf die schmucklose Standardwaffe in Matts Halfter. So sah keine Waffe eines Scharfschützen oder Revolverhelden aus. Wobei man eigentlich das Wort Revolver durch das Wort Laser ersetzen sollte. „Weißt du überhaupt, wie man mit so einer klobigen Waffe umgehen muss, ohne sich selbst dabei zu verletzen?“
„Nicht einmal ansatzweise. Und es ist jetzt ein bisschen spät, um noch mit dem Training anzufangen“, witzelte Matt. Er hatte ein wenig untertrieben, denn selbstverständlich hatte er in den letzten Monaten unzählige Stunden am Schießstand verbracht und konnte daher eigentlich ganz gut mit seiner Waffe umgehen. Doch im Vergleich mit einem richtigen ‚Gunslinger‘ würde er vermutlich den Kürzeren ziehen, aber das brauchte sein Gegenüber ja nicht wissen. „Ich werde es schon irgendwie schaffen, hoffe ich.“
„Irgendwie? Dann ist das dein Todesurteil, Matt Sanders von der Erde.“
„Du weißt, dass ich von der Erde bin?“ Matt war leicht verwundert, dass der Syndikatsmann solche Fakten kannte.
„Jeder weiß das hier draußen im Outer Rim. Dein Ruf eilt dir voraus, Matt Sanders aus San Francisco. Hast du deine Pochermaschine noch? Dieses knatternde Relikt aus eurer Vergangenheit?“
„Nicht Pocher … Chopper. Du scheinst viel über mich zu wissen, Reepo von Temuna III“, grinste Matt vielsagend zurück. „Hat dein Bruder immer noch dieses Zucken am Bein?“
Reepo lachte. „Okay. Dann nennen wir das mal Unentschieden im Sprücheklopfen. Wir haben also beide ein großes Maul. Bist du bereit?“
„Nein, natürlich nicht, aber das werde ich vermutlich niemals sein.“
„Vermutlich. Sag Bescheid, wann, wo und wie ich dich töten soll“, feixte Reepo.
„Hier und jetzt. Mein Chisu macht den Sekundanten.“
„Den was?“
„Sekundanten. Er gibt das Signal, wann wir schießen sollen. Ich schlage zwanzig Meter Entfernung vor.“
„Das klingt akzeptabel. Also, dann wollen wir mal.“ Reepo zückte kurz seine beiden Laserpistolen und überprüfte deren Ladung. „Ich bin bereit.“
„Ich auch. Praku-Ro, wenn ich dir ein Zeichen gebe, zählst du laut von fünf herunter bis null.“
„Zu Befehl, Sir.“
„Und stell dich irgendwo hin, wo wir dich nicht treffen können.“
„Zu Befehl, Sir“, bestätigte der kleine Chisu ein weiteres Mal. „Ich gehe in Deckung.“
Und jetzt stand Matt diesem Reepo gegenüber. Niemals in seinem Leben hätte er sich vorstellen können, dass er sich einmal in so einer Situation wiederfinden würde. Tausend Bilder jagten durch seinen Kopf, wie Gary Cooper in ‚Zwölf Uhr mittags‘ oder Charles Bronson und Henry Fonda in ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘. Für eine winzige Sekunde glaubte Matt, dass sein Egocom ihm einen Streich spielen würde, denn er bildete sich ein, in der Ferne den Klang einer Mundharmonika zu hören. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass er, ein Nerd, lebte wie in einem Science-Fiction-Film und jetzt sterben würde wie in einem Hollywood-Western oder schlimmer noch, einem Spaghetti-Western.
Praku hatte über die Server der Excalibur in aller Eile einige Daten heruntergeladen, die ihm zeigten, was von einem Sekundanten in einem Duell erwartet wurde. „Sind die beiden Herren bereit?“, fragte er, wie soeben gelernt. Als er ein deutliches Nicken der beiden Duellanten sehen konnte, startete der Chisu seinen Countdown.
„Fünf …“
Matt zoomte auf Reepo und versuchte, ein Zucken oder irgendeinen Hinweis in seinen Augen zu entdecken, wann er seine Waffen aus den Holstern ziehen würde. Doch im versteinerten Gesicht des Syndo war nichts zu lesen. Reepo war bestimmt auch ein guter Poker-Spieler.
Das erinnerte ihn an den legendären ‘Mexican Standoff’ mit Clint Eastwood, Lee van Cleef und Eli Wallach. Prompt verwandelte sich der imaginäre Sound der Mundharmonika in eine mexikanische Trompete. Immer war es ein Duell, Waffe gegen Waffe, Mann gegen Mann. Dabei ging es in diesem Moment gar nicht um Schnelligkeit wie im Wilden Westen, denn mit den Zielsystemen der Eternals war es so gut wie unmöglich, den Gegner nicht zu treffen. Matt fing ganz leicht an zu schwitzen und spürte sofort die Schweißperlen auf seiner Oberlippe.
„Vier …“
Welch ein archaisches Ritual aus dem Wilden Westen. Bevor er zu einem Eternal wurde, hatte Matt nicht einmal eine Waffe besessen. Wie konnte es nur so weit kommen? Wie war er in diese Situation geraten? Drehen wir die Uhr doch nur um achtundvierzig Stunden zurück …
Planet Rala IV, Tsepuno-Raumhafen
18. Juli 2031
Es herrschte noch tiefster Winter auf der Nordhalbkugel von Rala IV. Der extreme Neigungswinkel des Planeten und seine weite, stark elliptische Umlaufbahn um die Sonne Rala sorgten dafür, dass die Sommer auf der nördlichen Hemisphäre kurz, aber dafür umso heißer waren, während die Wintermonate einem ewig lang vorkamen mit Temperaturen weit unter null Grad. Im Moment waren im Norden eher noch Daunenjacken, Handschuhe und heiße Getränke angesagt. Wobei derzeit eine ungewöhnlich warme Phase die Temperaturen weit über den Gefrierpunkt nach oben klettern ließ.
Eigentlich war Rala IV ein schöner und freundlicher Planet, wenn man das über Planeten generell überhaupt sagen konnte. In der Äquatorregion gab es im ‚Losanischen Ozean‘ viele große Inseln mit breiten und weißen Sandstränden und in den gemäßigteren Breiten hatte die auch hier vorhandene Plattentektonik hohe Gebirge aufgetürmt, die zum Bergsteigen und zum Wintersport einluden. Durch den relativ hohen Luftdruck der Atmosphäre konnte man sogar bis auf sechstausend Meter über dem Meeresspiegel noch ganz bequem ohne Sauerstoffgerät atmen. Alles hätte so schön und idyllisch sein können, wären da nicht die Syndikate gewesen.
Hier im Outer Rim, den äußeren Sektoren der Spiralarme der Milchstraße, hatten sich die großen Syndikate breitgemacht. Miringi, Tsotano, Korani oder das Lafaga-Syndikat, um nur einige zu nennen. Mächtige Verbrecherorganisationen, die während der Spinalminen-Krise schon sehr früh das Fehlen der Whiteguards registriert und anschließend das so entstandene Machtvakuum besetzt hatten. Vor mehr als dreitausend Jahren hatten die Syndos, wie sich die Mitglieder der Syndikate selbst nannten, die ersten Stützpunkte und Depots der Guards geplündert und deren Waffen zu ihren eigenen gemacht. Findigen Meditamacs war es danach gelungen, ganze Produktionsanlagen für alle Arten von Mites zu ‚kapern‘ und eigene modifizierte Versionen der vielseitigen Nanoroboter herzustellen. Und somit waren fast alle Syndos auch unsterbliche Eternals, nur ohne deren lästigen ethischen Ehrenkodex.
Für Nichtangehörige der Syndikate war das Leben unter dem Regime der mächtigen Syndo-Bosse eher eine Tortur. Schutzgelderpressungen und Entführungen gehörten zum Alltag, extreme Gewaltexzesse und Mord waren die Normalität. Die Syndikate mit ihren planetaren Repräsentanten nutzten ihre Macht gnadenlos aus und terrorisierten jeden Bewohner ihres Herrschaftsgebiets, der nicht auf ihrer Gehaltsliste stand. In der langen Zeit, in der die Nekori der Galaxie in ihren Stasiskammern ruhten, hatten sich die Syndikate hier am Rande der Galaxie wie ein bösartiger Tumor ausgebreitet, der sich stetig weiter in Richtung Zentrum fraß, und dabei immer mehr Sonnensysteme übernommen. Fanden sie Soldaten der Whiteguards vor, wurden deren Stasiskammern abgeschaltet und die Schläfer darin somit getötet, denn Syndos kannten keine Gnade und hatten keinerlei Skrupel. Chisus wurden umprogrammiert und von ihren neuen Herren für deren Zwecke ausgenutzt und missbraucht.
Doch dann, ganz plötzlich und unerwartet, schien die Krise in der Galaxie beendet und immer mehr Whiteguards verließen nach über vier Millennien unverletzt ihre Stasiskammern. Das blieb auch am Rande der Milchstraße nicht unbemerkt. Der Geheimdienst der Syndikate war bestens informiert und hatte seine Spione und Spitzel auf Centron, Summacan und mittlerweile auch auf Seku III, der Erde. Die Syndos wussten also, wer Matt Sanders war, und kannten sogar geheime Details der neuen Raumflotte um die Excalibur und deren Schwesterschiffe. Doch es gelang den Syndos nicht, dieses Wissen in einen militärischen Vorteil zu verwandeln, denn trotz aller Stärke und Macht der Syndikatsstreitkräfte waren ihnen die Truppen der Whiteguards haushoch überlegen. Zwar waren die Syndo-Raumschiffe und -Bodentruppen leistungsfähig genug, die wehrlosen Planeten in ihrem Hoheitsgebiet unter Kontrolle zu halten. Aber in einer direkten Konfrontation mit den wiedererstarkten und gut trainierten Streitkräften von Centron hatten sie keine Chance.
Als die Whiteguards die Operation ‚Cleansweep’ hier im Orion-Arm starteten, mussten die Kampftruppen der Syndikate schnell die ersten Niederlagen verkraften und sich von lange besetzten Planeten zurückziehen. In nur wenigen Monaten war es ProAtvar Matt Sanders und seiner Flotte von Superschlachtschiffen gelungen, die Truppen der Syndikate zu dezimieren und sie immer häufiger zur Kapitulation zu zwingen. Wie Dominosteine fiel ein Sonnensystem nach dem anderen wieder zurück in den Einflussbereich von Centron. Ganze Generationen von Bewohnern konnten zum ersten Mal nach langer Zeit wieder frei und unbeschwert leben. Doch die Weißgardisten wurden nicht überall als Befreier begrüßt, denn auch unter der normalen Zivilbevölkerung auf den ehemaligen Syndikatsplaneten gab es zahlreiche Mitläufer und Kollaborateure, die nun ihre Felle davonschwimmen sahen.
Schon während der ersten Gefechte mit den Whiteguards waren zahlreiche Anführer der Syndikate Hals über Kopf geflohen, hatten davor aber zumindest noch versucht, ihre Schäflein ins Trockene zu bringen. Wie die sprichwörtlichen Ratten, die das sinkende Schiff verließen. Doch auch darauf waren die Guards vorbereitet und ein Gangsterboss nach dem anderen wurde auf seinem Privatraumschiff dingfest gemacht. Dies geschah nicht immer direkt im Weltraum, sondern auch dann, wenn sie sich bereits in Sicherheit wähnten und all ihr zusammengerafftes Hab und Gut aus den Verstecken geholt hatten. Die Verbrecher wurden nach Centron gebracht, wo sie anschließend auf ihre Prozesse warteten. Kopflos, ihrer verbrecherischen Führung beraubt, gaben die Lokalgouverneure schnell auf und die Whiteguards konnten viele Systeme sogar ohne jedwede Kampfhandlungen übernehmen.
Jetzt gab es nur noch ein letztes einzelnes System, das Widerstand leistete. Und dieses System war Rala mit seinem einzig bewohnten Planeten Rala IV. Nicht, dass diese Welt eine besondere Rolle innerhalb der Syndikate gespielt hatte, weder in politischem noch in wirtschaftlichem Sinne. Es hatte sich einfach so ergeben, dass sich die verbliebenen Syndikatstruppen auf ihrer Flucht unfreiwillig dorthin zurückgezogen hatten, um sich in einem letzten Gefecht den Whiteguards zu stellen.
SotAtvar Fing’galus Re‘epo’og umklammerte mit seinen Händen fest die Griffe der beiden vergoldeten Laserpistolen, die in den Holstern links und rechts an seiner Hüfte nach unten baumelten. Er bewegte die wertvollen, speziell für ihn angefertigten Waffen immer wieder vor und zurück. Das laute Knarzen des harten Leders hatte stets eine beruhigende Wirkung auf ihn.
Two-Guns-Reepo, so lautete sein Syndikatsname, den er sich in den letzten sechshundert Jahren redlich verdient hatte. Er war mehr berüchtigt als berühmt, zum einen durch seinen militärischen Rang innerhalb der Syndikate, zum anderen durch seine Taten, die mehrere Ordner für eine Anklage gefüllt hätten. Er hatte sich im ganzen Outer Rim sowohl einen Ruf als harter Hund, aber auch als genialer Stratege erarbeitet. Persönlich war er nicht stolz auf seine Taten, aber es gab Dinge, die nun einmal getan werden mussten. Und er war dieser jemand, der häufig die Drecksarbeit erledigte. Der Mann fürs Grobe!
Er hatte in seinem für einen Eternal erst kurzen Leben schon viele grausame und erschreckende Dinge gesehen. Dinge, die einen nachts immer noch beschäftigten und nicht schlafen ließen. Viele seiner Taten hatte er schon kurz darauf bereut. Aber dann war es meistens zu spät. So war eben das Leben als Syndo. Man traf Entscheidungen und musste dann mit den Konsequenzen leben. Aber war das nicht immer so?
Reepo fuhr sich mit den Fingern der rechten Hand über die große und tiefe Narbe auf seiner rechten Wange. Das war nur eine der vielen Narben, die er in seinem langen Leben erlitten hatte. Immer, wenn er sich nackt im Spiegel betrachtete, erinnerten ihn die Narben auf seinem Körper an die Kämpfe, in denen er verwundet wurde. Ein Laserschuss hatte seine linke Schulter durchbohrt und dort ein großes Mal hinterlassen. Ein anderer Syndo hatte mit einem Schwert aus Stahl auf seinem rechten Oberschenkel einen Hieb gelandet. Reepos Ultimites hatten es bisher immer wieder geschafft, dass er gerade so am Leben blieb. Die Narben auf seiner Seele konnte man allerdings nicht sehen, ganz im Gegensatz zu seinen auffälligen Tätowierungen. Er hatte Tattoos für jede Schlacht, die er gekämpft, und für jeden seiner Feinde, die er besiegt hatte. Keine einfachen Tattoos, die das Egosystem eines Eternals in den Epithelzellen der Haut erzeugen konnten, sondern richtige, tief in die Haut mit langen Nadeln gestochene, auf die alte Methode, wie sie in Polynesien auf Seku III praktiziert wurde. Nicht, dass Reepo schon jemals etwas von Polynesien gehört hätte. Aber die Technik war dieselbe. So ein Tattoo prangte auch auf seiner Stirn und seiner rechten Wange. Ein siebenzackiger Stern mit einem Kreuz in der Mitte. So konnte jedermann sehen, dass er ein Mitglied des Korani-Syndikats war, für immer und ewig. Es gab Tage, da spürte er heute noch die Stiche der Nadel, die deutlich zu tief in sein Gewebe gedrungen waren.
Vor etwas mehr als hundert Jahren hatte er in einem wilden Feuergefecht mit gegnerischen Syndikatstruppen außerdem ein Auge verloren. Seine Mites waren damals nicht im allerbesten Wartungszustand und konnten es nicht wiederherstellen. Das künstliche Auge, das ihm daraufhin die Meditamacs eingesetzt hatten, leistete ihm auch heute noch treue Dienste. Ihm wurde schon mehrmals angeraten, sich wieder einen biologischen Augapfel nachwachsen zu lassen, was für moderne Medimites überhaupt kein Problem gewesen wäre, aber Reepo mochte die erweiterten Funktionen des Kunstauges nicht mehr missen. Besonders mochte er die selbstleuchtende gelbe Iris, die ihm manchmal ein dämonisches Aussehen verlieh.
Mit dem künstlichen optischen Sensor überblickte Reepo, von seinem erhöhten Büro aus, die vielen Landepads auf dem Raumhafen unter sich. Noch vor ein paar Monaten hatte hier reges Treiben geherrscht. An einem normalen Tag waren am größten Raumhafen von Rala IV mehr als fünfzig Schiffe pro Stunde gestartet oder gelandet, entweder um ihre Waren zu löschen oder um neues ‚Verkaufsmaterial‘ an Bord zu nehmen. Schmuggel kannte man im Korani-Syndikat nicht. Es gab nichts, was es nicht gab. Drogen, Alkohol oder menschliche Waren in jeder Form. Sklaven, Prostituierte, Auftragsmörder oder Söldner. Alles war legal, alles war möglich. Das vereinfachte die Formalitäten, denn es gab schlichtweg keine.
„Na dann wollen wir mal!“ Reepo setzte sich an seinen Schreibtisch, legte die beiden Laserpistolen links und rechts neben den Berg von Akten und richtete sie in Richtung der Tür aus. Dieses Ritual hatte er sich schon vor langer Zeit angewöhnt, denn als kommandierender Offizier in einem Verbrechersyndikat wusste man nie, wer als Nächstes durch die Tür kam. Er gähnte lang und ausgiebig, bevor er sich dem stetig wachsenden Stapel von Memofolien widmete.
Während er die Berichte von der Front studierte, knurrte er das eine oder andere Mal vor sich hin. Wie schon während der letzten Monate war er schlecht gelaunt, denn dass es positive Nachrichten gegeben hatte, war schon eine ganze Weile her. Und seine Stimmung wurde noch deutlich schlechter, je mehr Folien er überflog. Egal, wie er die Sachlage auch beurteilte, die Syndikate waren nicht nur dabei, diesen Krieg zu verlieren, ihre ganze Existenz stand auf dem Spiel. Es war zu befürchten, dass auch in den Randgebieten der anderen Spiralarme der Milchstraße im Moment Ähnliches vor sich ging.
Reepos Kiefer mahlten derart heftig, dass sogar ein lautes Knirschen zu hören war. Früher wären seine Feinde in Deckung gegangen, denn das war immer ein Zeichen gewesen, dass der mächtige Armeeführer etwas im Schilde führte. Doch jetzt war es lediglich ein Anzeichen seiner Frustration. Frust darüber, dass sich seine Truppen auf dem Rückzug befanden, und das schon eine sehr lange Zeit. Das passte ihm gar nicht. Er machte sich keine Illusionen darüber, was bei einer Niederlage mit ihm geschehen würde. Vermutlich würde man ihn nach Centron oder No’osqa transportieren und ihm dort den Prozess machen. Als Träger von Ultimites wäre eine Verurteilung zu ‚lebenslänglich‘ keine allzu angenehme Vorstellung.
Reepos Adjutant, Etvar Relorn Maktat, trat durch die offene Tür in sein Büro und warf einen weiteren Stapel mit Memofolien auf den großen Schreibtisch. „Guten Morgen, Sir.“ Der junge schlaksige Mann war Reepo erst vor wenigen Wochen zugeteilt worden, nachdem sein früherer Assistent in einem Gefecht gefallen war.
„Und, Lorn? Hast du dieses Mal gute Nachrichten für mich?“
„Nein, Sir. Ich habe zwar nicht alle Berichte gelesen, aber das, was ich gelesen habe, ist niederschmetternd. Wir haben letzte Woche die gesamte vierte Division verloren.“
„Was? Das kann doch nicht sein. Ein Totalverlust? Sind alle Männer tot?“
„Nein, Sir. Das ist vielleicht das einzig Positive an diesem Krieg. Auch wenn uns die Whiteguards haushoch überlegen sind, so geben sie unseren Leuten im Gefecht immer die Chance, sich zu ergeben.“
Reepo schüttelte wütend den Kopf. „Das nennst du eine gute Nachricht? Die Feiglinge sollen sich nicht ergeben, sondern bis zum bitteren Ende kämpfen.“ Wieder drang so etwas wie ein Knurren aus seiner Kehle.
Lorn wagte es, seinem Vorgesetzten zu widersprechen. „Und einen sinnlosen Tod sterben, in einem Kampf, den sie nicht gewinnen können?“ In der kurzen Zeit, in der er für die lebende Legende Reepo tätig war, hatte Lorn gelernt, dass man dem alten Mann durchaus Kontra geben durfte, wenn man dafür gute Argumente hatte.
„Ja, ich weiß“, grummelte Reepo. „Ein alter Reflex. Ich bin Niederlagen nicht gewohnt. Weiß man, was mit unseren Frauen und Männern geschehen ist?“
„Wir haben nur drei tote Syndos zu beklagen. Die anderen wurden alle nach ‚Rygoma‘ gebracht und warten dort auf ihren Prozess oder was auch immer.“
„Rygoma. Hmmm. Na gut, da müssen sie wenigstens nicht frieren, so wie wir hier.“
„Ja, Sir. Ich versuche, weitere Informationen zu bekommen“, erklärte Lorn. „Ach ja! Hier ist ein taktischer Entwurf von Atvar Tra’agala.“ Er reichte seinem Vorgesetzten eine besonders gekennzeichnete Memofolie. „Er bereitet im Moment eine letzte Feldschlacht vor. Die sechste, siebte und achte Division sollen zusammengezogen werden und mit ihren Taraks den Angriff führen.“
„Angriff? Auf was denn? Und was soll das bringen?“ Reepo überflog ein paar Zeilen der Folie. „Was hat der alte Sack sich denn dieses Mal ausgedacht? Einen Bodenangriff? Das ist doch vollkommen sinnlos. So ein Spinner!“
„Bei allem Respekt, Sir, das sehe ich nicht so. Er hat einen gut ausgearbeiteten Plan, der einige Überraschungen für die Whiteguards bereithält. So könnten wir sie doch noch entscheidend schwächen.“
„Glaubst du das wirklich?“
„Nun, ich halte es zumindest für einen guten Versuch, noch etwas zu verändern.“
„Mein lieber Lorn. Du hast keine Ahnung von der Stärke der Whiteguards, oder?“
„Nein, Sir. Woher sollte ich auch? Ich habe mein Leben lang bei den Syndikaten gedient. Schon mein Vater und mein Großvater waren mit Leib und Seele Syndos. Schon immer gewesen!“
„Das will ich ja auch nicht in Abrede stellen, aber wir kämpfen hier gegen eine ganze Galaxie voller Raumschiffe und schwerer Waffen. Und diese neuen Superschlachtschiffe sind noch einmal eine ganz andere Kategorie für sich. Ich wette, alleine die Excalibur könnte es mit allen unseren Schiffen gleichzeitig aufnehmen. Das Ding scheint einfach unbesiegbar. Nein, Lorn, diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Wir können nur versuchen, unsere Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Wir müssen uns irgendwie retten und uns verpissen.“
„Sie denken daran zu fliehen, Sir? Sie?“
„Darauf kannst du wetten. Ich werde mich in Sicherheit bringen, damit ich nicht tausend Jahre in irgendeinem Straflager auf irgendeinem Höllenplaneten absitzen muss. Und ich rate dir, das ebenfalls zu tun, wenn du kannst. Auch wenn du noch nicht lange für mich arbeitest, so hast du mich in der kurzen Zeit nicht enttäuscht. Dein Vorgänger hat mir stets gute Dienste geleistet in all den Jahren und war immer ein guter Freund, so weit das innerhalb der Syndikate überhaupt möglich ist. Das tue ich also vor allen Dingen für Jo’arang. Das ist sozusagen sein Vermächtnis an dich. Wenn du möchtest, kannst du dich mir anschließen.“
„Und wohin wollen Sie, Sir?“
„Keine Ahnung. Es gibt da einige Planeten, die gut versteckt liegen. Ein paar befreundete Offiziere haben sich dorthin abgesetzt. Allerdings habe ich im Moment keinen Kontakt mehr zu ihnen. Ich kann nur hoffen, dass es ihnen gutgeht und ihre Flucht erfolgreich war.“
„Ich werde es mir überlegen, Sir. Das muss ich mit meiner Familie besprechen.“
„Aber lass dir mit einer Entscheidung nicht zu viel Zeit. Es könnte sein, dass wir sehr schnell von hier verschwinden müssen.“
„Aye, Sir.“
„Gut. Widmen wir uns jetzt dem Tagesgeschäft.“ Reepo schob den Stapel mit Berichten von der Front zur Seite und nahm die Folie mit dem Angriffsplan wieder in die Hand. „Weißt du, was Atvar Tra’agala genau vorhat?“
„Ich kenne keine Details, aber so wie Sie gesagt haben, Sir, alles läuft auf eine letzte Schlacht hinaus. Ich denke, es geht ihm darum, noch einmal zu zeigen, wer wir sind.“
„Oder wer wir waren.“ Reepo konnte sich die kleine Spitze nicht verkneifen. „Hmmm. Ob das wirklich nötig ist?“
„Songi Tra’agala ist ein Mann mit sehr, sagen wir mal, alten traditionellen Ansichten. Ihm geht es darum, unser Gesicht zu wahren. Um zu zeigen, dass wir nicht kampflos untergehen. Das waren seine Worte, Sir. Wie Sie selbst festgestellt haben, können wir ohnehin nichts mehr gewinnen. Details müssten Sie persönlich mit Atvar Tra’agala besprechen. Zum einen, weil ich außer dieser Folie keine Details kenne, zum anderen denke ich, dass die Pläne ohnehin noch nicht final ausgearbeitet sind. Soviel ich weiß, will er eine Ebene der Frogonit-Abbaugebiete für einen Einsatz der Taraks ganz speziell vorbereiten und diese für unsere Zwecke präparieren. Er hat um Unterstützung durch zwei Raumschiffe für den Transport gebeten.“
„Okay. Die ‚Tulba‘ und die ‚Feyana‘ sollen ihn dabei unterstützen.“
Lorn schüttelte den Kopf. „Unmöglich, Sir. Beide gelten als verschollen oder sind zerstört.“
„Was ist mit den Schiffen von Admiral Leg’gran?“
„Wurden auch alle deaktiviert oder vom Feind ausgeschaltet.“
„Wie? Deaktiviert?“ Reepo zog die Stirn in Falten.
„Unbekannt, Sir. Die Kapitäne konnten über den Notkanal nur noch senden, dass der Antrieb und die Energieversorgung ausgefallen waren. Kurz danach wurden ihre Schiffe geentert und von den Whiteguards übernommen, ohne dass es zu einem klassischen Kampf gekommen ist.“
„Eine neue Waffe, von der wir nichts wissen?“
„Das ist uns auch nicht bekannt, Sir. Wir können nur raten, was mit den Schiffen passiert ist.“
„Und was glaubst du?“
„Ich?“ Lorn schürzte seine Lippen. „Ganz ehrlich? Vielleicht haben die Guards ein neues Kraftfeld oder eine neue spezielle Energiewaffe entwickelt. Ich habe keine Ahnung. Ist ja auch egal, denn wir können uns dagegen momentan sowieso nicht verteidigen.“
„Korrekt. Das können wir nicht. Also dann ist es in jedem Fall vorbei. Ohne Raumschiffe ist der Krieg nicht mehr zu gewinnen.“
„Noch nicht ganz. SotAtvara Tu‘uraya ist dabei, unsere letzten Schiffsreserven zu mobilisieren. Wir denken, uns stehen noch ungefähr zehn Einheiten zur Verfügung. Mit etwas Glück sogar zwölf. Die Docks in Liszthaven arbeiten mit allen Kräften, die Schiffe einsatzfähig zu machen.“
Reepo überflog die Liste, die sein Adjutant ihm reichte. „Meine Güte. Das ist ja nur Schrott und uralte Kähne. Eines hat sogar schon als Museum gedient. Wozu soll das gut sein?“
„Wie ich schon sagte. Niemand soll danach behaupten, wir hätten es nicht versucht.“
„Gut. Oder auch nicht. Bitte stell‘ heute Nachmittag eine Verbindung mit Atvar Tra’agala her. Ich werde dann alles Weitere mit ihm besprechen. Sieht so aus, als würde das unser letzter Kampf werden. Die letzte Schlacht.“
„Das sehe ich auch so.“
„Was sagt Prätor Jalmak dazu?“
„Wir versuchen bereits seit gestern, ihn zu erreichen. Ich befürchte, er hat sich auch schon abgesetzt“, vermutete Lorn.
„Also hat auch der letzte Syndikatsboss das Weite gesucht?“
„Auf und davon, Sir.“
Reepo warf verärgert die Memofolie auf den Tisch. „Was machen wir dann noch hier? Wozu noch kämpfen, wenn sich die eigentlichen Übeltäter aus dem Staub machen?“
„Wie schon erwähnt, es geht um die Ehre und unseren Stolz!“
„Ehre? Lorn, wir sind Syndikatssoldaten. Wir haben keine Ehre! Diesen Begriff kennen wir nicht.“
„Da muss ich widersprechen, Sir. Das sehen die meisten Frauen und Männer in Uniform vermutlich anders.“ Lorn nahm Haltung an, als er die Ehre seiner Kameraden verletzt sah.
„Vermutlich.“ Reepo stand auf und steckte seine beiden Laserpistolen wieder in die Holster. „Macht meinen ‚Golog‘ kampfbereit“, befahl er und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Ihren Tarak? Wollen Sie selbst an dem Gefecht teilnehmen?“, erkundigte sich Lorn überrascht.
„So ist es, mein Freund.“
„Aber Ihr Tarak war über zwei Jahre nicht mehr im Einsatz. Ich weiß nicht, ob wir ihn so schnell bewaffnen und instand setzen können.“
„Dann beeilt euch. Two-Guns-Reepo zieht in seine letzte Schlacht. So oder so.“
Rala-System, an Bord der Excalibur …
Am gleichen Tag …
„Peg!“
Keine Antwort.
„Peeeegggg!“, rief Etvar Kro’ogo‘ok Ma’alinag deutlich lauter ans andere Ende des Hangars.
„Was?“ Levar La‘igos Pe’elegs Antwort klang ebenso deutlich genervt. „Was ist denn?“
„Ein Anruf für dich“, schrie Krogo.
„Lass mich in Ruhe, ich habe keine Zeit. Wer auch immer es ist, sag ihm, ich bin noch beim Beta-Systemcheck, der kann nicht unterbrochen werden. Ah, Shit.“ Ihm war eine Schraube heruntergefallen, die er jetzt mühsam suchen musste.
„Es ist eine Sie. ProAtvara Sanders will dich sprechen“, erklärte Krogo.
„Oh, verdammt. Sag ihr, ich melde mich sofort. Sie soll mir fünf Minuten geben.“
„Okay. Ich richte es aus.“
„Danke, Krogo.“
La’igos, von seinen Kameraden Peg genannt, war gerade damit beschäftigt, die letzten Servicebays an einer ‚Rigawa XTC‘ zu schließen. Der schwere modulare Raumjäger war eine komplette Neuentwicklung der Raumwerften auf Angol II und erst kurz vor Abflug der Excalibur an Bord gelandet, zusammen mit mehr als fünfzig baugleichen Einheiten. Beinahe so groß wie ein Spaceshuttle der NASA aus dem letzten Jahrhundert war die ‚Extasy‘, wie ihre Piloten sie nannten, mit dem beinahe antiken, trägen Raumschiff von der Erde mit dieser Neuentwicklung der Amnekori nicht zu vergleichen. Sie glich eher einer waffenstarrenden Festung mit vielen redundanten Systemen, inklusive drei Fusionsreaktoren, und sie war schnell. Rasend schnell. Schneller als alle vergleichbaren ‚Spacefighter‘ in der ganzen Flotte der Whiteguards, vermutlich sogar in der ganzen Galaxie. Daher hatten alle Beteiligten ein hohes Interesse daran, die wenigen verfügbaren Prototypen ausgiebig zu testen und ihre Kinderkrankheiten so schnell wie möglich auszumerzen. Während der ersten Kampfeinsätze zeigten sich immer wieder nicht erklärbare Ausfälle systemkritischer Sensoren. Peg glaubte nun, der Lösung ein wenig nähergekommen zu sein.
„Bist du fertig?“ Krogo stand jetzt neben Peg und säuberte seine ölverschmierten Hände mit einem ebenso schmutzigen Stück Stoff. „Du solltest sie jetzt wirklich anrufen. Eine ProAtvara lässt man nicht so lange warten.“
„Ooops. Du hast Recht. Ich geh ja schon.“
Nur wenige Sekunden später saß Peg vor einem kleinen Computer und kontaktierte Shalis Adjutanten, der die entsprechende Verbindung herstellte. „Guten Morgen, ProAtvara Sanders. Hier ist Levar Pe’eleg. Was kann ich für Sie tun?“
„Hallo, Peg. Ich darf Sie doch Peg nennen?“
„Natürlich. Jeder nennt mich so. Warum nicht auch die Kommandantin des Schiffs?“, grinste der Mann.
„Sehr gut“, lächelte Shali. „Ich komme gleich zur Sache. Der Captain und ich wollten nachfragen, wie sich die neuen Prototypen machen.“
Peg überlegte für eine Nanosekunde, ob das eine Fangfrage war oder ob er mit offenen Karten spielen sollte. Er entschied sich dann schnell für Letzteres. „ProAtvara, es gibt zwar noch einige wenige Kinderkrankheiten, diese sollten aber in den nächsten Tagen bereits behoben sein. Ich habe gerade eben erst ein paar neue Sensorgehäuse installiert, weil die alte Variante dazu geführt hat, dass bei einem Atmosphärenflug einige Geschwindigkeitsmesssysteme immer wieder ausgefallen sind. Das sollte jetzt auch vorbei sein. Ich schätze, dass wir Anfang nächster Woche mit der Serienproduktion der einzelnen Module beginnen können.“
„Ausgezeichnet, Peg. Das sind gute Nachrichten.“
„Sollten wir danach noch Probleme finden, können wir die nicht kritischen Einheiten verwenden und die defekten Bauteile jederzeit modifizieren. Außerdem können wir die Schiffe der ersten Serie ab sofort in den normalen Dienst überführen. Wie Sie wissen, brauchen unsere Piloten kein zusätzliches Training mehr.“
„Ich muss mich immer noch daran gewöhnen“, gab Shali zu.
„Ich wiederhole das gerne noch einmal für Sie, ProAtvara. Es ist nun mal so, dass wenn einer von uns Amnekori einen Einsatz fliegt, sämtliche Erfahrungen in einem zentralen Server gespeichert werden. Die Daten werden analysiert, Fehler korrigiert und das ganze Szenario optimiert. So werden potenzielle Fehler für die Zukunft vermieden. Auf diese überarbeiteten Daten können dann alle anderen Piloten zugreifen.“
„Einer der Offiziere von der Erde hat das einmal als ‚Network Centric Warfare‘ bezeichnet.“
Peg nickte. „Das ist korrekt. Zumindest teilweise. Bei Ihnen auf Seku III gibt es den Begriff für fortschrittliche Datenkommunikation auf dem Schlachtfeld. Nur dass die Amnekori-Version noch zigmal effizienter ist, wenn man das überhaupt messen kann.“
„Vermutlich nicht. Übernehmen Sie oder einer Ihrer Männer die Aufnahme der Produktion hier an Bord?“
„Aye, ProAtvara. Ich kümmere mich persönlich darum.“
„Sehr gut. Ein Punkt weniger auf meiner Agenda.“ Sie suchte noch die korrekte Formulierung für ihre nächste Anfrage, was dem Amnekori nicht verborgen blieb.
„ProAtvara Sanders, ich kann sehen, dass Sie mir irgendetwas verheimlichen“, versuchte Peg einen Schuss ins Blaue.
„Nein, nicht verheimlichen. Ich weiß nur nicht, ob meine Frage vielleicht etwas zu persönlich ist.“
„Nur raus damit. Ich habe ein dickes Fell, falls man das von einem Androiden so behaupten kann“, feixte Peg. „Fragen können Sie alles, was sie möchten, Shali. Es bedeutet ja noch lange nicht, dass ich auch antworten werde.“
„Nun gut. Mir wurde berichtet, dass einige Ihrer Amnekori-Piloten, wie soll ich sagen, neurologische Ausfallerscheinungen gezeigt haben, wenn das bei Androiden überhaupt möglich ist.“
„Oh, das meinen Sie. Ja, Sie haben Recht, denn das ganze Thema ist in der Tat ein wenig heikel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt befugt bin, diesen Punkt mit einem Nicht-Amnekori zu erörtern.“ Peg war auf die Reaktion der Menschenfrau gespannt, denn das war keine Antwort auf Shalis Frage. „Das Problem ist ziemlich komplex und könnte Auswirkungen auf die Weiterentwicklung unserer Cybersysteme haben.“
„Ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe, Levar.“
„Ich will es mal so weit wie möglich umschreiben …“ Peg versuchte, seine Aussage so unverfänglich wie möglich zu gestalten. „Es könnte sein, dass wir Androiden bei dem Versuch, so nekorisch wie möglich zu werden, über das Ziel hinausgeschossen sind.“
„Ähhhmmm, ich …“ Dann verstand Shali, was der Amnekori ihr sagen wollte. „Sie meinen, Ihre Systeme sind so sehr menschlich geworden, dass Sie psychische Probleme bekommen?“
„Die Ursachen mögen komplexer, vielschichtiger und auch anders als bei Ihrer Spezies sein, aber die Symptome sind durchaus ähnlich, Shali.“
„Ich verstehe. Das ist tatsächlich etwas heikel und sollte auch vermutlich nicht von uns beiden über einen Videokanal diskutiert werden, Peg. Nur so viel: Wenn Sie Unterstützung brauchen, sind mein Mann und ich immer für Sie da und helfen Ihnen gerne weiter.“ Sie lächelte den Androiden über den Bildschirm nochmals an.
„Danke, ProAtvara. Ich komme bestimmt irgendwann auf Ihr Angebot zurück. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun? Ansonsten würde ich gerne die neuen Ergebnisse der XTC mit meinem Stab diskutieren.“
„Tun Sie das, Peg. Danke für Ihre offenen Worte. Sanders, Ende.“
Das Bild auf der Konsole wurde schwarz. Peg blieb noch einen Moment sitzen und starrte auf den dunklen Bildschirm. Er selbst litt schon seit einiger Zeit unter diesen Erlebnissen. Aber das waren nicht seine eigenen Erfahrungen, sondern Bilder und Szenen von Ereignissen, die er mit den Daten aus den zentralen Servern in sich aufgenommen hatte. Verstörende Szenen, die seine Regenerationsphasen negativ beeinflussten und ihn jede Nacht unruhig schlafen ließen.
Im Quartier des Captains …
Auch ein weiteres Crewmitglied der Excalibur hatte momentan Probleme mit dem Einschlafen. Wieder einmal. ProAtvar Matt Sanders lag im Bett und starrte an die Decke seines Quartiers. Die Arme hatte er unter seinem Kopf verschränkt, sodass dieser auf seinen Händen ruhte. Obwohl er in den letzten Wochen wie immer zu wenig Schlaf bekommen hatte, war er im Moment hellwach. Es gab so einiges, was er im Kopf verarbeiten musste. Man hätte meinen können, dass er sich mittlerweile an die Verantwortung als Kapitän eines Raumschiffs gewöhnt hatte und an den Stress, den diese Aufgabe mit sich brachte. Aber es gab immer wieder Phasen, in denen er die enorme Last auf seinen Schultern spüren konnte. Und im Moment war das wieder so eine Phase.
Das Panoramafenster über ihrem Schlafzimmer ermöglichte den beiden Sanders einen freien Blick auf den gesamten Sternenhimmel über der Excalibur. Der große Rumpf des Schlachtschiffs schirmte das ohnehin spärliche Licht, das von Rala IVs Atmosphäre reflektiert wurde, ab und ließ die Sterne im Kontrast zum tiefen Schwarz des Weltraums noch heller erstrahlen. Doch selbst beim Betrachten dieses beeindruckenden kosmischen Schauspiels fand Matt keine Ruhe. Es fehlten Sirius, Orion und der Kleine und der Große Wagen. Auch fehlten die Plejaden oder das Kreuz des Südens. Es fehlte einfach alles, was er kannte. Das war definitiv nicht sein Sternenhimmel, den er von der Erde gewohnt war. Alles sah irgendwie anders aus. Entweder waren die Konstellationen verschoben oder fehlten ganz. Das bestärkte das Gefühl in ihm, dass er nicht auf heimischem Territorium unterwegs war. Es war schon über ein halbes Jahr her, dass er zum letzten Mal den Himmel über der Erde gesehen hatte, seit er und die anderen Terraguards ihren Heimatplaneten verlassen hatten. Das Flaggschiff der Whiteguards führte die Flotte an auf ihrem ‚Kreuzzug‘ durch die Randgebiete der Galaxie. Die NeoNeks waren fürs Erste besiegt oder zumindest so weit in ihr eigentliches Hoheitsgebiet zurückgedrängt, dass sich die Guards zunächst anderen Aufgaben widmen konnten, wichtigen Aufgaben. Problemen, die keinen weiteren Aufschub erlaubten. Zu lange schon hatte die UoS tatenlos zugesehen, wie die Gesetze der Union mit Füßen getreten wurden. Das war unverzeihlich.
Es reihte sich Einsatz an Einsatz. Den Planungsoffizieren gingen so langsam die Namen aus, die sie ihren Operationsplänen so gerne gaben. Auch wenn die Whiteguards mit der Excalibur an der Spitze Erfolg hatten, so kam sich Matt als kommandierender Offizier doch vor wie in einer Tretmühle. Daher wünschte er sich in so mancher ruhigen Minute zwischendurch, wieder einen kurzen Turn mit seinem Santec-Bike zu cruisen oder am Strand zu chillen und dabei einen Burger zu verdrücken oder noch besser, einen Sundowner bei guter Loungemusik zu genießen.
Matt wusste nicht, ob er leider oder Gott sei Dank sagen sollte, dass es diese ruhigen Minuten nur selten gab. Wenn ihn nicht die nie enden wollenden Aufgaben auf seinem Schiff kaum zur Ruhe kommen ließen, so war es seine eigene kleine Familie, die ihn in seiner spärlichen Freizeit beschäftigte.
Er atmete tief durch und drehte sich auf die rechte Seite. Eigentlich konnte er sich momentan nicht beklagen. Zwischen ihm und Shali lief es besser als jemals zuvor. Sein Sohn Sam entwickelte sich schneller als andere Säuglinge und war bei seiner Nanny Selega in guten Händen. Die Zwillinge Jolli und Franka waren in der Schule oder nutzten die zahllosen nicht militärischen Freizeitaktivitäten an Bord. Denn einerseits war die Excalibur vermutlich das stärkste und mächtigste Kampfschiff in der Milchstraße, zum anderen war es aber auch ein Kreuzfahrtschiff durch den Weltraum, das sich mit seinem Angebot an Kultur, Sport und Wellness-Einrichtungen keinesfalls hinter den Ozeanriesen auf der Erde verstecken musste.
Sein ganzes Team mit Mylo, Temara und Jarrod harmonierte prächtig. Alle waren motiviert und voller Elan bei der Arbeit. Mieta, Lasetu und Kerato, die drei einstigen Chisu der Rakorstation, hatten sich mittlerweile an ihre neuen Chomo-Körper und deren Fähigkeiten gewöhnt und gehörten ebenfalls zum innersten Zirkel der Excalibur. Gerade Kerato war eine wichtige und zuverlässige Komponente in Matts Alltag.
Er konnte sich täuschen, aber er war sich ziemlich sicher, dass Mieta und Lasetu mittlerweile mehr als nur einfache Kollegen oder Kameraden waren. Er bildete sich ein, dass die beiden Gefühle füreinander entwickelt hatten. Ob das auch geschehen wäre, wenn sie nicht ihre neuen Androidenkörper bekommen hätten, konnte er nicht beurteilen. Es war auch gut möglich, dass die beiden bereits auf Rakor so eine Art Liebespaar waren und es nur nicht gezeigt hatten. Ebenfalls war denkbar, dass die neuen Sensoren und Subsysteme, die die Amnekori verbaut hatten, diese Gefühle ausgelöst hatten. Matt musste unwillkürlich grinsen, als er an Commander Datas Emotionschip dachte, den Dr. Noonian Soong für seinen Androidensohn entwickelt hatte. Matts Androidenfreunde hatten aber keine so großen Schwierigkeiten, damit umzugehen wie der berühmte fiktive Androide von der Enterprise. Itas hatte Matt auch davon abgeraten, diese Problematik zu thematisieren, denn das war eine ziemlich delikate Angelegenheit und er selbst wollte Kerato & Co. nicht in Verlegenheit bringen. Und das wäre unter Umständen nur Sand im Getriebe seines Teams, das im Moment funktionierte wie ein Uhrwerk und ihm den Rücken freihielt.
Natürlich gab es auf so einem riesigen Schiff immer wieder kleinere Probleme und Kinderkrankheiten, die aber von der Ingenieurscrew um Tanris Opella in Windeseile behoben wurden. Die Excalibur und ihr Verband operierten nun seit vier Monaten hier draußen im Pegasus-Arm der Milchstraße, um gegen die mächtigen Syndikate vorzugehen, die bereits seit vielen Jahren diese Region regelrecht terrorisierten. Zusammen mit ihren Schwesterschiffen, der UoSS Camelot, der UoSS Gawain und der UoSS Parcival hatten die Männer und Frauen der Whiteguards an Bord der Excalibur ein System nach dem anderen wieder befriedet und die sogenannten Statthalter der Syndikate der Justiz zugeführt.
In den anderen Spiralarmen der Galaxie waren ähnlich große Verbände im Einsatz, um auch dort wieder für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Nicht überall war die politische und militärische Lage ähnlich eskaliert wie hier. Nach aktueller Sachlage kam auf die Justizbehörden auf Centron und No’osqa einiges an Arbeit zu. Der zuvor enge Verbund von Verbrechersyndikaten hatte sich schon kurz nach dem Beginn der Kampfhandlungen in Windeseile aufgelöst und viele Syndos hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. Doch auch darauf hatten sich die Whiteguards vorbereitet und deren Verfolgung in die kompetenten Hände der Nilagi und Pi-Chisu gegeben. Mit Erfolg, wie sich schnell gezeigt hatte.
Nun war die kleine, aber schlagkräftige Flotte um das Flaggschiff der Whiteguards auf ihren letzten Gegner gestoßen, der bei ersten Gefechten Matts Schiffen doch einige größere Probleme bereitet hatte. Nach Wochen des Katz- und Maus-Spiels kam es hier und jetzt auf Rala IV zum finalen Showdown.
Matt schloss die Augen und versuchte eine Atemtechnik anzuwenden, die ihm Utnar vor langer Zeit gezeigt hatte. Shali neben ihm hörte sein ‚Grunzen‘, rammte ihm einen Ellbogen in die Seite, drehte sich um und schlief weiter.
„Danke, Schatz“, murmelte Matt und rieb sich die Rippen. „Aua!“ Ohne jeden Gedanken auf Rache kuschelte er sich an seine Frau und brauchte dann nicht mehr lange, um selbst endlich einzuschlafen.
Rala-System, an Bord der Excalibur …
Am nächsten Tag …
„Guten Morgen, alle zusammen.“ Matt setzte sich an den großen Konferenztisch, nippte an einer Tasse mit heißem Kakao und legte seinen Frühstücksbagel zur Seite. Es folgte eine kurze, durcheinander gerufene Antwort der anderen Anwesenden. Dann entdeckte er den merkwürdig aussehenden Stein auf dem Tisch vor sich.
„Hey, ein Geschenk? Vielen Dank.“ Er drehte den seltsam schimmernden Erzklumpen zwischen Daumen und Zeigefinger. „Und was um alles in der Welt ist das?“
„Das ist ein Brocken Forgonit“, klärte ihn Kerato auf.
„For … Frodo ... was? Frodo wie Beutlin?“
„Nicht Frodonit, sondern Forgonit.“ Kerato schüttelte den Kopf und grinste, weil er genau wusste, welche Bilder gerade durch Matts Kopf rasten. „Ich glaube, es ist benannt nach dem Geologen, der es entdeckt hat.“
„Noch nie gehört“, gab Matt zu. „Muss ich das kennen?“
„Ein Mineral, das es bislang nur hier auf Rala IV zu geben scheint.“
„Aha. Und was macht man damit oder wozu ist es gut?“
„Das wissen wir nicht so genau, aber es hat den Anschein, dass es nach einer chemischen Behandlung über eine außergewöhnlich gute elektrische Leitfähigkeit verfügt.“
„Aha. Ein neuer Supraleiter also“, wagte Matt eine Schlussfolgerung.
„So etwas in der Art. Ich habe dir ein entsprechendes Dossier gemailt. Und wir haben noch etwas Interessantes darüber erfahren. Wenn man es einschmelzt und dann einen schwachen pulsierenden Strom durch das behandelte Mineral leitet, dann scheint es zu wachsen.“
„Bitte was? Ein wachsender Stein?“
„Nun, eigentlich ist es ein Metall.“
„Unglaublich. Warum kennt man es im Rest der UoS nicht? Ich dachte, ihr wisst schon alles über unsere Galaxie.“
„Oh nein. Da warten bestimmt noch viele Überraschungen auf uns“, widersprach Kerato. „Es gibt noch einige dunkle Flecken in unseren Astrokarten.“
„Wie auch immer. Aber warum diskutieren wir das hier und jetzt?“
„Weil ich denke, dass die Syndos uns in eine Falle locken wollen. Dieses Frogonit scheint auch so etwas wie ein Katalysator bei chemischen exothermen Reaktionen zu sein.“ Er sah Matts erneut ratlosen Blick. „Es wirkt wie ein Verstärker bei Explosionen.“
„Ah. Jetzt hab‘ ich‘s kapiert. Danke.“
„Wir vermuten, dass die Syndos planen, dieses Mineral irgendwie gegen uns einzusetzen.“
„Okay. Behalten wir das im Hinterkopf.“ Matt wechselte das Thema. „Gibt es neue Entwicklungen bei den Kampfhandlungen?“
„In der Tat, die gibt es.“ Levar Tongchai Ritthirong erhob sich und präsentierte den neuesten Status Quo über den Holoprojektor im Konferenzraum. „Die Syndos ziehen ihre letzten noch freien Truppen hier auf diesem Planeten zusammen. Wir vermuten, dass sie alles auf eine Karte setzen und uns eine letzte Schlacht auf der Oberfläche liefern wollen.“
„Aha. Ein Entscheidungskampf also.“
Tongchai schüttelte irritiert den Kopf. „Nein, Sir. Der Krieg mit den Syndos ist schon seit einigen Tagen entschieden. Die Syndikatstruppen sind keine Gefahr mehr für uns. Sie befinden sich in allen Regionen und Sektoren auf dem Rückzug oder wurden im Rest ihres ehemaligen Hoheitsgebiets schon vollständig aufgerieben. Es gibt nur noch vereinzelte Scharmützel, wenn ich diesen altmodischen Begriff verwenden darf.“
„Das dürfen Sie, Levar. Aber warum dann diese Schlacht?“, fragte Matt nun selbst irritiert.