Kladas, Rauch und
Vier Somprinis
Ein galaktischer Roadtrip
Von Tom Schnellhardt
Erstausgabe – V 1.0
November 2024
© 2024
Über den Autor
Tom Schnellhardt ist ein Nerd ... mittlerweile etwas ergraut. Als Mitglied der Babyboomer hat er die Erstausstrahlung von Raumschiff Enterprise, Time Tunnel oder Kampfstern Galactica (mit Lorne Greene) noch live erlebt. Er ist aufgewachsen mit Büchern wie "ZBV" von K.H. Scheer, dem "Bannsängerzyklus" oder dem "Ewigen Helden Zyklus" von Michael Moorcock.
Herausgerissen aus dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik, die Uni meinte, das wäre besser so für ihn, wechselte er in die Medienbranche und war von 1989 bis 1992 Leiter der Grafikabteilung bei Tele 5 in München ... macht ja Sinn als (fast fertiger) Ingenieur.
Von 1992 bis 1993 folgte dann die Art Director-Position bei RTL2.Seit 1994 ist er selbstständig und erstellt Visualisierungen und Industriefilme für die Automobilbranche und für einen großen europäischen Flugzeughersteller.
In seiner "Tommothek" finden sich über 1.000 Science-Fiction-Bücher von Heinlein, Asimov, Lem und viele, viele mehr. Frustriert, dass er in letzter Zeit einfach keine SF mehr gefunden hat, die ihm gefiel, hat er beschlossen, sich ein eigenes Universum zu schaffen, in dem er seine eigene Phantasie ausleben kann.
Mit über 1.000 Büchern und noch mehr Filmen im Kopf schreibt er jetzt seine eigenen Geschichten.
"Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat: 'Science Fiction ist tot'. Dem kann ich leider nicht zustimmen. Aber ich wollte keine Dystopien lesen oder schreiben, die mich frustrieren und noch weiter runterziehen, als die aktuellen Nachrichten es eh schon tun. Ich brauchte etwas, das mich mit Zuversicht in die Zukunft blicken lässt ... eine positive Perspektive. Den Status Quo akzeptieren und die Zukunft verbessern ... oder so."
Tom Schnellhardt lebt mit seiner Frau und aktuell einer Katze in der Nähe von München.
Bücher von Tom Schnellhardt
Eternal-Zyklus:Eternal – Band 1 - Metamorphose2015
Eternal – Band 2 - Rochade 2015
Eternal – Band 3 - Symbiose 2016
Eternal – Band 4 - Analyse 2017
Eternal – Band 5 - Hypothese 2018
Eternal – Band 6 - Intrige 2020
Eternal – Band 7 - Perspektive 2021
Eternal - Band 8 - Krise 2024
Eternal – Kurzgeschichte - Der Gilgamesch Zwischenfall2016
Hope
Die letzte Hoffnung der Erde2018
Vorwort
Science-Fiction-Autor werden ist nicht schwer, Science-Fiction-Autor sein dagegen sehr. Wie um alles in der Welt soll ich denn positive Szenarien der Zukunft entwickeln, wenn alles um einen herum in die Wicken geht? Könnt ihr euch noch erinnern, wie plötzlich diese Seuche ausbrach und wir angefangen haben, uns die Kaffeefiltertüten über die Nase zu stülpen? Und dann wurde das Klopapier knapp und wir hatten die erste Krise. Aber was eine richtige Krise ist, das hat uns dieses Jahr 2022 gezeigt. Nix is mehr so, wie es mal war. Jeden Tag bekommen wir neue Nachrichten um die Ohren gehauen, was jetzt wieder fehlt. Von Sonnenblumenöl, Mehl und Pasta will ich gar nicht erst reden. Das mit dem Erdgas haben wir uns selbst eingebrockt. Ach, ich soll ja nicht politisieren, sonst kostet das nachher wieder zwei oder drei Sterne in der Bewertung. Na gut.
Sprechen wir doch über meine Ideen für die Zukunft. Wir bauen Räder an die Binnenschiffe, dann können sie ganz bequem durch die ausgetrockneten Flussbetten fahren. Allerdings brauchen die Schiffer dann neben ihrem Kapitänspatent noch einen LKW-Führerschein. Wir mischen die Gülle von den pupsenden Kühen mit ein bisschen Chemie und basteln uns unser eigenes stinkendes Gas. Aber ob das dann auch gut riecht, wenn damit gekocht wird, bleibt abzuwarten. Wir bauen Windräder und Wärmepumpen direkt vor den Bundestag, die Ministerien und die Parteizentralen. Mit so viel heißer Luft, wie dort ständig produziert wird, könnten wir ganze Städte mit Energie versorgen. Jetzt bin ich ja schon wieder bei der Politik. (Augenroll!)
Warum gibt es eigentlich keine Gesichtsmasken von Melitta? Da hat bestimmt jemand im Marketing gepennt. Oder andersrum: Kann man mit FFP2-Masken guten Kaffee filtern? Wäre das dann Upcycling? Fragen über Fragen.
Ich sag mal so. Wenn euch die schlechten Nachrichten zu viel werden und ihr die Schnauze voll habt von Chaos, Krieg und Hysterie. Dann solltet ihr dieses Buch lesen, den Verstand ausschalten und einfach wieder mal herzlich lachen. Ich hoffe und glaube, ich verspreche nicht zu viel. Und bitte nicht wieder meckern, wenn irgendwo auf einem Schiff oder Frachter eine Klappe in die falsche Richtung aufgeht. (Ist wirklich in einer Rezension kritisiert worden.)
Dieses Buch hat mit Logik und Wissenschaft nicht viel am Hut. Habt Spaß und eine schöne Zeit mit meinen Kladas. Und an die Fans meiner anderen Bücher: Ihr müsst stark sein und noch ein bisschen warten auf Nachschub, aber ich musste irgendwas anderes schreiben, sonst werde ich marmelig im Kopf.
Euer Tom
Kapitel 01: Expresszustellung
Mahlzeit! Kennt ihr das auch? Man geht abends ins Bett und nimmt sich fest vor, den nächsten Tag noch produktiver und erfolgreicher zu gestalten, weil man damit unzufrieden ist, was man heute geschafft hat. Und dann reicht am nächsten Morgen ein noch so klitzekleiner Vorfall oder ein winziges unbedeutendes Ereignis, dass man alle besten Vorsätze wieder über den Haufen wirft. Der Fachmann nennt so etwas Prokrastination, besser bekannt als ‚Aufschieberitis‘. Ich bin der unangefochtene Deutsche, Europa und Weltmeister in Prokrastination. Außerdem hab‘ ich promoviert in dieser Wissenschaft und darf mich daher Dr. pro Dr. Krast nennen. Wenn es einen Gott der Prokrastination gäbe, hieße der sicherlich Tom Schnellhardt. Ganz offiziell reden wir sogar von einer Krankheit. Sie wird durch ein Virus von einem Tier übertragen, dem ‚Interiorem Porcus-Canis‘, besser bekannt als ‚Innerer Schweinehund‘. Um dem entgegenzuwirken, habe ich angefangen, eine To-Do-Liste zu erstellen und dadurch meinem Tag Struktur zu geben. Natürlich führe ich diese Liste auf dem Computer, sodass ich ganze Aufgabenblöcke mit Copy-Paste auf den nächsten Tag verschieben kann. Wir wollen es ja auch nicht übertreiben.
Wie komme ich auf dieses Thema? Unsere Geschichte beginnt an einem Ort, wo es absolut unmöglich ist, etwas vor sich herzuschieben. Ein Ort, an dem jeder Moment des Tages verplant ist und hunderte Kameras dafür sorgen, dass man sich keine Sekunde unbeobachtet fühlt.
Hoch über der Erde, ISS-Raumstation, Mannschaftsmodul
23. Juli 2026
„Uuuuaaaaaahhhhhhh.“ ESA-Astronaut Robert Wollkamp gähnte fast über eine Minute lang, bis sein Kiefergelenk schmerzte. Dabei gab er sehr, sehr seltsame Töne von sich. Es klang ein bisschen wie Stöhnen oder Jodeln, wobei ihm da manche Alpenbewohner vehement widersprechen würden. „Morgen, Robert.“ Er hatte sich irgendwann angewöhnt, sich morgens selbst zu begrüßen. Doch als er sein verschlafenes Gesicht im Spiegel sah, war er froh, dass heute keine offiziellen Pressetermine oder gar eine Videoschaltung nach Texas anstand. Er sah wirklich übel aus. Als Erstes griff er nach dem komplizierten elektrischen Rasierapparat, der soeben an seinem Kopf vorbeizuschweben drohte. Der integrierte Sauger gab sich alle Mühe, die kurzen Bartstoppeln aufzufangen, bevor sie sich in der Schwerelosigkeit selbstständig machten und in irgendeiner Ritze der Raumstation verschwinden konnten.
„Juaaach“, grunzte er. Der Geschmack in seinem Mund war … unterirdisch. So in etwa wie bei ungewaschenen Füßen oder umgekippter Milch. Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Igitt“, war das Einzige, was ihm gerade einfiel. Trotzdem entschloss sich Robert, seine Zähne erst später zu putzen und auch die kurze Katzenwäsche mit den feuchten Tüchern musste ebenfalls noch warten.
Er hatte schlecht geschlafen, wieder einmal. Robert war schon über einen Monat hier oben auf der ISS, der ‚International Space Station‘, und kämpfte noch immer mit den Gefahren und Tücken der fehlenden Gravitation. Nicht dass man ihn dafür nicht trainiert hätte. Allerdings waren die Parabelflüge der NASA nur ein billiger Vorgeschmack auf das gewesen, was einen wirklich hier oben erwartete.
Schon in der zweiten Nacht an Bord hatte er sich selbst ein Veilchen verpasst, da er vergessen hatte, beide Arme mit in den hängenden Schlafsack einzuschließen. Seine freischwebenden Hände hatten dann im Tiefschlaf ihr Eigenleben entwickelt und so hatte er sich schon nach wenigen Stunden selbst ausgeknockt. Die Fortbewegung bei 0-G war ein weiteres Problem. So ein bisschen wie Schwimmen in einem leeren Wasserbecken. Häufig musste man sich mit den Füßen abstoßen, wie bei einer Wende bei einem Schwimmwettbewerb. Nur dass der Widerstand vom Wasser fehlte. Stieß man sich zu lasch ab, blieb man auf halber Strecke hängen und versuchte dann, mit heftigen Ruderbewegungen der Arme weiterzukommen. Wenn man es allerdings übertrieb, krachte man mit voller Geschwindigkeit in die gegenüberliegende Wand, eine ebenso unangenehme Erfahrung. Am ersten Tag hatte er es geschafft, mitten im Bio-Labor zum Stillstand zu kommen. Es hatte über eine Viertelstunde gedauert, bis er ein Kabel greifen und sich damit weiter voranziehen konnte.
Und jetzt kam auch noch das Problem mit den Lebensmitteln dazu. Nur wenige Tage nach der Fähre mit ihm und der neuen Besatzung sollte ein Versorgungsfrachter der NASA aus Florida starten, um Nachschub an Nahrung, Sauerstoff und anderen Ressourcen anzuliefern. Doch irgendein ‚genialer Geisteswissenschaftler‘ bei Boeing hatte wieder einmal eine alte Softwareversion in den Navigationscomputer des neuen Starliners einprogrammiert, mit dem Resultat, dass die Frachtkapsel um mehrere tausend Kilometer an der ISS vorbeigeschossen war und sich jetzt auf dem Weg zum Saturn befand. Sollte dort in ferner Zukunft ebenfalls eine Raumstation gebaut werden, hätten die Astronauten auf alle Fälle jetzt schon genug zu essen. Wobei das Vakuum und die niedrige Temperatur im Weltraum dafür sorgen würden, dass die Ware extrem tiefgekühlt ihr Ziel erreicht.
Die ebenfalls brandneue Rakete Falcon XII von Elon Musks SpaceX sollte dann als Ersatz den notwendigen Proviant und die Bauteile zur Raumstation bringen. Die schöne, weiße, wiederverwendbare Rakete landete, wie vorher programmiert, auf einer Plattform an der Küste am Meer, leider noch mitsamt ihrer vollen Ladung und war in einem wunderschönen, lauten und heißen Feuerball explodiert. Die Lichtshow war zwar klasse, aber ziemlich sinnlos. Und daher warteten die Astronauten auf der internationalen Station nach wie vor auf neue Verpflegung und Luft zum Atmen. Langsam wurde beides knapp.
Robert hatte sich gestern für den ‚Deutschen Sauerkrauteintopf‘ entschieden, denn das noch zur Wahl stehende indische ‚Chicken Curry‘ hatte vor einigen Wochen bei der vorherigen Crew zu einer unangenehmen, zehn Tage andauernden Verstopfung geführt, was wiederum anschließend eine Notreparatur der ‚Zero-G-Toilette‘ zur Folge hatte. So etwas wollte man nicht noch einmal riskieren.
Doch das glitschige und extrem salzige Sauerkrautpüree hatte eben auch so seine Nebenwirkungen, nämlich ziemlich heftiges Sodbrennen und kräftige Flatulenzen bei allen Konsumenten. Und Sodbrennen zusammen mit der Schwerelosigkeit war eine ganz fiese hinterlistige Sache, genauso wie Husten zusammen mit Durchfall: eine wirklich gemeine Kombination.
Seit heute Morgen war das Manövrieren innerhalb der Station schwierig, denn alle Besatzungsmitglieder stießen giftige Gase aus allen Körperöffnungen aus und sorgten somit unfreiwillig für einen Jetantrieb, vorne und hinten. Schnell hatte Robert ungebeten seinen neuen Spitznamen ‚Turbo‘ verpasst bekommen.
Auf der Erde hätte man einfach kurz zum Durchlüften ein Fenster geöffnet. Das war hier oben im luftleeren Raum aber irgendwie unmöglich. Die beiden Russen und die französischen Laborspezialisten kamen damit anscheinend ganz gut zurecht. Vermutlich waren sie jeweils durch intensiven Konsum von russischem Borschtsch oder korsischem Käse abgehärtet. Daher trug gerade nur Robert eine provisorische Nasenklammer, um den Geruch nicht wahrnehmen zu müssen. Er nahm sich fest vor, dem Koch, der sich diese Mahlzeit ausgedacht hatte, nach seiner Landung erst einmal gehörig die Fresse zu polieren. Aber das Vorhaben musste noch warten.
Im ersten Moment hatte er das, was er jetzt sah, auf die umherwabernden toxischen Gase innerhalb der Atemluft der Station geschoben und geglaubt, er würde leicht halluzinieren. Erst als seine Kollegen die Sichtung ebenfalls bestätigten, wurden die drei Männer wieder ganz zu Wissenschaftlern und versuchten, so viel wie möglich davon zu dokumentieren, was sich nun ereignete.
Später konnte sich beinahe jeder auf der Erde daran erinnern, wann die Raumschiffe aufgetaucht waren. Doch nur im Weltraum konnte man sich sicher sein, dass es sich auch wirklich um Raumschiffe handelte. Denn vom Boden aus waren sie nur als schwebende Dreiecke zu erkennen. Es war an einem Dienstag oder Mittwoch, je nachdem, wo man sich auf der Erde aufhielt. Viele sahen sie früh am Morgen, andere bemerkten die blinkenden Lichter tief in der Nacht. Sie tauchten beinahe zur gleichen Sekunde überall am Himmel über der Erde auf.
„Kannst du sie sehen, Robert?“
„Willst du mich verarschen, Walter?“ Er spürte, wie er wieder aufstoßen musste. „Die Dinger füllen nicht nur die gesamte Aussichtsplattform aus, sondern sind auch auf dem Kamerabild in voller Pracht zu beobachten oder etwa nicht?“
„Ja, schon. Kannst du die Schiffe beschreiben?“
„Sag‘ mal, hast du was getrunken? Du kannst es doch auf dem Display selbst erkennen, oder?“
Dr. Walter Hoyfeld überging den letzten, frechen Kommentar des deutschen Astronauten auf der ISS. Im Kontrollzentrum der DLR in Oberpfaffenhofen starrten im Moment alle Mitarbeiter auf den großen zentralen Bildschirm. Ein riesiges Raumschiff schwebte dort deutlich sichtbar vor der Station.
„Kannst du die Raumschiffe für uns trotzdem mit deinen eigenen Worten beschreiben? Vielleicht bemerkst du ja etwas, das die Kameras nicht erfassen. Und bitte denk daran, dass jedes Wort aufgezeichnet wird.“
Gott sei Dank waren die Mikrofone an Roberts Headset nicht allzu empfindlich, sonst hätte das Bodenzentrum das Pfeifkonzert in seiner Unterhose zwangsläufig gehört. Allerdings wurde ihm etwas schummrig beim Geruch dessen, was er gerade selbst untenrum produziert hatte.
„Na gut. Das macht Sinn. Ich versuch‘s mal.“ Astronaut Robert Ladislaus ‚Turbo‘ Wollkamp löste die Halteschlingen um seine Füße und ließ sich weiter in Richtung der Aussichtskuppel treiben. Die Schutzverkleidung hatte man schon vor einigen Minuten geöffnet, als sich auf den Radarbildschirmen abzeichnete, dass irgendetwas im Anflug auf die Erde war. Das erste Raumschiff war nur wenige hundert Meter entfernt von der Station zum Stillstand gekommen. Auf dem Weg dorthin hatten sich die zwei Begleitschiffe den Weg durch den Weltraumschrott im Orbit der Erde freigeschossen, dabei war auch der eine oder andere Satellit in Mitleidenschaft gezogen worden. Möglich, dass in nächster Zeit die Fernsehversorgung im arabischen Raum etwas schwierig werden würde. Aber das war erst der Anfang. Robert nahm das stets griffbereite Fernglas und nahm ihre Besucher genauer unter die Lupe. „Wie schon erwähnt, das vordere Schiff ist gelb. Kanariengelb, um genau zu sein, und es blinkt.“
„Wie, es blinkt?“
„In gelben und orangenen Farben, so etwa wie Warnlichter auf einem Abschleppwagen.“ Robert fing an zu grinsen. „Jetzt weiß ich, woran es mich erinnert. An den ADAC. Hat von euch dort unten jemand den Pannendienst gerufen?“, feixte er. „Ich habe hier oben meine Mitgliedskarte nicht dabei. Nein, im Ernst. Das Schiff zeigt durch Leuchtsignale und Lampen seinen Standort an. Eines ist sicher: auf einer Geheimmission ist es nicht unterwegs. Es will gesehen werden.“
„Kannst du beurteilen, ob es sich noch bewegt?“
„Negativ. Auch unsere Abstandssensoren zeigen an, dass es absolut stillsteht.“
„Und gibt es Aktivitäten?“
„Welche sollten das sein? Ich würde sagen, es scannt uns. Das Schiff scheint die Station zu untersuchen.“
„Bist du sicher?“
„Die Oberseite hat einen Arsch voller Antennen und Parabolantennen, die sich wie wild hin- und herbewegen. Entweder hat deren Sensorphalanx Parkinson oder wir werden untersucht.“
„Was ist mit den anderen beiden Schiffen?“
„Sind knallrot und blinken ebenfalls wie wild. Ich tippe auf Begleitschutz. Jetzt wirst du wieder fragen, warum.“
„Ich …“
„Spar deine Atemluft. Die beiden Schiffe flankieren den ‚Gelben Engel‘ links und rechts und sind bis an die Zähne bewaffnet. Vielleicht haben sie früher mal schlechte Erfahrungen gemacht. Ich sehe Raketenwerfer und Laser oder Phaser oder was weiß ich. Auf alle Fälle handelt es sich um Energiewaffen, weil ich kein Geschützrohr erkennen kann. Die beiden Schiffe haben nur eine einzige ‚Message‘ an uns: ‚Denkt erst gar nicht dran!‘“
„Woran denken?“, wunderte sich Hoyfeld.
„Uns anzugreifen. Ihr werdet sonst euer blaues Wunder erleben.“
„Euch angreifen?“
Robert verdrehte die Augen. „Nein. Die roten Schiffe natürlich.“
„Wir sollen die Schiffe angreifen? Womit denn?“
Robert zog die Augenbrauen nach oben und murmelte: „Ich geb‘s auf.“ Er blickte erneut durch sein Fernglas. „Achtung, da tut sich was.“ Er konnte beobachten, wie sich einige Klappen an dem Schiff öffneten und zahlreiche kleinere Flugobjekte auf die ISS zuflogen. „Achtung, Drohnen.“
„Was? Werdet ihr jetzt doch angegriffen?“
„Negativ, Control. Ich denke, die wollen uns noch intensiver abchecken.“
Genau in diesem Moment stoppte einer der unbekannten Flugkörper im Weltraum direkt vor einem der Fenster der Beobachtungsplattform der ISS. Robert konnte sogar die Kameraoptik an der Vorderseite der Drohne erkennen. So, als wollte man einen Vogel oder ein Insekt auf dem Balkon ärgern, schlug er mit der flachen Hand gegen die dicke Scheibe.
Als wäre sie lebendig, zuckte die Drohne einige Zentimeter zurück und zoomte heftig ‚rein‘ und wieder ‚raus‘. Robert gewann fast den Eindruck, die Drohne drückte eine Art von Empörung aus, als sie in einer weiten Kurve davonflog. Der Mann von der Erde konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Robert … Robert!“, rief ihn die Erde.
„Was? Oh, Entschuldigung, ich hatte gerade eine Begegnung der Dritten oder Vierten Art. Ich wurde anscheinend ausführlich überprüft.“ Er blickte noch einmal durch das Fernglas. „Sie ziehen sich zurück.“
„Die Drohnen oder die Schiffe?“, fragte Hoyfeld ahnungslos.
„Beides, ich meine … alle. Sie ziehen ab. Keine Ahnung, wo sie jetzt hinfliegen.“
„Wahrscheinlich zu ihrem nächsten Ziel. Wir haben bereits weitere Sichtungen auf der Erde. Auch die Raumstation der Chinesen und die der Inder berichten über ähnliche Begegnungen.“
„Hmm. Ich kann mir sogar vorstellen, was sie scannen.“
„Wieso? Woher weißt du das?“
„Die haben sich ziemlich lange mit den Satelliten und dem Weltraumschrott draußen beschäftigt. Das Ergebnis scheint ihnen nicht zu gefallen.“
„Also keine Scouts einer Invasionsarmee?“, schlussfolgerte Hoyfeld.
„Nein, das glaube ich nicht. In so einem Fall würde ich im Geheimen operieren und meine Schiffe tarnen. Und auf gar keinen Fall würde ich eins davon strahlend gelb lackieren und mit Warnlichtern ausstatten. Das hier sieht eher aus wie eine Verkehrskontrolle oder so was in der Art.“
„Hmmm. Also doch der ADAC“, griff Hoyfeld den Kommentar des deutschen Astronauten auf. Er selbst war erst vor wenigen Tagen mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn bei München liegengeblieben und hatte sich gefreut, dass die Gelben Engel schon nach zehn Minuten aufgetaucht waren. Ob er sich jetzt auch über die gelben Schiffe auf der Erde freuen konnte, würde sich noch zeigen.
„Hier tut sich noch was“, meldete sich Robert Wollkamp erneut. Plötzlich erwachte eines der größeren Displays an der rechten Seite des ESA-Labors zum Leben.
Das Wesen, das dort jetzt zu sehen war, war definitiv kein Mensch. Die vier rechteckig angeordneten, leuchtend grünen Augen passten so gar nicht auf die Erde, im Gegensatz zum gorillaartigen Gesicht.
„Ni gropa rekulat pregonok.“ Die Schlappohren des Wesens wackelten heftig, als er seinen Kopf bewegte. Er deutete mit langen Fingern auf seine Ohren „Ni gropa!“ und die Augen „Pregonok!“. Dann wiederholte er seine … ‚Worte‘. „Ni gropa rekulat pregonok!!!“ Danach folgte noch etwas lauter: „Porga“. Anschließend wurde der Bildschirm dunkel.
„Habt ihr das auch gesehen?“, fragte Robert die Bodenstation.
„Ja, haben wir. Was war das denn? Oder soll ich eher sagen, wer war das?“, fragte Hoyfeld. „So viel ist sicher: Die Russen oder Chinesen waren das nicht.“
„Definitiv nicht. Das war niemand von der Erde. Du kannst mich ja für verrückt halten. Aber das letzte Wort würde ich mit ‚Mist‘ oder einem wilden Fluch übersetzen. Ich zumindest hätte etwas Ähnliches gesagt.“
„Herzlichen Glückwunsch, Robert“, gratulierte Hoyfeld.
„Was gibt es denn zu feiern?“ Robert wusste nicht, was der Mann in Oberpfaffenhofen meinte.
„Kommst du da nicht selbst drauf? Du bist jetzt offiziell der erste Mensch von der Erde, der mit einem außerirdischen Lebewesen kommuniziert hat.“
„Porga!“, antwortete Robert und konnte sich ein heftiges Grinsen nicht verkneifen.
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Hallo!!!! Jeff und Elon! Wann gibt es einen freien Platz für mich auf einem eurer Raumschiffe, um auf die Raumstation zu kommen, damit ich produktiver werde? Übrigens: ist eigentlich noch niemandem aufgefallen, dass Elons SpaceX-Raketen gar nicht elektrisch fliegen? Seltsam, oder? Egal. Harter Themenwechsel.
Der ‚Great Pacific Garbage Patch‘ ist selbst den gut informierten Mitteleuropäern kaum bekannt. Und überhaupt klingt das ja gar nicht so schlimm. ‚Great‘ ist doch eine gute Sache. ‚ Make America Great Again ‘ haben wir in den letzten Jahren öfter gehört. Also scheint das ja kein schlechtes Attribut zu sein. Und Garbage klingt wie Cabbage oder Carpaccio, also was Leckeres zu essen. Und die Tatsache, dass er sich von Europa aus gesehen genau auf der anderen Seite der Erde befindet, lässt einen noch ruhig schlafen.
Doch die Tatsache, dass der pazifische Müllstrudel vorsichtig geschätzt so groß wie die USA ist, sollte einen doch etwas nervös machen. Ein Vorteil ist, wenn man ganz flach über das Wasser blickt, dann fällt einem kaum auf, dass sich dort mittlerweile einhundertneunundzwanzigtausend Tonnen Plastikmüll angesammelt haben. Und jeden Tag kommt neuer dazu. Durch die Sonneneinstrahlung und permanente Bewegung von Wind und Wellen wird das Plastik zu Mikroplastik, in Mikrometer kleine Partikel zerrieben. Die scheinbar gute Nachricht ist, dass dieses Plastik von den Fischen und Meerestieren dort gefressen wird. Die schlechte aber ist, wenn wir diese Tiere verzehren, dann kommt unser Müll auch zu uns zurück, ohne dass wir dafür etwas tun müssen. Weltweit gibt es mittlerweile fünf dieser gigantischen Müllansammlungen. Alleine in der Nordsee kommen jedes Jahr zwanzigtausend Tonnen Müll dazu. Das sind grob geschätzt einhunderttausend große Industrie-Mülltonnen. Es gibt doch nichts Schöneres als einen Urlaub auf Sylt. Unsere Verpackungen sind schon da!!!!
Zentralpazifik, nördlich der Midway-Inseln
Zur gleichen Zeit …
„Was? Nein! Du sollst den Herd ausschalten, Mom. Wo ist denn Lisa?“ Professor Lucas Petkow versuchte, ruhig zu bleiben. Aber die Telefonate mit seiner Mutter wühlten ihn in letzter Zeit immer auf, denn ihre Demenz wurde zunehmend schlimmer. „Was? Sie ist in der Schule?“ Er umfasste das Mikrofon seines Headsets mit der Handfläche, damit sie ihn nicht hören konnte. „Gott, gib mir Kraft.“ Dann legte er seine Hand wieder um das Steuerrad seines kleinen Bootes. „Mom, Lisa ist über vierzig Jahre alt. Sie geht nicht mehr zur Schule. Was? Nein, sie ist auch nicht bei ihren Freundinnen zum Spielen.“ Er steuerte die MS Pinyata wieder in die großen Wellen vor sich. „Noch einmal. Kannst du den Herd ausstellen? Das ist wichtig! … Natürlich ist da ein Herd in deiner Küche. Leg bitte auf Mom, ich rufe Lisa an.“ Ihm wurde ganz schlecht, wenn er daran dachte, welche Kosten wieder auf ihn zukommen würden. Eine Minute Telefonat mit dem Satellitentelefon kostete ein kleines Vermögen. Das ging alles von seinem ohnehin viel zu niedrigen Forschungsbudget ab.
Lucas hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten, um im Boot stehen zu bleiben. Die Tradewinds tobten im Moment ziemlich heftig vor den Midways. Lucas gehörte zu einer kleinen, aber feinen Besatzung von Wissenschaftlern und Vogelkundlern, die von Sands Island aus das Paarungsverhalten von Fregattvögeln und Albatrossen in einer groß angelegten Studie untersuchten. Nicht dass es da überhaupt noch etwas zu untersuchen gab, aber Lucas hatte die kühne These aufgestellt, dass die Flugkünste und vor allem die Starts und Landungen der großen Vögel Einfluss auf die Wahl ihrer Brutpartner hätten. Jetzt lebte er zusammen mit ungefähr dreißig anderen Biologen schon einige Monate auf der gottverlassenen Inselgruppe in der Mitte des Pazifischen Ozeans.
Heute war er mit seinem kleinen hochseetauglichen Kutter alleine auf dem Weg nach Norden, um Videoaufnahmen in den Fanggründen der Fregattvögel zu machen. Dafür musste er einige Kilometer tief in den ‚Great Pacific Garbage Patch‘ eindringen, der sich hier seit einigen Jahrzehnten breitgemacht hatte. Unzählige Quadratkilometer an Plastik und vor allem Mikroplastik hatten im GPGP einen von den Meeresströmungen gebildeten Strudel erzeugt, in dem sich die Kunststoffe angesammelt hatten, und so das Wasser verseuchten. Es waren im Besonderen die Meerestiere, die unter der Verschmutzung leiden mussten. Immer wieder verendeten Tiere, weil sich in ihrem Magen beinahe ausschließlich kleine Plastikteile befanden und die Tiere so qualvoll verhungerten.
Lucas suchte gerade den Himmel nach den großen Vögeln ab, als die MS Pinyata einen heftigen Satz nach vorne machte und mit einem kurzen Ruck stehen blieb.
„Oh nein, nicht schon wieder. Aaaccchhhhhh …. Drecksfuckscheiß!“ Lucas stieß einen langen und tiefen Seufzer aus, weil er genau wusste, was passiert war. Mit ein bisschen Glück war es nur eine große Plane oder einige festere Müllbeutel, die sich um die Schiffsschraube gewickelt hatten. Doch wenn er Pech hatte, war es erneut ein ganzes treibendes Fischernetz, das den Antrieb seines Bootes außer Gefecht gesetzt hatte. Aber in jedem Fall würde er sich in den unbequemen Neoprenanzug quälen und eine Stunde tauchen müssen, um das Problem mit einem Messer zu beheben.
„Mist! Wieder als Presswurst ins Wasser.“ Seit seinem letzten unfreiwilligen Tauchgang hatte er einige Kilos zugelegt und war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt noch in den Anzug passen würde. Außerdem freute er sich nur mäßig auf die kommende Erfahrung im Garbage Patch. Tauchen hier im verseuchten GPGP war immer eine Herausforderung, denn danach musste die Ausrüstung wieder aufwendig desinfiziert werden. Er hatte sich bereits ausgezogen und seinen Körper mit Spülmittel eingerieben, sodass er leichter in den Neoprenanzug ‚gleiten‘ konnte.
Just in diesem Moment klingelte erneut sein Satellitentelefon. Er erkannte sofort die Nummer seiner Schwester Lisa. „Wo bist … ooops.“ Beinahe wäre ihm wegen des vielen Spülmittels an seinen Händen das sündhaft teure Telefon aus den Händen geglitscht und hätte sich in die Tiefen des Pazifischen Ozeans auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Das war gerade noch einmal gutgegangen. „Hallo, bist du noch dran?“
„Entschuldige, aber ich hatte einige dringende Sachen zu erledigen.“
„Mom hat wieder gekocht.“
„Was? Oh mein Gott.“ Seine Schwester war ebenfalls entsetzt. „Hat sie die Wohnung noch einmal abgefackelt?“ Lisa erinnerte sich noch lebhaft an den letzten Zwischenfall. „Hast du mir ihr gesprochen?“
„Nein, alles gut bislang. Aber fahr zur Sicherheit sofort hin und sage mir, wenn es … gelb!“
„Gelb? Was meinst du?“ Lisa war mehr als verwirrt. „Was ist gelb?“
„Das Schiff über mir.“
„Wieso über dir?“
„Ein Raumschiff schwebt über mir. Ein großes, gelbes blinkendes Raumschiff. Es muss ein Raumschiff sein, denn es steht bewegungslos in der Luft.“ Lucas dachte eine Sekunde nach, ob er irgendwo etwas gelesen hatte über neuartige riesige, eckige Zeppeline, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder.
„Wirklich ein Raumschiff? Ein UFO? Du erlaubst dir wieder einen deiner schlechten Scherze. Darauf falle ich nicht mehr rein.“
„Oh, wenn es nur so wäre. Ich schwöre dir, über mir schwebt ein UFO.“
„Dann schlage ich vor, du Wissenschaftler, du legst sofort auf und aktivierst deine Kamera.“
„Was? Oh ja, guter Hinweis. Ich melde mich noch einmal. Und pass auf Mom auf.“
„Bye.“
Lucas wischte seine Hände trocken, griff zu seiner Spiegelreflexkamera und begann sofort damit, Fotos von dem Schiff über seinem Kopf zu schießen. Es war gelb, leuchtend gelb, und hatte eine einfache, dreieckige Form. Unmöglich festzustellen, wo vorne und hinten war. Da das Raumschiff rasend schnell von oben aufgetaucht war, konnte man daraus auch nicht auf die Flugrichtung schließen. An jeder Ecke des Dreiecks besaß es einen riesigen, nach unten strahlenden Scheinwerfer. Rund um das Schiff befanden sich rote und orange Blinklichter.
Nach einigen Minuten hatte er genügend Fotos und schaltete in den Videomodus seiner Kamera um und filmte das ansonsten regungslose Raumschiff über sich. Daher bemerkte er den kurzen hellen Lichtblitz auch nur am Rande seiner Kameraoptik.
„Griddo sa pra dinko?“
Lucas brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, dass die Stimme von einer Position direkt vor ihm kam.
Und in der Tat, da standen sie. Drei Wesen aus dem Raumschiff waren direkt vor ihm auf dem Achterdeck der Pinyata materialisiert. Zumindest nahm er das an, denn den eigentlichen Vorgang hatte Lucas ja nicht beobachten können.
„Äh, hallo … glaube ich. Will … Willkommen auf der Erde“, stotterte er.
Die Wesen wirkten winzig, klein und gedrungen, kaum einen Meter groß. Viel mehr konnte Lucas noch nicht erkennen, da alle vier einen Anzug und seltsam geformte Vollvisier-Helme trugen.
„Tri ga, so na!“ Die Außerirdischen nahmen beinahe gleichzeitig ihre Kopfbedeckungen ab und begannen sofort eine lebhafte Unterhaltung untereinander.
Lucas konnte sich täuschen, aber er gewann den Eindruck, dass sie sich heftig miteinander stritten. Von dem Gespräch verstand er aus verständlichen Gründen kein Wort. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er bis auf seine winzige Unterhose und einen Spülmittelfilm auf dem ganzen Körper vollkommen nackt war. Hier und da hatten sich schon kleine schimmernde Schaumbläschen gebildet. Er hatte sich ja auf den Tauchgang zur blockierten Schiffsschraube vorbereiten wollen.
Einer der Aliens deutete auf seine Beine und machte eine Bemerkung an die anderen gewandt, woraufhin alle gleichzeitig herzlich lachten. Zumindest hörten sich die Laute an wie Lachen. Auf sie musste Lucas mit seinen langen Beinen eher wie ein Storch oder Flamingo wirken.
„Äh. Kann ich was für euch tun?“
„So kado ragutano se!“, antwortete der Vorderste.
„Äh, bitte was?“
Die Wesen besaßen eine kräftige Hautfarbe in unterschiedlichen Farbtönen und die beiden großen Augen und die zwei riesigen Nasenlöcher wirkten so gar nicht menschlich. Auch der lippenlose Mund erinnerte eher an den von Comicfiguren als an ein Lebewesen. Der leicht konische Kopf ging ohne Hals in einen gedrungenen Körper über. Zwei der Aliens trugen einen blauen, einer einen roten, und der Vordere trug einen schwarzen Overall, wobei der eher wie eine Uniform aussah. Denn an einigen Stellen meinte Lucas so etwas Ähnliches wie Rangabzeichen zu erkennen.
Der ‚Schwarze‘ machte einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm ein kleines silbernes Kästchen.
„Ja, also vielen Dank, Leute.“ Unsicher, was jetzt geschehen sollte, nahm er das ‚Geschenk‘ erst einmal an und öffnete es. Umso verwunderter war er über den Inhalt.
„Sind das Zäpfchen?“ Die zwei Gegenstände in der kleinen Box sahen irdischen medizinischen Zäpfchen zum Verwechseln ähnlich, obwohl Lucas am Ende so eine Art kleine Antennen ausmachen konnte. Aber wer konnte schon sagen, was das wirklich für Dinger waren, und vor allem, was jetzt von ihm erwartet wurde.
„Kos sa ba?“, fragte einer der Aliens.
Lucas hielt sich eigentlich für ziemlich schlau, aber in dieser Sekunde kam er sich doch irgendwie dumm vor. „Also, Leute. Könnt ihr mir einen Tipp geben, wofür die Zäpfchen sind? Soll ich mir die wirklich in den Hintern schieben?“ Er deutete mit einem Finger am hinteren unteren Rücken, sprich seinen Pobacken, an, was er mit den beiden Objekten vorhatte. Just als er schon andeutete, seine Unterhose herunterzuziehen, traf er auf erkennbaren Widerspruch der vier Besucher. Während der ‚Rote‘ sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlug, eine wie Lucas feststellte sehr irdische Geste, deutete der ‚Schwarze‘ mit zwei Händen an, dass Lucas sich die Zäpfchen in die Ohren stecken sollte.
„Ah!“ Er verstand, was von ihm erwartet wurde. „Das macht natürlich schon mehr Sinn.“
„Schtruga!“, kam als Antwort vom ‚Schwarzen‘. Er tat es Lucas gleich und steckte sich ebenfalls zwei ‚Zäpfchen‘ in die Ohren.
„Mich verstehen, Mann von Zigata? Linguapods sollten arbeiten.“
„Hey!“, freute sich der Wissenschaftler. „Ja, ich verstehe dich. Wer seid ihr und vor allem, was macht ihr hier bei uns?“
„Wir Kladas. Ich Norkik, das Fargik und Lurdik.“
„Und ich bin Lucas. Ich bin Wissenschaftler.“
„Du sicher?“, fragte Norkik. „Du aussehen wie Vogel. Vielleicht Mutter oder Vater war Gungo. Das würde einiges erklären.“ Norkik erntete ein zustimmendes Nicken der beiden anderen Kladas.
Lucas verstand nicht ganz, was der kleine Außerirdische meinte und fragte: „Was macht ihr hier bei uns auf der Erde?“
„Wir Kladas räumen auf. Aber vorher müssen Beweise sichern.“
„Ihr macht was?“
„Beweise sichern! Es gab Anzeige. Kann nicht mehr erzählen. Akte noch streng geheim.“
„Ach was. Eine Akte? Was denn für eine Akte?“ Nun war Lucas‘ Neugierde wirklich geweckt.
„Nix sagen können. Dongbot verboten zu reden.“ Norkik winkte Lucas etwas zu sich herunter. „Es gab anonyme Anzeige gegen Zigata. Viel nix gut. Das hier Kontrollbesuch, ob Zigatianer Vorgaben befolgen.“
„Wer sind denn diese Zigatianer?“, fragte Lucas sichtlich verwirrt.
„Du sein Zigatianer. Alle Zweifüßer auf Zigata Nongsiba. Du sagen glaube ich Menschen zu euch.“
„Hmmm. Weswegen denn? Und du hast gesagt, ihr wollt aufräumen?“
„Müssen putzen. Wir Kladas. Wir machen Dreck weg.“
Lucas tippte kurz auf einen der Pods, denn er glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. „Vorgaben? Was für Vorgaben?“, fragte er überrascht nach.
Der Klada versuchte aus dem galaktischen Gesetzbuch zu zitieren: „Allgemeine Regelungen über Nutzung von bewohnbaren Planeten. Was ich muss sehen … gar nicht gut … viel schlecht. Sehr viel schlecht. Lurdik und mich schon waren auf Pungalon II vor viel Zeit, während großer Stinkplage, Lurdik und mich viel illegale Müllfarmen auf Licktogal VI beseitigen, aber hier auf Zigata viel mehr schlimmer sein.“ Norkik wechselte das Thema und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Du Probleme mit das schwimmende Transportding? Das Scanner anzeigen. Du müssen verschwinden hier, wenn mit Sauberaktion beginnen. Sehr schnell weg. Sofort!“
„Ja, ich glaube, es hat sich etwas um die Schraube gewickelt. Ich habe tausend Fragen an euch.“
„Fragen? Fragen nix gut. Wir Kladas, wir nicht reden, wir machen“, antwortete Norkik kurz und knapp. Er nickte dem ‚Roten‘ zu, der sich daraufhin seinen Helm aufsetzte und am Heck der Pinyata ins Wasser sprang. „Gleich dein ‚Schwimmer‘ wieder gesund.“
„Du meinst mein Boot?“, vergewisserte sich Lucas.
„Ja, dein Schwimm-Boot. Lurdik macht Müll um Antrieb weg. Du nicht fahren sollen durch Müll.“
„Stimmt, es ist wirklich viel Plastik hier im Wasser.“
„Das gibt viel Ärger mit galaktischer Behörde“, meinte der schwarze Klada. „Ganz bestimmt ... und schlimm viel Ärger. Viel Ärger für Zigata.“ Norkik beugte sich über die Reling des kleinen Bootes. „Wenn Schwimmer wieder fahren, du müssen viel schnell viel Abstand zu uns machen. Ab jetzt Kladas können nicht mehr auf Zigatianer aufpassen.“
„Woher kommt ihr? Welcher ist euer Heimatplanet? Was wollt ihr hier auf der Erde?“, versuchte es Lucas erneut.
„Ich schon sagen, Kladas arbeiten, nicht reden. Wir nicht beantworten Fragen. Das andere tun.“
Genau in diesem Moment krabbelte der rote Klada wieder zurück an Bord. Eine weiße Plastiktüte mit der Aufschrift ‚Walmart‘ hatte sich über seinen Kopf gestülpt. Er fing sofort an, mit seinem ‚Vorarbeiter‘ heftig zu diskutieren, ohne dass Lucas ein Wort verstehen konnte.
Norkik befreite seinen Kollegen von dem unfreiwilligen Mitbringsel und rümpfte die Nase, als er an Lurdik gerochen hatte. Er schüttelte den Kopf und wiederholte seine Bemerkung von gerade eben. „… Gar nicht gut. Viel Ärger.“ Dann wandte er sich an Lucas. „Dein Boot wieder gut. Fahr jetzt. Du nicht viel Zeit.“
„Aber ich muss noch so einiges mit euch besprechen.“
Norkik hob abwehrend eine Hand. „Nächstes Mal, vielleicht. Wir noch weitere Orte untersuchen müssen.“ Und ehe sich Lucas beschweren konnte, dematerialisierten die Aliens mit einem leisen ‚Plop‘ und waren wieder verschwunden.
„Ähem … Hallo?“ Er klopfte noch einmal kurz auf die Pods in seinem Ohr, bekam aber zunächst keine Antwort mehr. „Hmmm. Das war jetzt irgendwie sonderbar“, resümierte er und musste sich erst einmal kurz setzen. Er wollte schon wieder zum Satellitentelefon greifen, als sich doch noch einmal eine Stimme in seinen ‚Ohrzäpfchen‘ meldete. „Du sollst das Gebiet räumen, Mensch.“
„Oh. Ja, natürlich!“, entschuldigte sich Lucas, obwohl er nicht wusste, ob ihn die Außerirdischen noch hören konnten.
„Und zieh Hose an!“, tönte es zum Abschied aus seinen Linguapods.
Und das tat Lucas Bercow dann auch. Zwar fragte er sich noch immer, woher die Wesen so gut Englisch konnten, was ein Klada war und ob seine Mutter wohl doch ihre Wohnung in Brand gesetzt hatte. Aber das würde sich alles klären, irgendwann, später.
+ + + +
Auch seltsam, oder? Jahrtausendelang spielen die Aliens Verstecken mit uns und ganz unvermittelt tauchen sie ganz öffentlich und ganz ungeniert auf. Da muss doch etwas dahinterstecken. Und ist es nicht auch seltsam, dass diese grauen Außerirdischen noch nie über Europa oder Afrika gesichtet wurden? Vielleicht hängt das ja auch mit der amerikanischen Vorliebe für schwarzgebrannten Schnaps zusammen. Auch wurde in ganz Europa oder in Afrika weder ein Sasquatch noch ein Bigfoot oder wie in Florida ein Skunk Ape gesichtet. Alles sehr seltsam. Findet ihr nicht auch?
Wie Norkik angekündigt hatte, flog sein Raumschiff wieder zurück nach Westen und tauchte direkt über dem Corcovado an der Copacabana auf.
Rio de Janeiro, Favela Santa Marta
Zwei Stunden später …
Die Sonne brannte heiß auf die riesige Stadt an der südamerikanischen Südatlantikküste. Der breite und lange Strand der Metropole war wieder einmal voll mit einheimischen Brasilianern und Touristen, die betrogen, ausgeraubt oder im besten Fall einfach nur beschimpft wurden. Sprich, ein ganz normaler Tag an der Copacabana. Die Favela Santa Marta war weder besonders groß noch war sie außerordentlich schön, wenn man das überhaupt über eine Favela sagen konnte. Aber Santa Marta lag extrem hoch und schmiegte sich in die Gipfel des Küstengebirges. Und am höchsten Punkt, ganz am Ende der Rua Nossa Senhora Aparecida, saßen zwei Männer auf dem Dach ihres Hauses und genossen den Ausblick. Oder auch nicht …!
„Los, Mann, gieeb mich das schon her, Gustavo.“ Juan Alvarez de Matos angelte nach dem großen Glas auf dem Tablett, das Gustavo trug.
„Hey, du Schnabbsnaase.“ Gustavo Luian dos Santos hatte damit zu kämpfen, den plötzlichen Gewichtsverlust des fehlenden Glases auf einer Seite des Tabletts auszubalancieren, wobei sein eigener Gleichgewichtssinn mittlerweile auch schon mehr als beeinträchtigt war. „Sei vorsichich, Juan. Das is schoodn n‘dein fünfffer Caipi. Unn dieser schaawarz gebrannde Schaschassa … Cachaça had ess ech insich.“ Er ließ sich in den Liegestuhl neben den seines Wohnungsnachbarn Juan plumpsen und zog vorsichtig an dem Strohhalm in seinem Glas. „Daaas sinn beestimmt siiieebsig Bromille in diesm Schassascha.“ Er runzelte die Stirn. „Wie kann man eim Schnabbs nur soon gomblizierdn Namen geben. Rum … so sollde ein Schnabbs heißen. Deeen kanman auch noch besdelln, wenn man vollieee Kande hat. Ich hab‘ auchnochn Rum mit achssich Bromilll. Sallud, Amigo!“
„Broozend, Amigo. Du meinsss Broozend“, korrigierte ihn Juan. „Un‘n im Übrigens bisss du schon viiiieeeel besoffener, als wo ich das bin.“
„Daaas kannn guuud möchlich sein, mein Herr.“ Er nahm einen weiteren Schluck. „Das Zeuch ist wirklich gut. Wo von wem hast du dennn den Kanissser her?“, fragte Gustavo.
„Keine Ahnung, weissichnichmeeer, Amigo. Isss irgendwie vom Lasssder gefallen. Echt. Ich hab‘s vergessen.“
Der plötzlich auftretende Lichtblitz neben ihm überraschte ihn nicht einmal.
„Hassu ein Fodo gemach?“, fragte Juan. „Das had geblizd grad eben hier nebm mich.“
„Ich habichnich keinnn Fodoabbarad!“
Gustavo riss die tränenden Augen auf. „Uiii! Siesssuu sie auch?“
„Was denn? Wer denn? Oder weeehn?“, nuschelte Juan. Er drehte den Kopf, um zu sehen, was Gustavo gesehen hatte. Dabei hatte er sichtlich Mühe, sich auf seiner Liege zu halten.
„Daaa! Die Monions.“
„Wa?“ Juan verstand zunächst nicht, was sein Nachbar meinte. „Meinssu Minions? Die lussigen gelben Typen aus dies‘m Zeidrick … Zichendrei … na.“ Mittlerweile konnte er seine Zunge kaum noch kontrollieren. „… Scheichendrickfilm?“
Jetzt versuchte Juan, sich etwas zusammenzureißen und deutlicher zu sprechen. Er schüttelte den Kopf, merkte aber schnell, dass das keine gute Idee war. „Na ja. Sie sind nich so doll nich gelb, und sie sehen doch etwas anders aus. Aber im Brinzip sind es dann doch Minions“, stellte er ein wenig stolz fest. „Niedliche kleine Kerle. Was die wool hier woll’n tun?“
„Chrada parok neossot!“
„Hui! Bidde was?“ Juan hatte die Worte zwar gehört, aber keine Ahnung, was die seltsame Kreatur von ihm wollte.
Prompt wurde ihm ein kleines silbernes Kästchen überreicht. „Dopruk!“
„Uuiiiih. Ein Geschenk. Dassisja nett. Un‘dn wassollich mit damit machn?“, lallte Juan.
Der kleine Außerirdische deutete auf seine eigenen Ohren.
Auch Gustavo bekam so ein Kästchen gereicht. „Toll. Willkommm in Rui de Jaineiro, ihr Monions. Ah … gibbb ess Mussiiig ssu hörn? Eingennnlich sehen die Diingger aus wie für‘n Arsch.“
Mit wackligen Beinen stand er auf und begann, seinen Gürtel zu öffnen, um das Geschenk zu ‚benutzen‘, als er Norkiks Geste sah. Der bedeutete auch ihm unmissverständlich, die Pods in die Ohren zu stecken.
Norkik beugte sich zu einem der anderen Kladas hinüber und meinte leise: „Für Zigata Kladas müssen andere Form von Pods nutzen. Zigatianer wollen Übersetzer immer schieben in Hintern.“
„Du nicht glauben, dass Zigatianer merken, wenn Antenne ragt aus Rektum?“, wunderte sich Rellkik.
„Spätestens, wenn hinsetzen, dann Fehler merken. Ihr uns verstehen können, ihr Menschen?“, fragte Norkik.
„Oiih, dass iss aba laud.” Gustavo runzelte vor Schmerz die Stirn. Jetzt machten sich die Caipirinhas, die er und Juan in den letzten Stunden vernichtet hatten, ein weiteres Mal bemerkbar. „Wer seid‘n ihr Monions?“, brabbelte er.
„Wir nix Monions, was auch immer das sein mag. Wir Kladas“, erklärte der Außerirdische geduldig. „Wir machen Protokoll, was Menschen auf diesem Planeten alles machen.“
Juan war zwar ziemlich angetrunken, aber nicht so schlimm wie Gustavo. Es gelang ihm unter großen Anstrengungen, doch noch einen klaren Gedanken zu fassen. „Aber warum denn? Das iss ganz klar unser Planet. Wir können hier machen, was wir wollen. Das geht niemanden nie nix an. Punkt.“
„Nix euer, ihr nur Mieter. Na ja, ist auch nix unser, aber wir sollen hier verwalten und putzen.“
„Ihr Kludas seid Hausmeister“, freute sich Gustavo.
„Wir nur Kladas, nix Meister. Und ihr hier nur geduldet. Jettinis von Krellum VII sind Besitzer von Zigata Nongsiba. Chefs haben alles schriftlich. Ihr Planeten nix gut behandeln. Viel zu viel Dreck und viel mehr Müll.“ Der schwarze Klada schüttelte abermals den Kopf. „Unglaublich viel Müll. Was ihr machen?“
„Hmm.“ Juan dachte einen Moment nach. „Nun, wir brauchen Zeuchs, und wenn wir es nicht mehr brauchen, dann werfen wir es weg.“
„Was? Ihr den ganzen Müll brauchen? Ich nix glauben.“
Juan kicherte. „Da wird der eine oder andere auf der Erde ganz schön überrascht sein von den Neuigkeiten.“
Norkik nickte. „Kann sein.“ Er ging zum Rand der Dachbrüstung und blickte hinunter auf die riesige Stadt vor sich. „Zigatianer haben Genehmigung für viele Gebäude hier?“ Er machte eine weit ausschweifende Geste mit seinem rechten Arm in Richtung Küste.
Jetzt mischte sich Gustavo wieder in das Gespräch ein. „Wir hamnich mal nich ‚ne Baugenehmigung für die Buuude hier. Niemand haddas, in der ganzen Favela. Nich‘ mal in die ganze Stadt. Das iss hier so. Das iss Brasilien, Herr Norkik!“
„Hmmm. Norkik so was schon denken“, meinte der Klada. „Ich nix glauben, dass Bauamt auf Nollom so was zulassen. Viele Gebäude, sehr viele … viel zu viele. Das auch nix gut.“
„Wass iss‘n ein Nollom“, fragte Gustavo. „Kommd meinnne Freunde … Tringgt einen mit mich!“ Der betrunkene Brasilianer nahm ein leeres Glas, kippte etwas von dem schwarzgebrannten Cachaça hinein und gab ein paar Tropfen Limettensaft hinzu. Dann reichte er das Glas an Norkik weiter. „Hiiierbmmmein Freund. Lass uns anstoossen.“
Jetzt war es Norkik, der einige Male auf seine Linguapods klopfte, da das Übersetzungsmodul doch einige Schwierigkeiten mit den gelallten portugiesischen Worten Gustavos hatte und diese nicht in der Datenbank finden konnte.
Juan wollte nun einschreiten, denn selbst ihm erschien die Alkoholdosis im Glas etwas zu stark für den kleinen Klada. „Gustavo, nicht …!“
Doch sein Kumpel bestand auf seiner Willkommensgeste. „Salud, ihr Monions“, prostete er den Außerirdischen zu und hob sein Glas schwungvoll in die Luft.
„Was das sein, Mensch?“, erkundigte sich Norkik. Er schnupperte vorsichtig und ein wenig skeptisch an der klaren Flüssigkeit und reichte dann das Glas an Lurdik weiter. „Hier, probieren!“
Juan meinte ein leises „Warum immer ich …“ von Lurdik zu hören, konnte sich aber auch getäuscht haben.
Auch Lurdik roch genauso vorsichtig an dem Glas mit dem brasilianischen Schnaps. Dann zog er kurz die Schultern nach oben, murmelte ein kurzes „Na, was solls“ und kippte den billigen Fusel in einem Schluck hinunter.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich eine Wirkung einstellte. Als Erstes war in Juans Pods ein „Oh, oh“ zu hören, dann ein seltsames Blubbern aus Lurdiks Magengegend und danach schossen ihm blaue und rote Flammen aus Mund und Nase. Jetzt folgte ein langgezogenes „Aaaaaaaaaaahhhhhhhh!“, bevor der kleine Klada umkippte und sich nicht mehr bewegte. Ein paar helle Dampfwölkchen stiegen aus seinem Mund in den blauen brasilianischen Himmel.
Norkik zögerte keine Sekunde. Er zog seinen luvanischen Zerfetzer, auf der Erde würde man sie als Laserpistole bezeichnen, aber die erste Beschreibung war deutlich präziser. Jedenfalls zielte er nur kurz auf Gustavo und drückte ab.
Es war kein richtiger Schuss, eher ein Impuls, der den Brasilianer traf. Jetzt war es Juan, der das Ganze beobachtete und ein kurzes „Oh, oh“ ausstieß. Er sah mit vor Schreck geweiteten Augen, wie sich Gustavo quasi in Luft auflöste und verschwand. Winzig kleine rosa Luftbläschen erhoben sich plötzlich in den Himmel über Rio de Janeiro und kleine leise ‚Plöps‘ waren zu hören. Das war alles, was von Gustavo Luian dos Santos übrig blieb.
„Pohhh. Jetzt issser wech. Ich hab‘ doch gleich gesagt, die Dosis ist zu stark.“ Erst jetzt bemerkte Juan, wie Norkik auch auf ihn selbst zielte. „Hey. Ich hab‘ damit nichts zu tun.“ Er hob beide Arme zum Zeichen, dass er sich ergab. Ob der kleine Außerirdische diese Geste auch kannte, würde sich in den nächsten Millisekunden herausstellen. Zu seinem Glück konnte er hören, wie das laute, summende Geräusch in dem Zerfetzer etwas leiser wurde. Er entspannte sich aber erst, als Norkik seine Waffe wieder zurück in das Holster steckte.
„Ist das Flüssigkeit, die brennt?“, wollte der Klada jetzt wissen und roch noch einmal vorsichtig an dem Glas, aus dem Lurdik getrunken hatte.
„Das will ich meinen, Senhor. Unser Cachaça ist von bester Qualität. Sogar unsere Autos fahren damit.“
„Du mir sagen wollen, dass anderer Mann geben Klada Treibstoff für trinken? Jeder Tombo wissen, dass Kladas haben bioelektrischen Magen. Funken in Kladabauch machen Explosion in Magen. Das viel dumm.“
„Ihr habt Funken im Magen? Das tut mich leid, mein Herr“, entschuldigte sich Juan. „Wir Menschen können so etwas ohne Probleme trinken.“ Dann dachte er ein wenig nach und musste sich eingestehen, dass das so nicht ganz stimmte. Die Nebenwirkungen von solch hochprozentigem Alkohol waren auch für ein Wesen von der Erde nicht ganz ohne. Aber das musste er Norkik jetzt nicht unbedingt auf die Nase binden. „Was ist mit deinem Freund? Ist er tot?“, traute sich Juan zu fragen.
„Was? Lurdik? Lurdik nix tot. Er jetzt in Regenerationsmodus. In ein, zwei Stunden er wieder ganz gesund sein. Nix schlimm. Norkik bitten um Entschuldigung wegen Zigatianer. Ich überreagiert, ich zu schnell geschossen.“
„Ach der. Der war kein richtiger Freund. Nur mein Nachbar. Kommt er auch wieder?“, erkundigte sich Juan vorsichtig.
„Leider nein. Er desintegriert“, antwortete der Klada. „Zerfetzt, um genau zu sein.“
„Na ja. Auch nich‘ so schlimm. Dann wird eine Wohnung frei“, freute sich Juan, obwohl er jetzt schon seinen Saufkumpan ein klein wenig vermisste.
„Wir wieder los müssen. Du sicher, du nix Erlaubnis für Bauen haben?“
„Hmmm. Du könntest es einmal im Ministerium in Brasilia versuchen, ob es da etwas Offizielles gibt. Aber ich habe da so meine Zweifel“, wagte Juan einen Schuss ins Blaue. „Wenn ich an unseren genialen, gestörten Präsidenten denke, würde ich mir da keine großen Hoffnungen machen.“
„Na gut. Dann bis später, Zigatianer“, verabschiedete sich Norkik. „Und besser aufpassen mit Treibstoff. Und bis auf weiteres nix mehr hier bauen.“
Es gab erneut einen kurzen Lichtblitz und ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch und Norkik und die anderen Kladas verschwanden genauso schnell, wie sie aufgetaucht waren.
„Na gut. Dann, tchau ihr Minions oder Monions oder Kladas.“ Juan griff nach dem Kanister mit dem Cachaça, um sich einen weiteren Caipirinha zu mixen. Aber der würde definitiv der Letzte für heute sein, vielleicht, könnte sein. Er legte sich wieder auf den Liegestuhl und genoss die tief stehende Sonne, die ihm auf den Bauch schien und hielt sein Glas mit beiden Händen fest. Dass sich sein Nachbar vor wenigen Minuten in ein rosa Wölkchen aufgelöst hatte, war ihm schon nicht mehr bewusst. Dieser Cachaça war wirklich stark.
+ + + +
Ich habe es schon immer gewusst. Baugenehmigungen sind ein intergalaktisches, universelles Problem. Und ich könnte schwören, dass der Behördenleiter bei uns auf dem Bauamt ein Außerirdischer war. Zumindest sah er so aus und hat auch so gesprochen, denn ich habe kein Wort verstanden von dem, was er gesagt hat. Porga!
Kommen wir nun aber zu einem weiteren Handlungsort unserer Geschichte. Wie die meisten Häuser in Brasilien war auch das nächste Haus ein weißes Haus. Es war sogar das ‚Weiße Haus‘.
Fun Fact 1: Die Fassadenfarbe für das ‚Weiße Haus‘ in Washington ist eigentlich ‚cremefarben‘ und stammt schon seit gut einhundert Jahren von einer Firma in der Nähe von Augsburg. Allerdings hat sich der Begriff ‚Cremefarbenes Haus‘ irgendwie nicht durchgesetzt. Im Übrigen stellt die gleiche Firma die Wandfarbe für den Buckingham Palast in London her. Die Briten lieben eben deutsche Wertarbeit.
Fun Fact 2: Der Schreibtisch, an dem George W. Bush, Barack Obama und der Immobilienmakler gearbeitet haben, der ‚Resolute Desk‘, stammt aus dem Holz der ‚HMS Resolute‘, einem Polarforschungsschiff der Briten. Der Tisch war ein Geschenk der englischen Königin Victoria an den US-Präsidenten Hayes.
Man kann ‚Nummer 45‘ vieles unterstellen, aber nicht, dass er nicht ‚resolut‘ war. (Wortwitz-Modus aus!)
Washington D.C., Weißes Haus
Am nächsten Tag …
US-Präsident Dagobert James Truly hatte bereits vor einigen Stunden den brasilianischen Präsidenten Ayrton Raul Granbonito beim schon vor langer Zeit geplanten Staatsbesuch begrüßt. Nach den üblichen Interviews und Fotos für die Presse hatten sich die Journalisten verabschiedet. Daher begleitete jetzt nur noch ein kleiner Trupp von Staatsbeamten und Referenten die beiden Männer auf ihrem Weg durch das Weiße Haus.
„Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl, Mister President“, versuchte sich der Brasilianer in ein wenig Small Talk.
„Ja, das kam selbst für mich überraschend angesichts der Probleme, die wir in den letzten Jahren hatten. Erzählen Sie es niemandem, aber bei dem Ergebnis haben wir an der einen oder anderen Stelle ein wenig nachgeholfen.“
„Sie haben die Wahl gefälscht?“
„Fälschen ist so ein böses Wort. So würde ich das nicht bezeichnen. Wir waren ein wenig kreativ und haben dem einzig richtigen Ergebnis den Weg bereitet. Wenn Sie Tipps für Ihre eigene Wiederwahl brauchen, können Sie mich jederzeit anrufen.“
„Ich komme vielleicht auf Sie zurück. Ich habe auch einige Probleme bei uns am Amazonas.“ Immer wieder, wenn er glaubte, für eine Sekunde unbeobachtet zu sein, rieb sich der Brasilianer die rechte Hand, die ihm der US-Amerikaner bei der offiziellen Begrüßung beinahe zerquetscht hatte. Dabei war er noch verhältnismäßig gut weggekommen, denn nur zwei Wochen vorher hatte Truly dem japanischen Ministerpräsidenten Tetsujo Ogo in einem vergleichbaren Moment sogar die rechte Schulter ausgekugelt. Daher wollte Granbonito sich jetzt nicht beschweren.
„Was? Amozon? Reden wir nicht über diesen widerlichen Milliardär? Jack Borgos. Wie ich den Mann hasse“, echauffierte sich Truly.
„Nein! Nicht Amozon, ich spreche vom Amazonas. Der Fluss, der durch unser Land fließt.“
„Oh ja, Amazonas. Ein toller und großer Fluss, den Sie da haben in Brasillianien, ein Superfluss. Wie dieser Oroniki. Ich war selbst schon mal da. Ich habe dort mit Geschäftspartnern Löwen gejagt.“
„Mein …“ Granbonito wollte Truly schon widersprechen und ihm erklären, dass es in seiner Heimat keine Löwen gab, wurde aber schon vor dem ersten Wort unterbrochen.
„Wir haben auch ein paar tolle Flüsse in den USA. Wir sind ja auch das größte und beste Land der Erde und ich bin dessen Präsident. Genau genommen sind alle deswegen meine Flüsse. Seit ich Präsident bin, sind sie noch größer und breiter und vor allem noch deutlich länger geworden, der Mississippi und der Mississouri.“ Truly blieb stehen und blickte zur Decke, um sich zu konzentrieren. „Und erst der Corolado, der Rio Grande und der Rio Lobo …“
„Ich glaube, das war ein Film mit John Wayne und kein …“, wollte der Brasilianer anmerken.
„… oder der Hudson“, fuhr Truly unbeirrt fort.
„Sicher, Mister President.“ Granbonito traute sich nun nicht mehr, dem Nordamerikaner zu widersprechen.
„Der Hudson. Wo dieser Pilot dieses Flugzeug gelandet hat. Hewey, Dewey oder so ähnlich. Ein toller Kerl. Ich habe schon überlegt, einen Teil des Flusses zu sperren, damit öfter Flugzeuge dort landen können. Wir arbeiten noch an einem genauen Plan.“
„Sie meinen Sully?“ Der Brasilianer war selbst mental eher einfach gestrickt, aber in diesem Moment erkannte auch er, dass der ‚mächtigste Mann der Welt‘ sehr, sehr verschrobene Gedanken hatte. „Hört sich gut an, Mister President.“
„Nennen Sie mich Jim, mein alter Freund. Alle meine Freunde nennen mich Jim.“
„Aber wir haben uns doch nur einmal kurz gesehen“, wunderte sich der Brasilianer.
„Ich habe viele Freunde über Twitter. Meinen russischen Freund, Viktor Gronin, oder auch diesen netten Nordkoreaner, Gum Bao Gon, oder so ähnlich. Alles sehr gute Freunde. Haben Sie auch viele Freunde, Ayrton?“
„Ich …“
„Bestimmt nicht so viele wie ich. Niemand auf der Erde hat so viele Freunde. Und sie folgen mir überall hin. Deswegen nennt man sie ja auch Follower.“
„Ja, Mister President.“
Schließlich erreichte die kleine Gruppe den Situation Room tief unter dem eigentlichen Regierungssitz, wo die US-amerikanische Legislative täglich über die aktuelle Lage auf der Erde informiert wurde, nur um kurz danach diese Informationen und Hinweise vollkommen zu ignorieren.
„Aytros. Haben Sie diese Ufos wirklich persönlich gesehen?“, fragte Truly seinen Gast.
Granbonito rollte unbemerkt mit den Augen, sparte es sich aber, den Amerikaner hinsichtlich seines Vornamens zu korrigieren. „Ich hielt mich zufällig gerade bei meiner Familie in Rio de Janeiro auf, als sie am Himmel aufgetaucht sind. Ein gelbes und zwei rote, riesige schwebende Dreiecke mit blinkenden Lichtern. Und das alles komplett geräuschlos. Das war ziemlich verstörend.“
„Bisher sind sie überall immer in einer Gruppe aufgetreten“, erklärte ein NASA-Mitarbeiter. „Und sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu verstecken. Sehen Sie hier.“ Er rief entsprechende Aufnahmen auf einem riesigen Display auf. „Sir, Mister President, wir können nicht sagen, ob es mehr als neun Schiffe waren, die die Erde besucht haben. Was aber eine Tatsache ist, es waren mindestens drei Gruppen, denn wir haben jeweils drei parallele Sichtungen an verschiedenen Orten auf der Erde. Einmal hoch im Orbit vor der ISS, einmal über den Ölsandminen in Kanada und eine Gruppe befand sich genau um 15:00 Uhr unserer Eastern Time über Mumbai in Indien. Die Zeiten vor Ort wurden synchronisiert. Alle Sichtungen fanden gleichzeitig statt.“
„Hmm! Was ist mit unseren Flottenstützpunkten auf Hawaii oder in Norfolk? Oder mit den Atomsilos mit den schönen neuen wunderbaren Raketen?“, fragte Truly seinen Stabschef, General Cedric Bronstein.
Der verzog nur die Augen und zeigte angedeutet in Richtung des Brasilianers.
Truly erkannte seinen Fehler. „Was? Oh ja. Ich meine die alten Raketen, weil die neuen ja noch nicht fertig entwickelt sind. Und die alten sind auch viel besser als die neuen. Die alten haben wir ja schon einige Male ausprobiert. Und sie haben sich bewährt. Ich denke, das sind gute Raketen. Alt, aber gut. Mit ebenso tollen Sprengköpfen. Ganz tolle atomare Sprengköpfe. Haben Sie auch solche Sprengköpfe, Ayrton?“
Der Brasilianer sah den amerikanischen Präsidenten überrascht an. „Was sollen wir haben? Sprengköpfe? Nein, wir haben ja auch keine Raketen. Obwohl ich gelesen habe, dass die ersten Raketen nach dem Zweiten Weltkrieg mit Alkohol als Treibstoff gearbeitet haben. Alkohol haben wir in Brasilien in der Tat genug. Aber um welche Raumschiffe handelt es sich denn da? Das sind bestimmt wieder die Deutschen oder die Russen, die irgendetwas von uns wollen. Außerirdische gibt es ja nicht, das weiß doch jeder. Nicht wahr, Mister Truly?“ Der Südamerikaner schlug Truly gönnerhaft mit der flachen Hand auf den Rücken.
„Warum sind sie gelb? Sie sind gelb wie die New Yorker Taxis. Reden wir von Taxis, Fred?“ Er wandte sich an den zweiten anwesenden Fünf-Sterne-General Fred Hubert Rickenbacher. „Warum sind sie nicht blau oder goldfarben? Ich liebe Gold.“
„Ja, ich weiß, Mister President!“, grinste Fred. „Wer wüsste das nicht“, dachte er sich insgeheim. Die Vorliebe des Präsidenten für pompöses und dekadentes Design war mittlerweile jedem Mitarbeiter in Washington bekannt. „Aber wir haben noch keine Ahnung, woher die Raumschiffe gekommen sind und was sie wollen. Und wir wissen schon gar nicht, warum sie rot und gelb sind.“
„Wir könnten sie doch fragen. Haben wir versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen? Sie wollten doch bestimmt mit mir sprechen. So eine Chance können sich die Außerirdischen doch nicht entgehen lassen. Haben wir denen unsere Telefonnummer geschickt?“
„Nein, das haben wir nicht, weil wir nicht ihre Sprache sprechen.“ Es gab Momente, da fühlte sich Rickenbacher einfach nur müde, so richtig müde. Und gerade entwickelte sich solch ein Moment.
„Sprechen die denn nicht Englisch?“, legte Truly nach. „Wieso können die Außerirdischen denn nicht unsere Sprache? Wir in den USA sprechen Englisch und wir sind schließlich die größte Nation der Welt.“
„Ja, Mister President, das ist richtig. Die Welt ist aber nicht das ganze Universum. Und das Universum ist groß. Wir wissen noch nicht, woher die Raumschiffe kommen.“
„Vielleicht von Coruscant oder vom Vulcan. Da kam Spock her. Und der war doch ziemlich schlau“, stellte Truly fest. „Meinst du nicht, dass sie vielleicht vom Vulcan kommen könnten? Ich kann sogar noch den Vulcanier-Gruß“, feixte Truly. Er formte die Hand zur Faust und spreizte Zeige- und Mittelfinger ab. Dabei grinste er etwas diabolisch.
„Ähm, Sir“, korrigierte ihn Rickenbacher. „Das ist das Victory-Zeichen von Winston Churchill, Sir.“
„Ach. Und wie geht dann der Vulcanier-Gruß?“
„Das weiß sogar ich“, mischte sich Granbonito ein und deutete das richtige V mit der erhobenen flachen Hand und dem Winkel zwischen Mittel- und Ringfinger an.
Truly versuchte es ihm nachmachen, scheiterte aber schon im Ansatz. „So ein Quatsch. So grüßt doch kein Mensch“, schimpfte der US-Präsident.
„Ähm, Sir, Vulcanier sind ja auch keine …“, setzte Rickenbacher an, verstummte aber abrupt, als er den strafenden Blick von Truly einfing. „Bertie.“ Der General sprach den Präsidenten nun mit dem Namen an, den er schon seit über dreißig Jahren benutzte. „Der Planet ‚Vulcan‘ ist eine Erfindung von Gene Roddenberry. Den gibt es in der Realität sowieso nicht.“
„Was? Wen gibt es nicht? Gene Roddenberry? Der war doch Amerikaner und auch noch bei der Air Force.“
„Nein, den Planeten Vulcan gibt es nicht wirklich.“ Die anderen Anwesenden bewunderten Rickenbacher, wie ruhig er während der absurden Diskussion blieb.
„Und woher kommen dann die Vulcanier? Und Mister Spock? Und warum haben sie überhaupt diese spitzen Ohren? Haben die Piloten von den gelben Schiffen auch spitze Ohren?“
„Das wissen wir nicht, Bertie. Aber eher nicht.“
„Bertie mich nicht vor den anderen“, wies ihn Truly zurecht und wechselte schnell das Thema. „Hmm. Das sind große Schiffe. Meinst du, wir können die Außerirdischen fragen, ob sie uns eins davon verkaufen? Ich hätte gerne so ein Schiff für unsere Space Force oder auch zwei … und in Gold natürlich. Das wäre doch ein guter Deal.“
„Natürlich!“, fügte Rickenbacher geduldig hinzu. „Allerdings dürfte so ein Schiff nicht allzu billig sein.“
„Wir haben in den letzten Jahren so viel Geld ausgegeben, da käme es auf ein paar weitere Billionen nicht mehr an.“
„Einen Versuch ist es wert, Mister President, sobald wir ihre Sprache verstehen. Und sobald wir wissen, welche Währung die Außerirdischen bevorzugen.“
„Apropos Wissen“, wechselte Truly erneut das Thema. „Wissen wir bereits, was die Aliens hier bei uns wollen?“
„Nun, Mister President, sie interessieren sich zum einen für die riesigen Metropolregionen und die überproportional verschmutzten Regionen wie Indien, China und den Great Pacific Garbage Patch.“
„Patch? Was für ein Patch? Davon habe ich noch nie gehört.“
Granbonito anscheinend schon. „Das ist der größte zusammenhängende Strudel aus Müll im Pazifischen Ozean.“
„Dort soll es Müll geben? Das ist mir ja völlig neu. Können wir ein Gesetz erlassen, das so etwas verbietet?“
„Was?“ Rickenbacher verstand nicht, was Truly damit bezwecken wollte. „Was willst du damit erreichen, Bertie?“
„Hör endlich auf mit dem Bertie. Ich will nicht, dass sich der Müll dort sammelt. Könnten wir dann nicht auch dort eine Mauer bauen? Und wir lassen die … Chinesen dafür bezahlen. Schließlich kommt das meiste Plastik von dort.“
„Mister President. Ich muss vehement widersprechen. Den größten Teil des Plastiks machen Einwegverpackungen wie die von McDonald‘s, Burger King oder Starbucks aus.“
„Echt? Ich esse aber gerne von McDonald‘s.“ Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Möchten Sie auch einen Big Mac, Ayrton?“
Granbonito war sich nicht sicher, ob er die Einladung des Präsidenten ausschlagen konnte, aber es sollte in gut einer Stunde ein Galadiner im Weißen Haus geben. „Nein, danke, Dagobert, aber ich habe im Moment Probleme mit meinem Magen. Ein anderes Mal vielleicht.“
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