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Dr. rer. nat. Barbara Wardeck-Mohr ist Wissenschaftsreferentin, Autorin von Hundefachbüchern und Radioexpertin zum Thema "Team-Coaching Mensch-Hund". Weitere Schwerpunkte sind: Kognitionsforschung über Hunde sowie Wolfsverhaltensbeobachtungen mit Interaktionen in Wolfsrudeln. Außerdem: Hundesachverständigentätigkeit gemäß Thür. WesenstestVO/ SachkundeVO; Durchführung des EXPERTHundeführerscheins n. Dr. W.-M.(c) sowie journalistische Reportagen und Fachbeiträge zu "Kynologie, Hundepolitik, Tierschutz, Neuropsychologie und Kognitionsleistungen von Hunden". Das Fachbuch bietet mit 25 Kapiteln ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Erkenntnissen über Hundeverhalten, Irrtümern bei der Haltung und Auswahl von Hunden. Ebenso werden Fragen zu "Tiergesundheit und Recht" oder zu "Hunden aus dem Auslandstierschutz" beleuchtet. Im Fokus stehen weiterhin brisante Themen, wie z. B. Stress- und Angstverhalten, Demenz (CDS), Epilepsie oder Mittelmeerkrankheiten bei Hunden, das Deprivationssyndrom oder "Brachyzephalie"(Qualzucht). Zielgruppe des Fachbuches sind Personen, die mit Hunden leben oder arbeiten und die ihr Wissensspektrum mit Praxistransfer erweitern möchten.
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Seitenzahl: 168
Veröffentlichungsjahr: 2021
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»Bergkameraden am Kleinen Matterhorn« – Dr. Barbara Wardeck-Mohr ©
Prolog: »Der Weg zu einem glücklichen Mensch-Hund-Team«
Ziele und Aufgaben eines professionellen Hundeführerscheins
1.1 Anforderungen für eine Hundeführerscheinprüfung
1.2 Zielsetzungen einer Hundeführerscheinprüfung
Der Blick von Hunden auf uns Menschen: Besitzen Hunde Menschenkenntnis?
2.1 Wie reagieren Hunde auf destruktive menschliche Verhaltensweisen?
2.2. Hunde bewerten menschliches Verhalten nach eigenen Kategorien
Vorschriften für das Führen von Hunden
3.1 Vorschriften für Leinenpflicht
3.2 Das Führen von Hunden im Alltag oder beim Sport
3.3 Risiken und Gefahren wegen Verstößen gegen die Leinenpflicht
3.4 Grundvoraussetzung: Rückrufkontrolle
3.5 Bergtouren mit dem Hund
3.6 Landeshundegesetze in den einzelnen Bundesländern
Wenn Hundehalter Rechtspflichten verletzten
Auswahl und Haltungsbedingungen eines Hundes
5.1 Die Verantwortung für einen Hund ist nicht verhandelbar!
5.2 PETA fordert ein Heimtierschutzgesetz gegen »Defektzucht«
Zur Psychologie der Mensch-Hund- Beziehung
6.1 Qualität der Beziehung
6.2 Psychogramme von Hundehaltern
Vorschriften für einen sicheren Hundetransport
7.1 Bedeutung von Sicherungssystemen bei der Autofahrt mit Hunden
7.2 Transportsysteme für Hunde im PKW
Hundeverordnungen und Tierschutzrecht
8.1 Tierschutzrecht: Hunde haben Rechtsansprüche
8.2 Hundeverordnungen gemäß § 11 TierSchG
8.3 Hunde-Verbringungs-Einfuhrgesetz- wider Wissenschaftsstandards
Streitthema »Gefährliche Hunde«- im Fokus der Wissenschaft
9.1 Übersicht: Hundeverhalten im Zusammenhang von Funktionskreisen
9.2 »Gefährliche Hunde« und woran wir sie erkennen
9.3 Wie agieren faktisch »Gefährliche Hunde?«
9.4 Hauptursachen für Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden
9.5 Thür.TierGefG: Feststellung der Gefährlichkeit eines Hundes
9.6 »Gefährliche Hunde«: Auflagen und Erlaubnispflicht
9.7 »Gefährliche Hunde« – erst durch gesetzliche Auflagen und Restriktionen?
Wesenstests bei Hunden auf dem Prüfstand
10.1 Was soll über Verhaltens- und Wesenstests festgestellt werden?
10.2 Methodik von Wesenstestüberprüfungen
10.3 Verhaltensüberprüfungen bei Hunden auf dem Prüfstand
Die Tierärztliche Hochschule Hannover spricht »Kampfhunde« frei!
11.1 Studienergebnisse über das Verhalten von Rasselisten-Hunden
11.2 Niedersachsen setzt auf Sachkunde und Prävention
11.3 Wichtige Weichenstellung für das Verhalten von Hunden
Vergleichende Studie über Beißvorfälle verschiedener Hunderassen
12.1 Beißstatistiken: Risikoindex verschiedener Hunderassen
12.2 Ergebnisse der Grazer Studie beim Risiko-Beiß-Index
12.3 Landesstatistik Rheinland-Pfalz: Beißvorfälle 2001- 2004
12.4 Sachkundenachweis statt Hunde-Rasselisten
Über die immense Bedeutung des Auslandstierschutzes
13.1 Weltweite Proteste gegen die Hundemassaker in Rumänien
13.2 Die SMEURA- das weltgrößte Tierheim in Pitesti (Rumänien)
13.3 Adoption von Hunden aus dem Auslandstierschutz
13.4 Tierschutzorganisationen und Projekte für Streuner-Hunde
13.5 Erfahrungen mit Hunden aus dem Auslands- und Inlandstierschutz
13.6 Empfehlungen für Halter von Adoptionshunden
13.7 Was bei Hunden aus dem Auslandstierschutz zu beachten ist?
13.8 Wann ist Vorsicht bei der Adoption von Auslandshunden geboten?
Krankheiten bei Hunden aus dem Auslandstierschutz
14.1 Leishmaniose
14.2 Babesiose
14.3 Ehrlichiose
14.4 Herzwurmerkrankung (Dirofilariose)
14.5 Tollwut
14.5.1 EU-Länder importieren zuweilen auch Tollwuthunde
14.5.2 Reiseweg eines »Tollwuthundes« im Jahre 2014/2015
14.5.3 Verlauf der Tollwuterkrankung bei Hunden
14.6 Das Sticker-Sarkom-eine infektiöse Tumorerkrankung
14.6.1 Symptome und Verlauf beim Sticker-Sarkom
14.6.2 Das Sticker-Sarkom hat eine lange Entstehungsgeschichte
14.6.3 Diagnose und Therapiemöglichkeiten
Der positive Einfluss von Hunden am Arbeitsplatz
15.1 Bürohunde senken den Stresslevel
15.2 Erfahrungen mit Hunden am Arbeitsplatz
Wie sollten Hunde sicher geführt werden?
16.1 Hundeleine oder Brustgeschirr?
16.2 Gesundheitliche Auswirkungen des Leinenrucks
16.3 Studie »Rückenverletzungen und Verhaltensproblemen bei Hunden«
16.4 Zur Validität der Studie von A. Hallgren
16.5 Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick
Politische Debatte um Leinenzwang, Hundeverhalten und Beiß-Vorfälle
17.1 Leinenzwang – ein Beitrag zur Sicherheit?
17.2 Wissenschaftliche Stellungnahmen zum Leinenzwang
17.3 Expertisen zum Leinenzwang
Hundeverhalten im Kontext von Deprivation
18.1 Das Deprivationssyndrom bei Hunden
18.2 Was passiert im Hundegehirn bei Reizentzug im Junghundealter?
18.3 Symptome einer Deprivation bei Hunden – was kann der Halter tun?
VERHALTEN und NEUROPSYCHOLOGIE des HUNDES
19.1 Aufbau des Hundegehirns
19.2 Kognition und kognitive Vorgänge
19.3 Informationsübertragung durch Botenstoffe (Neurotransmitter)
19.4 Zusammenhang: Gehirnchemie und Beißhemmung
19.5 Funktion von Aggressionen bei Hunden
Zum Verständnis von Stress und Stressverhalten
20.1 Wenn Hunde unter Stress leiden
20.2 Stressabbau beim Hund – was kann der Halter tun?
20.3 Wahrnehmung, Interaktionen und Stimmungsübertragung
Hundeproblemverhalten und Psychopharmaka
21.1 RECONCILE- Studie
21.2 Wirkungsweise von RECONCILE
21.3 Ablauf der RECONCILE-Studie
21.4 Welchen Nutzen konnten die RECONCILE-Studien nachweisen?
21.5 Risiken und Nebenwirkungen im Zusammenhang mit RECONCILE
Epilepsie bei Hunden
22.1 Formen der Epilepsie
22.2 Behandlungsmöglichkeiten bei therapieresistenten Hunden
22.3 »Add-on-Therapie-Ansatz« bei pharmaresistenten Epilepsie-Hunden
22.4 Studienergebnisse: Neue Epilepsiebehandlung bei Hunden
Demenz bei Hunden – die »Krankheit des Vergessens«
23.1 Hauptleitsymptome einer Demenzerkrankung bei Hunden (CDS)
23.2 Anzeichen für das Kognitive Dysfunktions-Syndrom bei Hunden
23.3 Behandlungsmöglichkeiten des CDS- gibt es »Demenz-Prävention?«
Zucht-Phänomen »Kurzköpfigkeit« (Brachyzephalie) bei Hunden
24.1 Wenn Menschen Hunde »verformen«
24.2 Folgen der Zuchtselektion »Kurzköpfigkeit«
24.3 Schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen
24.4 Muli-Level- Chirurgie bei brachyzephalen Rassen
24.5 Der Leidensweg eines brachyzephalen Hundes
24.6 Proportionsverschiebungen am Schädel, Strukturveränderungen der Nase
24.7 Macht »Designer-Rassehundezucht« unsere Hunde krank?
24.8 Züchterkreis für den »Retro-Mops«
24.9 »Ethik-Kodex« der Tierärzte Deutschlands
Moderne Narkosestandards für Hunde
25.1 Risiken von Intramuskulären Narkosen
25.2 Check-Liste Leitlinien der »Association of Veterinary Anaesthetists«
Literaturhinweise und Quellenangaben
»Ein Leben ohne Hunde ist für mich unvorstellbar.
Hunde und Wölfe sind für mich die faszinierendsten Lebewesen, sie haben mich sozialisiert, sind in ihrer Klarheit und Souveränität meine Lehrmeister.
Als ich begann, wie Hunde und Wölfe zu denken, begann zwischen uns die‚ Artübergreifende Kommunikation«, Leidenschaft und Forschergeist waren erwacht …«
Barbara Wardeck-Mohr
Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden ist einzigartig, wenn sie denn gelingt. Über die lange Zeit der gemeinsamen Co-Evolution haben Hunde unsere menschlichen Codes längst »geknackt«. Mit ihrer exzellenten Beobachtungsgabe und Sinnesausstattung, die unsere Möglichkeiten bei weitem übertrifft, entgeht ihnen nichts. Wahrscheinlich wissen sie häufig sehr viel mehr über uns, als wir uns überhaupt vorstellen können.
Allein menschliche Begeisterung für Hunde reicht nicht aus. Denn auch wir sollten als Hundehalter den Ansprüchen unserer Hunde gerecht werden. Und lernen »im Team« ist keinesfalls eine Einbahnstraße.
Die Anzahl an Hundehaltern hat in den vergangenen Jahrzehnten einen immensen Aufwind erfahren; gleichzeitig leider auch das »Halbwissen« über Hundeverhalten. So »besorgen« sich viele Hundehalter ihre Kenntnisse in Foren oder übernehmen wenig hinterfragt, eine Menge »tradierten Unsinn«, allein vom »Hörensagen«. Einen fehlenden fachlichen Hintergrund verdeutlichen auch unsinnige Fragen, wie:»ist es ein Männchen oder ein Weibchen?« Nicht zu vernachlässigen sind auch jene Hundehalter, die meinen, bereits »alles« über Hunde zu wissen. Diese Gruppe steht ganz im Gegensatz zu jener, die betont, »jeden Tag von und mit Hunden zu lernen.« Einige Hundehalter schließen sich sogar dem Sokrates-Zitat aus der Antike an: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Dies im Bewusstsein von »lebenslangem Lernen«, nicht zuletzt auch deshalb, da sich unser Wissen in immer kürzerer Zeit verdoppelt! Dieser Zusammenhang gilt ganz besonders auch für neueste Forschungsergebnisse über Hunde, wobei sich bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse geradezu überschlagen!
Hierbei kommt nicht nur die Fachwelt kaum aus dem Staunen heraus. Denn Hunde sind nicht nur hochsoziale Lebewesen, sondern sie verfügen auch über ein Hochleistungsgehirn, welches ihnen erstaunliche kognitive Fähigkeiten und Verhaltensdifferenzierungen ermöglicht. Ihr komplexes Verhalten zu ergründen, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensaufgabe, geradezu ein Abenteuer!
Umso unverständlicher ist es, dass der Gesetzgeber es bislang versäumt hat, Grundwissen und Nachweise zum Halten und Führen eines Hundes für jeden Hundehalter gesetzlich verbindlich zu regeln, was selbst für ein »simples Gerät«, wie einen Traktor verlangt wird.
Warum wurde dieses Buch geschrieben?
Das vorliegende Fachbuch möchte einen Überblick geben, auf was es bei Auswahl, Versorgung und Haltung von Hunden ankommt und wie wir uns als Hundehalter besser qualifizieren können. Gleichzeitig dient es als Orientierung für Personen, die vielleicht noch keinen Hund haben, aber in Erwägung ziehen, sich demnächst einen Hund anzuschaffen.
Keinesfalls wendet sich das vorliegende Fachbuch ausschließlich an Hundehalter, sondern es richtet sich an sämtliche Berufsgruppen, die mit Hunden arbeiten oder mit ihnen zu tun haben, seien es Ordnungsamtsangehörige, Amtstierärzte, Hundetrainer, Juristen oder Lehrer; ebenso Interessierte, die Hunde einfach besser verstehen wollen.
Der Anspruch des Buches ist somit eine fachlich profunde Grundlage für das weite Spektrum von Hundehaltung und für die Arbeit mit Hunden zu schaffen. Dies auf der Grundlage zahlreicher neuer wissenschaftlicher Studien mit Praxistransfer. Auch soll damit ein Beitrag geleistet werden, mögliche Missverständnisse zwischen Menschen und Hunden zu vermeiden; damit vor allem auch Beißvorfälle.
Vor diesem Hintergrund werden auch Aspekte aus der Verhaltensbiologie, der Neuropsychologie; ebenso Verhaltensprobleme, wie das Deprivationssyndrom, vorgestellt. Weitere Themenschwerpunkte sind: Mittelmeerkrankheiten, Hunde aus dem Auslandstierschutz, Demenz bei Hunden, neue Ansätze bei der Epilepsiebehandlung oder auch rechtliche Aspekte der Hundehaltung, wie das sichere Führen oder der sicherere Transport von Hunden im PKW.
»Rollski-Team« – Dr. Barbara Wardeck-Mohr ©
Eine bundesweite Pflicht zum Hundeführerschein gibt es in Deutschland nicht. Angebotene Hundeführerscheinprüfung unterliegen in Deutschland keinesfalls gesetzlichen Regelungen oder einheitlichen Standards. Anforderungen und Niveau divergieren in ihren fachlichen Ansprüchen, sowohl in Theorie wie auch in der Praxis. Üblicherweise besteht die Prüfung für Hund und Halter aus einem Theorie- und Praxisteil. Weiterhin ist nicht nachvollziehbar, eine Sachkundeprüfung von Hundehaltern erst nach einem Beißvorfall zu verlangen. Dieses Vorgehen stellt keinen Beitrag zur Gefahrenabwehr dar, sondern nimmt das Risiko vermeidbarer Zwischenfälle sogar billigend in Kauf.
Die Anzahl behördlich angeordneter Wesenstestes bei Hunden ließe sich durch einen obligatorischen Sachkundenachweis mit Basisqualifikationen von Hundehaltern deutlich verringern. Solange der Gesetzgeber diesbezüglich untätig bleibt, besteht jedoch für jeden verantwortungsvollen Hundehalter die Möglichkeit, sich fachlich weiterzubilden, Seminare zu besuchen oder sich zu einer Hundeführerscheinprüfung in Theorie und Praxis anzumelden.
Derzeit sind Gründe und Motivlagen einen Hundeführerschein abzulegen, höchst unterschiedlich. So möchten einige Hundehalter einen Qualifikationsnachweis für professionelle Hundehaltung erwerben, sich mehr Sicherheit bei der Hundeführung oder bei Hundebegegnungen verschaffen. Auch Steuervergünstigungen können eine Rolle spielen. Zuweilen wird die Hundeführerscheinprüfung von behördlicher Seite auch als Sachkundenachweis anerkannt, der ebenso wie ein Wesenstest, angeordnet werden kann. Zudem wird Haltern von »Rasselistenhunden« in einigen Bundesländern, z.B. in Bayern aufgegeben, einen Sachkundenachweis oder einen Wesenstest zu erbringen.
Dies gilt grundsätzlich für Halter von sogenannten »Gefährlichen Hunden«. (Definition »gefährlich« erfolgt a) über jeweils unterschiedliche Rasselisten der Bundesländer oder b) nachdem Hunde auffällig geworden sind.) Die Listung divergiert wiederum von Bundesland zu Bundesland. Einige Bundesländer, wie z. B. Thüringen, haben sich gegen »Rasselisten« entschieden.
Die Prüfung zum Hundeführerschein sollte nachfolgend genannte Fachgebiete beinhalten. Dies mit schriftlicher Prüfung von etwa 40 Fragen, von denen 80% vor der Zulassung zum Praxisteil richtig beantwortet werden müssen.
•Sozialverhalten
•Ausdrucksverhalten des Hundes
•»Artübergreifende Kommunikation« Mensch-Hund
•Verschiedene Lerntheorien
•Ausbildung, wie z. B. Rückrufkontrolle
•Ausbildungs- und Haltungsfehler
•Deprivation
•Häufigste Fehler bzw. Irrtümer über Hundeverhalten
•Angst-und Aggressionsverhalten von Hunden
•Hauptursachen von Beißvorfällen
•Gesundheit, Pflege, Haltung
•Basiswissen: Hunde aus dem Auslandstierschutz
•Grundwissen zu Erkrankungen, wie z.B. Demenz, Epilepsie
•Ernährung und Gesundheit
•Hundehaltung und Recht
Hauptzielsetzung ist das sichere Führen des Hundes in unterschiedlichsten, auch unerwarteten Alltagsituationen. Sei es in der Stadt oder in Wald, Feld und Flur. Auch ist sicherzustellen, dass von einem »Mensch-Hund-Team« keine Gefahr ausgeht.
Somit soll erlernt werden, wie eine Kontrolle als »Mensch-Hund-Team« im gesellschaftlichen Leben funktionieren kann. Dazu gehört: Hunde entspannt an der Leine zu führen, eine sichere Rückrufkontrolle, der rücksichtsvoller Umgang mit anderen Hundehaltern oder mit Personen, die sich sogar vor Hunden fürchten. Besonders wichtig ist auch, dafür Sorge zu tragen, dass Hunde nicht jagen oder wildern, keine Personen oder Fahrradfahrer anspringen. Weiterhin sollen Standardkenntnisse aus der Verhaltensbiologie, Kenntnisse über Kognitionsleistungen von Hunden oder wie Hunde »Beweisstücke für Entscheidungen sammeln«, vermittelt werden.
Zentrale Punkte sind ebenfalls Hauptursachen von Beißvorfällen in den Fokus zu nehmen, ebenso häufige »Irrtümer über Hundeverhalten« und mögliche menschliche Fehler. Kurzum: Es gilt Hunde souverän, entspannt und vorausschauend, auch zum Wohl des eigenen Hundes, führen zu können.
Weitere Zielsetzung ist die Vermittlung von Kenntnissen über Tiergesundheit, auch Krankheiten, wie z.B. Epilepsie oder Demenz bei Hunden. Auch Aspekte zur Auswahl eines Hundes oder rechtliche Fragen bei der Hundehaltung sind relevant.
Da Hunde hochsoziale und intelligente Lebewesen sind, muss es selbstverständlich werden, uns als Dialog- und Sozialpartner für unsere Hunde zu qualifizieren. Und als Hundeliebhaber dürfen wir es nicht zulassen, dass Hunde unter menschlicher Ignoranz oder an mangelnder Bereitschaft sich weiterzubilden, leiden müssen, wie dem »berühmt-berüchtigtem« Leinenruck mit der Folge von Rücken- und Verhaltensproblemen bei Hunden.
Fragen, wie Hunde uns Menschen beobachten und beurteilen, ob sie Menschenkenntnis haben, werden eher selten gestellt. So erfolgt eine Beurteilung von Hunden meist allein nach menschlichen Maßstäben, sei es hinsichtlich Intelligenz, Sozialverträglichkeit oder eines gezeigten Dominanzverhaltens.
Somit bleibt die Beurteilung »ihres bestens Freundes« für die allermeisten Menschen eine selbstverständliche »Einbahnstraße«. Mit anderen Worten, es wird selten in Betracht gezogen, wie Hunde uns umgekehrt als Menschen einstufen: Und das tun sie fortwährend, wie zahlreiche Studien belegen. Selbstverständlich beurteilen Hunde auch uns Menschen nach verschiedensten Kriterien, wie Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Konsequenz, Durchsetzungsfähigkeit oder Souveränität. Auch spielen Wertesysteme, wie »Fairness und Gerechtigkeit« für Hunde eine große Rolle, wie Studien aus aller Welt belegen. Bildlich gesprochen, erstellen Hunde auch von uns Menschen so etwas wie ein »Psychogramm«. Sie kennen unsere Verhaltensmuster, unsere Handlungsrahmen, Reaktionszeiten und Denkgeschwindigkeiten. So würden Hunde auch niemals von einer unbeweglichen und unsportlichen Person erwarten, dass diese plötzlich spurten kann oder mit ihnen eine Tagestour in den Bergen unternimmt.
Und wenn nun plötzlich doch ein anderes Verhalten von uns gezeigt wird, das so ganz aus dem bisherigen Rahmen fällt, so lässt sich das leicht an der »überraschten« Reaktion unserer Hunde erkennen. Ein solcher Paradigma-Wechsel kann übrigens auch beim Training mit Hunden gute Erfolge bei festgefahrenen Mustern bewirken.
Zahlreiche Hundehalter gehen davon aus, dass ihre Vierbeiner unser menschliches Verhalten genauestens zu unterscheiden wissen, dies auch, wenn sie keine Studien darüber gelesen haben. Andere hingegen halten dies für absurd. Fakt aber ist, dass zahlreiche Fälle dokumentiert wurden, bei denen Hunde sich z. B. während eines Scheidungsverfahrens klar »positionierten«, insbesondere dann, wenn sich einer der beiden Ehepartner dem anderen gegenüber aggressiv bzw. übergriffig verhielt. Dasselbe gilt, wenn einer der Partner permanent schlechte Stimmung verbreitet. Es wird berichtet, dass Hunde, dieses Verhalten grundsätzlich negativ quittieren, was bis zum vollständigen Ignorieren der betreffenden Person führen kann. Diese Reaktionen zeigen Hunde auch dann, wenn die besagte Person über viele Jahre eine enge Bezugsperson des Hundes war.
Hunde meiden Menschen, die sich negativ verhalten
Belegt werden diese Zusammenhänge auch anhand verschiedener Studien, wie z. B. einer Studie der Kyoto Universität in Japan.
Diese kam 2015 zu dem Ergebnis: »Hunde meiden Menschen, die sich gegenüber ihren Haltern negativ oder asozial verhalten.
Denn Hunde, so die Studie, reagieren extrem empfindlich auf soziale Signale von uns Menschen. Ihr Vertrauen zu uns Menschen verschwindet häufig schon allein dadurch, wenn Personen irreführende Signale senden. (s. Takaoka, Maeda, Hori & Fujita, 2015).
So testeten die Forscher, wie Hunde menschliches Verhalten in verschiedenen Situationen und im jeweiligen Bedeutungskontext bewerten: Bei der japanischen Studie wurden Hunden in Anwesenheit ihrer Halter verschiedene Situationen durch Schauspieler vorgespielt. Die Rollenspiele erfolgten stets mit folgendem Personenaufgebot: Eine Person verhielt sich neutral und »saß nur dabei«. Der Hundehalter selbst war gemäß Spielvorgabe jeweils von einer hilfsbereiten sowie einer »nicht-hilfsbereiten« Person umgeben.
In der ersten Szene beobachteten die Hunde Folgendes:
Ihr Halter saß in der Mitte zwischen den zwei Personen und versuchte einen durchsichtigen Behälter zu öffnen, indem sich ein Gegenstand befand, der für den Hund keinerlei Wert hatte. In dieser Situation forderte der Hundehalter keinerlei Hilfe von seinen Nachbarn. Aber er hörte alsbald auf, sich an der Dose zu schaffen zu machen, als seine Bemühungen misslangen. Nun erwies sich einer der Schauspieler ohne expliziten Grund als »Spontan-Helfer«, indem er den Behälter mit beiden Händen unterstützte, sodass der Besitzer es schaffte, den Deckel zu entfernen und das Objekt daraus zu entnehmen. Die dritte Person verhielt sich dabei neutral.
In der nächsten Szene wurde dem Hund fehlende Hilfsbereitschaft vorgespielt.
So weigerte sich einer der Schauspieler neben dem Halter diesem beim Öffnen der Dose zu helfen, indem er sich sichtlich abwandte und der Besitzer den Deckel nicht entfernen konnte. Auch in dieser Szene verhielt sich der zweite Schauspieler wieder als neutrale Person.
Nach diesen Interaktionen boten sowohl der »Nichthelfer« wie auch die »neutrale Person« den Probanden-Hunden gleichzeitig identische Leckereien auf ihrer Handfläche an. Die Ergebnisse zeigten, dass Hunde sich dem »Nichthelfer« signifikant voreingenommen zeigten. So nahmen sie sogar von der neutralen Person wesentlich öfter Leckereien an, als von der Person, die »jede Hilfe« verweigert hatte. Es zeigte sich somit, dass selbst neutral agierenden Personen bei Hunden ein höheres »Ranking« haben, als jene, die Hilfe verweigern.
Bildlegende »Vertrauen« – Dr. Barbara Wardeck-Mohr ©
Hunde bewerten uns Menschen, indem sie menschliche Interaktionen- insbesondere zum Besitzer und zur Bezugsperson- genau beobachten. Und sie meiden eindeutig Menschen, deren Verhalten sich negativ auf den Besitzer auswirkt.
Damit ist der Nachweis erbracht, dass Hunde eine »affektiv-soziale Bewertung« von Situationen vornehmen. Und sie überprüfen auch immer wieder aufs Neue, wer sich von uns Menschen sozial oder asozial verhält.
Mit anderen Worten: Unseren »guten Ruf« bei Hunden müssen wir uns immer wieder neu, und zwar »tagtäglich«, verdienen!
Hundebesitzer müssen ihren Hund- selbst wenn er angeleint ist- immer im Auge behalten. Auch ist es ein Irrtum anzunehmen, der Hund könne sich vom eigenen Garten aus »eigenständig und unbeaufsichtigt« mal im benachbartem Feld ein wenig austoben, nach dem Motto: »der kommt schon wieder«! Weiterhin sind Hundehalter dafür verantwortlich, dass sich ihre Hunde nicht unbeaufsichtigt Verkehrsstraßen nähern oder sich gar frei »auf der Straße herumtreiben«. Für das Führen von Hunden gibt es zahlreiche Rechtsvorschriften mit folgender Kernbotschaft:
»Hunde sind grundsätzlich so zu halten und zu führen, dass von ihnen keine Gefahr für Menschen, Tiere oder Sachen ausgeht«!
Für Hunde gilt eine Kennzeichnungspflicht durch Mikrochip; ebenso ist eine Hundehaftpflichtversicherung abzuschließen, die im Schadensfall für Personen- Sach- und Vermögensschäden aufkommt.
Während Hunde im städtischen Bereich, wie in Fußgängerzonen oder Stadtparks stets anzuleinen sind, dürfen sie zuweilen in Feld und Flur im Einfluss- und Sichtbereich des Hundehalters aufgrund unterschiedlicher Rechtsvorschriften in Kommunen und einzelnen Bundesländern auch einmal abgeleint werden. Dies immer nur dann, wenn der Hundehalter Kontrolle über seinen Hund hat und kein ausdrückliches Gebot für eine Anleinpflicht besteht. Außerdem sind größere Hunde nur von Personen zu führen, wenn diese die notwendigen körperlichen Voraussetzungen mitbringen, also in der Lage sind, auch bei Begegnungen mit Hunden und Passanten einen Hund sicher zu halten. Diese Personen müssen außerdem mindestens das 14. Lebensjahr erreicht haben.
Hinsichtlich der Leinenpflicht sollten die bundesländerspezifischen Regelungen genau geprüft werden, auch um kein Bußgeld zu kassieren. Leinenpflicht für Hunde | Überblick aller Bundesländer (2021): https://www.hundehaftpflichtversicherungen-vergleich.de/leinenpflicht/
Bundesländer mit generellem Leinenzwang für Hunde:
Genereller Leinenzwang besteht in Hamburg und Berlin, während die Bundesländer Brandenburg, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland oder Schleswig-Holstein einen Leinenzwang lediglich in bestimmten öffentlich-festgelegten Bereichen vorgeben.
Kein genereller Leinenzwang besteht für Hunde in:
Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Ausnahmen, z. B. Brut- und Aufzuchtzeiten von Vögeln oder Rehkitzen).
Leinenpflicht besteht für Hunde im Öffentlichen Bereich, wie z.B. in Fußgängerzonen, auf Kinderspielplätzen, in Park- und Grünanlagen. Hundehalter dürfen ihre Hunde in diesen Bereichen nur angeleint führen: teilweise ist sogar die Leinenlänge reglementiert.
Hundekot im Sinne des Abfallbeseitigungsgesetzes muss zudem unverzüglich entfernt werden. Teilweise stehen dazu auch »Hundetoiletten« mit Plastiksäckchen bereit. Hundehalter sollten aber auch stets eigene Plastiksäckchen mitführen.
Leinenpflicht für Hunde im Wald regeln die Bundesländer
Sämtliche Landeswaldgesetze verfolgen das Ziel, die dort lebenden Tiere, aber auch Waldbesucher zu schützen. Eine bundeseinheitliche Regelung für Leinenpflicht im Wald besteht nicht, allerdings eine einheitliche Regelung darüber, dass Hunde nicht wildern, andere Tiere nicht hetzen oder jagen dürfen.
Dort, wo immer Landeswaldgesetze eine Leinenpflicht vorschreiben, sollte dies auch beachtet werden. Aber auch in Bundesländern, in denen kein Leinenzwang herrscht, sind kommunale Sonderregelungen zu beachten.