Explosive Windfarmen - Klaus-Dieter Budde - E-Book

Explosive Windfarmen E-Book

Klaus-Dieter Budde

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Beschreibung

Ein von den etablierten Umweltschutzgruppen und Bünden geschasster Umweltaktivist, arbeitet nach langer Vorbereitung auf eigene Faust gegen die Verspargelung der Landschaften. Dafür hat er einen perfiden Plan ausgearbeitet. Er benutzt immense Mengen von Gas, das er mit Zuhilfenahme einer von ihm entwickelten Vorrichtung, in die Windkraftanlagen einbringt. So zerstört er einen Windspargel nach dem anderen und bringt die Betreiber an die Grenze ihrer Existenz. Die Detektei Spotter, mit dem Team um Bernd Kühl, jagt den Aktivisten durch die Elbregion. Sie kommen aber nicht nahe genug, um weitere Attentate zu verhindern. Erst wie die Identität des Täters bekannt ist, ziehen sie das Netz um den Protagonisten langsam zu. Eine spannend erzählte Kriminalgeschichte um die gesellschaftliche Akzeptanz der erneuerbaren Energien.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Buchbeschreibung:

Ein von den etablierten Umweltschutzgruppen und Bünden geschasster Umweltaktivist, arbeitet nach langer Vorbereitung auf eigene Faust gegen die Verspargelung der Landschaften. Dafür hat er einen perfiden Plan ausgearbeitet. Er benutzt immense Mengen von Gas, das er mit Zuhilfenahme einer von ihm entwickelten Vorrichtung, in die Windkraftanlagen einbringt. So zerstört er einen Windspargel nach dem anderen und bringt die Betreiber an die Grenze ihrer Existenz. Die Detektei Spotter, mit dem Team um Bernd Kühl, jagt den Aktivisten durch die Elbregion. Sie kommen aber nicht nahe genug, um weitere Attentate zu verhindern. Erst wie die Identität des Täters bekannt ist, ziehen sie das Netz um den Protagonisten langsam zu. Eine spannend erzählte Kriminalgeschichte um die gesellschaftliche Akzeptanz der erneuerbaren Energien.

Über den Autor:

Klaus-Dieter Budde, Jahrgang 1956, lebt im niedersächsischen Landkreis Stade. Die Stader Geest ist dem gebürtigen Ostwestfalen ans Herz gewachsen. Budde hat sich nach Abschluss seiner beruflichen Laufbahn, der Schreibarbeit zugewandt. Mit seiner Affinität zur Region und der Ortskundigen Erzählweise, erobert er in kurzer Zeit eine Fangemeinde. Explosive Windfarmen ist sein zweiter Kriminalroman um den Privatdetektiv Bernd Kühl.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Die Mühle brennt

Kapitel 2

Auftragsbündelung

Kapitel 3

Der Trittbrettfahrer

Kapitel 4

Der Sympathisant

Kapitel 5

Attentäter oder Aktivist

Kapitel 6

Die kalte Spur

Kapitel 7

Nah dran

Kapitel 8

Kräftemessen

Epilog

Prolog

Unser Land verfügt über mehr als 30.000 Windkraftanlagen, das ist auf ca. 12 km2 eine Anlage, mit zunehmender Tendenz.

Das Stromeinspeisungsgesetz, das die Betreiber der Stromnetze zur Abnahme des Stroms verpflichten, war der Durchbruch für die Windenergie.

Später wurde von der rot-grünen Bundesregierung zur Förderung des Zuganges in erneuerbare Energien, das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit Einschränkungen fortgeschrieben.

Den Windmüllern werden nun feste Vergütungen für den gewonnenen Strom zugesichert. Diese Vergütung führte zu einem boomähnlichen Ausbau der Windenergieanlagen. Zur Jahrtausendwende war die Hälfte der europäischen Windenergieleistung in Deutschland installiert, Monate später bereits zwei Drittel. Zuwendungsvorwürfe gegen die Windenergie aufgrund der Förderung, wurden immer lauter.

Der Nutzen der Windfarmen steht immer öfter im Widerspruch zur Verschandelung der Umwelt. Wo die Betreiberorganisationen sowie Naturwächterbünde und Naturbruderschaften, von Energielandschaften sprechen, benennen die Gegner die Windspargel als Landschaftsverschmutzung. Wenn man sich bei den Vorständen der Betreiberorganisationen umschaut, ist es nicht verwunderlich, dass sich der ein oder andere sogenannte staatlich geförderte Umweltverein, auf die Seite der Betreiber stellt. Fledermäuse, Adlerpopulationen, ja selbst der Rotmilan spielen für die Erneuerbare-Energien-Lobbyisten keine Rolle mehr. Im Gegenteil! Heimlich werden von verkaufsbereiten Grundbesitzern Raubvogelhorste in Sperrzonen zerstört und entsorgt. Lokalpolitiker bringen unter Ausschluss der Öffentlichkeit umweltpolitisch grenzwertige Windparkprojekte durch. Teils auch, um ihr eigenes Salär zu sichern. Ob die Bewohner dieser wunderschönen Landschaften damit einverstanden sind, oder nicht, ist ihnen egal. Hauptsache die Förderungen fließen.

Schattenschlag, Discoeffekt und Infraschall, all diese Nebeneffekte, die laut der Wissenschaftler nachweisbar krank machen, werden verharmlost oder ins Lächerliche gezogen.

Alles, um bloß nicht die Hochphase des Marktes zu zerstören.

Dieser Rauschzustand der Umweltpolitiker geht letztendlich nicht auf. Der deutsche Staat karrt mit dieser Art der Energiepolitik, das Industrieland Deutschland gegen die Wand.

Zigtausende Arbeitnehmer aus Auto und Schwerindustrie, sowie die Arbeiter der Chemiekonzerne werden ihre Jobs verlieren. In der Gier nach Pöstchen oder Subventionen will das niemandes wahrhaben.

Jeder Agronom, der sein Vieh in unumstritten, viel zu kleinen Ställen eingehaust hat und was auf sich hält, hat in der heutigen Zeit einen eigenen Windpark oder gar eine Windfarm. Zusätzlich eine Biogasanlage. Auf den Dächern ihrer landwirtschaftlichen Idylle befinden sich Fotovoltaik Module. Wohlgemerkt staatlich gewollt. Die Agronomen wären auch dumm, würden sie nicht auf den Zug der Umweltpolitiker aufspringen.

In der Konsequenz führt das zu hoher Güllebelastung der Böden, Verspargelung der Kulturlandschaften und Monokulturen in Form von Vermaisung der Flure. Auch die sogenannten Umweltpolitiker, können sich vom Lobbyismus nicht freisprechen. Die Verstrickungen einiger Spitzenleute der Öko-Parteien und Umweltverbände, in den Führungsgremien der Betreibergesellschaften zeigt auf, wo die Reise hingehen soll. Obendrein werden Milliarden Euro für eine unverhältnismäßig hohe Anzahl von LNG-Terminals rausgehauen. Ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Vorprüfungen zum Schutze der Umwelt werden sie in einem Zeitfenster aus dem Boden gestampft, der jedwede Redlichkeit vermissen lässt. Die Bevölkerung kommt kaum hinterher, um zeitgerecht Rechtsmittel einzulegen.

Aber gut gedacht, ist noch lange nicht gut gemacht. Mit den alternativen Energien hat man im guten Glauben etwas losgetreten, was man aus egoistischen Gründen der Gesichtswahrung, nicht mehr stoppen will.

Ob die Natur dadurch zerstört wird, oder Landschaftsbilder, auch geschützte Landschaften, dabei das Zeitliche segnen, ist den eifernden Umweltpolitikern völlig egal.

Diese Gedanken gehen Fiete Phupsfleth, einem streitbaren achtundzwanzigjährigen Buxtehuder Umweltaktivisten durch den Kopf.

Sicherlich verquere Gedanken, für ihn aber schlüssig.

Fiete der schon für einschlägige Umweltorganisationen im Einsatz war, diese Bünde aber wegen seiner aggressiv militanten Ausrichtung verlassen musste, ist dieses ganze Bohei um die Windenergiegewinnung ein Dorn im Auge.

Jahrelang hat er seine Strategie der Nadelstiche, wie er es nennt vorbereitet. Einhundertdreißig Gasflaschen hat er an verschiedenen Orten, im gesamten norddeutschen Raum, bei verschiedenen Firmen erworben.

Er lagert sie in einer angemieteten Halle. Auch nennt er einen kompletten Lkw eines Hamburger Gaslieferanten sein Eigen, Fiete hat ihn vor anderthalb Jahren auf einer Autobahnraststätte entwendet.

Im April, wenn die Stromspargel so richtig in der Gewinnzone arbeiten, werde ich das erste Mal zuschlagen. Überdenkt Fiete sein Vorhaben.

Er ist dabei seinen Pick-up umzubauen. Das Transportgestell vom Gas-Lkw muss passend gemacht werden, um später seine Dienste auf dem Pick-up zu verrichten. Vierundzwanzig große Gasflaschen soll es tragen. Die Hinterachse sowie die Blattfedern des Boliden hat er schon entsprechend verstärkt.

Fiete will ein Zeichen setzen, um auf den subventionierten Wahnsinn und die Landschaftsverschmutzung in der Windenergiebranche hinzuweisen. Das da möglicherweise jemand zu Schaden kommt, tangiert ihn nur am Rande. Er hat eine abgefahrene Idee. Dass er danach von den Ermittlungsbehörden verfolgt wird, macht das Ganze nur spannend.

Kapitel 1 Die Mühle brennt.

An einem Nachmittag im April, Monika Allers will ihre Rassehühner füttern, dabei fällt ihr unerwartet das Tor des Gatters in den Rücken. Unwirsch schlägt sie das Tor zu und schimpft lauthals mit den Hühnern.

Sie ist heute aufs Äußerste gereizt. Durch den Schattenschlag einer Windkraftanlage des nahen Windparks, einem Bürgerwindpark, werden gegen die Sonne diese nervigen Reflexionen an die Badezimmerwand geworfen.

Da ihr Rollladen defekt ist, hatte sie keine Chance, etwas im Spiegel zu erkennen. An Make-up war heute nicht zu denken.

Als wenn man in einem Blitzlichtgewitter stehst, denkt Monika.

Monika Allers wendet sich just von ihren Hühnern ab, wie ein ohrenbetäubender Knall aus Richtung der Windkraftanlagen die frühabendliche Ruhe stört. Ganz langsam neigt sich einer der Windspargel Richtung Westen und schlägt mit lautem Gedöns in den nahen Wald ein.

Die noch rotierenden Rotorblätter graben sich in den Boden oder schnellen spielerisch, als wären sie federleicht, durch die Gegend.

Monika sieht einen schwarzen Pick-up wegfahren. Er fährt direkt an ihrem Haus vorbei. Winsen Luhe, denkt sie, wie sie das Kennzeichen betrachtet und schreibt, geistesgegenwärtig das Kennzeichen in ihr kleines Notizbuch, das sie immer in ihrer Kittelschürze mit sich führt.

Monika ist zufrieden, denn nun werden diese Reflexionen aufhören, es hat ihrer Meinung nach genau die richtige Windkraftanlage getroffen.

Minuten später ist die Deinster Feuerwehr vor Ort, um ein jetzt zu erkennendes Feuer zu löschen und die Umfallstelle abzusichern. Monika Allers die mit ihren vierundvierzig Jahren topfit ist, schwingt sich aufs Rad und fährt nach Riensförde, einem Ortsteil von Stade, um im Famila-Markt einzukaufen.

Unterwegs begegnet sie einigen Streifenwagen, die mit hoher Geschwindigkeit zum Windpark unterwegs sind. So ein Riesenalarm wegen so einem Windrad. Ihr Verständnis dafür hält sich in Grenzen.

«Wieder Steuergelder, die die erneuerbare Energie kostet», schimpft sie.

*

Vierzehn Tage später Windpark Kehdinger Bruch. Der Landwirt Lars Thomforde fährt mit seinem Traktor durch die morgenfeuchten Wiesen, wie er plötzlich in der Ferne eine gewaltige Explosion wahrnimmt. Dann, nach dem Knall und dem Feuerstrahl, der aus dem Turbinenhaus eines Windrades schießt, fällt das besagte Windrad langsam erst, dann immer schneller werdend um.

Thomforde schnappt sich sofort sein Mobiltelefon und ruft die Feuerwehr an. Dann fährt er, so schnell er kann, mit seinem Traktor zur Unglücksstelle.

Was er dort sieht, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben, alles ist kaputt, totale Zerstörung. Das Feuer hat jetzt schon alles Brennbare erreicht und wird durch die Feuerwehr gelöscht. Retten kann man hier nichts mehr.

Wer macht so was? Fragt sich Lars Thomforde und beobachtet die Feuerwehr.

*

Drei Wochen nach dem Anschlag im Kehdinger Bruch ist Fiete Phupsfleth des Nachts ein weiteres Mal mit seinem Pick-up unterwegs, heute soll es ein Windpark an der Elbe sein. Ein kleiner Windpark zwar, aber das wird dann umso mehr wehtun, denkt er sich. Das letzte Stück fährt er ohne Licht, langsam nähert er sich dem auserkorenen Windspargel.

Nach seiner Ankunft geht alles sehr schnell, zuerst bohrt er ein Loch mit 30mm Durchmesser in den Turm der Windkraftanlage. Dafür hat er sich extra Wolframstahlbohrer aus den Staaten beschafft. Dann bringt er mittels eines Schnellklebers einen Gasanschluss mit Bajonettverschluss an.

Als der Kleber nach ca. fünfzehn Minuten trocken ist, wird die Gasbatterie angeschlossen, die er auf dem Pick-up mitführt.

Während das Gas in den Turm der Anlage strömt, schiebt er ein Mobiltelefon durch ein vorbereitetes Loch in der Tür des Turms. Das Loch verschließt er mit einem Putzlumpen.

Nun wie alles fertig ist und er nur noch darauf wartet, dass all das Gas aus der Batterie in den Turm strömt, setzt er sich in seinen Pick-up.

Er liest, um die Zeit zu überbrücken, in einem Sachbuch. Ein Buch, das beschreibt, wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört. Die Inhalte dieses Buches, die sachlich darstellen, welche Auswirkungen die Energiewende auf die Natur, unsere Landschaft, aber auch die Gesundheit der Menschen hat, sind für Fiete die Bestätigung seines Tuns.

Obwohl die Inhalte oft differenzieren. Das ist ihm letztendlich egal, er sucht sich das heraus, was für ihn Rechtfertigung genug ist für seine militanten Handlungen.

Nach zwanzig Minuten ist es soweit, die Gasbatterie ist leer.

Fiete löst die Verbindung zum Turm und verschließt den Gasanschluss. Er verzurrt die Plane des Pick-up, Foodtruck hatte er draufgeschrieben, so kommt niemand auf die Idee ihn mit Gas in Verbindung zu bringen.

In langsamer Fahrt, zuerst ohne Licht, später auf der Aschhorn schaltet er es wieder an, um über Dornbuschermoor in Richtung Wischhafen davonzufahren.

Am Fähranleger gönnt er sich einen Kaffee und telefoniert das Mobiltelefon im Turm der Windkraftanlage an. Wie der Rufton abrupt verstummt, beendet er das Gespräch, entnimmt seinem Mobiltelefon die SIM-Karte und ersetzt diese durch eine neue. Mit der nächsten Fähre fährt er rüber nach Glücksstadt, um später über Hamburg zurück in seinen Heimatort Buxtehude zu fahren.

Spuren verwischen nennt er das.

*

Christina sitzt hellwach im Bett, ihr Golden Retriever Jonny hat laut gebellt und steht panisch vor ihrem Bett. Aufgeschreckt weckt sie ihren Mann, der den Schlaf der Gerechten schläft. Er hat nichts mitbekommen.

«Hartmut», rüttelt sie an ihm herum.

«Was ist denn?» Hartmut setzt sich auf. Dann sieht er es auch, hinter dem Haus in weiter Entfernung brennt eine Fackel.

«Was ist denn das für ein Feuer?», fragt er mehr sich selbst.

Christina, die ans Fenster getreten ist, ruft: «Das ist im Windpark, da brennt so ein Windspargel! Das gibt es nicht, jetzt auch bei uns.»

Nun kommt Hartmut in die Gänge, schließlich ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sofort informiert er seinen Wehrführer, dann verlässt er eilig das Haus in Richtung Feuerwehr.

Christina beobachtet weiterhin den brennenden Windspargel von ihrem Schlafzimmerfenster aus. Jonny hat sich wieder beruhigt und liegt zu ihren Füßen, er schnarcht vor sich hin.

Christina will sich just abwenden, als der Spargel zerbricht und in einem infernalischen Funkensturm zur Seite fällt.

Herr im Himmel, denkt sie, hoffentlich ist die Wehr noch nicht dort. Aber die fährt gerade mit lautem Signal an ihrem Haus vorbei. Glück gehabt, denkt Christina und legt sich wieder zu Bett, fünf Uhr ist ihr einfach noch zu früh, um aufzustehen.

Sie grübelt über den Täter nach, was ist wohl seine Motivation? Möglicherweise will er die Gesellschafter der Windkraftanlagenbetreibergesellschaft erpressen, oder er ist ein militanter Aktivist, der die Bevölkerung Wachrütteln will.

Mit diesen Gedanken schläft sie ein.

*

Fiete Phupsfleth hat den ganzen Tag über geschlafen, jetzt gegen frühen Abend schlendert er in aller Gelassenheit durch die Altstadt von Buxtehude. Er hat Hunger, ist aber noch unschlüssig, was er essen will.

«Hallo Fiete, dass ich dich einmal wiedersehe!» Spricht ihn eine junge Frau an, die sich offensichtlich freut, ihn zu treffen.

Fiete kramt in seinen hintersten Hirnzellen, kann aber keine Zuordnung finden.

«Weißt du nicht mehr, wer ich bin?» Fiete schüttelt ehrlich den Kopf.

«Nee, nicht so richtig», antwortet er freundlich.

«Annette, Annette Zobel! Wir waren in Hamburg zusammen auf der Uni. Europäisches Umweltrecht bei Professor Biederstedt.»

Jetzt fällt der Groschen, Fiete erinnert sich.

Sie setzen sich in ein Café und klönen über alte Zeiten. Sie lachen viel, das war schon damals so, überlegt Fiete.

Er hatte sich damals Hoffnung gemacht, dann aber festgestellt, dass Annette mit einem Mädel zusammenlebt und sich unschön vom Acker gemacht.

«Entschuldige, dass ich damals so unflätig abgehauen bin, ich hatte mir echt was ausgerechnet bei dir und war dann wie vor den Kopf gestoßen.» Versucht er eine Erklärung.

«Alles Gut, ich hätte es dir ja gleich sagen können, wollte damals aber nicht so offiziell als Lesbe auftreten. Heute ist mir egal, was die Menschen über mich denken, aber damals war das noch ganz frisch.»

Annette nimmt immer noch alles locker. «Wir können uns ja jetzt wieder öfter treffen, als gute Freunde», schlägt sie vor.

Fiete gibt ihr die Hand, eine gute Freundschaft kann er in seiner jetzigen Situation gebrauchen. Sie tauschen ihre Telefonnummern aus und verabschieden sich.

Fiete knurrt aktuell der Magen. Ab ins Steakhouse, denkt er und nimmt sogleich Witterung auf.

In der Bahnhofstraße bei, The Big Bull, wird er fündig.

Er bestellt sich ein 300g Ribeye-Steak mit Country Potatoes und Champignon-Zwiebelgemüse. Dazu ein großes Hefeweizen, alkoholfrei versteht sich. Er hat in der Nacht wieder etwas vor. Da muss er einen klaren Kopf behalten.

Gegen 22:00 Uhr, Fiete ist erneut unterwegs, jetzt hat er eine Plane von einer bekannten Fast-Food-Kette auf dem Pick-up, auch die Kennzeichen sind andere, da ist er flexibel. Er fährt zunächst auf der B 73 in Richtung nach Stade. Bei einem Billigheimer Markt biegt er links in einen Kömschnellweg, einem Verbindungsweg zur Ortsumgehung Stade. Auf der linken Seite zeichnet sich gegen den mondhellen Himmel ein Umspannwerk ab.

Langsam fährt er vorbei, kurz hinter dem E-Werk befindet sich eine Beerenplantage, dort hält er in der Einfahrt an und löscht das Licht. Geschickt knackt er das nicht ganz billige Vorhängeschloss und öffnet das Tor.

In Schleichfahrt, also großer Gang, Schritttempo, geht es nun nach links, entlang eines Wassergrabens, nach etwa hundert Meter hält er den Pick-up an und macht sich an der Plane zu schaffen. Eine kleine Gasflasche mit montierten Trageriemen kommt zum Vorschein, dazu einige Utensilien, unter anderem auch eine Schaufel, die er für seinen Einsatz benötigt. Mit einer Nachtsichtbrille, die er noch von früheren Einsätzen bei einer Friedensgruppe hat. Macht er sich mit dem nicht gerade leichten Gepäck, auf den Weg.

Er hat alles genau ausgekundschaftet. Durch einen hinteren Eingang, ein kleines schlechtgesichertes Tor, kommt er unbemerkt auf das Gelände des Umspannwerkes.

Zunächst legt er sein Equipment ab und kümmert sich um zwei störende Überwachungskameras. Wie diese ausgeschaltet sind, begibt er sich mit der Gasflasche und einer eigens für diesen Zweck gebauten Zeitschaltvorrichtung, zu einem großen Transformatorenhaus.

Mit einem Akku-Bohrer bohrt er ein Loch in die Tür und schiebt einen Schlauch in den Innenraum. Dann platziert er die Gasflasche mit der Zeitschaltuhr, die ein elektronisch gesteuertes Ventil öffnet, vor die Tür.

Mit Löschsand, der hier überall in großen Behältnissen herumsteht, begräbt er die Gasflasche so, dass sie mit ca. einem Kubikmeter Sand umgeben ist. Dann macht er sich schweißgebadet auf den Rückweg. Er hat jetzt noch eine Stunde Zeit, um sich ein Alibi zu verschaffen.

Am Fahrzeug angekommen, geht es zunächst langsam zurück.

Als er die Beerenplantage verlassen hat, fährt er auf die Ortsumgehung, um in Richtung Helmste davonzufahren.

Wieder in Buxtehude angekommen duscht er schnell und begibt sich in den, The Rebel’s Choice, einem Irish Pub und bestellt sich ein Guinness vom Fass. Er schaut auf die Uhr hinter dem Bartresen, 01:30 Uhr zeigt der Zeitmesser an, Fiete bestellt sich noch ein Guinness nach und denkt, jetzt kracht es auf der Geest. In diesem Moment flackert die Beleuchtung im Pub, alles richtig gemacht, grinst Fiete und trinkt sein irisches Bier in einem Zug aus. Beim Bezahlen gibt er ein üppiges Trinkgeld, schließlich soll man sich an seine Anwesenheit erinnern. Gelassen schlendert er durch die Nacht nach Hause.

*

Dennis Speckmann fährt mit seinem alten Honda Civic über den Kömschnellweg, um sicher nach Hause zu kommen, er hat ganz schön getankt und versucht hier den Wegelagerern der Polizei aus dem Wege zu gehen.

Langsam mit voller Konzentration auf das lange Asphaltband, das sich zu bewegen scheint, tastet er sich vorwärts. Immer mal wieder kommt er auf die geschotterte Bankette, dennoch geht es auf der schwankenden Fahrbahn voran. Bis zu seinem Zuhause in Hagen-Steinbeck ist es nun nicht mehr weit.

Soeben hat er behände ein gewaltiges Schlagloch gemeistert, da erscheint vor ihm ein riesiger Feuerball am Himmel. Vor lauter Schreck verreißt er das Lenkrad und fährt in den Straßengraben. Alkoholdösig starrt er fasziniert in den flammenden Himmel, schläft dann aber ob des mächtigen Alkoholkonsums ein. Er wird erst wieder wach, als er ein eindringliches Klopfen hört.

«Ja, ja, ich komme gleich», ruft er, in dem Glauben zu Hause im Bett zu liegen.

Umso erstaunter ist er, als er feststellt, dass die Polizei an sein Fenster klopft und er mit seinem Fahrzeug im Graben liegt.

«Hallo guten Morgen, ist bei Ihnen alles in Ordnung, sind Sie verletzt?» Fragt ihn der Polizeibeamte.

«Nee, nur tierische Kopfschmerzen», antwortet Dennis Speckmann.

Der Lappen ist wohl weg, denkt er.

«Haben Sie etwas bemerkt oder gesehen heute Nacht?»

Der Polizeibeamte sieht ihn bei der Frage eindringlich an.

«Äh, ich, äh weiß nicht, mir ist so, als wenn ich einen riesigen Feuerball gesehen habe, deswegen bin ich auch in den Gaben gefahren. Aber wann das war, das weiß ich nicht genau, hab ja keine Uhr», antwortet Dennis kleinlaut.

«Ok, dann kommen Sie erst einmal aus dem Wagen heraus, das folgende Prozedere kennen Sie ja schon», sagt der Wachtmeister.

Dennis sieht ihn erstaunt an. Stellt dann aber fest, dass es der gleiche Beamte ist, der ihm schon vor zwei Jahren den Führerschein abgenommen hat.

«Sie geben wohl nie auf!», ist sein Kommentar dazu, dann quält er sich aus dem Fahrzeug, das arg in Mitleidenschaft gezogen ist.

Rundherum sieht er Blaulichter, die in der Morgendämmerung gespenstisch anmuten.

«Was ist denn passiert? Ich habe damit nichts zu tun, damit das mal klar ist», Dennis ist hin und hergerissen, wollen die Bullen ihm hier etwas anhängen?

«Das wissen wir! Da hat jemand einen Anschlag auf das Umspannwerk verübt, denk noch mal nach, vielleicht haste doch was gesehen.» Versucht es der Polizist nun auf die Kumpel Tour.

«Nee, mehr weiß ich nicht! Leider.»

*

Das Stadtblatt öffnet am nächsten Morgen mit der Schlagzeile: Heimtückischer Anschlag im Landkreis? Gestern in den frühen Morgenstunden wurde das im Westen liegende Umspannwerk, eines der größten in Niedersachsen, durch einen Anschlag schwer beschädigt.

Der Übertragungsnetzbetreiber berichtet von leichten Schäden an einem der Netzkuppeltransformatoren durch äußere Gewalt. Nur der Umsicht und schnellen Reaktion des Personals sei es zu verdanken, dass kein größerer Schaden entstanden sei. Nichtsdestotrotz beläuft sich er angerichtete Schaden im sechsstelligen Bereich.

Zum Täter oder Spuren der Tat hält man sich seitens der Netzbetreiber bedeckt, die Polizei verweist auf die zu erwartenden Ergebnisse der Spurensicherung.

*

Tamara Schmitt, meine Officemanagerin macht mich mit dem Hinweis, dass um 09:00 Uhr jemand in der Sache vorbeikommt, auf die Schlagzeile aufmerksam.

«Wer kommt den zu uns?», will ich wissen.

«Ein Herr Herbert Protzer von der Landwindcompagnie, er ist der Sprecher dieser E-Windmüllergemeinschaft und auch für deren Außenauftritt zuständig.» Weist mich Tamara ein.

Ich nehme mir das Stadtblatt und einen Kaffeebecher, setze mich in die Mandantensitzgruppe und studiere die Zeitung.

Bis neun Uhr ist es noch ein bisschen hin.

Hellmuth, mein Tamaskan-Rüde liegt vor der Sitzgruppe, wir haben heute Morgen schon einen langen Spaziergang durch die Schwinge Wiesen gemacht, das macht ihn müde. Leise vor sich hin schnarchend, mit träumerischen Zuckungen das erlebte nacherlebend, liegt er eingerollt wie ein Wolf zu meinen Füßen.

Nach und nach trudeln die anderen ein, da sind: Uwe Schmittmeyer mein Freund und Teilhaber, der für die Hintergrundrecherche zuständig ist, mit seiner Search Assistentin Frau Mia Meier. Tamara Schmitt meine Officemanagerin, und Abasin Chande unser Neuzugang. Ein Wirtschafts- und Finanz Genie, ein Glücksgriff sozusagen.

Abasin soll mit seinem Wissen die Wirtschaftsmandanten abdecken. Er hat auch schon den einen oder anderen Erfolg zu verzeichnen.

Die erste halbe Stunde am Tag nutzen wir immer beim Kaffee in der Sitzgruppe, um uns über das Tagesgeschäft auszutauschen. Die Detektei Spotter läuft gut, nicht das wir uns vor Aufträgen nicht retten können, aber wir haben ein gutes Auftragsvolumen.

Dank Abasin Chande kommen nun auch gut betuchte Mandanten zu uns, die die Kosten der kleinen Auftraggeber gut kompensieren, sodass ein guter Gewinn zu verzeichnen ist.

Ich Bernd Kühl bin der Gründer der Detektei Spotter. Ich bin ehemaliger Berufssoldat und habe unter anderem Erfahrungen im Kosovo, aber auch in Afghanistan, gesammelt.

Das hat mich geprägt! Unrecht oder Ungerechtigkeiten, sowie gesetzloses laxes unsoldatisches Auftreten, auch von Vorgesetzten war mir ein Gräuel. So begann ich früh, mich mit Recht und Gesetz auseinanderzusetzen, und versuchte im Einsatz die Ungerechtigkeiten im Lagerleben aufzuzeigen.

Kurzum ich bin unbequem, aber gerecht. Dazu tierlieb und hundeversessen. Ich habe Hellmuth meinen Tamaskanrüden und meine Aufgabe, die Welt ein bisschen besser zu machen.

So bin ich, und das wird wohl niemand mehr ändern.

So habe ich mich vor Monaten bei Abasin Chande, der gebürtiger Inder ist, vorgestellt. Meine Offenheit hat ihn am Ende des Tages überzeugt und er ist seitdem ein Teammitglied, auf das wir uns alle verlassen können.

Zehn nach neun kommt der angekündigte Mandant. Herr Herbert Protzer. Tamara geleitet ihn in mein Büro. Ich biete Herrn Protzer einen bequemen Lederstuhl an, der vor meinem Schreibtisch steht.

Ich frage nach, ob er Kaffee oder Tee wünscht.

«Kaffee bitte», sagt er mit einem dankbaren Lächeln.