Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Eine Animal-Task-Force rekrutiert aus ehem. Elitesoldaten eröffnet, beauftragt und finanziert von gewichtigen IT-Unternehmen, den Kampf gegen die Wilderei und den Elfenbeinhandel. Bei der Jagd nach den erbärmlichen Wilderern finden sie ein brutales korruptes Netzwerk aus internationalen Spediteuren, Händlern und bestechlichen Politikern vor. Es ist ein harter Kampf für die Animal-Task-Force, aber sie haben eine realistische Chance, diesen Kampf zu gewinnen. Die Uneinigkeit und Gier der Wilderer und ihrer Zuträger spielt ihnen dabei in die Karten. Der Roman erzählt die Geschichte der illegalen Tötungen der Wildtiere und stellt zugleich die Schönheit Afrikas mit seiner fantastischen Tierwelt dar.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 280
Veröffentlichungsjahr: 2023
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Eine Animal-Task-Force rekrutiert aus ehem. Elitesoldaten eröffnet, beauftragt und finanziert von gewichtigen IT-Unternehmen, den Kampf gegen die Wilderei und den Elfenbeinhandel. Bei der Jagd nach den erbärmlichen Wilderern finden sie ein brutales korruptes Netzwerk aus internationalen Spediteuren, Händlern und bestechlichen Politikern vor. Es ist ein harter Kampf für die Animal-Task-Force, aber sie haben eine realistische Chance, diesen Kampf zu gewinnen. Die Uneinigkeit und Gier der Wilderer und ihrer Zuträger spielt ihnen dabei in die Karten. Der Roman erzählt die Geschichte der illegalen Tötungen der Wildtiere und stellt zugleich die Schönheit Afrikas mit seiner fantastischen Tierwelt dar.
Klaus-Dieter Budde, Jahrgang 1956, lebt im niedersächsischen Landkreis Stade. Die Stader Geest ist dem gebürtigen Ostwestfalen ans Herz gewachsen. „Pembe“ ist ein weiterer Kriminalroman aus der Feder des Autors. Ein Kriminalroman um den Handel mit Elfenbein, Fellen und Tierexponaten. Er zeigt auf seine ganz eigene Art die Problematik des Wilderei in den afrikanischen Staaten. Mit seiner Affinität zur jeweiligen Region und der Ortskundigen Erzählweise, eroberte Budde in kurzer Zeit seine Fangemeinde. Der Schutz der Umwelt, das Tierwohl sowie Nachhaltigkeit im täglichen Leben sind für den Autor ein Selbstverständnis.
Dieses ist ein Roman, eine erfundene Geschichte. Die Handlung und sämtliche Personen des Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit einer lebenden oder verstorbenen Person ist zufällig.
*
Ein Animal-Taskforce, rekrutiert aus ehemaligen Elitesoldaten eröffnet den Kampf gegen die Wilderei und den Elfenbeinhandel. Finanziert von gewichtigen IT-Unternehmen haben sie eine realistische Chance, diesen Kampf zu gewinnen.
von Klaus-Dieter Budde
Prolog
Kapitel 1 Der Auftrag
Kapitel 2 Massai Mara
Kapitel 3 Dadaab
Kapitel 4 Zugriff
Kapitel 5 Naivasha
Kapitel 6 Verfolgung
Kapitel 7 Übergriff
Kapitel 8 Butale
Kapitel 9 Mainhattan
Der Titel «Pembe» ist Kiswahili. Er bedeutet «Elfenbein».
Kenia, mit der Hauptstadt Nairobi, ist unangefochten einer der tierreichsten Staaten Ost-Afrikas. Die Artenvielfalt und Schönheit des Landes, ist fesselnd. Insider bezeichnen das Land am Rift Valley, gern als «Little Afrika». Das Land verfügt über grüne Wälder, tierreiche Savannen, Flusslandschaften, Seen und nicht zu vergessen die Traumstrände an der Küste.
Der Tierreichtum macht Kenia oft zum Ziel organisierter Wilderer-Banden, die es auf die Felle und das Elfenbein der Tiere abgesehen haben.
Gefährdet sind vor allen die Big Five: Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und die Leoparden, die man hier aus nächster Nähe bestaunt. Der größte Park in Kenia, der Tsavo-Nationalpark ist einer der größten in Afrika. Er ist in Tsavo West und Tsavo Ost aufgeteilt und durch seine roten Elefanten bekannt. Aber auch der Amboseli-Nationalpark, direkt vor der eindrucksvollen Kulisse des Kilimandscharo, ist ein Magnet für Wilderer.
Die Massai Mara, ein Ausläufer der Serengeti ist bisher nicht zum Nationalpark ausgerufen, sie ist nicht mehr wie ein Naturschutzgebiet. Hier treiben es die Wilderer und Elfenbeinjäger ausgesprochen dreist. Aus Tansania kommend wildern sie oft im grenznahen Gebiet, folgen den imposanten Herden bei ihrer Wanderung im Juli und August.
Durch diese Herdenwanderungen bewegen sich eine Vielzahl von Antilopen, Gnus, Zebras, Impalas und Kaffernbüffel in der Massai Mara. Die auf ihrer Wanderung den Mara-Fluss dramatisch überqueren. Dieses Naturschauspiel ist in Europa oft in den Medien präsent.
Die Pflanzenwelt Kenias ist vielfältig. Mangroven, Palmen und Sandelholzbäume prägen die Küstenwälder. Im Tiefland in einer Höhe von ca. 900 m, findet man Affenbrotbäume und Wolfsmilchgewächse sowie prachtvolle Akazien. In den Höhenlagen bis über 2.000 Meter gibt es weitläufige Savannen.
Kenia ist ein sagenhaftes Land, leider ist hier die Korruption an der Tagesordnung. Das Land der Massai, wie man Kenia auch nennt, braucht um zu bestehen, internationale Hilfe! Sei es politisch oder wirtschaftlich.
*
Der Massai Jaafar Uba mit siebenunddreißig Jahren in der Blüte seines Lebens, verlässt wie an jedem Morgen mit seiner überschaubaren Rinderherde den Kraal am Rande der Massai Mara. Heute ist er früh aufgebrochen und hat eine geeignete Weidestelle für die Herde gefunden, hier grasen sie das saftige Gras der Massai Mara.
Jaafar steht auf einem stattlichen Termitenbau und beobachtet seine Herde mit achtundsiebzig Boran Rindern.
Das Umfeld der Herde taxiert er in einem speziellen Rhythmus. Er beobachtet das Verhalten der Antilopen, hier sind die Topis die wahren Alarmposten.
Jaafar achtet vorwiegend auf Raubkatzen, es bewegen sich heute keine im Nahbereich der Herde. Ein paar verschlafen wirkende Hyänen suhlen sich in der Fahrspur eines Fahrweges.
Er lässt sie nicht aus den Augen, man darf Hyänen nicht unterschätzen.
Alles ist heute friedlich. Die Massai Mara hat gegenwärtig einen hohen Tierbestand, die Herden sind vor einer Woche hier angekommen und auf der Suche nach Nahrung. Sie Äsen hier alles ab, um später wieder zurück über den Mara-River durch die Serengeti in Richtung nach Tansania zu ziehen.
Am Nachmittag, Jaafar umrundet in stoischer Ruhe voller Selbstbewusstsein seine Herde, er beobachtet eine Gruppe halbwüchsiger Hyänen, die sich in einer Entfernung von ca.
600 Metern wie irre aufführen und gutturale Laute von sich geben. Von Neugier erfüllt bewegt er sich auf die Stelle zu und sieht den Grund für das Getue. Vor ihm liegt von einem stattlichen Termitenbau halb verdeckt, der Kadaver eines Elefantenbullen. Die Hyänen weiden das Tier von hinten aus.
Eine richtige Höhle haben sie hineingefressen. Ein paar der unbedarften Hyänen verschwinden komplett im Elefantenkadaver, um sich die nahrhaften Eingeweide zu sichern.
Da man dem toten Tier klar erkennbar die Stoßzähne entfernt hat. Telefoniert Jaafar mit seinem Mobiltelefon die Rangerstation Iseyla beim Oloololo-Gate an. Er meldet den Fund und begibt sich wieder zur Herde.
Wenn die Park-Ranger die Hyänen vertreiben, ist es denkbar, dass sie in ihrer Blutgier eines seiner Rinder angreifen.
Zwei Stunden nachdem die Park-Ranger die Wilderei und den Elfenbeindiebstahl aufgenommen und dokumentiert haben.
Macht sich Jaafar mit der Herde auf den Heimweg zurück zum Kraal. Dort treibt er die Herde zum Schutz vor Raubtieren hinter einen Zaun aus Dornengeflecht. Später spricht Jaafar mit seinen Dorfältesten über die Wilderei. Der Ältestenrat regelt bei ihnen alle Angelegenheiten des Stammes. Es gibt kein einzelnes Oberhaupt bei den Massai.
Die Wilderer sind ohnehin länger ein Thema, sie werden immer dreister, wildern oft im Nahbereich der Dörfer, mitten unter den Augen der Park-Ranger. Diese sind zwar bemüht die Wilderei zu stoppen, dabei hoffnungslos unterbesetzt. Dazu die lausige Bezahlung, die den ein oder anderen schon mal wegschauen lässt.
Der Ältestenrat palavert lange. Nach einer Zeitdauer rituellen Schweigens, verkündet der Rat, dass man ein Hilfeersuchen an aus den Medien bekannte Tierfreunde sendet.
Jaafars bessere Hälfte, die als Lehrerin arbeitet, macht sich gleich an die Arbeit und setzt die vom Ältestenrat geforderten Schriftstücke auf. Das fertige Anschreiben an die Tierfreunde siegeln und unterzeichnen die Ältesten.
Jaafar Uba verlässt mit seiner Angetrauten die Enkaji des Dorfältesten. Er arbeitet an seinem Heim, Jaafar baut eine Enkaji für seine Familie. Teile der alten Enkaji haben die Regenzeit nicht überstanden und sind bis dato ein Provisorium. Jaafar baut das Ganze in einem Verbindungsbau zu einem Enkang um. Das sind die wabenförmigen Lehm-Dung-Häuser ohne Gras-Dach bei den Massai. Seine Familie wächst stetig und alle sollen es guthaben.
Am Abend eilt Jaafar mit seinem Bruder zur Rinderherde. Sie suchen sich ein kräftiges Rind heraus. Der Bruder hält den Kopf des Rindes und Jaafar ritzt mit einem Pfeil die zum Anschwellen gebrachte Halsvene an. Vorsichtig, damit er sie nicht durchtrennt. Er fängt ca. zwei Liter Blut in einer mitgebrachten Schüssel auf, daraufhin verbinden sie das Rind und lassen es zurück zur Herde. Jaafar fügt Milch zum Blut und schüttelt das Gefäß lange, um einen Blutkuchen zu verhindern. Den frisch gemachten Saroi reicht er herum und jeder gönnt sich einen enormen Schluck davon. Saroi ist das Hauptnahrungsmittel der Massai. Nach einer Reifephase von zwei Tagen trinken die Hirten den Saroi noch. Dabei gibt es gekochtes Ziegenfleisch und Maisbrei.
Des Nachts hören sie wieder Schüsse. Wilderer! Es ist Zeit, dass wir was unternehmen, sinnt Jaafar. Er will seinen Beitrag dabei leisten, das verspricht er in einem Gebet seinem Gott Engai, dem Schöpfergott der Massai. Erschöpft schläft er ein.
Vereinigte Staaten von Amerika, San Jose, Silicon Valley in der südlichen San Francisco Bay Area in Kalifornien.
Videokonferenz zwischen den Konzernchefs der vier größten Technologieunternehmen:
«Wir haben zusammen diesen Hilferuf der Massai aus Kenia erhalten. Ich schlage vor, dass wir in einem gemeinsamen Spenden-Topf eine Summe X zur Verfügung stellen, um der Tierwelt in Ost-Afrika zu helfen. Ich werde einen Fachmann damit beauftragen, ein Animal-Taskforce zu organisieren. Die den Kampf gegen die Wilderer aufnimmt. Meine Vorstellung ist ein Zeitfenster von zwei Jahren. Bis dahin sind zwingend Ergebnisse erforderlich. Was sagt Ihr?»
Der Platzhirsch des Valleys lehnt sich zurück und beißt herzhaft in seinen grünen Apfel, den er während des Gesprächs in der Hand hält.
Die anderen Teilnehmer sichern ihm ihr Einvernehmen zu.
Zuvor verspricht er ihnen absolute Anonymität. Bei Erfolg planen sie das Ganze gemeinsam zur Imagepflege zu nutzen.
Im Falle eines Misserfolgs vereinbaren sie Stillschweigen.
Jeder zahlt vorerst fünf Millionen Dollar auf ein Spendenkonto. Mit der Option auf weitere fünf Millionen bei Bedarf.
«Gut! Ich suche, Euer Einverständnis vorausgesetzt einen Spezialisten! Der bereitet das Ganze organisatorisch vor und ist später der Führer vor Ort. Dieser Bursche ist unsere Kontaktperson und berichtet über den Fortgang des Geschehens.»
Die Modalitäten der Vereinbarung besprechen die Operator.
Die vier Konzernchefs verabschieden sich. Für sie ist das keine enorme Sache! Sie unterstützen unzählige Projekte im Umweltschutz oder bei humanitären Einsätzen.
Dass dieses Projekt Schlagzeilen erzeugt, kommt den IT-Bossen gelegen. Den die derzeitige Diskussion über den Datenschutz und die damit verbundenen Einschränkungen für ihre Konzerne, bereitet ihnen Sorge. Da ist eine Geschichte die das Image aufpoliert eher willkommen.
*
Der Amerikaner Bud Meyers erhielt den Anruf in der letzten Nacht. Er kommt soeben von seiner morgendlichen Fitnessrunde. Der Auftrag war klar definiert. Das Team, das er künftig führt, ist längst unterwegs zum Ausbildungscamp, das hat er vor der Joggingrunde organisiert. Die genaue Order holt er sich am nächsten Tag am Airport in San Jose, bei einem Kontaktmann ab.
Meyers ist es gewohnt, solche Aufträge zu erhalten. Seit seiner Entlassung aus der US Army verdingt sich der Achtundvierzigjährige, ehem. Colonel für Sondereinsätze.
Wenn das Geld und der Auftrag mit seinen Grundsätzen übereinstimmen, ist er ein unerbittlicher Kämpfer für das Gute auf der Welt. Bud Meyers gehörte dem 1 st Special Forces operational Detachement-Delta an. Kurz Delta Force genannt.
Das ist eine Spezialeinheit der US Army mit den Einsatzschwerpunkten: Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung.
Der Colonel belädt seinen Truck und begibt sich auf den Weg, pünktlich plant er, in San Jose die Order entgegenzunehmen.
Pünktlichkeit ist für ihn oberstes Gebot und hat ihm oft das Leben gerettet. Auf dem Highway kommt er mühelos voran. Er sinnt über den Auftrag nach. Zum Schutz von nicht domestizierten Tieren hat man ihn bisher nicht eingesetzt. Die Sinnhaftigkeit der Order ist für Bud Meyers gegeben.
Der Colonel telefoniert mit ein paar Personen seiner Community und organisiert das ein oder andere für die vorbereitende Ausbildung in Afrika. Denn Afrika ist das Ziel, wo dort ist bis anhin nicht bekannt, sodass er alles auf Stand-by vorbereiten lässt.
*
Drei Tage später am Frankfurt-Airport.
Auf einem abgesperrten Abschnitt für Privatflugzeuge sammeln sich fünf Vertreter des männlichen Geschlechts mit einer stattlichen Anzahl von Gepäck. Das dem ersten Eindruck nach, wie militärisches Equipment aussieht.
Die Kerle, alles austrainierte drahtige Zeitgenossen im besten Alter, sehen lebenserfahren und verwegen aus. Sie begrüßen sich abwartend. Sie sprechen englisch, bis auf einem, alle mit Akzent. Der Auftrag ist ihnen nicht bekannt.
Bud Meyers ein untadeliger Freund hat gerufen und sie sind ihm gefolgt. Mit Bud haben sie etliche Einsätze in den Krisengebieten dieser Welt bestritten. Wenn er sie braucht, sind sie da! Das ist eine Selbstverständlichkeit.
Die Freunde besteigen das Flugzeug.
Wie der Flieger in der Luft ist, weist sie der Flugkapitän auf das Ziel und die zu erwartende Flugdauer nebst Wetterlage hin.
«Nairobi!», sagt einer der Burschen. Sie Lachen erleichtert, die Anspannung fällt von ihnen ab. Nairobi, das ist ja harmlos, kein Kriegs- oder Krisengebiet, damit ungefährlich. Mit lockeren Gesprächen über ihre Familien und unterhaltenden Getränken überbrücken sie die lange Flugzeit. Mit ihrer Prognose, dass der Einsatz harmlos ist, liegen sie falsch! Das stellen sie alsbald fest.
*
An Bord sitzen spezial ausgebildete ehemalige Elitesoldaten. Jeder ist für eine konkrete Aufgabe angeheuert!
Da sind:
Der Logistiker, Karl Berger, Deutscher, 44 Jahre alt. Ehem. Stabsfeldwebel beim Kommando Spezialkräfte. Das ist die gefährlichste Einheit der Bundeswehr und die geheimste. Wer ihr dient, erwartet keine Anerkennung.
Der Navigator, Henry Bulter, Engländer, 42 Jahre alt. Ehem. Captain der special Air Service einer Spezialeinheit der britisch Army. Der SAS operiert weltweit und ist in Credenhill stationiert. Er gilt als eine der erfahrensten und ältesten existierenden Spezialeinheiten der Welt.
Der Aufklärer, Siegmund Trülli, Schweizer, 47 Jahre alt. Ehem. Hauptmann, Spezialist für den Einsatz motorisierter Mittel beim Armee-Aufklärungsdetachement 10. Das ist eine 2004 gegründete Spezialeinheit der Schweizer Armee.
Der Schirrmeister, Bert van Delfts, Niederländer, 40 Jahre alt. Ehem. Adjutant beim Korps Mariniers. Das niederländische Marineinfanteriekorps gehört zu den ältesten Eliteeinheiten weltweit.
Der Sanitäter, Igor Wodkatin, Ukrainer, 48 Jahre alt. Ehem. Unteroffizier der ukrainischen Nationalgarde. Ausgebildet von britischen und amerikanischen Elitesoldaten, nach den Maidanaufständen in seiner Heimat.
Am Airport in Nairobi stoßen zwei Afrikaner zu ihnen.
Der Unruhestifter, Abeeku Dimka, Südafrika, 47 Jahre alt. Ehem. Sergeant der Executive Outcomes, das war ein privates Sicherheits- und Militärunternehmen, das Söldner und militärisches Material für den weltweiten militärischen Einsatz zur Verfügung stellte. EO setzte sich aus Mitgliedern ehemaliger Eliteeinheiten der südafrikanischen Armee zusammen, die nach dem Ende der Apartheid im demokratischen Südafrika keine militärpolitische Bestimmung mehr hatten.
Der Fährtenleser und Sprachmittler, Jaafar Uba, Kenianer, 37 Jahre alt. Massai.
*
Bud Meyers trifft zeitgleich mit seinen Freunden am Airport in Nairobi ein. Er begrüßt sie herzlich und stellt ihnen kurz die beiden afrikanischen Mitstreiter Abeeku Dimka und Jaafar Uba vor.
Daraufhin macht er sie mit Ted Barese bekannt. Barese ist ein vierundvierzigjähriger kenianischer Wildhüter und ist für die nächsten Monate der Ausbilder und Scout der Gruppe.
Die Söldner nicken Barese verbindlich zu. Bald darauf verladen sie die mitgebrachte persönliche Ausrüstung auf einen Truck.
Zwei Stunden nach ihrer Ankunft am Flughafen fahren sie, nach einer ausgiebigen Mahlzeit los. Ziel ist das Ausbildungscamp und Trainingslager, die Hickory-Lodge bei Nanyuki. Der Truck mit dem Equipment ist vorweg gefahren.
Die Kerle folgen in einem Allradtruck, der für den Transport von betuchten Safaritouristen konzipiert ist. Der hat Luftfederung, Komfortsitze die jede Bodenwelle ausgleichen und ein Audiosystem für die Kommunikation an Bord.
Nachdem jeder ein Kaltgetränk in der Hand hält, greift sich Ted Barese das Mikrofon, um den Burschen mehr über Kenia und seine Bevölkerung weiterzugeben.
«Kenia ist eine Präsidialrepublik. Der Staatspräsident ist zugleich Regierungschef. Der Präsident ist auf begrenzte Zeit gewählt. Er ist an gesetzliche Machtgrenzen gebunden. In Kenia existiert ein Zwei-Kammer-Parlament. Bestehend aus der Nationalversammlung und dem Senat», erklärt Barese den Burschen, «Das Durchschnittseinkommen in Kenia beträgt um die achthundert US-Dollar im Jahr bzw. rund fünfundsechzig US-Dollar im Monat. Über fünfzig Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
Kenia hat in den letzten Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum zu verzeichnen. Das liegt an der krass steigenden Einwohnerzahl. Die sich deutlich nach oben entwickelt hat.
Der Staat ist ohne Hilfe nicht in der Lage, eine Besserung der Lebensbedingungen herbeizuführen!», führt er weiter aus.
«Kenia exportiert vor allem Tee, Blumen und Gemüse sowie Kaffee. Im Import sind in erster Linie Erdöl und Erdölprodukte, Güter des Transportwesens und Maschinen gefragt. Nachdem das Land mit der Weltwirtschaftskrise und einer verheerenden Dürre zu kämpfen hatte, verschaffen der Tourismus und die Blumenindustrie Kenia eine wirtschaftliche Erholung.» Nach einer Pause fährt er fort. «Kommen wir zur Korruption in Kenia. Der Corruption-Perceptions-Index: ein Index für wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor. Liegt in Kenia bei vierundsiebzig Punkten. Die Skala reicht von null bis einhundert. Wobei die Korruption massiver ausfällt, je höher der Wert auf der Scala ist. Langfristig betrachtet ist die Korruption in den letzten Jahren moderat gesunken.» Beendet er vorerst seinen Bericht.
Das Animal-Taskforce-Team ist betroffen, diese Armut und Korruption haben sie nicht erwartet. Die bunten Prospekte der Touristikbranche zeichnen da ein anderes Bild.
Colonel Bud Meyers ergreift das Wort: «Ich bereite euch kurz auf unsere Unterbringung vor und gebe ein paar Verhaltensregeln bekannt. Die Hickory-Lodge bietet acht an zahlungskräftige Touristen vermietete romantische und einzigartige Cottages mit offenem Kamin und privater Veranda. Alle mit Panoramablick über das Samangua Valley und die Lewa Plains bis hin zum Ngare Ndare Forest und dem Mount Kenia. Diese sind für uns tabu! Kein Kontakt! Weder zu den Gästen, noch zum Personal! Ist das registriert?»
Die Männer nicken.
Ted Barese berichtet dem Team, dass die Vorfahren des heutigen Besitzers von Hickory sich in die Wildheit und seelenbereichernde Schönheit dieses Landes vernarrt haben.
«Beim Bau der Lodge, die auf einer riesigen Rinderfarm steht, achtete man darauf, das nicht zu verlieren. Gleichzeitig stellen sie sicher, dass der Komfort nicht zu kurz kommt. Alle Cottages sind komplett abgelegen und bieten einen Ausblick auf das darunter liegende Tal. Die Lodge erwuchs, im Einklang mit der Landschaft, und ist aus nachhaltigen Baumaterialien geschaffen. Ihre Lage, siebzehn Meilen nördlich des Äquators und eintausendachthundert Meter über dem Meeresspiegel ist ausgezeichnet. Die Nächte sind kühl und frei von Malaria-Mücken. Aus allen Räumen der Lodge schaut man auf ein Wasserloch für die lokalen Tiere», erklärt er den Männern.
Bud Meyers berichtet im Anschluss von der Unterkunft des Teams: «Am Rande eines Plateaus, acht Kilometer von der Lodge entfernt, liegt das Leoparden-House. Eine exklusive Anlage mit acht Schlafzimmern und ultimativen Luxus. Das Leoparden-House verfügt über ein großräumiges Fitnessstudio mit Cardiofitnessgeräten, Gewichten und Yoga-Ausrüstung.
Für unsere Vorbereitung ist es wie geschaffen.
Die bestechende Aussicht und die Abgeschiedenheit sind ideal, um den Kopf freizubekommen und sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Der Auftrag, den wir haben, ist umfangreich und gefährlich! Ted macht uns in den nächsten fünf Wochen fit für Kenia.» Aufgeschlossen hören alle dem Colonel zu.
Ted Barese unterdrückt ein Lächeln, er kennt die Härte des Trainings.
«Nachdem ihr nachher die Unterkunft bezogen habt, steht ein Check-up beim Doc und eine Beurteilung eures Impfstatus an.
Ich hoffe, ihr seid fit, der Doc macht einen Lactattest!», sagt der Colonel und grinst seine Söldner an. Ihm ist bekannt, dass sie fit sind, aus diesem Grund hat er sie im Ergebnis ausgewählt.
Über Nanyuki nähern sie sich am Abend der Lodge. Nach einer kurzen Rast kommen sie vor Eintreffen der Dunkelheit beim Leoparden-House an. Man erwartet sie längst. Speziell ausgesuchtes Hauspersonal hat das vorab angekommene Gepäck auf die Räume verteilt. Die Aufteilung der Zimmer hat der Colonel anhand eines Lageplans lange vorher festgelegt.
Er kennt seine Pappenheimer und hat Einblick, wen er zusammenlegt und wen nicht. Stressvermeidung nennt er das.
Er gibt den Söldnern eine halbe Stunde Zeit, um sich herzurichten. Im Folgenden finden sie sich in der medizinischen Abteilung ein. Diese besteht aus einem Doktor und seiner Assistentin. Die extra für diese Aufgabe aus den Staaten eingeflogen sind, nebst Equipment und allem, was dazugehört. Die Mediziner fliegen in der Nacht zurück und haben es dementsprechend eilig.
Gegen zweiundzwanzig Uhr ist alles erledigt. Sie sitzen bei Bier und gegrillten Rindersteaks zusammen und lassen den Tag ausklingen. Der Colonel gibt den Dienstplan für die nächsten Wochen bekannt. Im weiteren Verlauf erheben sich die Ersten und verabschieden sich, um sich hinzulegen.
Es war ein langer Tag mit zahlreichen Eindrücken und Informationen, sechsundzwanzig Stunden sind sie auf den Beinen. Da haben sie sich den Schlaf verdient.
*
«Animal-Taskforce aufstehen!» Dröhnt es durch die hauseigenen Lautsprecher.
Sigmund Trülli schaut hochgeschreckt, verschlafen auf sein Zeiteisen.
«Vier Uhr dreißig! Das ist nicht wahr!», knurrt er, «das habe ich geträumt.»
Der Lautsprecher wiederholt sein Anliegen.
«Der Tag bricht ja früh an hier», sinniert er noch, als die Tür auffliegt.
«Raus! In zehn Minuten antreten vor der Lodge! Frühsport ist angesagt!» Der Colonel steht in voller Montur in der Tür, um die Ernsthaftigkeit seiner Weckaktion zu unterstreichen.
Nach einem Stundenlauf durch unwegsames Buschland mit Geröllhalden und kleineren Felsformationen ist der Puls schnell auf Betriebstemperatur. In der Dunkelheit rennen sie mit Kopfleuchten, um den Laufweg passabel auszuleuchten.
Beim Frühstück, das in Büffetform bereitgestellt ist, stärken sich die Frühaufsteher. Als Nächstes, der Zeitplan ist eng gestrickt, rücken sie in einem vorbereiteten Seminarraum ein.
Der Wildhüter Ted Barese begrüßt das Team herzlich. Er klärt die Gruppe über die anstehende Ausbildung auf:
«Ihr absolviert hier die kenianische Wildhüterausbildung. Die Dauer beträgt geplant achtundzwanzig Tage. Wer meint, dass das ein entspannter Urlaub ist, hat sich geschnitten!
Wir lehren Euch die Zusammenhänge der afrikanischen Natur und die Bedeutung des Naturschutzes. Dabei erlebt ihr ein Stück Abenteuer und erhaltet einen Eindruck von der Arbeit der Wildhüter.
Wir trainieren Teamwork, Verantwortung für andere und den praktischen Umgang mit Jeep und Truck im Gelände. Weiter trainieren wir mit Schusswaffen und erlernen die Handhabung mit Drohnen.
Da ihr zu Ende der Ausbildung eine Prüfung ablegt, werdet ihr keine Zeit für andere Aktivitäten haben. Ab sofort gilt ein absolutes Alkoholverbot. Das der Colonel in Ausnahmefällen lockert.»
Der Colonel, der als Teilnehmer anwesend ist, bestätigt das mit einem Kopfnicken.
«Wir Übernachten im Busch, und führen ein paarmal Nachtsafaris zu Fuß durch. Zum Ende hin sind wir drei Tage im Leoparden-House, das gibt Euch die Zeit, die theoretischen Lerninhalte zu vertiefen.
Wer die praktischen und theoretischen Abschlusstests erfolgreich absolviert hat, ist auserwählt an einer Abschlusstour teilzunehmen. Diese wird unter den härtesten Bedingungen ausgerichtet. Wenn Ihr das überstanden habt, habt Ihr das Rüstzeug, um selbstständig im kenianischen Buschland zu überleben!», sagt Barese abschließend.
Langsam ist den Söldnern bewusst, dass das hier kein Kindergeburtstag ist. Sie sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen.
*
In den nächsten Wochen vermittelt man ihnen die Fähigkeiten eines Rangers. Sie erlernen, Tierspuren zu erkennen und zu lesen. Die Flora und Fauna des Landes legt man ihnen nahe.
Fahrerische Fertigkeiten wie das offroad Fahren im Gebirge, Savanne und Buschland gehören zum Training. Hier kommt es speziell auf das Lesen der Fahrspur an.
Technische Fertigkeiten vom Reifenwechsel bis zum Austausch eines Getriebes im Gelände unter erschwerten Bedingungen trainieren sie. Erweiterte Erste Hilfe und und, und. In zahlreichen Spezialtrainings über das Verhalten der Wildtiere sensibilisiert man sie, ob der allzeit bestehenden Gefahr, die von den Wildtieren ausgeht. Ein Schwerpunkt liegt bei den Spuren von Elefanten und Nashorn. Oder die Bedeutung von angelegten Ohren beim Leoparden. Sowie die ökologische Bestimmung von Termiten, oder was sagt uns die Farbe der Erde über die Flora - und Fauna. All diese Themen und mehr vermittelt der Wildhüter dem Team der Animal-Taskforce in einem umfangreichen, speziell für den Auftrag geschaffenen Trainingsprogramm. Inmitten der afrikanischen «Big Five»
Region erlangen sie ein offenes Auge für die Flora und Fauna der Region sowie das Interesse an der facettenreichen afrikanischen Natur.
Das hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Söldnern.
Am Ende der Trainingswochen tragen sie die Natur Kenias für ewig in sich. Das Training führt ausschließlich Ted Barese durch, er ist erfahren, einzig ein paar Ranger unterstützten ihn bei der anspruchsvollen Ausbildung. Die Schießeinlagen und das Fitnesstraining leitet Colonel Bud Meyers persönlich.
*
Das Telefon klingelt das dritte Mal, Thomas Bloedermann eilt genervt an den Apparat.
«Spedition Bloedermann», meldet er sich. Er hört eine Weile zu, gibt hier und da einen bestätigenden Kommentar ab und beendet das Gespräch. Wie er den Hörer auflegt, grinst er teuflisch. Er hat wieder einen lukrativen Auftrag an Land gezogen, nicht vollauf legal, das stört ihn nicht weiter, dafür hat er seine Mittel.
Bloedermann ist Spediteur in Delmenhorst, einer unbedeutenden Stadt zwischen Bremen und Oldenburg.
Er ist vierunddreißig Jahre alt und überzeugter Junggeselle.
Für ihn ist das ideal, er liebt es, ohne schlechtes Gewissen die Damenwelt auf seinen Exkursionen durch die Welt zu beglücken. Seine Spedition boomt und ist mit dreizehn Trucks ausgezeichneter Mittelstand. Die Spedition Thomas Bloedermann ist auf Transporte in und aus Ostafrika spezialisiert. Ob er die Container per Schiff, Flugzeug oder Straße transportiert: Bloedermann erledigt die Formalitäten.
Besorgt Zollausfuhrpapiere und Genehmigungen zur Ausfuhr von Wildtieren. Dabei ist es egal, ob er diese lebend für Tierparks und zoologische Institutionen transportiert oder präparierte Jagdtrophäen. Illegale Aufträge führt er persönlich durch. Nur er kennt die Kontaktpersonen und hat die Kenntnis, wen er wann und wo schmiert, um die Touren zu legalisieren. Der Anruf soeben kam von Terence Blueeye, dem italienischen Clanchef der Braccons. Ein Wilderer-Clan in Italien nennt diese Bezeichnung sein eigen. Diese externe Bezeichnung begründet sich daraus, dass die Braccons, im Weiteren Sinne korrumpierte Handlanger der Wilderer sind.
Die nicht zum Hauptclan gehören. Blueeye ist sechsunddreißig Jahre alt und wie Bloedermann Junggeselle. Sie haben sich in einem Bordell in Bujumbura der Hauptstadt von Burundi kennengelernt. Sie waren sich rasch darüber einig, dass der Hype um die Wilderei und die daraus resultierenden Kontrollen überzogen ist. Das zu umgehen ist ihr gemeinsames Ziel. Es besteht eine Geschäftsbeziehung auf gegenseitigem Vertrauen. Lukrativ ist das, für beide Seiten.
*
Am nächsten Morgen begibt sich der Spediteur auf den Weg nach Hamburg. Er hat einen Flug nach Mombasa gebucht, über Istanbul. Am Helmut-Schmidt-Airport erfährt er, dass die Lufthansapiloten streiken und der Flug nach Istanbul gestrichen ist. Nach langem hin und her, erhält er eine Umbuchung über Dubai nach Nairobi. Nairobi via Mombasa klärt er später vor Ort. Wie er im Ergebnis im Flieger sitzt, entspannt er sich bei einem Whisky und schaut sich wohlwollend den Hintern einer Stewardess an, die sich eine Sitzreihe weiter vorn über ein Kind beugt, um es zu sichern.
*
Spät am Abend, er hat keinen Anschlussflug nach Mombasa erwischt, holt ihn Raoul am Airport ab.
Raoul Wauaji Mnyama ist Kenianer. Der Safariunternehmer hat legalen Zugang zu den Wildtieren. Dadurch ist er wie viele andere, an den wilderer Clan geraten. Thomas Bloedermann und er kennen sich von früheren Aktionen.
Der sechsundvierzigjährige Safariunternehmer begrüßt Thomas mit einer freundschaftlichen Umarmung.
«Wie war dein Flug Thomas, ich hoffe, nicht genauso langweilig wie man sich das vorstellt?»
Thomas Bloedermann lacht, er kennt die Flugangst von Raoul, und dessen Unverständnis für seine Flugleidenschaft.
«Der Flug war ok, und erst die Stewardessen, lecker sag ich dir, total lecker.»
Zusammen schreiten sie zum Parkplatz, dort steht Raouls Sohn an einem aufgemotzten knallroten Renegade. Er sieht aus wie eine bemitleidenswerte Kopie vom Crocodile Dandy. Obwohl die Dunkelheit das Tageslicht lange abgelöst hat, trägt er eine Sonnenbrille.
«Hi Thomas», quetscht er sich einen Gruß zwischen seinen Zähnen hervor.
«Hi Ringo, cool wie du wieder aussiehst.»
Thomas Bloedermann gefällt Ringo nicht, was er ihm deutlich zeigt. Obwohl Ringo erst achtzehn Jahre alt ist, ist er nie mit dem zufrieden, was er hat, er strebt nach mehr, am besten den ganzen Kuchen. Da ist in ihrem Job gefährlich.
Sie fahren nach Norden zuerst auf der A 104, später fahren sie auf der B 3 bis Maai Mahiu dem Hauptsitz des Safariunternehmens. Maai Mahiu, ist eine bescheidene Siedlung der Rift Valley Provinz. Safari Good Hunt heißt das Safariunternehmen von Raoul Wauaji Mnyama.
Es ist offiziell ein Betrieb, der Fotosafaris für Touristen im aufwendigen Stil anbietet. Raoul organisiert nebenher lizenzierte Wildtierfänge für Zoos in aller Welt. Ringo hat die Drei trotz Sonnenbrille sicher zur Safari Lodge gefahren.
Sie sitzen zu dritt auf der Terrasse, trinken Whisky und lauschen der afrikanischen Nacht.
«Hast du einen Auftrag, oder bist du gekommen, um zu urlauben?», fragt Raoul nach geraumer Zeit des Schweigens.
«Auftrag!», antwortet Thomas Bloedermann knapp.
Er erzählt nichts Relevantes, denn er vermag nicht zu sagen, in wieweit Raoul in den Auftrag eingebunden ist, das erfährt er erst morgen in Mombasa.
«Hast du die Absicht drüber zu reden?»
«Nein, gegebenenfalls morgen, wenn ich aus Mombasa zurück bin», antwortet Bloedermann.
Weit nach Mitternacht legen sie sich schlafen. Morgen gehts nach Mombasa, der Clanchef des Italien Clan plant dort über einen Mittelsmann, der im Airport Link Inn Hotel Kontakt mit Thomas Bloedermann aufnimmt, die Details des illegalen Transportes zu besprechen.
*
Acht Wochen hat Ted Barese der Wildhüter das Team trainiert, die Söldner haben mit Begeisterung mitgemacht und die theoretische Prüfung mit Auszeichnung bestanden. In der nächsten Nacht prüft er die Gruppe in der Wildnis. Das Ausbilderteam hat dafür die Sirimon-Route ausgewählt. Eine dreiundfünfzig Kilometer lange Trekkingroute, mit moderatem Schwierigkeitsgrad, auf den Mount Kenia.
Die Tour ist für vier Tage angelegt. Die Männer bewältigen sie jeweils in Zweierteams.
Am Abend, die Söldner sind marschbereit, sie haben keine Ahnung, was auf sie zukommt. Die Burschen sind aufgekratzt und haben beste Laune, die beiden Afrikaner halten sich merklich zurück.
Ted Barese gibt die einzelnen Teams bekannt:
«Der Colonel steigt mit Jaafar dem Massai auf den Berg.
Karl Berger mit Igor Wodkatin. Henry Bulter steigt mit Bert van Delfts hinauf und Sigmund Trülli marschiert zusammen mit Abeeku Dimka.»
Jedes Team erhält eine Karte und die Koordinaten des ersten Teilstücks mit Angabe des Biwakraums. Im Folgenden haben sie 30 Minuten Zeit die GPS-Geräte sowie das Kartenmaterial vorzubereiten. Bei der Abfahrt sind sie frohen Mutes, das ändert sich bald.
Start und Ziel ist das Tor zum Mount Kenia Nationalpark an der Nordwestseite des Berges, nahe dem Ort Nanyuki. Die Teams rücken in Zeitabständen von vierzig Minuten ab auf den Trail.
Mit Beginn der Tour fängt es zu regnen an, nicht beträchtlich, genug um die Regenbekleidung in Anspruch zu nehmen.
«Das fängt ja echt krass an», schimpft der Colonel und macht sich auf den Weg, der Massai eilt mit seinem Speer vorweg.
Das Ziel der ersten Etappe ist ein Biwakplatz nahe dem Judmaier-Camp. Ein Aufstieg von neun Kilometern bei einem Höhenunterschied von achthundertsechzig Meter.
*
Eine Stunde folgen sie dem Weg, der sich bergauf durch den Wald windet. Zweieinhalb tausend Meter haben sie bisher zurückgelegt. Unvermittelt macht Jaafar der Massai ein Zeichen und bleibt wie angewurzelt stehen. Schemenhaft quert eine Leopardin ihren Weg im Morgendunst.
Jaafar erklärt dem Colonel, dass die Leopardin einer Spur gefolgt ist und deswegen kein Interesse gezeigt hat.
«Sie hat uns lange bemerkt, die Götter waren auf unserer Seite», sagt er, packt sein Bündel und schreitet weiter voran.
Der Colonel folgt ihm, er hat Vertrauen zu Jaafar, obwohl dieser nur ein einziges Mal auf die Karte geschaut hat. Er verlässt sich darauf, dass sie auf dem richtigen Weg sind.
Nach drei Stunden erreichen sie ein Heidegebiet.
«In einer halben Stunde gehts rechts ab zum Judmaier-Camp.
Bis zum Biwak Platz haben wir von dort dreieinhalb Kilometer.
Ich schlage vor das wir hier eine halbe Stunde Rasten, bevor wir den Weg fortsetzen.»
Jaafar Uba wartet die Antwort des Colonels nicht erst ab. Er breitet seine Decke aus und setzt sich im Schneidersitz an einen Baum. Aus seinem Bündel holt er eine Ziegenblase mit frischem Saroi, er bietet dem Colonel was davon an.
«Was ist das?», fragt dieser lernwillig nach.
«Das ist Saroi, ein Grundnahrungsmittel der Massai. Es besteht aus Rinderblut und Milch, es ist Extrem nahrhaft.»
«Nein Danke, da esse ich lieber meinen Hartkeks», lehnt der Colonel das Angebotene dankend ab.
*
Nach einer halben Stunde, der Massai hat tief und fest geschlafen, begeben sie sich wieder auf den Weg, um die zweite Hälfte der Tour zu absolvieren. Es ist unwegsam, hintereinander steigen sie steil hinauf. Vierzig Minuten später, haben sie im Ergebnis, den Abzweig zum Judmaier-Camp erreicht.
«Alter Moses Camp!», ruft der Colonel und zeigt auf einen verwitterten Wegweiser.
«Früher war das Alter Moses Camp. Heute ist der Name Judmaier-Camp!», klärt Jaafar den Colonel auf.
«Und warum verdammt ändert keiner den Hinweis?», blafft Bud Meyers los.
Diese Reaktion zeigt, dass er sich an die Grenze seiner Belastbarkeit annähert. Jaafar Uba antwortet nicht. Er verlangsamt unmerklich das Tempo, um dem Colonel eine Erholung zu gönnen. Es hat aufgehört, zu regnen und die Sicht auf den Pfad ist besser. Der Tag erwacht langsam, Jaafar und der Colonel halten kurz inne, um die Schönheit der Natur beim Sonnenaufgang zu genießen.
«Atemberaubend», schwärmt Bud Meyers.
Weiter gehts bergauf. Der Weg schlängelt sich durch Geröll und Steinformationen, über Heideflächen und kahle Kuppen, die spärlich mit verkrüppeltem Buschwerk bewachsen sind.
Tiere sehen sie nicht! Sie haben keine Illusionen, die sind da und lauern auf ihre Chance.
Am Judmaier-Camp angekommen, richten sie gemeinsam den Biwakplatz ein. Jedes Team hat sein eigenes Zelt. Die Zelte sind zuvor durch das Ausbilderteam aufgebaut worden. Es ist geplant, das die Teams sich nach eigenen Vorstellungen einrichten.
Die beiden Ankömmlinge hängen Ihre durchnässte Bekleidung zum Trocknen auf. Jaafar sammelt Feuerholz und Bud Meyers versucht sich im Feuermachen. Nachdem das Gepäck im Zelt verstaut ist, begibt sich der Massai mit einem Speer auf die Jagd. Nach einer halben Stunde kommt er mit einem Dikdik, einer kleinwüchsigen Antilope zurück.
Das Tier ist waidmännisch ausgeweidet und abgezogen.
Zusammen positionieren sie den Drehspieß direkt über dem Feuer. Das Fleisch ist nahezu fertig, wie das nächste Team zum Camp kommt. Sie haben sich alles Mögliche zu erzählen. Auch als die anderen nach und nach eintrudeln, denn jeder hat den Aufstieg anders erlebt. Es erwuchs ein langer Abend am Feuer unter Freunden.
*
Am nächsten Morgen macht sich das erste Team um fünf Uhr auf den Weg. Das Ziel ist heute das Shipton-Camp. Ein ca.
vierzehn Kilometer langer Aufstieg. Der bei einem Höhenunterschied von neunhundert Metern, um die sechs bis sieben Stunden dauert.
Henry Bulter steigt mit Bert van Delfts nach dem Frühstück auf. Sie folgen dem Weg bergauf und biegen, an einer in der Karte verzeichneten Gabelung nach rechts ab. Nach einer Stunde Weg hält Bert an.
«Im Normalfall überqueren wir hier den Ontulili-River.
Ich denke, wir sind falsch! Von dem Fluss ist weit und breit nichts zu sehen», sagt er zu Henry Bulter.
Sie schauen sich wiederholt die Karte an, und stellen fest, dass sie an der Weggabelung falsch abgebogen sind. Beide haben das nicht überprüft. Henry Bulter nimmts mit Humor:
«Da haben wir heute sogar ein Bergabstück», unkt er und übernimmt die Führung.
Bert van Delfts ist die Sache peinlich. So etwas ist ihm noch nie passiert! Beide sind sie am Morgen zu lax bei der Planung der Route vorgegangen, ebenso haben sie die Daten nicht in das GPS-Gerät eingegeben.
Er grollt die nächsten zwei Stunden vor sich hin. Erst nach einer kurzen Rast hat er sich etwas beruhigt. Sie halten sich rechts und durchqueren das Moorland, bald passieren sie Liki North und steigen bergauf zum Mackinders-Valley.