Familie mit Herz 110 - Charlotte Vary - E-Book

Familie mit Herz 110 E-Book

Charlotte Vary

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Beschreibung

Die Nachricht vom Unfalltod ihres Mannes trifft Romy so jäh, so unerwartet, dass sie glaubt, den Schmerz nicht ertragen zu können. Wie ein Albtraum von unvorstellbarer Bösartigkeit erscheint ihr dieser Schicksalsschlag. Der Einzige, der die Mauer ihrer Verzweiflung durchbrechen kann, ist ihr Arzt, Dr. Michael Neubauer.
"Wie gut, dass wir mit der künstlichen Befruchtung noch nicht begonnen haben", will er Romy trösten. "Das Baby hätte seinen Vater nie kennengelernt."
Romy bricht in einen schrecklichen Weinkrampf aus, doch dann strafft sie sich plötzlich. "Über den Punkt bin ich anderer Meinung. Noch lebt etwas von Andreas. Noch kann ich sein Kind bekommen - und ich will es haben!"


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Inhalt

Cover

Zauberformel: Mutterglück

Vorschau

Impressum

Zauberformel: Mutterglück

Was eine Frau wagte, um sich ihren innigsten Wunsch zu erfüllen

Von Charlotte Vary

Die Nachricht vom Unfalltod ihres Mannes trifft Romy so jäh, so unerwartet, dass sie glaubt, den Schmerz nicht ertragen zu können. Wie ein Albtraum von unvorstellbarer Bösartigkeit erscheint ihr dieser Schicksalsschlag. Der Einzige, der die Mauer ihrer Verzweiflung durchbrechen kann, ist ihr Arzt, Dr. Michael Neubauer.

»Wie gut, dass wir mit der künstlichen Befruchtung noch nicht begonnen haben«, will er Romy trösten. »Das Baby hätte seinen Vater nie kennengelernt.«

Romy bricht in einen schrecklichen Weinkrampf aus, doch dann strafft sie sich plötzlich. »Über den Punkt bin ich anderer Meinung. Noch lebt etwas von Andreas. Noch kann ich sein Kind bekommen – und ich will es haben!«

Der Salon Camilla war ohne Zweifel der beste und teuerste Friseur der Stadt. Drei Hairstylisten und vier Hairstylistinnen bemühten sich neben dem Chef um die Köpfe der Kundschaft.

Unter den Frauen war Romina Heßler, Romy genannt, die beliebteste und geschickteste Friseurin des Ladens. Dass sie auch die hübscheste war, hätte niemand bestritten.

Eben saß sie mit ihrer Kollegin Karin in dem kleinen Raum hinter dem Empfang bei einer Tasse Kaffee und genoss eine kurze Arbeitspause.

Karin schob ihr einen gefüllten Krapfen zu und meinte: »Da, iss du ihn! Bei deiner Figur kannst du es dir leisten. Wenn ich ihn noch vertilge, wiege ich morgen wieder ein Kilo mehr.«

Romy lachte und drückte ihr schwarzbraunes Haar zurecht, das ihr in üppigen, glänzenden Locken auf die Schultern fiel. In der Sonne oder im Lampenlicht hatte es einen wunderbaren dunkelroten Schimmer, und der war echt.

Auch an Romys klarem Gesicht mit den hohen Wangenknochen war kaum etwas künstlich, weder die langen dunklen Wimpern über den bernsteinfarbenen Augen noch das sanfte Rot der weich geschwungenen Lippen.

Seine auffallende Attraktivität gereichte dem zwanzigjährigen Mädchen zum Vorteil. Romy war das Aushängeschild des eleganten Salons, und alle Kundinnen hätten liebend gerne so ausgesehen wie sie.

Schönheit, das war aber auch alles, was das Schicksal Romy Heßler geschenkt hatte. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen und hatte keine höhere Schule besucht.

Ihr Fleiß, ihr Können und ihre Freundlichkeit waren ihr eigener Verdienst. Sie war fertig ausgebildete Friseurin und hoffte, in einer Zeit, die noch in weiter Ferne lag, als Meisterin einen eigenen Salon zu leiten. Doch daran dachte sie momentan nicht.

»Romy, Kundschaft für dich!«, rief in diesem Augenblick der Chef und schlug den leichten Vorhang vor dem kleinen Aufenthaltsraum zurück. »Frau Reichenbach«, flüsterte er dann seiner Spitzenkraft leise zu. »Färben, Waschen und Föhnen – Sie wissen ja!«

»Sofort!«

Romy sprang auf und schlang hastig den letzten Bissen des Krapfens herunter. Dann eilte sie nach vorn.

Marlene Reichenbach saß bereits vor einem der Spiegel. Ihre Miene zeigte leichte Zeichen von Ungeduld. Die Besitzerin des größten Reisebüros und Busunternehmens der Stadt mit Filialen an vielen anderen Plätzen war eine schwierige Kundin.

»Wo bleiben Sie denn so lange?«, nörgelte sie. »Bringen Sie mir ein paar Magazine! Und beeilen Sie sich! Ich habe heute wenig Zeit.«

Zeit hatte sie doch nie, dachte Romy. Doch sie verkniff sich natürlich jeden Kommentar und raffte einige Illustrierte zusammen.

»Bitte sehr, Frau Reichenbach! Die Farbe wie immer?«

»Heller, etwas heller«, erwiderte die Geschäftsfrau ungnädig. »Ich habe es Ihnen doch beim letzten Mal bereits gesagt.«

»Natürlich, gerne, Frau Reichenbach«, versicherte Romy eilig und mit gleichbleibender Freundlichkeit.

Dann eilte sie nach hinten, um die Farbe zu mischen: Lichtblond mit einer Dosis Silber.

Frau Reichenbach hatte schönes naturblondes Haar, doch es begann bereits, stark zu ergrauen. Sie wünschte eine raffinierte Tönung zwischen Graublond und Silberweiß, die natürlich aussah und schwer hinzukriegen war.

Jedes Mal hatte sie etwas daran auszusetzen. Und doch ließ sie sich nur von Romy behandeln. Sie gab auch kaum Trinkgeld. Da sie jedoch sehr häufig kam und eine Menge Geld hierließ, war sie eine angesehene Kundin, die gehörig hofiert werden musste.

Zweieinhalb Stunden später war ihr halblanges Haar fertig geschnitten und elegant hochgesteckt. Frau Reichenbach schien zufrieden.

Romy atmete auf, als die Kundin draußen war. Heute konnte sie das Ende der Arbeitszeit kaum erwarten, denn sie war nachher mit Andreas zu einem Date verabredet. Bis über beide Ohren war sie in den jungen Mann verliebt, der ganz zufällig genauso hieß wie die kapriziöse Kundin, nämlich: Reichenbach.

Sollten die beiden etwa miteinander verwandt sein?, grübelte Romy. Ich muss Andi heute unbedingt danach fragen!

Sie kannte Andreas Reichenbach noch nicht sehr lange. Im Schwimmbad hatten Romys Freunde ihn überraschend mitgebracht.

Er hätte eine Ausbildung gemacht und würde jetzt als Kaufmann arbeiten, hatte er ihr erzählt. Nein, ein Sohn der äußerst vermögenden Reichenbachs war er wohl nicht. Zumal er Romy auf seinem Fahrrad nach Hause begleitet hatte, und er hatte sich wie alle Jugendlichen gekleidet, in T-Shirt, Jeans und Sneaker.

Vielleicht war er ein entfernter Verwandter. Bestimmt aber wohnte er nicht in der noblen Reichenbach-Villa am Burgberg. Nein, so sah er nicht aus, und so verhielt er sich auch nicht.

Heute wollten sie sich in einem Biergarten treffen, denn der Sommerabend war lau und schön.

♥♥♥

Die Heßlers wohnten in einem großen Block an einer der langen, etwas eintönigen Straßen, die den historischen Stadtkern mit den neuen Vororten verbanden. Eine bescheidene Dreizimmerwohnung im zweiten Stock bewohnte die Familie zur Miete, und Romys Zimmer war mehr eine Kammer. Außer Bett und Schrank hatte kaum etwas Platz darin.

Romy hätte sich gerne selbstständig gemacht und wäre weggezogen. Alt genug dafür war sie ja. Aber es war ihr bisher nicht gelungen, eine Bleibe zu finden, die bei ihrem Gehalt erschwinglich gewesen wäre. Auch war ihre Mutter froh um den monatlichen Zuschuss, den die Tochter zum Haushalt beisteuerte.

Die Eheleute saßen bereits am gedeckten Abendbrottisch, als Romy heimkam. Günter Heßler sah müde aus.

Romy schmiegte ihre Wange an die seine.

»Guten Abend, Paps! Gehst du heute noch in deinen Garten?«

Ja, der Schrebergarten ganz in der Nähe war Günter Heßlers ganze Freude. Dort züchtete er Gemüse und die schönsten Rosen. In der guten Jahreszeit verbrachte er dort jede freie Minute.

Er nickte. »Klar, bei dem Wetter! Du kannst gern mitkommen! Die Johannisbeeren sind reif.«

Romy errötete flüchtig. »Heute geht's leider nicht, Paps«, entgegnete sie. »Ich bin nämlich verabredet.«

»Mit wem?«, fragte Luise Heßler hastig.

Sie lebte ständig in der Angst, die auffallend attraktive Tochter könne an einen üblen Kerl geraten, der sie betröge und sitzen ließe. Romy war ja noch so unerfahren!

»Ach, du kennst ihn nicht, Mama«, antwortete Romy etwas verlegen. »Er heißt Andreas Reichenbach und ist wirklich furchtbar nett.«

»Reichenbach?« Günter Heßler horchte auf. »Von ,Reichenbach-Reisen'?«

»N-nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Romy irritiert.

»Was, das weißt du nicht mal?«, brauste ihr Vater auf. »Na, hoffentlich weißt du wenigstens, wie er aussieht, damit du ihn später wiedererkennst ... Aber wenn dein Verehrer nett ist, dann lade ihn doch für den nächsten Sonntag zu uns zum Mittagessen ein! Dann können wir ihn etwas beschnüffeln. Das verschafft uns auch ein besseres Gefühl, wenn du mit ihm ausgehst.«

Romy wurde knallrot. So rasch wollte sie Andreas doch nicht festnageln. Er würde sie ja für heiratswütig halten!

Aber als sie die misstrauischen Blicke ihres Vaters bemerkte, reckte sie trotzig ihr Kinn.

»Schön, Paps, wenn es denn sein muss«, warf sie etwas schnippisch hin. »Ich werde es Andi ausrichten. Damit du nicht glaubst, ich muss mich seiner schämen. Aber ich rede nie wieder ein einziges Wort mit dir, wenn du – rein zufällig – aufs Heiraten zu sprechen kommst!«

♥♥♥

Eine halbe Stunde später saß Romy mit Andreas Reichenbach an einem der Holztische des gemütlichen Biergartens.

Es wurde schon dämmrig unter dem dichten Laubdach der Kastanien. Im Hintergrund des Gartens spielte eine Band, alle Tische waren gut besetzt. Man trank aus Steinkrügen das süffige Bier und aß Brot, Butter, Käse und Wurst von Holzbrettchen.

Romy ließ es sich schmecken. Sie lehnte sich leicht an die Schulter ihres Begleiters und träumte mit offenen Augen vor sich hin. Ab und zu steckte Andreas ihr einen Bissen in den Mund.

Der sechsundzwanzigjährige Mann war ein würdiges Gegenstück zu dem attraktiven Mädchen. Sehr groß und schlank mit einem leicht gebräunten Gesicht unter lockigen schwarzen Haaren, wirkte Andreas jungenhaft und überaus sympathisch. Er war im Wesen so unkompliziert und schlicht wie in seiner Kleidung: Jeans, weißes Hemd und eine Lederjacke trug er. Dass er heftig in Romy verliebt war, sah man auf den ersten Blick.

»Ich soll dich von meinen Eltern grüßen«, sagte sie etwas verlegen zu ihm. »Sie laden dich für den nächsten Sonntag zum Mittagessen ein.«

Gespannt wartete sie auf Andreas' Reaktion. Vielleicht war ihm die Einladung peinlich. Vielleicht trug er nicht das mindeste Verlangen danach, ihre Angehörigen kennenzulernen. Sie kannten sich ja erst so kurz. Vielleicht ...

Aber Andreas lachte vergnügt.

»Danke! Ich komme gern.«

»Ach, wirklich?« Romy staunte beglückt.

Er stupste sie zärtlich an die Nase.

»Was hast du denn gedacht?«

Romy zuckte die Schultern.

»Na ja ... ich wusste nicht so recht. Übrigens: Wir haben im Salon eine Kundin, die auch Reichenbach heißt. Weißt du, die Besitzerin von ,Reichenbach-Reisen'. Sie ist manchmal ziemlich schwierig. Bist du am Ende mit ihr verwandt?«

Andreas zögerte kurz mit seiner Antwort.

Dann aber platzte er doch heraus: »Tja, einmal musst du es ja sowieso erfahren, mein Schatz! Sie ist meine Mutter, und ich bin der Reichenbach-Sohn und werde einmal Vaters Geschäft übernehmen.«

Romy zuckte zusammen und wurde sehr still. Enttäuschung und Schreck waren deutlich an ihrem Gesicht abzulesen.

»Was hast du denn?«, fragte Andreas besorgt. »Stört es dich, dass ich einer von diesen Reichenbachs bin?«

Romy nickte betrübt. »O ja!«, antwortete sie leise. »Ihr habt einfach zu viel Geld. Was willst du denn da mit einer kleinen Friseurin?«

Andreas lachte. »Aber Romy, was für altmodische Vorurteile kommen da bei dir denn hoch? Sieh es doch mal positiv! Ich muss nicht nach einem Vermögen Ausschau halten, das habe ich selbst! Ich kann das ärmste Mädchen der Stadt heiraten, wenn ich es nur liebe!«

»Heiraten?« Scheu, aber mit glänzenden Augen schaute sie zu ihm auf. »Du denkst ans Heiraten?«, fragte sie beinahe ungläubig.

Liebevoll drückte er sie an sich.

»Ja, was meintest du denn, mein Schatz? Ich weiß, es ist ein wenig ungewöhnlich. Aber ich bin mir eben mit dir zu einhundert Prozent sicher. Dich habe ich lieb, und du wirst meine Frau! Das wusste ich von Anfang an. Trotzdem habe ich dich genau beobachtet. Du bist nicht nur hübsch, sondern auch ein lieber, ehrlicher Mensch. Dich will ich behalten, fürs Leben!«

Was dann folgte, war wunderschön: heiße Küsse im Dunkeln, zärtliche Liebkosungen und geflüsterte Liebesworte von süßer Innigkeit.

Romy brachte es nicht fertig, sich dagegen zu wehren. Sie hätte es auch gar nicht gewollt. Auch sie hatte ja bereits im ersten Augenblick gewusst: Der ist es, der Eine, der Richtige.

»Aber deine Eltern?«, fragte sie schließlich zaghaft. »Was werden die sagen?«

Andreas zuckte die Schultern.

»Natürlich haben sie andere Pläne mit mir«, meinte er sorglos. »Aber wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter, wo man seine Kinder zwangsverheiratet. Ich bin sechsundzwanzig, alt genug also, und ich habe einen starken Willen. Ich setze mich schon durch, keine Bange! Gleich morgen sage ich meinen Erzeugern Bescheid. Wir wollen es nicht auf die lange Bank schieben. Und am Sonntag komme ich dann zu euch und halte hübsch altmodisch bei deinem Herrn Papa um deine Hand an. Was meinst du dazu?«

Romy seufzte. »Paps behauptet immer, Arm und Reich passen nicht zusammen ...«, meinte sie betrübt. »Und wenn ich mir deine Mutter so vorstelle, bekomme ich ehrlich gesagt auch schon einen ganz flauen Magen.«

Andreas nahm ihr Gesicht behutsam in seine Hände.

»Romy, du brauchst keine Angst haben!«, raunte er ihr zärtlich zu. »Ich bin doch keine königliche Hoheit, die nach dem Rang heiraten muss! Überleg doch mal: Als du noch gar nicht geboren warst, haben zwei einfache junge Menschen begonnen, einen Betrieb aufzubauen, der heute Millionen einbringt. Mein Vater war gelernter Kraftfahrer und Mechaniker, meine Mutter eine einfache Sekretärin. Sie fingen an mit einem winzigen Büro in der Altstadt und zwei klapprigen Bussen. Damals, in den Siebzigerjahren, brach die Reiselust gewaltig aus in Deutschland. Davon haben meine Eltern profitiert. Zwar haben sie auch eine ganze Menge Arbeit und Zeit investiert, aber Glück war ebenfalls dabei. Heute besitzen sie Reisebüros in zwölf Städten und eine Flotte modernster Reisebusse.«

»Eben«, versetzte Romy niedergeschlagen.

»Aber sie haben nie vergessen, wie klein und bescheiden sie angefangen haben«, behauptete Andreas.