Familie mit Herz 39 - Charlotte Vary - E-Book

Familie mit Herz 39 E-Book

Charlotte Vary

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Glück hat tausend Sommersprossen
Wie Tamara ihren Papi verheiratet

Tamara zieht das Näschen kraus, und all die goldenen Tüpfelchen beginnen einen lebhaften Tanz. Schon wieder so eine Tussi!, denkt sie. Dass Papi aber auch nicht kapiert, wie ich mir meine neue Mami vorstelle: Lieb muss sie sein, und nicht bloß schön und jung! Zeit muss sie haben, und nicht bloß Ermahnungen aussprechen!
Unentwegt denkt Tamara darüber nach, wie dieses Problem zu lösen ist. Und dann hat sie die zündende Idee ...

Manchmal brauchen die Erwachsenen Nachhilfe in der Liebe. So sieht das auch Tamara, die ahnt, dass aus ihrer Traum-Familie nichts wird, wenn sie nicht selbst eingreift. Sie will jedenfalls nichts mehr dem Schicksal überlassen.
Mit viel Herz und Humor erzählt Ihnen Charlotte Vary diese berührende Geschichte, um Tamara und ihren Papi und die Suche nach dem großen Glück.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 100

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Das Glück hat tausend Sommersprossen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: ParkerDeen / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7594-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Das Glück hat tausend Sommersprossen

Wie Tamara ihren Papi verheiratet

Von Charlotte Vary

Tamara zieht das Näschen kraus, und all die goldenen Tüpfelchen beginnen einen lebhaften Tanz. Schon wieder so eine Tussi!, denkt sie. Dass Papi aber auch nicht kapiert, wie ich mir meine neue Mami vorstelle: Lieb muss sie sein, und nicht bloß schön und jung! Zeit muss sie haben, und nicht bloß Ermahnungen aussprechen!

Unentwegt denkt Tamara darüber nach, wie dieses Problem zu lösen ist. Und dann hat sie die zündende Idee …

Tammi hockte auf ihrem Bett wie ein Häufchen Unglück und schluchzte zum Steinerweichen. Ihr sommersprossiges Gesichtchen unter dem verstrubbelten roten Haar war erhitzt und in Tränen gebadet. Immer, wenn Pammi sich ihr näherte, warf sie sich aufheulend in den zerknautschten Kissenberg zurück und zog die Decke über die Ohren.

Pammi hob schließlich seufzend die Schultern.

»Also, ich finde es absolut blöd, dass du mir nicht sagen willst, was dir fehlt«, meinte sie ärgerlich. »Ich nehme an, du hast dich gestern überfressen, und es ist dir übel. Drei Portionen von den gefüllten Baisers zum Nachtisch und vorher zweimal Ente mit Kartoffelklößen! Ich gehe jetzt in die Küche und lasse Kamillentee für dich aufbrühen! Ist das Beste bei Magenverstimmung, sagt meine Mami.«

Ihre Worte hatten ein erneutes jämmerliches Aufweinen Tammis zur Folge.

»Du redest saudumm daher und hast keine Ahnung!«, stieß sie verzweifelt hervor und wühlte den Kopf noch tiefer unter das Oberbett. »Verschwinde! Geh mir aus den Augen! Ich will allein sein!«

»Das ist der Dank!«, murrte Pammi. »Schmeißt mich einfach raus! Schließlich ist das auch mein Zimmer. Ich hole jetzt jedenfalls die Holst! Soll die sich mit dir rumärgern, du dämliche Ziege!«

Man hätte angesichts dieser Szene nicht geglaubt, dass die beiden Mädchen dicke Freundinnen waren, Tamara Fischer, genannt Tammi, neuneinhalb Jahre alt, und Pamela Munk, Pammi gerufen, und beinahe zehn. Beide waren sie Schülerinnen der Internatsschule Eschenburg und teilten ein Zimmer. Und beide vertrugen sich im Allgemeinen so gut, dass ihre Mitschülerinnen sie Tammi und Pammi, die siamesischen Zwillinge, nannten.

Aber heute schien in diesem glänzenden Apfel einer Mädchenfreundschaft der Wurm zu nagen.

Pammi kam nach Kurzem mit Frau Holst, der Erzieherin, zurück. Die beugte sich über Tammis Bett und befühlte die Stirn des Mädchens.

»Wahrscheinlich etwas Fieber«, stellte sie fest. »Ist dir schlecht?«

Tammi nickte kläglich.

»Sie hat gestern viel zu viel von der Süßspeise gegessen und …«, wollte Pammi mit wichtiger Miene beginnen. Aber Tammi schnitt ihr gereizt den Redefaden ab.

»Halt doch den Mund! Du hast ja keine Ahnung!«

»Hört auf zu streiten!«, befahl Frau Holst. »Du, Tammi, ziehst dich ordentlich aus und legst dich im Nachthemd ins Bett! Ich komme gleich mit einem Fieberthermometer und Kamillentee zurück.«

»Hab ich dir nicht gesagt, Kamillentee!«, triumphierte Pammi.

Tammi streckte ihr die Zunge heraus, natürlich hinter dem Rücken der Erzieherin.

»Du, Pammi, gehst in den Studiersaal!«, ordnete Frau Holst an. »Es ist höchste Zeit zur Lernstunde.«

Tammi feixte befriedigt, als Pammi mit langer Nase abzog. Frau Holst wandte sich mit einem gewissen Unterton an sie.

»Sag mal, Tammi, ihr schreibt doch nicht etwa zufällig morgen eine Mathearbeit? Oder einen Englischtest?«

Tammi hob zwei Finger ihrer Hand wie zum Schwur.

»Nein. Und in Englisch habe ich ohnehin eine Eins.«

Es klang treuherzig und vorwurfsvoll. Da fühlte man sich sterbenselend und wurde auch noch ungerecht verdächtigt, schulkrank zu sein.

»Schon gut, schon gut«, beschwichtigte Frau Holst. »Also, ich komme gleich zurück!«

Die Kleine war doch gestern und vorgestern beurlaubt, dachte sie, als sie im Arztzimmer nach dem Fieberthermometer suchte. Tammi war bei den Munks zur Hochzeit eingeladen. Pamelas Vater hatte wieder geheiratet, und Tammi und Pammi waren Brautjungfern gewesen.

Natürlich hatte Tammi sich beim Festessen den Magen verdorben, und dann die ganzen Aufregungen! Es war einfach nicht gut, wenn man den Kindern mitten im Schuljahr für solche Gelegenheiten freigab. Sie kamen aus dem gewohnten Rhythmus und reagierten mit allerlei Beschwerden. Und Tammi war trotz ihres kecken Schnabels im Grunde recht sensibel. Na, hoffentlich war es nichts Gefährliches!

Frau Holsts Miene wurde sehr ernst, als sie kurz darauf das Fieberthermometer aus Tammis Achselhöhle zog und prüfte. Mein Gott, über neununddreißig. Man musste den Arzt verständigen. Tammi kam vorläufig auf die Krankenstation. Es konnte ja auch etwas Ansteckendes sein.

***

»Telefon, Herr Doktor! Das Internat von Tammi ist dran! Soll ich es Ihnen reinlegen?«

Frau Schieferle, Dr. Fischers langjährige Sekretärin, fragte an.

Jan Fischer schreckte von seinen Prozessakten hoch.

»Das Internat, jetzt? Mitten im Schuljahr? Ja, verbinden Sie mich!«

Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sein Blick fiel auf das große farbige Porträtfoto seiner kleinen Tochter, das auf dem Schreibtisch stand. Ein rundes, lachendes Grübchengesicht, getüpfelt mit Sommersprossen, große himmelblaue Augen darin, und das alles umgeben von kupferrotem Haar, das an den Seiten zu Zöpfen geflochten war.

Tammi, liebe kleine Tammi, dachte er. Woher sie bloß das rote Haar hatte! Er selber war dunkel, Laurie, seine verstorbene Frau, war blond gewesen.

Frau Holst, die Erzieherin, die er von seinen Besuchen in Eschenburg her kannte, war am Telefon.

Was, Tammi war krank? Eine unerklärliche Infektion mit vierzig Grad Fieber? Ja, selbstverständlich würde er kommen, gleich heute Abend nach Dienstschluss. Es waren ja zum Glück nur hundertzwanzig Kilometer von München nach Eschenburg.

Wie betäubt legte er den Hörer zurück. Ihr war nicht wohl, nein, gar nicht. Klar, Kinder sind schnell einmal unpässlich und bekommen hohes Fieber. Aber Dr. Fischer wurde das bohrende, bedrückende Gefühl nicht los, dass er sich in den letzten Monaten viel zu wenig um die Kleine gekümmert hatte. Die Arbeit, die ewige Hetze! Und Tammi war ja gut aufgehoben in dem bekannt guten und dementsprechend teuren Internat. Aber trotzdem …!

Dr. Fischer nahm das Foto seiner verstorbenen Frau in die Hände und starrte in hilfloser Traurigkeit darauf. Fünf Jahre war sie nun schon tot. Aber das war nun einmal nicht zu ändern.

Der schöne Herbsttag glitt eben in veilchenblaue Dämmerung hinüber, als Rechtsanwalt Dr. Jan Fischer auf Eschenburg zufuhr. Im Westen brannte ein feuriges Abendrot, in dessen rotgoldenem Schimmer nun der hoch gelegene Marktflecken mit dem Schloss vor dem Fahrer auftauchte.

Jan bewunderte wie jedes Mal den imposanten Anblick. Dieses Eschenburg war doch ungemein reizvoll. Das spätmittelalterliche Schloss, eigentlich mehr eine Burg mit Türmchen und Zinnen, trotzte vor dem Hintergrund des dunklen Waldes. Dahinter ragten die Berge in einem zartblauen Halbkreis auf.

Tammi konnte es da wirklich aushalten.

Noch besuchte sie die vierte Klasse der Grundschule im Ort. Nächsten Herbst würde sie, wenn alles gut ging, in das Internatsgymnasium übertreten. Sie brachte gute Zeugnisse. Sie machte ihm eigentlich nur Freude, die Kleine. Und jetzt war sie krank. Hoffentlich nichts Schlimmes!

Frau Holst führte ihn gleich nach seiner Ankunft ins Krankenzimmer. Tammi lag mit fieberglühendem Gesichtchen in ihrem Bett, einen Eisbeutel auf der Stirn. Er rutschte herunter und fiel zu Boden, als sie sich temperamentvoll ihrem Vater in die Arme warf.

»Papi, du?« Mit seligem Lächeln schmiegte sie sich an ihn.

»Doktor Bach ist sich noch nicht ganz im Klaren über die Diagnose«, unterbrach Frau Holst nüchtern die zärtliche Idylle der Begrüßung. »Aber wegen der enorm hohen Temperatur hielt ich es für geraten, Sie zu benachrichtigen. Bleiben Sie die Nacht im Schloss, Herr Doktor? Wir haben einige Gästezimmer für Eltern.«

Das war eigentlich nicht vorgesehen, denn er hatte morgen um neun Uhr einen wichtigen Gerichtstermin. Aber Tammi klammerte sich so sehr an ihn.

»Du bleibst doch, Papi, ja? Ich fühle mich ja sooo schlecht!« Mit einem herzzerbrechenden Leidensblick sah sie zu ihm hoch. Natürlich schmolz sein Vaterherz vor diesen Kinderaugen.

»Schön, dann bleibe ich halt. Aber morgen um sechs Uhr muss ich aufbrechen.«

Frau Holst nickte eifrig. »Natürlich. Ich werde veranlassen, dass man Ihnen um halb sechs ein Frühstück serviert. Ah, da kommt ja Herr Doktor Bach! Er wollte noch einmal nach Tammi sehen.«

Jan Fischer trat kurz vor die Tür, während der Arzt Tammi untersuchte. Er kam rasch wieder aus dem Zimmer.

»Sie sind der Vater? Die Mutter konnte wohl nicht kommen?«

»Tammis Mutter ist tot«, erwiderte Jan Fischer schroff. »Was ist mit meiner Kleinen? Sollte man sie nicht in ein gutes Krankenhaus …«

Der Arzt hob die Hand, und es war Autorität in dieser kleinen Bewegung.

»Überlassen Sie das ruhig mir, Herr Fischer. Vorläufig besteht dazu kein Anlass. Natürlich kann es eine Infektionskrankheit sein, die erst richtig zum Ausbruch kommt. Dann kann man immer noch geeignete Maßnahmen ergreifen. Aber die Symptome sprechen nicht dafür.«

»Und wofür sprechen sie?« Jans Stimme hatte einen Beiklang aggressiver Schärfe. Dieser alte Schnupfendoktor aus dem kleinen Marktflecken schien ihm doch allzu lässig und inkompetent. Wenn der nur Tammi nicht falsch behandelte!

Dr. Bach, ein erfahrener Praktiker was Krankheiten sowie auch Menschen betraf, las ihm die Gedanken von der Stirn ab. Aber er war nicht beleidigt. Als Landarzt war er es gewöhnt, von nervösen Großstädtern verkannt zu werden.

»Tammis Zustand spricht eher für eine seelische Krise«, antwortete er gleichmütig. »Gerade unter Internatszöglingen kommt dies häufig vor.«

»Eine seelische Krise?« Jan Fischer stammelte es perplex. »Bei vierzig Grad Fieber?«

Dr. Bach nickte. »Große Aufregungen können bei Kindern sehr wohl hohes Fieber erzeugen, besonders bei sensiblen kleinen Mädchen in diesem Alter. Ich habe ein fiebersenkendes Präparat dagelassen, auch wird man Tammi Wadenwickel anlegen. Ein altes Hausmittel und völlig unschädlich. Morgen sehe ich wieder nach der kleinen Patientin.« Er hob grüßend die Hand und ging.

Kopfschüttelnd begab sich Jan Fischer wieder an Tammis Bett und ergriff ihre heiße kleine Hand.

»Tammi, hast du mir etwas zu sagen?«

Sie drehte den Kopf zur Seite, ihr Mund zuckte. »Ach, Papi …!«

»Schwierigkeiten in der Schule?«, forschte er. »Du weißt, du kannst mir alles sagen.«

Verächtlich verzog sich ihr linker Mundwinkel.

»In der Schule? Ich doch nicht!«

»Ja, was ist denn dann mit dir los?« Jan Fischer fühlte sich hilflos und überfordert. »Der Doktor deutete an, dass du vielleicht irgendwelche Probleme hättest.«

Tammis blaue Augen wurden riesig vor Staunen.

»Cool!«, entfuhr es ihr. »Das hätte ich dem gar nicht zugetraut!«

Jan blickte seine Tochter eindringlich an.

»Es stimmt also. Du hast welche«, stellte er fest und dachte in aufflammender Panik: Es wird doch wohl nicht jetzt schon mit Liebesgeschichten losgehen? Aber nein, Tammi ist noch keine zehn. Doch diese frühreifen Dingelchen heute, wer weiß?

Zärtlich zog er Tammi an seine Brust. »Sag es mir doch, Kleines! Deinem Papi kannst du doch alles gestehen! Sprich dich aus!«

Tammi seufzte abgrundtief. »Ach Paps, wozu soll das gut sein! Es ändert ja doch nichts an den Tatsachen.«

»Egal«, bohrte Dr. Fischer. »Erzähl es mir! Dazu bin ich doch hergekommen. Ich habe keine Ruhe, wenn ich dich in Schwierigkeiten weiß.«

Tammi wand sich. »Eigentlich habe ich keine richtigen Schwierigkeiten. Mehr so … eine ganz große Traurigkeit.«

»Traurigkeit?« Jan fiel von einem Erstaunen ins andere. Sein lustiger, übermütiger Quirl war traurig? Alles hätte er von Tammi erwartet, Trotz, Auflehnung, eine sanfte Erpressung bezüglich des Taschengeldes oder eines heiß begehrten Geschenkes. Aber Traurigkeit?

»Ich war doch mit Pammi bei der Hochzeit von ihrem Vater«, murmelte Tammi in die Kissen und drehte verlegen den Zipfel des Oberbettes zu einer Wurst. »Pammi hat eine neue Mutter! Die ist sooo lieb! Aber es ist nicht bloß deswegen. Sie ist einfach … na, eben wie eine richtige Mutter sein soll. Pammi ist auch so froh, dass ihr Vater sie geheiratet hat. Denk dir, Pammi darf nach diesem Schuljahr heim, für immer! Ihre Mutter sagt, sie soll in der Familie aufwachsen!«

Tammi schwieg erschöpft. Sie hatte ihren aufgeregten Bericht zuletzt beinahe herausgeschrien. Heftig atmend lag sie nun da, während ihr Vater so verdattert auf seinem Stuhl saß, als habe der Blitz vor ihm eingeschlagen. Das war es also! Mein Gott, darauf wäre er nie gekommen!

»Du sollst auch wieder heiraten, Papi«, fuhr Tammi ganz sanft fort und streichelte seine Hand.