Familie mit Herz 198 - Felicia Blum - E-Book

Familie mit Herz 198 E-Book

Felicia Blum

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Beschreibung

Marlenes liebevolles Mutterherz schmerzt vor Sorge. Ihre sonst so lebhafte Tochter Lily spricht kaum noch, und niemand kann sich erklären, warum. Während Marlene verzweifelt versucht, zu ihrem Kind durchzudringen, droht ihr ohnehin schon hektisches Leben aus den Fugen zu geraten: Eine Fortbildung fordert sie, ihr Ex-Mann weiht Lily in seine neue Beziehung ein und der charmante Joshua, Marlenes Chef, offenbart ihr seine Gefühle. Marlene beginnt, ihren bisherigen Lebensweg zu hinterfragen. Denn schon damals, als sie Joshua kennenlernte, fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Vielleicht hätte sie sich damals für ihn entscheiden sollen, bevor sie sich beide in anderen Beziehungen verloren haben. Aber dann hätte es auch Lily nie gegeben - Lily, ihr größtes Geschenk und ihr alleiniger Lebensmittelpunkt! Aber um ihrer Tochter wirklich helfen zu können, muss sie auch ehrlich zu sich selbst sein und darf ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen ...


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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Plötzlich war sie stumm

Vorschau

Impressum

Plötzlich war sie stumm

Eine Mutter macht sich große Sorgen um ihre Tochter

Von Felicia Blum

Marlenes liebevolles Mutterherz schmerzt vor Sorge. Ihre sonst so lebhafte Tochter Lily spricht kaum noch, und niemand kann sich erklären, warum. Während Marlene verzweifelt versucht, zu ihrem Kind durchzudringen, droht ihr ohnehin schon hektisches Leben aus den Fugen zu geraten: Eine Fortbildung fordert sie, ihr Ex-Mann weiht Lily in seine neue Beziehung ein und ihr Chef Joshua offenbart ihr seine Gefühle.

Marlene beginnt, ihren bisherigen Lebensweg zu hinterfragen. Denn schon damals, als sie Joshua kennenlernte, fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Vielleicht hätte sie sich damals für ihn entscheiden sollen, bevor sie sich beide in anderen Beziehungen verloren haben.

Aber dann hätte es auch Lily nie gegeben – Lily, ihr größtes Geschenk und ihr alleiniger Lebensmittelpunkt! Aber um ihrer Tochter wirklich helfen zu können, muss sie auch ehrlich zu sich selbst sein und darf ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen ...

Die Kanzlei, in der Marlene Parger arbeitete, lag in einem historischen Altbau im Herzen von Düsseldorf, gleich neben der geschäftigen Königsallee. Schon an ihrem ersten Arbeitstag hatte sie die hölzernen Flügeltüren, die schweren Teppiche und die Bilder an den Wänden bewundert und gleich gewusst, dass sie hier nicht so schnell wieder wegwollte.

Mittlerweile lag dieser Tag zehn Jahre zurück, Marlene war eine Mutter mitten in ihren Dreißigern, und nichts an diesem Wunsch hatte sich geändert.

Gerade hatte sich die Rechtsanwaltsfachangestellte zurück an ihren Schreibtisch gesetzt, als ihr Handy klingelte. Das Display zeigte den Namen ihres Ex-Mannes an: Leonard. Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhrzeit, wog kurz ab und drückte schließlich auf Annehmen.

»Leo, meine Mittagspause ist fast rum. Fass dich bitte kurz, ja?«

»Entschuldige, dass ich mich nicht früher gemeldet habe«, antwortete die helle, erschlagen klingende Stimme. »Bei der Arbeit ist gerade die Hölle los. SAP-Systemumstellung. Und ich bin der Einzige, der das alte System überhaupt noch kennt.« Ein kurzes, nervöses Lachen folgte.

Ja, Marlene kannte die Situation. Ihr Ex-Mann war ein gewissenhafter IT-Entwickler, der auf eine inzwischen in die Jahre gekommene Software-Anwendung spezialisiert war. Lange Zeit war die in vielen Krankenhäusern zur Verwaltung von Patientendaten, Abrechnungen und anderen administrativen Aufgaben im Krankenhausalltag eingesetzt worden. Sie sollte jedoch noch Ende des Jahres durch eine neue, weiterentwickelte Plattform ersetzt werden.

Seit Monaten arbeitete sich Leo daher nicht nur in ein neues System mit einer ganz neuen Programmiersprache ein, zudem musste er auch bestehende, hochsensible Daten und Geschäftsprozesse seiner Kunden in dieses System übertragen.

Leo war eigentlich ein sehr ruhiger, aber auch sehr genauer Programmierer. Schon während ihrer Ehe hatten sich die Überstunden gehäuft – Marlene hoffte, dass es in dieser kritischen Umstellungszeit nicht schlimmer geworden war.

»Schon gut«, sagte sie daher schnell. »Solange du Lily dieses Wochenende nehmen kannst, ist alles in Ordnung.«

»Nun, deswegen rufe ich an ...« Als Marlene die Pause am Ende des Satzes hörte, befürchtete sie das Schlimmste. Nervös fuhr sie sich durch ihr dichtes, langes Haar.

»O nein. Bitte, wir haben das doch besprochen. Du hast gesagt, du kannst sie am Wochenende nehmen. Zumindest am Anfang. Ich habe die Weiterbildung zur Fachwirtin erst frisch angefangen, ich brauche neben der Kanzlei und der Kindererziehung zumindest am Wochenende meine Zeit, damit ich auch wirklich lernen kann.«

»Nein, keine Sorge, du missverstehst das«, erwiderte Leo schnell. Marlenes Herz beruhigte sich sofort wieder. »Das passt immer noch gut. Das können wir auf jeden Fall die nächsten Monate so machen, vermutlich sogar über die ganze Ausbildungszeit. Da hast du immer noch meine volle Unterstützung. Außerdem freue ich mich sehr, meine Tochter wieder mehr bei mir zu haben.« Erneut machte er eine lange Pause.

»Aber?«, hakte Marlene nach.

»Ich hab dir doch erzählt, dass ich jemanden treffe. Und jetzt, wo Lily regelmäßig bei mir ist ... ich möchte gern, dass sie Jaqueline kennenlernt.«

Nun war es Marlene, der für einen Augenblick die Worte fehlten. »Du willst unsere Lily deiner neuen Freundin vorstellen?«

»Ja. Und ich habe mich gefragt, ob du sie ... ob du sie vielleicht ein wenig darauf vorbereiten könntest?«

Marlene schluckte. Sie verstand gar nicht, warum sie das so traf. Leo und sie hatten sich aus gutem Grund scheiden lassen – die Liebe fehlte, schon lange. Nur der Wunsch nach Familie hatte sie verbunden, aber von ihren Persönlichkeiten und Interessen waren sie völlig unterschiedliche Menschen gewesen. Es war schnell klar geworden, dass das auf Dauer nicht gut gehen konnte.

Lange Zeit wollten sie das nicht einsehen, schließlich schafften sie vor zwei Jahren den Absprung– die Fachangestellte war stolz darauf, dass beide trotz des Schmerzes halbwegs friedlich auseinandergegangen waren.

Mittlerweile verband sie sogar ein freundschaftliches, wohlwollendes Verhältnis. Dass das nach so kurzer Zeit möglich gewesen war, zeigte Marlene umso mehr, wie wenig romantische Gefühl schon vorher vorhanden gewesen waren – oder zumindest, wie schnell diese erloschen waren.

»Es ist dir also wirklich ernst mit ihr?«

»Ja, sehr ernst«, bekräftigte ihr Ex-Mann. »Jaqui möchte Lily unbedingt kennenlernen. Weißt du, sie will selbst einmal Kinder und ... oh, entschuldige, das sind sicher zu viele Info.«

»Nein, keineswegs«, versicherte Marlene. Sie hatte sich wieder gefangen. »Ich freu mich für dich«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu und meinte es in diesem Moment ernst.

»Danke«, hörte sie seine erleichterte Stimme. »Ihr müsst euch auch bald kennenlernen. Sie ist nur ein recht eifersüchtiger Typ. Hat scheinbar schlechte Erfahrungen mit Ex-Freundinnen von ihren bisherigen Partnern gemacht. Aber du bist ganz anders, das versuche ich ihr immer wieder zu sagen. Ich kann nach wie vor nicht glauben, wie leicht wir mit der Trennung umgegangen sind.«

»Weil wir beide Lilys Wohl im Fokus hatten«, bestätigte Marlene. »Deswegen haben wir uns überhaupt erst so bemüht. Aber ja, es stimmt, mittlerweile ist es sehr natürlich. Darüber bin ich auch froh.«

Vor allem, da Leo sich anfangs eigentlich nicht hatte trennen wollen. Nun war er derjenige, der sich viel schneller auf eine neue Beziehung hatte einlassen können. Es war doch faszinierend, welche Bahnen das Leben manchmal einschlug.

»Ich bin froh, Jaqui kennengelernt zu haben«, sagte Leo nun, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Aber auch froh um dich. Wenn Jaqui und ich einmal heiraten sollten, frage ich dich vielleicht mal an, wie ich mich rechtlich am besten absichere. Es soll ja Vorteile haben, wenn die Ex-Frau in einer Kanzlei arbeitet.« Er lachte.

»Leo, ich bin Fachangestellte und keine Rechtsanwältin.«

»Du bist angehende Rechtsfachwirtin«, korrigierte Leo sie sofort. »Und eine gute noch dazu. Du hast umfassende Kenntnisse in verschiedenen Rechtsgebieten. Definitiv mehr als ich.«

Marlene schmunzelte. »Die Kanzlei ist auf Arbeits- und Zivilrecht spezialisiert. Da liegen meine Kenntnisse. Bei Eheverträgen kann ich also kaum helfen, aber ich leite dich gerne an eine nette Anwältin weiter, die auf Familienrecht spezialisiert ist.«

»Schon gut«, hörte sie Leos amüsierte Stimme am Telefon. »Eins nach dem anderen. Jetzt stelle ich Lily erst einmal Jaqui vor, und dann schauen wir weiter.«

Marlene lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Die Mittagspause war schon längst überzogen, neben ihrem Laptop stapelten sich die Posteingänge, die fast leer getrunkene Tasse Cappuccino war noch nicht zurückgebracht. Es wurde Zeit, das Gespräch zu beenden, bevor Joshua oder Patrick sie an ihrem Privathandy sahen.

»Leo, ich muss jetzt wirklich auflegen. Ich melde mich noch einmal bei dir wegen der Einschulung.«

»Und kannst du Lily ein wenig auf Jaqui vorbereiten?«, hakte Leo erneut nach. »Ich möchte sie ihr schon dieses Wochenende vorstellen.«

»Dieses Wochenende?« Marlene störte, dass er diese wichtigen Dinge jetzt klären wollte. Er wusste doch genau, wann ihre Mittagspause war – und wann eben nicht.

»Ich weiß nicht, Leo. Ist das nicht viel Veränderung auf einmal? Ihr erster Tag in der Grundschule, dann das Wochenende bei dir und dann noch die neue Freundin ...« Sie dachte nach und seufzte. »Schon gut, ich rede mit ihr. Bis dann, Leo.«

Sie legte auf. Wie froh sie war, in so einer kleinen Kanzlei zu arbeiten, in der verlängerte Anrufe nicht auffielen. Nicht, dass das oft vorkam – Marlene war eine sehr gewissenhafte Fachangestellte.

Sie trank den kalten Cappuccino aus, stellte den Becher zurück in die kleine Küchennische und machte sich dann bereit für die Arbeit. Ihr Blick glitt kurz über die Liste der Fristen, die sie sorgfältig gepflegt hatte; nichts überließ sie dem Zufall. Sie war hier – wie die beiden Anwälte Joshua und Patrick immer wieder wiederholten – eine unverzichtbare Stütze. Und bald würde ihr Wert deutlich in die Höhe schießen, sobald sie die Prüfung zur Rechtsfachwirtin abgelegt hatte. Spätestens in zwei Jahren traute sie sich den Abschluss zu. Das würde mehr Verantwortung, ein höheres Gehalt und damit eine bessere Zukunft für Lily bedeuten.

Genau für Lily tat sie das alles. Und weil sie ihre Arbeit schätzte. Sie fuhr den Laptop hoch und überlegte, ob sie erst die Rechnungen für die abgeschlossenen Mandate oder den Schriftsatz für die Klageerwiderung erstellen sollte, doch sie fand schlecht zu ihrer Konzentration zurück. Leos Neuigkeiten gingen ihr nicht aus dem Kopf.

Er war also mit einer neuen Frau zusammen. Sie wiederum war immer noch Single, und das, obwohl sie nicht unattraktiv war. Das wusste sie, denn ihr entgingen nicht die Blicke, die ihr so mancher Mann zuwarf. Zudem hatte sie schon viele gute Angebote bekommen. Das wohl interessanteste damals hinter der Bürotür von Joshua Kleinmann.

Was wäre wohl passiert, wenn sie auf seine Avancen eingegangen wäre? Sie hatte sich zwischen ihm und Leo entscheiden müssen – und Sicherheit statt Anziehung gewählt. Es war in Anbetracht der damaligen Umstände – immerhin arbeitete sie für Joshua, womit er eine klare Machtposition innehielt – die logische Entscheidung gewesen. Doch ob es die richtige gewesen war, das bezweifelte sie mittlerweile ...

»Marlene?« Die Bürotür, die sie gerade noch intensiv angestarrt hatte, ging mit einem Ruck auf. Ein blonder, attraktiver Mann im schwarzen Anzug und mit stahlblauen Augen sah zu ihr rüber. »Hast du einen Moment Zeit für mich?«

Sie errötete. Er sah sie verdutzt an. »Sicher«, rief sie hastig und stand auf, um dem Wunsch ihres Chefs nachzukommen.

♥♥♥

Joshua merkte gleich, dass Marlene ein wenig neben der Spur war. Patrick sagte oft, sie sei das attraktive Aushängeschild der Kanzlei, doch Marlene war so viel mehr als das: Diese brünette, scharfsinnige Frau war vor allem eine aufmerksame, mitdenkende Mitarbeiterin.

Sie bildete das Herz der Kanzlei; über ihren Arbeitsplatz liefen Organisation, Verwaltung, Buchhaltung und sogar Mandantenbetreuung. Marlene konnte man alles anvertrauen; immer fand sie eine Lösung.

Ihre Qualitäten und Kenntnisse gingen weit über die einer Rechtsanwaltsfachangestellten hinaus. In seinen Augen war an Marlene sogar eine erfolgreiche Anwältin verloren gegangen. In der Vergangenheit hatte er sie das oft genug wissen lassen, doch ein nachträgliches Jurastudium schlug sie stets aus. Als Mutter habe sie nicht mehr die nötigen Ressourcen, sagte sie.

Immerhin hatte sie sich endlich zu einer Weiterbildung entschlossen – ein überfälliger Schritt, den Joshua überaus begrüßte. Er räusperte sich und musterte sie neugierig. Sie wirkte immer noch ein wenig fahrig. »Alles in Ordnung?«

»Ja, alles bestens«, versicherte sie, während ihre weiche, blasse Haut etwas Farbe bekam. Sie neigte den Kopf.

»Ich musste nur in der Mittagspause ein paar Dinge mit Leo klären. Lily hat diese Woche ihren ersten Schultag.«

»Oh.« Joshua lächelte. »Diese Woche ist im Hause Parger ja wirklich viel los. Ein wichtiges Kapitel im Leben deiner Tochter, und bei dir geht die Weiterbildung los. Du musst sehr aufgeregt sein.« Er lächelte. Sie lächelte zurück.

»Im positiven Sinne, ja. Danke, dass ihr mir mit den Stunden entgegenkommt und ich teilweise im Homeoffice arbeiten darf. Ich bin froh, dass mir die Kanzlei so den Rücken stärkt.«

»Genau wegen dieses Themas habe ich dich in mein Büro bestellt.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf den Sessel, der gegenüber seinem Schreibtisch stand. »Setz dich bitte.«

Sie folgte seiner Anweisung und sah ihn fragend an. »Ich dachte, wir haben schon alles geklärt?«

»Ja, in der Tat. Ich habe allerdings noch einmal mit Patrick gesprochen und würde dir gerne einen Punkt im Vertrag anpassen, sofern dir das recht ist.«

»Der wäre?« Marlene wirkte angespannt und schlug die Beine übereinander. Ihre grünen Augen musterten ihn eindringlich. Er wandte den Blick ab und stand auf, um sich an der Schreibtischkante anzulehnen. Marlene hatte die Macht, ihm ganz ohne Worte den Wind aus den Segeln zu nehmen.

»Wir haben ja eine anteilige Kostenübernahme deiner Weiterbildung vereinbart.«

»Das ist korrekt. Alles bereits unterschrieben und notariell beglaubigt – vor Monaten. Ich habe diese Entlastung fest eingeplant«, erwiderte Marlene mit fester Stimme.

»Ich verstehe. Ich möchte dir jedoch einen neuen Vorschlag offerieren. Hör mich an, bevor du protestierst.« Sie hob eine Augenbraue, schwieg allerdings. Er betrachtete sie mit gewichtiger Miene, doch dann hielt er es nicht länger aus. Seine Lippen umspielte ein mildes Lächeln.

»Du bist eine loyale, unverzichtbare Mitarbeiterin unserer Kanzlei. Ohne dich hätte ich so manche Frist verpasst und vielleicht auch einige Fälle verloren, wenn du dich nicht um den Mandanten gekümmert oder proaktiv so manchen gerichtlichen Schriftverkehr übernommen hättest. Ich bin dir bis heute unendlich dankbar im Fall ›Müller versus Hansbach‹. Wenn du nicht rechtzeitig das Gutachten des Sachverständigen wiederbeschafft und Herrn Hansbach nicht gut zugeredet hättest, er hätte sicher die Kanzlei gewechselt. Patrick schwärmt bis heute von der umfassenden Vorbereitung deiner Fallakten. Du bist für diese Kanzlei Gold wert.«

Marlene sah ihn verwirrt an. »Worauf willst du hinaus, Josh?«

»Ist das nicht offensichtlich? Ich war mit einer anteiligen Kostenübernahme nie zufrieden. Wir werden alles übernehmen. Wir profitieren schon so lange von deinen Qualifikationen; das ist das Mindeste.«

Sie strahlte. »Das ist ja fantastisch, Josh! Ich danke dir!« Sie stand auf und umarmte ihn. »Ich werde gleich heute den neuen Vertrag aufsetzen!«

»Mach das«, erwiderte Joshua schmunzelnd und löste sich wieder von der Angestellten. Sie sahen sich eine Weile an, dann trat Marlene einen Schritt zurück.

»Das ... das ist jetzt vielleicht ein wenig fehl am Platz, aber ich bin neulich in der Mittagspause über einen Kinderwunschtee gestolpert. Wenn du magst, bestelle ich ihn noch heute für Babsi und dich.«

Joshua, der unsanft an seine Beziehungsprobleme, aber auch an die entstandene Vertrautheit mit Marlene erinnert wurde, schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, dass sie es immer noch natürlich versuchen möchte.«

»Es ist natürlich. Es sind nur Kräuter und ein paar Pflanzenstoffe drin, die zur Förderung der Fruchtbarkeit verwendet werden. Deswegen schlage ich es ja vor.«

Joshua zuckte mit den Schultern. »Warum nicht. Einen Versuch ist es wohl wert.«

Barbara – von allen nur Babsi genannt – und er waren nun seit etwas mehr als zwei Jahren zusammen. Joshua verspürte schon lange den Wunsch, Familienvater zu sein, nur die richtige Frau hatte lange an seiner Seite gefehlt. Zu Beginn von Marlenes Karriere, als sie immer öfter nach Feierabend Zeit miteinander verbracht hatten und eine unbestreitbare Anziehung zwischen ihnen gewachsen war, hatte er sich diese einzigartige Frau sehr gut als Partnerin und zukünftige Mutter seiner Kinder vorstellen können.

Dies beruhte wohl nicht auf Gegenseitigkeit. Er war froh, schließlich Babsi kennengelernt zu haben, die die gleichen Zukunftswünsche hatte wie er und schließlich die Pille für ihn absetzte. Nur leider wollte es seit einem Jahr nicht klappen. Künstlich nachzuhelfen kam für sie nach aktuellem Stand nicht infrage. Das wusste auch Marlene – er wusste ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen, aber vielleicht ging diese Hilfe zu weit.

Er verschränkte die Arme. »Wie dem auch sei – ich habe dich nicht hergerufen, um über meine unerfüllten Beziehungswünsche zu sprechen.«

»Das stimmt«, bestätigte Marlene. »Du hast mich hergebeten, um meine herausragenden Leistungen hervorzuheben, die mein aktuelles Gehalt beleidigen.« Er runzelte die Stirn.

»Werde jetzt bloß nicht frech. Dein Gehalt ist mehr als angemessen, das weißt du. Mach erst einmal die Weiterbildung, dann reden wir weiter.«

Marlene zuckte mit den Schultern. »Wie du willst, Chef. Es scheint mir allerdings ganz in meinem Sinne, dich jetzt daran zu erinnern, wie oft du mich früher bei einem Feierabendbier bei Falldiskussionen zurate gezogen hast ... unentgeltlich.« Er lachte.

»Das habe ich in den ersten Jahren mit angemessenen Weihnachtsboni definitiv wieder wettgemacht.«

Sie grinsten sich an. Ja, das waren noch Zeiten gewesen. Das war noch vor Marlenes Kind und vor Leo gewesen. Wenn er schon damals seine wachsenden Gefühle deutlich gemacht hätte, vielleicht hätte er später eine Chance gehabt.

Wer weiß, dachte er, vielleicht hätte ich sogar heute eine Chance, wenn ich Single wäre ...

Kaum hatte sein Kopf den Gedanken zu Ende formuliert, schämte er sich schon dafür. Was ging ihm da nur für ein Unsinn durch den Kopf? Er liebte Babsi! Sie war ein absolut ebenbürtiger Marlene-Ersatz.

Unsinn! Niemand kann Marlene ... ich meine, niemand kann Babsi ersetzen!