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Angela und Frank Sommer führen ein glückliches Familienleben - drei Kinder, ein eigenes Haus und ein Alltag voller Lachen und kleiner Rituale. Doch als Frank unerwartet seinen Job verliert, gerät ihre vertraute Welt aus dem Gleichgewicht. Die Sorgen wachsen, Spannungen nehmen zu, und plötzlich steht mehr auf dem Spiel als nur der geplante Sommerurlaub. Während Angela alles daransetzt, das Familienleben zusammenzuhalten, spüren auch die Kinder, dass nichts mehr so ist wie zuvor: Martin, der Älteste, zieht sich zurück, Lisa beginnt zu rebellieren, und der kleine Michel sucht verzweifelt Halt in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Werden die fünf gemeinsam den Mut finden, neue Wege zu gehen?
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Da stürzte fast der Himmel ein
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
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Drei kleine Herzen in großer Not
Von Sabine Stephan
Angela und Frank Sommer führen ein glückliches Familienleben – drei Kinder, ein eigenes Haus und ein Alltag voller Lachen und kleiner Rituale.
Doch als Frank unerwartet seinen Job verliert, gerät ihre vertraute Welt aus dem Gleichgewicht. Die Sorgen wachsen, Spannungen nehmen zu, und plötzlich steht mehr auf dem Spiel als nur der geplante Sommerurlaub.
Während Angela alles daransetzt, das Familienleben zusammenzuhalten, spüren auch die Kinder, dass nichts mehr so ist wie zuvor: Martin, der Älteste, zieht sich zurück, Lisa beginnt zu rebellieren, und der kleine Michel sucht verzweifelt Halt in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Werden die fünf gemeinsam als Familie den Mut finden, neue Wege zu gehen?
Wie jeden Morgen, außer am Wochenende, erwachte Angela Sommer, weil ihr Mann Frank sie zärtlich auf die Nasenspitze küsste und eine Tasse Kaffee neben ihrem Bett abstellte.
»Bis heute Abend, Liebste«, sagte er leise.
Angela murmelte einen Abschiedsgruß, richtete sich mit einem wohligen Seufzer im Bett auf und trank genüsslich ihren Kaffee.
Erst danach schlug sie die Bettdecke zurück und war im Nu mit beiden Beinen aus dem Bett. Nachdem sie eiskalt geduscht hatte, schlüpfte sie in ihr Lieblingshauskleid. Weich herabfließend umschmeichelte das samtige Gewebe ihren schlanken Körper.
Die langen blonden Haare nahm sie kurzerhand mit einer Spange zusammen. Das reichte für den Vormittag zu Hause. Sie ging am Spiegel vorbei und warf sich selbst ein Lächeln zu. »Auf in den Tag!«, sollte das heißen.
Bevor sie unten in der Küche das Frühstück für die Kinder richtete, ging sie hinüber zu den Kinderzimmern. Zuerst weckte sie Lisa, ihre neunjährige Tochter, von der nur der braune Wuschelkopf unter der Bettdecke hervorschaute. Lisa brauchte immer etwas länger zum Aufwachen als ihre beiden Brüder. Die Kleine war ein richtiger Morgenmuffel.
Die Jungen dagegen brauchten keinen Zuspruch, um aus den Federn zu kommen. Sekunden nach dem Aufwachen düste der sechsjährige Michael, von allen liebevoll ,Michel' genannt, als Pilot eines Düsenjägers lautstark ins Badezimmer.
Martin, der mit seinen elf Jahren der Älteste der Geschwister war, versuchte ihn jedes Mal einzuholen, was ihm allerdings nur manchmal gelang.
Während Angela die Frühstücksflocken und das geschnittene Obst austeilte, erzählten die Kinder von ihren Plänen für den Nachmittag.
Martin wollte unbedingt auf den Feldwegen hinter den Wohnhäusern sein neues Geländerad ausprobieren. Er hatte es erst vor zwei Wochen zu seinem Geburtstag geschenkt bekommen.
Lisa, die im Moment eine sehr weibliche und damenhafte Phase durchmachte, hatte sich mit ihrer Freundin Kerstin zum Spielen mit ihren Puppen verabredet.
Angela musste lächeln, wenn sie an die Wandlungsfähigkeit ihrer Tochter dachte. Es gab Zeiten, da wirkte das Mädchen mit den grünen, leicht schräg geschnittenen Augen wie ein kleiner Kobold. Sie stand ihren Brüdern in Wildheit und Ausgelassenheit in nichts nach. Aber seit einiger Zeit war sie sehr viel ruhiger geworden. Sie widmete sich mit größter Hingabe der Pflege ihrer Puppenkinder. Und der Ballettunterricht machte auf einmal auch Spaß.
Nur Michael, der Blondschopf mit seinem spitzbübischen Gesicht, aus dem zwei strahlend blaue Augen lachten, hatte für heute noch nichts Bestimmtes vor. Er würde wie üblich versuchen, sich an seinen großen Bruder anzuhängen, der für ihn ein leuchtendes Vorbild war.
Angela ermahnte ihren Ältesten, beim Radfahren nicht in die Äcker zu fahren. Das Getreide stand schon kniehoch.
»Ich weiß, dass ich das schon öfter gesagt habe, aber ...«, fing sie an.
»Ja, als du klein warst, gab es mal ein kräftiges Donnerwetter oder ein paar hinter die Ohren. Aber heute hat das sehr viel weitreichendere Folgen, wenn man auf den Feldern was kaputtmacht«, fielen ihr die drei Kinder fast gleichzeitig ins Wort.
Angela schaute sie mit gespieltem Entsetzen an. »Habe ich das wirklich schon so oft gesagt? Ich werde wohl langsam alt.«
Dann fingen alle vier herzlich an zu lachen. Während das Gelächter abebbte, betrachtete Angela zärtlich ihre Kinder. Sie waren so lieb und verständig. Alle drei.
Martin, der bereitwillig Verantwortung übernahm. Keiner sollte es wagen, seinen Geschwistern zu nahe zu treten. Lisa, die manchmal etwas altklug wirkte. Und Michel, dessen Streiche häufig ungewollt in Unfug ausarteten.
Angela riss sich vom Anblick ihrer Kinder los und warf einen Blick auf die Küchenuhr.
»Jetzt aber Marsch! Der Schulbus wartet nicht auf euch!«
Die Kinder stürmten los. Sie holten ihre Schultaschen, um ihre Pausenbrote einzupacken.
Michel wagte wieder einmal einen Vorstoß: »Weißt du, Mami, der Peter, der neben mir sitzt, hat fast immer was Süßes für die Pause dabei.«
»Wie war das mit der Geschichte von Karius und Baktus, die ich dir letzte Woche vorgelesen habe?« Angela schaute ihren Kleinsten fest an.
Michel ersparte ihnen beiden die Antwort. Sie küsste alle drei der Reihe nach und winkte ihnen zu, bis sie um die Ecke verschwanden. Dann schloss sie die Haustür.
Wieder in der Küche goss sie sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Noch eine Viertelstunde bei Kaffee und Tageszeitung, dann konnte es losgehen. Angela hielt es für sehr wichtig, zu wissen, was in der Welt passierte. Sie wollte informiert sein. Außerdem liebte sie es, am Abend mit Frank die Neuigkeiten des Tages auszutauschen.
Nach der kurzen Zeit der Entspannung fühlte sie sich gerüstet für den Tag. Sie ging nach oben, um die Betten der Kinder zu richten.
Es war wunderbar, soviel Platz zu haben. Die ersten Jahre ihrer Ehe, als die Kinder noch klein waren, hatten sie in einer verhältnismäßig urigen Mietwohnung gewohnt. Sie hatte die drei öfter ermahnen müssen, leiser zu sein, als ihr lieb gewesen war.
Hier hatten sie viel Platz. Die Kinder konnten ruhig auch mal lautstark durchs Haus toben. Das Zimmer der beiden Jungen nahm den meisten Raum des oberen Stockwerks ein. Dann kam das Zimmer von Lisa, das nicht ganz so groß war, weil sie es allein bewohnte. Und schließlich das Elternschlafzimmer.
Außerdem befanden sich in der oberen Etage noch ein geräumiges Badezimmer und ein Arbeitszimmer, das bei Bedarf mühelos in ein Gästeschlafzimmer umfunktioniert werden konnte.
Das Erdgeschoss wurde beherrscht von einem großen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer, dessen Fenster zwei Fronten einnahmen. Die vielen Bücher, Zeitungen und bunten Kissen zeigten, dass der Raum viel benutzt wurde. Daran angeschlossen lag das Arbeitszimmer von Frank. Gegenüber gab es ein Esszimmer, und dahinter lag die Küche.
Das Haus war umgeben von einem Garten, der genügend Spielraum bot, aber nicht zu groß war, um ihn selbst pflegen zu können. Angela hatte jedem Kind erlaubt, sich ein eigenes Beet einzurichten, in das es pflanzen durfte, was es wollte.
Martin hatte verschiedene Gemüsesorten gesät: Karotten, Erbsen, Radieschen und so weiter.
In Lisas Beet überwogen Blumen, mit denen sie zu den entsprechenden Gelegenheiten die Familie versorgte.
Nur Michels Beet war ausschließlich mit Karotten bepflanzt. Karotten waren seine erklärte Leibspeise.
Bis letztes Jahr stand hier außerdem noch ein Sandkasten, den Frank für die Kinder angelegt hatte. Aber inzwischen tobte sogar Michel lieber auf dem großen Spielplatz herum, der nur zwei Straßen weiter lag. Er war schließlich kein Baby mehr, wie er immer wieder betonte.
Angela wusste, wie wichtig es war, dass die Kinder selbstständig wurden. Dennoch fühlte sie ein leichtes Bedauern, wenn sie darüber nachdachte.
Wenn es bald wieder warm genug war, würde Frank wie im letzten Sommer das Zelt im Garten aufstellen. Es war für die Kinder ein Riesenvergnügen, in den Sommerferien ab und zu mit ihrem Vater im Zelt zu übernachten. Sie selbst schlief im Haus, falls eines der Kinder nachts doch Angst bekam. Aber bis jetzt war das nie vorgekommen.
Nachdem Angela mit der morgendlichen Hausarbeit fertig war, kleidete sie sich um, um einkaufen zu gehen. Sie verschloss die Haustür hinter sich und machte sich mit beschwingten Schritten auf den Weg.
♥♥♥
Am Nachmittag, als die Kinder beim Spielen waren, klingelte das Telefon. Es war Tina, ihre beste Freundin. Sie hatten schon zusammen die Schulbank gedrückt und sich seitdem nie mehr aus den Augen verloren.
Tina betrieb seit drei Jahren sehr erfolgreich ein Immobilienbüro. Nach dem frühen, plötzlichen Unfalltod ihres Mannes stand sie kinderlos und völlig alleine da. Sie hatte sich aber nicht in ihrem Kummer vergraben, sondern sich in die Arbeit gestürzt.
Angela hatte damals gefragt: »Wie willst du das bloß machen? Du hast doch keine Ahnung vom Immobilienmarkt.«
Doch die selbstsichere und entschlossene Tina hatte nur geantwortet: »Das Büro ist da, und die nötigen Kenntnisse muss ich mir eben aneignen.«
Jetzt entschuldigte Tina sich zunächst, weil sie sich so lange nicht gemeldet hatte. »Hallo, Angela, ich weiß, ich habe schon seit fast drei Wochen nichts von mir hören lassen. Aber ich ersticke in Arbeit.«
»Schon gut. Wann tust du das schließlich nicht, du Arbeitstier?«, zog Angela ihre Freundin auf.
»Wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen«, schlug Tina vor.
»Ja«, gab Angela zurück. »Ich würde auch mal gerne wieder so richtig mit dir tratschen.«
Sie unterhielten sich noch eine Weile über dieses und jenes. Tina wollte wissen, wie es Frank und den Kindern gehe. Aber dann schnitt sie das Thema an, das sie beinahe jedes Mal ins Gespräch einbrachte.
»Sag mal, Angela, hast du immer noch nicht genug davon, Hausmütterchen zu spielen? Du kannst jederzeit bei mir anfangen. Seit Frau Schmitt letztes Jahr ausschied, weil sie ein Baby erwartete, habe ich niemanden gefunden, der in der Lage wäre, die Büroarbeiten so richtig gut zu organisieren.«
»Wusste ich doch, dass dein Anruf deinem Egoismus entspringt!« Angela lachte. »Ich weiß, warum du niemanden findest: Du bist zu anspruchsvoll, meine Liebe. Aber im Ernst. Ich bin froh, dass wir es uns leisten können, dass ich zu Hause bleiben kann und ich die Zeit für die Kinder und den Haushalt habe. Trotzdem, vielen Dank für dein Angebot. Sollte ich jemals daran denken, wieder zu arbeiten, dann würde ich es am liebsten in deiner Firma tun. Das weißt du.«
»Na ja, mein Angebot bleibt auf jeden Fall bestehen. Vielleicht verspürst du doch irgendwann den Drang, wieder in die Welt hinauszugehen und große Taten zu vollbringen.« Tina schmunzelte.
Nachdem sie sich für einen Abend in der nächsten Woche verabredet hatten, legte Angela auf.
Es stimmte sie jedes Mal sehr nachdenklich, wenn Tina das Thema Arbeit anschnitt. Angela konnte sich sehr wohl vorstellen, wieder im Berufsleben zu stehen. Sie hatte bis zur Geburt von Martin als Sekretärin gearbeitet. Und sie wusste, dass sie ihre Arbeit gut gemacht hatte. Aber für sie hatte damals festgestanden, dass sie nach der Geburt des Babys ausschließlich für ihr Kind da sein wollte. Sie wollte miterleben, wenn der Kleine sein erstes Wort sprach oder zu laufen anfing. In diesem Punkt gab es für sie keine Kompromisse.
Und eigentlich genoss sie es auch heute noch, ihrer Familie ein behagliches Heim zu schaffen.
Sie liebte die Regelmäßigkeit, mit der ihre Tage abliefen. Wobei diese Regelmäßigkeit oft genug von kleinen Katastrophen und Tragödien unterbrochen wurde.
Bei drei Kindern war immer eins da, dass sie besonders brauchte. Alleine die Kinderkrankheiten, die sie gemeinsam oder kurz nacheinander durchgestanden hatten. Es hatte Einschulungen gegeben, Kindergeburtstage oder andere Festlichkeiten, wie Weihnachten und so weiter.
Nein, langweilig war es ganz bestimmt nie. Und nicht zuletzt war da noch Frank, der auch ein Anrecht darauf hatte, dass sie sich ihm widmete. Sie liebte ihren Mann und war stolz darauf, dass er ihnen all das hier ermöglichte. Obwohl er ständig betonte, dass er es ohne sie nie geschafft hätte. Sie gab ihm den nötigen Rückhalt und bestätigte ihn in seinen Entscheidungen.
Als Frank pünktlich nach Hause kam, war Angela in der Küche beschäftigt. Die Kinder deckten den Tisch für das Abendessen.
Frank begrüßte Angela mit einem zärtlichen Kuss. Dann ließ er lachend das stürmische Hallo seines Nachwuchses über sich ergehen. Jeder wollte zuerst loswerden, was den Tag über passiert war.
Martin hatte heute eine Mathearbeit zurückbekommen. Stolz präsentierte er die zwei. Sein Vater lobte ihn dafür.
Lisa hatte ein Diktat geschrieben und wollte wissen, ob sie die schwierigen Worte richtig buchstabiert hatte.
Michel holte ebenfalls sein Arbeitsheft. »Wir haben heute einen neuen Buchstaben in Schreibschrift gelernt. Das große S. Jetzt kann ich auch meinen Nachnamen schreiben. Toll, nicht wahr, Papa?«
Angela wollte die Kinder bremsen.
»Kinder, lasst doch euren Vater erst mal ein wenig zur Ruhe kommen.«
Aber Frank wehrte ab: »Lass sie doch, Liebling. Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag.«
Als Angela das Essen auftrug, saßen Frank und die Kinder auf der Couch im Wohnzimmer und tuschelten miteinander.
»Habt ihr Geheimnisse vor mir?«, fragte Angela amüsiert.
Doch die vier kicherten nur, und Angela drang nicht weiter in sie. Morgen, am Samstag, hatte sie Geburtstag. Sicher heckten sie irgendeine Überraschung aus.
Als sie gemeinsam um den Tisch saßen, betrachtete Angela aufmerksam ihren Mann. Sie fand, dass er müde aussah.
»Wie war dein Tag heute?«
»Anstrengend!«, gab er zu. »Ich bin froh, mich jetzt ein wenig entspannen zu können.«