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Elisa Balzer freut sich auf ihr zweites Kind. Tochter Kiki kann es kaum erwarten, große Schwester zu werden - und auch Ehemann Jochen schwebt auf Wolke sieben. Bei den Nachbarn sieht die Welt ganz anders aus. Claudia kämpft mit einer Ehe, die längst bröckelt. Sie hatte lange geglaubt, dass sich alles fügen würde, dass Daniel eines Tages akzeptieren würde, dass sie kein Kind bekommen kann. Doch das ist ein Trugschluss - er will ein Kind, koste es, was es wolle, selbst wenn dafür ihre Ehe zerbricht. Als ihre Welt in Stücke fällt, dringt aus dem Nachbarhaus ein Hilferuf an ihr Ohr - und mit ihm beginnt eine Kette von Ereignissen, die nicht nur Claudias Leben für immer verändern wird ...
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Seitenzahl: 96
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Ein Kinderlächeln gab ihr Kraft
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Sie ist am Ende, als das Schicksal eine wunderbare Aufgabe bereithält
Von Tina Martens
Elisa Balzer freut sich auf ihr zweites Kind. Tochter Kiki kann es kaum erwarten, große Schwester zu werden – und auch Ehemann Jochen schwebt auf Wolke sieben.
Bei den Nachbarn sieht die Welt ganz anders aus. Claudia kämpft mit einer Ehe, die längst bröckelt. Sie hatte lange geglaubt, dass sich alles fügen würde, dass Daniel eines Tages akzeptieren würde, dass sie kein Kind bekommen kann. Doch das ist ein Trugschluss – er will ein Kind, koste es, was es wolle, selbst wenn dafür ihre Ehe zerbricht.
Als ihre Welt in Stücke fällt, dringt aus dem Nachbarhaus ein Hilferuf an ihr Ohr – und mit ihm beginnt eine Kette von Ereignissen, die nicht nur Claudias Leben für immer verändern werden ...
»Bist du auch ganz sicher, Mami, dass unser Baby in solch eine winzige Strampelhose passen wird?« Zweifelnd wiegte das siebenjährige Mädchen den Kopf. »Da passt doch sogar Mimi, meine Puppe, hinein.«
»Hast du das etwa schon ausprobiert?« Schmunzelnd legte Elisa Balzer die Hände um ihren hochgewölbten Leib. »Das ist das Höschen, das ich in die Klinik mitnehmen möchte. Es muss blitzsauber sein«, erklärte sie. »Denn dein Brüderchen oder Schwesterchen ist nach der Geburt noch sehr empfindlich. Deshalb muss alles besonders sorgfältig gewaschen sein. Hast du mich verstanden, Kiki?«
»Hm.« Karla, die sich vor vielen Jahren, als sie gerade das Sprechen lernte, selbst Kiki genannt hatte, seufzte. Na, das waren ja tolle Aussichten! »Sag mal, Mami, willst du das alles, was du in die Tasche stopfst, wirklich mit ins Krankenhaus nehmen? Dann wirst du ja 'ne Ewigkeit weg sein.«
»So schlimm ist es bestimmt nicht.« Elisa strich ihrem Töchterchen über das schimmernde Blondhaar. »Ich hoffe doch, dass ich nach vier oder fünf Tagen wieder nach Hause darf, zusammen mit unserem Baby, auf das wir uns doch schon sehr freuen. Damals, als ich dich bekam, war ich auch nach kaum einer Woche wieder zu Hause. Und außerdem machst du doch gerne ein paar Tage Urlaub bei Claudia, oder?«
Kiki nickte, wenn auch nicht hundertprozentig überzeugt. »Claudia ist schon okay«, überlegte die Siebenjährige. »Nur mit ihrem Mann kann ich nichts anfangen. Ich glaube, er mag mich nicht.«
»Da irrst du dich sicher, mein Mäuschen«, widersprach Elisa sanft. »Ich denke, dass Daniel zurzeit einfach zu viel um die Ohren hat. Jedenfalls hat Claudia so etwas angedeutet. Und früher hast du doch gern mit ihm gespielt.«
Liebevoll legte die Hochschwangere einige kleine Hemdchen zusammen. In ihrem Gesicht spiegelte sich all die Freude wider, die sie bei dem Gedanken an das werdende Leben unter ihrem Herzen empfand.
»Abwarten ...« Kiki hob ein bisschen unglücklich die Schultern. »Wenn nur schon alles vorbei wäre! Ich mag gar nicht daran denken, dass du irgendwann einmal nicht mehr da bist, wenn ich von der Schule komme. Kann ich nicht mit dir ins Krankenhaus gehen? Andere Kinder ...«
»Nein, mein Schatz, auch andere Kinder können ihre Mamis nicht zur Entbindung begleiten«, erwiderte Elisa sofort. »Mir fällt's ja auch schwer, Papi und dich einige Tage euch selbst zu überlassen. Doch es geht halt nicht anders. Und ich bin ganz sicher, dass es nicht lange dauern wird. Dann sind wir alle wieder zusammen. Zu viert«, fügte sie mit einem glücklichen Lächeln hinzu.
»Hatte ich diese Hemdchen früher Mal an? Waren das alles Mal meine?«
Kiki betrachtete die winzigen Kleidungsstücke, die die Mutter aufs Bett gelegt hatte, um sie später noch zu bügeln. Schließlich sollte alles fertig sein, wenn die Geburt sich ankündigte.
»Die meisten Sachen haben früher dir gehört, Kiki«, bestätigte Elisa geduldig. »Doch einige Höschen und Hemdchen habe ich auch neu gekauft. Es macht nämlich großen Spaß, Babysachen auszusuchen.«
»Mami ...?« Kiki druckste herum. Dass ihr etwas schwer auf dem Herzen lag, war offensichtlich. »Mami ... wirst du mich auch noch genauso lieb haben, wenn das neue Kind da ist? Bestimmt hast du dann gar keine Zeit mehr für mich.«
»Wenn du mir ein bisschen mit dem Baby hilfst, werde ich sicher genauso viel Zeit für dich haben wie jetzt. Und ich weiß auch, dass wir beide dann noch viel fester zusammenhalten werden, denn wir müssen doch gut für das Baby sorgen, damit es ihm an nichts fehlt.«
Kiki schien durch die ernsthaft gesprochenen Worte ihrer Mutter ein bisschen beruhigt. »Und der Stubenwagen ist auch noch von mir«, stellte sie fest. »Ich glaube, ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass ich immer zu dem bunten Vorhang hinaufgeguckt habe, weil mir so langweilig war.«
Elisa lachte hellauf. »Daran erinnerst du dich noch? Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, doch wer weiß?«
In diesem Moment fühlte sie einen heftigen Tritt im Leib, dass ihr für einen Moment lang der Atem wegblieb.
»Lang kann's nicht mehr dauern«, murmelte sie leise, wie zu sich selbst. »Und nun gib mir bitte das Spannbetttuch für die Matratze. Die will ich noch rasch beziehen, damit wir dann zusammen den Himmel anbringen können. Unser Baby soll ungestört schlafen können.«
Kiki half der Mutter mit Begeisterung. Sorgfältig zupfte sie den gelben Stoff mit den vielen bunten Blüten zurecht, der in weichen Falten über den Korb hing. Die zarten Spitzen bildeten einen reizvollen Abschluss, der dem Ganzen ein duftiges Aussehen verlieh.
»Sind meine beiden Frauen auch schön fleißig?«
Unbemerkt war Jochen Balzer ins Zimmer getreten. Mit einem liebevollen Blick umfing er Elisa und Kiki, und in diesem Moment war er überzeugt, der glücklichste Mann auf dieser Erde zu sein.
»Du bist schon da, Jochen?«, überrascht wandte Elisa sich zu ihm um. In ihren schönen Augen leuchtete es erfreut auf. »Es ist doch noch gar nicht Zeit. Ich ... habe auch das Essen noch nicht fertig.«
Er nahm Elisa zärtlich in die Arme. »Das musst du auch nicht«, versicherte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich habe Schnitzel und Kartoffelsalat im Restaurant bestellt und mit nach Hause gebracht, damit du nicht kochen brauchst. Es steht alles in der Küche. Wir brauchen nur noch zu essen. Ist das ein Angebot?« Beifall heischend blickte er in die Runde.
Kiki klatschte begeistert in die Hände. »Toll, Papi«, lobte sie. »Du hast immer die besten Ideen. Ich werde dann rasch den Tisch im Esszimmer decken«, entschied sie und stürmte davon. »Kommt bald, ich hab' schon großen Hunger.«
Arm in Arm standen Elisa und ihr Mann da und blickten dem Mädchen nach, bis es die Tür geschlossen hatte. Dann fragte Jochen: »Wie fühlst du dich, Liebes? Du siehst blass und angespannt aus. Wie lange, glaubst du, wird es noch dauern?«
»Nicht mehr sehr lange.« Elisa schloss die Augen. »Vorhin erst hat es sich wieder mit Nachdruck gemeldet. Meinem Gefühl nach kann es schon in den nächsten Tagen so weit sein.«
»Mach bloß keinen Unsinn, Liebes«, warnte Jochen gespielt streng. »Du weißt genau, dass ich nächsten Dienstag zur Landwirtschaftsausstellung muss.«
»Ich glaube nicht, dass unser Kind darauf Rücksicht nehmen wird. Wenn es so weit ist, dann wird auch deine Ausstellung uns beide nicht von dem entsprechenden Schritt zurückhalten.«
Lachend umarmten sich die beiden Menschen und fühlten sich in diesem Augenblick so glücklich, dass sie wünschten, die Zeit möge stehen bleiben, wenigstens für eine Weile.
♥♥♥
Der Mann am Frühstückstisch sah ziemlich unausgeschlafen aus. Zwar hatte er sich am Morgen notdürftig rasiert, doch seine rotumrandeten Augen zeugten von einer langen, vielleicht auch feuchtfröhlichen Nacht. Sein griesgrämiger Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen.
»Wann bist du nach Hause gekommen, Daniel? Ich habe dich nicht gehört.« Claudia Keller brachte ein Tablett, auf dem frischer Kaffee und warme Croissants dufteten. »Es muss wohl wieder ziemlich spät geworden sein.«
Daniel blickte müde zu seiner Frau auf. »Das kann man wohl sagen«, stöhnte er. »Dabei hatte Jochen noch gar keinen Grund zum Feiern. Immerhin ist das Kind noch nicht geboren. Trotzdem ...« Er brach ab und nahm mit zitternder Hand die Kaffeekanne. Dann füllte er seine Tasse. »Willst du auch?«
Claudia nickte kurz. »Du willst sagen, dass du die halbe Nacht mit Jochen in der Kneipe verbracht hast? Das kann ich mir bei ihm gar nicht vorstellen, dass er Elisa so lange allein lässt. Noch dazu in ihrem Zustand!«
»Er ist um zehn gegangen«, antwortete Daniel ungehalten. »Natürlich musste er heim zu seiner Elisa.« Ein forschender Blick taxierte Claudia. »Ich habe das Gefühl, du wirst immer dünner.« In seiner Stimme lag Ablehnung. »Manchmal habe ich fast schon Zweifel daran, ob du wirklich eine Frau bist.«
Claudia erstarrte innerlich. »Wie meinst du das?«
»Wie lange sind wir verheiratet?«, kam sofort die Gegenfrage, und sie klang ziemlich aggressiv. »Ich glaube, unsere Nachbarn haben erst acht gemeinsame Jahre hinter sich gebracht. Und doch werden sie bald das zweite Kind haben. Wir sind bereits seit zwölf Jahren zusammen, und ich kann mich noch daran erinnern, dass ich zu dir sagte, wie wichtig mir und vor allem meinem Vater ein Erbe für die Firma ist.«
»Musst du schon wieder mit diesem Thema anfangen?«
Claudia biss sich auf die Lippen. Seit Elisa ihre Nachbarin und gleichzeitig auch ihre einzige Freundin, wieder schwanger war, lebte sie in der ständigen Furcht vor diesem Thema, das Daniel immer wieder anschnitt.
Er wollte ein Kind – um jeden Preis! Sogar beim Arzt war er schon gewesen, um seine Zeugungsfähigkeit überprüfen zu lassen. Doch das Ergebnis des Spermiogramms war, zumindest für Daniel, sehr zufriedenstellend gewesen. Claudia hingegen fühlte sich mehr und mehr in die Enge getrieben.
»Die beiden sind ja kaum mehr zu ertragen«, berichtete Daniel jetzt mit vollem Mund. »Das einzige Thema, über das man noch mit Jochen reden kann, ist die Schwangerschaft seiner Frau. Und ich sitze immer nur da und kann zuhören. Ich hab' ja nichts an Erfahrungen mit meiner eigenen Frau beizusteuern.«
»Daniel, ich bitte dich ...« Claudia konnte seine bitteren Worte kaum mehr ertragen. »Ich denke, wir sollten doch langsam über eine Adoption nachdenken.«
»Adoption?« Der Mann verschluckte sich fast an seinem Brötchen. »Bist du verrückt geworden? Nie würde mein Vater ein fremdes Kind in der Firma dulden. Und ich sehe auch nicht ein, weshalb ich ein fremdes Kind großziehen soll, wenn ich längst schon einen ganzen Stall voller eigener hätte haben können.«
»Du siehst doch, dass es nicht klappt. Wir hoffen von Monat zu Monat, und jedes Mal ist die Enttäuschung noch größer als zuvor.« Claudia war den Tränen nahe. »Ich kann es einfach nicht mehr ertragen! Vielleicht klappt es ja deshalb nicht, weil ich dauernd unter Erfolgszwang stehe.«
»Ausreden, nichts als Ausreden! Du bist ...« Daniel hatte sich in Rage geredet. »Du bist eine taube Nuss, das ist alles. So geht es jedenfalls nicht weiter. Alle tuscheln schon über uns.«
»Eine taube Nuss ...« Claudia holte tief Luft. Der Ausspruch ihres Mannes hatte sie bis ins Innerste getroffen. »Kann es sein, dass du mich gar nicht liebst? Mich womöglich nie geliebt hast?« Sie nickte unter Tränen. »Ja, so muss es sein. Du hast mir nur etwas vorgespielt.« Sie bebte am ganzen Körper.
»Nun hör schon auf mit diesem Theater«, brummte der Mann und trank seine Tasse in einem Zug leer. »Natürlich habe ich dich geliebt, und ich tue es auch heute noch. Schließlich bist du eine sehr schöne Frau, auch wenn du mir bis jetzt noch nicht den erhofften Thronerben geschenkt hast. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.« Er gab sich zuversichtlich.
»Das ist wohl der einzige Grund, warum du noch bei mir bist.«
Verzweifelt trat Claudia ans Fenster und starrte nach draußen. »Bitte, Daniel, spiel mir nichts vor. Du ... du beneidest Jochen glühend, hab' ich recht?«