Familie mit Herz 99 - Sabine Stephan - E-Book

Familie mit Herz 99 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Fassungslos prallt Manuela zurück, nachdem sie die Haustür geöffnet hat. Niemals hat sie damit gerechnet, Jacques wiederzusehen!
In Sekundenschnelle läuft vor ihrem geistigen Auge die Vergangenheit ab wie ein Film: die herrliche, unbeschwerte Zeit ihrer ersten Liebe, dann der unerträgliche Schmerz über Jacques’ plötzliches Verschwinden, die Einsamkeit und ihre Zukunftsängste, als sie merkt, dass sie von ihm ein Kind erwartet ...
Und nun taucht Jacques nach Jahren plötzlich wieder bei ihr auf. Was will er? Statt Freude zu empfinden, spürt Manuela mit dem Instinkt einer Mutter die Gefahr, die von dem einstigen Geliebten ausgeht ...


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Seitenzahl: 108

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Inhalt

Cover

Als er von seinem Kind erfuhr

Vorschau

Impressum

Als er von seinem Kind erfuhr

Sein dramatischer Kampf um den kleinen Emil

Von Sabine Stephan

Fassungslos prallt Manuela zurück, nachdem sie die Haustür geöffnet hat. Niemals hätte sie damit gerechnet, Jacques wiederzusehen!

In Sekundenschnelle läuft vor ihrem geistigen Auge die Vergangenheit ab wie ein Film: die herrliche, unbeschwerte Zeit ihrer ersten Liebe, dann der unerträgliche Schmerz über Jacques' plötzliches Verschwinden, die quälende Einsamkeit und ihre gewaltigen Zukunftsängste, als sie merkt, dass sie von ihm ein Kind erwartet ...

Und nun taucht Jacques nach Jahren wieder bei ihr auf. Was will er? Statt Freude zu empfinden, spürt Manuela mit dem untrüglichen Instinkt einer Mutter die Gefahr, die von dem einstigen Geliebten ausgeht ...

Manuela Kirchberger hetzte durch den Hauptbahnhof, der an diesem späten Nachmittag sehr belebt war. Sie lauschte der Lautsprecheransage und erschrak: Die Abfahrt ihres Zuges stand kurz bevor. Nervös schlängelte sie sich durch die Menschenmassen hindurch und eilte weiter zum Bahnsteig.

Nur für einen Moment war sie unachtsam und stolperte über den sperrigen Rucksack eines jungen Mannes, den dieser achtlos mitten im Weg platziert hatte, während er die Zuginformationen studierte. Mit einem Aufschrei stürzte Manuela zu Boden. Sofort war der Mann bei ihr und half ihr wieder auf die Beine.

»Oh, hast du dich verletzt?«, fragte er erschrocken mit deutlich fremdländischem Akzent in der Stimme.

Die Türen des Zuges wurden geschlossen, und der Schaffner pfiff zur Abfahrt. Wütend blitzte Manuela den Fremden an.

»Was stellst du dieses Monstrum auch mitten in den Weg! Jetzt habe ich meinen Zug verpasst.«

Manuela und der Unbekannte befanden sich ungefähr im gleichen Alter. Das Du kam ihnen daher leicht über die Lippen. Sie empfanden es als vollkommen natürlich.

»Ich bin ganz furchtbar bekümmert«, meinte der Mann treuherzig und blickte Manuela verlegen an.

Die junge Frau musste über seine drollige Sprechweise lachen.

»Du meinst, es tut dir leid«, erwiderte sie etwas besänftigt.

»Ja, ganz schrecklich.« Der Fremde strich sich seufzend durch die welligen Haare. »Wie kann ich das wiedergutmachen? Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?«

Misstrauisch hob Manuela die Augenbrauen und musterte ihr Gegenüber. Doch was sie sah, gefiel ihr. Der Fremde hatte ein sympathisches Gesicht und ein offenes Lächeln.

»Gern«, stimmte sie spontan zu. »Ich habe jetzt ohnehin eine Menge Zeit. Der nächste Zug fährt erst in einer Stunde. Dort drüben ist ein gemütliches Lokal.« Sie zeigte auf das andere Ende der Bahnhofshalle. Dann fiel ihr etwas ein. »Natürlich nur, wenn auch du Zeit hast. Ich will dich nicht von deiner Reise abhalten ... Wie heißt du eigentlich?«

»Oh, pardon, wie unhöflich. Ich habe vergessen, mich vorzustellen.« Der Mann deutete eine leichte Verbeugung an und lächelte Manuela dabei verschmitzt an. »Jacques Marnon, Medizinstudent und gebürtiger Franzose, wie du sicher hören kannst. Ich bin vierundzwanzig Jahre alt und im Augenblick auf Zugreise quer durch Deutschland, wie man an meinem umfangreichen Wanderrucksack sieht.« Er grinste unbekümmert. »An Zeit mangelt es mir wirklich nicht. Ich habe kein festes Ziel, bin heute hier, morgen da ...«

Manuela schmunzelte amüsiert über Jacques' Offenheit.

»Ich heiße Manuela Kirchberger, aber alle nennen mich Ela. Ich bin Studentin der Germanistik und Theaterwissenschaft und habe gerade meinen zweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert«, stellte sie sich ebenso in der gleichen Weise vor, wie es zuvor ihr Gegenüber getan hatte. Dann fuhr sie sehnsüchtig fort: »Du bist zu beneiden, Jacques. Bei mir ist jede Minute kostbar, deshalb ist es ja auch eine Katastrophe, dass ich den Zug verpasst habe.«

Jacques reichte der jungen Frau die Hand.

»Schön, dich kennenzulernen, Ela. Lass uns gehen, bei einem Kaffee lässt es sich leichter plaudern.«

Er schulterte mühelos den schweren Rucksack und stapfte zielsicher voran.

Manuela folgte ihm und wunderte sich dabei über sich selbst. Nie zuvor hatte sie so schnell Bekanntschaft geschlossen. Sie war ein zurückhaltender Mensch und tat sich schwer im ungezwungenen Umgangston, der gerade unter den Studenten vorherrschte.

In dem einladenden, hellen Lokal fanden sie einen Fensterplatz, ließen sich nieder und gaben ihre Bestellung auf.

»Du beherrschst die deutsche Sprache ausgezeichnet«, lobte Manuela und sah Jacques interessiert an. »Wo hast du sie so gut sprechen gelernt?«

»Meine Mutter stammt aus Deutschland«, erklärte Jacques ruhig. »Sie hat dafür gesorgt, dass ich ihre Sprache von Kindesbeinen an gelernt habe. Manchmal habe ich trotzdem noch Schwierigkeiten. Deutsch ist nicht so einfach auszusprechen für eine französische Zunge.« Er lachte herzlich. »Ich danke dem Umstand, der mich verleitet hat, dir meinen Rucksack in den Weg zu stellen. Sonst hätten wir uns wohl niemals getroffen.« Er griff über den Tisch nach Manuelas Hand und drückte sie sanft. Die zierliche, junge Frau mit dem kurz geschnittenen, lockigen Blondhaar gefiel ihm ausnehmend gut.

Verwirrt entzog ihm Manuela ihre Hand. Sie wies in Richtung der Bedienung, die sich dem Tisch näherte.

»Schau. Unser Kaffee kommt.«

Die Kellnerin stellte das Tablett ab, platzierte zwei Tassen, Kaffeekanne, Zucker und ein Kännchen Milch auf dem Tisch und schenkte das Getränk ein. Jacques ließ Manuela dabei nicht aus den Augen.

Leise fuhr er fort: »Ich meine es ernst. Ich bin wirklich sehr verzückt, dich kennenzulernen, Ela.«

»Entzückt«, berichtigte Manuela ihn belustigt.

Die seltsame Befangenheit war verflogen. Vorsichtig nippte sie an ihrem heißen Kaffee.

»Oh, ich weiß, ich muss noch viel lernen.« Jacques verdrehte stöhnend die Augen. »Ist auch egal, verzückt oder entzückt. Ich finde dich einfach zauberhaft.«

»Machst du jeder Frau so unverhohlen Komplimente, die du gerade erst kennengelernt hast?« Manuela hob schmunzelnd die Augenbrauen. »Du scheinst ein ziemlicher Don Juan zu sein, Jacques.«

»O nein, ich bin nur Franzose.« Wieder lächelte er amüsiert, und dieses Lächeln machte ihn noch anziehender. »Erzähl mal, Ela. Was tust du, wenn du nicht studierst?«

»Ich arbeite dreimal die Woche im Theater als Mädchen für alles«, erwiderte Manuela bereitwillig. »Wie ich schon sagte, studiere ich auch Theaterwissenschaft, und da ist dieser Job für mich ideal, wenn auch sehr anstrengend. Das schwierige Studium und dann noch die Arbeit. Das schlaucht ganz schön.« Sie seufzte leise.

»Lebst du denn allein? Ich meine, können deine Eltern dir keine Unterstützung geben?«, fragte Jacques.

Ein Schatten huschte über Manuelas Gesicht.

»Meine Eltern leben nicht mehr, und nähere Verwandtschaft habe ich auch nicht. Ich muss schon selbst sehen, wie ich zurechtkomme. Aber im Großen und Ganzen geht es ganz gut, ich kann nicht klagen.«

»Meine Mutter ist auch gestorben«, seufzte Jacques traurig. »Ich vermisse sie sehr. Zu meinem Vater habe ich keine so enge Beziehung. Er ist ein steifer Geschäftsmann, der nur seine Umsatzkurve kennt.«

»Erzähl mir mehr über dich, Jacques«, bat Manuela interessiert.

»Gern.« Jacques lehnte sich behaglich in seinem Stuhl zurück und trank die Tasse leer. Dann fuhr er im ruhigen Ton fort: »Ich bin Student der Medizin, wie du schon weißt. Im Augenblick schwänze ich allerdings mein Studium und mache mich mit der Heimat meiner Mutter vertraut. Ich war noch nicht oft in Deutschland, und es fasziniert mich, täglich neue Orte und immer wieder andere Menschen kennenzulernen.«

Er nahm die Kanne auf und schenkte erneut die Tassen voll.

Manuela kam nicht umhin, seine feingliedrigen Hände zu bewundern, die in sonderbarem Kontrast zu der athletischen Figur standen. Wieder pochte ihr Herz unvernünftig laut.

Im angeregten Gespräch verging die Zeit wie im Flug. Als Manuela zur Uhr sah, erschrak sie. Ihr Zug würde in wenigen Minuten in den Bahnhof einfahren.

»Schade«, seufzte sie bekümmert. »Ich muss jetzt aufbrechen. War nett, dich kennenzulernen, Jacques. Ich habe mich selten so gut unterhalten.« Sie erhob sich.

»Oh, warte, Ela.« Jacques legte seine Hand auf ihren Arm. »Ich möchte unsere reizende Bekanntschaft noch nicht beenden. Wenn du nichts dagegen hast, fahre ich ein Stück mit dir. Dann können wir unser Gespräch fortsetzen. Es ist nicht gut, mitten in einer schönen Unterhaltung abzubrechen ...«

Er warf ein paar Geldstücke auf den Tisch und stand ebenfalls auf.

»Aber es ist doch nur ein Bummelzug. Er fährt durch die kleinsten Dörfer. Ich wohne mitten auf dem Land. Was willst du denn auf dem Land, Jacques?«

Manuela schüttelte verständnislos den Kopf.

Doch Jacques ließ sich nicht beirren.

»Ich habe kein Ziel. Sagte ich das nicht?«

Ohne auf ihren Widerspruch zu achten, warf er sich den Rucksack über, nahm sie am Arm und verließ mit ihr das Lokal.

♥♥♥

Die Zugfahrt war viel zu schnell vorüber. Diesmal schien der Abschied endgültig. Betrübt brachte Jacques die junge Frau zur Abteiltür und half ihr auf den Bahnsteig.

»Leb wohl, Ela«, sagte er zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

Dann schwang er sich ohne ein weiteres Wort in den Zug zurück, winkte noch einmal kurz und entschwand Manuelas Blick.

Sie verstand. Jacques wollte keinen langen Abschied. Niedergeschlagen wandte sie sich ab und ging langsam den Bahnsteig entlang zum Ausgang. Der Pfiff des Schaffners schnitt ihr ins Herz.

Manuela schüttelte verwundert den Kopf. Unmöglich, sie konnte sich doch in der kurzen Zeit nicht in den wildfremden Mann verliebt haben?

Das monotone Rattern des schwindenden Zuges hallte in ihren Ohren und machte ihr die Endgültigkeit der Trennung bewusst. Verstohlen wischte sie eine Träne aus dem Augenwinkel.

Da tippte jemand zaghaft auf ihre Schulter. Erschrocken fuhr Manuela herum und sah sich dem unsicher lächelnden Jacques gegenüber.

»Ich konnte nicht abfahren. Es ist etwas Besonderes zwischen uns, das hat mich zögern lassen«, gestand er befangen. »Ich bin einfach an der nächsten Tür wieder ausgestiegen.«

Manuela zog überrascht die Luft ein.

»Aber ...«, begann sie zögernd.

Dann fiel sie ihm, ohne zu überlegen, um den Hals.

Fest drückte Jacques die junge Frau an sich. Lange standen sie schweigend und eng umschlungen auf dem zugigen Bahnsteig. Dann befreite sich Manuela aus seiner Umarmung.

»Wo willst du denn jetzt hin?«, fragte sie beklommen.

»Ich weiß nicht«, erwiderte Jacques zerknirscht. »Vielleicht finde ich ein Zimmer in einer Pension, einem Hostel, oder möglicherweise gibt es eine Jugendherberge.«

»Es ist schon spät, und gleich wird es dunkel«, gab Manuela zu bedenken. »Du bist hier in einem verschlafenen Nest mitten auf dem Land. Da gibt es keine Jugendherberge, und mit Pensionen sind wir ebenfalls nicht gut bestückt. Heute Abend fährt auch kein Zug mehr in die Stadt zurück.« Sie legte den Kopf schief und betrachtete den Mann nachdenklich. Dann seufzte sie. »Ich muss total verrückt sein, schließlich kenne ich dich nicht. Aber wenn du möchtest, kannst du in meinem Gästezimmer übernachten. Ich habe eine recht große Wohnung.«

»Ich möchte dich nicht bedrängen, Ela«, wehrte Jacques verlegen ab. »Mein Entschluss auszusteigen, war völlig unüberlegt und spontan. Ich möchte nicht, dass du dich nun gezwungen fühlst, mich bei dir schlafen zu lassen. Du hast recht, wir sind uns noch völlig fremd. Woher sollst du wissen, ob du mir vertrauen kannst? Ich werde schon einen Unterschlupf finden.«

»Unsinn! Du kommst mit, keine Widerrede.« Burschikos hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn mit sich fort. »Ich kann ja notfalls mein Zimmer abschließen.«

Die junge Frau grinste spitzbübisch.

»Mein hochheiliges Ehrenwort, du bist in meiner Nähe so sicher wie in Abrahams Schoß«, versprach Jacques mit amüsiertem Schmunzeln und hob zwei Finger zum Schwur.

♥♥♥

Jacques blieb. Aus der einen Nacht wurden bald Wochen, und Manuela konnte sich ein Leben ohne den charmanten Franzosen kaum noch vorstellen.

Mit der Selbstverständlichkeit ihrer überraschend erwachten Liebe hatten sie zueinander gefunden, und mit der Sorglosigkeit der Jugend dachten sie auch jetzt nicht an die Zukunft.

Jacques hatte es übernommen, den Haushalt zu versorgen, während Manuela ihrem Studium nachging und ihren Job im Theater versah. Er ließ es sich auch nicht nehmen, seinen Anteil zu den Lebenshaltungskosten beizutragen und für seine Unterkunft zu bezahlen. Wenn Manuela empört abwinkte, meinte er nur, er wolle niemandem etwas schuldig sein.

Manuela hörte nicht genau hin, sonst wäre ihr der Unterton in Jacques' Stimme aufgefallen. Sie wollte auch nicht darüber nachdenken, dass ihre Beziehung eines Tages zu Ende sein könnte.

♥♥♥

An diesem Tag fiel eine Vorlesung aus, und Manuela kam früher nach Hause. Sie freute sich schon auf Jacques' Gesicht, als sie die Tür zur Wohnung aufschloss.

»Jacques?«

Manuela wirbelte in die Wohnung und hob verblüfft den Kopf, als keine Antwort kam. Doch dann glitt ein Lächeln über ihre Lippen.

Natürlich, warum sollte Jacques den ganzen Tag auf sie warten? Er hatte mit ihrem frühen Erscheinen nicht gerechnet und war bestimmt noch ins Dorf gegangen, um ein paar Besorgungen zu erledigen, oder er spazierte durch die Gegend.

Manuela hängte ihren Mantel an die Garderobe, schlüpfte in ihre Pantoletten und begab sich in die Küche.

Seltsam, der Raum war ungewöhnlich aufgeräumt, und nichts deutete darauf hin, dass Jacques seine üblichen kulinarischen Genüsse für den Abend vorbereitet hätte.

Verwundert krauste Manuela die Stirn. Eine eigenartige Furcht beschlich sie. Sie lief ins Gästezimmer und prallte erschrocken zurück. Auch hier herrschte peinlichste Ordnung. Das Bett war abgezogen und die Bettwäsche sorgsam zusammengelegt.

Jacques war mit Sack und Pack verschwunden!

Manuela taumelte. Fassungslos sank sie auf einen Sessel nieder. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und sie wagte den Gedanken, der sich langsam in ihrem Inneren ausbreitete, nicht weiterzuführen.