Silvia-Gold 135 - Sabine Stephan - E-Book

Silvia-Gold 135 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Sie haben beide schlimme Erfahrungen im Leben machen müssen - Angelika Kaiser, deren Beziehung zu Jochen zerbrochen ist, weil sie die kleine Katja nicht in ein Heim abschieben wollte, als deren Mutter - Angelikas beste Freundin - tödlich verunglückte, und Thorsten Lechter, der, obwohl ihn juristisch gesehen keine Schuld trifft, entsetzlich darunter leidet, bei einem Unfall ein Kind getötet zu haben.
Doch ihre erste Begegnung ist schicksalhaft, denn beide fühlen sie, dass sie füreinander bestimmt sind. Aber da ist in ihnen die Angst, neue Enttäuschungen hinnehmen zu müssen, denn Thorsten muss glauben, dass Angelika verheiratet ist, und Angelika spürt, dass es in seinem Leben ein so dunkles Geheimnis gibt, dass es alles überschattet.
Ob sie es lernen, einander zu vertrauen und sich die Liebe zu schenken, nach der sie sich so sehnen?


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Inhalt

Cover

Was wir uns versprechen müssen

Vorschau

Impressum

Was wir uns versprechen müssen

Eine beeindruckende Geschichte über Liebe und Verletzlichkeit

Von Sabine Stephan

Sie haben beide schlimme Erfahrungen im Leben machen müssen – Angelika Kaiser, deren Beziehung zu Jochen zerbrochen ist, weil sie die kleine Katja nicht in ein Heim abschieben wollte, als deren Mutter – Angelikas beste Freundin – tödlich verunglückte, und Thorsten Lechter, der, obwohl ihn juristisch gesehen keine Schuld trifft, entsetzlich darunter leidet, bei einem Unfall ein Kind getötet zu haben.

Doch ihre erste Begegnung ist schicksalhaft, denn beide fühlen sie, dass sie füreinander bestimmt sind. Aber da ist in ihnen die Angst, neue Enttäuschungen hinnehmen zu müssen, denn Thorsten muss glauben, dass Angelika verheiratet ist, und Angelika spürt, dass es in seinem Leben ein so dunkles Geheimnis gibt, dass es alles überschattet.

Ob sie es lernen, einander zu vertrauen und sich die Liebe zu schenken, nach der sie sich so sehnen?

»Ich ziehe aus!«, schrie Antje hysterisch. »Ich habe deine alberne Eifersucht und dein spießiges Denken satt!« Dabei verzog sie den Mund dermaßen bösartig, dass ihr Gesicht direkt entstellt wirkte.

Antje und Thorsten sahen sich hasserfüllt in die Augen.

Was war von der stürmischen Leidenschaft übrig geblieben?, fragte sich Thorsten, als er Antje anschaute. Nichts – absolut gar nichts!, dachte er bitter. Warum hatte er sie erst durchschaut, nachdem sie bereits bei ihm eingezogen war? Hatte sie sich während der ersten gemeinsamen Zeit so gut verstellt, oder war er vor lauter Liebe blind gewesen?

Thorsten war des Streitens müde.

»Ja, ich bin einverstanden und sogar sehr froh über deinen Entschluss, Antje«, sagte er resigniert. »Die vergangenen Monate haben es eindeutig gezeigt, dass wir völlig unterschiedliche Auffassungen vom Leben haben. Für dich scheint die Welt nur aus Vergnügungen und Partys zu bestehen, aber mir ist das auf die Dauer zu wenig!«

»Am Anfang hat es dir aber sehr gut gefallen«, zischte Antje gereizt. »Hätte ich eher erkannt, wie kleinkariert und spießig deine Denkweise ist, wäre ich nie zu dir gezogen!«

»Nun, dieser Fehler lässt sich leicht korrigieren. Ich halte dich nicht – im Gegenteil! Wenn du mein Verhalten kleinkariert nennst, ist das deine Sache. Ich möchte, dass die Frau, die ich an meiner Seite habe, nur mir gehört. Ich habe nicht die Absicht, sie mit einem Dutzend anderer Männer zu teilen!«, entgegnete Thorsten – jetzt ebenfalls boshaft und verletzend werdend.

Wütend versuchte Antje, ihm den nächstbesten Gegenstand – eine wertvolle Kristallvase – an den Kopf zu werfen. Geistesgegenwärtig fing er sie im letzten Moment auf.

»Jetzt ist es genug!«, rief Thorsten außer sich vor Empörung. »Ich gehe fort, und wenn ich wiederkomme, will ich dich nicht mehr hier sehen!«

Er griff nach seiner Jacke und dem Schlüsselbund und knallte die Tür hinter sich zu.

Antje fing unter lautem Schimpfen gleich an zu packen. Ihr Wagen stand vor dem Haus. Ihre Schwester, mit der sie bisher zusammengewohnt hatte, würde sich nicht wundern, wenn sie plötzlich mit Sack und Pack wieder in der gemeinsamen Wohnung stehen würde.

Es war – was Thorsten nicht wusste! – bereits ihr dritter gescheiterter Versuch, mit einem Mann zusammenzuleben. Antje war einfach nicht für eine Zweisamkeit auf Dauer geschaffen. Dafür liebte sie die Abwechslung viel zu sehr.

Thorsten hatte sich von der attraktiven Frau im wahrsten Sinne des Wortes einwickeln lassen. Bevor er ihren Charakter erkannt hatte, war sie schon bei ihm eingezogen. Er war am Anfang tatsächlich so verzaubert von ihrer Schönheit und ihrem Charme gewesen, dass er mit allem einverstanden gewesen war.

Jetzt aber waren ihm die Augen geöffnet worden, und er hatte erkannt, wie oberflächlich und flatterhaft sie war und – weiß Gott! – alles andere als treu.

Während er, wütender über seine Naivität als über Antjes Verhalten, seinen Wagen startete, wusste er gar nicht, wohin er fahren wollte. Thorsten hatte nur den einen Gedanken: weg ... weg von Antje und endlich einen Schlussstrich unter dieses enttäuschende und demütigende Kapitel seines Lebens ziehen ...

Seine Überlegungen kreisten ständig um diesen unseligen Streit, als er eine relativ unbefahrene Straße entlangfuhr. Und dann sah er in Bruchteilen von Sekunden einen kleinen Jungen auf der Straße, der direkt vor seinen Wagen lief.

Was jetzt geschah, war wie ein Albtraum: lautes Bremsenquietschen, ein fürchterlicher Schlag und dann lähmende Angst, die Thorsten das Atmen unmöglich zu machen schien.

Automatisch öffnete er die Wagentür und trat mit schnellen Schritten zu dem blutüberströmten Kind, das wie leblos auf der Straße lag.

Plötzlich war er von mehreren Menschen umringt, die aufgeregt gestikulierten und mit unverhohlener Neugierde auf das Kind starrten.

»Gehen Sie beiseite!«, rief eine Frau in einem eleganten Kostüm mit energischer Stimme. »Ich bin Ärztin!«

Dann ging alles sehr schnell. Der kleine Junge war schwer verletzt, aber er lebte.

Thorsten Lechter war unfähig zu reagieren; der Schock löste sich erst allmählich.

»Immer diese rücksichtslosen Autofahrer!«, hörte er einen Passanten schimpfen.

Ein Ehepaar, das anscheinend den Vorfall genau beobachtet hatte, reagierte sofort.

»Reden Sie doch nicht so einen Unsinn«, fuhr der Mann den anderen an. »Den Fahrer trifft keine Schuld. Das Kind lief hinter dem Ball her, der auf die Straße gerollt war, und hat leider alle Vorsicht außer Acht gelassen.«

Daraufhin war der schimpfende Passant ganz still und sagte kein Wort mehr.

Kurze Zeit später traf der Rettungswagen ein, der von einem umsichtigen Passanten schnell herbeigerufen worden war. Die Ärztin, die Erste Hilfe geleistet hatte, stieg mit in den Rettungswagen ein.

Thorsten konnte gerade noch fragen, in welches Krankenhaus das Kind gebracht werden sollte, dann war der Wagen bereits aus seinem Blickfeld verschwunden.

Inzwischen war die Polizei zur Stelle, die alles – auch die Zeugenaussage des Ehepaares – aufnahm und überprüfte. Es stellte sich heraus, dass Thorsten Lechter tatsächlich kein Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte. Man sprach ihn gewissermaßen von der Schuld frei, aber ihm selbst gelang es nicht, sich von der Schuld freizusprechen.

Thorsten fuhr ins Krankenhaus, um sich nach dem Befinden des Jungen zu erkundigen.

»Es tut uns sehr leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber die Verletzungen waren zu schwer. Wir konnten das Kind – trotz aller Bemühungen – nicht retten«, wurde ihm da gesagt.

Thorsten hatte das Gefühl, dass man ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Er wurde kreidebleich, wankte und konnte im letzten Moment von hilfreichen Händen gehalten und zu einem Stuhl geführt werden. Irgendwer reichte ihm ein Glas kühles klares Wasser.

Er wusste später nicht mehr, wie er die letzten Stunden dieses Tages verbracht hatte. Wie in Trance war er durch den Park, der neben dem Krankenhaus lag, gelaufen und hatte mit sich und der Welt gehadert. Dieses quälende Schuldgefühl hatte ihn mit aller Gewalt gepackt und sich an diesem Tag in seiner Seele eingenistet. Thorsten hatte dunkel geahnt, dass es ihn von Stunde an nicht mehr loslassen würde.

♥♥♥

Thorsten Lechter saß in dem Arbeitszimmer seines Hauses und starrte regungslos vor sich hin.

Ein weißer Flügel, ein Schreibtisch und eine Ledersesselgarnitur mit einem kleinen Couchtisch füllten den großen Raum aus. Die Frühlingssonne schien durch die Fenster, die nur durch dekorativ geraffte weiße Stores umrahmt waren.

Thorsten brauchte viel Licht und Sonne zum Arbeiten; alles musste hell und freundlich sein.

Frau Hidde, seine Haushälterin, die seit vielen Jahren bei ihm war, kannte seine Wünsche und Gewohnheiten und verehrte den Komponisten aus tiefstem Herzen. In letzter Zeit musste sie sich allerdings oft Sorgen um ihn machen.

Er hatte sich verändert, war ernst und wortkarg geworden, lobte ihre Kochkünste nicht mehr und ließ meistens die Hälfte des mit sehr viel Liebe zubereiteten Essens stehen.

Als sie heute für eine Woche zu ihrer Cousine nach Mannheim fuhr, hatte sie direkt ein schlechtes Gewissen. Aber sie hatte nun mal versprochen, ihr bei den Vorbereitungen für die Silberhochzeit zu helfen.

Konnte man Thorsten Lechter überhaupt alleine lassen?, fragte sie sich bang. Er wirkte so eigenartig seit diesem fürchterlichen Autounfall mit dem Kind ...

Schweren Herzens war Frau Hidde an diesem Morgen abgereist.

Thorsten malte gedankenverloren Notenschlüssel aufs Papier. Als er sich selbst dabei ertappte, dass er mit den Gedanken nicht bei der Sache war, stand er auf, ging ans Fenster, öffnete es weit und atmete tief die warme Frühlingsluft ein. Er schaute auf den See. Ein erstes Ausflugsschiff fuhr vorbei ... Sein Blick schweifte darüber hinweg, und er sah zu dem wolkenlosen Himmel hinauf.

Plötzlich war es wieder da. Wie so oft in letzter Zeit lief vor seinem Inneren diese Szene ab, die ihn seit Wochen im wachen Zustand und in seinen Träumen verfolgte: Er sah den kleinen Jungen vor sich, hörte das Kreischen der Bremsen und den dumpfen Knall – dann war alles vorbei. Totenstille!

Thorsten schreckte zusammen. Das Läuten an der Tür hatte ihn aus seinen erdrückenden Gedanken gerissen.

Lars, sein zwei Jahre älterer Bruder, stand vor der Tür, mit zwei Pizzakartons in der Hand.

»Hallo, alter Junge«, begrüßte Lars ihn aufgeräumt. »Da dich deine Perle heute allein gelassen hat, bin ich eben beim Pizzabäcker vorbei und habe uns etwas Gutes mitgebracht. Ist dir doch recht?«

»Grüß dich, Lars«, erwiderte Thorsten. »Nett von dir, dass du dich mal wieder sehen lässt.« Ohne rechtes Interesse nahm er ihm die Pizzakartons ab.

Wenige Minuten später saßen sie sich am Tisch gegenüber, tranken Bier und aßen dazu die frische Pizza. Während Lars mit sichtlichem Genuss das kleine Menü genoss, stocherte Thorsten lustlos in dem Essen herum.

»Mensch, Junge, nun iss doch wenigstens was. Du wirst ja immer weniger in letzter Zeit!« Vorwurfsvoll schaute Lars seinen Bruder an.

Die beiden Brüder hatten schon als Kinder ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt, obwohl ihre Interessen teilweise stark voneinander abgewichen waren. Während Thorsten bereits als kleiner Junge Klavierunterricht bekam und die Musik über alles geliebt hatte, hatte Lars' ganzes Interesse ausschließlich den Tieren gegolten.

So war ihre berufliche Entwicklung entsprechend: Thorsten wurde ein erfolgreicher Komponist und Lars Tierarzt.

»Mich quälen schreckliche Schuldgefühle«, gestand Thorsten nach einer Weile mit einem hilflosen Schulterzucken. »Ich werde die Gedanken an den Unfall einfach nicht mehr los. Ich kann mich auf meine Arbeit überhaupt nicht mehr konzentrieren, und mir schmeckt nichts mehr. Nachts liege ich stundenlang wach im Bett und wälze mich unruhig hin und her. Oft genug kann ich überhaupt nicht schlafen. Ich fühle mich niedergeschlagen, so leer und unendlich müde.«

Lars musterte seinen Bruder betroffen.

»Es ist gut, dass du dich heute wenigstens mal ausgesprochen hast. Tja, so ähnlich habe ich mir das fast vorgestellt. Es ist ja nicht zu übersehen, dass du dich seit diesem Unfall total verändert hast. Ich versteh dich, Thorsten. Natürlich ist das eine furchtbare Geschichte, aber du hattest doch keine Schuld. Es war einfach Schicksal!«

»Ach, Schicksal!«, schnaubte Thorsten wütend. »Natürlich war ich schuld! Wäre ich gedanklich nicht mit diesem fürchterlichen Streit mit Antje beschäftigt gewesen, hätte ich vielleicht eine Chance gehabt, die Gefahr eher zu erkennen. Vielleicht hätte der Kleine dann nicht sterben müssen ...« Verzweifelt legte Thorsten seinen Kopf in beide Hände und stöhnte auf.

»Thorsten, alter Junge, steigere dich um Himmels willen nicht in diese Vielleicht-Welt hinein. Du redest dir da was ein. Ich rate dir, hüte dich vor einem Schuldkomplex, dazu hast du keinen Grund. Das führt zu nichts. Glaube mir.«

Lars schwieg kurz und dachte nach.

»Du brauchst dringend ärztliche Hilfe«, erklärte er dann entschieden. »Du musst dich einem Experten anvertrauen, der dir bei der Bewältigung deiner Probleme hilft. Allein schaffst du das nicht, befürchte ich.«

Resigniert winkte Thorsten ab.

»Ach, wer soll mir denn helfen? Damit muss ich allein fertig werden.«

Lars ließ sich nicht von seiner Idee abbringen.

»Nein, nein, mein Lieber, das stimmt nicht«, beharrte er. »Du schaffst das nicht ohne Hilfe. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile voller Sorge. Du wirst immer deprimierter. Ich kann dir nur raten, einen Psychiater aufzusuchen und ihm alles zu erzählen. Deine Seele hat schon Schaden genommen seit diesem tragischen Ereignis. Das erkenne ich sogar als Laie. Lass dir das von deinem Bruder sagen, und höre bitte auf mich, Thorsten.«

Nachdem Lars sich an diesem Abend verabschiedet hatte, dachte Thorsten noch lange über das Gespräch mit seinem älteren Bruder nach. Als er sich dann ins Bett legte, war auf einmal wieder dieses elende Zittern in seinen Armen und Beinen da. Er versuchte es zu ignorieren, aber es gelang ihm genauso wenig wie in den beiden Nächten zuvor.

Angst erfasste ihn, weil er feststellen musste, dass er seinen Körper nicht mehr in der Gewalt hatte, und er konnte es einfach nicht fassen, dass ihm so etwas passieren konnte.