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Möchten auch Sie Ihre Familiengeschichte niederschreiben und Erlebtes für die Nachwelt bewahren? Dann ist dies das richtige Buch für Sie. Es informiert leicht verständlich, wie Sie Ihre Familienschichten oder Ihre Autobiografie schreiben können. Sie erfahren, was in eine Familiengeschichte hineingehört und was nicht, wie Sie sich an Ihr Leben und das der Familie erinnern können, wie die Inhalte strukturiert und die Erinnerungen aufgeschrieben werden. Anleitungen zum Überarbeiten des Manuskripts sowie für den Umgang mit zukünftigen Lesern runden den Schreibratgeber ab.
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Seitenzahl: 474
Familiengeschichte schreiben für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2021
© 2021 Wiley-VCH GmbH, Weinheim
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Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autorin und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © Hans Frentz / adobe.stock.comKorrektur: Johanna Rupp, Wallstadt
Print ISBN: 978-3-527-71738-5ePub ISBN: 978-3-527-82773-2
Michaela Frölich hat ihr Publizistik- und Germanistikstudium mit einem M.A. abgeschlossen. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet sie freiberuflich als Autorin und Journalistin. Sie schreibt seit zehn Jahren Lebensgeschichten für andere Menschen als Dienstleisterin auf und unterstützt als Coach Schreibende beim Verfassen ihrer Familien- und Lebensgeschichten. Als freiberufliche Dozentin für autobiografisches Schreiben gibt sie Kurse und Seminare, unter anderem bei »Studieren 50Plus« an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie ist Mitglied im Biographiezentrum, der Vereinigung deutschsprachiger Biografinnen und Biografen und bei LebensMutig, Gesellschaft für Biografiearbeit e.V.
Mehr Informationen über ihre Arbeit finden Sie im Internet unter www.schreibatelier-froelich.de.
Ich danke meiner Lektorin Inken Bohn, die mich für das Buchprojekt gewonnen hat, was schon länger in mir schlummerte. Ihre professionelle Begleitung und die anregenden Gespräche unterstützten mich im Verlauf des Schreibens sehr. Für die Impulse zum Erinnern und Schreiben, die ich zu Anfang meiner Arbeit als Dozentin für autobiografisches Schreiben in Sachbüchern zu kreativem Schreiben, zu Biografiearbeit und in zahlreichen Biografien finden durfte, bin ich ebenso dankbar.
Ein großer Dank geht an meine Mutter, die mir im Erzählen über Vergangenes immer wieder bewusst macht, wie wertvoll Erinnerungen sind und wie wichtig es ist, sie niederzuschreiben. Ich bin meiner Familie dankbar, den Lebenden und den Verstorbenen, die mir bei der Arbeit an diesem Buch innerlich in der Erinnerung präsent waren und mich beim Schreiben begleiteten.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Danksagung
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Über die Familie und sich selbst schreiben
Kapitel 1: Das Abenteuer, das Leben aufs Papier zu bringen
Gute Gründe, um darüber zu schreiben
Was alles zum (auto)biografischen Schreiben dazugehört
Die Kunst des Schreibens lernen
Alle Erlebenswelten erfassen
Kapitel 2: Den roten Faden finden
Eine Handlungslinie für die Geschichte
Der Handlungsstruktur auf die Spur kommen
Kapitel 3: Die passende Form wählen
Es muss schon wahr sein
Meine, seine, unsere und ihre Geschichte(n)
Alles oder Auslese
Die Mischung macht es
Teil II: Erinnerungen sammeln und Fakten recherchieren
Kapitel 4: Der erste Blick – Lebensinhalte erfassen
Menschen, die wichtig sind
Orte von Bedeutung
Wirken in der Gesellschaft
Kapitel 5: Im Tiefgang Lebensstoff erkennen
Ereignisse – die außergewöhnlichen Erlebnisse
Lebensthemen, die begleiten
Erlebtes durchdenken
Was nicht hineingehört
Kapitel 6: So sprudeln die Erinnerungen
Erst mal alles wahrnehmen – Erinnerungsmethoden
Die Kreativität steigern
Kapitel 7: Erinnerungen gezielt nachgehen
Fragen, schauen, nachforschen
Fakten recherchieren
Die Schatten der Vergangenheit zähmen
Kapitel 8: Erinnerungen festhalten und sortieren
Geeignete Informationsträger verwenden
Ordnung muss sein
Das Wichtigste auswählen
Teil III: Die Geschichte(n) schreiben
Kapitel 9: Schreiben vorbereiten und durchführen
Schreibmaterial für Autoren
Einen Schreibplan entwerfen
So gelingt der Schreibeinstieg
Spielerisch schreiben nach Impulsen
Manchmal reichen auch Skizzen
Schreiborte variieren
Schreibblockaden überwinden
Schreibherausforderungen meistern
Kapitel 10: Struktur und Aufbau
Chronologisch oder thematisch sortieren
Von den großen Werken inspirieren lassen
Diese Teile gehören auch noch in das Buch
Kapitel 11: Form und Stil der Geschichte(n)
Erzählperspektiven richtig einsetzen
Verschiedene Zeitformen passend verwenden
Auf unterschiedlichen Ebenen erzählen
Lebendige Texte schreiben
Die eigene Form finden
In Gedichten ausdrücken
Kapitel 12: Themen der Lebensphasen als Zugang zu den Geschichten
Kindheit – die ersten Lebensjahre
Jugend – Sturm-und-Drang-Zeit
Die frühen Erwachsenenjahre
Die mittleren Erwachsenenjahre
Die späten Jahre
Die Vorfahren – ein Ausflug in die Ahnenforschung
Kapitel 13: Die großen Themen in der Familie und im Leben
Der Umgang mit Geheimnissen
Legenden und Mythen in der Familie
Generationenkonflikte darstellen
Über die Liebe erzählen
Entwicklungsübergänge beschreiben
Den Weg der Selbsterkenntnis abbilden
Lebenswelt und Zeitgeschehen einbeziehen
Abschied, Übergang und Neuanfang
Teil IV: Vom Manuskript zum Buch und zum Leser
Kapitel 14: Den Text überarbeiten
Inventur machen
Alles richtig geschrieben?
Den Stil verfeinern
Hilfe suchen und annehmen
Rechte und Pflichten beachten
Kapitel 15: Das Manuskript gestalten
Computerprogramme zum Gestalten
Den Buchblock setzen
Abbildungen auswählen und vorbereiten
Den Umschlag gestalten
Ein elektronisches Buch herstellen
Kapitel 16: Das Buch drucken und lesen lassen
Die Auflage – die Anzahl der Buchexemplare
Die Ausstattung – wie das Buch aussieht
Die Druckdatei – die Vorgaben berücksichtigen
Der Verlag – wer das Buch herausgibt
Wer die Geschichte(n) lesen darf
Die passende Gelegenheit und Form
Mit Kritik und Lob umgehen
Das Schreibvermögen weiter ausüben
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 17: Zehn Tipps für das Verfassen von Familien- und Lebensgeschichten
Aller Anfang ist leicht
Regelmäßig schreiben
Jedes Leben ist es wert
Den Überblick behalten
Es muss nicht wie von Goethe sein
Mitstreiter finden und Unterstützung holen
Den Geistern der Vergangenheit Einhalt gebieten
Mut zur Lücke
Bei sich selbst bleiben, es geht um das eigene Leben
Ein Ende finden
Kapitel 18: Mehr als zehn Links zu Familiengeschichten
Ahnenforschung betreiben
Biografiearbeit zum Umgang mit Sinnfragen und Lebensbrüchen
Biografie schreiben
Frauenbiografien nachforschen
Geschichte nachvollziehen
Korrigieren und Lektorieren des Manuskripts
Literarisch schreiben
Persönlichkeiten nachspüren
Selbstverlegen auch für Familiengeschichten
Zeitzeugenarbeit verfolgen
Kapitel 19: Zehn Inhalte, die unbedingt hineingehören
Menschen – Begleiter und Begegnungen
Orte, die das Leben einrahmen
Ereignisse, die in Erinnerung bleiben
Bildung und Beruf
Zeitgeschehen und Fortschritt
Weltbilder und Lebensphilosophien
Erfolge und Herausforderungen
Gedanken, die alles einordnen
Entwicklungen, wie es wurde, wie es ist
Gefühle, die berühren
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 2
Tabelle 2.1: Beispiel für eine Tabelle, um ein Handlungsgerüst zu erarbeiten
Kapitel 4
Tabelle 4.1: Freunde in unterschiedlichen Lebensphasen
Tabelle 4.2: Familienbedingte Stärken und Schwächen des Unternehmens
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Lebensbereiche und Details für den Lebensbaum
Kapitel 11
Tabelle 11.1: Elfchen-Gedichtform
Tabelle 11.2: Haiku-Gedichtform
Kapitel 12
Tabelle 12.1: Biografiearbeit für die Jahre um die Lebensmitte
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Abschiede im Leben
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Beispiel für ein Organigramm
Kapitel 5
Abbildung 5.1: Modell der biografischen Kurve
Kapitel 6
Abbildung 6.1: Beispiel für einen Lebensbaum
Abbildung 6.2: Beispiel für ein Mindmap zu einer Autobiografie
Abbildung 6.3: Modell für eine einfache Erinnerungskette
Abbildung 6.4: Modell für eine mehrgliedrige Erinnerungskette
Kapitel 8
Abbildung 8.1: Übersicht über das Schema der Karteikarten
Kapitel 11
Abbildung 11.1: Skizze zur Verwendung der Zeitformen Präteritum un...
Cover
Inhaltsverzeichnis
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Tragen Sie schon lange den Wunsch in sich, Geschichten über Ihr Leben und das Leben Ihrer Familie aufzuschreiben? Sie haben viele Erinnerungen an das, was geschehen ist, aber Sie wissen nicht, wie und wo Sie anfangen sollen? Oder Sie haben bereits begonnen, sind aber unsicher, wie Sie weiter an Ihren Lebensgeschichten arbeiten können? Über das eigene Leben zu schreiben, kann wahrlich zu einem spannenden Abenteuer werden, wenn Sie sich im Rückblick selbst bewusst noch einmal wahrnehmen, Ihren Wurzeln nachgehen und damit in Worte fassen, was einen großen Teil Ihrer Identität ausmacht.
Jedes Leben ist reich an Erlebnissen, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden, um diese Erinnerungen für sich selbst und für Nachfolgende zu erhalten. Autobiografisch oder familiengeschichtlich zu schreiben, bedeutet, über das eigene Leben und das der Familie nachzudenken. Erinnerungen an die wichtigsten Menschen gehören genauso dazu wie einschneidende Ereignisse, nachwirkende Begebenheiten und auch die dazugehörige Zeitgeschichte. Erinnerungen, die anfangs wie Streiflichter aus der Vergangenheit in die Gegenwart blitzen, fügen sich beim autobiografischen Schreiben zu einem farbenreichen Mosaik zusammen. Es entsteht ein lebhaftes Gesamtbild, eingerahmt in die Geschichte der Zeit, der darin lebenden Menschen und deren Familiengründungen. Sie können den Schatz der Erinnerungen bewahren, wenn Sie über Ihr Leben und das Leben Ihrer Familie schreiben.
Familiengeschichte schreiben für Dummies hilft Ihnen, Ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Sie können von verschiedenen Seiten beginnen, sich an Ihre Familiengeschichte zu erinnern und um wichtige Momente festzuhalten. Egal, an welchem Punkt Sie im Moment stehen, ob Sie bisher nur darüber nachgedacht haben zu schreiben oder bereits angefangen haben – in Familiengeschichte schreiben für Dummies können Sie zielgerichtet die für Sie wichtigen Informationen nachlesen. Dabei können Sie das Buch von Anfang bis Ende durcharbeiten oder aber in einzelne Kapitel hineinlesen und die Kapitel heraussuchen, die Themen behandeln, die für Sie im Moment besonders wichtig sind, um loslegen oder weiterarbeiten zu können. Jedes Kapitel ist in sich thematisch abgeschlossen, kann in einem Rutsch durchgelesen werden und hilft Ihnen, Ihr Ziel zu erreichen, die Familiengeschichte oder Ihre Lebensgeschichte zu verfassen.
Sie erhalten Impulse, die Sie anregen, sich zu erinnern, Informationen zu sammeln und über Gewesenes nachzudenken. Sie finden konkrete Tipps, wie Sie gut ins Schreiben kommen, Anregungen für eine passende Struktur oder Anleitungen, wie Sie einzelne Themenbereiche angehen und fortführen können. Kurz gesagt, Sie werden finden, was Sie brauchen, um Ihren Wunsch, über das Leben Ihrer Familie oder Ihr eigenes Leben übersichtlich gestaltet und gut lesbar zu schreiben, in die Tat umzusetzen.
Ein ganzes Leben aufzuschreiben, ist ein umfassendes und vielschichtiges Unterfangen: Erinnerungen müssen aktiviert werden und Begebenheiten überdacht; aus der Fülle der Lebensinhalte gilt es auszuwählen, der Aufbau soll spannend sein und so weiter und so fort. Damit Sie die unterstützenden Informationen aus Familiengeschichte schreiben für Dummies leicht aufnehmen können, sind alle Kapitel so gestaltet, dass Sie am Kapitelanfang die wichtigsten Inhalte zusammengefasst überfliegen können. In Listen sind Angaben aufgeführt, die aufzählen, was alles dazugehört, und Schritt-für-Schritt-Anleitungen ermöglichen es Ihnen, ein Schreibthema von Anfang bis Ende durchzuarbeiten. Zeilen, denen ein Symbol vorangestellt ist, heben besonders wichtige Informationen hervor oder führen Inhalte weiter aus. Die Symbole helfen Ihnen, das Gelesene zu erinnern, zu vertiefen oder besonders achtsam voranzugehen.
In Familiengeschichte schreiben für Dummies finden Sie alles, was Sie brauchen, um das Leben Ihrer Familie aufs Papier und an Ihre Leser zu bringen. Dabei können Sie auswählen, welche Inhalte für Sie besonders bedeutsam sind und welche Kapitel Sie überspringen wollen, weil Sie sich in einem Bereich schon auskennen oder vorgearbeitet haben. In den Kästen finden Sie weiterführende Informationen oder Beispiele aus meiner Praxis als Autorin für Lebensgeschichten, die Ihnen zeigen, wie unterschiedlich sich Lebensgeschichten in Texten verarbeiten lassen. Das können Sie erst mal überlesen, wenn Sie schnell vorankommen möchten, da Sie alles, was für Sie wichtig ist, im fortlaufenden Text finden.
Während ich dieses Buch geschrieben habe, habe ich mir vorgestellt, warum jemand dieses Buch lesen wird und was er von diesem Buch erwarten wird. Daher stelle ich Ihnen hier meine Vermutungen vor, was Sie als Leser auszeichnet:
Sie halten dieses Buch in Ihren Händen, weil Sie Ihre Familiengeschichte aufschreiben möchten.
Sie suchen Anleitungen, wie Sie über Ihr Leben und/oder über Ihre Familie schreiben können.
Sie haben Fragen dazu, wie Sie die Fülle Ihres Lebens strukturieren können und was alles in eine Familien- oder Lebensgeschichte hineingehört und was nicht.
Sie möchten den Reichtum Ihrer Erinnerungen mit anderen teilen.
Sie schätzen den Wert Ihrer Vergangenheit und wollen Vergangenes in Ihrem Gedächtnis noch mal aufleben lassen, um es vor dem Vergessen zu retten.
Sie wünschen sich praktische Tipps, wie Sie einen gut und spannend zu lesenden Text verfassen können.
Sicher werden Sie zudem schnellstmöglich mit dem Schreiben beginnen und in einer überschaubaren Zeit zu einem Ergebnis kommen und Ihre Familiengeschichte oder Ihr Leben als Buch oder E-Book zum Lesen bereithalten wollen.
Familiengeschichte schreiben für Dummies ist in fünf Teile gegliedert, die Sie durch den gesamten Prozess führen, wenn Sie Ihre Lebensgeschichte(n) zu Papier bringen. Hier ein Überblick, was Sie in jedem Teil erwartet.
In diesem Teil erhalten Sie Antworten darauf, warum es für Sie, Ihre Familie und weitere Menschen wichtig ist, dass Sie über Ihr Leben und das Ihrer Familie schreiben. Dabei kommen Sie auch Ihrem roten Faden auf die Spur und finden die passende Form für Ihre Geschichten.
Dieser Teil beschreibt, welche Inhalte in Ihrer Autobiografie oder in Ihren Familiengeschichten festgehalten werden können und wie Sie Ihre Geschichte übersichtlich strukturieren können. Sie lernen Methoden kennen, um Ihre Erinnerungen zu aktivieren und weiter zu vertiefen. Kreative Zugänge ermöglichen es, auch längst vergessen Geglaubtes wieder zu erinnern. Dort, wo die eigene Rückschau trotzdem nicht ausreicht, um über die Vergangenheit zu berichten, werden Sie Fakten recherchieren müssen. Welche Möglichkeiten es gibt, Informationen zu sammeln, erläutere ich daher in diesem Teil. Damit keine Inhalte verloren gehen und Sie mit allen Informationen jederzeit arbeiten können, wenn Sie sie benötigen, erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Informationsträger und Ordnungshelfer.
In diesem Teil geht es um das Schreiben und den Schreibprozess und wie beides gut gelingen kann. Von den Schreibutensilien über den Schreibplan bis hin zu einer Vielzahl an Impulsen, die Sie beim Schreiben anfeuern können, erfahren Sie alles, was Ihnen den Schreiballtag erleichtert. Sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen spielen der Gesamtaufbau des Werkes sowie der Stil und die Form eine bedeutende Rolle, daher beschreibe ich beides in je einem Kapitel ausführlich. Um allen Lebensinhalten einen Platz in Ihrem Buch zu verschaffen, finden Sie in diesem Teil Anregungen, um in allen Lebensphasen – von der Kindheit bis hin zu den späten Jahren – nach wichtigen Themen Ausschau zu halten. Ein Exkurs in die Familienforschung, hin zu den Vorfahren, rundet diesen Teil ab.
Um das Beste aus Ihrem Manuskript herauszuholen, werden Sie Ihren Text, wenn Sie alles aufgeschrieben haben, gründlich und gewissenhaft überarbeiten. Von der Rechtschreibung über Zeichensetzung bis hin zu rechtlichen Vorgaben überprüfen Sie Ihr Manuskript, bis Sie eine Fassung vorliegen haben, die Sie mit Freude an Ihre Leser weitergeben können – ob als gedrucktes Buch oder als E-Book. Wie Ihr Werk an Ihre Leser kommt und wie Sie mit deren Reaktionen umgehen können, erfahren Sie auch in diesem Teil.
Im Top-Ten-Teil fasse ich zehn wichtige Erfahrungen zusammen, die Ihnen den Weg ebnen werden, mit dem Verfassen Ihrer Lebensgeschichte und den Geschichten zu Ihrer Familie zu beginnen. Sie werden Ihnen die Freude und den Mut bewahren, dranzubleiben und Ihnen ebenso ermöglichen, den rechten Zeitpunkt für ein geeignetes Ende zu finden. Ein weiteres Kapitel verweist auf Internetadressen, die Ihnen bei der Arbeit an Ihrem Werk hilfreich sein können. Das Kapitel 19 fasst die wichtigsten Inhalte zusammen, die in Ihre Familien- und Lebensgeschichte hineingehören.
Folgende Symbole finden Sie immer wieder im Buch. Sie fassen interessante Informationen noch einmal für Sie zusammen.
Dieses Symbol hebt Informationen hervor, die Sie sich merken und unbedingt beachten sollten.
Hier gebe ich Ihnen Beispiele, wie Schreibaufgaben umgesetzt werden können oder erzähle aus meiner Praxis als Autorin für Lebensgeschichten.
Dieses Symbol verweist auf nützliche Tipps, die Ihnen das Erinnern, Schreiben, Gestalten und vieles mehr erleichtern.
Wenn Sie dieses Symbol sehen, erwartet Sie eine konkrete Schreibaufgabe. Schritt für Schritt werden Sie angeleitet, um ein Thema zu bearbeiten.
Bei diesem Symbol mache ich Sie darauf aufmerksam, besonders vorsichtig mit einem Sachverhalt umzugehen. Diese Hinweise sollten Sie in jedem Fall lesen.
Nun geht es los! Sie haben den ersten Schritt getan, indem Sie in das Buch hineingelesen haben. Jetzt können Sie entweder von Anfang bis Ende alles durcharbeiten oder aber quer einsteigen. Wenn Sie Ihren roten Faden finden wollen, beginnen Sie mit Kapitel 2. Darin finden Sie einen Weg, die Struktur Ihrer Lebensgeschichte zu skizzieren.
Fiebern Sie danach, Ihre Erinnerungen zu beleben, dann stöbern Sie in Kapitel 4 und 5, um die wichtigen Lebensinhalte ins Gedächtnis zu rufen, sowie in Kapitel 12, das Ihnen – von der Geburt bis hin zur Gegenwart – Themen vorschlägt, die mit der jeweiligen Lebensphase verbunden sind. Auch Kapitel 13 bietet Ihnen Zugänge, um sich zu erinnernd und schreibend mit den großen Lebensthemen auseinanderzusetzen.
Wünschen Sie Anleitungen, um ins Schreiben zu kommen, dann lesen Sie in Kapitel 9 nach: Es gibt jede Menge Tipps, wie Sie mühelos einen Anfang finden und viel Freude beim Schreiben empfinden werden. Suchen Sie die passende Erzählform für Ihre Geschichten, werden Sie in Kapitel 11 fündig. Sie werden erstaunt sein, wie sehr Sie mit wenigen Regeln Ihre Texte lebendig gestalten können. Sollten Sie bereits Geschichten geschrieben haben, helfen Ihnen die Überarbeitungsvorschläge in Kapitel 14 weiter.
Vertrauen Sie darauf, dass Sie Ihren ganz eigenen Weg finden, Ihren Erinnerungsschatz zu bewahren und Ihre Familien- und Lebensgeschichten aufzuschreiben. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesem schöpferischen Tun.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
… erfahren Sie, warum es für Sie, Ihre Angehörigen und andere Menschen wichtig sein kann, dass Sie über Ihr Leben und das Ihrer Familie schreiben. Sie erhalten eine Anleitung, wie Sie einen roten Faden für Ihre Familien- und Lebensgeschichten finden. Es macht einen Unterschied, ob Sie über das Leben Ihrer Familie schreiben, sich in einer Biografie auf das Porträt eines einzigen Menschen konzentrieren oder aber Ihr eigenes Leben in den Mittelpunkt stellen. Einfluss hat auch, ob Sie für sich oder die Enkelkinder schreiben. In allen Ausprägungen werden sowohl Familiengeschichten als auch personenbezogene Anekdoten enthalten sein, aber der Schwerpunkt innerhalb der Geschichten und die Perspektiven sind jeweils andere.Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Den Wert von Erinnerungen erkennenDie Etappen vom Anfang bis EndeWas hilft, um gut zu schreibenIm Rückblick durch verschiedene Erinnerungsfenster schauenÜber das Leben zu schreiben, bedeutet, sich an Vergangenes zu erinnern und die Erinnerungen für sich selbst und andere zu bewahren. Bevor Sie anfangen zu schreiben, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, welchen Wert es für Sie hat, Ihre Erinnerungen festzuhalten. In diesem Kapitel schärfen Sie Ihre Wahrnehmung, warum Sie familiengeschichtlich und autobiografisch schreiben wollen.
Über die Familie und Ihr Leben zu schreiben, wird ein Abenteuer werden, bei dem Sie verschiedene Etappen durchlaufen. Welche dazugehören, erfahren Sie in diesem Kapitel. Damit Sie flüssig schreiben und Ihren Lesern die Geschichten lebendig erzählen können, öffne ich den Werkzeugkasten fürs familiengeschichtliche und autobiografische Schreiben. Sie erhalten in diesem Kapitel zudem eine Vorstellung davon, welche Themen der Erinnerungsreise Sie ansteuern können, sodass Sie vielleicht schon eine erste Struktur für Ihre Familien- oder Lebensgeschichte erkennen können. In diesem Kapitel tauchen Sie in die Welt des familiengeschichtlichen und autobiografischen Schreibens ein und finden einen Anfang für Ihr Geschichte(n).
Menschen, die über das eigene Leben schreiben, haben einen guten Grund, warum sie es tun. Im Kern geht es darum, Erinnerungen festzuhalten. Aber es gibt noch weitere Beweggründe, die diesen Wunsch auslösen und begleiten, bis der letzte Satz formuliert und ein Abschlusspunkt gesetzt ist. Wenn Sie sich bewusst sind, warum Sie über Ihre Familie und Ihr Leben schreiben möchten, und wenn Sie im Blick haben, für wen Sie die Geschichten verfassen, hilft es Ihnen, aus der Fülle von Erinnerungsbildern, Lebenselementen und Familiengeflechten auszuwählen, was Sie aufschreiben.
Jeder Mensch und jede Familie kann Geschichten aus dem Leben erzählen, die so kostbar sind, dass sie an nachfolgende Generationen überliefert werden sollten. Jedes Leben ist einzigartig und damit wert, dass es aufgeschrieben wird.
Warum halten Sie dieses Buch in Ihren Händen? Was war für Sie der ausschlaggebende Grund, sich mit dem Schreiben von Familiengeschichten zu beschäftigen und was ist noch bedeutsam für Sie, wenn Sie Ihre Lebensgeschichten aufzeichnen. Wie Sie erfahren werden, gibt es verschiedene Gründe, sich auf diesen Erinnerungs- und Schreibweg zu begeben, und ich bin sicher, in dem einen oder anderen werden Sie sich wiederfinden.
Wir sind unsere Erinnerungen. Erinnerungen helfen uns, dass wir uns im Leben zurechtfinden. Ohne unsere Erinnerungen müssten wir jeden Tag aufs Neue lernen, wie das Leben funktioniert. Erinnerungen vermitteln uns Identität und damit Orientierung,
wer wir sind,
wo wir herkommen,
wer zu uns gehört,
was uns wichtig ist.
Wenn Sie Ihre Erinnerungen aufschreiben, bewahren Sie sich und Ihre Familie davor, vergessen zu werden. Das Verfassen von Lebensgeschichten ist ein Weg, wichtigen Menschen und Begebenheiten ein Andenken zu verschaffen.
Manche Erinnerungen kommen ganz von selbst, wenn sie gebraucht werden. Zum Beispiel, wenn Sie ein Buch in die Hand nehmen und ohne nachzudenken erkennen, welche Buchstaben Sie lesen und zu welchen Worten, mit welchen Bedeutungen sie zusammengesetzt sind.
Andere Erinnerungen müssen erst geweckt werden, indem der Mensch sich damit beschäftigt. So erinnern Sie sich vielleicht nicht mehr genau, wie Ihre Großmutter aussah. Wenn Sie ein Fotoalbum durchblättern, ein Bild von ihr entdecken und betrachten, ruft das weitere Erinnerungen wach. Sie denken an die Lieblingsspeise, die Ihre Oma für Sie gekocht hat, riechen den Milchreis, sehen das Sofa im Wohnzimmer, den Kanarienvogel, spüren, wie Ihre Großmutter Sie in den Arm nahm … Wenn Sie diese inneren Bilder zu kleinen Geschichten aufschreiben, werden bei dem, der diese Anekdoten liest, ebenfalls Erinnerungen geweckt.
So wie jedes Leben einzigartig ist, sind auch die Erinnerungen individuell. Das liegt daran, dass jeder Mensch eine eigene Perspektive auf die Welt hat und kein Moment genau so ist wie der vorangegangene. Ist das nicht großartig? Das, was Sie soeben erleben, dass Sie mit diesem Buch dasitzen, darin diesen einen Satz lesen, aufblicken, aus dem Fenster schauen, die Wolken am Himmel sehen, die vorüberziehen, sich bewusst werden, dass alles vergänglich ist und Sie eine Vergangenheit haben, die nur Sie allein in allen einzelnen Facetten kennen – das ist ein einzigartiger Augenblick. Diesen Moment und die Erinnerung daran können nur Sie beschreiben. Jeder andere Mensch, der zum gleichen Zeitpunkt im selben Raum sitzt und vielleicht auch dieses Buch liest, wird über diesen Bruchteil des Lebens anders schreiben als Sie.
Ihre eigene Wahrnehmung zählt. Sie sind der Autor und Sie schreiben aus Ihrer ganz persönlichen Sicht über die Vergangenheit. Ihre Erinnerungen unterscheiden sich vielleicht von den Erinnerungen anderer Menschen, auch wenn Sie von demselben Ereignis erzählen. Es geht um Ihre ganz persönlichen Erinnerungen.
Jetzt ist das vielleicht kein so prägender Moment, dass Sie darüber in Ihrer Autobiografie oder der Familiengeschichte berichten möchten, aber es wird an dieser Stelle deutlich, dass nur Sie authentisch über Ihre bedeutsamen Lebensmomente und Begegnungen schreiben können. Nur Sie können Ihren Erinnerungen dazu verhelfen, so bewahrt zu werden, wie Sie diese wahrgenommen haben, indem Sie sie aufschreiben.
Wenn Zeitzeugen über historische Ereignisse und Lebensumstände berichten, ist das für nachfolgende Generationen von großer Bedeutung. Denn nur wenn Sie erzählen, wie Sie Vergangenes erlebt haben, können Menschen, die nicht dabei waren, nachempfinden, was diese Zeitspanne auszeichnete.
Zeitzeugenarbeit ist wichtig, wenn Ereignisse weltbewegend und/oder gesellschaftsbeeinflussend sind. Dazu gehören unter anderem:
Krieg
Flucht
Vertreibung
Politischer Umsturz
Institutionelle Missbrauchsvorfälle
Katastrophen
Wen in Ihrer Familie können Sie befragen, der noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat oder der Nachkriegsgeneration angehört? Was haben Sie selbst erlebt, was eine große Menschengruppe oder gar eine ganze Generation so beeinflusste, dass es sich gravierend auf das nachfolgende Leben auswirkte?
Wenn Sie darstellen, wie Sie oder ein Familienangehöriger diese Zeit erlebten und die Umstände der Epoche beschreiben, gewähren Sie einen Einblick in komplexe Vorkommnisse. Sie stellen mögliche Zusammenhänge aus persönlicher Sicht dar. Dabei können Sie nicht nur als Betroffener, als Opfer oder gar als Täter zu Wort kommen, auch am Rande Beteiligte können zu Zeugen werden.
Zeitzeugenarbeit ist bedeutsam, weil sie das Sprachvermögen stärkt. Sie verleiht stellvertretend auch den Menschen einen Ausdruck, die dazu nicht oder nicht mehr in der Lage sind. Zeitzeugenarbeit eröffnet verschiedene Perspektiven auf die Geschichte.
Damit der Mensch die eigene Identität spüren kann, ist es wichtig, dass er weiß, woher er stammt. Die Herkunft eines Menschen ist die Basis seines Lebens. Alles, was danach kommt, erwächst aus diesen Wurzeln. Zur Herkunft gehört die Ursprungsfamilie mit Vater, Mutter und Geschwistern. Wenn Sie über all diese Familienmitglieder schreiben, entsteht bereits ein erweitertes Porträt Ihres Lebens, als wenn Sie hauptsächlich über sich selbst erzählen. In Berichten über die Ursprungsfamilie erfährt der Leser, wer Sie in Kindheitstagen prägte.
Der Blick auf die Großeltern, väterlicher- und mütterlicherseits, sowie Verwandte, die in einer Großfamilie mit im Haushalt lebten, vermittelt ein breiteres Abbild. Weitere Facetten, von dem, wie eine Familie lebte, werden deutlich. Sobald Sie über die Grenzen Ihrer Kernfamilie Nachforschungen anstellen und Anekdoten aufzeichnen, können Sie möglicherweise auch Parallelen erkennen – im Lebenslauf, in der Berufswahl, in der gesellschaftlichen Ausrichtung. Sie erkennen Gemeinsamkeiten. Das stärkt die Identität.
Es ist immer wieder spannend zu erfahren, wer alles zur Familie gehört, welche Geschichten auch über die Menschen erzählt werden, die Sie nicht persönlich kennenlernen konnten. Sehr interessant ist es, wenn Sie beim Austausch von Familienanekdoten erfahren, dass es einen Vorfahren gab, mit dem Sie ein spezielles Interesse oder eine besondere Begabung teilen.
Die eigene Familie zu charakterisieren, ist sicher keine einfache Aufgabe. Fehlt einem doch der unvoreingenommene Blick, der notwendig ist, um das Typische eines Kollektivs zu benennen, dem man selbst angehört. Der erste Schritt kann sein, die Familie von außen zu betrachten, um das Charakteristische der Familie herauszukristallisieren. Wie würden Sie sie beschreiben, wenn es nicht die eigene Familie wäre? Betrachten Sie Ihre Familie unter folgenden Gesichtspunkten:
Stadt oder Land als Wohnort
Bildung und Berufe
Aussehen, Körpergröße und -stärke
Mundart, Dialekt
Glaubens- oder Weltanschauungssystem
Verhalten in der Gesellschaft
Rituale und Bräuche
Sie werden sehen, sobald Sie die Wurzeln Ihrer Familie und die Gemeinsamkeiten der Angehörigen herausgearbeitet haben, fühlen Sie sich ihr tiefgehender zugehörig. Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu spüren, stärkt das Selbstbewusstsein.
Das Erste, was Ihnen vielleicht einfällt, wenn es darum geht, Familiengeschichten zu erzählen, sind die Traditionen, die seit jeher in Ihrer Familie so und nicht anders gelebt werden. Dazu gehören die freudig begangenen Feiern wie Geburtstage, Jahresfeste wie Weihnachten, aber auch Rituale des Abschieds bei Auszug, Trennung oder Beerdigung. Das ist Familienwissen, das überliefert wird und das Zusammenleben schon seit Generationen trägt und stärkt. Ein Netz, das eine Familie miteinander verknüpft.
Auf individueller Ebene sprechen Menschen gern über ein spezielles Wissen, das sie erworben haben und das sie zu einzigartigem Erfolg führte. Firmeninhaber, die ein neues Produkt einführten, das auf dem Markt einschlug, berichten gern über diese Leistung. Prominente, die eine schwere Niederlage überwunden haben, übermitteln ihre Erfahrungen und vermitteln damit Mut, nicht aufzugeben. Fachkenntnisse oder Erfahrungsschätze finden Sie in verschiedenen Lebensbereichen – in der Familie, im Beruf und in der Gesellschaft.
Überlegen Sie in Ruhe, in welchen Lebensbereichen Sie ein besonderes Wissen erworben haben, was anderen Menschen hilfreich sein kann. Von welchen Lebenserfahrungen profitieren Sie noch heute, woran sich andere Menschen in ähnlichen Lebenssituationen orientieren können?
Ihnen fällt spontan nichts ein, was Sie als bedeutend genug einstufen, um darüber zu schreiben? Stöbern Sie gedanklich doch in folgenden Themenfeldern, die in Oskar prämierten Filmen verarbeitet werden und aus denen der Stoff für Bestseller gewebt wird. Wie Sie feststellen werden, spielen diese Themen in jedem Leben eine Rolle und gewinnen gerade als Gegensatzpaare ihre literarische Spannung:
Ruhm und Schande
Macht und Ohnmacht
Armut und Reichtum
Gesundheit und Krankheit
Glück und Unglück
Liebe und Hass
Gewinn und Verlust
Jeder sammelt Erfahrungen in einem dieser Bereiche, von denen andere profitieren können.
Aber auch über das Leben in einer anderen Kultur, in fremden Welten oder außergewöhnlichen Umständen zu lesen, ist faszinierend für den, der das nicht kennt. Erste Anhaltspunkte für erzählenswerte Erfahrungen geben folgende Fragen:
Wer aus Ihrer Familie reiste viel?
Wer lebte eine Zeit lang auf einem anderen Kontinent?
Welche Zwangslagen erlebten einzelne Familienmitglieder?
Welche Phase Ihrer Vergangenheit hebt sich nachdrücklich vom Rest Ihres gesamten Lebens ab?
Das Bedürfnis, vergangene Lebensereignisse zu ordnen, dabei zu bewerten, was gut war und was nicht so gut war, taucht im Bewusstsein der Menschen regelmäßig auf. Meistens spüren Menschen diesen Wunsch, wenn Veränderungen anstehen oder Entscheidungen getroffen werden müssen. Dann hilft es, eine Rechnung aufzustellen und herauszuarbeiten, was noch abgegolten werden sollte, damit das Leben als ausgeglichen betrachtet werden kann. Es gibt kein Leben, das nur Erfolge verzeichnet oder Misserfolge aufweist.
Wenn Sie im Rückblick auf Ihre Vergangenheit Bilanz ziehen möchten, kommen Sie auch mit der Sinnfrage in Berührung:
Wofür leben Sie?
Was ist Ihnen wichtig?
Wonach streben Sie?
Aufbauend auf der individuellen Beantwortung, können Sie Ihre Familiengeschichte bilanzieren. Am Anfang kann die Frage stehen, welche Bedeutung Familie heute für Sie hat?
In welchen Bereichen erlebten Sie und Ihre Geschwister die Familie unterstützend und bereichernd, in welchen als herausfordernd oder einengend?
Welches Erbe (gewinnendes oder beschwerendes) hinterließen die Vorfahren auf familiärer Ebene, was Ihnen und Ihren Nachfahren zugutekommt oder aber was es noch aufzulösen gilt?
Was hielt die Familie zusammen, was trennte sie?
Wie stellte sich die Familie zu politischen und gesellschaftlichen Fragen, die Ihnen heute wichtig sind?
Menschen, deren Motiv es ist, die Familiengeschichte und das eigene Leben zu bilanzieren, schreiben in erster Linie für sich selbst. Ihr Ziel ist die Selbsterkenntnis. Sie entscheiden erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sie das Geschriebene mehrfach hinterfragt haben und das Manuskript eingehend bearbeitet wurde, ob das Geschriebene jemandem, und wenn ja wem, zugänglich gemacht werden soll.
Das Anliegen, sein Leben im Rückblick zu ordnen, wird umso stärker, je älter der Mensch wird. Er will erkennen, wie er zu dem geworden ist, wer er gegenwärtig ist. Er möchte seinen Frieden finden, mit dem, was ihm im Leben zuteilwurde und widerfahren ist.
In allen Lebensverläufen gibt es Ereignisse, die auch zig Jahre, nachdem sie geschehen sind, ein Kopfschütteln hervorrufen, die Frage nach dem »Warum« auslösen oder als schmerzhaft empfunden werden. Diese Vorkommnisse rücken zwar immer wieder vorübergehend in den Hintergrund, damit der Mensch in seinem Alltag bestehen kann, in ruhigen Stunden jedoch klopfen diese Erinnerungen wieder an. Dann hilft es, sich mit dem Vergangenen noch einmal auseinanderzusetzen. Wenn Sie beim Schreiben auf ungelöste Familienkonflikte stoßen, eröffnet sich ein Raum, Gespräche zu suchen, den Boden für eine Versöhnung vorzubereiten oder auch zwischen verschiedenen Familienangehörigen zu vermitteln, wenn Sie Hintergründe nachfragen und daraus gewonnene Informationen austauschen. Bei Bedarf können Sie sich auch professionell unterstützen lassen durch eine therapeutische oder seelsorgerische Fachkraft.
Ein Kursteilnehmer sagte einmal zu mir: »Wissen Sie … ich bin hier, weil ich die Gespenster, die nachts an meinem Bett stehen, loswerden möchte.« Im Verlauf des Kurses entspannte er sich zusehends, weil mit jeder Geschichte, die er über sein Leben aufgeschrieben hatte, mehr Distanz zur Vergangenheit entstand und es ihm möglich wurde, seinen Erinnerungen einen festgeschriebenen Raum auf dem Papier zu geben.
Belastende Familien- und Lebensgeschichten aufzuschreiben, kann helfen, sich mit einem Schmerz oder Schicksal auszusöhnen, Verwandten und Lebensbegleitern oder auch dem Leben als solchen zu vergeben. Indem Sie darüber schreiben, schaffen Sie Distanz zu dem Erlebten, können akzeptieren, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann. Das, was Sie beeinflussen können, ist die Perspektive auf das, was geschehen ist, und im Folgenden Ihre Einstellung zu dem Erlebnis.
Schreiben kann helfen, Erinnerungen, die sich wiederkehrend ungewollt ins Bewusstsein drängen, loszulassen, indem Sie sie schreibend verarbeiten. Je regelmäßiger Sie schreiben, desto einfacher wird es für Sie sein, alles zu notieren, was Ihnen im Kopf umhergeht. Wenn Sie sich zudem zunächst den Druck nehmen, dass andere das lesen könnten, und Sie sich darauf einlassen, erst mal nur für sich selbst zu schreiben, werden innere Zweifel und Vorbehalte Sie weniger blockieren.
Wenn Sie eine Reise vorhaben, werden Sie verschiedene Vorbereitungen treffen. Sie werden das Ziel aussuchen und eine Unterkunft buchen, den Weg dorthin planen, Sehenswürdigkeiten auswählen und so weiter. Über das Leben zu schreiben, bedeutet eine Zeitreise anzutreten, eine Reise in die Vergangenheit, in Ihre Vergangenheit. Sie werden verschiedene Phasen durchlaufen, eine spannender als die andere. Ihr Schreibvorhaben entwickelt und verändert sich und nimmt schließlich eine Form an, eine ganz eigene Form, einzigartig wie Ihr Leben und das Ihrer Familie selbst. Wenn Sie auf Ihre Familie zurückblicken und über sie schreiben, wenn Sie Lebensinhalte zusammentragen und Lebenslaufbahnen skizzieren, beeinflussen Sie Ihr Erinnerungsvermögen. Denn Ihnen werden beim Schreiben Ereignisse gegenwärtig werden, die Sie schon vergessen glaubten und Sie werden über Geschehnisse, die Sie beschreiben, an weitere Erinnerungen gelangen, die darunterliegen. Das heißt, das Schreiben über das Leben ist so lebendig wie das Leben selbst. Die meisten Etappen, die in den folgenden Abschnitten aufgeführt werden, werden Sie mehrmals durchlaufen:
Erinnern und sammeln:
Ihre familiengeschichtliche Expedition fängt mit einer allerersten Erinnerung
an. Im nächsten Schritt werden Sie weitere Erinnerungen wachrufen, vertiefen und alles sammeln, was bedeutungsvoll in Ihrem Leben ist. Dazu werden Sie sich zurücklehnen und in Ihrem Inneren nochmals erleben, was Ihr Leben ausmachte, in das Andenken an wichtige Lebensbegleiter eintauchen, Stationen und Entscheidungen überdenken und vielleicht auch über erste Vergangenheitssteine stolpern. Das alles, die angenehmen Tage und auch die schwierigen Situationen, sind Wegweiser auf Ihrem Erinnerungsweg. Manches wird Ihnen spontan in den Sinn kommen, anderes werden Sie nachfragen, bei Menschen, die Ihr Leben geteilt haben. Daten und Fakten werden Sie nachforschen und zusammentragen (blättern Sie in den Kapiteln 4 und 5, um einen Überblick zu erhalten, wie viele verschiedene Lebensinhalte in Ihren Erinnerungen verarbeitet werden können).
Durchleben, fühlen und nachdenken:
Sie werden lächeln, Sie werden nachträglich die Stirn runzeln, Sie werden staunen und dankbar sein, Sie werden Melancholie und Traurigkeit durchleben, mittendrin Freude empfinden und Zweifel spüren und vieles mehr. Die Lebensreise durchquert Täler, überwindet Anhöhen und Berge, verläuft im Sonnenschein und im Regen, es gibt Phasen voller Glück und auch Krisenzeiten, Ruhe und Bewegung. Alles gehört dazu. Wenn Sie die ersten Erinnerungsmomente durchlaufen haben, werden Sie auch nachdenklich werden, Geschehnisse im Nachhinein für sich verarbeiten, einordnen und manches auch loslassen wollen. Nicht alles muss in eine Familien- oder Lebensgeschichte hinein. Aus der Distanz zum Erlebten können Sie auswählen, was Sie festhalten und bewahren möchten, und auch was Sie vergessen oder für sich in Ihrem Inneren verwahren wollen.
Schreiben und strukturieren: Wenn es daran geht, die Geschichten schreibend zu erzählen, hilft eine klare Struktur. Ein Lebensverlauf entwickelt sich, diese Entwicklung gilt es aufzuzeigen und anhand von Beispielen wiederzugeben. Vielleicht haben Sie schon eine Chronologie von Ereignissen im Blick, die Sie auf jeden Fall abbilden möchten und mit ergänzenden Beschreibungen auffüllen wollen. Ebenso kann es sein, dass Sie häufig der Menschen gedenken, mit denen Sie Ihr Leben geteilt haben und die Ihnen besonders wichtig sind. Oder Sie haben Ihre Kindheit in einer anderen Region verlebt als Ihre Erwachsenenzeit, vielleicht haben Sie auch zeitweise in einem anderen Land gelebt. Menschen, Ereignisse und Orte sind Marksteine für eine grundlegende Struktur Ihrer Geschichte, die Sie mit weiteren Inhalten verdichten können.
Anfangs werden Sie das, was Sie erinnern, erst mal runterschreiben, am besten so, wie Sie es jemand erzählen würden. Andere Beschreibungen müssen Sie jedoch in Stichpunkten vorbereiten, Fotos oder Dokumente sichten, um das Erlebte genauer skizzieren zu können, Verwandte aufsuchen, um Einzelheiten nachzufragen. Manche Texte brauchen auch Zeit, um zu ruhen, damit Sie noch mal über alles nachdenken können. Andere Texte müssen mehrmals angegangen werden, weil sie im ersten Anlauf nicht gelingen wollen, da gegebenenfalls ein roter Faden fehlt oder es um etwas anderes ging, als Sie vordergründig erinnerten. Wichtig ist, dass Sie ins Schreiben kommen, auch dann, wenn manche Erinnerungen sich nicht gleich in einen fließenden Text formulieren lassen wollen.
Überarbeiten und in Form bringen:
Vergegenwärtigen Sie sich stets, dass auch berühmte Schriftsteller ihre Manuskripte mehrfach überarbeiten, bevor die Geschichte in eine endgültige Fassung übergeht. Zum Überarbeiten gehört neben einer korrekten Schreibweise, einem eigenen und lesbaren Stil auch, den Inhalt zu bearbeiten, zu ergänzen, wo wichtige Informationen fehlen, zu streichen, wo Wiederholungen vorkommen, Überschriften zu vereinheitlichen und vieles mehr. Wenn Sie aus Ihrer Geschichte ein Buch machen wollen, müssen Sie den Text in Buchseiten gestalten, Bilder einbauen, einen Buchumschlag entwerfen.
Veröffentlichen und lesen lassen:
Sie stehen jetzt noch am Anfang und haben nur eine leise Ahnung, wie es sich anfühlen könnte, wenn Sie Ihre Familiengeschichte fertig geschrieben, gedruckt als Buch in den Händen halten oder als E-Book formatiert auf dem Bildschirm sehen. Dieser Moment wird kommen, wenn Sie das Abenteuer Ihrer Erinnerungsreise schreibend abgeschlossen haben. Egal ob Sie nur für sich, für einige ausgewählte Menschen oder einen großen Verwandtenkreis geschrieben haben, der Augenblick, in dem das Werk fertig ist, ist ein sehr emotionaler. Ich freue mich immer sehr, wenn ein Buch gedruckt vor mir liegt und einen besonderen Platz in meinem Regal einnimmt. Sie werden sich freuen, wenn Sie es Ihren Lesern überreichen können und werden sicher sehr gespannt sein, welche Rückmeldungen Sie erhalten.
Vieles, was dazugehört, um einen guten Text zu schreiben, können Sie lernen. Stift und Papier sind die Grundausstattung, um jetzt mit dem Schreiben zu beginnen. Die Freude dieser Zunft, die sich einstellt, wenn Satz für Satz auf das anfangs noch leere Papier fließt, stellt sich unmittelbar ein. Die Neugier, zu erfahren, was alles an Erinnerungen in Ihnen steckt, was sich ausdrücken möchte, indem Sie Ihr Buch schreiben, feuert Ihr Schreiben weiter an. Schreiben birgt in sich eine ungeheure Kraft und Sie werden das sehr bald für sich spüren.
Neben dem handwerklichen Schreibwerkzeug erleichtern Ihnen eine Anzahl von Materialien den Schreiballtag – vom Computer bis zum Wörterbuch (was alles dazugehört, erfahren Sie in Kapitel 9). Sie werden Schritt für Schritt in die Welt des Schreibens eintauchen. Mit einem Schreibplan und verschiedenartigen Impulsen werden Sie sich regelmäßig Ihrem Schreibprojekt widmen und Tag für Tag gesellen sich neue Zeilen zu Ihrem Text, von Woche zu Woche wächst die Seitenzahl, Kapitel für Kapitel füllen Ihr künftiges Buch.
Lassen Sie sich überraschen, was alles in Ihnen steckt! In jedem Mensch steckt die Fähigkeit, sich auszudrücken und in jedem Mensch steckt auch ein Künstler. Wenn Sie Ihre Erinnerungen aufschreiben und zu einer Geschichte verarbeiten, sind Sie schöpferisch tätig. Sie erschaffen Ihre Lebensgeschichte auf dem Papier, damit andere sie lesen können.
Jedes Genre hat seine eigenen Merkmale. Als Autobiograf, Biograf oder Verfasser einer Familiengeschichte erzählen Sie etwas, was tatsächlich geschehen ist und somit werden Sie sich inhaltlich an die Wahrheit halten. Damit zählen autobiografische Bücher zu den Sachbüchern. Ob die Geschichte eines einzelnen Menschen erzählt wird oder die einer Familie im Mittelpunkt steht, spielt dabei keine Rolle. Sie erzählen nach bestem Wissen und Gewissen, was Sie erinnern, was Sie erlebt haben und für wichtig erachten und vor allem über etwas, worin Sie sich gut auskennen: Ihr Leben und das Ihrer Familie. Vielleicht denken Sie jetzt, das klingt aber trocken – ein Sachbuch … Ein bisschen literarisch darf es daher sein, ohne frei Erfundenes hinzudichten. Am ehesten trifft es daher, von einem erzählenden Sachbuch zu sprechen, das sich an die Wahrheit hält und gleichsam unterhaltsam zu lesen ist.
Damit das gelingt, können Sie sich einzelne literarische Elemente aus dem Romangenre leihen, um Ihre Geschichten spannend zu gestalten. Wählen können Sie zum Beispiel, aus welcher Perspektive Sie auf Vergangenes schauen, aus der eigenen emotional beteiligten Sicht oder distanzierter mit einem Blick von außen. Damit in der Vergangenheit bleibt, was in der Vergangenheit war, schreiben Sie hauptsächlich in der Vergangenheitsform. Spielformen, wie Sie für den Leser verständlich und doch außergewöhnlich die Erzählweise abwechseln können, werden Sie gern ausprobieren, wenn Sie sich eingeschrieben haben. An verschiedenen literarischen Mitteln – vom gekonnt formulierten Textanfang, der in die Geschichte hineinzieht, über Erzählformen, die den Text lebendig machen, bis hin zu Kniffen, die Spannung erzeugen – können Sie sich üben und Ihr Schreibvermögen mit jedem neuen Text verfeinern (Einzelheiten zu allen Mitteln finden Sie in Kapitel 11).
Das Leben ist vielschichtig. Das Erleben ebenso. Je nachdem aus welcher Perspektive Sie auf Ihr Leben schauen, verändern sich auch die An- und Einsichten, die sich Ihnen bieten. Es ist ein wenig so, als würden Sie aus Ihrem Lebenshaus heraus durch verschiedene Fenster auf die Welt blicken, sich durch verschiedene Türen in unterschiedliche Lebensbereiche begeben. Alles ist gleichsam vorhanden, aber nur das, auf das Sie sich in der jeweiligen Erzählung konzentrieren, wird für den Leser erfahrbar. Je mehr Erlebenswelten Sie in Ihre Beschreibungen miteinbeziehen, desto umfassender wird das Bild, das beim Leser entstehen kann – über Sie, über einen besonderen Menschen, über Ihre Familie.
Die verschiedenen Lebensalter bieten sehr unterschiedliche Stoffe, die Sie heranziehen können, um sich zu erinnern und darüber zu schreiben. Sie nehmen als Kind die Welt auf eine andere Weise wahr als ein erwachsener Mensch. In der Kindheit konzentriert sich alles auf das Familienleben, die Kernfamilie und die nähere Umgebung. Sie werden sich gern an die Spiele und die Plätze in Ihrer Kindheit erinnern. Als Jugendlicher nehmen die Gleichaltrigen eine wichtige Rolle ein – Freundschaften sind daher ein zentrales Thema in dieser Lebensphase und natürlich die Schule oder die erste Liebe.
Das Erwachsenenleben ist eine vielschichtige Lebensphase und Sie werden dankbar sein, wenn Sie anhand der Themenvorschläge die Jahre, die Sie auf mehreren Ebenen gleichzeitig forderten, in den Blick nehmen können. Als junger Erwachsener beginnen Sie auf eigenen Füßen zu stehen, Ihre eigene Welt zu gestalten, eine Familie zu gründen – Sie gehen Ihren Weg, treffen Entscheidungen. Viele Lebensbereiche entwickeln sich gleichzeitig und beeinflussen sich gegenseitig: Ausbildung, Beruf, Familienleben, soziales Miteinander, persönliche Interessen und vieles mehr. In den mittleren Erwachsenenjahren gewinnen Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung Einfluss auf die Lebensgestaltung und im Alter angelangt noch einmal neu die Frage, wer und was wirklich wichtig im Leben sind.
In der Familie leben Themen und Gepflogenheiten, die manchmal über Generationen hinweg das Leben der Familienmitglieder bestimmen, wie die wirtschaftliche Situation oder Berufsangehörigkeit. Ob ein Mensch auf dem Land aufwächst, die Familie seit Generationen als Bauern ihren Broterwerb verdient, wird das Leben anders beeinflussen, als wenn ein Mensch in der Stadt groß wird und zum Beispiel in der Nachfolge einer Beamtin in die Fußstapfen der Mutter eintritt. Konflikte zwischen Familienzweigen können sich über Generationen halten und das Zusammenleben prägen, ebenso der familieneigene Umgang mit außergewöhnlichen Ereignissen, die Pflege von Traditionen und an welcher Weltanschauung sich Ihre Familie orientiert.
Gefühle sind in jedem Lebensalter ein Zugang zu wichtigen Lebensthemen. Zum Beispiel ist die Liebe in jeder Hinsicht ein großes Thema, so groß, dass es die Welt des Einzelnen immer wieder aus den Angeln zu heben vermag. Blicken Sie daher auch auf dieses Gefühl in Ihrem Leben – von der kindlichen Liebe über die romantische Liebe bis hin zur Liebe zur Natur oder anderen wundervollen Facetten des weltlichen Daseins.
Über das Familienleben hinaus sind Sie integriert in das Weltgeschehen, in die Zeitgeschichte. Das, was in der Welt geschieht, prägt ganze Generationen in der Lebensgestaltung. Wie Ihre Familie den Krieg, die Nachkriegszeit erlebte, wie Hunger und Not den Lebensalltag bestimmten, welchen Einfluss das Wirtschaftswunder auf den finanziellen Wohlstand hatte und welche Möglichkeiten sich aufzeigten, das eigene Leben zu gestalten, ist ein bedeutsames Thema für Ihre Lebens- und Familiengeschichte.
Stellen Sie sich Ihre Erlebniswelten wie verschiedene Sphären vor, die Sie umgeben. Sie selbst sind der Kern. Ihr inneres Erleben, das, was Sie fühlen und denken, ist eine Erfahrungswelt, Ihre ganz persönliche Erlebniswelt. Nur Sie allein können in Ihr Inneres hineinblicken. Vielleicht gewähren Sie Menschen, die Ihnen nahestehen, hin und wieder einen Einblick in diese ganz vertrauliche Welt und vielleicht erhielten Sie hin und wieder einen Einblick in die Innenwelt von den Menschen, über die Sie schreiben möchten.
In einer Familiengeschichte können Sie die Einsichten in das Innere eines Menschen veranschaulichen, wenn Sie zum Beispiel Gespräche nacherzählen. Sie können einen Dialog zwischen Mutter und Vater wiedergeben, den Sie als Kind mitbekommen haben, in dem die Mutter über ihre Gefühle spricht oder der Vater erklärt, warum ihm etwas wichtig ist. Sie können auch Briefwechsel heranziehen, um nachzuvollziehen, welche Beweggründe die Menschen äußerten, um Verhalten oder Entscheidungen zu erklären.
Die innere Erfahrungswelt ist eingebettet in die schützende Lebenswelt der Kernfamilie. Im Erleben eines Familienalltags, im täglichen Teilen von Freud und Leid, wächst ein Familienwesen. Nicht alles, was in der Familie gesprochen oder zu Hause gelebt wird, wird nach außen getragen. Der Satz »Das bleibt in der Familie, darüber spricht man nicht«, ist sicher manch einem bekannt.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Ihre Geschichte in einem SatzDie Grundlegende erkennenDen Überblick erhaltenIn diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie in Ihrem Lebensstoff das erkennen, was die Geschichte zusammenhält, die Sie erzählen möchten. Wenn Sie eine Linie benennen können, an der sich der Lebensverlauf entlang entwickelt oder Ihre Darstellungen jeweils anknüpfen, gelingt es Ihnen leichter, auf den Punkt zu formulieren. Sie vermeiden dadurch auch, dass Sie beim Erzählen ausufern und vom Hölzchen zum Stöckchen kommen, was schon passieren kann, wenn Sie sich an Ihr langes Leben oder die vielen verschiedenen Angehörigen und Verbindungen Ihrer Familie erinnern. Auch Nebenlinien und Verflechtungen im Vorfeld oder während der Schreibarbeit herauszufiltern, hilft Ihnen, Ihre Erinnerungen übersichtlich und nachvollziehbar für den Leser zu verfassen.
Anhand von Begriffen, die aus der Drehbuchtheorie und dem fiktionalen Schreiben stammen, erhalten Sie einen Einblick, wie Sie Ihren Erzählstoff so zusammenfassen, dass Sie immer den Überblick behalten.
Bevor Sie beginnen, Ihre Geschichte aufzuschreiben, sollten Sie die Handlungslinie formulieren. Die Arbeit mit der Handlungslinie ist aus dem Filmgeschäft übernommen. Dort wird der englischsprachige Begriff Log Line verwendet. Er stammt aus der amerikanischen Filmindustrie und bezeichnet einen sehr kurzen Text, der benennt, worum es in einem Film geht: welche Handlung stattfindet und wer die Hauptfigur ist. Die Handlungsabfolge wird chronologisch dargestellt und auf einen Blick wird dem Leser ersichtlich, was das Thema des Filmes ist und in welchem Genre er spielt. In der Filmindustrie dient die Log Line dazu, schnell zu zeigen, wovon der Film handelt, und einen Produzenten für den Stoff zu finden.
Die Handlungslinie wird in der Gegenwartsform in einem Satz formuliert. Sie erzählt der Reihe nach und in aller Kürze, worum es geht. Die Handlungslinie hilft Ihnen, den roten Faden in Ihrem Leben oder ein Thema zu benennen, um das sich alle Familiengeschichten bewegen können. Ihre Handlungslinie ist die Perlenschnur, mit der Sie alle einzelnen Geschichten zu einer Lebenskette verknüpfen können.
Eine Handlungslinie auszuarbeiten, die Ihr autobiografisches Schreibprojekt zusammenfasst, hilft Ihnen, sich zu fokussieren. Anders als beim Erfinden von fiktiven Geschichten, egal ob Film oder Buch, wo die Handlung und der Held erfunden werden müssen, greifen Sie beim Schreiben auf Ihre Erinnerungen zurück. Das heißt, die Handlung und die Hauptperson(en) sind bekannt. Ihre Aufgabe ist es, die wesentlichen Inhalte auszuwählen und sie so aufs Papier zu bringen, dass der Leser versteht, worum es geht.
Wenn Sie in der Lage sind, in einem Satz auszudrücken, wovon speziell Ihre Geschichte handelt, fällt es Ihnen leichter, auszuwählen, welche einzelnen Erlebnisse Sie aufschreiben sollten, um diese Aussage zu untermauern. Auch Ihr Unterbewusstsein wird Ihnen zur Hilfe kommen, indem es Sie mit den zur Handlungslinie passenden Erinnerungen versorgt.
Hier ein Beispiel für eine Handlungslinie:
Ein Mädchen wächst in einer Großfamilie auf, kümmert sich ihr ganzes Leben um andere ihr nahestehende Menschen und wird als Erwachsene Heilpraktikerin.
Zu den Lebensereignissen, die später detailliert erzählt werden, gehören unter anderem:
die erste Erinnerung, als sie als Kind
auf ihre Geschwister aufpasst
der Moment, als sie zugunsten ihrer jüngeren, damals fünfjährigen Schwester darauf verzichtet, die höhere Schule zu besuchen
die Phase, als sie sich als Erwachsene entscheidet, ihren Wunschberuf zu erlernen und so weiter
Vielleicht ahnen Sie, welche Schwierigkeiten dieses Mädchen in ihrer Jugend hatte, sich selbst zu finden und welche Fallstricke sich daraus für sie im Erwachsenenleben entwickelten.
Das Gleiche gilt, wenn Sie über die Familie schreiben und da vermutlich umso mehr. Warum? Weil es weitaus mehr Begebenheiten gibt, über die Sie schreiben könnten, da es um das Leben von mehreren Menschen geht. Je nachdem, wo Sie hinschauen, gehen andere Türen auf. Hinter jeder Tür wohnen andere Menschen und damit auch neue Geschichten. Es wird Sie im Schreibprozess unterstützen, wenn Sie ein Hauptthema ausmachen, unter dem Sie die Familiengeschichten behandeln.
Schauen Sie sich in der Weltliteratur um. Hier gibt es zahlreiche Vorlagen für meisterhaft erzählte Familiengeschichten, allen voran die vom Aufstieg und Fall einer Lübecker Kaufmannsfamilie, die Thomas Mann in Die Buddenbrocks verarbeitete.
Sie werden sehen, dass es Ihnen Spaß macht, wenn Sie aus der Distanz auf Ihr Leben oder das Ihrer Familie schauen, um es in einem Satz zusammenzufassen. So als würden Sie über einen Film oder einen Roman sprechen.
Sie können das Schreiben nutzen, um nachzudenken. Nicht immer müssen die Sätze, die Sie notieren, gleich so weit ausgereift sein, dass sie in Ihr Manuskript Einzug halten. Gerade wenn Sie noch am Anfang stehen, hilft es Ihnen, wenn Sie Ihre Gedanken entwickeln, während Sie schreiben. Die folgende Anleitung zeigt Ihnen, wie Sie in fünf Schritten zu Ihrer Handlungslinie gelangen.
Sie brauchen Papier, einen Schreibstift und einen Farbstift oder Marker.
Freies Schreibdenken
Um zu Ihrer Handlungslinie zu gelangen, schreiben Sie zunächst auf einer Seite auf, am besten handschriftlich, was Ihnen prompt einfällt, sobald Sie mit einem der beiden Sätze begonnen haben:
»Meine Lebensgeschichte handelt von …«»Die Geschichte meiner Familie handelt von …«Achten Sie beim Schreiben nicht darauf, ob die Sätze gut ausformuliert sind, Sie können sogar ohne Punkt und Komma schreiben oder auch nur Stichpunkte auflisten. Hauptsache, Sie notieren, welche Gedanken Ihnen in den Sinn kommen, wenn Sie die Worte schreiben »Meine Geschichte handelt von …«. Begrenzen Sie sich nicht auf eine Seite, wenn Sie flüssig und ohne nachzudenken mehr als eine Seite füllen können. Sobald der Gedankenstrom versiegt, wiederholen Sie noch ein- oder zweimal den Satzanfang »Meine Geschichte …« und notieren Sie alles, was Ihnen noch einfällt.
Auswählen
Dann überfliegen Sie Ihren Text. Markieren Sie mit einem roten Stift, alle Wörter, die Ihnen ins Auge springen. Schreiben Sie diese Wörter unter Ihren Text und zu jedem Wort, warum Sie es ausgewählt haben. Nun sollte Ihnen schon klarer sein, worum es in Ihrer Geschichte gehen wird.
Nachdenken
Untersuchen Sie nun Ihre Notizen daraufhin, ob sie Antworten auf folgende drei Fragen geben:
Um wen geht es in der Geschichte und was wollte dieser in seinem Leben erreichen?Was unterstützte ihn, was hinderte ihn darin, sein Leben zu leben und seine Ziele zu erreichen?Was ist das Einzigartige an diesem Leben und worin unterscheidet sich dieses Leben von dem Leben anderer?Ergänzen
Ergänzen Sie Ihre Notizen um die Aspekte, die Sie bisher noch nicht berücksichtigt haben. Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass Sie nicht alle Fragen eindeutig beantworten können. Das macht nichts. Vertrauen Sie Ihrem Unterbewusstsein, dass es Ihnen die Antworten noch liefert, die Sie brauchen, um Ihr Schreibprojekt zu starten.
Zusammenfassen