Farbgestaltung Fotografie - Albrecht Rissler - E-Book

Farbgestaltung Fotografie E-Book

Albrecht Rissler

0,0

Beschreibung

DIESES BUCH regt dazu an, die Wahrnehmung von Farbwirkungen zu schärfen und Farbe gezielt für die Bildgestaltung zu nutzen. Fotografen finden in diesem Buch Anregungen und Bildbeispiele für den bewussten Einsatz von Farbe als Gestaltungselement. Als Farbmodell dient das neunteilige Farbdreieck, das gegenüber dem bekannten Farbenkreis einen entscheidenden Vorteil hat: Es beinhaltet Mischfarben – in diesem Buch Tertiärfarben genannt – die in weit größerem Maß als die gesättigten Farben die Umwelt prägen. Diese sind zudem an der Attraktivität von Farbfotos mit ihren feinen Nuancen und Harmonien, auch in der Verbindung mit reineren Farben, entscheidend beteiligt. Neben dem Aspekt der Farbe wird in jedem der gezeigten Beispiele deutlich, wie stark die Bildwirkung auch von der formalen Gestaltung beeinflusst wird. Albrecht Rissler hat zwei Begabungen, die er ein Leben lang gepflegt hat: Zeichnen und Fotografieren. Bildgestaltung rückte somit selbstverständlich ins Zentrum seiner eigenen Arbeiten. Von Bedeutung war sie auch in der Funktion als Lehrer in künstlerischen Fächern, – zuletzt als Professor für Zeichnen und Illustration an der Hochschule für Applied Sciences in Mainz. Auch in seinen zahlreichen Büchern ist die Bildgestaltung ein zentrales Thema.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 53

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für Leo und Justus

Hinweis zum Foto auf dem Einband: Es entstand nachts auf einer Hotelterrasse auf der Insel Procida mit Blick auf den Golf von Neapel. Es ist eine Langzeitaufnahme, kurz vor der Morgendämmerung. Das gelbe Licht stammt von Lampen einer Straßenbeleuchtung. · ar

Albrecht Rissler

FarbgestaltungFotografie

INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1

Zu diesem Buch

Der sechsteilige Farbenkreis

Das neunteilige Farbdreieck

Teil 2

Beispiele

Dank und Bildnachweis

Anstelle einer Vita

Straßenecke Havanna, Kuba · gr

Venedig · ar

Bildbetrachtung · ar

ZU DIESEM BUCH

FOTOGRAFINNEN UND FOTOGRAFEN sind aufmerksame Beobachter ihrer Umwelt und stets auf der Lauer nach einem bildwerten Motiv. Was lenkt ihre Aufmerksamkeit? Was ist ihnen ein Foto wert? Wie kommt man zu dem besonderen Bild, das aus der Masse farbiger Bildwelten heraussticht? Wer nach einer Fototour und Hunderten aufgenommener Bilder feststellen muss, dass nur ein einziges wirklich brauchbares dabei ist, kennt dieses Problem.

Viele FotokünstlerInnen sehen in der Schwarz-Weiß-Fotografie eine Alternative. Tatsächlich kommen viele Aufnahmen gut ohne Farben aus. Das funktioniert in der Regel, wenn primär formale oder narrative Aspekte das Motiv bestimmen. Schwarz-Weiß-Aufnahmen genügen jedoch diesem Anspruch nicht, wenn Farbe das bildbestimmende Element ist. Aber auch sie alleine macht noch kein gutes Bild aus! Möchte man Farbe attraktiv – auch formal – ins Bild setzen, muss man die Wirkung von Farben kennen. Wie aus diesem Wissen allmählich intuitives fotografisches Handeln werden kann, möchte ich in diesem Buch beschreiben. Es ist eine Anleitung zum aufmerksameren Sehen und Beachten von Farben und ihren Wirkungen in der Fotografie.

Blätterteppich · ar

Zimmerflucht im Goethehaus, Weimar · wd

GRUNDSÄTZLICHES Es gibt – stark vereinfacht – zwei theoretische Ansätze zum Farbensehen, die sich offenbar schwer vereinbaren lassen. Der eine basiert auf physikalisch-mathematischen Forschungen, während der andere mit anschaulichen, rein ästhetischen oder gar mit metaphysischen Argumenten operiert. 1704 veröffentlichte Isaac Newton eine optische Theorie des Lichts. Sein Nachweis, dass sich weißes Licht im Prisma in Spektralfarben zerlegt – der auch das Phänomen Regenbogen erklärt – forderte ein Jahrhundert später Johann Wolfgang von Goethe zu einem polemischen Widerspruch heraus. Dies führte schließlich zu der berühmten 1000-seitigen Farbenlehre des Weimarer Dichterfürsten. Sein Hauptwerk, wie er es sah.

Mit Goethes aus vielerlei Experimenten und Beobachtungen erwachsenen Thesen zur Polarität und Entstehung der Farben aus Hell und Dunkel setzten sich bald viele Maler auseinander. Philipp Otto Runge zum Beispiel, der 1810 mit der Veröffentlichung seiner »Farben-Kugel« einen eigenen, wichtigen Beitrag leistete. Teile von Goethes »Farbenlehre« interessierten auch den englischen Maler William Turner. Komplementäre Farbpaare bestimmen auch Vincent van Goghs Bilder und die des Pointillisten Georges Seurat. Wie Goethe sah auch der Maler und Farbtheoretiker Adolf Hölzel das Auge als maßgeblich für die Beurteilung der Farben an. Dieser Ansatz ist mir sehr sympathisch, weil die Betrachtung von Farbfotografien und von anderen Werken der Bildenden Kunst vor allem ein Akt der Anschauung ist.

Albrecht Rissler im Oktober 2018

Rheinebene mit dem Kernkraftwerk Philippsburg · ar

Frachtschiff auf dem Neckar · ar

FARBENKREIS

ERST EINMAL RUND Die Entstehung komplementärer Farbenpaare ist grundsätzlich auf zwei Arten vorstellbar. Zunächst die physikalische Variante: Licht, das ein Prisma durchdringt, zerlegt sich in die Spektralfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Wird eine Farbe davon aus dem regenbogenfarbenen Band ausgeblendet, z. B. Grün, und werden die übrigen Farben in einer Linse gesammelt, entsteht die Farbe Rot – das Komplementär zu Grün. So geschieht es mit der isolierten Farbe Blau, die den Partner Orange bekommt und mit Violett, wenn Gelb isoliert wird.

Die andere Variante ist, die Sache physiologisch zu betrachten. Ein anschaulicher Test kann helfen: Schaut man eine Zeitlang auf ein rotes Feld und schließt danach die Augen, so entsteht ein grünes Nachbild, also die Mischung aus Blau und Gelb, den beiden anderen primären Farben. Bei Blau erscheint das komplementäre Orange, bei Gelb der Farbton Violett.

Stellt man diese Beobachtungen in einem bildhaften Modell dar, entsteht ein sechsteiliger Farbenkreis. Jeder Primärfarbe (Gelb, Rot, Blau) liegt eine Sekundärfarbe (Violett, Grün, Orange) als Komplementärfarbe gegenüber – die Mischung zweier angrenzender Farben. Aber dem Farbenkreis fehlt dennoch etwas …

Fassade Museum Brandhorst, München · ar

Maler in Cefalù, Sizilien · ar

CYAN ODER BLAU – MAGENTA ODER ROT? »Die Farbe ist das Complicierteste«, sagte der Maler, Farbforscher und Kunstpädagoge Adolf Hölzel. Recht hatte er. Die Anzahl der Farbmodelle und Farbtheorien ist unüberschaubar.

Diesem Buch lege ich eine Variante des weit verbreiteten Farbdreiecks des Kunstmalers und Farbtheoretikers Johannes Itten zugrunde. Dass er dies als Maler, ehemaliger Schüler Hölzels und späterer Bauhauslehrer in Weimar (1919 bis 1923) durch die Mischung von Mal- bzw. Pigmentfarben entwickelt hat, ist naheliegend.

Die rote Tischdecke · ws

Farben im Dreieck

Campo della Salute, Venedig · ar

Rembrandts Farbtöpfe, Rembrandthuis, Amsterdam · ar

DAS NEUNTEILIGE FARBDREIECK

MEHRWERT Im Gegensatz zum sechsteiligen Farbenkreis, der nur aus Primärfarben und Sekundärfarben besteht, hat das neunteilige Farbdreieck den Vorzug, dass es mit drei zusätzlichen Farbtönen (rechts unten) viel nuancierter beschreiben kann, was die Fotografie abbildet.

Diese drei Farben, die ich im Folgenden als Tertiärfarben bezeichne, entstehen durch die Mischung aus je einer Primärfarbe und den beiden angrenzenden Sekundärfarben. So wird aus Gelb, Orange und Grün ein Mischton mit starkem Gelbanteil, der aber durch den Blauanteil im beteiligten Grün »verunreinigt« wird. Dieser Mischton ist eine Art Vorstufe von Grau, das ein Maler erhält, wenn er alle Primär- und Sekundärfarben in einen Topf wirft.

Deshalb ist es praktisch, den ockerfarbenen Ton als Graugelb zu bezeichnen. Es ist ein Farbton, den man sich in unendlich vielen Variationen vorstellen kann. Analog dazu bezeichne ich die beiden anderen Tertiärfarben als Graurot und Graublau. Sie sind hier stellvertretend als Basistöne vorgestellt, wie sie in zahlreichen Abstufungen in der Umwelt vorkommen.

Mitternacht in Venedig · ar