FAST FORWARD - Alice Schmidt - E-Book

FAST FORWARD E-Book

Alice Schmidt

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Beschreibung

KI – Fluch oder Segen? Was macht Künstliche Intelligenz mit unserer Gesellschaft? Wie können wir KI nutzen, um unsere Zukunft zu gestalten? Welche Risiken birgt KI wirklich? In „FAST FORWARD“ präsentieren renommierte Expert:innen zentrale Risikobereiche und Chancen, die sich durch die KI-Revolution für Bildung, Arbeit, Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit ergeben. Damit beantwortet das Buch wichtige Fragen, die wir uns seit der rasanten Verbreitung von ChatGPT & Co., immer häufiger stellen. Anhand von aktuellen Beispielen verdeutlichen die Autor:innen eindrucksvoll die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen KI. Der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Zukunft liegt in einer ganzheitlichen Betrachtung der Herausforderungen und Chancen unserer Zeit. • Potential von KI in den Bereichen Arbeit, Bildung, Gesundheit, bis hin zu Klima- und Artenschutz • Verblüffende Fakten und aktuelle Beispiele • Verständlich und übersichtlich, inkl. Vorschläge zur Umsetzung • Ganzheitliche Betrachtung ohne schwarz-weiß Denken

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Alice SchmidtClaudia WinklerFlorian SchützJeroen Dobbelaere

FAST FORWARD

Englische Originalausgabe, 2023

FAST FORWARD

How to harness the power of AI für societal progress and a sustainable future

ISBN 9798399366159

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright © 2024 maudrich Verlag

Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Austria

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.

Das Buchcover wurde mit Hilfe modernster KI-Technologien erstellt. Die generative KI-Software Midjourney wurde eingesetzt, um die visuellen Komponenten für das Buchcover zu erzeugen. removebg wurde verwendet, um die generierten Bildelemente von ihren Hintergründen zu trennen. PixelBin, das Bilder optimiert und skaliert, indem es Details schärft und Artefakte minimiert, wurde verwendet, um die generierten Bildelemente zu vergrößern.

Lektorat: Mag. Katharina Schindl, Wien

Umschlaggestaltung, Typografie und Satz: Florian Spielauer, Wien Druck: Finidr, Tschechien

ISBN 978-3-99002-170-5 (Print)

ISBN 978-3-99111-855-8 (E-Pub)

Unseren Kindern Arthur, Carla, Juno und Luis wünschen wir, dass sie in eine Welt hineinwachsen, in der KI regeneratives und inklusives Wirtschaften fördert und dazu beiträgt, Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden für alle im Einklang mit den planetaren Grenzen zu erreichen.

VORWORT

Spätestens als Ende 2022 der Hype um ChatGPT losbrach und KI plötzlich in aller Munde war, wurde uns klar, dass wir die Entwicklung dieser Technologie nicht ausschließlich Tech-Expert:innen überlassen dürfen. Wir erkannten, dass sich Expert:innen aus allen wesentlichen Bereichen mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Daher haben wir, die neben KI so unterschiedliche Bereiche wie soziale Innovation, nachhaltige Entwicklung, Bildung, Naturwissenschaft, Klimaaktivismus und Kunst abdecken, begonnen, uns intensiv mit den Chancen und Risiken von KI auf den gesellschaftlichen Wandel und die nachhaltige Transformation zu beschäftigen. Daraus ist dieses Buch entstanden, von dem wir hoffen, dass es dazu beiträgt, besseres interdisziplinäres Verständnis für das Thema zu schaffen und einen positiven Wandel herbeizuführen.

In Kapitel 1 dieses Buches befassen wir uns mit der Beziehung zwischen KI und Nachhaltigkeit und untersuchen, warum diese beiden Themen nicht isoliert betrachtet werden dürfen. In Kapitel 2 erörtern wir die Grundlagen von KI, einschließlich einiger wichtiger Risiken und Herausforderungen. Ab Kapitel 3 gehen wir ins Detail und diskutieren die Beziehung zwischen KI und sozialen Fragen. Hier erklären wir zum Beispiel, wie sich der Verlust eines Beins sogar als Vorteil erweisen könnte. Kapitel 4 befasst sich mit der Arbeitswelt und fordert uns auf, neue Denkansätze für die Arbeit zu entwickeln. Kapitel 5 befasst sich mit dem Einsatz von KI in den Bereichen Bildung und Wissenschaft. Hier wird zum Beispiel erläutert, wie Lehrende in einigen chinesischen Schulen bereits die Gehirnsignale ihrer Schüler:innen überwachen. Der ökologische Fußabdruck von KI wird in Kapitel 6 erörtert, ebenso wie die vielen Möglichkeiten, KI für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen einzusetzen. Wir erklären zum Beispiel, wie KI dazu beitragen kann, das „Messproblem“ der Natur zu lösen. In den Kapiteln 7und8 begeben wir uns auf eine andere Ebene und erklären die KI-Ethik und die Grundsätze einer verantwortungsvollen KI, bevor wir uns den Schattenseiten von KI zuwenden, z. B. ihrer Verwendung für Fehlinformationen, Wahlmanipulation, staatliche Überwachung, Cyberkriminalität, Kriegsführung und anderen Machtmissbrauch. Wir beschäftigen uns damit, wie KI schwule Männer erkennen kann, und erzählen die Geschichte eines Vorfalls, bei dem Menschen aufgefordert wurden, den Holocaust mit einem Cheeseburger zu „feiern“. In Kapitel 9 stellen wir einige unserer Schlussfolgerungen vor, zeigen einen Weg in die Zukunft auf und geben Empfehlungen für Leser:innen, die sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchten. Ein AI-Glossar befindet sich am Ende des Buches.

Wir stehen heute vielleicht vor einem Wendepunkt, der so wichtig ist wie die Industrielle Revolution, eine Zeit, in der die Welt durch den Aufstieg der Maschinen für immer verändert wurde. Für die Menschen damals und die nachfolgenden Generationen war dies eine Zeit großer Unsicherheit und tiefgreifender Veränderungen. Das Gleiche gilt auch heute. Es geht also nicht um die Frage, ob wir uns mit KI beschäftigen sollten oder nicht, sondern vielmehr darum, wie schnell wir den Wandel akzeptieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Wenn wir jetzt nicht klug handeln und die Entwicklung und Umsetzung dieser Technologie nicht aktiv gestalten, riskieren wir eine Zukunft, in der sie missbraucht wird, was zu Folgen wie der Verdrängung von Arbeitsplätzen, der Verletzung der Privatsphäre, der Beschleunigung des Klimawandels und dem Verlust der biologischen Vielfalt sowie zu noch größerer sozialer Ungleichheit führen kann.

Der Weg in eine wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltige Zukunft ist voller Magie, aber auch voller Stolpersteine und Herausforderungen. Es ist eine Reise, die wir ohne Verzögerung antreten müssen.

Wir wollten ein Buch schaffen, das nicht nur informativ, sondern auch verständlich und für jeden zugänglich ist. Deshalb basiert dieses Buch nicht nur auf Fakten und Forschung, sondern auch auf unseren persönlichen Erfahrungen und Emotionen.

Wir sind daher stolz darauf, Ihnen heute „Fast Forward. Die KI-Revolution: Chancen und Risiken“ vorstellen zu können. Ganz gleich, ob Sie eine Führungskraft in der Wirtschaft oder eine politische Entscheidungsträgerin sind, oder einfach jemand, der neugierig auf die Zukunft ist – dieses Buch ist für Sie. Vielleicht sind Sie ein Technikexperte, der bisher wenig Zeit hatte, über Nachhaltigkeit nachzudenken, oder eine Expertin für soziale Entwicklung und Nachhaltigkeit, die sich in der Welt der Technik eher fremd fühlt. Vielleicht sind Sie aber auch ein Elternteil oder ein besorgter Bürger, der einfach das Gefühl hat, dass er sich auf den neuesten Stand bringen muss.

Unser Ziel ist es, Sie mit Wissen und Inspiration auszustatten, um die Zukunft von KI aktiv zu gestalten und Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden für alle zu verbessern. Wir laden Sie ein, uns auf dieser Reise zu begleiten und zu entdecken, wie wir die Macht von KI nutzen können, um eine bessere Zukunft zu schaffen!

Wien, im Dezember 2023

Alice SchmidtClaudia WinklerFlorian SchützJeroen Dobbelaere

INHALT

Vorwort

Kapitel 1:

KI – Freund oder Feind?

Sind Sie bereit für The Line?

Von der Nische zum Mainstream

Im Panikmodus

Technologie als Teil des Nachhaltigkeitspuzzles

Auswirkungen von KI auf Arbeit, Soziales, Bildung und Umwelt

So geht’s weiter

Kapitel 2:

Hintergrund, Grundlagen und Blade Runner

Das Geheimnis lüften – die Grundlagen von KI verstehen

KI in Aktion

Wie Tech-Titanen KI bereits nutzen

KI-Entwicklungen weltweit

Der Turing-Test, ChatGPT, AGI und die Singularität

Die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Dringlichkeit

Blade Runner – das pessimistische Szenario

Das optimistische Szenario

So geht’s weiter

Kapitel 3:

Ein Wundermittel für soziale Gerechtigkeit?

Die Anfänge der Chatbots

KI im Gesundheitsbereich

Wenn KI Kinder in Pflegefamilien unterbringt

Das Leben von Menschen mit Behinderung verbessern

Wird Behinderung abgeschafft?

KI im globalen Süden

Digital Divide

Ich würde erröten, wenn ich könnte

Unerwünschte Nebenwirkungen in der Wertschöpfungskette

Das schmutzige Geheimnis von KI

So geht’s weiter

Kapitel 4:

Die Zukunft der Arbeit

Werden Maschinen unsere Arbeitsplätze übernehmen?

Nicht Mensch ODER Computer, sondern Mensch UND Computer

Wie verändert sich die Art und Weise, wie wir arbeiten?

Der Automatisierungscluster

Der Augmentationscluster

Ein kleiner Ausflug in die Kreativität

Der Kreationscluster

Was geschieht mit der Gesellschaft im weiteren Sinne?

So geht’s weiter

Kapitel 5:

Too cool for school – KI in Bildung und Wissenschaft

Wenn ChatGPT Hausübungen schreibt

Unterricht mit VR-Brille

Entspannung für Lehrende?

Sind Sprachkenntnisse bald obsolet?

Orwell in der Schule

Nach den Sternen greifen

Science oder Science-Fiction?

Fächerübergreifende KI

Chancen und Fallen von KI in der Wissenschaft

So geht’s weiter

Kapitel 6:

Do look up – die komplizierte Beziehung von KI zur Umwelt

Das Effizienzparadoxon

KI und ihr ökologischer Fußabdruck

Auf Life-Cycle-Analyse setzen

KI und Klimawandel

Wie KI Ökosysteme schützen kann

Einen Schritt voraus: KI und Renaturierung

Energie durch KI

Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft

KI für politisches Erwachen?

So geht’s weiter

Kapitel 7:

Ethik und Verantwortung

Deus ex machina

Wahrheit, Objektivität und Perspektive

Prüfen, und zwar doppelt und dreifach

Bias und falsche Anreize

Wenn KI Fake News generiert

Open Source, Transparenz und Datenschutz

Wer ist verantwortlich?

Erlaubt oder nicht erlaubt?

Grenzenlose Autonomie?

Wenn KI KI baut

So geht’s weiter

Kapitel 8:

Politik, Power und Peace

KI und Cyberkriminalität

Die Fake-News-Industrie von KI

Wie man Wahlen manipuliert

Militärtechnologie und wachsende Polarisierung

Wo militärische Macht auf Big Tech trifft

Die Zukunft von Verteidigung und Angriff

Die dunkle Seite von Big Tech

KI wie ein Medikament behandeln

Regulierung ist möglich: Das KI-Gesetz der EU

So geht’s weiter

Kapitel 9:

Auf in die Zukunft

Alles ist möglich

KI-Vorteile schaffen und messen

Das große Ganze sehen

Zusammenarbeit, Inklusion und Vielfalt

Digitaler Humanismus: der Mensch im Mittelpunkt

Langsame KI? Regulierung eine Chance geben

Die Zukunft positiv gestalten

Begriffserklärungen

Stichwortverzeichnis

Danksagung

Über die Autor:innen

Quellenverweise

KAPITEL 1:

KI – FREUND ODER FEIND?

Fragen Sie nicht, ob künstliche Intelligenz gut oder gerecht ist, sondern wie sie Macht verlagert.

Pratusyha Kalluri, Informatikerin an der Stanford University1

Sind Sie bereit für The Line?

Haben Sie schon von The Line gehört, dem neuesten Giga-Projekt Saudi-Arabiens? Diese KI-gesteuerte „vertikale Stadt“, die gerade in der Wüste entsteht, soll das Konzept der Stadtentwicklung neu definieren und unsere Vorstellung von den Städten der Zukunft verändern. Die Stadt ist als schmale „Linie“ mit einer Länge von 170 Kilometern und einer Breite von nur 200 Metern geplant, die auf beiden Seiten mit Spiegeln bedeckt ist. Von außen sollen die Spiegel dafür sorgen, dass die Stadt mit ihrer malerischen natürlichen Umgebung verschmilzt. Die Spiegel sollen auch die Wärme reflektieren und so die Temperaturen im Inneren senken. Im Inneren ist The Line als „vertikale Stadt“ konzipiert, die auf mehreren Ebenen gebaut wird und viel Platz für Grünflächen lässt. Die Entwickler:innen betonen den minimalen Platzbedarf und die geringen Auswirkungen auf das umliegende Ökosystem. Sie haben große Ambitionen und vermarkten das Projekt als „zivilisatorische Revolution, die den Menschen an die erste Stelle setzt und ein noch nie dagewesenes urbanes Lebensgefühl bietet, während die umgebende Natur erhalten bleibt“.2 Den Hochglanzbroschüren zufolge wird es ein Ort sein, an dem„die Menschheit voranschreitet, ohne die Gesundheit des Planeten zu gefährden“.3 Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es auch noch Pläne für im Dunkeln leuchtende Strände und Skipisten in der Nähe sowie für einen künstlichen Mond, Roboter-Butler und fliegende Taxis.4

Aber Moment mal. Wie nachhaltig kann ein gigantisches Bauprojekt in der Wüste eigentlich sein? Und selbst wenn der ökologische Fußabdruck so gering wie möglich ausfällt: Wird The Line auch anderen Menschen als den wohlhabenden Eliten zugutekommen? Wie steht es um die Wahrung der Menschenrechte der Arbeitskräfte in einem Land, das nicht gerade dafür bekannt ist, ideale Arbeitsbedingungen für Wanderarbeiter zu bieten?5 Und wie steht es um die Aussichten von The Line auf Demokratie? Immerhin befindet sie sich innerhalb der NEOM, einer Sonderwirtschaftszone, die „völlig außerhalb der Grenzen des derzeitigen saudischen Rechtssystems existieren und von einem autonomen Rechtssystem geregelt werden soll, das von Investoren ausgearbeitet wird“.6

Einige der Ideen, die hinter The Line stehen – und die die fantasievollen Visionen der superreichen arabischen Anführer zum Ausdruck bringen – sind sehr überzeugend. Die grundlegende Nachhaltigkeitsprämisse lautet, dass Städte verdichtet werden müssen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. The Line verfolgt die Vision einer auto- und CO2-freien Stadt für 9 Millionen Einwohner:innen. Sie sollen ihre täglichen Bedürfnisse innerhalb von nur fünf Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen können. Ein Hochgeschwindigkeitszug soll eine Verbindung vom einen Ende der Stadt zum anderen in nur 20 Minuten bieten. Die Entwickler:innen versprechen, dass The Line frei von Umweltverschmutzung und geschützt vor Wüstenwinden sein wird. Sie soll angenehme Temperaturen bieten und über zahlreiche KI-gesteuerte Dienste verfügen, die die Lebensqualität der Bewohner:innen verbessern. Anders als in herkömmlichen Städten würden Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen Vorrang vor Verkehrs- und Infrastrukturfragen haben, heißt es. Die Entwickler:innen versprechen außerdem, dass The Line zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben wird und dass 95 % der Natur in der Umgebung unberührt bleiben.

The Line ist zwar eine faszinierende Idee und die Entwürfe sind beeindruckend, aber der Bau hat gerade erst begonnen. Es gibt viele Gründe, dem Projekt skeptisch gegenüberzustehen, angefangen von ungelösten Fragen der Umwelt und der sozialen Gerechtigkeit bis hin zu Bedenken zu Überwachung und Regierung im weiteren Sinne. In vielerlei Hinsicht veranschaulicht die ungewisse Zukunft des Projekts wichtige Punkte, die in diesem Buch über KI thematisiert werden sollen. Wie die KI-Revolution im Allgemeinen ist auch The Line visionär und von fantasievollen Ideen einer nachhaltigen, von KI unterstützten Zukunft inspiriert. KI hat bei der Konzeption des Projekts eine große Rolle gespielt und das wird sie auch in Zukunft beim Bau und Betrieb. Wir brauchen große Ideen wie The Line, um die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir auf diesem Planeten leben, arbeiten und reisen. Das Design von The Line zeigt das Potenzial von KI, uns dabei zu helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und angesichts rauer klimatischer Bedingungen widerstandsfähig zu sein. KI kann uns auch dabei helfen, Menschen auf eine nie dagewesene Art und Weise einzubeziehen und zu verbinden.

Großes Denken allein reicht jedoch nicht aus, und gute Absichten führen nicht immer zu guten Ergebnissen. Wir dürfen keine ausgefallenen KI-Modelle oder andere digitale Werkzeuge einsetzen, nur weil sie verfügbar oder „cool“ sind. Wir müssen große Ambitionen mit einem klaren Bekenntnis zur Maximierung von Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden für alle verbinden. Dies wird nur gelingen, wenn wir Expert:innen auf dem Gebiet der nachhaltigen Transformation, der sozialen Inklusion und des Impact Measurement einbeziehen. Darüber hinaus müssen wir die Ergebnisse messen und überwachen – sowohl die beabsichtigten als auch die unbeabsichtigten – und eine nachhaltige Entwicklung anstreben, anstatt innovative Technologien um ihrer selbst willen einzusetzen oder weil sie Gewinne und Macht bringen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Schaffung eines Staates, der „so konzipiert, aufgebaut und unabhängig verwaltet wird, dass er frei von veralteten wirtschaftlichen und ökologischen Infrastrukturen ist, die andere Länder auf der Welt einschränken“, bestenfalls riskant ist.7 Ebenso riskant ist es, sich auf ein autonomes Rechtssystem zu verlassen, das von Investoren ausgearbeitet wird. Die Regulierung durch Regierungen, die volle demokratische Unterstützung genießen, ist ein wesentlicher Teil des Nachhaltigkeitspuzzles. Einige Analyst:innen befürchten, dass NEOM und The Line der Demokratie und den bürgerlichen Freiheiten wenig Bedeutung beimessen und ihre Bewohner:innen unter Totalüberwachung stellen werden.8

Das erklärte Ziel von The Line ist es, die Themen ökologische Nachhaltigkeit und Digitalisierung miteinander zu verbinden. Wie wir in diesem Buch darlegen, ist dies ein äußerst wichtiges Ziel. Auf diese Weise könnte The Line als Test für eine Revolution in der KI-gestützten Stadtplanung dienen oder diese sogar anführen. Ob es sich dabei jedoch um eine echte sozial und ökologisch nachhaltige urbane Revolution handelt oder nur um eine weitere Demonstration von Ölreichtum und Extravaganz, bleibt abzuwarten.

Von der Nische zum Mainstream

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie künstliche Intelligenz, eine Technologie, die einst als geheimnisvoll und obskur galt und nur Expert:innen, Wissenschaftler:innen, Nerds und Science-Fiction-Filmen vorbehalten war, so schnell zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden ist? Wie konnte das, was vor nicht allzu langer Zeit noch ein weit entfernter Zukunftstraum war, so schnell Realität werden?

Unter KI verstehen wir Computersysteme, die Aufgaben ausführen, die traditionell menschliche Intelligenz erfordern, z. B. visuelle Wahrnehmung, Spracherkennung, Entscheidungsfindung oder Übersetzung.9 Wie in Kapitel 2 (s. S. 30) näher erläutert wird, konzentriert sich dieses Buch auf Anwendungen in den Bereichen maschinelles Lernen, Verarbeitung natürlicher Sprache und Robotik. Der derzeitige Hype um KI hat viele Menschen erkennen lassen, dass KI das Potenzial zur transformativen Kraft hat und verschiedene Branchen und Aspekte des täglichen Lebens revolutionieren kann. Während wir Autor:innen dieses Buch geschrieben haben, ist beispielsweise die KI-Anwendung ChatGPT die am schnellsten wachsende Internet-App der Geschichte geworden. Sie hatte weniger als drei Monate nach ihrer Veröffentlichung bereits 100 Millionen Nutzer:innen weltweit.10

KI wird auch schnell zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens. Selbst diejenigen, die in scheinbar nicht verwandten Bereichen arbeiten, beginnen ihre Bedeutung zu begreifen. So hätte zum Beispiel Nachhaltigkeitsexpertin Alice Schmidt nie gedacht, dass sie in ihrem Berufsleben viel mit KI zu tun haben würde. Nachdem sie jedoch erkannt hatte, dass es sehr riskant wäre, die KI nur der Tech-Welt zu überlassen, setzte sie sich mit dem Thema auseinander. Heute beschäftigt sie sich nicht nur intensiv damit, sondern ermutigt auch Expert:innen aus anderen Disziplinen dazu.

Gespräche über KI finden in allen Bereichen unseres Lebens statt. In Schulen werden Debatten über generative KI-Tools wie ChatGPT und ihre Auswirkungen auf das Lernen geführt. In der Unterhaltungsbranche haben gefälschte, KI-generierte Kanye-West- und Drake-Songs zu heftigen Diskussionen in den sozialen Medien geführt, und ein KI-generiertes Bild von Papst Franziskus in einer modischen langen Daunenjacke (natürlich weiß!) hat einen weltweiten Hype ausgelöst. Diese Entwicklungen werfen Fragen über KI-Technologien und die zunehmende Gefahr auf, dass Fehlinformationen und Fake News unser Leben beeinflussen. Auch die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sind ein wichtiges Thema. Darüber hinaus haben sich die Diskussionen über die Auswirkungen von KI auf die Umwelt, einschließlich ihres CO2-Fußabdrucks, über die Fachkreise hinaus ausgeweitet und sind nun häufiger in den Mainstream-Medien zu finden.

Im Alltag sind wir oft einfach fasziniert von coolen neuen Tools und Technologien. Die meisten Menschen würden sich zwar nicht als KI-Expert:innen bezeichnen, aber immer mehr Institutionen und Einzelpersonen beschäftigen sich mit dem Thema, weil sie spüren, dass sich etwas ändern wird. Viele Menschen beginnen zu begreifen, dass unsere Zukunft auf dem Spiel stehen könnte. Einige der dringendsten Fragen, die sich die Menschen stellen, sind: Was sind die potenziellen Chancen und Risiken von KI? Wie können wir sicherstellen, dass KI auf ethische und verantwortungsvolle Weise entwickelt und eingesetzt wird? Welche Auswirkungen wird KI auf den Arbeitsmarkt haben, und wie können wir uns auf diese Veränderungen vorbereiten? Und was vielleicht am wichtigsten ist: Wie können wir sicherstellen, dass die Vorteile von KI allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommen und nicht nur einigen wenigen?

Die tiefgreifenden Auswirkungen auf unser Leben und unsere Zukunft, die eine einzige Technologie verspricht, haben unsere Neugier geweckt. Da die Entwicklungen im Bereich von KI weiter voranschreiten, wird es entscheidend sein, dass wir uns alle an der Gestaltung ihrer Zukunft beteiligen.

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz wird oft als Revolution bezeichnet. Einige Expert:innen behaupten, dass KI das Potenzial hat, so umfassende Veränderungen zu bringen wie die Erfindung des Rades oder der Druckerpresse. KI wird bereits in vielen Branchen und Aspekten des täglichen Lebens eingesetzt, um Entscheidungen zu erleichtern, Prozesse zu automatisieren und die Effizienz zu steigern. Wir sehen dies in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, dem Finanzwesen und dem Transportwesen. So werden beispielsweise KIgestützte medizinische Geräte und Software-Tools eingesetzt, um die Genauigkeit von Diagnosen und Behandlungen zu verbessern. Dies wird wahrscheinlich große Auswirkungen auf das Gesundheitswesen im Allgemeinen haben und die Art und Weise, wie wir Krankheiten diagnostizieren und behandeln, revolutionieren.

KI hat auch das Potenzial, neue Branchen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen sowie die Produktivität und das Wirtschaftswachstum zu steigern. Einer der Hauptvorteile von KI ist ihre Fähigkeit, repetitive und alltägliche Aufgaben zu automatisieren, sodass sich Menschen auf kreativere und bereichernde Tätigkeiten konzentrieren können. Dies könnte die Produktivität und Effizienz steigern, was wiederum zu Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen führt. Die Vorhersagen über die Zukunft der Arbeitsplätze durch KI und andere Technologien gehen jedoch weit auseinander. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) prognostiziert zum Beispiel erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt innerhalb der nächsten fünf Jahre; etwa ein Viertel aller Arbeitsplätze wird sich aufgrund von KI, Digitalisierung und anderen wirtschaftlichen Entwicklungen verändern. Die WEF-Studie sagt aber auch voraus, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die möglicherweise die durch KI verloren gehenden Arbeitsplätze ausgleichen.11 Eine aktuelle Forschungsarbeit von OpenAI, OpenResearch und der University of Pennsylvania präsentiert einen Ausblick aus einer anderen Perspektive. Sie untersucht die möglichen Auswirkungen von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, die sich zu Allzwecktechnologien entwickeln, auf den Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mindestens 10 % der Arbeitsaufgaben von etwa 80 % der USArbeitskräfte durch KI-Tools wie ChatGPT beeinträchtigt werden könnten. Etwa 19 % der Arbeitnehmer:innen könnten von erheblichen Auswirkungen betroffen sein, da mindestens 50 % ihrer Aufgaben betroffen sind. Diese unterschiedlichen Studien verdeutlichen die anhaltende Debatte über den transformativen Einfluss von KI und ihre möglichen Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit.12 Wie bei jedem technologischen Fortschritt gibt es auch bei KI Schattenseiten und Risiken. Es gibt ethische und gesellschaftliche Überlegungen, die berücksichtigt werden müssen. Mit der zunehmenden Integration von KI in verschiedene Aspekte des täglichen Lebens wird die Menge der gesammelten und analysierten personenbezogenen Daten zunehmen, was wichtige Fragen darüber aufwirft, wie diese Daten erzeugt, genutzt, weitergegeben und verwertet werden und wer Zugang zu ihnen hat. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Fairness von KI-Algorithmen und des Potenzials von KI, für bösartige Zwecke missbraucht zu werden. Dies ist ein Grund, warum es so wichtig ist, Menschen aus allen Sektoren und sozialen Schichten in die weitere Entwicklung dieser Technologie einzubeziehen, denn es ist nicht garantiert, dass alle Menschen und alle Regionen der Welt gleichermaßen davon profitieren werden.

Im Panikmodus

Künstliche Intelligenz war einst ein ferner Traum, doch schon bald könnte sie unsere Welt neu gestalten. Aber wir müssen uns fragen: Wird sie uns in einen utopischen Zustand der Glückseligkeit oder in einen zivilisatorischen Zusammenbruch führen? Die Vorstellung von abtrünnigen KI-Systemen ist seit Langem ein beliebtes Thema in Science-Fiction-Filmen, z. B. „2001: Odyssee im Weltraum“ 13 oder der Terminator-Filmreihe14. Die Vorstellung, dass Maschinen immer intelligenter werden, bis zu dem Punkt, an dem sie sich unserer Kontrolle entziehen, ist für viele beunruhigend. Die Menschen fürchten sich vor dem, was sie nicht vorhersagen können, und die sich schnell entwickelnde KI-Landschaft verstärkt diese Angst nur noch. KI-Pessimist:innen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich, besonders wenn sie bekannt und mächtig sind. Sogar Elon Musk, der CEO von Tesla, X (ehemals Twitter) und SpaceX, hat zur Vorsicht aufgerufen. Sollten wir uns seine Bedenken zu Herzen nehmen?

Um sich in der aktuellen Ära der künstlichen Intelligenz zurechtzufinden, ist es sinnvoll, einen Blick in die Geschichte zu werfen. Von der landwirtschaftlichen Revolution bis zur Industriellen Revolution und darüber hinaus hat der technische Fortschritt die Gesellschaft drastisch verändert. Aus jeder dieser Revolutionen lassen sich wertvolle Lehren ziehen, die sich auch auf die aktuelle KI-Revolution anwenden lassen. Man kann die Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft mit denen des Buchdrucks vergleichen, der die Art und Weise der Verbreitung von Informationen und Bildung veränderte. KI hat das Potenzial, den Zugang zu Informationen und Bildung in ähnlicher Weise zu verbessern. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass sie so entwickelt wird, dass sie alle einbezieht und gerecht ist, anstatt bestehende Vorurteile und Ungleichheiten zu verstärken. Die Industrielle Revolution brachte neue und innovative Produktions- und Arbeitsformen hervor, verursachte gleichzeitig aber auch Umweltschäden und schlechte Arbeitsbedingungen und vergrößerte die Kluft zwischen der wohlhabenden und der arbeitenden Klasse. Um zu verhindern, dass die KI-Revolution ähnliche negative Auswirkungen hat, müssen rechtliche Rahmenbedingungen und Leitlinien zur verantwortungsvollen und nachhaltigen Nutzung von KI geschaffen und weltweit umgesetzt werden. Darüber hinaus wird Bildung eine entscheidende Rolle spielen, um sicherzustellen, dass Arbeitskräfte mit den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet sind, um sich an die durch KI verursachten Veränderungen anzupassen.

Historische Entwicklungen dienen auch als Warnung. Das aktuelle Wettrennen um KI erinnert an das atomare Wettrüsten zu Zeiten des Kalten Krieges. So wie einst zwei Nationen um nukleare Vorteile wetteiferten (und das nun teilweise wieder tun), wetteifern die USA, China und einige große Technologieunternehmen um die Vorherrschaft von KI, angetrieben von der Aussicht, Industrien, Volkswirtschaften und Militärmächte zu revolutionieren. Im Gegensatz zum atomaren Wettrüsten hat KI jedoch zumindest das Potenzial, die Gesellschaft positiv zu verändern. Die Herausforderung wird darin bestehen, der Ethik oberste Priorität einzuräumen, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, einer Polarisierung von Macht und Ressourcen entgegenzuwirken und eine weitere Verschärfung der globalen Spannungen zu vermeiden.

Historische Lehren können zwar wertvolle Einsichten vermitteln und uns bei der Entscheidungsfindung unterstützen, aber sie allein können uns nicht bei der Lösung von Problemen helfen, die auch als „Wicked Problems“ bezeichnet werden, wie z. B. die globale soziale Ungerechtigkeit oder multiple ökologische Krisen. Bei diesen Problemen handelt es sich um komplexe und vielschichtige Fragestellungen, die schwer zu definieren, geschweige denn zu lösen sind. Es liegt in der Natur dieser Probleme, dass es für sie keine alleinige, klar umrissene Lösung gibt.

Stattdessen erfordern sie ein kontinuierliches Management und eine Anpassung an sich ändernde Umstände. Auch wenn es schwierig ist, ein komplexes Problem zu lösen, so ist es doch möglich, negative Auswirkungen zu mildern und durch sorgfältige Analyse, Zusammenarbeit und laufende Überwachung und Bewertung auf ein positives Ergebnis hinzuarbeiten. Dazu bedarf es eines systemischen und interdisziplinären Ansatzes, der die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen in Einklang bringt. Der Schlüssel dazu ist die Einsicht, dass es keine Einheitslösung gibt und kontinuierliche Anstrengungen und die Bereitschaft zur Anpassung und Veränderung erforderlich sind.

Technologie als Teil des Nachhaltigkeitspuzzles

Die Vision einer Zukunft, in der sich unsere Gesellschaft im Einklang mit der Natur entwickelt und Innovation und Technologie uns befähigen, selbst die größten Herausforderungen zu meistern, hat Alice Schmidt und Claudia Winkler im Jahr 2020 zusammengebracht. Ihre gemeinsame Leidenschaft und ihr Engagement für eine nachhaltige Entwicklung veranlassten sie dazu, das Buch The Sustainability Puzzle zu schreiben. Darin präsentierten sie eine fesselnde und hoffnungsvolle Vision einer Zukunft, in der Systemdenken, Klimaschutz, eine Kreislaufwirtschaft und der verantwortungsvolle Einsatz von Technologie zusammenwirken, um globale Gerechtigkeit und einen nachhaltigen Wandel zu schaffen. Sie betonten die Verflechtung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Herausforderungen sowie die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Perspektive bei der Bewältigung dieser Probleme. Wenn Technologien wie KI verantwortungsbewusst, ethisch korrekt und nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden, haben sie das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bereich zu leisten.

Die Technologie ist jedoch nicht das einzige Puzzlestück. Es müssen noch andere Teile vorhanden sein, um die wachsende Umweltzerstörung, soziale Ungleichheiten und die Gefahr einer fehlgeleiteten Technologie zu vermeiden. Deshalb brauchen wir verschiedene Perspektiven und Stimmen, die sich an der Diskussion beteiligen und gemeinsam an der Zusammenstellung des Nachhaltigkeitspuzzles arbeiten.

Leider wird die technologische Entwicklung heute hauptsächlich von Leuten aus der Technik und der Wirtschaft vorangetrieben. Expert:innen aus anderen Disziplinen werden in der Regel nicht einbezogen. Die Agenden der Nachhaltigkeit und der Digitalisierung scheinen oft nicht miteinander verbunden zu sein. Dies behindert die Schaffung von Synergien, die den Fortschritt in beiden Bereichen vorantreiben könnten. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, Wege zur Überbrückung dieser Kluft zu finden. Einer der Hauptgründe für diese Diskrepanz ist die Konzentration auf kurzfristige Gewinne und technologischen Fortschritt, die oft auf Kosten einer langfristigen nachhaltigen Entwicklung oder eines Blicks auf das große Ganze geht. Im Wettlauf um Innovationen und die Nutzung neuer digitaler Technologien werden deren ökologische und soziale Folgen oft übersehen. Technikbegeisterte gehen oft davon aus, dass neue technologische Entwicklungen Vorteile mit sich bringen, auch wenn es keine konkreten Beweise dafür gibt. Umgekehrt wird bei den Bemühungen des öffentlichen und privaten Sektors im Bereich der Nachhaltigkeit das Potenzial der Digitalisierung, einen bedeutenderen und dauerhaften Wandel herbeizuführen, möglicherweise nicht voll ausgeschöpft.

Die Städte von heute sind voll von den neuesten Gadgets und technologischen Innovationen. Wir Menschen sind begierig darauf, die neuesten Smartphones, Computer und Smart-Home-Geräte zu nutzen. Doch in unserem Streben nach digitalem Fortschritt verursachen wir ungewollt ein wachsendes Problem: Elektroschrott. Wenn Geräte veraltet sind oder kaputt gehen, landen sie viel zu schnell auf Mülldeponien und geben gefährliche Stoffe an die Umwelt ab. Wäre die Digitalisierungsagenda enger mit Nachhaltigkeitsbelangen und Kreislaufwirtschaftskampagnen verknüpft, könnten Unternehmen der Entwicklung langlebigerer, leichter reparierbarer Geräte Vorrang einräumen oder sicherstellen, dass Einrichtungen für Wiederverwendung, Aufarbeitung und Recycling vorhanden sind.

Ein weiteres Beispiel für diese Kluft ist in der Landwirtschaft zu beobachten. Angetrieben von der Notwendigkeit, die Ernteerträge und die Produktivität zu steigern, setzen Landwirte digitale Hilfsmittel wie Drohnen, Sensoren und Satellitenbilder zur Überwachung ihrer Felder ein. Wenn wir jedoch die Auswirkungen dieser Technologien auf die Umwelt nicht berücksichtigen und stattdessen auf ihren „Rat“ hin handeln, ohne das Gesamtbild einer nachhaltigen und regenerativen Landwirtschaft im Auge zu behalten, laufen wir Gefahr, Probleme wie Bodenverschlechterung, Wasserverschmutzung und den Verlust der biologischen Vielfalt noch zu verschärfen. Würden die Bemühungen um Nachhaltigkeit und Digitalisierung stärker miteinander verknüpft, könnten Landwirte Zugang zu Instrumenten erhalten, die ihnen helfen, regenerative Anbaumethoden einzuführen, Wasser zu sparen und Ökosysteme zu schützen, ohne ihre Produktivität zu beeinträchtigen. Synergien können geschaffen werden, aber sie ergeben sich nicht von selbst. Vielmehr erfordert die Schaffung von Synergien proaktives Engagement und konkrete Maßnahmen.

Auswirkungen von KI auf Arbeit, Soziales, Bildung und Umwelt

Durch die Integration von Nachhaltigkeit und Digitalisierung können wir eine Welt schaffen, in der Fortschritt und Innovation gleichbedeutend sind mit ökologischem Verantwortungsbewusstsein und sozialer Gerechtigkeit. Dies ist eine Zukunft, die wir alle anstreben können, in der Hoffnung, dass wir einen nachhaltigen Wandel herbeiführen.

Allerdings birgt jede Chance auch Risiken, und der Einsatz von KI führt nicht automatisch zu einer besseren Zukunft. Um die positive Kraft von KI zu nutzen, müssen wir auch ihre negativen Auswirkungen verstehen, auch in Schlüsselbereichen wie Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Bildung, Wissenschaft und Umwelt. Außerdem müssen wir uns ihrer Schattenseiten bewusst sein, einschließlich ihrer potenziellen Verwendung in der Kriegsführung und der Cyberkriminalität. Wir müssen verstehen, wie sie zur Verbreitung von Fehlinformationen genutzt werden kann, wie sie Spaltungen und Vorurteile hervorrufen kann und wie sie die Risiken der Entmenschlichung verschärfen kann.

Bei der Gestaltung der Arbeitsplätze der Zukunft sehen wir uns zunächst mit den Herausforderungen der Automatisierung und Robotisierung konfrontiert, die die Art und Weise, wie wir arbeiten, neu definieren und letztlich zu massiven Arbeitsplatzverlagerungen führen können. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Einkom mensungleichheit zunimmt, da hoch qualifizierte Arbeitnehmer von den Vorteilen von KI profitieren, während andere zurückbleiben. Wenn wir uns jedoch auf diese technologischen Veränderungen einlassen, können wir Türen zu neuen Möglichkeiten öffnen und die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen fördern. Wir haben das Potenzial, völlig neue Berufskategorien zu schaffen, die Innovation und Wirtschaftswachstum vorantreiben. So bieten beispielsweise aufstrebende Bereiche wie Datenwissenschaft, Cybersicherheit und virtuelle Realität spannende Perspektiven für Menschen, die sich auf Spitzentechnologien spezialisieren und neue Tätigkeitsbereiche entwickeln wollen. Diese Berufskategorien werden nicht nur Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, sondern auch die Kreativität anregen und die Grenzen dessen erweitern, was im digitalen Zeitalter möglich ist.

Wenn wir das Potenzial von KI in den Bereichen Bildung und Wissenschaft untersuchen, stoßen wir zunächst auf Bedenken, etwa was Datenschutz, den Verlust von menschlicher Interaktion im Unterricht oder das Potenzial von Tools wie ChatGPT für Betrug betrifft. KI kann jedoch auch personalisiertes und lebenslanges Lernen ermöglichen und die Vermittlung der für die Welt von morgen erforderlichen Fähigkeiten erleichtern. Indem sie die Lehrmethoden revolutioniert und maßgeschneiderte Bildungspraktiken ermöglicht, kann KI Schüler:innen helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Bildung kann auch eine wichtige Rolle bei der Überbrückung der Kluft zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung spielen. Kurse über nachhaltige Entwicklung und digitale Innovation könnten miteinander verknüpft werden, um die nächste Generation von Führungskräften zur Entwicklung umweltfreundlicher Technologien zu inspirieren. An Universitäten und außerhalb des formalen Bildungssektors könnten Workshops die breite Öffentlichkeit, Unternehmen und politische Entscheidungsträger über die Notwendigkeit aufklären, mehrere Disziplinen in die digitale Entwicklung einzubeziehen.

Im Bereich Umwelt würde ein unregulierter Einsatz von KI-Technologien zu einem höheren Energieverbrauch beitragen und die Ressourcen des Planeten weiter belasten. Gleichzeitig ist das Potenzial von KI zur Optimierung der Energieeffizienz, zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Förderung der Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen nicht zu übersehen. Wenn wir uns die Möglichkeiten von KI zunutze machen, könnten wir den Klimawandel wirksamer bekämpfen, nicht zuletzt durch die Aufdeckung von Greenwashing und die Bereitstellung von relevanten Daten. Durch die Analyse riesiger Datenmengen aus Satellitenbildern, Wettermustern und anderen Quellen können KI-Systeme Trends und Korrelationen erkennen, die für den Menschen unmöglich zu erkennen wären. So könnte unsere Fähigkeit verbessert werden, die negativen Auswirkungen extremer Wetterereignisse und Umweltveränderungen vorherzusagen und darauf zu reagieren.

Wir Autor:innen argumentieren, dass wir mit KI in diesen vier Bereichen – soziale Gerechtigkeit, Arbeit, Bildung und Ökologie – einen Nettonutzen schaffen können, wenn wir die wichtigsten Grundsätze einer ethischen und verantwortungsvollen KI wie Transparenz, Accountability, Fairness und Sicherheit beachten. Wie bereits erwähnt, dürfen wir jedoch auch die Schattenseiten nicht aus den Augen verlieren.

Die Diskussionen, die zu diesem Buch geführt haben, haben uns Autor:innen zu einer gemeinsamen Überzeugung geführt: dass es vernünftig ist, einen hoffnungsvollen und positiven Ausblick auf die Zukunft von KI zu haben, dass wir aber Vorsicht walten lassen und immer mögliche Risiken oder Herausforderungen in Betracht ziehen sollten. Wir dürfen nicht vergessen, dass KI ein Werkzeug ist, das von Menschen entwickelt wurde und daher auch von Menschen gestaltet werden kann. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass alle Teile der Gesellschaft einbezogen werden. Aus diesem Grund bleiben wir Autor:innen vorsichtig optimistisch – wir glauben, dass dies eine ausgewogene und realistische Sichtweise ermöglicht.

So geht’s weiter

Richtig eingesetzt hat KI das Potenzial, zur Lösung einiger der dringendsten Probleme der Welt beizutragen, vom Klimawandel bis zur sozialen Ungerechtigkeit. Indem wir sektor- und länderübergreifend zusammenarbeiten, können wir eine Zukunft bauen, in der KI keine Bedrohung darstellt, sondern die Chance bietet, eine bessere Welt für uns alle zu schaffen. Es liegt an uns, den technologischen Fortschritt aktiv zu gestalten, um eine für alle Menschen erfüllende Zukunft zu ermöglichen. Aus diesem Grund haben wir Autor:innen dieses Buch geschrieben. Anhand von persönlichen Anekdoten, Beispielen aus der Industrie und Einblicken von Expert:innen erkunden wir die dringende Notwendigkeit eines Wandels in der Art und Weise, wie wir über KI und ihre Rolle in der Gesellschaft denken. Es soll als Weckruf dienen und Menschen dazu inspirieren, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Um sicherzustellen, dass die Macht von KI auf positive Weise genutzt wird, sind Bemühungen in vielen Bereichen erforderlich. Ein entscheidender Bereich ist die Demokratisierung des Zugangs zu KI-Technologien, ebenso wie die Demokratisierung im weiteren Sinne. Diese Technologien müssen für alle verfügbar, verständlich und erschwinglich sein, nicht nur für einige wenige Privilegierte. Dies bedeutet, dass in Forschung und Entwicklung investiert werden muss und dass politische Maßnahmen ergriffen werden müssen, die einen gleichberechtigten Zugang zu KI-Ausbildung, -Tools und -Ressourcen fördern. Eine Grundvoraussetzung ist KI-Kompetenz. Diese wird definiert als „eine Reihe von Kompetenzen, die den Einzelnen in die Lage versetzen, KI-Technologien kritisch zu bewerten, effektiv mit KI zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten und KI als Werkzeug online, zu Hause und am Arbeitsplatz zu nutzen“ 15. Um KI-Kompetenz zu fördern, müssen Gesellschaften in Bildungs- und Aufklärungsinitiativen investieren. Indem wir das Bewusstsein für die potenziellen Vorteile und Risiken von KI schärfen, können wir Menschen in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen.

Wir müssen uns auch auf eine ethische KI-Entwicklung konzentrieren, die Transparenz, Fairness und Verantwortlichkeit in den Vordergrund stellt. Es müssen ethische Leitlinien und Standards festgelegt und Mechanismen zur Überwachung und Regulierung des Einsatzes von KI-Technologien eingeführt werden. So wird sichergestellt, dass KI in einer Weise entwickelt und eingesetzt wird, die für alle von Nutzen ist und die grundlegenden Menschenrechte und Werte respektiert.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Förderung der disziplinübergreifenden Zusammenarbeit zwischen KI-Forscher:innen, politischen Entscheidungsträgern und Fachleuten aus verschiedenen Bereichen. Gemeinsame Anstrengungen sind unerlässlich, um kontextbezogene Lösungen für komplexe soziale und ökologische Probleme zu entwickeln.

Schließlich müssen globale Regelungen und Richtlinien geschaffen werden, um die verantwortungsvolle und nachhaltige Entwicklung und Nutzung von KI-Technologien zu gewährleisten.

Die Gestaltung einer positiven KI-Zukunft erfordert einen ausgewogenen Ansatz, der kritisches, ethisches, optimistisches und furchtloses Denken kombiniert. Auf diese Weise können wir eine Zukunft schaffen, in der KI-Technologien zum Nutzen der gesamten Gesellschaft eingesetzt werden und so dazu beitragen, die Welt gerechter, nachhaltiger und wohlhabender zu machen.

Um eine positive KI-Zukunft zu gestalten, sollten wir alle mithelfen und Folgendes tun:

>für die Demokratisierung von KI eintreten und diese unterstützen, indem wir uns für Initiativen, politische Maßnahmen und Organisationen einsetzen, die KI für alle zugänglich, verständlich und erschwinglich machen

>unsere KI-Kenntnisse ausbauen und uns über KI-Technologien informieren – einschließlich ihres Potenzials, ihrer Risiken und ihrer Rolle in der Gesellschaft

>eine Stimme für den ethischen Einsatz von KI werden, indem wir uns für Transparenz, Fairness und Verantwortlichkeit in der KI-Entwicklung einsetzen. Beginnen wir mit Gesprächen mit unseren Freund:innen, um Bewusstsein für das Thema der ethischen KI zu schärfen.

KAPITEL 2:

HINTERGRUND, GRUNDLAGEN UND BLADE RUNNER

Technologie ist die Antwort. Aber wie lautete die Frage?

Cedric Price, Architekt16

Beginnen wir mit einigen grundlegenden Informationen über KI im Allgemeinen und insbesondere über generative KI – ein aktuelles Thema angesichts der Veröffentlichung von Tools wie ChatGPT. Diese Einführung soll dazu beitragen, das Potenzial und die Grenzen dieser Technologie besser zu verstehen. In den folgenden Kapiteln werden wir detaillierter auf die Themen Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Bildung und Ökologie eingehen.

Das Geheimnis lüften – die Grundlagen von KI verstehen

Die Geschichte der künstlichen Intelligenz lässt sich bis in die 1950er-Jahre zurückverfolgen, als Pioniere wie Alan Turing und John McCarthy die Möglichkeiten erforschten, Maschinen zu schaffen, die wie Menschen denken und lernen können. Im Jahr 1956 prägte McCarthy den Begriff „künstliche Intelligenz“ und organisierte die Dartmouth Conference, eine Zusammenkunft von Forschern verschiedener Disziplinen, um das Potenzial von KI zu diskutieren.

KI ist ein Begriff, der ein breites Spektrum von Techniken und Anwendungen zusammenfasst.17 Um diese Komplexität besser zu verstehen, ist es hilfreich, einen kurzen Blick auf die verschiedenen Teilbereiche zu werfen, darunter Themen wie maschinelles Lernen, Verarbeitung natürlicher Sprache und Robotik. Maschinelles Lernen, ein Eckpfeiler von KI, konzentriert sich auf die Entwicklung von Algorithmen, die es Maschinen ermöglichen, aus Daten zu lernen und ihre Leistung zu verbessern, ohne dass sie explizit für jede Aufgabe programmiert werden müssen. Diese Algorithmen bilden die Grundlage für viele KI-Anwendungen, zum Beispiel in den Bereichen Bild- und Spracherkennung. Natural-Language Processing (NLP, die Verarbeitung natürlicher Sprache) befasst sich mit der Interaktion zwischen Computern und menschlicher Sprache. NLP versetzt Computer in die Lage, menschliche Sprache zu interpretieren und zu generieren und ebnet so den Weg für Anwendungen wie Chatbots, automatisiertes Schreiben und Sprachübersetzung. Der Bereich der Robotik schließlich befasst sich mit dem Entwurf, der Konstruktion und dem Betrieb von Robotern – physischen Maschinen, die in der Lage sind, Aufgaben autonom oder halbautonom auszuführen. KI spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Roboter mit der Fähigkeit auszustatten, ihre Umgebung wahrzunehmen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Handlungen auszuführen.

In den Anfangsjahren der KI-Forschung lag der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Programmen, die bestimmte Aufgaben übernehmen konnten, z. B. das Lösen mathematischer Probleme oder Schachspielen. Diese frühen KI-Programme, die als „Expertensysteme“ bezeichnet wurden, ahmten die Entscheidungsprozesse menschlicher Expert:innen auf einem bestimmten Gebiet nach. In den 1970er- und 1980er-Jahren verlagerte sich die KI-Forschung auf die Entwicklung „wissensbasierter Systeme“, die große Mengen an Informationen speichern und abrufen konnten. Die Idee war, dass eine Maschine, die auf eine umfangreiche Wissensbasis zugreifen kann, in der Lage ist, wie ein menschlicher Experte oder sogar besser zu denken und Entscheidungen zu treffen. In den 1980er-Jahren konzentrierte sich die KI-Forschung auf die Entwicklung „neuronaler Netze“, die der Struktur des menschlichen Gehirns nachempfunden sind. Diese Netze sollten aus Daten lernen, sie filtern und zusammenfassen, um ihre eigenen Ergebnisse und Leistungen mit der Zeit zu verbessern. Dieser Ansatz führte Ende der 1990er-Jahre zur Entwicklung von Algorithmen für das „maschinelle Lernen“, die es Maschinen ermöglichten, aus Daten zu lernen, ohne explizit für diese Aufgabe programmiert zu werden. Wenn eine Maschine aus Daten lernen kann, so die Theorie, kann sie ihre Leistung verbessern und sich an neue Situationen anpassen.

In den letzten Jahren haben sich Deep-Learning-Algorithmen wie neuronale Netze bei KI-Anwendungen durchgesetzt. Diese Algorithmen können große Datenmengen analysieren und realistische Bilder, Videos oder natürliche Sprache erzeugen. Ein generatives KI-Modell kann beispielsweise riesige Textmengen analysieren und neue, zusammenhängende Texte erzeugen, die für Chatbots, automatisiertes Schreiben oder Spracherkennung verwendet werden. Generative KI bezieht sich, einfach ausgedrückt, auf die Fähigkeit eines Systems, neue Inhalte oder Daten auf der Grundlage von Eingaben wie natürlichsprachlichen Aufforderungen zu generieren. Dazu gehören das Erstellen von Bildern, das Schreiben von Texten, das Komponieren von Musik oder sogar das Aufstellen neuer wissenschaftlicher Theorien. Generative KI kann auf der Grundlage von Mustern und Beziehungen, die in vorhandenen Daten erkannt wurden, „lernen“ und neue Informationen erstellen – ein deutlicher Unterschied zu früheren KI-Systemen.

Trotz der beeindruckenden Fähigkeiten der derzeit verfügbaren Werkzeuge bleibt generative KI eine Form der „schwachen KI“. Diese bezieht sich auf KI-Systeme, die für die Ausführung bestimmter Aufgaben oder die Lösung bestimmter Probleme konzipiert sind. Diese Systeme konzentrieren sich auf einen engen Bereich und verfügen über spezielle Fähigkeiten innerhalb dieses Bereichs. Ein KI-System, das zum Schachspielen entwickelt wurde, würde beispielsweise in die Kategorie der schwachen KI fallen, da sein Hauptzweck darin besteht, das Spiel zu beherrschen, und es nicht über eine allgemeine Intelligenz verfügt, also keine Aufgaben außerhalb dieses spezifischen Bereichs ausführen kann. Im Gegensatz dazu umfasst künstliche allgemeine Intelligenz (artificial general intelligence, AGI) Maschinen, die in der Lage sind, verschiedene Arten von Problemen zu lösen, mit flexiblen Fähigkeiten, die der menschlichen Intelligenz ähneln. Manche stellen auch eine Superintelligenz in Aussicht, eine hypothetische Form von KI, die die menschliche Intelligenz übertreffen könnte. Es wird oft spekuliert, dass eine Superintelligenz über ähnliche Denk- und Problemlösungsfähigkeiten wie eine AGI verfügen würde, jedoch in wesentlich größerem Umfang. Die Superintelligenz stellt eine andere Dimension der Intelligenz dar, die zu unvorstellbaren Fortschritten in Technologie und Gesellschaft führen könnte. Dieses Konzept wirft Bedenken hinsichtlich der möglichen ethischen Implikationen und sogar existenziellen Risiken auf, die die Entwicklung solcher KI-Systeme mit sich bringt. Alle bisher entwickelten KI-Anwendungen bleiben Beispiele für eine schwache KI. Obwohl die AGI derzeit ein heißes Forschungsthema ist, dürfte ihre tatsächliche Verwirklichung noch einige Zeit auf sich warten lassen.18

KI in Aktion

Es ist leicht, sich von dem Hype anstecken zu lassen und sich für futuristische Ideen zu begeistern, was diese Technologie erreichen könnte. Viele Menschen sind sich jedoch nicht bewusst, dass KI bereits in unser tägliches Leben integriert ist. Von der Verbesserung unserer Einkaufserlebnisse bis hin zur Revolutionierung der Art und Weise, wie wir mit unseren Häusern interagieren – KI hat schon weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens.