Fernsehtheorie zur Einführung - Lorenz Engell - E-Book

Fernsehtheorie zur Einführung E-Book

Lorenz Engell

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Beschreibung

Das Fernsehen ist das mit großem Abstand wirksamste und wichtigste Medium der letzten sechzig Jahre. Unser Wissen über dieses Medium des schaltbaren Bilds ist demgegenüber allerdings punktuell und vorläufig geblieben: Das Nachdenken über das Fernsehen erfordert offenbar einen neuen Theorietyp, der nur wenig konturiert ist. Wir wissen oftmals gar nicht, was wir über das Fernsehen schon wissen, was wiederum der Theorie zum Nachteil gereicht und ihre Anerkennung verhindert. Die vorliegende Einführung möchte dies ändern. Lorenz Engell schlüsselt den diffusen und fragmentarischen Zustand der Fernsehtheorie auf und entwirft aus begründeter Perspektive und unter Einbeziehung zentraler Ansätze (u.a. Günther Anders, Stanley Cavell, Marshall McLuhan) einen grundlegenden Überblick und Zusammenhang einer Theorie des schaltbaren Bildes.

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Seitenzahl: 309

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Fernsehtheorie zur Einführung

Diese Publikation ist im Rahmen des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie der Bauhaus-Universität Weimar entstanden und wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Schriften des Internationalen Kollegsfür Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie

Band 10

Eine Liste der bisher erschienenen Bände findet sich unterwww.ikkm-weimar.de/schriften

Lorenz Engell

Fernsehtheorie zur Einführung

Wissenschaftlicher BeiratMichael Hagner, ZürichDieter Thomä, St. GallenCornelia Vismann, Weimar †

Junius Verlag GmbHStresemannstraße 37522761 Hamburgwww.junius-verlag.de

© 2012 by Junius Verlag GmbHAlle Rechte vorbehaltenCovergestaltung: Florian ZietzTitelbild: Oberösterreichische LandesmuseenVeröffentlichung der E-Book-Ausgabe März 2016ISBN 978-3-96060-005-3Basierend auf Printausgabe:ISBN 978-3-88506-692-71. Aufl. 2012

Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Bibliografische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zur Einführung …

… hat diese Taschenbuchreihe seit ihrer Gründung 1978 gedient. Zunächst als sozialistische Initiative gestartet, die philosophisches Wissen allgemein zugänglich machen und so den Marsch durch die Institutionen theoretisch ausrüsten sollte, wurden die Bände in den achtziger Jahren zu einem verlässlichen Leitfaden durch das Labyrinth der neuen Unübersichtlichkeit. Mit der Kombination von Wissensvermittlung und kritischer Analyse haben die Junius-Bände stilbildend gewirkt.

Von Zeit zu Zeit müssen im ausufernden Gebiet der Wissenschaften neue Wegweiser aufgestellt werden. Teile der Geisteswissenschaften haben sich als Kulturwissenschaften reformiert und neue Fächer und Schwerpunkte wie Medienwissenschaften, Wissenschaftsgeschichte oder Bildwissenschaften hervorgebracht; auch im Verhältnis zu den Naturwissenschaften sind die traditionellen Kernfächer der Geistes- und Sozialwissenschaften neuen Herausforderungen ausgesetzt. Diese Veränderungen sind nicht bloß Rochaden auf dem Schachbrett der akademischen Disziplinen. Sie tragen vielmehr grundlegenden Transformationen in der Genealogie, Anordnung und Geltung des Wissens Rechnung. Angesichts dieser Prozesse besteht die Aufgabe der Einführungsreihe darin, regelmäßig, kompetent und anschaulich Inventur zu halten.

Zur Einführung ist für Leute geschrieben, denen daran gelegen ist, sich über bekannte und manchmal weniger bekannte Autor(inn)en und Themen zu orientieren. Sie wollen klassische Fragen in neuem Licht und neue Forschungsfelder in gültiger Form dargestellt sehen.

Zur Einführung ist von Leuten geschrieben, die nicht nur einen souveränen Überblick geben, sondern ihren eigenen Standpunkt markieren. Vermittlung heißt nicht Verwässerung, Repräsentativität nicht Vollständigkeit. Die Autorinnen und Autoren der Reihe haben eine eigene Perspektive auf ihren Gegenstand, und ihre Handschrift ist in den einzelnen Bänden deutlich erkennbar.

Zur Einführung ist in verstärktem Maß ein Ort für Themen, die unter dem weiten Mantel der Kulturwissenschaften Platz haben und exemplarisch zeigen, was das Denken heute jenseits der Naturwissenschaften zu leisten vermag.

Zur Einführung bleibt seinem ursprünglichen Konzept treu, indem es die Zirkulation von Ideen, Erkenntnissen und Wissen befördert.

Michael HagnerDieter ThomäCornelia Vismann

Inhalt

Vorbemerkung

1. Schalten | Walten. Tatsache und Theorie des Fernsehens

2. Sichtbar | Sein. Technologie, Ästhetik und Ontologie des Fernsehens

Definition des Fernsehens: Paul Nipkow

Anthropologie des Fernsehens: Marshall McLuhan

Fernsehen als taktiles Medium: Marshall McLuhan

Fernsehen als kaltes Medium: Marshall McLuhan

Vom Paläo- zum Neofernsehen: Umberto Eco, Francesco Casetti, Roger Odin

Televisualität: John T. Caldwell

Das Bild und das Sichtbare: Oliver Fahle

3. Simulieren | Verbergen. Hyperrealität und Realität des Fernsehens

Hyperrealität und Pseudo-Event: Umberto Eco, Daniel Boorstin

Simulation: Jean Baudrillard

Krieg und Fernsehen: Jean Baudrillard, Paul Virilio

4. Wandeln | Handeln. Raum- und Verhaltenstheorien

Das generalisierte Anderswo: Joshua Meyrowitz

Domestication: John Hartley

Parasoziale Interaktion: Donald Horton, Richard Wohl

Der Haushalt des Fernsehens: Lynn Spigel

Ambient Television: Anna McCharthy

5. Bedienen | Bedeuten. Theorien der Selektion und des Sinns

Switchen, Zappen: Hartmut Winkler

Fernbedienung als philosophische Apparatur: Lorenz Engell

Decodieren: Stuart Hall

6. Übertragen | Ereignen. Theorien des Zeitpunkts und der Gleichzeitigkeit

Ästhetik der Live-Übertragung: Umberto Eco

Ereignis und Struktur: Stuart Hall, Daniel Dayan, Elihu Katz

Information, Krise, Katastrophe: Mary Ann Doane

7. Fließen | Ruhen. Reflexionen vergehender und andauernder Zeit

Flow: Raymond Williams, Jane Feuer

Jenseits von Sinn – Langeweile: Lorenz Engell

Stillleben in Echtzeit – konzeptuelle Bilder des Fernsehens: Richard Dienst

8. Formatieren | Kontrollieren. Kritische Modelle

Fernsehen als Kulturindustrie: Theodor W. Adorno

Phantom und Matrize: Günther Anders

Neues Fernsehen, Gouvernementalität und Kontrollgesellschaft: Markus Stauff, Gilles Deleuze

Anhang

Anmerkungen

Siglen

Literatur

Über den Autor

Vorbemerkung

Der große Umberto Eco zitiert gelegentlich, etwas kokett, den noch größeren Michel de Montaigne mit der Bemerkung, man solle ihm nicht vorwerfen, dass er nicht Neues sagen könne: immerhin sei die Form seiner Darstellung, die Disposition der Materie, eine neue. Das Zitat mit seinen Vorstellungen vom Neuen, von Disposition und Materie gehört natürlich ganz und gar ins Buchdruckzeitalter, das es schon historisch recht genau umspannt. Für das vorliegende Buch gilt demgegenüber, am Ende des Fernsehzeitalters, etwas anderes, Verschobenes. Dass es nichts Neues sagt, ist geradezu seine Aufgabe, denn es soll in einen bestehenden Theoriezusammenhang einführen, ohne ihm etwas hinzuzufügen. Es folgt darin auch seinem Thema, dem Fernsehen: Alles im Fernsehen sei, so der Videokünstler Les Levine, eine Wiederholung von allem im Fernsehen. Alles liegt also hier an dem, was Montaigne die Disposition der Materie nennt. Nun sind Disposition und Materie aber nicht unabhängig voneinander vorstellbar. Und ganz anders als vielleicht zu vermuten wäre, lehrt uns gerade unser Gegenstand, das Fernsehen, dass die Disposition der Materie nicht mehr oder weniger gut folgt und gehorcht, sondern umgekehrt: die Disposition ist es, die die Materie wenn nicht erzeugt, so doch bestimmt. Die Disposition ruft die Materie auf und prägt ihr Erscheinen. Im Falle des Fernsehens würde man von einem Programm sprechen. Man möge dem Buch also, so wäre zu bitten, nicht vorwerfen, dass es von der falschen Materie handele, dass es andere, wichtigere oder interessantere Ansätze hätte aufnehmen sollen, sich um vergessene, aber einschlägigere Texte oder umgekehrt: kanonischere, wirksamere und berühmtere Theorien herum hätte aufbauen sollen. Das alles stimmt, aber es besagt gar nicht viel. Denn die Auswahl der Materie folgt den Entscheidungen zu einer bestimmten Anordnung, einem Programm eben, und allenfalls dieses wäre zurückzuweisen. Dieses Buch ist nämlich, ganz genau wie sein Gegenstand, die Fernsehtheorie, und wie wiederum deren Gegenstand, das Fernsehen selbst, ein höchst unvollständiges, fragmentarisches und zudem lückenhaftes Unternehmen. Es setzt nicht zuletzt auf das, was zwischen den angeordneten Fragmenten geschehen kann. Wie das Fernsehen selbst verkürzt es alles und wiederholt dabei trotzdem unentwegt, entkoppelt es alles aus seinem Kontext und stellt es in ungesteuertem Kontext neu zusammen. Dennoch möchte es einen gewissen Rhythmus in der Abfolge der Konzepte anbieten und einen Rezeptionsfluss ermöglichen. Es besteht aus dem, was es nicht enthält, ebenso sehr wie aus dem, was es enthält. Es schaltet zwischen den verschiedenen Bezugshorizonten hin und her. Und gerade dadurch möchte es seine Leserinnen und Leser involvieren, sie sogar, wenn möglich, unterhalten. Und ganz bestimmt legt es seinen Leserinnen und Lesern nahe, das gewählte Programmschema zu verlassen und sich quer zu der hier getroffenen Anordnung der Materie, aber vor allem weit jenseits ihrer in den unendlichen Weiten des televisiven Theorieuniversums zu bewegen.

1. Schalten | Walten. Tatsache und Theorie des Fernsehens

Das Fernsehbild ist das erste Bild, das man ein- und ausschalten und sogar umschalten kann. Es ist, wie vor allem Marshall McLuhan immer wieder betont, ein elektrisches Bild: das Bild im Zeitalter der Elektrisierung (MK, 18 ff.). Elektrisches Licht ist aber nicht nur künstlich und flächendeckend und verwandelt Nacht in Tag (MK, 69), es ist vor allem schaltbar. Das Fernsehen als Medium elektrisch schaltbarer Bilder hat damit eine alle anderen Bildmedien überragende, eine »waltende« und bis heute prägende Wirkung gehabt. Es hat die westliche Populärkultur und die allgemeinen Kommunikationsverhältnisse von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis um die Jahrtausendwende dominiert. Es hat uns vom Zeitalter der klassischen, analogen Massenmedien wie Zeitung, Film und Radio hinübergeführt in das Zeitalter der digitalen und vernetzten Medien. Damit hat es auch der gegenwärtigen Medienkultur und -praxis in noch oftmals unbegriffenem Maße seinen Stempel aufgedrückt. Es hat ganze Lebensformen gestaltet, das Zeitalter des Konsums heraufgeführt und begleitet, der Kleinfamilie ihre Ökonomie und Moral gegeben und ihren Verhaltens- und Wissensalltag bestimmt. Fernsehen hat Politik- und Machtstrukturen definiert. Es hat die Bilderproduktion und den Umsatz an Bildern exponentiell anwachsen lassen. Es hat Zeitordnungen geschaffen und durchgesetzt, von einem veränderten Tages- und Wochenrhythmus bis zum Grundverständnis von Aktualität, von Ereignis und Zustand bis zu den Praktiken der Erwartung und Erinnerung. Es hat Träume besetzt. Über Ordnungen im Raum hat es in massiver Weise Prozesse der Ein- und der Ausschließung in Gang gesetzt und mittels seiner Programme Kontrollformen über die Wissensverteilung etabliert, die bis heute in Kraft sind. Fernsehen hat ohne jeden Zweifel Einfluss ausgeübt auf den Wandel der Generationen- und Geschlechterbeziehungen, auf die Herausbildung und den Umbau differenzierter globaler Kulturen, auf Natur in ihrem Verhältnis zu Kultur und Technik. Sein weltweiter Umgang mit Bildern und Tönen markiert eine unhintergehbare Folie für deren Konsistenz und Anmutung, ihre Transformations- und Zirkulationsfähigkeit. Hinsichtlich Reichweite, Durchdringungstiefe und Vermittlungsgeschwindigkeit der Information setzt es noch immer den Standard. Und es befindet über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, über Offensichtlichkeit und Verborgenheit, Nähe und Entfernung, Wirklichkeit und Fiktion, über Prominenz und Normalität. Fernsehen hat Geschichte geschrieben. Es hat darüber entschieden, was eine Erzählung, was eine Nachricht, was ein Subjekt und ein Objekt – und was überhaupt ist (wir kommen speziell darauf gleich zurück).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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