Feuer auf deiner Haut | Erotischer Roman - Katy Kerry - E-Book

Feuer auf deiner Haut | Erotischer Roman E-Book

Katy Kerry

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Die engagierte Journalistin Maggy soll einen Bericht über die Lebensweise der Aborigines schreiben. Sie fliegt nach Australien und trifft dort auf den gut aussehenden Halbblut-Aborigine Jeffrey. Dieser lebt zwischen zwei Welten: dem zivilisierten, modernen Australien und dem traditionellen Leben der Aborigines. Beide fühlen sich stark zueinander hingezogen und Maggy lässt sich Hals über Kopf auf den charismatischen Jeff und die Gefahren des Buschs ein. Doch er offenbart ihr, dass er eine Schwäche für eine spezielle Sexualpraktik hegt, die nicht jeder Frau liegt. Ist Maggy den Herausforderungen gewachsen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 279

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Impressum:

Feuer auf deiner Haut | Erotischer Roman

von Katy Kerry

 

Katy Kerry ist das Pseudonym einer erfolgreichen Erotikautorin. Seit gut zwei Jahren begeistern ihre erotischen SM- und Fetisch-Romane, aus dem Leben ihrer dominanten Ader gegriffen, unzählige Leser. Geschickt webt sie eigene Erfahrungen und Fantasien in spannende und sinnliche Geschichten voller prickelnder Erotik und Leidenschaft ein. Katy ist verheiratet, hat zwei Kinder im Teenageralter und steht obendrein als Sozialarbeiterin voll im Beruf. Als ganz private Domina sammelt sie immer wieder interessante Erfahrungen, die sie dann in ihre Romane einfließen lässt. Sie liebt es, ihre Fantasie zu beflügeln, und ist ständig auf der Suche nach etwas Neuem.In Katys Büchern stecken packende, geheimnisvolle und niveauvolle erotische Geschichten, manchmal sogar ein Thriller. Einmal eingetaucht, kann man sie kaum mehr aus der Hand legen.

 

Lektorat: A. K. Frank

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com © sirius3001 @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750731745

www.blue-panther-books.de

Flimmernde Hitze im Outback

Die Kultur der Aborigines ist so einzigartig wie ihr Volk. Sie sind es, die das Tor zu einer außergewöhnlichen Welt eröffnen, von der wir Zivilisierten nicht einmal wissen, dass sie existiert. Eine Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind. Etwas, dass wir wohl nie verstehen werden.

Wir sind alle nur Besucher auf dieser Erde.Unsere Aufgabe ist es zu lernen, zu wachsen, zu lieben und, wenn die Zeit gekommen ist, nach Hause zu gehen.Weisheit der Aborigines

Inmitten des australischen Buschs schlägt ein uraltes Herz. Das der Aborigines.

Wer den Herzschlag fühlen kann, hat seine Mitte gefunden, davon ist Maggy überzeugt, als sie mit ihren Stilettos auf den glühend heißen Asphalt des Flughafengebäudes in Alice Springs hinaustritt.

In der nächsten Sekunde legt sich ein feiner Film des roten Staubs, den es hierzulande in Unmengen gibt, auf ihre frisch lackierten Zehennägel, weil sich auf der trockenen sandigen Straße die Reifen eines Wagens eingraben.

Unmittelbar hinter dem Fahrzeug bildet sich eine gewaltige rote Staubwolke. Maggy macht sicherheitshalber ein paar Schritte zurück, schmunzelt bei dem Anblick ihrer Stilettos und ist froh, sich doch für die weniger teuren Schuhe entschieden zu haben.

Sie hebt ihren Kopf. Vor ihren Augen verschmelzen der strahlend blaue Himmel mit der flimmernden Hitze des Outbacks. Die wechselnden Farben der Landschaft, die schiere Größe und Stille der Wüste nimmt eine spirituelle Dimension an, die sie ehrfürchtig erstaunen lässt.

Hügelige Berge, felsige Abgründe, mit Spinifex-Gräsern bewachsene Dünen und rote Erde strecken sich in natürlicher Schönheit vor ihr aus.

Es hat vierzig Grad im Schatten, an diesem schwülen Dezembertag. Ein wenig fällt sie auf, in ihrem luftig blumigen Seidenkleid, dem geflochtenen weißen ausladenden Hut, den sie zum Schutz vor der brennenden Sonne auf ihrem Kopf trägt, und vor allem wegen ihrer reinweißen Haut.

Jetzt muss sie fast ein wenig schmunzeln.

Während in Irland winterliche Temperaturen vorherrschen, kann sie sich hier vor Hitze kaum retten. Glücklicherweise hat ihr Redakteur ihr gestattet, das Weihnachtsfest noch daheim zu verbringen. Ihr Vater und ihr Bruder wären enttäuscht gewesen, wenn sie schon davor nach Australien hätte aufbrechen müssen.

Vom Jahreswechsel wird sie in diesem Jahr nicht viel mitbekommen, denn dann wird sie bereits auf einem Walkabout mitten durch die Wüste unterwegs sein.

Ihren Gedankenfluss beendend, steht sie da, neben sich ihr Reisegepäck und wartet auf Jeffrey, einen Halbblut-Aborigine, der sie hier abholen soll.

Ihr Blick macht die Runde. So viele Menschen. Wie soll ich ihn hier bloß ausfindig machen?Möglicherweise ist er schon hier.

Nur in diesem Getümmel findet man doch nicht einmal jemanden, den man bereits kennt. Wie also einen Mann suchen, von dem man nur ein Foto auf Whatsapp gesehen hat?

Nochmals vergewissert sie sich, dass sie am richtigen Ausgang steht, dreht ihren Kopf und sieht nach oben. Sie liest den Schriftzug: Terminal 1.

Ja, sie ist sich ganz sicher, dass er ihr diesen Treffpunkt genannt hat. Sie seufzt.

Die Hitze drückt schwer auf ihre sich sonst mit kühler frischer irischer Meeresluft gefüllten Lungen, die Schwüle tut ihr einfach nicht gut. Verzweifelt zerrt sie an dem Kragen ihres Sommerkleides.

Ist das vielleicht eine Affenhitze hier. Kaum auszuhalten. Sie merkt, wie verklebt sich die Haut an ihrem Hals anfühlt. Hörbar atmet sie aus und kramt nach einem Gegenstand in ihrer Handtasche, mit dem sie sich Luft zufächeln könnte.

Ihr Reisepass vielleicht? Sie zieht ihn heraus und benutzt ihn wie einen Fächer. Dabei blickt sie nach oben, versucht, der feuchten Klebrigkeit zu entkommen, die sich nunmehr über ihren gesamten Körper auszubreiten scheint und hält ihre Augen halb geschlossen.

Im ersten Moment tut die kühle Luft gut. Hin und wieder verirren sich ein paar Sprühnebeltropfen der Sprinkleranlage auf ihr Gesicht, die zum einen die Sträucher der Lampenputzer-Gewächse mit frischem Wasser versorgen, zum anderen diesem ausgetrockneten Boden ein wenig Feuchtigkeit bieten sollen.

Erleichtert atmet sie auf. Die kleinen Bächlein, die bereits über ihren Rücken laufen und im Saum des tief liegenden Ausschnittes ihres Sommerkleides versickern, sind damit dennoch nicht aufzuhalten. Trotzdem zaubert die kleine Erleichterung ein Lächeln auf ihr hübsches Gesicht.

***

Ein Lächeln, das auch Jeffrey auffällt, der sie in seinem Jeep sitzend beobachtet, seit sie den ersten Schritt auf den heißen Asphalt gemacht hat. Er wusste sofort, als er sie sah, dass es sich um die irische Journalistin handeln muss. Diese reinweiße Haut war er von Australierinnen nicht gewohnt. Denn, auch wenn sie alle Wetjalas sind - so nennen Aborigines die weißen Australier - so sind sie dennoch sonnengebräunt. Etwas, das er bei dieser hübschen Lady jedoch ganz und gar vermisst.

Im Gegenteil, sie ist fast so weiß, wie die frisch getünchten Wände seiner Veranda. Ihr langes Haar, das sie hochgesteckt trägt, ist rotblond. Ihre mandelförmigen leuchtend grünen Augen sind ein Traum. Die rot geschminkten Lippen zum Anbeißen.

Widerwillig schüttelt er den Kopf. Nein.Eine wunderschöne Frau, wie sie eine ist, würde sich von einem Halbblut-Aborigine, wie ich einer bin, nicht anfassen lassen.

Außerdem ist sie bestimmt nicht nach Australien gekommen, um sich einen Mann zu angeln. Ihr Weg führte sie hierher, weil sie eine gute Story nach Hause bringen möchte.

Eine Weile sieht er sie noch an, labt sich an ihrer unverkennbaren Schönheit, bis er sich dazu entschließt, aus seinem Jeep auszusteigen und auf sie zuzugehen.

So eine zarte und zerbrechliche Frau, seufzt er nachdenklich und sieht bereits Probleme auf sich zukommen, wenn sie sich gemeinsam auf den Walkabout machen werden.

Zu Fuß. Stundenlang. Bei mehr als 45 Grad. Ohne Komfort. Schier unmöglich. Nichtsdestotrotz sieht sie wunderschön in ihrem Sommerkleid und ihren Stöckelschuhen aus, auch wenn sie für das Outback hier überhaupt nicht gemacht sind, wie er mit belustigter Miene feststellt. In diesem Aufzug kommt sie nicht einmal ein paar Hundert Meter weit.

Nur noch ungefähr zehn Schritte trennen die beiden voneinander. Sie wirkt bereits ungeduldig. Die Gedanken in ihrem hübschen Kopf drehen sich bestimmt nur um eine Sache: Wenn dieser Kerl nicht bald kommt, sitze ich im nächsten Flieger zurück nach Irland.

Darüber muss ergrinsen, wobei er das Gefühl hat, ihre Mundwinkel bewegen sich langsam abwärts, weil ihr durch das lange Warten, das Lächeln offensichtlich in dieser erbarmungslosen Hitze bereits vergangen ist. Die tief stehende Sonne dürfte ihr zu schaffen machen.

Zögerlich, aber mit einem sympathischen Grinsen tritt er ihr entgegen. Jetzt erkennt auch sie offenbar in ihm den Mann, mit dem sie häufig über Whatsapp telefoniert und sich unterhalten hat.

Schon damals spürte er: Es ist mehr als nur eine geschäftliche Verbindung. Das eine oder andere private Foto wurde hin und her geschickt, auch wenn es nur dazu diente, das Gegenüber etwas besser kennenzulernen. Eine gewisse Distanz verringerte sie sich aber dennoch.

Jetzt wird ihr Lächeln immer breiter, als er so vor ihr in knielangen ausgefransten Jeans und freizügigem weißen Hemd steht. Pure Absicht, weil er ihr imponieren will.

Sein gekräuseltes Brusthaar verbirgt sich gut sichtbar hinter dem weißen Stoff und lugt zum Zwecke der Anzüglichkeit ein wenig zwischen den Knöpfen hervor. Die wahrlich nicht so dunkle Haut hebt sich trotz allem vom weißen Stoff empfindlich ab. Das war auch so gewollt, als er heute Morgen überlegt hat, welches Oberteil er anziehen sollte.

Seine dunklen dicken Locken, die normalerweise bis zu den Schultern reichen, trägt er im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden.

Die junge Lady mustert ihn aufmerksam. Der Blick, mit dem sie ihn begutachtet, geht ihm durch Mark und Bein. Sie inspiziert ihn genau, auch wenn es nur für einen Bruchteil einer Sekunde geschieht, so kommt es ihm aber vor, als dauere sie eine halbe Ewigkeit an. Mittlerweile ist sie offensichtlich bei seiner Nase angekommen und bestimmt wundert sie sich, dass sie doch nicht so breit ist, wie man es bei Aborigines gewohnt ist. Im Gegenteil, er ist stolz auf die schlanke Form, genauso wie die seines Gesichts.

Seine neugierigen blauen Augen blicken sie fragend an. »Sie müssen Meagan Ryan sein. Nicht wahr?«, erklingt seine bewusst sanfte, tiefe und vertrauenswürdige Stimme. »Richtig, aber nennen Sie mich bitte Maggy«, erwidert sie selbstbewusst. Von ihren ausgezeichneten Manieren beeindruckt, nickt er.

Sie ist noch immer so zuvorkommend, wie am Telefon und sie sagt sogar bitte. Ja, sie hat tatsächlich bitte zu mir gesagt. Zu mir, einem Halbblut, dem die Australier meist verachtend gegenübertreten, mitunter sogar die Straßenseite wechseln, wenn er ihnen begegnet. Unglaublich! Wie unterschiedlich diese Wetjalas doch sein können, denkt er und als sie ihm obendrein noch zum Gruß die Hand reicht, reagiert er anfangs konstatiert, erwidert dann ihren Händedruck jedoch mit einer unbändigen Freude.

»Herzlich willkommen im Northern Territorium, dem Land meiner Ahnen«, begrüßt er sie nun ganz offiziell. »Dankeschön, Mr McPhee«, sagt sie mit einem ehrlichen Lächeln.

»Jeffrey«, korrigiert er sie vertrauensvoll, findet sie sehr sympathisch, auch wenn sie eine Weiße ist. Er vermeidet es aber dennoch, sie zu duzen. Nicht weil er ihr das Du grundsätzlich nicht anbieten möchte, sondern weil er vorerst abwarten will, wie sich das Verhältnis zwischen ihnen beiden entwickelt.

Im Laufe der Zeit ist er vorsichtig geworden, denn tief in seinem Innersten schlummert eine Verletzung, deren Wurzeln in seiner Kindheit zu finden ist und die die Wetjalas in der Vergangenheit in seiner Seele verursacht haben. Kummervolle Qualen, die die Weißen seinen Vorfahren angetan haben, einschneidende Erlebnisse, die bis heute bei ihm Spuren hinterlassen haben. Ein Teufelskreis, der scheinbar noch immer nicht zu durchbrechen ist - zu lange liegen die Gründe dafür zurück.

Trotzdem wird Jeffrey überall bewundert. Als einziger Abgeordneter mit indigenen Wurzeln im australischen Parlament setzt er sich, so gut es geht, für sein altes Volk ein.

Dank seines nicht biologischen weißen Vaters, der ihm eine hervorragende Bildung angedeihen ließ und ihn nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaften in die Regierung holte, bekleidet er dort aus der Sicht der Aborigines ein unglaublich wichtiges Amt.

Jeffrey kämpft jeden Tag um die Rückgewinnung der Identität seines Volkes, dem er sich zugehörig fühlt. Und letztendlich auch für seine eigene.

Als er die Anfrage von Maggys Redaktion bekam, ob er sich vorstellen könnte, einem Journalisten die Welt der Aborigines näherzubringen, willigte er, ohne zu zögern ein. Dass sie ihm aber eine Frau schicken würden, darüber ließ man ihn ziemlich lange im Ungewissen. Erst drei Wochen vor ihrer Ankunft meldete sie sich bei ihm.

Da sie aber nun mal tatsächlich da und obendrein so hübsch und nett ist, muss er sich wohl oder übel etwas einfallen lassen, wie sie beide den Walkabout unbeschadet überstehen können.

Fürs Erste hat er bereits vorgesorgt. Die Schuhe. Mit diesen Stilettos, die sie augenblicklich trägt, kann sie jedenfalls nicht durch die wüstenartige Landschaft wandern. Auch wenn sie ihm noch so sehr gefallen.

Ebenso ungeeignet ist das Kleid. Zweifelsohne sehr elegant und für einen Marktbesuch oder einen Abstecher in ein Atelier in Alice durchaus geeignet. Für eine Wanderung durch die fünfzig Grad heiße Steppe aber mit Sicherheit nicht.

Einzig und allein der Sonnenhut wird von Nutzen sein.

»Mein Jeep steht dort drüben«, meint Jeffrey und unterbricht seine Gedanken. Er zeigt auf den verstaubten offenen Wagen. »Wir können gleich losfahren«, setzt er noch hinzu und Maggy nickt voller Tatendrang. »Sehr gern. Ich bin bereit«, versichert sie ihm mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck.

»Bereit für einen Walkabout, in ein Gebiet, das kaum von einem Weißen, seltener noch von einer Frau, betreten wurde?«, fragt er mit interessiertem Blick. Einem Blick, den Maggy standhält und aus dem heraus sich ein langsames, aber keineswegs unentschlossenes Nicken ergibt. Ein schlichtes Ja und ein bezauberndes Lächeln ist ihre Antwort auf seine herausfordernde Frage.

Für Jeffrey der Beweis, dass sie Courage besitzt und es obendrein ernst meint. »Gut, dann fahren wir«, sagt er gut gelaunt und ebenfalls voller Entschlossenheit.

Mit dieser Erkenntnis greift er nach ihrem Gepäck und stellt es auf seine Schulter, als wäre es ihr Handtäschchen. Seelenruhig geleitet er sie zum Jeep.

Jeffrey ist sehr feinfühlig. Es entgeht ihm nicht, dass Maggy ihn von der Seite her mit bewundernden Blicken beobachtet. Sein Vorgehen dürfte ihr imponieren. Im Verborgenen schmunzelt er.

Beim Wagen angekommen, hievt er ihren Koffer auf die Ladefläche und lässt sie auf der Beifahrerseite einsteigen. »Ich hoffe, der Flug war angenehm.« Es klingt beinahe wie eine Frage, als er um den Jeep herumgeht.

Irgendwie hat er das Gefühl, dass sie ihn richtiggehend studiert. Dann gibt sie ihm eine aufschlussreiche Antwort. »Ja, danke. Es war ein Flug ohne besondere Vorkommnisse. Zumindest habe ich keine Turbulenzen wahrgenommen, weil ich einige Stunden geschlafen habe«, sagt sie mit einem hinreißenden Lächeln.

Er genießt ihre fröhliche Art. Sie wiederum kann sich anscheinend an seinem Gesicht nicht sattsehen, so sehr scheint er mit seinem Aussehen bei ihr Eindruck zu schinden.

Und tatsächlich. Ihre Gedanken sind für ihn fast hörbar. Jeffrey ist eben nicht nur Aborigine, sondern auch ein außergewöhnlicher Mann mit auffallendem Charisma und meditativen Eigenschaften. Er ist imstande, seinen Geist zu fokussieren, dabei ist er voll und ganz bei ihr, ohne sich von äußeren Einflüssen ablenken zu lassen. All seine Aufmerksamkeit ist auf sie und ihre Gedanken gelenkt.

Er ist davon überzeugt, dass sie einem Menschen wie ihm, noch nie begegnet ist. Diese Vorstellung macht ihn stolz, amüsiert ihn aber auch zugleich. Er wirft ihr einen vertrauensseligen Blick zu, so als würde er ihr klarmachen wollen, an ihren Gedanken teilhaben zu können. Eine Gabe, die nur sehr wenige Menschen besitzen. Außer sie stammen von einem Urvolk ab.

Währenddessen ihn diese Idee beflügelt, hievt er sich auf den Fahrersitz. Schon bald jault der Wagen auf, weil er die Zündung betätigt. Gleich darauf lenkt er den Landrover auf den Highway hinaus.

Die Bedenken, sie wäre nicht redselig genug, weil sie sich erst eben kennengelernt haben, schiebt er sogleich zur Seite. Warum auch? Schließlich ist sie Journalistin. Eine, die bestimmt ohne Hemmungen quasselt, wenn es darum geht, Informationen einzuholen.

Mühelos und über sich selbst erstaunt, wie zwanglos er das Gespräch am Laufen halten kann, plaudert er munter drauf los. »Wie lange fliegt man von Dublin nach Alice?«, fragt er interessiert, während er den Jeep locker auf den Highway dirigiert.

»Rund vierunddreißig Stunden mit Zwischenstopp in Singapur und einem in Perth«, sagt sie lachend, weil sie noch nie so lange geflogen ist.

»Puh, ein weiter Weg. Müde?«, erkundigt er sich und riskiert einen Blick zu ihr hinüber. Sie sieht ihn länger an, als ihm lieb ist.

»Ein wenig schon«, gibt sie seufzend zu und er sieht in ihre neugierig wirkenden Augen. Dabei hebt und senkt sich ihr Brustkorb mehr, als sie es offenbar unter Kontrolle halten kann. Verdammt, nicht nur die Hitze hier in diesem Steppengebiet bringt unser Blut in Wallung. Der Anblick dieser Irin lässt mein Herz ebenso in die Höhe schnellen.

Er ist angetan von ihrem gepflegten und eleganten Aussehen. Nichtsdestotrotz muss er sich zwischendurch zwangsläufig auch auf den Verkehr konzentrieren und starrt wieder auf die Weiten des Highways hinaus.

»Zunächst fahren wir nach Yulara«, erklärt er schluckend, wobei er zu tun hat, sich im Griff zu halten. »Ich habe dort ein Haus, das wir für die Zeit unseres gemeinsamen Trips nutzen werden. Ich denke, sich eine Nacht lang auszuruhen ist nach so einem anstrengenden Flug wohl notwendig und wichtig«, meint er, während er sie nochmals sekundenlang ansieht, wobei Maggy an seinen Lippen hängt.

Die Luft ist von einer ganz speziellen Chemie erfüllt, die über alles Platonische hinausgeht.

Jeffrey seufzt hörbar, weil er denkt, die schwüle Luft schnüre ihm die Kehle zu, dabei sollte er es besser wissen. Die schwüle Luft hier draußen ist er gewohnt, die Anwesenheit dieser jungen Dame aber nicht.

Warum übt sie bloß solch eine Anziehungskraft auf mich aus? Er weiß es nicht. Weil er aber im Busch gelernt hat, wie man sich unter Kontrolle hält, gewinnt er diese bald wieder zurück, zieht die Mundwinkel, wenn auch anfangs etwas angestrengt nach oben und lenkt seine Gedanken wieder auf ihr eigentliches Vorhaben zurück: dem Geheimnis des Outbacks.

»Ein wenig Ruhe tut bestimmt gut. So ein Jetlag ist nicht zu unterschätzen.« Er klingt jetzt ein bisschen förmlich. »Für diese Zeit stehe ich aber gern für Rede und Antwort zur Verfügung.« Er grinst und gibt Maggy zu verstehen, dass sie ihn bezüglich der Kultur und der Lebensweise seines Volkes ohne Ende ausfragen kann, was immer ihr auf der Zunge brennt.

»Morgen, nach einem kräftigen Busch Tucker werden wir dann zu meinem Stamm aufbrechen«, sagt er mit einem schelmischen Augenzwinkern, wobei Maggy verwundert eine Augenbraue hebt. »Busch Tucker?«, fragt sie mit einem atemberaubenden Augenaufschlag verwundert nach.

Jeffrey lacht leise in sich hinein. »Oh, da muss jemand noch viel lernen«, meint er augenzwinkernd, ohne sich aber über sie lustig zu machen. »Als Busch Tucker bezeichnet man die Geschmacksexplosion im Mund«, doch bevor er weitersprechen kann, weiten sich die Augen von Maggy noch weiter. In dieser Sekunde wird ihm klar, welcher Wortkomposition er sich gerade bediente. Ohne jeden Zweifel weiß er, was sie sich jetzt denken muss.

Er lacht über seine eigene Aussage, obwohl er sich einfach nur gewählt ausdrücken wollte. »Keine Sorge«, legt er gleich nach. »Es handelt sich um nichts Unanständiges. Busch Tucker ist ein kulinarischer Ausflug zu einheimischen Beeren, Samen und Gewürzen, kurzum die traditionelle Küche der Aborigines.«

Maggy kichert beim Wort Samen und hält sich dabei betreten die Hand vor den Mund.

Jeffrey muss zugeben, dass die Wortwahl nicht immer die Geeignetste für diese junge Irin ist. »Ich trete anscheinend andauernd in ein Fettnäpfchen«, lacht Jeffrey erneut auf und denkt, dass er sich schon lange nicht mehr so amüsiert hat, wie mit dieser irischen Wetjala. Er sollte wohl darüber nachdenken, ob dieser Ausdruck in Zukunft für sie überhaupt der richtige ist. Sie zählt zu den wenigen weißen Frauen, die es wert sind, ihnen gebührenden Respekt entgegenzubringen. Noch dazu dann, wenn er es aus freien Stücken tut.

Maggy ist offenbar eine Frau, die nur so vor Lebensfreude sprüht, ein völlig ungezwungenes Verhalten an den Tag legt und obendrein ein bezaubernder und warmherziger Mensch zu sein scheint. Etwas, das ihm unheimlich guttut.

Er kann die Wärme, die sie ihm entgegenbringt, tief in sich spüren.

Kurz riskiert er wieder einen Blick zu ihr hinüber. Einen den sie sofort erwidert. Die beiden lächeln sich an. Jeffrey spürt die Gefühlswärme, die sein Herz bei ihrem Anblick umgarnt. Nur für einen kurzen Augenblick ist er dadurch abgelenkt. In dieser Minute sieht er plötzlich aus den Augenwinkeln inmitten der flimmernden Hitzewellen einen Highway-Lastwagen mit mehreren riesigen Anhängern in einem Karacho auf der Gegenfahrbahn auf sie zu donnern.

Ihr Gespräch wird durch diese gefährliche Situation abrupt unterbrochen.

Vor Schreck ruft sie laut: »Pass auf!«

Jeffrey reißt genau in diesem Moment das Steuer herum, weicht auf den holprigen Seitenstreifen aus, wo sie beide ordentlich durchgeschüttelt werden, bevor sie nach mehreren Metern zum Stehen kommen.

Maggys Schluckgeräusch ist deutlich zu hören. Beide schließen für einen kurzen Moment die Augen, atmen erleichtert auf.

»Puh. Das war knapp«, stößt er erleichtert aus. »Du und dein bezauberndes Lächeln hätten uns beinahe dem Reich der Ahnen nähergebracht«, sagt er nun lachend und ist heilfroh, dass sie aus dieser brenzligen Situation noch einmal mit dem Schrecken davongekommen sind. Sein Blick ist versöhnlich.

»Tut mir leid, ich wollte nicht, ich meine, ich …«, stottert sie, noch immer aufgeregt, schlägt kurz die Hände vors Gesicht, da ihr ganz offensichtlich noch immer der Schreck in den Gliedern steckt.

Gewiss spürt auch sie dieses feurige Lodern, das zwischen ihnen in diesem Moment aufflammte und ihn letztendlich um seine Konzentration brachte.

Zum ersten Mal duzt er sie. Etwas, das ihr sofort aufgefallen sein muss.

Jeffrey sieht sie mit erleichterter Miene an. Eine Sekunde denkt er darüber nach, ob er tun soll, was ihm gerade bei ihrem atemberaubenden Anblick durch den Kopf geht. Sie sieht so verdammt sexy aus, so anziehend, so hilflos.

Nein! Innerlich schüttelt er den Kopf.

Er hat gelernt, eine Situation nicht zu seinen Gunsten auszunutzen. Also beherrscht er sich, atmet tief durch. »Alles gut. Auf so etwas muss man hier draußen eingestellt sein. Es tut mir leid. Ich war unvorsichtig. Das hätte mir nicht passieren dürfen«, entschuldigt er sich demütig.

»Oh nein. Dich trifft doch keine Schuld. Ich dummes Ding habe dich abgelenkt«, sagt sie wenig erfreut. Sie klingt verärgert, aber dieser Ärger scheint sich nicht auf ihn zu beziehen. Sie nimmt die Schuld auf sich und somit in weiterer Folge auch die Verantwortung für sein Fehlverhalten.

Eindeutig eine Frau mit Verantwortungsbewusstsein. Jeffrey wirft ihr einen dankbaren Blick zu. So ein Verhalten ist ihm bei einer weißen Frau bisher selten passiert. Er ist es gewohnt, immer das Übel auf seiner Seite suchen zu müssen, egal, ob ihn die Schuld nun tatsächlich trifft oder nicht.

Erleichtert und mit einem guten Gefühl lenkt er den Wagen wieder auf den Highway hinaus. Diesmal werde ich einen Teufel tun und mich erneut von meinen Gedanken und Gefühlen ablenken zu lassen, denkt er und grinst obendrein in sich hinein, weil er sich in ihrer Nähe so wahnsinnig wohlfühlt.

Trotzdem ist er für sie hier draußen verantwortlich. Erneut nimmt er das Gespräch auf. »Wir waren doch gerade beim Busch Tucker«, sagt er und setzt ein schelmisches Grinsen auf, während sie den Highway verlassen.

Maggy lacht herzhaft.

Im Zickzack setzen sie den Weg um Spinifex-Büsche fort, holpern über ausgetrockneten und sandigen Boden. Von unten schlägt das dürre Buschwerk gegen die Karosserie, was wiederum Staub aufwirbelt. Maggy setzt ihre Sonnenbrille auf.

Jeffrey kennt sich hier aus, er weiß genau, ob er einem Buschwerk ausweichen muss oder es flachfahren kann. Weil sie wie eine Lumpenpuppe durchgerüttelt wird, lacht sie trotz des Motorenlärms laut auf und kokettiert auf diese Weise schon wieder mit ihm.

Diese Frau ist einfach unglaublich, denkt er, plaudert aber weiter, so wie ihm der Schnabel gewachsen ist. »Ich bin zwar kein Sternekoch, aber trotzdem werde ich versuchen, für dich traditionelles Buschfutter auf den Tisch zu zaubern. Der Gaumengenuss von Känguru in Backteig, dazu reife Holunderbeeren, einfachem Buschbrot, roten Bohnen mit Sandelholzmousse soll dir einen ersten Eindruck in unsere Welt verschaffen, wenn auch vorerst nur in die der Gaumenfreuden«, sagt er stolz, setzt aber einen warmherzigen Blick auf. Einen, den sie dankbar mit einem liebevollen Lächeln aufnimmt.

Er mag ihre Courage, ihre Intelligenz, ihre natürliche Art. All jene Eigenschaften versetzen ihn ins Staunen, erinnern ihn an so manch ein Mitglied des Stammes seines leiblichen Vaters. Die Iren müssen sich schon sehr von den übrigen Europäern unterscheiden, denkt er, insbesondere von den so verhassten Engländern, die nun hier in seinem Land gesellschaftspolitisch die Vormachtstellung halten. Eine Tatsache, von der er sich aber heute sicher nicht seine gute Laune verderben lassen wird.

Während sie so dahindüsen, macht er sie auf einen Landstrich aufmerksam. »Siehst du das ausgetrocknete Flussbett dort?«, fragt er, deutet mit seinem Zeigefinger auf den gewundenen Graben, der sich vor ihren Augen durch das weite Land schlängelt.

Maggy nickt andächtig und haucht leise: »Ja.«

»Mitten durch das Flussbett verläuft der Weg der australischen Katze. Tjilpa«, sagt er und gibt somit erste Auskünfte über seine interessante Kultur. »Keine wahrhaftige Katze, wie wir es gewohnt sind«, meint er weiter, »sondern ein kleines Beuteltier. Dasyurus Geoffreyi«, nimmt er Bezug auf die Ähnlichkeit mit seinem Vornamen. »Du musst sie dir überdimensional groß vorstellen«, erklärt er. »Mit einem prachtvollen Schnurrbart und einem gestreiften Schwanz, der senkrecht nach oben steht.«

Maggys Mundwinkel formen sich bei dieser Äußerung zu einem verschmitzten Lächeln. Beide brechen wieder in Gelächter aus.

Jeffrey rollt die Augen, ist aber keinesfalls genervt, erneut in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. »Ach, du meine Güte«, stößt er dennoch belustigt aus. »Ich bin nicht sicher, ob wir beide das geeignete Gespann für deine Redaktion und deine Story sind«, meint er amüsiert.

Auch Maggy biegt sich vor Lachen, indem sie den Kopf in den Nacken drückt.

Oh Mann, sie wirkt so natürlich. Ich könnte stundenlang ihrer melodischen Stimme lauschen. Dann atmet sie einmal kräftig durch, bevor sie sich wieder einigermaßen beruhigt und ihn mit einem neugierigen beinahe schon frechen, aber so sympathischen Lächeln ansieht. »Oh, bitte erzähl doch weiter«, bettelt sie. »Es ist so interessant, dir und den Legenden deines Volkes zuzuhören«, drängt sie ihn, doch mit seinen Geschichten fortzufahren. »Ich bin es gewohnt, mystischen Geschichten zu lauschen. Jedoch mit dem Unterschied, dass unsere wirklich gruselig klingen und mich nicht so viel zum Lachen bringen, wie deine«, meint sie unbekümmert. »Auch bei uns in Irland gibt es eine Vielzahl an Mythen. Und ich bin gespannt auf deine«, ermuntert sie ihn erneut, fortzufahren, was er auch sogleich voller Enthusiasmus tut.

»Die Geschichte unserer Ahnen ist für einen Außenstehenden nicht immer leicht zu verstehen. Aber ich will versuchen, es dir zu erklären«, sagt er, während der Jeep wie ein Grashüpfer über die Landschaft wirbelt.

Es ist gar nicht so einfach, bei einem Thema zu bleiben, denn plötzlich taucht völlig überraschend ein Truthahn vor ihrem Jeep auf. So, als würde er von ihnen gejagt werden, trabt er vor dem Jeep her.

Jeffrey macht Maggy auf das Tier aufmerksam. »Sieh nur«, sagt er, doch genauso schnell, wie er aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden.

Maggy kann nur noch die Staubwolke, die seine Beine verursachen, erkennen, als er vor ihnen flüchtet.

Für Jeffrey eröffnet sich also wieder eine Chance, Maggy von den Geschichten seiner Ahnen zu berichten, daher fährt er fort. »Nachdem die Schöpferwesen ihren Beitrag zur Entstehung der Welt geleistet hatten, verschwanden sie nicht einfach von der Bildfläche, sondern sie verwandelten sich in einen Teil der Natur, zum Beispiel in einen Felsen, in einen Baum oder wie in diesem Fall in einen Flusslauf«, meint er und deutet nochmals auf Tjilpa.

»Oh ja!«, ruft Maggy aus, »jetzt kann ich es deutlich sehen.« Doch der Zustand hält nicht lange an, denn der rote Staub, den die Reifen des Jeeps aufwirbeln, setzt sich wie ein feiner Film auf ihrer Sonnenbrille ab. Er verwehrt ihr jede Sicht, worauf beide erneut zu lachen beginnen.

Sie kann buchstäblich gar nichts mehr sehen, denn der Staub verweilt millimeterdick auf den Gläsern ihrer Sonnenbrille. Von der Erkenntnis überzeugt, dass die Brille für diese raue Wildnis ohnedies nicht zu brauchen ist, wirft sie jene auf den Rücksitz. »Sicher denkst du jetzt, was für ein weltfremdes Püppchen ich bin«, sagt sie blendend gelaunt und zieht sich selbst damit auf.

»Nein, keineswegs«, erwidert er mit einem Grinsen im Gesicht. »Aber die Kleidung, die du in Europa trägst, eignet sich für den Busch hier draußen ganz und gar nicht, aber das können wir selbstverständlich ändern«, meint er entgegenkommend und mindestens genauso gut gelaunt. »Das Kleid, das du trägst, ist ohne jeden Zweifel wunderschön, aber für das Outback…«

»Überhaupt nicht geeignet«, schließt sie seinen Satz mit einem wohlwollenden Grinsen.

Obwohl, wenn er ehrlich ist, bringt ihn der Anblick des Kleides ganz schön um den Verstand. Inzwischen ist das nämlich völlig durchnässt und klebt bereits wie eine zweite Haut an ihr, was in seinen Augen unwahrscheinlich anziehend wirkt.

»Ich bin jedenfalls geläutert«, sagt sie heiter. »In dem Moment, wo wir ankommen, schlüpfe ich in einfache Baumwollbekleidung«, verspricht sie ihm.

Jeffrey ist zufrieden, und eigentlich ist er mit fast allem einverstanden, denn ob nun geeignet oder nicht, in diesem Satinkleid sieht sie einfach verdammt sexy aus. Ihr Körper wirkt unheimlich erotisch und attraktiv auf ihn, vor allem dann, wenn die Schweißperlen auf ihrer Haut tanzen, wie jetzt gerade in diesem Augenblick.

Und sie? Selbstvergessen windet sie sich auf dem Autositz, auf der Suche nach der richtigen Position, um der gleißenden Hitze zu entgehen, was ihr nicht wirklich gelingt. Sie kommt ihm wie ein Hamster im Käfig vor: rote Wangen und so unheimlich süß.

Ab und zu beobachtet er ihre Hände, wenn sie an dem Saum ihres Kleides zupfen. Gepflegt sehen sie aus. Für ihn ein wahres Geheimnis. Mit ihnen vermag sie bestimmt Dinge zu tun, die sie mit Worten vermutlich nie schaffen würde.

Jene können aus seinen Gedanken Wirklichkeit machen, indem sie die Verbindung zu ihm schaffen: von ihrem Kopf über ihre Fingerspitzen direkt in sein Herz.

Er seufzt. Was für melancholische Gedanken schon wieder durch meinen Kopf gehen.Ich weiß gar nicht, ob sie für diese Art der Geisteshaltung überhaupt empfänglich ist.

Mit einem Mal reißt sie ihn aus seinen wilden Träumen. »Was ist das dort für ein Gestein?«, fragt sie und es klingt beinahe schon wie ein Stöhnen, weil ihr bestimmt enorm heiß ist. Oder kommt es ihm nur so vor, weil er sich im Innersten wünscht, dass sie es tut?

»Auch ein Traum?«, säuselt sie zwischen seine obszönen Gedanken in sein Ohr.

Noch immer in ihre hübschen Hände vertieft, den Jeep weiterhin durch verdorrte Vegetation mit endlosem Dickicht von Mulgabüschen lenkend, antwortet er einigermaßen gefasst. »Richtig. Wenn du genauer hinsiehst, so bemerkst du, dass der Felsen tatsächlich wie ein liegender Hund aussieht. Wie ein Dingo«, erklärt Jeffrey. »Falls du weißt, was ein Dingo ist.«

Maggy nickt gleichzeitig. »Klar, sie sind die Wölfe Australiens«, erwidert sie und fasziniert ihn mit ihrem Interesse an seinem Land. Zwischendurch riskiert er immer wieder einen Blick auf ihre schlanken, rosa lackierten Fingernägel. Hier und da steckt ein schlichter Ring an den Fingern. An einem ein ganz besonderer: Zwei Hände umfassen ein rotes Herz, dem eine Krone aufgesetzt ist.

Der siehtbezaubernd an ihrem Ringfinger aus. Was er wohl zu bedeuten hat? Er wird sie danach fragen, wenn Zeit dafür ist.

»Sind Dingos in freier Wildbahn eigentlich gefährlich?«, möchte sie nun von ihm wissen.

»Nun ja, ganz ungefährlich sind sie nicht. Dingos sind vor allem in der Dämmerung aktiv und jagen ihre Beute. Weil sie zur Wolfs-Familie gehören, machen sie viele Dinge ähnlich wie ihre Verwandten. Sie leben in Gruppen, also in sogenannten Rudeln zusammen. Dort gibt es eine Rangordnung. Die Rollen sind klar verteilt, und nur ein Dingo ist der Anführer. Das Rudel hat ein festes Jagd-Revier, das es gegen andere Gruppen verteidigt. Die Tiere jagen immer in der Gruppe und töten ihre Beute durch einen Biss in die Kehle. In Australien haben sie allerdings keine Feinde. Heutzutage findet man aber kaum noch reinrassige Dingos, weil die Wetjalas sie mit ihren mitgebrachten Hunden gekreuzt haben. Die Mischlinge sind allerdings viel aggressiver. Also, wenn du einem Dingo begegnest, ist Vorsicht geboten«, warnt er. »Weil sie auch Weidevieh reißen, kommen sie hier und da mit den Menschen in Berührung, greifen mitunter also an. Deswegen werden sie stellenweise von den Weißen gejagt.«

Maggy bemerkt anscheinend den Unterton in seiner Stimme und kontert sofort: »Nicht aber von den Aborigines. Oder?«

»Nein, zum einen wurde der Dingo zur Zeit der Ankunft der ersten Europäer bei den indigenen Völkern als Spielgenosse für ihre Kinder gehalten, oder auch als Säuberer der Wohnstätten von Essensresten genutzt. Manchmal diente er auch als Wachhund. Als Jagdgehilfe, so wie ihr das gewohnt seid, aber nicht. Wir gehen unbegleitet auf die Jagdzüge«, erzählt er.

»In der indigenen australischen Mythologie wird er verehrt. Er hat die Fähigkeit, böse Geister wahrzunehmen, und wird daher als wertvoller Lagerwächter angesehen. Träumt ein Aborigine von einem Dingo, so darf er diesen keinesfalls töten. Es wäre so, als würde er sich selbst töten«, erklärt er.

Maggy kombiniert. »Dingos sind dem Menschen in diesem Fall also gleichgestellt«, sagt sie und Jeffrey nickt. »Ja, für uns Ureinwohner, die sich ihrer alten Religion verbunden fühlen, dauert das Träumen ein Leben lang an: Wir können – ganz real oder imaginär – jederzeit auf unseren Traumpfaden wandeln und uns damit in die spirituelle Energie der Schöpfungszeit zurückversetzen. Das Träumen baut den indigenen Völkern eine Brücke zwischen jenem ewigen Moment der Schöpfung und einem bestimmten Landstrich oder ihrem Totem, in diesem Fall dem des Dingos, der als heilig angesehen wird«, gibt er bereitwillig Auskunft.

Maggy muss diese Art der Lebensweisheit ziemlich kompliziert vorkommen.

Jeffrey grinst. »Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht rettungslos überfordert«, sagt er besorgt und kratzt sich dabei nachdenklich sein Kinn, während er den Landrover unbeirrt durch dichtes graublättriges Gestrüpp lenkt.

Ab und an duckt Maggy sich, weil sie sonst Gefahr läuft, dass das dürre Geäst ihr ins Gesicht schlägt. »Hm, ich komme gegebenenfalls darauf zurück, denn wenn ich ehrlich bin, sind eure Mythen recht schwer zu verstehen, weil sie für mich so wenig greifbar und fremdartig sind. Obwohl ich mir Mühe gebe«, sagt sie fast schon ein bisschen enttäuscht.

»Das kommt schon mit der Zeit. Du bist ja gerade erst angekommen«, beruhigt er sie. »Um uns und unsere Riten, sowie unsere Geschichte verstehen zu können, braucht es zwei Dinge: Zeit und Empathie«, sagt er einfühlsam und blickt dabei lange in ihre grünen und wissbegierigen Augen, so als wolle er bis tief hinab in ihre Seele sehen.

Nur ein warmherziges Lächeln ist vorerst ihre Antwort auf seine Aussage. Es ist ihm zwar nicht ganz klar, wie man sich zu einer Weißen, noch dazu einer Europäerin, die man obendrein erst vor geraumer Zeit via Whatsapp kennengelernt hat, so hingezogen fühlen kann, aber er weiß auch, dass er kaum etwas gegen dieses Feuer der Leidenschaft ausrichten kann, auch wenn sie beide so unterschiedlichen Kulturen angehören.