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Taavi Soininvaara

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Beschreibung

Die Welt am Abgrund.

Im Jahre 1799 gelingt es einem Kardinal in höchster Not, geheime Unterlagen des Vatikans zu verstecken. Gut zweihundert Jahre später werden sie von Archäologen ausgegraben, und sie sind brisant wie nie zuvor: bezeugen sie doch die Absicht des Papstes und der christlichen Herrscher, den Islam zu vernichten. Salman, der Leiter der Ausgrabungen und Brite pakistanischer Abstammung, stößt auf weitere explosive Dokumente und will seine Funde öffentlich machen. Doch schon bald gerät er ins Visier derer, die das um jeden Preis verhindern wollen. Salman wird ermordet, ebenso alle anderen, die Kenntnis von den Papieren hatten.

Aber es gibt noch eine Mitwisserin: Elina, Salmans Frau, die auf der Flucht vor ihren Verfolgern in Helsinki Hilfe beim bärbeißigen Oberinspektor Ratamo findet ...

Noch nie war bei Soininvaara die Weltlage so explosiv – ein hochbrisanter, erstklassiger Thriller.

„Taavi Soininvaara ist der Meister des finnischen Krimis.“ Süddeutsche Zeitung

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Informationen zum Buch

Die Welt am Abgrund

1799 gelingt es einem Kardinal in höchster Not, geheime Unterlagen des Vatikans zu verstecken. Gut zweihundert Jahre später werden sie von Archäologen ausgegraben, und sie sind brisant wie nie zuvor: bezeugen sie doch die Absicht des Papstes und der christlichen Herrscher, den Islam zu vernichten. Salman, der Leiter der Ausgrabungen und Brite pakistanischer Abstammung, stößt auf weitere explosive Dokumente und will seine Funde öffentlich machen. Doch schon bald gerät er ins Visier derer, die das um jeden Preis verhindern wollen. Salman wird ermordet, ebenso alle anderen, die Kenntnis von den Papieren hatten. Aber es gibt noch eine Mitwisserin: Elina, Salmans Frau, die auf der Flucht vor ihren Verfolgern in Helsinki Hilfe beim bärbeißigen Oberinspektor Ratamo findet.

Noch nie war bei Soininvaara die Weltlage so explosiv – ein hochbrisanter, erstklassiger Thriller.

»Taavi Soininvaara ist der Meister des finnischen Krimis.« Süddeutsche Zeitung

Taavi Soininvaara

Finnische Kälte

Ratamo ermittelt

Thriller

Aus dem Finnischen von Peter Uhlmann

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Über Taavi Soininvaara

Impressum

Leseprobe aus: Taavi Soininvaara – Das andere Tier

Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …

»Dieser Kreuzzug, dieser Krieg gegen den Terrorismus, wird eine Weile dauern.«

George W.Bush, 16.September2001

»Diese Ereignisse haben den Moslems äußerst interessante Dinge offenbart. Es ist klar geworden, dass die westlichen Staaten unter der Führung der Vereinigten Staaten einen Kreuzzug gegen den Islam führen.«

Osama bin Laden, 27.Dezember2001

PROLOG

Valence, Frankreich, Donnerstag, 29. August 1799

Jesuitenkardinal Alvaro Tolomei wusste, dass er schon bald seine unsterbliche Seele einbüßen würde. Die ohrenbetäubenden Glockenschläge der Kathedrale Saint-Apollinaire verkündeten den Tod von Papst Pius VI., und Kardinal Tolomei zerrte so heftig am Griff der eisenbeschlagenen Truhe aus Eichenholz, dass seine Muskeln schmerzten. Er war zu alt für so etwas, viel zu alt. Die Truhe ließ sich auf dem Steinfußboden im Mittelgang der Kathedrale nur mit Mühe bewegen, obwohl Bruder Giordano am anderen Ende mit der ganzen Kraft seines jungen Körpers schob. Diese Angst war anders als alles, was Kardinal Tolomei bisher erlebt hatte, tiefer, lähmender, es war die Angst vor dem ewigen Feuer. Er schaute kurz nach oben zur gewölbten Decke, die Dutzende Meter über ihm schimmerte, und fühlte sich so klein wie nie zuvor.

Plötzlich hörte man draußen einen Schrei, und Bruder Giordano fiel auf die Knie. Der junge Mann zitterte und starrte den Kardinal mit weit aufgerissenen Augen an. »Bringen die das ganze Gefolge des Papstes um? Suchen sie uns?«

»Niemand wird es wagen, uns anzurühren, darauf gebe ich dir mein Wort. Wir müssen jetzt diesen Auftrag ausführen, der Heilige Vater hat es angeordnet. Danach können wir uns sofort verstecken«, versicherte Kardinal Tolomei so ruhig wie möglich. Einen Augenblick später schob Giordano die Truhe weiter.

Der Kardinal blickte verstohlen zum halbrunden Altarchor der Kathedrale und dann zum Haupteingang. Allergrößte Eile war geboten: Die französischen Soldaten suchten ihn, da war sich KardinalTolomei sicher. Die Männer des Generals Napoleon Bonaparte schleppten die Untergebenen des Heiligen Vaters schon seit anderthalb Jahren wie gemeine Gefangene durch Europa, seit dem Tag, als der Bauernlümmel aus Korsika seine Truppen in Rom einmarschieren ließ und vom Papst verlangte, auf seine weltliche Macht zu verzichten. Der Papst und sein Gefolge waren mit Gewalt nach Siena gebracht worden, von da nach Florenz, Parma, Piacenza, Turin, über die Alpen nach Briançon, Grenoble… Und jetzt würde ihr Leidensweg hier enden, in der kleinen und bedeutungslosen südostfranzösischen Stadt Valence.

Kardinal Tolomeis Angst war begründet. Napoleon hatte seinen Soldaten befohlen, den Heiligen Vater und seine Begleitung nicht anzurühren, zu Lebzeiten des Papstes, aber jetzt war alles anders. Soeben hatte der Papst seinen letzten Atemzug getan. Nun würde die Soldaten nichts mehr daran hindern, die Schätze des Vatikans zu stehlen, die das Gefolge des Papstes mit nach Valence gebracht hatte: Gold, Gemälde, Edelsteine und Dokumente aus dem Archivio Segreto Vaticano, dem Geheimarchiv des Vatikans.

Die Metallbeschläge knirschten auf dem Steinboden, als der Kardinal und der junge Jesuitenbruder Giordano die Truhe zum Altarchor zerrten; Tolomei, der voranging, musste ab und zu Stühle beiseitestoßen, die ihnen im Wege standen. Das Dröhnen der Kirchenglocken schmerzte in seinen Ohren. Dies war die letzte der Truhen mit politischen Dokumenten aus dem Geheimarchiv des Vatikans, die versteckt werden sollten, weil der Papst es kurz vor seinem Tode angeordnet hatte. Kardinal Tolomei wusste, dass die Truhe einen Teil der Geheimnisse enthielt, die der Vatikan während der letzten anderthalbtausend Jahre in seinen Besitz gebracht und gesammelt hatte. Bloß welche? Waren sie im Begriff, geheim gehaltene Evangelien zu verstecken, machtpolitische Verträge der Kirche oder Beweise für das Existieren von Jesus, für die Grausamkeiten der Jesuiten, die Morde an ketzerischen Wissenschaftlern oder die weniger heiligen Laster der Päpste?

Die beiden passierten den Altar und blieben schließlich keuchend unter der Halbkuppel des Altarchors stehen. Draußen hörte man angsterfüllte Rufe, das Knallen von Reitpeitschen, Schmerzensschreie, auf dem Pflaster hallende Schritte, das Wiehern von Pferden und die Stimmen von Männern, die es gewohnt waren, Befehle zu erteilen. Wo blieb die Kraft, die der Glaube ihm verleihen sollte? Kardinal Tolomei zitterte vor Angst. Doch er durfte nicht die Beherrschung verlieren, sonst geriet Bruder Giordano in Panik. Seine Seele würde er hier zurücklassen, aber vielleicht konnte sein Körper noch fliehen…

»Wir müssen die Bodenplatte herausheben, Giordano. Rasch, die Soldaten können uns jeden Augenblick finden!« Der Kardinal in seinem schwarzen Messgewand schnaufte, wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel ab und stieß eine Brechstange zwischen zwei Marmorplatten. Die Platte hob sich erst an, als Giordano mit anfasste. Tolomei befahl seinem jungen Helfer, die Bücher aus der Kiste in die Grube zu legen, die unter der Marmorplatte zum Vorschein gekommen war. Es musste ihm gelingen, er musste die Kirche schützen. Mit der Französischen Revolution wurde die alte Welt immer weiter zerstört, die Welt der Kirche und seine Welt. Nichts war mehr heilig. Rom hatte man erobert und den Papst gezwungen, den Heiligen Stuhl im Vatikan zu verlassen. Und jetzt plante Napoleon Bonaparte einen Umsturz und wollte sich zum Diktator von Frankreich ausrufen, das berichteten die Spione der Heiligen Kirche. So skrupellos hatte noch niemand den Vatikan angegriffen: Die Truppen Napoleons hatten sich zwei Jahre zuvor sogar erdreistet, mit der Beschlagnahmung von Dokumenten aus dem Geheimarchiv des Vatikans zu beginnen. Wenn die den Feinden der Kirche in die Hände fielen, bedeutete dies das Ende von allem– die Vernichtung der Kirche. Deren dunkelste Geheimnisse mussten verborgen bleiben, es musste ihm gelingen…

»Eminenz, ich schaffe das allein nicht…«, flüsterte Giordano mit verängstigtem Gesicht. Der junge Jesuitenbruder hatte schon die Hälfte der Bücher, ein Dutzend imposanter Werke mit Ledereinband, in das anderthalb Meter tiefe Erdloch getragen. Sein Birett und die Kutte klebten schweißnass auf seiner Haut.

Als der Kardinal in seinen Gedankengängen unterbrochen wurde, wandte er sich um und begriff zu spät, dass er den jungen Mann voller Mitleid anschaute. Sentimentalitäten konnte er sich jetzt nicht leisten, er hatte in seinem Jesuiteneid geschworen, jeden Auftrag des Papstes auszuführen, mit allen Mitteln, wie auch immer der Befehl lautete. Er griff nach einem riesigen bleischweren und muffig riechenden Buch in einem Ledereinband und wartete, bis Giordano am anderen Ende zufasste. Wenig später war die Truhe leer, und in der kleinen Grube stapelten sich die Bücher einen Meter hoch. Sie schoben die Bodenplatte wieder an ihren Platz und stießen mit den Füßen hastig Sand in die Fugen, um ihre Spuren zu verwischen. Der Lärm draußen wurde noch lauter. Sie waren ganz nah. Er musste jetzt sofort handeln.

»Kyrie eleison.« Der Kardinal bat den Herrn, sich seiner zu erbarmen, zog aus dem Ärmel einen goldenen Dolch und rammte ihn dem jungen Giordano zornig unter dem Adamsapfel in den Hals. Er kniff die Lider zusammen: Peccatum mortale, Todsünde, Peccatum mortale…

Der Kardinal riss die Augen auf, als Giordano ihn mit fassungsloser Miene an den Handgelenken packte, aus der Kehle des jungen Mannes drang ein lautes Zischen. Giordanos Blick war herzzerreißend, der Junge erlebte die schlimmste aller Ängste, er wollte das Leben festhalten und wusste, dass es aus ihm entwich. Der Dolch hatte Giordanos Luftröhre getroffen, das wurde dem Kardinal klar, als er nur ein kleines Blutrinnsal auf dem Hals sah. Ihm wurde übel bei dem Anblick, aber er war gezwungen weiterzumachen.

Kardinal Tolomei riss den Dolch heraus und stieß mit aller Kraft zu, Blut spritzte ihm ins Gesicht, als Giordanos Halsschlagader aufgeschnitten wurde. Der junge Mann drückte die Hände auf seinen Hals, aber zwischen den Fingern quoll das Blut hervor wie aus einem gerissenen Damm. Er sank auf die Knie, kippte schließlich um und lag auf der Seite. Um seinen Kopf breitete sich eine Blutlache aus, und die Kirchenglocken schienen noch lauter zu dröhnen.

Die Letzte Ölung… rasch… Der Kardinal atmete tief durch, kniete nieder, holte eine kleine Kristallflasche heraus und strich geweihtes Öl auf Giordanos Stirn. Es tat in der Seele weh, als er in die von Angst erfüllten Augen des jungen Mannes schaute, er wusste, dass er eine Todsünde, ein nicht zu sühnendes Delikt begangen hatte. »Per istam sanctam unctionem, et suam piissimam misericordiam, indulgeat tibi Dominus quidquid…«

Mit dem »Amen« erhob sich Kardinal Tolomei. Er packte Giordanos Kutte mit beiden Händen, zerrte den schweren Leichnam unter den Altartisch, wo man ihn nicht sah, und bekreuzigte sich. Es war vollbracht. Nun wurde es höchste Zeit zu fliehen, oder sollte er sich in der Kirche verstecken? Die Angst drohte ihn zu überwältigen.

In dem Moment, als der Kardinal nach der eisernen Klinke griff, wurde die massive Kirchentür mit Wucht aufgestoßen. Er stürzte zu Boden, schützte den Kopf mit den Händen, erwartete den Stoß der Stahlklinge eines Degens und murmelte leise: »Ehre dem Vater, dem Sohn…« Ein Tritt traf ihn an der Schläfe, Schmähungen schwirrten durch die Luft…

Seine Sinne schwanden. Kardinal Tolomei lag auf dem Boden, zitterte vor Angst und bemühte sich, bei Bewusstsein zu bleiben, während die Soldaten die Kirche wieder verließen und die Tür krachend ins Schloss fiel. Sie suchten etwas anderes, nicht ihn. Der Kardinal empfand ein himmlisches Gefühl der Erleichterung. Er war gerettet worden, vielleicht hatte man ihm seine Tat vergeben, weil er im Namen des Heiligen Vaters und gezwungenermaßen gehandelt hatte: »Cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris. Amen, in gloria Dei Patris…« Der Jesuitenkardinal Alvaro Tolomei stand auf, klopfte den Sand von seinem Messgewand und verließ schwankend die Kathedrale Saint-Apollinaire, ohne auch nur zu ahnen, dass die Dokumente, die er soeben versteckt hatte, die Welt eines Tages an den Rand des Untergangs führen würden.

1

Valence, Frankreich, Sonntag, 21.Oktober, Gegenwart

Alles war bereit. Bald würde Salman Maliks Name neben solchen Legenden wie dem Vater der Evolutionstheorie Charles Darwin, dem Afrika-Forschungsreisenden David Livingstone, den Antarktisforschern Robert F.Scott und Ernest Shackleton und dem Eroberer des Mount Everest Sir Edmund Hillary in die Geschichtsbücher der Royal Geographical Society eingetragen werden. Salman Malik war so aufgeregt, dass er es nur mit Mühe schaffte, an seinem Platz zu bleiben. Er rückte die unter dem Schutzanzug erkennbare Seidenkrawatte gerade, als würde er sich darauf vorbereiten, fotografiert zu werden.

Da stand er nun, unter der gewölbten Decke der fast tausendjährigen Kathedrale Saint-Apollinaire– er, der Sohn eines pakistanischen Einwanderers. Er, den alle verspottet hatten, sowohl in ihrem Wohngebiet im Londoner Stadtbezirk Newham und im Internat Jamia Al-Karam als auch an der Universität Cambridge. Stolz regte sich in ihm, er spürte, dass er im Begriff war, etwas Großes zu vollbringen, etwas, das der Sache des Islams mehr dienen würde, als es Terroranschläge je könnten.

Papst Pius VI. schien von seinem massiven Grabmal im Mittelpunkt der Apsis aus die kleine Gruppe um Grabungsleiter Salman Malik zu beobachten. Die Archäologin Amy Benner, Vertreterin des Hauptgeldgebers für das Projekt, der Royal Geographical Society, und die Journalistin Elina Laine, die einen Artikel für eine Zeitschrift schrieb, schauten konzentriert auf den mit Absperrbändern eingegrenzten Teil des Fußbodens. Dank der Erdradarmessungen wussten sie, dass sich dort unter den Bodenplatten ein mehrere Meter tiefer, etwa fünf Quadratmeter großer Bereich befand, der sich in seiner Dichte deutlich von der ihn umgebenden Erdmasse unterschied. Die drei trugen weiße Schutzanzüge, Schuhüberzieher, Latexhandschuhe und Haarschutz.

Malik lächelte seine Ehefrau Elina Laine an, die nervös am Objektiv ihrer Kamera fingerte, und nickte dann entschlossen Amy Benner zu, die neben der Elektrowinde stand. Das Stahlseil spannte sich knarrend, und die dicke Marmorplatte hob sich langsam aus dem Fußboden der Kathedrale.

Salman Malik konnte sein Glück immer noch nicht fassen: Er war den verloren gegangenen Dokumenten aus dem Geheimarchiv des Vatikans vor zwei Jahren auf die Spur gekommen, als er sich mit dem Exil von Papst Pius VI. ab 1798 beschäftigt hatte. Die letzte Eintragung im letzten Band der Tagebücher des Jesuitenkardinals Alvaro Tolomei enthielt einen Hinweis auf versteckte Dokumente, politisch brisante Geheimnisse, die das Gefolge des Papstes vor den Truppen Napoleons gerettet hatte, als es den Vatikan verlassen musste.

Salman Malik hielt die Notiz des Kardinals für absolut zuverlässig, für das Geständnis eines sterbenden Mannes: Der Vertraute des Papstes war zu dem Zeitpunkt bereits an Fleckfieber erkrankt und verschied nur wenige Tage später.

»Der heilige Apollinaris erhielt meine ewige Seele und meinen Platz im Himmel sowie die Geheimnisse des Heiligen Vaters– die Wahrheit über die Kreuzzüge und den Kampf gegen den Islam«, hatte der todkranke Kardinal Tolomei mit zittriger Handschrift vor über zweihundert Jahren geschrieben. Dieser Satz hatte Salman Malik in den letzten Jahren vorwärtsgetrieben wie eine Berufung.

Das zweite bedeutungsvolle Bruchstück einer Information hatte Salman Malik in Diego Caracciolos Tagebucheintragungen vom Oktober1799 gefunden. Der Finanzchef von Papst Pius VI. hatte den Heiligen Vater während des ganzen Exils begleitet und wie Kardinal Tolomei an seinem Totenbett in Valence gestanden.

»Inschallah«, sagte Salman Malik leise, als die Marmorplatte sich knirschend einige Zentimeter nach oben bewegte. Die Geräusche hallten in der gewaltigen Kathedrale wider.

»Der Papst bat mich und den Jesuitenkardinal, auch den Rest jener Geheimnisse aus dem Archiv zu verstecken, die nicht ans Licht kommen dürfen.« An Diego Caracciolos wichtigste Tagebucheintragung erinnerte sich Salman Malik genau.

Den entscheidenden Hinweis, die verschwundenen Dokumente aus dem Geheimarchiv gerade in Valence zu suchen, erhielt Malik vor gut einem Jahr beim Stöbern in den Archiven des Vatikans. Er fand damals heraus, dass die von Diego Caracciolo 1799, am Todestag von Papst Pius VI., in Valence versteckten Dokumente 1814 an den Vatikan zurückgegeben worden waren. Im selben Jahr, in dem der Nachfolger von Pius VI. endlich in den Vatikan zurückkehren durfte und das Exil der Päpste ein Ende fand. Wenn Caracciolo Dokumente in Valence versteckt hatte, dann –so lautete Salman Maliks Schlussfolgerung– galt das vielleicht auch für Tolomei. Erst in dem Moment hatte er Tolomeis Hinweis verstanden: Der heilige Apollinaris erhielt meine ewige Seele und meinen Platz im Himmel… Ihm war klar geworden, wo man die vom Jesuitenkardinal versteckten Dokumente suchen müsste– in der Kathedrale Saint-Apollinaire.

»Bücher, riesige in Leder gebundene Bücher!«, rief Amy Benner und drehte ihre Taschenlampe versehentlich so, dass sie Salman Malik blendete.

Elina Laine stand mit der Kamera im Anschlag am Rand der Grube. »Das wird eine Superstory für die National Geographic.«

Malik, ein dünner, feingliedriger Mann, stellte die Aluminiumleiter vorsichtig in die Grube, hielt den Atem an und stieg in das Loch, in dem es nach Staub und Leder roch. Sein Entschluss, sich auf die Suche nach den von Tolomei versteckten Dokumenten zu begeben, war gefallen, als er vor zwei Jahren gelesen hatte, dass sie die »Wahrheit über die Kreuzzüge und den Kampf gegen den Islam«enthielten. Und jetzt stand er hier, der Wahrheit nahe, am Ende jenes Weges, den er zur Ehre des Islams schon vor langer Zeit eingeschlagen hatte.

Verzückt überflog Malik die Buchrücken und erblickte in der Mitte des Stapels ein Werk, das wertvoller aussah als die anderen. Er nahm die Bücher darüber und legte sie vorsichtig beiseite, dann schlug er den vergoldeten Einband auf, las den Titel »Periculum Islamicum«, Die Bedrohung durch den Islam, und wusste, dass er etwas gefunden hatte, dessen Wert sich nicht in Geld messen ließ. Der Band enthielt eine Reihe von Verträgen, die Überschrift des ersten lautete: »Liberatio Hierosolymorum et terrae sanctae«, Die Befreiung Jerusalems und des Heiligen Landes.

Die Liste der Unterzeichner des Dokuments war eindrucksvoll: Papst Urbanus II.; Alexios I.Komnenos, Kaiser von Byzanz; Robert II., Herzog der Normandie; Raimund IV., Graf von Toulouse; Robert II., Graf von Flandern; Wilhelm II., König von England. Und datiert wurde das Dokument im Jahre 1095, nur einige Wochen vor dem Beginn des Ersten Kreuzzugs. Salman Malik bemerkte, wie sein Puls sich beschleunigte, als sein Verstand allmählich erfasste, dass er ein Dokument von unermesslichem Wert in den Händen hielt.

Maliks Hände zitterten, als er ungeduldig den verschnörkelten lateinischen Text las: »Gottes Zorn ist über die Christenheit gekommen, weil wir Jerusalem, die Heilige Stadt, den heidnischen Sarazenen überlassen haben… Im Namen der Heiligen Kirche und im Namen von Christus selbst verpflichten wir uns, die ungläubigen Barbaren aus dem Heiligen Land zu vertreiben… die Irrlehre der Sarazenen mit den Wurzeln auszurotten… die Führer der Sarazenen und die Sippe Mohammeds, den sie ihren Propheten nennen, zu vernichten… die heiligsten Stätten der Sarazenen sowohl im Heiligen Land als auch anderswo zu zerstören… Und wenn jemand von denen, die sich auf die Reise begeben, sein Leben verliert, ob zu Lande oder auf dem Meer oder im Kampf gegen die Heiden, so werden ihm seine Sünden vergeben. Das bekräftige ich auf der Grundlage der mir von Gott verliehenen Rechte. Papst Urbanus II.«

Salman Maliks Herz schlug immer heftiger, je genauer er begriff, worum es sich handelte. Am liebsten hätte er sofort das ganze Buch gelesen, aber das war nicht möglich. Er würde sich mit den Dokumenten später in aller Ruhe und zusammen mit Handschriftexperten und Sprachwissenschaftlern beschäftigen. Doch die Neugier ließ sich nicht zähmen, er beschloss, zumindest die Überschriften der Verträge zu lesen: Dritter Kreuzzug… Die Seeschlacht von Lepanto… Die Heilige Allianz… Die Schlacht am Kahlenberg… Die Vernichtung der Osmanen… Salman Malik fiel es schwer, zu glauben, was er da las. Er hatte zwar erwartet, umwälzende Erkenntnisse zu den Kreuzzügen und den Konflikten zwischen katholischer Kirche und Islam zu finden, das jedoch übertraf selbst die verwegensten Visionen seiner Phantasie.

Er klappte das Buch vorsichtig zusammen, stieg die Leiter hinauf und lächelte seine Gefährtinnen an. »Herzlichen Glückwunsch. Es könnte durchaus sein, dass wir die wichtigste archäologische Entdeckung des neuen Jahrtausends gemacht haben. Aber jetzt gilt es, rasch zu handeln, wir haben es hier sowohl mit Holz und Leder als auch mit Papier zu tun. Alle Bücher müssen schnell an einen Ort gebracht werden, der genauso feucht ist wie dieses Erdloch.«

Elina Laine hörte auf zu fotografieren und strahlte übers ganze Gesicht. Sie trat neben ihren Mann und küsste ihn aufs Ohr. »Wir werden das Thema des Jahres sein.«

Salman Malik scheuchte Elina wieder an die Arbeit, aber sein Lächeln verschwand nicht. Er wusste, dass er etwas gefunden hatte, das die islamische Welt mehr als alles andere in ihrer Geschichte seit der Niederschrift des Koran stärken würde.

2

Valence, Frankreich, Sonntag, 21.Oktober

Salman Malik hielt sich am Kopfende des Bettes fest, als Elina schweißbedeckt ihr Becken auf ihm immer schneller bewegte und den Mund leicht öffnete, so dass man den Diamanten glitzern sah, der an einem Schneidezahn klebte. Malik schloss die Augen und versuchte vergeblich, an das Periculum Islamicum zu denken, um sein Verlangen zu unterdrücken, er war schon längst gekommen, aber Elina schien heute unersättlich zu sein. Jedenfalls war ihr Sexleben durch die Ehe nicht verflacht, Gott sei Dank. Doch er wollte nicht noch einmal in Erregung geraten. Amy Benner und er hatten nur diesen einen Abend Zeit, die Rückkehr nach London vorzubereiten, und es gab noch jede Menge Arbeit.

Endlich erstarrte Elina, verzog das Gesicht und fiel erschöpft auf das weiche Hotelbett. »Wunderbar«, murmelte sie und streichelte das spitze Kinn ihres Mannes.

Der drehte sich auf die Seite, betrachtete Elinas kleinen, zierlichen Körper und erinnerte sich an den Tag vor fünf Jahren, als sie sich bei einem Seminar in London das erste Mal getroffen hatten. Ins Archäologische Institut waren etwa hundert Zuhörer gekommen, mit dem Ertrag der Veranstaltung wurden die Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten am Minarett von Jam in Afghanistan unterstützt. Er hatte Elina, die verängstigt wirkte wie ein Kätzchen ohne Zuhause, auf dem Empfang nach den Vorträgen getroffen und kaum erahnen können, was für eine Perle sich unter ihrer grauen Schale verbarg.

Salman Malik blickte auf seine Armbanduhr und kehrte in Gedanken zum Periculum Islamicum zurück. Er wollte die Dokumentensammlung möglichst schnell veröffentlichen. So würde er nicht nur im Stadtteil Newham und in ganz Ostlondon, sondern auch für die 745000Glaubensbrüder pakistanischer Herkunft in Großbritannien, für das Volk von Pakistan mit seinen 165Millionen Menschen und die ganze, anderthalb Milliarden Menschen umfassende islamische Gemeinschaft zum Helden werden.

»Amy ist sicher wütend. Wir wollten uns schon vor einer Viertelstunde treffen«, sagte Salman Malik, wischte sich eine Schweißperle von seiner Hakennase und ging ins Bad, obwohl er wusste, dass Elina sich noch etwas Zärtlichkeit gewünscht hätte.

»Wirklich sehr romantisch. Rein, raus und ein starrer Blick, das ist Salman Maliks Vorstellung von zärtlichem Sex. Wir sehen uns nur noch morgen und dann erst wieder in über einer Woche.«

Malik antwortete nicht, er wollte keinen Streit anfangen und wusste außerdem, dass sich Elina ebenso schnell wieder beruhigte, wie sie sich aufregte. Genau das gefiel ihm an ihr– die Gegensätzlichkeiten. In Gesellschaft von Fremden wirkte Elina still, schüchtern und unsicher, aber mit ihm zusammen war sie lebhaft, mutig und zielstrebig. Jemand anders hätte Elina womöglich für neurotisch gehalten: Sie hatte einen ausgeprägten Abscheu vor Schmutz, und wenn sie mit dem Saubermachen fertig war, fing sie wieder von vorn an, sie litt unter Flugangst, beargwöhnte die Motive der Menschen und entwickelte zu allem Möglichen Verschwörungstheorien… Aber niemand war perfekt, und in einer Beziehung musste man die guten wie die schlechten Seiten des Partners akzeptieren. Ein Wunder, dass sie überhaupt so gut miteinander zurechtkamen, denn sie stammten aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Elina war in einer normalen Familie der finnischen Mittelschicht in der Geborgenheit einer Kleinstadt aufgewachsen, er als Kind eines Moslems und einer Christin in einem Ostlondoner Problemviertel. Die Vorzüge seiner Frau ließen sich zudem nicht übersehen: Sie war ein vorurteilsloser, toleranter, idealistischer Weltverbesserer. Sonst würde die Ehe zwischen einem Moslem und einer Christin auch nicht funktionieren, sie hatten schon bei der Verkündung ihrer Verlobung Schlimmes erlebt: Elinas Eltern waren wütend geworden, als sie erfuhren, dass ihre Tochter beabsichtigte, einen Moslem zu heiraten.

Hastig wusch er sein Gesicht, trocknete sich ab und schaute in den Spiegel. Er sah blass aus, seine Haut war normalerweise milchkaffeebraun, aber durch die Müdigkeit und den Stress wirkte sie heller, und die pechschwarzen Haare verstärkten diesen Eindruck noch. Er ähnelte auch sonst eher einem Südeuropäer als einem Pakistaner, aber heute wäre er selbst als Finne durchgegangen.

Salman hängte sich die Halskette »Allahs Schwert« um, kehrte ins Wohnzimmer zurück, zog ein hellrotes Hemd und einen dunklen Anzug an und band sich sorgfältig eine edle silberfarbene Krawatte um. Ein Gentleman musste stilvoll gekleidet sein.

»Ich weiß nicht, wie lange wir brauchen. Aber ich rufe an, wenn…«

Elina unterbrach Salman mit einem Kuss und hängte sich ihm an den Hals. »Wenn ich aus Helsinki nach London zurückkomme, machen wir richtig Urlaub und fahren irgendwohin, wo wir beide noch nicht gewesen sind. Mindestens zwei Wochen lang, genau wie auf der Hochzeitsreise…«

»Erst muss alles, was mit dem Periculum Islamicum zusammenhängt, gewissenhaft und in Ruhe zum Abschluss gebracht werden. Das könnte das wichtigste Ereignis unseres Lebens sein, zumindest unseres Arbeitslebens. Danach haben wir alle Zeit der Welt, darüber nachzudenken, was wir machen wollen. Du profitierst doch schließlich auch davon, endlich kannst du die Megastory schreiben, von der du immer redest. Stell dir nur mal vor, was für Reaktionen das Periculum in der Welt auslösen wird.« Salman Malik bemerkte, dass er seine Worte richtig gewählt hatte. Elina wollte vieles, aber vor allem wollte sein Schatz leidenschaftlich gern eine Story schreiben, deren Enthüllungen die ganze Welt erschüttern würden.

Salman Malik gab seiner Frau einen Kuss und verließ das Zimmer. Es waren zehn Stunden vergangen, seit sie die Dokumente aus dem Geheimarchiv des Vatikans in der Kathedrale Saint-Apollinaire gefunden hatten. Er und Amy Benner waren schnell alle Bücher durchgegangen, um sich einen Überblick über ihren Fund zu verschaffen. Jetzt war es Zeit, eine Zusammenfassung vorzunehmen und das weitere Vorgehen zu planen. Es fiel ihm immer noch schwer, zu begreifen, dass die von ihm geführte Forschungsgruppe schriftliche Beweise dafür gefunden hatte, dass die römisch-katholische Kirche und die mächtigsten europäischen Staaten des Mittelalters die Ausrottung des Islams durch die Vernichtung seiner religiösen Führer, seiner heiligsten Stätten und der Nachfahren des Propheten Mohammeds vereinbart hatten.

Malik war stolz auf sich, ihn ärgerte nur, dass er jetzt noch nicht seinen Vater anrufen und von seiner Entdeckung berichten konnte. Er musste versuchen, geduldig zu sein, in einigen Tagen könnte er dann der ganzen Welt den Fund vorstellen, der den Nachweis erbrachte, was für schockierende Methoden die Christen seinerzeit in ihrem Kampf gegen die Moslems anzuwenden bereit gewesen waren. Er würde seinem Vater und nebenbei auch allen anderen beweisen, dass man die Interessen des Islams auch als Archäologe vertreten konnte.

Die Tür des Aufzugs öffnete sich. Malik trat in das luxuriöse Foyer des Hotels Maison Pic und erkundigte sich bei der Concierge, welcher Beratungsraum für die Royal Geographical Society reserviert war.

Periculum Islamicum, Malik ließ sich den Titel des gefundenen Buches durch den Kopf gehen: die Bedrohung durch den Islam. Die unverblümte Offenheit des Inhalts hatte ihn wirklich überrascht, wenngleich unsinnige Pläne wie der zur Vernichtung des islamischen Glaubens zu allen Zeiten für die kriegslüsternen Völker Europas typisch gewesen waren: für die Engländer, die Franzosen, die Italiener, die Deutschen, die Spanier… Der Islam hingegen war stets ein toleranter Glaube gewesen und hatte in den von ihm beherrschten Gebieten fast immer die Ausübung anderer Religionen erlaubt. Vor den Kreuzzügen hatten die Tore von Jerusalem allen Konfessionen offen gestanden…

Salman Malik klopfte an die Tür des Seminarraums, hörte Amy Benners wütenden Ruf und trat ein. Amy war fast immer sachlich, streng und angespannt, aber jetzt sah sie so aus, als wollte sie ihn mit ihrem Blick umbringen. Malik konnte es sich nicht leisten, Amy zu verärgern, die Frau stand zwischen ihm und der unerschöpflichen Geldtruhe der Royal Geographical Society. Doch nach der Veröffentlichung des Periculum Islamicum dürfte er sich die Geldgeber für seine Forschungen garantiert selbst aussuchen. Der Gedanke tröstete ihn.

»Wo zum Teufel hast du gesteckt?« Amy Benner stand, die Arme in die Hüften gestemmt, zwischen den hellroten Rokokostühlen des Seminarraums. »Wir müssen die Dokumente schnell zur Konservierung nach London bekommen, eine erste Zusammenfassung für die Geographische Gesellschaft schreiben, noch heute Proben an die Sachverständigen zur Bestätigung der Echtheit der Werke schicken und…«

Malik kam sofort zur Sache: »Von den Büchern, die ich gelesen habe, enthält nur das Periculum Islamicum wirklich neue Informationen. In den anderen Werken fanden sich lediglich Details, die schon bekannte historische Erkenntnisse ergänzen: Korrespondenzen, Anweisungen des Papstes, Bullen und Ähnliches. Natürlich sind auch die wichtig, aber es ist nichts Sensationelles.«

»In meinen Dokumenten habe ich nichts Umwerfendes gefunden.« Amy Benner setzte sich vor eine große Leinwand, faltete die Hände und forderte Salman Malik mit einem Nicken auf, über seine Entdeckung zu berichten.

»Der erste Vertrag des Periculum Islamicum wurde im Jahre 1095 zwischen Papst Urbanus II., dem byzantinischen Kaiser Alexios I. Komnenos und den Herrschern jener Länder und Gebiete geschlossen, die ihre Truppen auf den Ersten Kreuzzug schickten– England, die Normandie, Toulouse, Flandern… Die Liste ist lang. Der nächste Vertrag wurde 1187, vor dem Dritten Kreuzzug, von Papst GregorVIII., England, Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation unterzeichnet.«

Amy Benner betrachtete ihre Schuhspitzen und überdachte das Gehörte. Dann fragte sie: »Alle Verträge betreffen also die Kreuzzüge?«

»Nein«, erwiderte Salman Malik und schüttelte heftig den Kopf. »Das Periculum Islamicum enthält auch einen Vertrag, den die von Papst Pius V. im Jahr 1571 für die Seeschlacht von Lepanto zusammengerufenen Staaten der Heiligen Liga unterzeichneten: Spanien, Venedig und viele italienische Kleinstaaten. Und das letzte Dokument des Periculum wurde 1683 auf Initiative von Papst Innozenz XI. signiert, vor der Schlacht am Kahlenberg, mit ihr begann der Zerfall des Osmanischen Imperiums. Die Vernichtung des Islams schworen damals Österreich, zahlreiche deutsche Gebiete, Polen-Litauen und auch Russland, das sich 1686 noch nachträglich dieser Heiligen Liga angeschlossen hatte.

Amy Benner schüttelte den Kopf. »Da wird einem schon allein bei dem Gedanken angst und bange, was für einen Aufruhr es bei einer Veröffentlichung des Periculum in der moslemischen Welt geben wird.«

»Es bezeugt einen eiskalten und effizienten Plan«, sagte Salman Malik und ereiferte sich noch mehr. »Mohammeds Nachfahren, die führenden arabischen Sippen, die religiösen Führer und die heiligen Stätten des Islams sollten vernichtet und der ganze Nahe Osten und die Arabische Halbinsel ins Chaos getrieben werden. Und dann wollte man die Gebiete der Sarazenen einfach erobern.«

»Sind die Verträge denn wirklich echt?«, fragte Amy.

»Das ist fast sicher. Ich werde die Proben noch heute mit DHL an die Sachverständigen schicken. Die absolute Gewissheit, dass sie echt sind, bekomme ich also erst in ein paar Tagen. Vorher sollte man all das zumindest den Medien nicht mitteilen. Danach können wir dann eine sensationelle Pressekonferenz abhalten.«

Amy Benner sah nachdenklich aus. »Ich muss noch mit dem französischen Kultusministerium und der katholischen Kirche sprechen.«

»Wir haben doch alle erforderlichen Genehmigungen«, entgegnete Salman Malik verblüfft.

»Mach dir keine Sorgen. Ich muss nur bestätigen, was für Gegenstände wir nach London schaffen, und schriftlich die Verpflichtung über ihre Rückgabe nach den Untersuchungen eingehen. Das ist die Voraussetzung für die Ausfuhr der Funde.« Amy Benner musterte ihren Partner mit besorgter Miene. »Du bist doch selbst Moslem. Was glaubst du, welche Folgen das für die Welt haben wird?«

»Einen Krieg zwischen den Zivilisationen– die westliche Kultur gegen die moslemische Welt«, antwortete Salman Malik mit triumphierendem Gesichtsausdruck.

3

Helsinki, Mittwoch, 24.Oktober

Arto Ratamo saß im Café Fazer am Fenster, strich über seine schwarzen Bartstoppeln und sah zu, wie ein etwa fünfzigjähriger Mann in einer Wildlederjacke auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums von Munkkivuori den Beutel mit Lebensmitteln auf den Beifahrersitz seines Porsche Cayenne stellte. Wie viel so ein Teil wohl kostete? Mit seinem Jahreseinkommen könnte man es vermutlich nicht kaufen. Der Porschefahrer ging mit gesenktem Kopf und den Pfützen ausweichend um sein Protzauto herum und stieß auf einen Mann mit struppigem Bart und schmutzbefleckter Steppjacke, aus deren Taschen alle möglichen Sachen herauslugten, anscheinend trug er seine ganze Habe bei sich. Der Bärtige witterte seine Chance, hielt die Hand auf und wollte um Münzen bitten. Der Porsche-Mann schnaufte und schwang sich in sein Auto, dann glitt die Scheibe des Fensters auf der Fahrerseite herunter, und eine Packung Grillwurst wurde herausgereicht.

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