Flora - Gabriele Schillinger - E-Book

Flora E-Book

Gabriele Schillinger

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Beschreibung

Ein Dorf in Texas wird von einen Tornado schwer getroffen. Floras Vater Bobby ist gerade dabei das Haus wieder aufzubauen, plötzlich tauchen mehrere Rancher auf die ihn verhaften. Das Unwetter legte auf seinen Grundstück menschliche Überreste frei. Flora die an emotionalen Störungen leidet, wird daraufhin ins Krankenhaus gebracht. Ein Detective versucht Beweise für Bobbys Schuld zu finden und stößt auf viele Ungereimtheiten. Es gelingt ihn kaum eine Verbindung zu den getöteten, bislang noch nicht identifizierten Frauen herzustellen. Als Flora von einen fremden Unbekannten am Grundstück erzählt muss der Detective auch einen anderen Täter in Betracht ziehen. Inzwischen versucht Bobbys Verteidiger nach Möglichkeiten zu suchen um seinen Mandanten als liebevollen Vater zu präsentieren. Es dauert nicht lange und er entdeckt unerwartete Hinweise auf Floras Mutter. Ist Bobby der Täter und wer ist Floras Mutter?

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Gabriele Schillinger

Flora

Ein rätselhaftes Verbrechen

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Flora

Der mysteriöse Fund

Die Patientin

Der Verteidiger

Eine Überraschung

Das Schuldbekenntnis

Wer ist Flora Sanchos

Die Italienerin

Impressum neobooks

Flora

Flora

Ein rätselhaftes Verbrechen

Kriminalroman

Gabriele Schillinger

Impressum

Texte: © 2022 Copyright by Gabriele Schillinger

Umschlag: © 2022 Copyright by Gabriele Schillinger

Lektorat: Jennifer Ludwig

Cover: Franz Schillinger

Verantwortlich

für den Inhalt: Gabriele Schillinger

1230 Wien, Austria

[email protected]

Eine kleine Stadt in Texas war in Aufruhr. Die Wettervorhersage klang sehr besorgniserregend. Ein Tornado näherte sich und baute noch an Stärke auf. Maggi jedoch machte das Geschäft ihres Lebens. Die Bewohner stürmten regelrecht ihren Werkzeugladen, um Material zur Absicherung ihrer Häuser zu kaufen. Hämmer, Nägel und alles was dazu benötigt wurde war rasch ausverkauft.

Steve und sein Bruder Eric brachten ihre Rinder in die Ställe, in der Hoffnung, dass derTornado nicht so stark werden würde und die Häuser, beziehungsweise Scheunen halbwegs verschont blieben. Eigentlich waren es Steves Tiere, Eric war der Schmied und Schlosser im Dorf. Die Rinderhaltung ging bereits mehrere Generationen zurück. Als ihr Vater starb wollte Erik die Farm nicht übernehmen, seine Interessen gingen woanders hin. Dennoch half er Steve zu jeder Zeit. Diesmal benötigte er mehr als je zuvor seine Unterstützung. Die Rinder waren Steves einzige Einkommen. Wenn ihnen etwas geschah, wäre sein Bruder mit einem Schlag pleite. Mühevoll versuchten sie den Stall zu sichern. Querbalken sollen das Gebäude stabilisieren.

Das ganze Dorf war am Verbarrikadieren ihrer Häuser. Fenster wurden mit Holz verschlossen, Dachschindeln die schon seit Jahren locker waren rasch befestigt. Hühner und Schweine schnell in die Häuser gebracht. Auch Jenny musste ihre Bar gegen den Tornado sichern. Da sie alleine war kamen Stammgäste um ihr zu helfen. Getränke wurden Großteils in den Keller gebracht. Taschenlampen und Kerzen, sowie Essensdosen hinuntergetragen. Viele die über keinen Keller verfügten kamen zu Jenny, um sich vor dem Unwetter zu schützen. Jeder von ihnen brachte etwas Nützliches mit. Ein leichter Wind begann und weit in der Ferne konnte man bereits dunkle, schnell aufziehende Wolken sehen. Noch immer hofften die Bewohner, dass es nicht so schlimm werden würde wie in den Nachrichten angekündigt wurde.

Bobby hatte früher auch Rinder, beschloss jedoch vor vielen Jahren seine Tiere zu verkaufen. Er war oft auf Reisen, stieg in den Verkauf regionaler Produkte ein. So kam es, dass der Schafkäse von Rick in fernen Gegenden bekannt wurde. Auch Rick war fleißig daran seine Tiere zu schützen. Er war einer der wenigen die einen Keller besaßen und brachte ein Schaf nach den anderen dorthin. Da kaum jemand Interesse hatte mehrere Stunden neben den Schafen auszuharren, wandten sie sich lieber an Jenny.Bobby war wie so oft unterwegs um Käse und Rindfleisch anzubieten. Niemand wusste genau wo er sich gerade aufhielt, doch alle hofften ihn in Sicherheit. Um sein Haus abzusichern hatte niemand Zeit. Jeder war mit seinen eigenen hab und Gut beschäftigt.

Der Wind wurde stärker. Die Hoffnung der Tornado würde eine andere Richtung einschlagen verschwand. Im Gegenteil er wurde stärker und nahm direkt Kurs aufs Dorf.

Flora, Bobbys Tochter deckte ihre Gemüsestauden ab. Ein hoffnungsloses Unterfangen, denn die Planen hielten nicht einmal einen stärkeren Wind ab. In der Stadt dachte niemand an Flora. Kaum jemand bekam sie zu Gesicht. Bobby sprach nie über sie. Die junge Frau war schüchtern und versteckte sich meist, wenn ihr Vater Besuch bekam. Egal ob es Freunde von ihm oder Kunden waren, es wirkte als ob er alleine wohnte. Flora saß am Fenster und beobachtete den herannahenden Tornado. Irgendwie faszinierte sie das Spektakel. Trichterförmig schlängelte er sich seinen Weg. Fast vergaß sie das Haus zu sichern. Nun war der Wind um einiges stärker geworden, aber zum Glück hatte sie nur 2 Fenster und eine Türe zum Verschließen. Bewaffnet mit Hammer, Nägel und Holzbrettern lief sie aus dem Haus. Der Wind hatte bereits so viel Kraft zugelegt, dass er Flora die Bretter aus der Hand wehte. Doch sie kämpfte gegen ihn an. Mit den Nägeln zwischen den Zähnen und einem Ersatzbrett zwischen den Knien hämmerte sie darauf los.

Sie war schneller als so mancher Mann fertig, denn die junge Frau verfügte über eine unheimlich große Kraft. In der Stadt wurde es, bis auf das Pfeifen des Windes, zunehmend ruhiger. Fast alle Bewohner waren in Sicherheit. Ricks Schafe standen alle im Keller, er holte lediglich noch rasch Wasser für die Tiere. Bei Jenny drängelte es sich bereits, jeder der sich angekündigt hatte war da und die Türe wurde dicht gemacht. Draußen wehte es inzwischen heftig. Liegengelassene Holzbretter wanderten durch die Straßen, vergessene Dinge wie Rutschen für Kinder wirbelten ebenfalls herum.

Flora begab sich nun auch in den Keller. Die Räumlichkeiten waren ihr sehr vertraut. Bobby errichtete ihr eine unterirdische Wohnung um sich zurückziehen zu können, wenn sich Fremde am Grundstück befanden. Dennoch war sie traurig, normalerweise genoss die junge Frau jeden Moment im Freien. Flora mochte die Geräusche der Natur. Unter der Erde jedoch war es still.

Der Keller war schön eingerichtet, die Wände bunt ausgemalt.Es war alles vorhanden was man brauchte. Selbst eine Badenische mit Dusche. Flora zündete eine Gaslaterne an, legte sich aufs Bett und las in einem Buch.

In der Zwischenzeit zog der Orkan mit voller Wucht über das Dorf. Die Hoffnung sie würden verschont bleiben traf leider nicht ein. Autos und einige der Rinder wurden vomWindstrudel mitgenommen. Hauswände rissen zur Seite und klatschten auf den Boden. Andere wiederum zog der Tornado kilometerweit mit sich.Es war kaum mehr etwas auf der Erdoberfläche, dass lose herumlag. Sträucher und Bäume wurden entwurzelt. Manche verfingen sich an Gegenständen, einige fanden ihren Weg in die Ferne.

Kein einziges Haus blieb verschont, auch viele Tiere die oberhalb verharren mussten wurden vom Wind verschluckt. Jennys Kellertüre musste noch besser gesichert werden. Der Wind drohte die Türe aus den Angeln zu reißen. Jeder, der bei ihr Unterschlupf gefunden hatte, half mit. Sie stapelten schwere Gegenstände davor.

Die Schafe von Rick waren extrem unruhig und drängelten sich dicht aneinander. Manchmal musste er sie auseinandertreiben, damit sie sich nicht gegenseitig verletzten. Flora hingegen war gelassen. Sie wusste, dass ihr Vater die Kellertüre extrem Stabil gebaut hatte. Natürlich schrak sie ab und zu auf, wenn der Tornado Gegenstände über die Türe schliff, doch beunruhigt war sie deswegen nicht.

Rob hatte weniger Glück. Er selbst war nicht sehr gesellig, wollte niemandem Unterschlupf in seinem Keller anbieten. Der Sturm riss seine Kellertüre, die zwar flach am Boden lag, aber nicht stabil genug war, heraus. Der Wind drang in die Räumlichkeiten ein, wirbelte in jedes Eck und holte sich sowohl die Hühner, als auch Rob selbst. Er versuchte vergeblich seine Tiere zu beschützen. Als er die Kellerstufen hinaufstieg, um die Türe wieder zu schließen knallte sie ihm auf den Kopf. Er verlor das Bewusstsein und der Wind sah seine Chance ihn ebenfalls nach draußen zu ziehen.

Die Menschen hielten sich die ganze Nacht lang unter der Erde auf. Niemand wusste wie es Oberhalb ausschauen würde. Zudem könnte derTornado wieder seine Richtung ändern und erneut über die Stadt ziehen. Vor knapp hundert Jahren gab es einmal so einen Fall. Bewohner vernahmen draußen wie wieder Ruhe einkehrte, dachten es wäre alles vorbei, doch als sie aus ihren Kellern kamen fegte der Wirbelwind erneut über ihre Grundstücke und riss die halbe Bevölkerung mit sich.

Flora bereitete sich eine Hühnersuppe zu, ohne zu wissen, dass dies die letzten Hühner von Rob sein würden. Die einzige Sorge, die Flora beschäftigte, war, wie es wohl ihrem Gemüsegarten ging. Sie hatte den Tag zuvor bereits alles abgeerntet was reif erschien und es in einen separaten Aufbewahrungskeller gebracht.Floras Pflanzen waren wie ihre Kinder. Ihr Vater hänselte sie manchmal, weil Flora ständig mit den Gemüsesträuchern redete. Sie war so wie viele andere überzeugt, dass mit dieser Zuneigung einfach mehr Ernte zu erwarten ist. Die Suppe war fertig. Genüsslich löffelte Flora den Teller leer. Sie mochte Hühnersuppe. Karotten, Kräuter und weiteres Wurzelgemüse wuchsen im Gemüsegarten. Flora konnte gut kochen. Ihr Vater besorgte ihr einmal ein Kochbuch, aus dem sie bereits vieles nachgekocht hatte. Nun wusch sie das Geschirr und räumte es wieder weg. Sie ging endlich zu Bett und schlief mit der Decke bis übers Kinn schließlich ein.

Die Nacht blieb ruhig. Einige der Bewohner kamen am Morgen vorsichtig aus ihren Verstecken. Bei dem Anblick blieb kaum ein Auge trocken. Es war nahezu alles zerstört. Wer es nicht wusste hätte nie vermutet, dass hier einmal ein schönes Dorf stand. Lediglich ein paar übriggebliebene Außenwände oder zerstörte Gebäude, ein Schuh und ein zerrissenes Laken, welches der Tornadoübrig ließ, waren zu sehen. Im Moment schaute das Fleckchen Erde aus, als hätten dort vor vielen Jahren einmal Menschen gewohnt und nicht erst den Tag zuvor. Es war unfassbar. Männer und Frauen gingen mit Kindern durch das verwüstete Dorf. Die Erwachsenen hatten Tränen in den Augen. Das Unwetter hatte niemanden verschont.

Auch John und Lacy kam aus ihrem Keller heraus. Das Ehepaar hatte zum Glück ihre Schweine mit hinunter genommen.

Steve und Eric standen vor ihren zerstörten Stall. Lediglich drei der Tiere waren soweit unverletzt. Zwei hingen tot am Seil, mit dem sie angebunden waren, die anderen wurden mit dem Pflock mitgerissen. In der Ferne konnte man das eine oder andere Tier liegen sehen. Steve ging hin um zu sehen, ob noch eines von ihnen lebte. Tatsächlich atmete eines noch leicht. Es schnaufte laut, kämpfte gegen die Schmerzen an. Schließlich gab ihm Steve den Gnadenschuss.

Flora beschloss einen Blick nach draußen zu wagen. Sie öffnete die Türe und stand plötzlich im Freien. Vom Haus darüber gab es nurmehr kaputte Wände. Das Dach war komplett abgetragen. Vorsichtig stieg sie über die Trümmer um zu sehen wie es ihrem Gemüsegarten ging. Es war nichts mehr von ihm zu sehen. Zerrupfe Pflanzen die mit Wurzeln herausgerissen waren lagen verstreut am Boden. Flora ging auf die Knie, mit gesenktem Kopf vergrub sie ihre Finger in die Erde. Tränen flossen ihr über die Wangen. Während andere um ihre Häuser weinten, trauerte sie um ihre Pflanzenfreunde. Ihr Zuhause wurde zudem nicht beschädigt sie wohnte ja immer schon unterhalb der Erde. Es war das Haus ihres Vaters Bobby. Erst jetzt dachte sie an ihn. Ob er noch am Leben war? Flora war etwas eigen und auch nicht gerade hübsch, deswegen versteckte sie sich auch meistens, wenn Fremde am Grundstück waren. Sie wusste Vater würde sich wegen ihr schämen, daher vermied sie Begegnungen mit anderen Menschen. Doch was sollte sie machen, wenn ihm etwas geschehen war?

Im Radio redete man vorwiegend vom Dorf zudem Bobbys Grundstück gehörte. Wie es schien hatte es sie am stärksten getroffen. Die Chance stand also gut, dass Bobby nichts zugestoßen war.

Bei Jenny ging es im Keller turbulent zu. Sie bot denen an, die kein bewohnbares Haus mehr hatten, zur Überbrückung weiterhin im Keller zu wohnen. Allerdings bereute sie dies bald. Einige von ihnen machten sich aus Frust über den Alkohol her. Bei vielen Menschen auf engem Raum sind Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Ein paar Frauen beschlossen sich in Robs Keller einzurichten, zumindest um zu übernachten. Allerdings mussten sie zuerst den Kot und Gestank der Hühner hinaus bringen.

Ein älteres Ehepaar wollte nicht aus ihrem Haus. Als der Tornado kam, rammte er Bäume in ihre Fenster. Dabei wurde die Frau derart verletzt, dass sie es nicht überlebte. Der Ehemann ging orientierungslos über die Trümmer im Dorf. Der Schock seine Frau verloren zu haben, saß tief. Er selbst war auch verletzt. Überall klebte Blut, an den Händen, im Gesicht und auf seiner Kleidung. Eine Nachbarin ging auf ihn zu, fragte wo seine Ehefrau war, doch er ging einfach weiter. Zwei Männer kamen und brachten ihn zu Jenny in den Keller. Ein paar Stunden später hörte sein Herz auf zu schlagen.

Es war einfach schlimm wie es manche traf. Tote Tiere, tote Menschen und kaum noch Häuser in denen man Schutz suchen konnte, falls es regnete. Das kleine romantische Dorf musste komplett neu aufgebaut werden. Das Militär brachte mit Lkws Lebensmittel, Wasser und Decken vorbei. Einige der Nachbardörfer, die verschont geblieben waren, kamen mit Baumaterial und Helfern vorbei. Jeder war fest entschlossen ihr Zuhause wiederaufzubauen. Steve und Erik sahen es als ihre Verpflichtung an die Familientradition als Rinderzüchter weiterzuführen. Sie begannen bereits mit dem Wiederaufbau ihres Hauses und danach sollte auch wieder ein Stall gebaut werden. Ein paar Rinder für den Neubeginn wollten sie sich von ihren Cousins holen. Ein paar der verunglückten Tiere zerlegten sie. Kaum jemand im Dorf hatte genug zu essen und es wäre schade gewesen das Fleisch nicht zu verwenden.

Nun mussten alles zusammen helfen. Am Abend saßen an die fünfzehn Personen um ein Lagerfeuer. Sie saßen und tranken gemeinsam. Da wurde auch besprochen wer wem half. Jeder von ihnen hatte unterschiedliche Fähigkeiten. Einer alleine konnte kein ganzes Haus aufbauen.

Tag und Nacht kreisten Hubschrauber am Himmel. Jeder von den Medien wollten Fotos machen und Bericht erstatten. Ein paar schamlose Reporter kamen sogar ins Dorf und wollten Interviews. Einmal warf ein Dorfbewohner Steine nach ihnen, weil sie einfach keine Ruhe geben wollten. Niemand hatte Lust über ihren Verlust zu reden. Dumme Fragen wie es ihnen jetzt wohl ginge konnte keiner mehr hören. Wie sollte es einen denn gehen, wenn man alles verloren hatte?

Eine Reporterin fragte wie sich einer vom Dorf gefühlt hatte, als der Tornado kam. Na wie wohl? Wer da keine Angst hatte, mit dem stimmte irgendetwas nicht.

Flora saß entweder in ihrem Keller oder draußen am Boden. Während die anderen mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren, sang sie traurig vor sich hin. Immer wieder betrachtete die junge Frau den verwüsteten Gemüsegarten. Er war ihr ganzer Stolz, nun hatte ihn eine Unwetterkatastrophe zerstört. Als sich ein Auto näherte, lief sie rasch in ihre Räumlichkeiten. Ständig versuchten Reporter dem Haus nahezukommen.Flora hatte schon genug von den unliebsamen Besuchern. Doch dann erklang die Stimme von Bobby, der besorgt nach seiner Tochter rief.Vorsichtig lugte sie aus der Kellertüre ob er alleine war, dann sprang sie heraus und fiel ihrem Vater um den Hals. Sie waren sichtlich erleichtert, dass dem anderen nichts zugestoßen war. Flora begann aufgeregt zu erzählen was geschehen war, zudem zog sie ihn zu dem Platz wo zuvor ihr Gemüsegarten stand. Bobby wusste, wie wichtig ihr die Pflanzen waren und versprach genau dort wieder einen Garten anzulegen. Allerdings musste zuerst wieder ein Haus aufgebaut werden. Er bereitete seine Tochter vor, dass sich die nächsten Tage viele fremde Helfer am Grundstück aufhalten werden. Die junge Frau wurde unruhig, viele Fremde am Grundstück mochte sie so gar nicht. Auf die Frage, warum der Vater nicht das Haus alleine aufbauen konnte, erklärte er, dass es Dinge gab, bei denen er sich leider nicht gut auskannte.

Hubschrauber kreisten um die verlorene Stadt. Medien aus aller Welt berichteten von dem Unglück. Manche Organisationen warfen Lebensmittelboxen und Decken vom Himmel herab, andere kamen mit Autos, voll beladen mit Zelten und Wasser. Der Trubel rund um das Gebiet veranlasste Flora öfter als sonst im Keller zu bleiben. Helfer die herankamen, ahnten nicht, dass es hier überhaupt einen bewohnbaren Keller gab. Im Dorf erzählte man sich unterschiedliche Geschichten über Bobbys Tochter. Die einen meinten, sie und ihre Mutter sind bei der Geburt gestorben, andere meinten ihre Mutter hatte sie mitgenommen, als sie Bobby von einem Tag auf den anderen verließ. Die meisten jedoch zweifelten überhaupt ihre Existenz an, denn sie sahen nie eine Frau an Bobbys Seite. Die Geschichten um Flora entwickelten sich, je nachdem, ob sie schon einmal wer gesehen hatte oder eben nicht. Bobby selbst sprach nie über sein Privatleben. Man wusste nur, dass er ein Einzelkind war, der die Farm, so wie viele in der Stadt, von seinen verstorbenen Eltern übernahm. Selten sah man eine Frau an seiner Seite, allerdings meist nicht die gleiche.

An diesen Abend kochten sie sich einen Bohneneintopf. Bobby machte sich das Sofa zurecht. Es war seltsam, mit ihrem Vater in einen Raum zu schlafen. Auch dass er ihre Badenische benutzte verursachte bei Flora Unwohlsein. Sie hoffte darauf, bald wieder ein Haus über ihrer Kellertüre zu wissen. Flora war zwar emotional angeknackst, aber sie war nicht dumm. Ihr Vater unterrichtete sie im Lesen und Schreiben. Er besorgte viele Bücher, darunter auch Sachbücher. Es war ihm wichtig zu wissen, dass seine Tochter die gleiche Bildung bekam wie andere Kinder im Land, nur eben zu Hause. Die junge Frau machte in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Ihr Vater wälzte sich herum und schnarchte, als würde er einen ganzen Wald zusammen sägen.

Schon am nächsten Morgen ging es los. Bobby begann die Trümmer vom alten Haus wegzuräumen. Das Fundament schien in Ordnung zu sein, also musste nur ein neues Gebäude darauf gebaut werden. Einer seiner Freunde fuhr alles, was nicht mehr zu gebrauchen war, weg. Ein paar Tage später ging der Aufbau los. Knapp zehn Männer begannen nach und nach mit den Außenwänden. Richard, der meist nur der Franzose genannt wurde, verstand nicht ganz, weshalb Bobby das Haus nicht lieber an einer anderen Stelle, näher am Brunnen bauen wollte. Alle dachten die Türe am Boden war lediglich eine Vorratskammer, die in einen solchen Fall nicht unbedingt mitten im Haus sein musste. Viele Männer auf einer Baustelle, doch kein einziges Lachen oder Scherzen. Auf den typischen Männerschmäh hatte keiner Lust. Zu tief lag noch der Schmerz über den Verlust ihrer Häuser. Alle von ihnen wollten nur rasch vorankommen.

Jeden Abend holte der Vater Flora wie versprochen nach oben, wenn alle Arbeiter gegangen waren, fühlte sie sich wieder sicher. Sie saßen im Dunkeln, nur eine Kerze spendete ein wenig Licht. Bobby legte seinen Arm um Flora. Er erzählte ihr, dass es schon einmal einen schlimmen Tornado in ihrem Dorf gab. Als er selbst noch ein Kind war, saß er, so wie er jetzt mit seiner Tochter, mit seiner Großmutter an einer Feuerstelle. Er mochte die Geschichten von ihr, denn meist handelte es sich um Episoden ihres Lebens. Seine Großmutter hat den damaligen Tornado miterlebt.

„Diese Naturgewalt hatte viele Menschenleben gefordert. Natürlich auch Sachschäden, die jedoch sind meist wiederherstellbar. Meine Urgroßeltern dachten, wie die meisten im Dorf, dass der Tornado bereits abgezogen war. Doch er drehte und kam erneut zurück. Sie öffneten ihre Türen, gingen ins Freie und dann erwischte es sie. Auch mein Großonkel, der seinen Eltern helfen wollte, wurde von einem großen Stein getroffen und verstarb.“

„Vater, was war mit deinen Eltern?“

„Damals gab es mich noch nicht. Mein Vater war noch ein Baby. Meine Oma und mein Opa hatten Glück. Sie waren noch immer im Keller.“

„Warum habe ich keine Großeltern?“

„Das habe ich dir schon mal erklärt. Sie waren schon alt und sind gestorben.“

„Woran starben sie?“

„Zuerst bekam meine Mutter einen Herzinfarkt, da kränkte sich mein Vater so sehr, dass er ihr bald darauf folgte.“

„Sie haben dich ganz alleine gelassen?“

„Ja, jeder von uns muss einmal sterben.“

Die beiden saßen noch eine ganze Weile unter dem freien Himmel. Irgendwann stellte sich jedoch Müdigkeit ein und sie gingen schlafen. Am Morgen frühstückte Bobby noch schnell mit seiner Tochter, denn bald kamen seine Freunde, um zu helfen. Da wollte dann Flora wieder in ihrer Wohnung sein. Der Tag war heiß. Die Sonne brannte den Arbeitern auf den Körper. Einige hatten bereits verbrannte Haut, doch keiner von ihnen jammerte deswegen. Die Mittagszeit war besonders schlimm. Dann zogen sie sich oft in ein Zelt zurück. Zudem knurrte zu dieser Zeit schon der Magen. An Essen mangelte es zum Glück nicht.Immer wieder kam eine der Frauen oder Schwestern der Männer vorbei, um Speisen und Getränke zu bringen. Die einzige die nicht kochen konnte, war die Frau vom Franzosen. Sie kam allerdings mit einer großen Lieferung Brennholz vorbei. Trotz der Hitze brauchte man ein Feuerlager. Dort kochten sie sich Kaffee oder brutzelten sich ein Stück Fleisch. Steve hatte ja genug im Überfluss und verschenkte es an die Dorfbewohner. Alle halfen sich gegenseitig aus. Auch Bobby fuhr manchmal zu einen der Nachbarn, um zu helfen. So teilte man sich die Arbeit auf, was jemand selber nicht konnte, konnte ein anderer.

Der mysteriöse Fund

Nun war es bereits ein paar Wochen her, dass der Tornado über die Stadt gezogen ist.

Noch immer kreisten Tag und Nacht Hubschrauber über das Gebiet. Allerdings waren es nicht nur die Medien, sondern viele Schaulustige. Neugierige Augen verfolgten einem überall hin und das würde sich wahrscheinlich nicht ändern, bis die Häuser Dächer hatten.Es war einfach unangenehm, sich immer beobachtet zu fühlen. Wenn man gerade einmal nicht daran dachte, stand plötzlich ein Reporter vor einem und stellte meist unsinnige Fragen. Besser wäre gewesen, sie hätten beim Aufbau mitgeholfen.

Eines Tages tauchten schon früh morgens mehrere Polizeihubschrauber auf. Bobby wurde unruhig, weil sie Großteils über sein Grundstück kreisten. Was wollten sie denn? Schließlich fuhren Militärwagen und Busse auf die andere Seite von Bobbys Anwesen.Die Männer unterbrachen kurz ihre Arbeit und schauten neugierig in die Ferne. Wahrscheinlich bauten sich ein paar Soldaten dort ihre Zelte auf. Kurz darauf näherten sich fünf Streifenwagen mit Blaulicht der Baustelle. Noch dachte man, sie wollten Bobby um Erlaubnis fragen, sich auf seinem Grundstück niederlassen zu dürfen. Doch dann ging es schnell.Texas Rangers mit schweren Waffen stiegen aus den Autos. Sie forderten Bobby auf, die Hände über den Kopf zu nehmen und sich auf den Boden zu legen. Die restlichen Männer auf der Baustelle wichen zurück. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Was wollte man von Bobby? Sobald er sich auf den Boden gelegt hatte, klickten auch schon die Handschellen. Auch Bobby war überzeugt, dass es sich um eine Verwechslung handeln musste. Die Beamten schoben ihn in eines der Polizeiautos, schlugen die Türe zu und fuhren wieder weg. Die Helfer auf der Baustelle schauten sich gegenseitig an. Niemand von ihnen wusste, was gerade passiert war. Gerade war jeder von ihnen in den Aufbau von Bobbys Haus vertieft und plötzlich war er weg.

Fest entschlossen herauszufinden, weshalb ihr Freund gerade verhaftet wurde, begaben sich die Männer ans andere Ende von Bobbys Grundstück. Als sie dort ankamen, empfingen sie drei schwer bewaffnete Soldaten. Niemand durfte sich der abgegrenzten Fläche nähern. Rick, der ebenfalls beim Aufbau half, lugte zwischen die Fahrzeuge und konnte sehen, dass dort eifrig gegraben wurde. Was grub das Militär aus? Handelte Bobby etwa mit Drogen und hatte sie dort unter der Erde versteckt? Zumindest würde es erklären, weshalb er immer Geld hatte. Doch würde er sich dann wieder ein so kleines Haus bauen? Wahrscheinlich nicht. Andererseits wusste niemand, ob er nicht noch mehr Häuser hatte. Bobby war oft lange weg. Waren seine Geschäftsreisen etwa nicht nur solche, wie er vorgab? Der Franzose zweifelte Ricks Theorie vom Drogenhandel an. Wenn man hier welche in der Erde gefunden hätte, gehörten sie bestimmt nicht seinem Freund. Bobby war anständig, wenn musste es ein Fremder dort vergraben haben. Aus den Soldaten waren keine Informationen heraus zu bekommen. Die Männer fuhren wieder, doch zum Arbeiten hatte an diesen Tag keiner mehr Lust.