Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Reisic ist eine Fantasiegeschichte im Märchenstil. Die Geschichte handelt, um einen jungen Mann, der unerwartet seinen Vater verliert, welcher ein wichtiger Berater des Königs war. Es wird erwartet, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt, was sich mehr als schwierig herausstellt. Zerrissen von dem Verlust eines lieben Menschen und der großen Verantwortung dem naiven König gegenüber, stellt sein Leben auf den Kopf. Sein Versagen ist vorprogrammiert. Der König ist verärgert über die Unfähigkeit seiner Beratertätigkeit und lässt den Jungen auf das Verkünden einer Strafe warten. Geduld war jedoch keine seiner Stärken und so beschloss er auf die Reise zu gehen. Er hoffte die Erfahrung zu finden, um danach als angesehener Mann wieder in die Heimat zurück zu kehren. Er steuerte auf den verbotenen Berg zu, wo bereits ein großes Abenteuer auf ihn wartete. Seltsame Umstände geleiteten ihn in verschiedene Täler, in denen er Aufgaben zu erledigen hatte. Als erstes kam er ins Tal der Neugier und von dort ins Tal des Mutes, … Eine schöne Frau durchkreuzt seinen Weg, in die er sich sofort verliebt. Doch so spontan sie auftaucht, verschwindet sie auch wieder. Von da an, muss der junge Mann des Öfteren Entscheidungen treffen, in welche Richtung seine Reise weiter gehen soll.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gabriele Schillinger
Reisic
Auf der Reise befindlich
Dieses eBook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Impressum
Kapitel 1
Reisic
Auf der Reise befindlich
Einleitung
Hauptfigur in diesem Buch ist ein kräftig gebauter junger Mann, dessen Vater seit vielen Jahren als Prophet des Königs im Dienst war. Seine Eltern waren bei der Geburt nicht mehr die Jüngsten und freuten sich deshalb besonders darüber, noch mit einem Sohn beschenkt zu werden.
Es war üblich den Namen eines Kindes sorgfältig zu wählen, denn im Namen war die Zukunft geschrieben. Die Eltern konnten sich jedoch für keinen bestimmten einigen und so kam es, dass der Vater eine glorreiche Idee hatte. Der Junge sollte sich seine Zukunft eigens gestalten und sich später seinen Namen, je Lebensabschnitt, selber geben. Als er langsam heranwuchs bekam er mal da und mal dort einen Spitznamen, doch amtlich wurde er nur, als der Sohn des Propheten registriert.
Der Junge war schon sehr früh von den Künsten seines Vaters begeistert. Der sagte dem König das Wetter, die Stimmung seines Volkes und den geeigneten Zeitpunkt für die Ernte voraus. Zudem beriet er den König in politischen Anliegen. Wenn der Vater Zeit mit seinem Sohn verbrachte, dann erfreute er den Jungen mit Vorahnungen, die beinahe der Magie ähnelnden. So saßen sie einmal im Schatten eines Baumes, um sich auszurasten, da zeigte der Vater auf einen Stein. Kurze Zeit darauf fiel der Stein zur Seite und der Kopf eines Maulwurfs schaute aus dem Boden heraus. Der Junge war vom Tun seines Vaters fasziniert und obwohl es ja kein Zauber war, denn er schuf ja keine Situation, sondern konnte sie voraussagen, benannte es der Junge in seiner Phantasie als Zauberei und deshalb wurde er vom Volk auch meist Zauberlehrling genannt.
Der Knabe wuchs bald zu einem jungen Mann heran. Der Prophet wollte nicht, dass er seine ganze Zeit nur bei ihm verbrachte und ließ seinem Sohn, den Beruf des Schlossers erlernen. Der Junge verstand nicht, weshalb er gerade Schlosser erlernen sollte, er könnte genauso gut Tischler lernen, oder sich als Prophet unter Beweis stellen. Sein Vater erklärte ihm, dass ein Prophet viele Erfahrung im Leben gesammelt haben muss, damit er die Zeichen der Natur erkennen könne. Ein Prophet bräuchte nicht nur das Wissen der inneren Ruhe, sondern auch die Ausgeglichenheit im Körper. Selbst der Prophet hatte einen Beruf erlernt, er war früher Fischer.
Der junge Mann verstand zumindest so viel, dass er die Entscheidung seines Vaters ohne Widersprechen akzeptieren konnte.
Der Prophet sah viele Fragen im Gesicht seines Sohnes und deshalb wollte er ihn noch erklären, weshalb er den Beruf des Schlossers für ihn gewählt hatte. Der junge Mann hörte aufmerksam zu und als der Vater erklärte, dass ein Schlosser der Mann sei, der für die Menschen Schlüssel fertigte, damit sie jedes Tor öffnen, oder auch verschließen konnten wann sie dazu Lust hatten, erhellte sich das Gesicht des Jungen wieder. Schließlich war er von der Wahl seines Vaters überzeugt und begann kurz darauf eine Lehre.
Der Junge arbeitete fleißig und sein handwerkliches Geschick bereitete den Schlossermeister große Freude. In der Freizeit begleitete er weiterhin seinen Vater, wenn dieser den König für ein beratendes Gespräch besuchte.
Als der junge Mann mit seiner Lehre fertig war, nahm ihn sein Vater zur Seite und bereitete ihn vor, dass bald eine große Veränderung ins Haus stehen würde. Der Sohn sah das besorgte Gesicht seines Vaters und hoffte mehr von ihm zu erfahren, aber der Vater nahm ihn Wortlos in die Arme und weinte. Er hatte seinen Vater bis dahin noch niemals weinen gesehen und spürte große Angst in sich wachsen.
Ein paar Tage später fand der junge Mann seinen Vater, tot liegend neben den Fuß, wo sie oft gemeinsam die Wolken am Himmel betrachteten.
Die traurige Nachricht traf sehr bald im Königshaus ein. Der König war wegen seiner Rauheit und dem Harten Urteilen nicht sehr beliebt, doch diesmal war auch ihn Hilflosigkeit anzusehen. Nun war der einzige Prophet im ganzen Land verstorben und ein König ohne Prophet war wie ein goldener Krug ohne Gold.
Der König musste rasch einen Ersatz finden und nach langem Überlegen fiel schließlich die Wahl auf den Sohn des Propheten. Er war der einzige, der in das Amt des Propheten eingeweiht wurde und die letzten Jahre, bei Gespräche mit dem König anwesend sein durfte.
Der König ließ den Jungen rufen, er sollte so schnell als möglich sein Amt antreten.
Es war gerade ein Tag vergangen, dass sein Vater gestorben war und schon stand der junge Mann, noch mit Trauer gefülltem Herzen, im Amt seines Vaters. Der König ließ ihn ausführlich in seine Aufgaben einweisen und erwartete bald die erste Beratung seines neuen Propheten. Das Land stand kurz vor der Ernte und geerntet wurde prinzipiell nur nach Absprache mit den Propheten, weil dieser die Sterne deuten konnte und zuerst einen Tag mit dem geeigneten Wetter für die Ernte nennen musste. Der Junge war aufgeregt, er kannte sich zwar ein wenig mit den Sternen aus, bisher war er jedoch nie unter Druck gesetzt, dass seine Prognose auch wirklich stimmen musste.
Der Tag rückte immer näher und schließlich stand er mit dem König unterm freien Himmel, um einen Tag für die Ernte zu nennen. Er wanderte unruhig auf und ab, murmelte in sich hinein und konnte sich vor Nervosität nicht richtig konzentrieren. Der König wurde unruhig, er war gewohnt rasch Antwort von seinem Propheten zu bekommen. Langsam wurde er ungeduldig und fragte alle paar Minuten nach einem Ergebnis, dass wiederum den Jungen noch mehr verunsicherte. Der neue Prophet sprach nun etwas lauter vor sich hin, damit der König nicht dachte er würde nur die Aussicht genießen und damit der König seinen Gedankengängen folgen konnte. Der König war aber schon sehr ungeduldig geworden und nahm den ersten verständlichen Satz für wahr. Er beauftragte sofort die Nachricht weiterzuleiten, dass in zwei Tagen die Ernte beginnen würde. Anschließend bedankte er sich bei seinem Propheten und kehrte in seine Gemächer zurück.
Der junge Mann wusste nicht wie ihm geschah, er hatte doch noch gar keinen Tag genannt. So hoffte er, dass ihm der Zufall gut gesinnt war.
Am nächsten Morgen des zweiten Tages ging langsam die Sonne auf, doch am Nachmittag brach ein furchtbares Gewitter herein. Eiergroße Hagelkörner hämmerten auf die Felder und rissen große Löcher in die Erde.
In Windeseile sprach es sich im Volk herum: „Der Zauberlehrling ist schuld, dass unsere Ernte kaputt ist! Der Junge taugt nichts, weshalb hat nur der König einen Lehrling als Nachfolger unseres Propheten ins Amt gestellt? „
Kapitel 1
Der junge Mann stand mit geballten Fäusten vor einem großen Spiegel und schimpfte lauthals vor sich hin. Die Falten auf der Stirn ließen ihn älter aussehen als er tatsächlich war. Der Ärger über seine Ungeschicklichkeit, dass er dem König eine falsche Wetterprognose vorausgesagt hatte, wollte kein Ende nehmen. Mit hochrotem Kopf beflegelte er sein Spiegelbild und der Versuch, den Zorn zu entladen gelang ihm nur sehr langsam.
Irgendwann erreichte er den Punkt der Energielosigkeit, die Knie zitterten und seine Kleider waren vom heißen Schweiß durchnässt. Erschöpft ließ er sich in einem alten, gepolsterten Sessel fallen, welcher bei der Wucht ein bedrohliches Knacken von sich gab.
Nun war alles vorbei, sein guter Ruf mit einem Schlag zunichte gemacht. Seine Augen schweiften suchend durch den Raum, so als wäre in irgendeiner Ecke die Lösung versteckt und warte nur darauf, gefunden zu werden. Doch da war nur eine schäbige Kommode, welche den baldigen Zusammenbruch ankündigte, eine vertrocknete Pflanze deren herabhängende Blätter vor Durst schrien und ein Paar Schuhe, die unordentlich am Boden lagen, weil er sie in seinem Ärger dorthin geschleudert hatte.
Nach einiger Zeit gab er dem Verlangen seines Körpers nach, legte den Kopf auf die Lehne zurück, schloss die Augen und schlief bald darauf ein.
Auch der König konnte seine Wut über diese Ungeschicklichkeit kaum im Zaume halten. Er dachte über eine passende Strafe für den jungen Mann nach, denn um ihn hinzurichten, mochte er ihn doch zu gerne. Er kannte ihn schon seit er ein kleines Kind war, ein Kind welches seinen Vater, den Propheten des Königs, auf Schritt und Tritt begleitet hatte. Er wollte so viel wie nur möglich von seinem Vater lernen, aber anscheinend hatte der Junge mehr geträumt als aufgepasst.
Der König beschloss, dass das Nachdenken im Moment nicht viel brachte und ließ den Jüngling vom Aufschub seiner Entscheidung benachrichtigen.
Ein heftiges Pochen an der schweren Holztür riss den Zauberlehrling aus einem tiefen Schlaf. Er erhob sich aus dem alten Sessel und stand wie ein betrunkener Soldat orientierungslos im Raum. Erst das zweite, noch heftigere Klopfen holte ihn schließlich ganz aus den Träumen. Torkelnd bewegte er sich zur Türe, öffnete sie und nahm verschwommen einen Diener des Königs wahr. Da es sich nicht schickte dem Zauberlehrling in die Augen zu blicken, senkte er schnell seinen Kopf, verbeugte sich höflich und überreichte dem noch immer schwankenden jungen Mann eine Papierrolle.
Im Gesicht des Zauberlehrlings war kaum eine Gefühlsregung zu sehen, lediglich wer ihn genau betrachtete, konnte Konzentration darin erkennen, die er benötigte um das Gleichgewicht zu halten.
Der Diener entfernte sich, ohne ihm den Rücken zuzukehren und wäre der Zauberlehrling nicht derart damit beschäftigt gewesen, sich an der Türe zu stützen, hätte er sich längst verabschiedet, damit der Diener in aufrechter Haltung seine Rückkehr zum König hätte beschreiten können.
Mit einem erleichterten Seufzer ließ er sich wieder in den alten Sessel fallen, der erneut ein lautes Geräusch von sich gab. Langsam öffnete er die Papierrolle, legte das Schriftstück auf seine Knie und rieb sich mit den Fäusten die Augen, um den weißen Schleier, der seine Sicht trübte, wegzuwischen.
Beim Lesen der Zeilen des Königs weiteten sich seine Pupillen, plötzlich konnte er ganz klar sehen und als er sich diesmal mit einem Ruck aus dem Sessel erhob, stand er mit beiden Beinen fest am Boden. Die Müdigkeit war mit einem Schlag verschwunden.
Warten ? Er sollte geduldig, so als wäre nichts geschehen, warten?
Geduld war nicht gerade eine seiner Stärken und, dass der König einen Terminaufschub seines Urteils ankündigte, war doch eher ein Schock für ihn als eine Erleichterung. Tagelang im Kreis laufen und warten würde er auf keinen Fall. Der Zauberlehrling beschloss selber etwas zu unternehmen, packte seinen Rucksack und verließ seine Unterkunft.
Er wanderte dem verbotenen Berg entgegen, der sich nahe dem Dorf in seiner vollen Größe gegen den Himmel empor streckte.
Die Leute im Dorf sagten dem Berg unheimliche Geschichten nach, doch der junge Mann war fest entschlossen den Berg einmal hinauf und wieder hinunter zu steigen, um sein Ansehen als Zauberlehrling zurück zu gewinnen.
Ein schmaler, holpriger Weg schlängelte sich durch eine fruchtbare Landschaft. Die Natur war unberührt und von einer unbeschreiblichen Schönheit. Die Blätter der Bäume waren grüner und die Blumen bunter, als er es je in seinem Leben gesehen hatte. Das Wasser, das aus den Ritzen glatter Felsen floss, war klar und das Plätschern ähnelte einer geheimnisvollen Geschichte.
Schweißtropfen hingen dem Zauberlehrling auf den Schläfen, der Aufstieg war doch anstrengender als er dachte. Die Hände zu einer Schale geformt, schüttete er sich das kalte Wasser ins Gesicht. Trotzdem fühlte er sich müde und erschöpft. So setzte er sich auf die nächste Trasse, legte sich ein wenig zum Ausruhen auf die heiße Erde und schlief schließlich ein.
Ein süßlicher Duft zog in Form einer lang gezogenen Wolke seine Runden, fand den Zauberlehrling schlummernd auf der Trasse und tanzte fröhlich um seine Nase herum.
Langsam begann sich der Kopf, des Zauberlehrlings nach dem besonderen Duft zu recken. Er war sehr neugierig, daher erhob er sich und folgte dem geheimnisvollen Spektakel. Es führte ihn zu einer Lichtung mit prächtigen Blumen, die fast seiner eigenen Größe entsprachen. Die Gegend war einem Feld sehr ähnlich, und er wollte seinen Weg hindurch fortsetzen, um zu sehen, was sich dahinter verbarg.
Aber auch die Blumen waren neugierig, ihre Blüten drehten sich nach jedem Schritt des Zauberlehrlings und manchmal sah er direkt in einen ihrer tiefen Kelche.
Nun war es ihm doch ein wenig unheimlich, vielleicht war es besser ein fröhliches Lied zu singen. Selbst von seinem Gesang gefangen, begann er tanzend seinen Weg fortzusetzen, bis ihm eine noch viel größere Blume den Durchgang versperrte. Ihre tiefroten Blütenblätter glänzten samtig in der Sonne. Ihr Kopf drehte sich zum Zauberlehrling und unerwartet erklang eine klare, aber doch verärgerte Stimme:
"Wer bist du, der unsere Blumenruhe stört?“
Erstaunt, mit dem Gefühl am besten rasch eine Antwort zu geben, starrte er sie an und erwiderte in schnellen Worten:
"Ich bin ein Zauberlehrling, der – äh – der die Erfahrung sucht."
"Was ist eine Erfahrung?“
Hm, die Blume war also neugierig und vielleicht ja gar nicht so bedrohlich, wie sie am Anfang schien.
"Es ist das, was mir fehlt, um keine Fehler mehr zu machen."
Die Blume drehte nachdenklich ihre Blüte hin und her:
"Aha. Hat sie eine kräftige oder stumpfe Farbe?"
"Ich weiß es nicht, aber ich brauche sie dringend, damit ich als weiser Zauberlehrling in mein Dorf zurückkehren kann. Weißt du vielleicht, wo ich sie finden kann?"
"Nein, aber probiere es doch einfach einmal im Tal des Mutes."
Jetzt war für ihn klar, dass er sich nicht vor ihr fürchten musste. Nein im Gegenteil, sein Gefühl sagte ihm, dass er ihr ruhig vertrauen konnte.
"Wo ist das Tal des Mutes?"
Die Blume öffnete weit ihren Kelch und forderte den Zauberlehrling auf, hinein zu steigen, dort würde er das Tal des Mutes finden.
Der junge Mann zögerte und schaute die Blume etwas verwundert an. Sie aber schubste ihn vorsichtig mit einem ihrer Blätter und wiederholte die Aufforderung.
Die Blume neigte sich ein wenig, damit der Zauberlehrling in den Kelch steigen konnte. Er gab sich einen innerlichen Ruck und kletterte hinein. Ein süßer Duft schwebte in den noch hellen Tunnel und der Zauberlehrling machte sich auf den Weg ins Tal des Mutes. Er glitt sanft die samtigen Wände entlang, langsam verschwand das Licht, der Geruch und die Dunkelheit ließen ihn fast glauben, dass er in einen Traum gefangen war.
Nach einiger Zeit landete er hart auf einer alten Truhe, deren Holz beim Aufprall heftig nachgab, so als wollte sie jeden Moment zusammenbrechen. Sie war mit einem rostigen Schloss versehen, welches wahrscheinlich noch das stabilste an der Truhe war.
Der Zauberlehrling kletterte hinunter und sah sich ein wenig um. Plötzlich lief eine von Tüchern umhüllte Gestalt an einem sehr betagten Baum vorbei. Von dort, woher die Gestalt gelaufen kam, heulte es durchdringend auf, zwei hell leuchtende Augen beobachteten ihn.
Der Zauberlehrling erschrak so sehr, dass er mit einem Satz hinter die Holztruhe sprang und sich versteckte. Seine Zähne klapperten aufeinander und die Handflächen wurden nass. Neugierig lugte der junge Mann hervor, um sich im geschützten Rahmen das Geschehen genauer anzusehen.
Eben als er bemerkte, dass die leuchtenden Augen verschwunden waren, zischte etwas Helles über seinen Kopf. Der kühle Wind ließ sogleich seine Nackenhaare zu Berge stehen. Er zog schnell den Hals ein, so als wäre der Kopf direkt an den Schultern gewachsen. Nun lief ihm ein Schauer über den ganzen Rücken - wohin hatte ihn da bloß die schöne Blume gebracht?
Nachdem der Zauberlehrling lange Zeit hinter der Holztruhe verbracht hatte und seine Augenlider vom wachsamen Beobachten müde geworden waren, schlief er schließlich ein.
Donnergrollen weckte den jungen Mann auf unangenehme Weise, sein Körper zuckte zusammen. Seine Haare waren schweißdurchtränkt und nun merkte er, wie kalt es hier war. Er riss die Augen weit auf, sah im Licht eines Blitzes wieder die dunkle Gestalt mit Tüchern umhüllt. Er wollte am liebsten weglaufen, doch seine Beine folgten nicht, es war als gehörten sie jemand anderem. Er saß einfach da und schrie so lange, bis sein Hals zu stechen begann. Der Zauberlehrling umfasste mit den Händen den Hals, um ihn zu wärmen. Zitternd und in die Gefühlswelt seiner Kindheit zurückversetzt verstummte er schließlich.
Nun stand die unheimliche Gestalt direkt vor ihm und blickte ihn prüfend an.
"Weshalb bist du nicht vor mir weggelaufen?"
Der Zauberlehrling nahm all seinen Mut zusammen, er schluckte seine Angst hinunter und stotterte vor sich hin.
"Ich - ich ..."
"Ja du. Normalerweise haben die Menschen Angst vor mir und laufen weg, du hast zwar geschrien bist aber nicht weggelaufen."
Er hielt es für besser, es zu unterlassen diese Frage zu beantworten und stammelte weiter.
"Ich - ich suche etwas ..."