Florida-Zwergseepferdchen im Meerwasseraquarium E-Book

Daniel Knop

• Herausgeber: Natur und Tier
• Kategorie: Lebensstil
• Serie: Art für Art
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2016

Seitenzahl: 64

Beschreibung

Die Gattung Hippocampus zosterae Seepferdchen sind nichts für neugierige Aquarianer, die einfach mal probieren möchten, sie zu pflegen. Die Tiere sind nur etwas für diejenigen, die bereit sind, sich intensiv mit diesen faszinierenden Korallenfischen zu befassen. Seepferdchen muss man lieben, bedingungslos, nur dann kann man sie erfolgreich pflegen – denn nur dann wird man sich als Pfleger an ihre Bedürfnisse anpassen und nicht diese Anpassung von ihnen verlangen. Diese Titel der "Reihe Art- für Art" hilft Ihnen die Bedürfnisse Ihrer besonderen Pfleglinge zu verstehen und sie artgerecht zu halten und zu vermehren. Art für Art stellen Ihnen die Bücher dieser Reihe die beliebtesten Meerwasser-Aquarientiere vor. Jeder Band bietet leicht verständliche Informationen über eine bestimmte Tiergruppe, erläutert Körperbau sowie Lebensweise und beschreibt die Aquarienhaltung. Experten mit langjähriger Erfahrung geben detaillierte, praxisnahe Pflegeanleitungen, und Sie finden alle Informationen, die Sie brauchen, um Ihre Tiere erfolgreich zu halten und oft auch zu vermehren. Das alles durchgängig farbig, großzügig bebildert und attraktiv gestaltet - Art für Art.

Leseprobe

FLORIDA-ZWERGSEEPFERDCHEN

IM MEERWASSERAQUARIUM

PFLEGE UND VERMEHRUNG

Daniel Knop

Bildnachweis

Titelbild: Adultes, weibliches Florida-Zwergseepferdchen inmitten einer Gruppe Briareum-Polypen im Nano-Artenbecken

Bild Seite 1: Dieses Florida-Zwergseepferdchen hält sich wenige Stunden nach der Geburt an einer Weichkoralle Capnella imbricata fest.

Fotos ohne Bildnachweis vom Autor

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eISBN: 978-3-86659-316-9

© 2010 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Kriton Kunz

Layout: Nick Nadolny

Inhalt

Vorwort

Seepferdchen – Körperbau und Lebensweise

Was sind Zwergseepferdchen?

Pygmäenseepferdchen

Andere Zwergseepferdchenarten

Korallen-Zwergseepferdchen (Hippocampus debelius)

Florida-Zwergseepferdchen (Hippocampus zosterae)

Das Aquarium für Florida-Zwergseepferdchen

Filterung

Aktivkohle

Temperatur, Salzdichte und andere Wasserparameter

Beleuchtung

Eingerichtetes Aquarium

Manuelles Reinigen des eingerichteten Beckens

„Steriles“ Hälterungsbecken

Haltestrukturen

Wechselbecken

Die Fütterung

Copepoden

Salzwasserfloh (Moina salina)

Artemianauplien

Artemiaschlupf

Schlupftemperatur und -dauer

Reinigung des Schlupfzubehörs

Anreichern der Lebendnahrung

Die Nachzucht

Verpaarung

Balz

Geburt

Aufzucht der Jungen

Entwicklungsstörungen

Nesselgifte

Schädigung durch Nesselgifte

Glasrosenbekämpfung

Bekämpfung von Hydroiden

Haltungsprobleme und Krankheiten bei Seepferdchen

Abmagerung

Endoparasitenbefall

Hautwunden

Gasansammlungen im Gewebe

Darmreizung

Literatur

Vorwort

Seepferdchen sind nichts für den neugierigen Aquarianer, der einfach mal probieren möchte, sie zu pflegen. Wenn Sie sich fragen, ob Sie sich Seepferdchen anschaffen sollten oder nicht, dann tun Sie es besser nicht. Die Tiere sind nur etwas für denjenigen, der regelrecht besessen ist von diesen eigentümlichen Korallenfischen, dessen Herz höher schlägt, wenn er beobachtet, wie sie ihre Umgebung beobachten – reglos, minutenlang, vielleicht stundenlang. Und wer so von Seepferdchen besessen ist, der stellt sich gar nicht die Frage, ob er sie erwerben soll oder nicht – er muss einfach. Seepferdchen muss man lieben, bedingungslos, nur dann kann man sie erfolgreich pflegen – denn nur dann wird man sich als Pfleger an ihre Bedürfnisse anpassen und nicht diese Anpassung von ihnen verlangen – etwas, das sie nicht leisten können.

Adultes, männliches Florida-Zwergseepferdchen im Nano-Artenbecken

Und die Anforderungen der Zwergseepferdchen an den Pfleger sind nicht etwa klein, weil auch diese Fische sehr klein sind. Florida-Zwergseepferdchen (Hippocampus zosterae) sind extrem pflegeleicht und trotzdem sehr schwer zu halten – auch wenn das ziemlich paradox klingt. Warum das so ist, erläutere ich in einigen der folgenden Kapitel. Zugegeben, es mag stellenweise so klingen, als wollte ich vielen Lesern davon abraten, Seepferdchen und insbesondere Zwergseepferdchen zu erwerben. Und das Merkwürdige ist: Genau das will ich! Allerdings in der Hoffnung, dass Ihre Faszination und Ihre Bereitschaft, alles für die artgerechte Haltung der Zwergseepferdchen zu tun, so groß sind, dass Sie meinen Rat in den Wind schlagen und diese zauberhaften Tiere trotzdem erwerben. Obgleich Sie inzwischen wissen, worauf Sie sich einlassen und wie viel Mühe es bereiten wird. Oder vielleicht gerade weil Sie es wissen. Und das ist dann die Basis für eine erfolgreiche Pflege und Nachzucht. Auf diese Weise würde das vorliegende Bändchen dann nicht nur den Lesern nützen, sondern auch den Zwergseepferdchen …

Sinsheim und Manila, im Sommer 2010,Daniel Knop

Seepferdchen – Körperbau und Lebensweise

Seepferdchen sind eigentümliche Wesen, die nicht auf den ersten Blick als Korallenfische zu erkennen sind. Genau das ist auch die Absicht, die dahinter steckt, denn sie tarnen sich auf diese Weise vor ihren Fressfeinden.

Adultes Männchen in einer Rotalge im Nano-Artenbecken

Das gilt im Prinzip nicht nur für Seepferdchen, sondern insgesamt für die beiden Familien Solenostomidae (Geisterpfeifenfische) und Syngnathidae (Seepferdchen; Unterfamilien Hippocampinae [Seepferdchen], Syngnathinae [Seenadeln] und Solegnathinae [Nadelpferdchen bzw. Drachenfische]). All diese Röhrenmäuler lauern unbewegt kleinen Krebschen auf, um diese plötzlich einzusaugen und zu fressen. Und dazu müssen sie völlig unbewegt bleiben, damit die Beutetiere sie möglichst nicht bemerken und als Räuber enttarnen. Allerdings müssen sie natürlich auch mit der Tatsache leben, dass sie selbst für ihre eigenen Fressfeinde sichtbar sind, und genau darum haben sie ihren Körper in wirklich bewundernswerter Weise verändert, um irgendetwas darzustellen, das sie eigentlich nicht sind, das aber nicht die Aufmerksamkeit ihrer Räuber erregt, etwa ein Stück Alge, das unbewegt im Wasser dahintreibt. Man bezeichnet diese Verberge-Tracht als Mimese. Die Formulierung, die Röhrenmäuler hätten ihren Körper verändert, ist hier allerdings im übertragenen Sinn gemeint. Genau genommen haben natürlich nicht die Röhrenmäuler sich selbst verändert, sondern die Räuber haben das bewirkt, denn sie haben all jene Exemplare ausselektiert und gefressen, die weniger gut getarnt waren. Diejenigen mit den skurrilsten Körpern, die z. B. wirklich einem Algenstückchen zum Verwechseln ähnlich waren, konnten überleben, Nachkommen zeugen und sich verbreiten. Und gerade diese auf uns Menschen so skurril wirkende Verberge-Tracht ist das, was uns an den Seepferdchen und ihren Verwandten so fasziniert. Zwar bezeichnet man Seepferdchen als Korallenfische, weil sie in Lebensräumen auftreten, die sich in der Nähe von Korallenriffen befinden, doch leben sie im Regelfall nicht mit Korallen assoziiert, sind also nicht in der direkten Umgebung dieser Nesseltiere zu finden – abgesehen von Einzelexemplaren, die gelegentlich mit der Strömung ins Riff verdriften und vielleicht von einem Taucher entdeckt werden, dort aber alles andere als glücklich sind. Aber es gibt Ausnahmen: eine kleine Gruppe von Zwergseepferdchen, die direkt auf Korallen leben – die Pygmäen-Zwergseepferdchen, die ich der Vollständigkeit halber später noch vorstellen möchte. Normalerweise aber existieren Seepferdchen eher in Seegraswiesen und Algenfeldern und lauern dort winzigen Krebstierchen auf. Die Lichtmengen sind hier erheblich geringer als auf dem Riffdach, wo extrem lichthungrige Steinkorallen leben und wo ein Seepferdchen infolge des hellen Lichts fortwährend in Panik und damit unter Stress wäre.

Adultes Weibchen, im Hintergrund das dazugehörige Männchen

Verwandte Röhrenmäuler mit ähnlicher Lebens- und Fressweise im Vergleich: Schultz-Seenadel (Corythoichthys schultzi, mit gefüllter Laichtasche) sowie ein Schmuck-Geisterpfeifenfisch (Solenostomus paradoxus)

Seepferdchen sind also nichts für ein herkömmliches Korallenriffaquarium. Schummrige Beleuchtung und zahlreiche Makroalgen bieten das Umfeld, in dem sie sich zu Hause fühlen – man muss Seepferdchen verstehen, bevor man sie erfolgreich pflegen kann.

Ein adultes Männchen versteckt sich hinter einem Regelheizer.

Was sind Zwergseepferdchen?

Seepferdchen sind den meisten Menschen in der westlichen Welt sympathisch – man findet sie possierlich. Auf den Philippinen ist das deutlich anders; dort empfindet man vor allem vor den größer werdenden Seepferdchenarten Abscheu, ganz ähnlich wie in westlichen Ländern vielleicht vor Spinnen oder Schlangen. Das gilt aber kaum für Zwergseepferdchen, die eigentlich überall hohe Sympathiewerte genießen.

Aber was genau sind Zwergseepferdchen? Hier handelt es sich um eine rein aquaristische Kategorie, die keine taxonomische Bedeutung hat. Das bedeutet im Klartext: Die Zwergseepferdchen sind nicht alle miteinander verwandt, bilden also keine Abstammungsgemeinschaft. Vielmehr ist dies eine laienhafte Kategorisierung nach Körpergröße, nichts weiter. Die größten Seepferdchen in dieser Kategorie messen rund 35 mm, aber mit ausgerolltem Schwanz. Wenn sie sich mit ihrem winzigen Greifschwanz an einem Gegenstand festhalten, ist die tatsächlich wahrnehmbare Größe noch weitaus geringer und liegt bei rund 20 mm.