Föhntage - Bernd Schuchter - E-Book

Föhntage E-Book

Bernd Schuchter

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Beschreibung

Lukas lebt in Innsbruck, als Kind freut er sich auf die Fußball-WM 1990 in Italien. Italien - das ist Türkischer Honig, Spielautomaten, Kastanien, Urlaub am Meer, Kopfrechnen zwischen Schilling und Lire. Italien muss aber noch etwas anderes sein, etwas Vergangenes, Bedrohliches. Was hat es mit den Narben des alten Lahner auf sich? Warum haben manche Südtiroler in Innsbruck eine "Neue Heimat" gebraucht? Warum haben die Orte in Südtirol italienische und deutsche Namen? Josef Lahner weiß das alles, hat aber schon so lange darüber geschwiegen, dass Erinnertes, Erlebtes, Echtes und Erfundenes langsam verschwimmen. Giuseppe Monte weiß vor allem, dass er sich in vielem geirrt hat. Dass er damals als Carabiniere nicht so eindeutig auf der Seite des Rechts gestanden ist. Und er ahnt, dass beschwiegene Dinge nicht einfach ruhen.

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Seitenzahl: 161

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Bernd Schuchter

Föhntage

Roman

BERND SCHUCHTER

Föhntage

Roman

Sämtliche Figuren und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit Lebenden und Verstorbenen sind deshalb rein zufällig und weder beabsichtigt noch erwünscht.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2014© 2014 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wienwww.braumueller.at

Lektorat: Christine WiesenhoferCoverfoto: © Timeline Images / dilloISBN Printausgabe: 978-3-99200-120-0

ISBN E-Book: 978-3-99200-121-7

Meinen Kindern

Wer die Enge seiner Heimat begreifen will,der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will,studiere Geschichte.

Kurt Tucholsky

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

1

Es war früher Abend, als Josef Lahner das Bild im Schaufenster sah und plötzlich weinen musste. Seine Gefühle waren ihm peinlich und er war froh, dass ihm der warme Wind, der an diesem Tag durch die Gassen der Altstadt blies, die Tränen bereits knapp unterhalb der Backenknochen trocken wehte. Aus irgendeiner Scham heraus war Lahner froh, dass keine Träne seinen Mund erreichte und er nicht den salzigen Geschmack am Gaumen fühlen musste. Er war froh, dass es Föhntage waren.

Die Welt ist alles, was der Fallwind ist, murmelte Lahner vor sich hin und betrachtete das Bild nun etwas genauer. Warum hatte die Zeichnung gerade heute in ihm etwas ausgelöst, von dem er dachte, dass er es gar nicht mehr besitzen würde? Er glaubte sich seinem Inneren eigentlich vertraut, glaubte seine Gefühle zu kennen; umso überraschter war er nun, dass er tatsächlich hatte weinen müssen. Lahner erinnerte sich nicht, wann er das letzte Mal hatte weinen müssen.

Dabei war es eigentlich ein unscheinbares Bild, das Lahner da in der Auslage liegen sah, dicht an dicht mit anderen Grafiken. Es war eine schlicht kolorierte Lithografie, vielleicht ein Stahlstich, der nachträglich eingefärbt worden war, das konnte Lahner durch das Glas nicht genau erkennen, dazu hätte er die Grafik aus nächster Nähe betrachten müssen. Es war ihm auch gleichgültig. Das Bild zeigte eine Frau und einen Mann in Tracht, einen Menschentypus, der das Tirolerische vorstellen sollte. Der Mann mit langer Schaumpfeife in der rechten Hand, die Frau mit einem geflochtenen Korb, Kräutern und Blumen darin. Lahner fiel auf, dass die Frau im Dirndl schwanger aussah, die Bauchpartie war ein wenig üppiger, was irritierend war, denn ansonsten deutete nichts auf andere Umstände hin.

Lahner hatte noch nie darüber nachgedacht, aber ihm schien, als erwecke die Tracht selbst, der Schnitt und der Faltenwurf, eben diesen Eindruck, und ihm war, als wäre genau das die Absicht einer Tracht, der Eindruck von Fruchtbarkeit, der auf den ersten Blick vermittelt werden sollte. Ein gesunder, naturnaher Typus eines Menschenschlags, der vor allem eines ist, viril.

Dieses Wort. Lahner zuckte ein wenig zusammen bei der Vorstellung, dass er selbst ebenso sein könnte. Ihm kam in den Sinn, dass er mit dem Tiroler, der Tirolerin auf dem Bild etwas gemeinsam haben könnte; das erschreckte ihn. Er fühlte sich eben gerade nicht viril, das am allerwenigsten. Ihm fielen Vergleiche ein, an die dieser Typus ihn denken ließ. Die rohen und mattfarbigen Gestalten bei Ernst Nepo etwa, vor allem aber die kantigen Körper und Gesichter bei Albin Egger-Lienz. Auch dort gab es diesen Typus des Tirolers, der trotz des harten Alltags, etwa als Senn auf den Almen, trotz all der Mühen ein gottergebenes Leben führt, mit Gleichmut und ausgestattet mit einer gesunden Physis, viril eben.

Lahner fiel kein passenderes Wort dafür ein, kein Synonym. Seltsamerweise schrieb er die Virilität auch der Frau auf dem Bild zu, was ihm erst jetzt auffiel. Wie selbstverständlich fand er ihre schwangere Weiblichkeit ebenfalls viril, wie hätte er sie auch sonst beschreiben können. Mulieril? Lächerlich. Sie waren beide, beide Figuren auf diesem Bild, wie sie eben waren, aus einem Guss.

Lahner fühlte sich fremd. Der Föhn zog durch die Gassen und langsam kam der Abend. Es dunkelte.

2

Die Vormittagssonne spiegelte sich matt auf dem blassgrünen Volkswagen, darüber blauer Himmel. Der Mann hinter dem Steuer beschleunigte nun nach dem Tunnel, die Straße führte leicht aufwärts. Hinter dem Wagen erhob sich der Bergisel, durch die Bäume hindurch sah man die Sprungschanze, dahinter lag Innsbruck. Die Mutter saß schweigend neben dem Vater, auf dem Rücksitz fläzte sich ein Junge von vielleicht sechs, sieben Jahren. Das leise Motorengeräusch machte den Jungen müde und die Augen fielen ihm hin und wieder zu. Sosehr er die Ausflüge nach Südtirol mochte, so sehr hasste er die Fahrten dorthin. Er langweilte sich. Seltsam kam ihm auch immer vor, dass die Fahrten hin ihm länger vorkamen als dieselbe Strecke retour.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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