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Teil 2 der Berliner Geschichten über das, was einem als Fotograf alles passieren kann, wenn man ein bisschen Glück hat...
Viel Spaß beim Lesen!
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Als Fotograf erlebt man ja einiges. Manche Situation kann einen schon mal aus dem Konzept bringen. Vor allem, wenn man erst seit Kurzem sein eigenes Studio hat.
In meinem Fall hatte ich mein Studio vor sechs Wochen eröffnet, da sich durch meinen vorherigen Job in einer Werbeagentur ein Deal mit einem alten Freund ergab, der seit zwei Jahren eine Modell- und Castingagentur führte und die Werbeagentur sich am Markt wohl nicht mehr lange halten konnte, da der Chef nicht wirklich Ahnung von dem hatte, was er dort tat. Der ausschlaggebende Punkt war, seine Frau, die die Agentur aufgebaut hat, ist mit einem jüngeren Mann durchgebrannt und hat ihren Anteil der Firma mitgenommen. Das Ende vom Lied war die unausweichliche Pleite des Unternehmens und da ich nicht mit absaufen wollte, hab ich gekündigt und versuche nun eben mein Ding mit Thomas durchzuziehen.
Mein Studio war in einem alten Backsteinhaus in Kreuzberg, nicht allzu weit von Thomas Modelagentur entfernt, sodass wir recht kurzfristig zusammen arbeiten konnten, da meine eigene Auftragslage noch recht dünn war. Thomas schickte mir die Modelle und ich fotografierte und erstellte die Setcards, die ich ihm dann zukommen ließ. Gut, Reich wurde man dadurch nicht, aber zum Leben reichte es. Ab und zu kamen ja noch separate Aufträge von Kunden aus der Nachbarschaft, schließlich arbeitete in in einem "Kreativen Kiez". Hier gab es Galerien, Buchläden, Cafés... Multikulti war schwer angesagt, weshalb ich dieses Standort gewählt hatte. Und die Miete war, was hier absolut anormal ist, extrem niedrig. Lange rede, kurzer Sinn, es ließ sich aushalten.
Heute früh waren wieder zwei Mädels von Thomas bei mir und ich war grade dabei, ihre Setcards zu erstellen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ich schaute auf die Uhr, 13:00 Uhr, und fragte mich, wer das sein könnte. Termine hatte ich für heute keine mehr, so erhob ich mich, um nachzuschauen. Ich öffnete und vor mir stand diese atemberaubend schöne Afroamerikanerin, die ich schon ein paar mal auf der Straße gesehen hatte.
" Hi, wie kann ich Dir helfen?" Fragte ich sie.
"Ich würde gerne Fotos von mir machen," sagte sie, "was muss ich dafür ausgeben?"
"Kommt auf die Fotos an," sagte ich ihr und bat sie herein. Sie betrat mein Studio und ich konnte nicht anders, als sie von oben bis unten zu mustern. Sie hatte eine, für ihre Herkunft, unnatürlich schlanke Figur mit extrem langen Beinen und einem knackigen Hintern. Sie trug High Heels, was ihre schlanken Beine noch schlanker und ihren Hintern noch geiler anzusehen machte, aber so kannte ich sie ja vom sehen her. Ihr knappes Tanktop bedeckte grade mal soviel von ihrem Oberkörper, dass man nicht gleich alles sehen konnte, ließ aber wenig Spielraum für Fantasien, ebenso ihr Minirock, dem man die Bezeichnung "breiter Gürtel" verleihen konnte.
"Sei's drum, Du bist Profi," ermahnte ich mich in Gedanken und bot ihr einen Stuhl vor meinem Schreibtisch an, auf dem noch die zu bearbeitenden Setcards für Thomas lagen.
"Störe ich?" Ihr Blick traf meinen.
"Nein, keine Angst, die Setcards haben Zeit bis morgen."
"Mein Name ist Jamilla. Du scoutest Modells?"
"Ein Freund von mir hat eine Agentur. Ich fotografiere nur die Modelle. Soll ich mal einen Termin für Dich buchen?"
"Nein, ich bin nicht hübsch genug," winkte sie ab.
"Wie kommst Du darauf, dass Du nicht hübsch bist? Schau Dich an, Du hast, wenn ich das so sagen darf, eine wahnsinns Figur und ein wirklich sehr hübsches Gesicht." Im Gegensatz zu anderen Afroamerikanern hatte sie eine kleine Nase und auch ihre Lippen waren eher europäisch schmal.
"Meine Mama sagt immer, dass ich nicht normal aussehe, weil ich so dünn bin..." sagte sie traurig.
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