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GÜNSTIGER EINFÜHRUNGSPREIS. NUR FÜR KURZE ZEIT! Auf dem Eis ist er unerbittlich – doch wie sieht es in ihm aus? Romantische und humorvolle Sports Romance für Fans von Ayla Dade und Rebekka Weiler »›Ich hätte dich nicht küssen sollen‹, sagte ich und hob das Kinn. Egal, ob er den Kuss erwidert hatte. Für einen Sekundenbruchteil spürte ich das Echo seiner Lippen, seiner Hände, auf mir – dann sah ich den zugehörigen Mann und der Zauber verflog.« Als die angehende Physiotherapeutin Vienna spontan den unausstehlichen Eishockeyspieler Adrian küsst, erwartet sie nicht, dadurch in dessen chaotischen Alltag gezogen zu werden. Doch plötzlich gilt sie bei den Sponsoren als Frau an seiner Seite. Zwischen einem karrierebedrohenden Geheimnis und der Tatsache, dass Adrian eigentlich seine Ex zurückgewinnen will, kommen sich die beiden näher. Als Vienna hinter die eisige Schale des Bad Boys sieht, beginnt sie, ihn in ihr Leben zu lassen ... und in ihr Herz. Doch Adrian ist verletzt, und niemand darf wissen, wie schwer. Haben ihre Gefühle eine Zukunft, wenn ausgerechnet ihr Job das Ende seiner Karriere bedeuten könnte?
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Veröffentlichungsjahr: 2024
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© Piper Verlag GmbH, München 2024
Redaktion: Fam Schaper
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Covergestaltung: Emily Bähr, www.emilybaehr.de
Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com und Freepik.com genutzt
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Cover & Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Danksagung
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Für alle Comeback-Kids– und natürlich für Alex, die diesmal wirklich das Buch zu verantworten hat
»Das andere Links«, sagte ich und zwang meine Mundwinkel nach oben, als die Mittachtzigerin auf meiner Liege einmal mehr das rechte Bein bewegte. Sie war mit einem Oberschenkelhalsbruch in Behandlung, verweigerte aber die Mitarbeit. So würde es mit der Genesung noch dauern … lang.
»Vorsicht, Vanessa!« Als ich ihren Fuß bewegte, sah sie mich empört an. »Das tut weh!«
»Vienna«, seufzte ich. Korrekturen wie auch Namensschilder waren zwecklos. Von Vanessa über Victoria zu Valerie bekam ich sämtliche Namen verpasst, außer meinem eigenen. »Ich bin vorsichtig.«
Noch vorsichtiger und ich konnte mir die Behandlung ganz sparen. Ohne Bewegung keine Fortschritte, so einfach war es. Aber, so mein Chef Lance, die Patientin bekam, was die Patientin wollte, und wenn wir dann das nächste halbe Jahr damit verbringen würden, vergeblich auf ihre Rückkehr zur Mobilität hinzuarbeiten, dann war es eben so.
Die Antwort meiner Patientin ging irgendwo zwischen den Dritten und ihrem Nuscheln verloren.
»Ich kann Sie nicht zwingen, gesund zu werden«, sagte ich und half der Frau von der Liege, ehe sie auf die Idee kam, herunterzufallen. »Und Wunder habe ich auch nicht im Angebot. Also entscheiden Sie sich, ob sie Ihre« – und meine – »Zeit hier nicht verschwenden.«
Im selben Moment, in dem ich realisierte, dass ich etwas zu ehrlich für das zarte Gemüt meiner Patientin gewesen war, verschwand auch das Lächeln von ihrem Gesicht. Mit einem Naserümpfen gefolgt von einem »Auf Wiedersehen!« sammelte sie ihre Handtasche ein und humpelte davon. Ich atmete tief durch und fasste mir an die Nasenwurzel. Fuck. Warum konnte ich nicht einfach den Mund halten?
»Wenn man euch so sieht, fragt man sich, warum ihr euch das antut«, kommentierte mein Chef, der unerkannt aufgetaucht und sich in den Türrahmen gelehnt hatte. Nachträglich klopfte Lance an die offene Zimmertür und ließ den Blick über den Raum huschen. Er klang amüsiert. Wenigstens etwas.
»Sie ist nicht freiwillig hier, das ist mir schon klar.« Ich pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht und ließ mich zurück auf meinen Rollhocker fallen. »Den Bruch hat sie sich nicht ausgesucht … und mich sicher auch nicht.«
»Dein sonniges Gemüt war kein Wahlkriterium, fürchte ich«, stimmte mir der blonde Mann zu und begann, die Liege zu desinfizieren. Meinen Protest erstickte er im Keim. Sollten Chefs nicht Rückendeckung geben? Oder war Lance mit Mitte dreißig einfach zu jung, um väterlich-aufbauende Gefühle jeglicher Art für mich zu entwickeln? Allerdings hatte er nicht unrecht.
»Wenn sie wenigstens ein bisschen kämpfen würde!« Und nicht nur die Rentnerin eben, auch die Patientin vor ihr hatte einfach aufgegeben, ohne es jemals richtig versucht zu haben. »Sie ist verletzt, nicht kaputt!«. Da suchte man sich einen Job, in dem man wirklich etwas bewegen konnte, in dem man Lebensqualität zurückgeben und -gewinnen konnte – und fand seinen Endgegner nicht in Krankheitsbildern, sondern in den Patienten. Ich wollte helfen, konnte es langsam auch endlich, und scheiterte dann doch immer wieder. Es war frustrierend.
Lance lachte in sich hinein. Seinen Humor hätte ich gern. »Genau diese Einstellung ist schon ganz richtig«, sagte er. »Du hast alles, was du brauchst, um deinen Patienten ein bisschen zu helfen.«
»Aber nur so viel zu helfen, wie sie zulassen«, fügte ich hinzu. Das hatte er mir gleich am ersten Tag eingebläut, als ein Mittvierziger und ich sehr unterschiedliche Ansichten über die notwendigen und möglichen Schritte, die er nehmen musste, gehabt hatten.
»Hast du noch viel aufzuräumen?«
Ich schüttelte den Kopf. Heute hatte ich zwischen den eng getakteten Terminen keine Zeit gehabt, wirklich Chaos zu verbreiten, also sollten die letzten Handgriffe schnell gehen. Im Handumdrehen hatte ich die Stifte eingesammelt und alles desinfiziert. Lance stand noch immer vor mir.
»Dann genieß den Feierabend«, meinte er und bedeutete mir, mich aus dem Staub zu machen.
»Willst du mich loswerden?«, fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben. Beschweren würde ich mich allerdings nicht – nach einem Tag in seiner Praxis brauchte ich mindestens zwei Stunden Abstand, um mich daran zu erinnern, dass der Tag nicht nur anstrengend, sondern auch schön gewesen war.
»Darauf kann ich nur falsch antworten.« Lance wedelte mit der Hand in der Luft herum, als wolle er eine Katze vertreiben, und scheuchte mich damit effektiv aus dem Raum. Feierabend. Ich mochte meinen Chef damit aufgezogen haben, aber letztendlich war ich froh, den Arbeitstag hinter mich gebracht zu haben.
Auf dem Weg zu meinem Auto verschaffte ich mir einen Überblick über die Nachrichten, mit denen meine Nichte Brooklyn mich den Nachmittag über bombardiert hatte. Wenn Sofia ihrer Tochter nicht langsam ein eigenes Smartphone kaufte, würde ich es tun – die Flut an Nachrichten, mit denen sie mich immer überhäufte, wann immer sie bei Dad war und sein Handy in die Finger bekam, wurde jedes Mal größer. Ich beantwortete ihr letztes Foto, wie immer eines vom Abendessen, das sie zu Hause kochten, mit einer Sprachmemo, während ich meine Tasche im Fußraum des Beifahrersitzes verstaute.
»Hey, Nugget, das ist die beste Lasagne, die …«, sagte ich und brach die Nachricht ab. Das klang furchtbar. Ich war die coole Tante, nicht über dreißig oder so. »Hey, Nugget«, versuchte ich es noch mal, »wenn du das nächste Mal Romane an mich schickst, nimm sie gern als Podcast auf, dann höre ich ihn bei der Fahrt zu euch. Ich bin hier fertig und fahre gleich los, dein Mountain Dew sammle ich auf dem Heimweg ein. Sagst du Da– Pops, dass ich in einer halben Stunde komme? Die Lasagne sieht super aus – du wirst langsam echt zur Chefköchin. Ich muss deine Mom fragen, ob ich dich nicht buchen kann.« Ich schloss die Beifahrertür, ging um den Wagen herum und stieg selbst ein. »Kein Kommentar zu deinen Hausaufgaben, von Mathe verstehst du mehr als ich. Du hast alle gemacht, hoffe ich, sonst trinke ich dein Mountain Dew einfach selbst.« Ich lachte. Brooklyn würde ebenfalls lachen. Bevor ich das gelbe Gift selbst trank, würde ich es eher wegschütten. Und nicht einmal das war realistisch. Nach der Schule kam Brooklyn oft zu Dad und blieb bis zum Abendessen. Dann konnte ich ihr den Zuckerschock gönnen, ohne dass meine Schwester es verhindern konnte. Zu Hause bekam sie den Softdrink nicht, aber ich würde ihrem Tageshighlight nicht im Wege stehen. Nicht, wenn ein »Du bist cool, Tante Vienna« auf mich wartete und die mahnenden Blicke ihrer Mutter wettmachte.
»Habe ich nicht vor«, versprach ich zum Ende meiner Memo. Auch wenn Brooklyn das eigentlich wusste, am Ende des Tages war sie eine Grundschülerin und würde mich im Zweifel auf meine Aussagen festnageln. »Ich fahre hier los, bis gleich!«
Das Handy auf meine ABBA-Playlist umgestellt parkte ich aus und fuhr den gewohnten Weg zum nächsten Walmart, um eine Flasche Mountain Dew, einen Obstmix und sicherheitshalber Chips als Snack für später einzusammeln. Den Einkaufsstopp über summte ich vor mich hin und hörte auch auf dem Rest des Heimwegs nicht wieder damit auf. Mit jedem Song freute ich mich mehr auf den verbleibenden Teil des Tages und als ich etwas später vor meinem Elternhaus hielt, musste ich mich nicht mehr um ein ehrliches Lächeln bemühen. Zur Praxis zu pendeln war großartig. Ohne den Arbeitsweg wäre ich niemals auch nur verträglich, geschweige denn genießbar.
»Tante Vienna!« Kaum, dass ich zur Haustür gelaufen war, wurde sie auch schon aufgerissen und eine Zehnjährige fiel mir um den Hals. Wie immer, wenn Sofia länger arbeitete als ihre Tochter in der Schule war, verbrachte sie den Tag mit Dad. Brooklyn hatte Glück, einen Rentner als Großvater zu haben, der gern Zeit mit ihr verbrachte – und in sie investierte. Jeder konnte von Glück sagen, jemanden wie Dad in seinem Leben zu haben.
»Nugget.« Ich tätschelte ihr den Rücken und lachte in die braunen Haare. Man könnte annehmen, wir hätten uns Monate nicht gesehen. Vielleicht war einmal in der Woche nicht genug? Hatte Sofia genügend Zeit für alles, was Brooklyn wichtig war? Oder war dieses Maß an Freude normal und ich machte mir mal wieder zu viele Sorgen? Ehe ich die Frage abschließend beantworten konnte, hatte sich meine Nichte ihr Getränk auch schon aus meiner Tasche geangelt. Ich schmunzelte. Mysterium gelöst. Außer Mountain Dew brauchte sie nichts – und ich war als coole Tante der ideale Lieferdienst.
»Ich habe die halbe Packung Käse auf die Lasagne geschüttet«, flüsterte sie mir zu, als wir ins Innere des Hauses gingen. »Pops wollte nur ein bisschen Käse, aber …«
»… bei Käse reicht ein bisschen einfach nicht«, vervollständigte ich ihren Satz und zupfte an ihrem Zopf. »Sind deine Haare kürzer?« Irgendwas an der Frisur hatte sich geändert. Die Farbe war es nicht, wir hatten noch denselben Ton, der sich nicht zwischen dunkelblond und braun entscheiden konnte. Einen Pony hatte sie sich ebenfalls nicht schneiden lassen, also blieben wenig Möglichkeiten.
Brooklyns Augen leuchteten auf. »Pops«, rief sie durch das Wohnzimmer in die Küche. »Ich habe gewonnen!«
Ich runzelte die Stirn. Was hatte sie gewonnen? Dad, wie immer mit einem karierten Hemd über dem T-Shirt, kam aus der Küche, drei Teller in den Händen. Er nickte mir kurz zu, bevor er sich auf seine Enkelin konzentrierte und eine Grimasse schnitt. »Du hast gewonnen«, echote er, stellte die Teller auf dem Tisch ab und zog einen zerknitterten Fünf-Dollar-Schein aus seiner Hemdtasche.
»Wir haben gewettet, dass du sofort siehst, dass meine Haare anders sind.« Sie strahlte mich an.
Brooklyn pflückte den Schein aus Dads Hand und verstaute ihn in ihrer Schultasche. »Hallo, Vienna«, sagte er und legte mir einen Arm um die Schulter. »Schön, dich zu sehen.«
Ich erwiderte die halbe Umarmung. »Hi, Dad. Kann ich helfen?«
Er deutete auf den beinahe gedeckten Tisch. »Du kannst die Lasagne aus dem Ofen holen. Oder das Wasser aus dem Kühlschrank.«
»Willst du ein Bier?« Wenn ich schon ging, konnte ich auch für uns beide holen, was wir brauchten.
»Danke, nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nicht, solange …« Dad nickte in Richtung des Kindes, das das Besteck sortierte.
»Okay.« Ich brachte die Wasserflasche zum Tisch und nahm anschließend die Auflaufform aus dem Ofen. Wow. Brooklyn hatte definitiv nicht übertrieben, als sie von einer halben Packung Käse auf der Lasagne gesprochen hatte. »Haben unter dem Käse überhaupt noch Nudeln Platz gehabt?«, fragte ich, als ich die Glasform auf die Korkplatten stellte.
»Ein paar.« Dad begann, die Lasagne in Stücke zu teilen und sowohl Brooklyn als auch mich zu versorgen. »Guten Appetit.«
»Ich hoffe, du magst Brokkoli«, fügte Brooklyn hinzu.
»Brokkoli?«
Dad zuckte mit den Schultern. Brooklyn spießte eines der grünen Röschen, die Dad und sie mit in die Lasagne gepackt hatten, auf und schob es sich in den Mund. »Die Zwergbäume sind cool«, teilte sie mir mit. »Außerdem passen sie farblich zu Mountain Dew.«
Und damit war komischerweise alles gesagt. Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern und machte mich daran, meine Zwergbäume in der Lasagne zu essen. Beim ersten Bissen entwich mir ein Seufzen. Jetzt hatte der Feierabend wirklich begonnen.
»Wie war dein Tag?«, fragte Dad, als wir unser jeweils erstes Stück gegessen hatten.
»Was er meint, ist, warst du nett zu den kranken Leuten«, mischte sich meine Nichte ein. Das Mädchen kannte mich viel zu gut.
Ich zog einen Mundwinkel nach oben. »Überwiegend?«
Sowohl Dad als auch Brooklyn schnaubten. »Vereinzelt«, murmelte sie.
»Ich war nicht nicht nett.« Ich pickte mir ein Stück Käse aus der Auflaufform und ignorierte, dass Dad missbilligend mit der Zunge schnalzte. »Und immerhin habe ich Carol nicht so angemault wie einer der Patienten von Lance.«
Adrian hatte er ihn genannt. So ausdauernd pampig, wie er reagiert hatte, als Carol, die gute Seele der Rezeption, einen seiner Termine hatte verschieben wollen, waren wir alle froh gewesen, als er endlich mit Lance im Behandlungszimmer verschwunden war. Ich war dem Typen, den ich auf Mitte zwanzig schätzte, schon mehrmals im Gang begegnet und immer war er unglaublich unfreundlich gewesen. Weil er verletzt war, würde Lance vermutlich sagen. Und verletzte Menschen traten manchmal um sich. Nur würde ich es entschieden bevorzugen, wenn sie weder gegen mich noch gegen meine Kollegin traten.
»Immerhin«, wiederholte Brooklyn. »Ich brauche Ketchup.« Sie stand auf und lief in die Küche, um die Flasche zu holen. »Coole Socken übrigens, Tante Vienna.«
Ich folgte ihrem Blick auf meine Füße, die in wild eingefärbten Socken steckten, farblich irgendwo zwischen Erbrochenem und Pink. Seit Brooklyns Batik-Phase besaß ich nur noch etwa drei einfarbige Sockenpaare. Mich sollte es nicht stören.
»Ihre Haare«, flüsterte ich und sah zu Dad.
»Kaugummi. Zwei Jungs aus ihrer Klasse …« Er verstummte, als Brooklyn wieder zurück an den Tisch kam.
Das erklärte die Wette. Brooklyn mochte unter uns sehr frech sein. In der Schule war es, seit sie neu in die Klasse gekommen und gleich mit der amtierenden Schulkönigin aneinandergeraten war, eine andere Geschichte. Den Fehltritt hatten ihr weder das Mädchen noch dessen Clique verziehen, was den Schulalltag zu einer unangenehmen Erfahrung machte. Selbstbewusstsein war in dem Alter ohnehin Mangelware und die kleinen Biester hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ihr die Schulzeit zu vermiesen. Ich hasste es, mich so hilflos zu fühlen. Helfen zu wollen – mehr noch, das Bedürfnis zu helfen zu haben – und nicht zu können, war furchtbar.
***
Ich stand gerade allein in der Küche, um den Abwasch zu machen, als ich das vertraute hektische Poltern im Flur vernahm. »Sorry, ich bin spät dran, ich weiß, aber meine Chefin …« Der Satz verlief sich im Nichts, als Sofia in die Küche trat, ihre Frisur halb aufgelöst und die Bluse zerknittert. Ihr Arbeitstag hatte sie zweifelsohne geschafft.
Ich winkte ab. Egal, wie sehr sie sich entschuldigte, dass sie ihre Tochter zu spät abholte, war weder eine einmalige Sache noch etwas, das sich künftig ändern würde. Nicht, dass Dad oder ich ihr einen Vorwurf daraus machten oder es jemals tun würden. Nach einer Trennung, die sie zur Single Mom ohne jede Unterstützung von Brooklyns Erzeuger gemacht hatte, hatte ihr Job eine hohe Priorität. Als Familie schaukelten wir den Rest schon. Wichtiger als ihr Job war aber die Tatsache, dass sie ihn ausüben konnte. Lieber hatte ich eine Schwester, für die Dad und ich als Babysitter flexibel sein mussten, als eine, die vor lauter Kummer nicht mehr aus dem Bett kam und weder sich noch ihre Tochter versorgen konnte. Und direkt nach der Trennung war es einige Wochen genauso gewesen. Solange ich meine Schwester nie wieder in diesem Zustand sehen musste, war ich mit allem anderen einverstanden.
Wir hatten Sofia einmal fast an ihre Dämonen verloren; sie jetzt mit einem Beruf zu teilen war nichts dagegen. »Kein Thema, ehrlich. Brooklyn und Dad sehen sich eine Quizshow an, sie hat gegessen und ihre Hausaufgaben haben wir auch geschafft.«
Sofia atmete auf und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, die ich eben abgewischt hatte. Sie sah müde aus, abgekämpft, nicht so, als wäre sie endlich in ihrem Feierabend angekommen. Man hatte nie Feierabend, wenn man Kinder hatte, schätzte ich. Ich würde später nach Hause fahren und in meiner Wohnung für mich sein. Bis morgen hatte ich niemandem gegenüber Verantwortung. Sie hatte den Luxus nicht. Weder diesen noch dieselbe Belastbarkeit, die ich mir zuschreiben würde. Dafür war sie ein Stehaufmännchen, das nach jedem Tiefschlag irgendwie wieder weitermachte. Auch wenn es manchmal etwas dauerte.
»Lasagne?« Ich nickte in Richtung der Auflaufform. »Brooklyn hat möglicherweise ein bisschen Zucker intus. Falls du dich vorher stärken willst …« Mit schiefgelegtem Kopf lächelte ich sie an.
»Egal, wie oft du versuchst, unschuldig zu wirken, mit dieser Miene siehst du maximal scheinheilig aus.« Meine Schwester machte eine Show daraus, die Augen zu verdrehen und das Geschirrtuch nach mir zu werfen. »Aber ja, ich nehme ein Stück Lasagne. Und dazu ein paar Anekdoten, wie du deine Patienten heute in den Wahnsinn getrieben hast.«
Ich grinste. »Zu Befehl!«
So umgekehrt unsere Dynamik aus großer und kleiner Schwester meistens auch war, so sehr ich in die Erziehung ihrer Tochter involviert war, so schön waren die Momente, in denen wir einfach zwei junge Frauen waren, die nach Feierabend Arbeitsgeschichten austauschten.
»Waterloo«, sang ich vor mich hin, als ich die Praxistür nach einem viel zu langen Arbeitstag hinter mir abschloss. Heute Morgen war ich knapp gekommen, nachdem ich Brooklyn noch zur Schule gefahren hatte, und hatte die Zeit hinten drangehängt. Nicht der ideale Abend, schon gar nicht mit dem Heimweg in völliger Dunkelheit, aber zumindest hatte ich meine Nichte noch mal gesehen. Es war die angesäuerte Vierzigjährige, die zwei Minuten auf mich hatte warten müssen, definitiv wert gewesen.
Auf dem Parkplatz blieb mir das nächste »Waterloo« im Hals stecken. Ein zweites Auto stand neben meinem, zu einer Zeit, zu der weitere Gefährte nichts auf dem Mitarbeiterparkplatz verloren hatten. Ich sollte die einzige Person weit und breit sein. Lance war bereits mit seinem Mann zum Abendessen gefahren. Es sollte niemand mehr hier sein. Der letzte Patient hatte sich auch schon vor über einer halben Stunde verabschiedet. Ich runzelte die Stirn und fasste meinen Schlüssel etwas fester. Ich hasste es, nachts im Dunkeln allein zu laufen. Jedes Mal fühlte ich mich unwohl.
Der Weg zu meinem Auto blieb dennoch ungestört und ich stieg schnell ein. Wahrscheinlich sah ich Gespenster, wo keine waren. Aber egal wie viele empfindliche Gelenke, gegen die ich notfalls treten konnte, ich kannte, ich wollte in keine Situation kommen, in der das nötig war. Besser, ich war hier drinnen, Musik und Abstand inklusive. Ich startete den Motor und fuhr langsam los – nur um sofort auf die Bremse zu steigen. Die Scheinwerfer des Wagens brachten nicht nur den Fahrtweg vor mir zum Vorschein, sondern auch eine zusammengesunkene Gestalt, die diesen blockierte. Menschen hatten keine dunkle Kleidung zu tragen, wenn sie auf Teer auf unbeleuchteten Parkplätzen herumsitzen wollten – fernab ihrer Fahrzeuge. Dafür gab es Warnwesten, verdammt!
Ich kämpfte den Schreck, den Menschen beinahe überfahren zu haben, nieder, ließ das Fenster herunter und steckte den Kopf aus dem Auto. »Hey!« rief ich. »Sie sind im Weg!«
Der Mensch bewegte sich nicht zur Seite und ich verdrehte die Augen. »Hey!«, wiederholte ich, diesmal lauter. »Sie sind im Weg!«
Wieder keine Reaktion. Im Hintergrund lief meine Playlist weiter. Ausnahmsweise stachelte sie mich nur weiter an, statt mich zu beruhigen. Ich stellte den Motor wieder ab und stieg aus dem Auto, um die Person darauf hinzuweisen, dass sie nicht nur auf einem Privatparkplatz herumlungerte, sondern auch noch eine überarbeitete Physiotherapie-Studentin, deren Nerven im Pflichtpraktikum schon ausreichend strapaziert worden waren, daran hinderte, nach Hause zu fahren. Alles in allem keine gute Kombination.
»Sie sind …«, begann ich einmal mehr und hielt doch inne. Die Gestalt – der Mensch – vor mir war nicht zusammengesunken, sondern zusammengekauert. Fuck. Ich machte einen Schritt auf den jungen Mann zu und zwang mich, einen tiefen Atemzug zu nehmen, bevor ich ihn leicht an der Schulter berührte. Er atmete heftig. Meine Finger auf seinem Sweatshirt waren nur einige Zentimeter von seinem Hals entfernt, der wie der braune Haaransatz feucht aussah. Erst jetzt erkannte ich ihn … Adrian. Aber von dem Mann, der selbstverliebt meine Kolleginnen herunterputzte, war jetzt nicht mehr viel übrig.
»Hallo?« Mit einem Mal klang ich sanfter, beruhigender. Ein Tonfall, den ich das letzte Mal vor einigen Monaten gebraucht hatte, als Brooklyn voller Tränen und Schürfwunden von ihrem Trip mit dem Fahrrad zurückgekehrt war. »Alles okay mit dir?«
Die Frage war vollkommen unnötig. Natürlich war nichts okay. Niemand würde freiwillig auf Parkplätzen sitzen, nach Luft ringen und sich von mir finden lassen. Ich war für ein paar Sachen bekannt, aber Liebenswürdigkeit gehörte nicht dazu. Ich ging neben dem Mann in die Hocke und versuchte, seinen Blick aufzufangen. Seine Augen waren aufgerissen, ohne dabei einen Fokus zu finden. Und … zitterte er?
So nass geschwitzt wie er war, war es zumindest denkbar, das ihm langsam kalt wurde, obwohl es auch nachts nicht mehr richtig frisch wurde. Kurzerhand zog ich meine Strickjacke aus und legte sie ihm um die Schultern. Jedenfalls versuchte ich es, aber statt ihn zu wärmen, rutschte sie direkt wieder herunter. Diesmal huschte sein Blick kurz zu mir, aber ob er mich wirklich wahrnahm, wusste ich nicht.
»Nicht erschrecken«, warnte ich und legte meine Hände an seine Oberarme, sodass er irgendeinen Reiz hatte, auf den er sich konzentrieren konnte, bevor er vollkommen hyperventilierte. »Du machst das gut.«
Seine rechte Hand schnellte nach oben und packte meine an seinem Arm. Der Griff war fest, diese eine Spur zu fest. »Ich kann … nicht … atmen«, brachte er heraus, bevor das Zittern durch Zähneklappern ergänzt wurde. Dann hob er den Blick und die schiere Panik in seinen Augen lenkte mich effektiv von seiner Hand auf meiner ab.
»Hey.« Ich hatte nicht gewusst, dass ich so sanft und bestimmt zugleich klingen konnte. Lance wäre beeindruckt. »Du kannst atmen. Du atmest.« Unüberhörbar, unregelmäßig und viel zu schnell, aber er atmete. Ich drückte seine Arme leicht und mein Lächeln wurde noch plakativer. »Und du machst das gut.«
Weiteratmen. Nur nicht damit aufhören. Wenn das alles war, was er im Moment tat, war ich zufrieden. »Du bist nicht allein, ich gehe nirgends hin.« Half das? Was auch immer mit ihm war, für mich sah es wie reine Panik aus. Wieder drückte ich seine Arme. Muskeln hatte er, das musste man ihm lassen. Er reagierte nicht. Er blieb in dem, was ihn gerade in Angst versetzte, gefangen.
»Hey! Sieh mich an!« Ich wartete, bis er den Kopf etwas gehoben hatte, dann sah ich ihm direkt in die Augen. Braune Augen. Schöne Augen, wären sie etwas ruhiger. »Du kannst atmen«, wiederholte ich mit Nachdruck.
Die Hand, die eben noch meine umklammert hatte, krallte sich in den Kragen seines Sweatshirts. Er begann, daran zu zerren. Wenn er so weitermachte, würde er es sich nicht ausziehen, sondern sich damit erdrosseln. Langsam wurde seine Angst ansteckend. Wenn er sich die Luft abschnürte, konnte ich ihn zum Atmen auffordern, so viel ich wollte. Ich löste meine Hand von seinem Arm und schob sie zwischen den Stoff des Sweatshirts und seine Finger. Sein Herz raste. Ich verschränkte meine Finger mit seinen, steif und klamm, und zwang seine Hand von seinem Kragen weg.
Die Brust des Mannes hob und senkte sich noch immer zu schnell, und doch ließ er zu, dass ich seine Hand hielt. Ich zwang meine eigene Panik zurück und ließ die Knie auf den Teer sinken. Wie es aussah, würde ich eine Weile hier sitzen bleiben. Allein lassen konnte ich den jungen Mann nicht. »Du atmest.«
Seine Miene wurde fragend und ich nickte bekräftigend. »Du atmest.« Unsere Hände schwebten zwischen uns in der Luft und ich drückte seine leicht, um seine Aufmerksamkeit bei mir zu behalten. Irgendwann würde er wieder aufstehen müssen, aber selbst wenn ich ihn irgendwie aufgerichtet bekam, würde ihm sofort schwindelig werden. Besser, wir warteten einen Moment, bis er sich etwas beruhigte.
»Ist dir schwindelig?«, fragte ich, als mir nichts Besseres einfiel. Ablenkung war gut. »Ich habe Bonbons im Auto, falls du Zucker brauchst.«
Für einen Moment trat etwas wie Ekel in seinen Blick, dann kam die Verzweiflung zurück. Ich tat, als würde ich sie nicht bemerken. »Deine Einstellung klingt gesund«, plapperte ich weiter. »Und sie sind auch nicht für mich, sondern ein Geschenk. Lance, mein Chef, hat sie mir für meine …«
Ich stockte, als ihn der Name zusammenzucken ließ. Aber … Lance? Lance war der Inbegriff von Geduld, wie könnte man wegen ihm zusammenzucken? Ich ließ den Blick über den Mann vor mir gleiten und zog die Augenbrauen zusammen.
Sofort wurde seine Miene distanzierter und ich beeilte mich, jede Regung abseits von freundlicher Zuversicht aus meinem Gesicht zu streichen. Himmel, warum lernte man im Studium alles über die Knochen und Gelenke, aber zu wenig über den Umgang mit Menschen? Ich lächelte wieder und ließ den Blick über ihn gleiten. Jetzt, wo ich nicht mehr nur das Zittern, den Schweiß und die kalten, steifen Finger betrachtete, konnte ich ihn richtig mustern. Adrian war Profisportler mir zugehörigem Ego, das wusste ich von meinen Kolleginnen. Von seiner Arroganz war gerade nichts zu sehen.
»Ich bin Vienna«, erzählte ich dann. Vielleicht wusste er das schon, vielleicht auch nicht, in jedem Fall hatte er jetzt eine Ahnung, wer vor ihm saß. »Und ich denke, du sitzt schon viel zu lange auf dem Boden hier.« Einfache Sätze waren gut, schätzte ich. »Kannst du aufstehen?«
Einen Moment lang sah er nur wie durch mich hindurch, dann, endlich, ein kleines Nicken. »Stehen ja«, murmelte er halb ins Nichts, »gehen …«
»Okay!« So peppig hatte ich das letzte Mal geklungen, als ich eine weinende Brooklyn aus dem Kindergarten abgeholt hatte. »Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Ich helfe dir auf.«
Zum ersten Mal in der ganzen Situation war mein Studium nicht vollkommen unbrauchbar und ich half dem Mann, Adrian, auf die Beine. Meine Finger umklammerten den viel zu feuchten Stoff des Sweatshirts an seinem Rücken, damit ich ihn zumindest irgendwie greifen konnte. Er schwankte etwas, stützte sich aber nicht zu sehr auf mich. »Kein falscher Stolz. Entweder du hältst dich freiwillig an mir fest oder ich kratze dich vom Boden auf, wenn du mir zusammenklappst.«
Etwas wie Verärgerung blitzte in seinen Augen auf und ich zog nur eine Augenbraue nach oben. Ärger war gut. Jede Emotion, die es durch die Panik in seinem Blick schaffte, war gut. Und mit angesäuerten Patienten kannte ich mich aus. Adrian schaffte es, im selben Moment überfordert, unsicher und hoheitsvoll zu wirken, als er meine Miene mit einem Naserümpfen und Nicken quittierte. Aber mir war egal, was er mir damit sagen wollte.
Der Parkplatz war ein furchtbarer Ort für Panikattacken. Keine Bank weit und breit. Nur … Autos. Mit einem innerlichen Augenverdrehen drehte ich Adrian und mich in Richtung meines Wagens. Der Beifahrersitz musste dann wohl als nächste Sitzgelegenheit herhalten. »Wir gehen ein paar Schritte. Stütz dich gern auf mich, wenn deine Beine sich wackelig anfühlen. Du bist mir nicht zu schwer.« Lüge. »Und wir schaffen das.« Hoffentlich. Aber dann saß er wenigstens auf einem Polster, konnte mir in keine Richtung wegkippen und fühlte sich hoffentlich auch weniger schutzlos als auf dem Teer.
»Weißt du«, erzählte ich weiter, nur um ihn abzulenken, »hätte ich gewusst, dass ich heute Fremde in mein Auto setzen würde, hätte ich es vermutlich ausgesaugt und den Duftbaum ersetzt. So musst du leider mit den Chipskrümeln im Fußraum vorliebnehmen.« Einen Schritt nach dem anderen wankten wir auf das Auto zu, bis ich endlich die Beifahrertür geöffnet und Adrian auf den Sitz gedrückt hatte. Er wirkte nicht so, als würde er postwendend wieder aus der offenen Tür fallen. Ich angelte nach einer neuen Wasserflasche auf der Rückbank, schraubte den Deckel ab und drückte sie Adrian in die Hand. Seine Finger verkrampften und pressten Wasser aus der Flasche. Die nassen Stellen auf seiner Hose schien er kaum zu bemerken. Weitere Wasserflecken folgten, als er das Getränk zittrig zum Mund führte.
Meine Finger zuckten, aber diese Art von Hilfe war ein Schritt zu viel. Das würde sein Stolz nicht verkraften – nicht der des Mannes, der bei uns in der Praxis ein- und ausging und mit allen umging, als wären sie sein persönliches Personal. Lieber eine Sintflut als beim Trinken unterstützt zu werden.
»Ist dir heiß oder kalt?«, fragte ich, als das Zähneklappern zwei ungelenke Schlucke später langsam zurückging und nur noch seine geröteten Wangen und die schnellen, schweren Atemzüge von seinem Zusammenbruch zeugten.
Adrian schwieg. Okay, offensichtlich waren wir noch nicht bei verbalen Antworten angelangt. Dann sollte er einfach nicht antworten und selbst mit seinem Sweatshirt kämpfen, falls ihm warm war.
»Kannst du versuchen, wie ich zu atmen?«, versuchte ich es mit einer einfacheren Frage. Die Atemübungen, die ich ihm geräuschvoll vormachte, gehörten wohl eher in einen Kreißsaal als hierher. Aber eine andere Idee hatte ich auch nicht, also gab ich weiter die Quereinsteiger-Hebamme und unterdrückte das Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreiten wollte, als Adrian tatsächlich begann, ruhiger zu atmen.
»Ich kenne dich«, murmelte er irgendwann. Diesmal verschluckte er nicht die Hälfte dessen, was er sagte. Immerhin die richtige Richtung.
»Genau. Ich arbeite hier. Vienna Sterling.« Ich streckte ihm die Hand hin.
Etwas perplex starrte Adrian sie an, ehe er blinzelte und sie so kurz schüttelte, als würde er sich an ihr verbrennen. Das Gefühl war wohl in seine Finger zurückgekehrt. »Adrian«, entgegnete er. Dann, nach einigen Sekunden und einem tiefen Atemzug: »Keating.«
Seinem Gesichtsausdruck nach sollte mir das etwas sagen. Von meinen Kollegen wusste ich zwar, dass er ein Profisportler war, aber mangels Interesses … Ich hatte keine Ahnung, wie wichtig er war und wollte es auch nicht unbedingt wissen.
»Geht es dir besser?« Ich musterte ihn. Sein Blick war klarer, die Wangen hatten die Röte ein Stück weit verloren und die Wasserflasche in seiner Hand lief nicht mehr Gefahr, ihm aus den Fingern zu gleiten.
»Ja.« Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden Adrians Gesichtszüge verschlossener, bis jede emotionale Regung aus ihnen verschwunden war. Vielleicht brauchte er diese Maske gerade. Und doch konnte auch die Arroganz, die ihm sonst ins Gesicht geschrieben stand, die schiere Verzweiflung in seinem Blick nicht verbergen. »Ich muss los.« Abrupt stand er auf, strauchelte und fing sich mit dem rechten Unterarm am Türrahmen ab. Seine Kieferpartie verhärtete sich und er richtete sich sofort wieder auf.
»Alles okay?« Ich zog die Worte lang. Das sah nicht nach jemandem aus, der so beschwerdelos war, dass er den Heimweg allein antreten sollte. Und er kam ständig zur Physiotherapie – die wenigsten taten das ohne ein Problem, das sie damit in Angriff nahmen. Er bewegte sich abgehackt. Lag das nicht nur an der Panikattacke?
Fremde Patienten gingen mich nichts an, sagte ich mir. Auch nicht, wenn sie vor meinem Auto zusammenbrachen – sobald ich meine Schuldigkeit getan hatte, war er sich selbst überlassen. Alt genug war er ja. Und doch widerstrebte es mir, ihn sich selbst zu überlassen.
Anstelle einer Antwort verengte Adrian die Augen zu Schlitzen und grunzte etwas. Wieder blinzelte er und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung der Hand durch die braunen Haare, dann machte er die ersten Schritte.
»Übertreib es nicht, Keating.« Jetzt, wo er nicht mehr japsend nach Luft schnappte und in einem Meer aus Angst zu ertrinken drohte, konnte ich aufhören, ihn wie ein rohes Ei zu behandeln. »Ich habe dich nicht aufgesammelt, damit du jetzt losziehst und entweder zusammenbrichst oder einen Unfall baust.«
Man könnte meinen, ich würde mit einer Topfpflanze sprechen. Keine Reaktion. Ich verdrehte die Augen und versuchte wieder ein bisschen freundlicher zu klingen. »Hey, ich weiß nicht, was eben los war. Und es geht mich auch nichts an, also werde ich weder nachfragen noch jemandem davon erzählen. Aber du läufst wie ein Rehkitz, also bitte gib dir noch ein paar Minuten, bevor du dich hinters Steuer setzt.«
Ich sah ihn an, ernst und hoffentlich nicht zu zickig. Diesmal bekam ich mehr als das Echo einer Gefühlsregung zurück. Adrian verdrehte die Augen und straffte die Schultern und reckte das Kinn vor.
»Losfahren und verpassen, wie du ausparkst?« Er grinste arrogant, aber nach dem, was ich eben gesehen hatte, konnte ich ihm die Show nicht abnehmen. Trotzdem … wie es aussah, war der Moment, in dem er Hilfe annehmen konnte – oder sich nicht dagegen wehren konnte –, vorbei. Das gerade war nie passiert und ich war ganz sicher nicht Zeugin des Ganzen gewesen. Verstanden.
Ich verdrehte ebenfalls die Augen. »Ich wusste nicht, dass du jemanden brauchst, der es dir vormacht, Keating«, entgegnete ich und warf ihm einen letzten strengen Blick zu. Sagen konnte er, was er wollte. Die Stellen, an denen der Stoff seines Oberteils an seiner Haut klebte, sprachen eine andere Sprache.
Adrian sah zu meinem Auto, ehe er sich auf mich fokussierte. Wärme schoss mir in die Wangen, die nach der Aufregung gerade hoffentlich schon rot genug waren, um nicht zu zeigen, was sein intensiver Blick in mir auslöste. Himmel, der Kerl war gerade halb gestorben – definitiv der falsche Zeitpunkt, um ihn attraktiv zu finden. »Du überschätzt dich«, teilte er mir mit und damit war der Moment vorbei.
Einmal mehr verdrehte ich die Augen und wandte mich ab. »Männer«, murmelte ich. Hauptsache das letzte Wort behalten, egal in welcher Situation. Aber wenn ich ehrlich zu mir war … wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich es auch gebraucht, mir auf irgendeine Weise Kontrolle über die Situation zurückzuholen. Dieses eine Mal konnte ich ihm seine nervtötende Art verzeihen. Trotzdem würde ich Lance nie wieder um seine Patienten beneiden, wenn sie alle so waren wie der Mann auf dem Parkplatz.
Meine Kollegin Shannon kam in den Bereich hinter unserer Empfangstheke, ein breites Grinsen im Gesicht. »Soccer-Mom«, sagte sie nur und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Ich durfte gerade erklären, dass wir kein glorifiziertes Spa sind, das sämtliche Rückenprobleme mit Massagen löst«, fuhr sie fort, als ich nicht sofort reagierte.
»Sie war überrascht, dass sie etwas zu ihrer Genesung beitragen soll?«, riet ich und lachte, als Shannon mir eine Grimasse schnitt und nickte. Die Patientin klang anstrengend, besonders, wenn man wie Shannon oder ich noch nicht fertig studiert hatte. Andererseits … wenn sie schon empört war, weil Eigenleistung erforderlich war, statt nur massiert zu werden, konnten die Beschwerden nicht so schlimm sein.
»Was gibt’s?« Carol sah Shannon an. »Hat Lance dir einen seiner Patienten abgetreten?«
Ich drehte mich etwas weg, um die beiden meine Grimasse nicht sehen zu lassen. Wie es aussah, hatte sich herumgesprochen, dass Lance die jungen, dynamischen Fälle bevorzugt selbst übernahm. Nur, dass die jungen, dynamischen Fälle deutlich weniger glamourös und sympathisch waren, als wir bisher angenommen hatten. Vielleicht war Lance nicht ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil aus. Patienten wie Adrian … ich rümpfte die Nase. Unausstehlich, arrogant und stur ohne Ende. Zwei von der Sorte im Behandlungszimmer waren keine gute Idee.
»Du hast die letzte Sitzung mit dem creepy Rentner hinter dich gebracht«, riet ich, als Shannon nicht antwortete. Ich setzte mich auf den freien Schreibtisch und sah sie an. »Dein Praktikum ist bald vorbei, oder?«, fragte ich Shannon.
Shannon nickte und verzog das Gesicht. »Eine Woche noch.« Sie zuckte mit den Schultern.
Wie es im Anschluss weitergehen würde, war uns allen klar. Shannon war zwei Semester unter mir an der University of Buffalo. Nach dem ersten Pflichtpraktikum hier würde ihr Lance, so beliebt wie sie war, definitiv anbieten, noch während des Studiums ein paar Stunden die Woche bei ihm zu arbeiten. So hatte er es auch bei mir gemacht, obwohl ich definitiv nicht so beliebt gewesen war. Aber vielleicht wuchs ich ihm ja ans Herz. Ein bisschen wie ein Tumor vermutlich.
»Meine Schwester, Gwen«, erzählte Shannon gerade Carol, »und ihre Frau haben Karten für ein Charity-Event. Aber ihre Tochter ist krank und sie können sich beide nicht vorstellen, sie eine Nacht zu meinen Eltern zu geben. Also«, sie sah von Carol zu mir, »habe ich die Karten bekommen.«
»Das war die Sportler-Gala, richtig?« Carol rückte ihre Brille zurecht.
»Ja. Gwen meinte, sie hätten geplant, mit Freunden ihrer Frau zu gehen. Kommenden Freitag, acht Uhr abends. Bei einer Auktion kann man sogar auf Dates mit Sportlern bieten. Habt ihr Zeit?«
Hatte sie keinen Partner, den sie mit zu dem Event schleppen konnte? Jemand wie Shannon, nett, aufgeschlossen, liebenswert, musste jemanden gefunden haben, der oder die sie sich schnappte. Wir, eine alleinerziehende Mutter Ende vierzig und eine bedingt menschenfreundliche Studentin, konnten nicht wirklich die einzigen sein, die ihr für die Unternehmung einfielen.
»Was ist denn mit Dean?«, fragte Carol vorsichtig nach. Ah, Dean. Der Name kam mir bekannt vor. Hatte er sie letzte Woche nicht ein paar Mal abgeholt?
»Dean ist jetzt mit einer Avery oder Amberly zusammen.« Shannon rümpfte die Nase und hob das Kinn. »Beinahe so lange wie mit mir.«
»Dean verdient dich nicht«, sagte ich.
»Genau!« Carol war aufgestanden und hatte Shannon einen Arm um die Schultern gelegt. »Den Abend genießt du ohne ihn. Und da Buffalos Sportprominenz vor Ort ist …« Sie stieß das Nesthäkchen des Teams mit dem Ellenbogen an. »Denkst du, unser Profi kommt auch?«
Von wem sprach sie? Das Ganze klang nach einem Event, von dem ich mich weit fernhalten würde. Sportprominenz, nein danke. Ego hatte ich selbst genug.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Die Einmischung einer männlichen Stimme ließ uns alle drei aufsehen. Adrian Keating, offenbar selbsternannter Profi, hatte sich auf seinem üblichen Weg aus der Praxis über den Tresen zu uns gelehnt und erst Carol, dann auch Shannon mit einem missbilligenden Blick bedacht. Als sein Fokus zu mir weiterschwenkte, zog ich eine Augenbraue nach oben. Seine Miene wurde weder freundlicher noch ließ er sich anderweitig anmerken, dass ich ihn erst letzte Woche auf dem Parkplatz gefunden und aufgesammelt hatte. Wie die letzten zwei Mal, die ich ihn zufällig gesehen hatte, auch.
»Adrian Keating würde bei der Auktion sicher eine nette Summe einbringen.« Carol musterte ihn ungeniert.
Shannon und ich tauschten einen Blick zwischen Fremdschämen und Belustigung. Wenn irgendjemand hier damit davonkam, Adrian Keating aufzuziehen, dann wohl Carol als gute Seele der Praxis. Bei ihr wurden die meisten Patienten handzahm. Aber auch bei ihr verdunkelte sich Adrians Miene und er starrte unsere Kollegin nieder, bis sie wegsah.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann«, wiederholte er, diesmal noch abgehackter als zuvor. »Zeitverschwendung.«
Mit einem letzten verachtenden Blick in unsere Richtung rauschte er davon.
»Profi.« Ich nickte und zog das Notizheft, in das ich während der Termine schrieb, zu mir. Jedes Zeitfenster, in dem ich meine Dokumentation der Termine vorantreiben konnte, war Zeit, die ich nicht an den Arbeitstag anhängen musste – Zeit, die ich nutzen konnte, um wenigstens zu versuchen, den Stoff meiner Vorlesungen nachzubereiten, anstatt Zustände, Behandlungspläne und alles andere zu verschriftlichen. Ich pustete mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, dann gleich noch mal. Vielleicht musste ich doch irgendwann auf Brooklyns Angebot, mir einen ihrer Haarreifen abzutreten, zurückkommen.
»Die Buffalo Sabres stellen ein paar ihrer Spieler«, begann Shannon zu erklären, »für die Auktion zur Verfügung. Ersteigert werden kann ein gemeinsamer Abend mit dem Eishockey-Star – Candlelight Dinner inklusive.«
»Das hätte was«, seufzte Carol im selben Moment, in dem ich »Ich dachte, Menschenhandel sei mittlerweile illegal« murmelte.
»Vienna!« Die beiden schüttelten den Kopf, tauschten einen resignierten Blick und lachten.
»Außerdem«, fuhr ich fort, »verstehe ich nicht, wer für ihn zahlen würde.« Wenn er seinen üblichen Charme zeigte, war nicht einmal mehr sein Aussehen Grund genug, ihn einen Abend lang freiwillig zu ertragen. Dafür Geld auszugeben … eigentlich mussten die Menschen dann mit Schmerzensgeld entschädigt werden.
Shannon verdrehte die Augen und pflückte sich eine der Pralinen aus der Packung, die wir heute Morgen zum Abschied von einer Patientin geschenkt bekommen hatten. »Adrian Keating«, sagte sie, als würde das alles erklären.
»Lance’ Patient«, fügte ich hinzu und klappte mein Notizheft wieder zu.
Shannon lachte und verschluckte sich an ihrer Praline. »Auch.« Sie suchte meinen Blick. »Er spielt für die Sabres. Einer der Topscorer?« Als ich nicht reagierte, wurde ihr Lächeln breiter. »Eishockey?«
»Ich weiß.« Ich zuckte mit den Schultern. Den Verein kannte ich schon. Man konnte nicht in Buffalo leben und arbeiten, ohne irgendwann einmal über das NHL-Team gestolpert zu sein. Dann war Adrian Keating eben Eishockeyspieler. Dafür war sein Gebiss erstaunlich vollständig. »Ich dachte nur nicht, dass das wichtig wäre.«
Aus dem Augenwinkel sah ich Carol lächeln. »Es gibt eine Menge Frauen … und Männer, die ein kleines Vermögen dafür zahlen würden, einen Sportstar zu treffen. Ob wegen seines Talents, Aussehens oder Ruhms …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Diese Menschen sind dann noch nicht in den Genuss seines einzigartigen Charmes gekommen.« Ich nahm mir ebenfalls eine Praline und schob sie mir in den Mund. Mit einem Blick auf die Uhr aß ich gleich noch eine zweite. Wenn Mrs. Arlington gleich kam, würde ich die Nervennahrung brauchen.
Shannon lachte und schnappte sich ebenfalls noch eine Praline. »Hast du Lust, trotz Mr. Keatings einzigartigen Charmes«, sie betonte den Ausdruck, »mitzukommen?« Sie richtete ihren Blick auf mich und hätte sie nicht gerade eine Trennung hinter sich, er wäre an mir abgeprallt. Aber sie war frisch getrennt – sie hatte etwas mehr Mitgefühl von mir verdient.
»Was ist mit Carol?« Ich sah zu unserer Kollegin.
»Am Freitag?« Carol verzog das Gesicht. »Mein Mann und ich besuchen seine Mutter in Florida. Außerdem bin ich sowieso zu alt für euch.« Shannons höfliche Proteste winkte sie ab. »Genießt den Abend und macht ein paar Fotos für mich.«
»Vienna?«, fragte Shannon und legte den Kopf schief.
Ich zwang meine Mundwinkel nach oben. Sogar ein Barbie-Film-Marathon mit Brooklyn klang attraktiver als dieses Event. Aber Shannon war frisch getrennt und wenn sie nur ein bisschen wie Sofia war … Ich nickte. Dad würde begeistert sein, dass ich endlich wie eine Studentin ausging, statt mit einem Mädchen, das nicht einmal halb so alt war wie ich, glitzernde Plastikpuppen durch ihre Abenteuer zu begleiten. Shannon freute sich, Dad war zufrieden und wenn die Veranstaltung voller C-Promis war, gab es vielleicht sogar annehmbare Häppchen. Einen Abend würde ich überleben. Möglicherweise. »Das war dann meine gute Tat des Monats«, murmelte ich und nahm mir noch mal Pralinen, als Mrs. Arlington die Praxis betrat.
***
Auf der ganzen Gala gab es nicht ausreichend Nervennahrung, um mich dafür zu entschädigen, wie unwohl ich mich in dem Kleid fühlte, das ich zu meinem High-School-Abschluss gekauft hatte, als ich ungefähr fünf Kilo leichter und deutlich pastellbegeisterter gewesen war als heute – von den schieren Menschenmassen ganz zu schweigen. Auch das Gebäude Typ Betonbunker, das man mit Stehtischen, Speisesaal und Bühne aufzuhübschen versucht hatte, konnte ich mir nicht schön trinken. Wenigstens die Musik war für den Moment verstummt. Wahrscheinlich hatte man dem Pianisten Geld gezahlt, damit er wieder aufhörte zu spielen. Oder er musste die Bühne zwei Räume weiter vielleicht räumen, weil gleich die Auktion losging.
Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar, als ein Ehepaar mich beinahe umrannte. Zwischen meinem hellblauen und Shannons zartrosa Kleid sollten wir inmitten der schwarzen Anzüge eigentlich besser sichtbar sein. Vermutlich hatte ich zu hohe Ansprüche, nicht nur an das Büffet. Wer war auf die Idee gekommen, winzige Gurkensandwiches als angemessene Vorspeise einzuplanen? Ich aß trotzdem ein paar, während Shannon einige Meter entfernt schon mit dem dritten jungen Mann des Abends flirtete. Wenigstens eine von uns amüsierte sich. Wann immer einer der beiden etwas in meine Richtung sagte, nickte ich und versuchte, so auszusehen, als hätte ich mitbekommen, über was sie sprachen.
»Shannon?« Eine brünette Frau, etwa mein Alter, grünes Abendkleid, berührte mich leicht an der Schulter und ließ den Blick über mich gleiten.
Ich deutete auf meine Begleitung und beeilte mich, den Brotrest, der in meinem Rachen klebte, herunterzuschlucken. »Da drüben«, brachte ich irgendwie hervor.
»Pastell«, schnaubte die Frau und zog ihren Begleiter aus dem Weg, als ein Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser gefährlich nah an ihm vorbeihastete. »Die Farbe des Kleids, das Shannon trägt, hat Melody uns wohl nicht geben können. ›Irgendwie blonde Haare und ein pastelliges Kleid‹ – ich kenne die Frau nicht, ein Foto wäre hilfreich gewesen.«
Der Mann – die Haare etwas dunkler als ihre, groß, der Miene nach tiefenentspannt und in seinem Anzug durchaus attraktiv – legte ihr einen Arm um die Schultern und lachte. »Du hast sie trotzdem gefunden.«
»Hier«, wiederholte ich und wies einmal mehr auf Shannon neben mir. Sie war noch immer in ihr Gespräch mit Nummer drei vertieft – sie wirkte zufrieden. »Wir sind zusammen hier«, fügte ich hinzu, als das Paar keinerlei Anstalten machte, sie auf sich aufmerksam zu machen. Dann war es vorerst wohl meine Aufgabe, die beiden, die offenbar auf der Suche nach Shannon gewesen waren, zu betreuen. Ich setzte mein Rentnerinnen-Lächeln auf und begegnete erst dem Blick der jungen Frau, dann dem des Mannes. »Ich bin Vienna.«
»Reed.« Er streckte mir die Hand entgegen, ohne die andere von der Schulter seiner Begleiterin zu nehmen. »Das hier ist Alice.«
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