Franko und das Biest - Sissi Kaipurgay - E-Book

Franko und das Biest E-Book

Sissi Kaipurgay

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Beschreibung

Franko verabscheut Männer, die einen Bogen um Rasierer machen. Sein Kollege Görkan, den er Zottel nennt, gehört in diese Kategorie. Er straft den Mann mit Verachtung. Als ihn ein Projekt für einen Kunden zwingt, mit Görkan zusammenzuarbeiten, ist er darüber nicht begeistert. Das ändert sich nach einer Übernachtung in Frankfurt.

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Inhaltsverzeichnis

Franko und das Biest

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Epilog – einige Wochen später

Franko und das Biest

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Korrekturen: Aschure, Dankeschön!

Foto Cover: shutterstock_444451879, Depositphotos_5797970_l-2015

Cover: Lars Rogmann, Sissi

Kontakt:

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Autorenservice Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Franko und das Biest

Franko verabscheut Männer, die einen Bogen um Rasierer machen. Sein Kollege Görkan, den er Zottel nennt, gehört in diese Kategorie. Er straft den Mann mit Verachtung. Als ihn ein Projekt für einen Kunden zwingt, mit Görkan zusammenzuarbeiten, ist er darüber nicht begeistert. Das ändert sich nach einer Übernachtung in Frankfurt.

Prolog

Seine Zunge zwischen die Lippen geklemmt balancierte Görkan seinen - mal wieder zu vollen - Kaffeebecher über den Flur. Es erforderte hohe Konzentration, ein Überschwappen zu verhindern. Darüber hätte er beinahe den ihm entgegenkommenden Kollegen übersehen. Im letzten Moment schaffte er es, auszuweichen.

„Pass doch auf!“, rief er dem Blödmann hinterher.

Franko schaute nicht einmal von dem Smartphone, auf dem er herumtippte, hoch und verschwand durch eine Tür am Ende des Ganges.

Leise vor sich hin schimpfend setzte Görkan seinen Weg fort. Das Büro, das er sich mit zwei Kollegen teilte, war weiterhin leer. Emmeline kam oft erst spät zur Arbeit und Max hatte frei.

Er ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder, nippte am Kaffee und guckte ins Leere. Seine Gedanken wanderten zu der Weihnachtsfeier vor zwei Jahren.

Damals war er neu in der Firma gewesen. Bei seinem vorherigen Arbeitgeber hatte es, wegen seiner Homosexualität, Stress mit einem Kollegen gegeben. Umso glücklicher war er, mit Emmeline und Max zwei aufgeschlossene Zeitgenossen gefunden zu haben.

Auf der besagten Feier war ihm Franko aufgefallen.

„Wer ist das?“, hatte er Emmeline, die mit einem Glas Sekt in der Hand neben ihm stand, gefragt.

„Franko Meister, Abteilung Vertrieb.“

Im Laufe des Abends hatte er herausgefunden, dass Franko außerdem zur Abteilung Arschloch gehörte. Ob es an seinem Migrationshintergrund lag, – Görkans Eltern stammten aus der Türkei -, an seinem Outfit, seinem Bart oder allem zusammen, entzog sich seiner Kenntnis.

Als er sich Franko vorstellte, hatte der ihn von oben bis unten gemustert und eine verächtliche Miene aufgesetzt. „Willkommen bei Maxi-Software.“ Es klang eher nach: Zieh Leine, du Depp.

Dann hatte sich Franko umgedreht und ihn stehenlassen.

Drei Gläser Sekt später war er immer noch nicht darüber hinweg. Der Knackpunkt an der Sache: Er hatte sich in Franko schockverliebt. Seine Schwestern würden bloß die Augen verdrehen. Alle drei waren der Meinung, er besäße einen ausgeprägt schlechten Geschmack, sowohl bei Männern, als auch bei seiner Kleidung.

Was war denn bitte an Cordhosen, gemütlichen Sweatshirts und Wanderstiefeln auszusetzen? Letztere ersetzte er im Sommer durch Gesundheitslatschen. Schließlich war er nicht scharf auf ein Schweiß-Fußbad.

Obwohl seit der Weihnachtsfeier so viel Zeit vergangen war, hing sein Herz immer noch an Franko. Das nahm er dem Scheißorgan echt übel. Es gab schließlich noch andere schöne Männer. Sie brauchten eigentlich gar nicht schön sein. Ihm würde ein Normalo voll reichen.

Abermals setzte er den Kaffeebecher an seine Lippen und stupste die Maus an. Sein Monitor erwachte aus dem Tiefschlaf. Neue E-Mails waren eingetroffen. Als er gerade die erste las, tauchte Emmeline auf.

„Guten Morgen, mein Lieber“, begrüßte sie ihn, ging zu ihrem Schreibtisch und stellte ihre Handtasche – ein Riesending, das wer-weiß-was-alles beinhaltete – ab. „Wie sieht’s an der Kaffeefront aus?“

„Noch positiv.“ Er schwenkte seinen Becher. „Aber falls noch Kekse da sind: Bring mir bitte welche mit.“ Vorhin stand ein Teller in der Teeküche, von denen er sich einige stibitzt hatte.

Sie lachte, murmelte: „Du Keksmonster“, und verließ den Raum.

Görkan wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.

1.

Zufrieden betrachtete Franko die Bilanz des letzten Monats. Seine Projekte liefen super und der neue Kunde war vielversprechend. Ephraim Güldenstein besaß ein Einzelhandelsimperium und wollte bei ihnen Software maßschneidern lassen.

Er guckte auf die Anzeige am Bildschirmrand. Zeit, Feierabend zu machen.

Nachdem er seinen Schreibtisch leergeräumt hatte, schlüpfte er in sein Jackett und verließ das Büro. Sein erstes Ziel war die Herrentoilette. Es wunderte ihn nicht dort Zottel, wie er den Kollegen Görkan insgeheim nannte, anzutreffen. Irgendwie waren ihre Blasen aufeinander abgestimmt. Wenn er aufs Klo musste, befand sich Zottel sehr häufig ebenfalls in der Keramikabteilung oder traf kurz nach ihm ein.

Abschätzig musterte er Zottel, der mit dem Rücken zu ihm vor einem der Pissoirs stand. Die kackbraune Cordhose war mindestens eine Nummer zu groß, genau wie das T-Shirt. Dazu trug Zottel Gesundheitslatschen. Gruselig!

Er verschanzte sich in einer der Kabinen, erledigte sein Geschäft und wartete, bis er die Tür zuklappen hörte, bevor er sich die Hände wusch. Aus dem Spiegel sah ihm ein ausnehmend attraktiver Typ entgegen. Ein paar Zentimeter mehr wären super, aber mit seiner Größe hatte er sich abgefunden. Sie verschaffte ihm sogar einen Vorteil, weil viele Typen auf Twinks standen. Somit hatte er so gut wie immer eine große Auswahl an Sexpartnern.

Das Firmengebäude lag in unmittelbarer Nähe der U-Bahn-Station Überseequartier. Ein guter Grund, auf den Wagen zu verzichten, zumal man im Berufsverkehr eh mehr im Stau stand als fuhr.

Während ein Zug ihn gen Heimat trug, dachte er an den merkwürdigen Brief, den seine Mutter neulich erhalten hatte. Liebe Mama, ich bin mit einem alten Schulfreund spontan zu einer Segeltour aufgebrochen. Mach dir also keine Sorgen. Ich melde mich bald bei dir. Dein dich liebender Sohn, lautete der Inhalt. Das Schreiben war in einer fremden Handschrift verfasst.

Seine Mutter hatte es als Scherz gewertet. Franko war der gleichen Meinung und fragte sich, wer dahintersteckte. Einer seiner Kommilitonen? Er wollte sie, wenn sie sich das nächste Mal zum Darten trafen, aushorchen.

Gähnend – in der letzten Nacht war er bis eins im Goldenen Hirsch gewesen – checkte er sein Smartphone. Im Gruppenchat, den er mit seinen Ex-Studien-Kumpels unterhielt, hatte jemand ein Katzenfoto gepostet. Solchen Scheiß hasste er wie die Pest. Also, Katzen mochte er schon, aber niedliche Bilder zu verschicken, war echt mehr als überflüssig. Sowas brauchte kein Mensch.

Er steckte das Handy wieder ein und dachte an den vergangenen Abend. Zweimal war er im Darkroom gewesen. Sein Hintern brannte noch auf angenehme Weise. Trotzdem würde er mit keinem der beiden Typen nochmal vögeln. Der eine wirkte, als würde er anhänglich werden und der andere hatte an seinen Haaren gerissen. Das mochte er gar nicht.

Der Bursche, der seinen Kleidungsstil imitierte und ihm verflixt ähnlich sah, war nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht hatte das scheue Gewächs begriffen, dass Klamotten einem kein Charisma verschafften.

Als er vor dem Haus ankam, das seinen Eltern gehörte und in dem er – sowie sein blöder Bruder nebst Freundin – wohnte, war im Erdgeschoss alles dunkel. Das bedeutete, dass seine Alten mal wieder unterwegs waren. Bei ihnen brannte nämlich, wegen der hohen Bäume, selbst tagsüber künstliches Licht. Ein Nachteil, wenn man im Altbau in Rotherbaum wohnte.

Auch in Frankos Wohnung im 1. Stock war es nicht sonderlich hell. Es genügte aber, nur im Flur die Lampen anzuknipsen. Im Schlafzimmer tauschte er seinen Anzug gegen Jogginghose und T-Shirt aus. Es stand lediglich ein bisschen Sport und Entspannung auf seiner Agenda. Die Zeiten, in denen er am Wochenende jeden Abend unterwegs war, gehörten schon eine ganze Weile der Vergangenheit an.

Samstagmorgen, halb zehn, er trank gerade seinen ersten Kaffee, klopfte es an der Tür. Es gab bloß zwei Personen, die im Haus wohnten und nicht seine Klingel benutzten: Seine Mutter und seine angehende Schwägerin Carina.

Letztere stand vor der Wohnungstür und lächelte ihn entschuldigend an. „Sorry, dass ich so früh störe. Könntest du uns ein bisschen Kaffeepulver leihen? Wir haben keines mehr.“

„Dir leihe ich gern welches, aber mein Arschlochbruder soll sich welches kaufen.“

„Nenn ihn nicht so.“ Carina seufzte. „Ich arbeite ja schon daran.“

„Ein missratener Charakter lässt sich nicht reparieren.“ Er ließ sie eintreten und ging voraus in die Küche.

„Er sagt das Gleiche von dir.“

„Mit dem Unterschied, dass er mein Schwulsein meint. Das lässt sich wirklich nicht kurieren, weil es keine Fehlbildung ist.“ Franko nahm die Kaffeedose aus einem der Oberschränke und reichte sie Carina. „Willst du wirklich diese Missgeburt heiraten?“

„Abgesehen von dem einen Makel, gefällt er mir ziemlich gut.“

Kein Wunder, denn Henning war fast genauso attraktiv wie Franko.

Er geleitete Carina zur Tür. „Tu mir einen Gefallen und spuck in seinen Becher.“

Sie zeigte ihm einen Vogel. „Ich bringe dir nachher den Rest zurück.“

Carina und Henning wohnten in dem Stockwerk über ihm. Glücklicherweise begegnete er seinem Bruder selten, da ihre Arbeitszeiten voneinander abwichen. Wie seine Eltern, tolerante, liebe Leute, solche Ausgeburt der Hölle großziehen konnten, war ihm ein Rätsel. Gäbe es Carina nicht, würde er denken, Henning wäre latent schwul und daher eifersüchtig auf seinen geouteten Status. Wobei ... vielleicht führten die beiden nur eine Schein-Beziehung.

Abends, als er in Richtung Goldener Hirsch aufbrach, meinte Fortuna es nicht gut mit ihm: Im Treppenhaus begegnete er Henning und Carina, beide schick herausgeputzt. Sein Bruder trug einen schwarzen Anzug, sie ein langes Kleid.

„Na? Gehst du zu einer Abriss-Party?“, erkundigte sich sein Bruder spöttisch.

„Gut erkannt.“

„Ich finde dein Outfit ziemlich heiß.“ Carina fächelte sich Luft zu.

„Danke. Du bist auch ein Augenschmaus.“

Sie strahlte. „Wir gehen in die Oper.“

„Was wird denn gespielt?“

„Als ob du eine Ahnung davon hättest“, brummelte Henning.

Carinas Lächeln erlosch. „Weißt du was? Ich glaube, ich gehe lieber mit Franko.“

„Gute Wahl.“ Franko feixte.

„Kinder? Hört auf zu streiten!“, ertönte die Stimme ihrer Mutter aus dem Erdgeschoss. „Das Taxi wartet.“

Carina raffte ihren Rock und schickte sich an, die Stufen runterzusteigen. Nach einem letzten verächtlichen Blick auf sein Outfit folgte Henning ihr.

Sein Bruder führte sich auf, als wären zerrissene Jeans mit Lederjacke ungewöhnlich. Jeder zweite rannte heutzutage doch so rum.

Montagmorgen hatte sich Franko von dem Kater, den er sich Samstagnacht zugelegt hatte, erholt. Obwohl er sich nicht über seinen Bruder ärgern wollte, war genau das geschehen. Ergo hatte er tiefer als sonst ins Glas geschaut.

Er nippte an seinem Kaffee und studierte seinen Terminkalender. Um elf war das erste Meeting mit Güldenstein, dem neuen Kunden angesetzt. Dafür hatte er rund fünf Stunden angesetzt und bereits einen Tisch in einem Restaurant reserviert. An dem Gespräch würden sein Chef und Max aus der EDV teilnehmen. Generell kannte sich Franko inzwischen mit den Softwarebausteinen gut aus, doch manchmal verlangten Kunden Lösungen, die eine spezielle Programmierung erforderten. Dann kamen die Fachleute ins Spiel.

Er arbeite am liebsten mit Max. Emmeline war ihm zu abgedreht – sie stand auf Esoterik und solchen Scheiß – und Zottel musste er echt nicht haben. Der vergraulte die Kundschaft ja allein mit dem bäuerlichen Outfit. Wobei ... Max und Emmeline liefen ähnlich schlampig rum. EDV-Leute besaßen wohl ein gewisses Privileg. So schlimm wie Zottels waren deren Klamotten aber nicht.

Es war das eine, auf Sexpartnerjagd zu gehen, das andere, einen gutzahlenden Kunden an Land zu ziehen. Beides erforderte ein gewisses Auftreten. Bei dem einen zählte Schlampenlook, bei dem anderen Businessoutfit hundert Punkte. Man sollte das eine nicht mit dem anderen verwechseln. Zottels Kleidungsgeschmack entsprach allerdings weder noch.

Den Rest der Woche würde er an dem Konzept für Güldenstein arbeiten und Anfang nächster Woche nach Frankfurt fahren, um es dem Kunden zu präsentieren. Für den Termin brauchte er keinen Support. Erst wenn das Projekt lief, benötigte er vielleicht weitere Hilfe von Max.

Derzeit nutzte Güldenstein eine x-fach angepasste Standardsoftware. Das System war inzwischen an seinen Grenzen gelangt. Es musste daher ein neues her, zumal weitere Funktionalitäten geplant waren. Beispielsweise sollte beim Scannen auch der Warenbestand externer Dienstleister sofort an diese gemeldet werden.

Generell fand Franko es gut, wenn langweilige Arbeiten an Computer delegiert wurden. Er fragte sich nur manchmal, ob sie im Begriff waren, sich selbst weg zu rationalisieren.

Um halb elf inspizierte er den Konferenzraum. Da jeder Angestellte selbst für die Bewirtung seiner Gäste zuständig war, kümmerte er sich um Kaffee und Getränke. Als er in der Teeküche nach Keksen suchte, kam Zottel hereingelatscht. Das ausgewaschene T-Shirt mit der Aufschrift: Ich bin ein Star, hol mich hier raus, veranlasste ihn, die Augen zu verdrehen.

„Hi“, brummelte Zottel. „Darf ich mal da ran?“

Franko gab den Weg zum Kaffeeautomaten frei, fand die Keksdose und entschwand damit in sein Büro.

---ENDE DER LESEPROBE---