Frauen für den Dschihad -  - E-Book

Frauen für den Dschihad E-Book

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Beschreibung

Ein Dokument, das erschreckt und aufrüttelt: Das Manifest der Khanssaa-Brigade, eine rein weiblichen Einheit des Islamischen Staates, beschreibt den Alltag und die Rolle der Frauen im selbsternannten Kalifat. Das Buch enthält die erste deutsche Übersetzung sowie das arabische Original und erlaubt so einen exklusiven und spektakulären Einblick in das Innere des IS. Analysiert von der islamischen Theologien Hamideh Mohagheghi entlarvt dieses Werk auf profunde Weise die Ideologie der Terroristen und zeigt, weshalb so viele Frauen aus Deutschland in den Dschihad ziehen und sie dann ein Leben fern jeder "Dschihad-Romantik" erwartet. Ein Buch, aufwühlend und aufklärend zugleich und unverzichtbar, wenn man die Welt des Islamischen Staates und seine gefährliche Wirkung auf Menschen in Deutschland verstehen will.

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Seitenzahl: 139

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Frauen für den Dschihad

Das Manifest der IS-Kämpferinnen

Mit einem Kommentar von Hamideh Mohagheghi

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Designbüro Gestaltungssaal

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-451-80737-4

ISBN (Buch) 978-3-451-34832-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Manifest »Die Frau im Islamischen Staat. Eine Botschaft und Erklärung der Brigade ›Al-ḫansāʾ‹« Aus dem Arabischen von Hanane El Boussadani

Manifest über das Leben der Muslime – Manifest der muslimischen Frau im Leben – Das Scheitern des westlichen Frauenmodells – Wie die Soldaten des Iblīs die muslimische Frau aus dem Paradies jagten – Nebenaufgaben der Frau – Vorschläge für Studienpläne für das muslimische Mädchen – Vorschläge für die arbeitende Frau – Das vorbildliche Exemplar der muslimischen Frau – Die Frau im islamischen Staat – Vergleich zwischen dem heuchlerischen Staat und dem islamischen Staat

Kommentar von Hamideh Mohagheghi

Die Botschaft der Dschihad-Brigade – Der ḫalīf und das islamische Großreich – Wissen und Wahrheit – Das Leben der Frau im »Islamischen Staat« – Die Faszination des »Islamischen Staats« – Falsches Gottesbild und unheiliger Krieg – Toleranz ist nicht genug

Vorwort

Als ich gefragt wurde, ob ich das Manifest der IS-Frauen kommentieren würde, musste ich gestehen, dass ich dieses Manifest damals noch gar nicht kannte. Und auch meine Begeisterung, mich mit der Ideologie einer radikalen muslimischen Gruppe auseinanderzusetzen, hielt sich in zu engen Grenzen, als dass ich gleich hätte zustimmen können. Die IS-Ideologie ist von exegetischen Fehlern, Widersprüchlichkeiten, hochmütigen Behauptungen und Aufforderungen zu grausamen kriminellen Handlungen geprägt, die bei mir für Fassungslosigkeit und Wut sorgen. Die darin enthaltene Brutalität ist mir zuwider und es fällt mir schwer zu glauben, dass es Menschen gibt, die auf diese Art und Weise eine Religion der Barmherzigkeit schänden und für die Legitimation ihrer Barbarei missbrauchen. Den Berichten über ihren Zerstörungswahn, der von purem Hass strotzt, versuche ich weitgehend aus dem Weg zu gehen. Meine damalige Sprachlosigkeit war das Ergebnis aus einem Gemisch von Empörung, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht gegenüber einer gewalttätigen Gruppe, die vor nichts Respekt hat.

In Begegnung mit diesen Erscheinungen beschäftigten mich zwei Fragen: Welche religiöse Begründung kann derartige Gräueltaten legitimieren? Und wer sind die Befürworter und Unterstützer dieser Bewegungen, die nur in Gewalttätigkeit stark sind und anscheinend keine Scheu vor Brutalität haben?

Kh versuchte Rätsel zu lösen, die wahrscheinlich aufgrund ihrer Komplexität nicht so einfach zu lösen sind. Mir ist weiterhin schleierhaft, wie es möglich ist, dass in den letzten Jahren radikale und militante muslimische Gruppierungen wie Pilze aus dem Boden schießen. Über Jahre galt die Al-Qaida als Feind und an ihrer Spitze Osama bin Ladin als gefährlichster Gegner, der die Welt im Atem hielt und sich in Video-Botschaften als wahrhaftiger Muslim ausgab, der sich für die Sache Gottes einsetzte. Ähnlich äußern sich die Anhänger weiterer Gruppierungen wie Boko Haram in Nigeria und Aš-Šabāb in Somalia und einige andere Gruppen. Der selbst ernannte »Islamische Staat« erhebt außerdem einen universalen Anspruch, ruft ein ḫalīfāt (Kalifat) aus und ernennt einen ḫalīf (Kalifen) für alle Muslime der Welt. Diese Haltung schien mir zu banal und gehaltlos zu sein, um mich weiter damit zu beschäftigen und daher meine Skepsis, als ich für dieses Buch angefragt wurde.

Zugleich nehme ich immer wieder wahr, wie diese Randgruppen das Bild vom Islam dominieren und wie der Dialog zwischen Muslimen und Nichtmuslimen dadurch auch beeinträchtigt werden kann. Die Etablierung des Begriffes »Islamismus« in Verbindung mit den muslimischen radikalen Gruppen hat unter anderem ein problematisches Islambild projiziert. Es wird zwar stets erklärt, dass mit dem Begriff »Islamismus« eine politische Ideologie gemeint sei, die die Grund- und Menschenrechte und die Religionsfreiheit missachte und sich als Gegner der Demokratie verstehe. Doch diese Differenzierung zwischen Islam und »Islamismus« findet nicht immer statt. Die Verwechselung von Islam und »Islamismus«, von Muslim und »Islamist« begegnet mir oft. Sehr deutlich wurde mir das, als ich bei der Ankündigung einer kirchlichen Veranstaltung in der Pressemitteilung als »Islamistin« anstatt als Muslima vorgestellt wurde.

Mit dieser Wahrnehmung vom Islam bin ich stets konfrontiert und sehe es als meine Aufgabe, für ein differenziertes Bild vom Islam zu werben. Mir liegt es fern, mit den einfachen Erklärungen wie »Das alles hat mit dem Islam nichts zu tun« sagen zu wollen, dass die radikalen Ideologien keinen religiösen Hintergrund haben können. Die Geschichte lehrt uns leider das Gegenteil. Es gibt im Qu’ran (Koran) Aussagen, die ohne Reflektion und Rücksichtnahme auf ihren historischen Kontext und ihre Entstehungszeit eine von Gott gewollte Gewaltanwendung legitimieren können. Ebenso hat es in der Geschichte Eroberungskriege gegeben, die islamisch-religiös legitimiert wurden und in denen manche Gewalttaten geschahen, die nicht geleugnet werden können. In dieser Hinsicht ist es dem Islam nicht anders ergangen als anderen Religionen, die auch durch Missinterpretation für machtpolitische und wirtschaftliche Interessen zweckentfremdet wurden. Was mich jedoch aktuell beschäftigt ist die Wucht und Maßlosigkeit sowie die Macht, über die der IS verfügt.

Es ist schwer nachzuvollziehen, wie eine Gruppe von überwiegend jungen Menschen, nahezu über Nacht – zumindest aus der Außenperspektive – über so viel Macht und hochmoderne Waffen verfügt und mit immenser Grausamkeit, Hass und Wut gegen alles, was nicht in ihr Weltbild passt, organisiert und kontinuierlich zerstörerisch vorgeht. Ich frage mich: Woher kommen sie? Haben sie sich allmählich entwickelt? Waren sie so geschickt, dass niemand merkte, was sich mit dieser Ideologie anbahnt? Wer finanziert sie? Wer kauft ihnen das Öl aus den annektierten Ölfeldern ab? Wie ist es möglich, dass die Mächtigen dieser Welt, die mittels hochtechnisierten Möglichkeiten und Strategien in kurzer Zeit in der Lage sind, in weit entlegene Gebiete einzumarschieren – wie in jüngster Vergangenheit am Beispiel Irak und Afghanistan gesehen werden kann –, gegenüber einer kleinen Gruppe von Menschen machtlos sind?

Meine Ratlosigkeit in Bezug auf all diese Fragen war die Grundlage meiner Zurückhaltung, weil ich der Meinung bin, dass die Konflikte, mit denen wir aktuell zu tun haben, nicht nur aus religiöser Perspektive zu lösen sind, so sehr die theologische Auseinandersetzung damit auch notwendig ist.

Als ich schließlich das Manifest der IS-Frauen gelesen habe, um eine Antwort auf die Anfrage geben zu können, war mir bewusst, dass Zurückhaltung nicht mehr möglich ist – ein Kommentar erschien mir notwendig, um darzulegen, wie absurd und doch mächtig diese Erscheinung ist. Muslimische Stimmen sind wichtig und müssen wahr- und ernstgenommen werden. Wie möchte ich diesen Kommentar verstanden wissen? Einerseits ist die Ideologie und der vom IS propagierte Islam derart abwegig und fern von meinem persönlichen Islamverständnis, dass ich keinen Anlass sehe, mich davon zu distanzieren.

Ferner möchte ich auch nicht ein ausdrücklich formuliertes Bekenntnis zur Moderne und Demokratie abgeben müssen, denn meine auf den Islam ausgerichtete Lebensweise ist die Bejahung einer säkularen Welt, in der der Glaube als bedeutende Komponente der individuellen Freiheit garantiert ist und in der das Gläubig-Sein als unangefochtenes Menschenrecht seine Gültigkeit hat. Die Religion muss und kann mit ihrer Dynamik im Wettbewerb mit anderen Lebensideologien zur Gestaltung einer schöpfungsfreundlichen Gesellschaft beitragen.

Der Kommentar ist stattdessen vielmehr der Ausdruck meiner Betroffenheit als Mensch und als Muslima, die die Gewalt gegen Menschen und die Zerstörung der Schöpfung in diesem Ausmaß als barbarische Tat betrachtet, der man sich mit geeigneten Mitteln zu widersetzen hat. Mein Mittel ist die Theologie, mit der ich in diesem Kommentar versuche, unter Konzentration auf drei Themenschwerpunkte – halīfāt, Wissenschaft und Frau – in Kürze zu erörtern, warum die Behauptungen des IS theologisch nicht haltbar sind. Mein Anliegen ist erfüllt, wenn meine Ausführungen zum Nachdenken beitragen und zu einer Reflektion führen, die das verzerrte Islambild in Richtung der zentralen qur’anischen Aussage rücken: Gott ist barmherzig.

Die Frau im Islamischen Staat

Eine Botschaft und Erklärung der Brigade »Al-ḫansāʾ«

Aus dem Arabischen von Hanane El Boussadani

Einleitung

Allah, der uns den Islamischen Staat erschuf, sei Dank, ebenso auf seinen Gesandten die besten Bittgebete und Frieden. Allah sei Dank, der für uns nach Jahrzehnten der Demütigung und Unterwerfung den Islamischen Staat wieder ins Leben gerufen hat, nachdem das Osmanische Reich verfallen war und an seine Stelle die arabischen Regime und deren verräterische Verbündete [aus dem Westen], Gegner der Religion, gesetzt wurden, als die muslimischen Gesellschaften, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich, ja sogar intellektuell besetzt wurden; das islamische Gedankengut, das aus Koran und Sunna zu schöpfen ist, wurde aus der Lebenswirklichkeit der Menschen und aus ihrem Alltag entfernt und ihnen entfremdet. Die westliche Kolonialherrschaft schaffte es, ihre schmutzige Kultur und ihr materialistisches, atheistisches Ideengut überall unter den Muslimen zu verbreiten. Und seit jener Zeit verschwand die wirkliche muslimische Gesellschaft, welche den wahren Wert des Diesseits versteht und auf die wahre göttliche Botschaft in Bezug auf die gottesdienstlichen Verrichtungen (ʿidādat) hinarbeitet: »Und erschaffen habe Ich die Dschinnʾ und die Menschen nur, damit sie Mir dienen.« (51:56)1

Und mit dem Auferstehen des Kalifatsstaats und dem Erscheinen des Sterns der Rechtleitung war der Irrweg beendet, dem Generationen von Muslimen seit Jahrzehnten folgten. Somit fand die Ära der Nachahmung der Lebensart des stärkeren, westlichen Siegers ein Ende – und zwar sowohl in gesellschaftlicher, schulischer, wirtschaftlicher [in Bezug auf die Geldverwaltung], medizinischer und industrieller Hinsicht, also hinsichtlich aller Bereiche, die lebensnotwendig sind. So bestand die beste und reinste Möglichkeit zur Befreiung vom ungläubigen Westen darin, die mit Wucher behaftete Papierwährung, an die Muslime seit Jahrzehnten gewöhnt waren, durch Dinar und Dirham zu ersetzen – gemäß der prophetischen Tradition – ihm gebühren die besten Bittgebete und Wünsche. Diese Währung [Dinar und Dirham], deren Grundlage die nicht wucherbehafteten Gelder waren, bestimmte die Preise für den Handel unter den Menschen, und sie bringt wirtschaftlich sinnvolle Vorteile mit sich. Daher war es die beste Möglichkeit, die Muslime von der mit Wucher behafteten Papierwährung zu befreien. Die Menschen kommen nicht darum herum, da die internationalen Regime, die Papierwährung drucken, auf Wucher basieren. Auf keinem Fleck der Erde herrscht kein Wucher außer in unserem Islamischen Staat und jede Bank ist untrennbar verknüpft mit Handelsabkommen, die nicht im Sinne Allahs sind. Dies ist dem tyrannischen Kapitalismus, der den Völkern regelrecht aufgezwungen wurde, zu verdanken.

Der Islamische Staat, der im Irak und in Syrien das Licht der Welt erblickte, dient in seiner Zusammensetzung einer Gesellschaft, die einzig und allein die Anbetung Allahs zum Ziel hat. Was über dieses Ziel hinausläuft und dazu im Widerspruch steht, ist zur Hölle verdammt. Dieser Islamische Staat, der im Entstehen und Zusammenwachsen begriffen ist, bedarf mehr unserer Zeit und unserer Bemühungen, damit wir ihn zurück zu seinem ursprünglichen Bild führen, jenem nämlich, das zu der Zeit des Propheten und der vier rechtgeleiteten Kalifen bestand, als jede Person an ihrer richtigen Stelle war und der richtigen Rolle zugeschrieben wurde. Zu diesen Personen zählen wir die muslimische Frau, da sie ein Teil der muslimischen Gesellschaft ist und zu der damaligen Zeit eine bestimmte Rolle bekleidete. Und auch heutzutage muss sie eine Rolle gemäß den religiösen Vorschriften des Islams und den Regelungen der Scharia spielen.

In dieser Erklärung möchten wir auf ihre wirkliche Rolle eingehen, die weit entfernt ist von der getrübten, rückständigen Zeit, die mit ihrer fiṭra [eine Naturveranlagung des Menschen auf Gott hin] und ihrem Glauben ein frevelhaftes Spiel trieb, sodass sie sie und uns das Anliegen ihrer und unserer Existenz auf der Erde vergessen ließ.

Diese Bekanntmachung fußt auf dem Koran und der Sunna, welche die Menschheit nach einer Zeit der Ungerechtigkeit und Dunkelheit auf den rechten Weg brachten. Sie wird getragen von einem vollkommenen Iman [fester Glaube], der frei von Zweifel ist. Seine Herausschöpfung [Iman] sind die Rechtsquellen [Koran und Sunna], welche ihre Gültigkeit unabhängig von Zeit und Ort haben. Denn nur ein Zweifler stellt dies infrage, und nur ein Ungläubiger lehnt die Rechtleitung Allahs ab.

Wir möchten an dieser Stelle auf zwei Punkte hinweisen:

Diese Erklärung ist lediglich eine persönliche Interpretation einiger Befürworterinnen des Islamischen Staates, sie darf nicht dem Islamischen Staat oder seinen Anführern zugeschrieben werden. Ebenso handelt es sich hierbei um keine Verfassung oder ein ähnliches Dokument, das den Islamischen Staat über die Frauenangelegenheiten entscheiden lässt.

Diese Schrift wurde verfasst, um drei Ziele zu erfüllen:

Um die Rolle der Frau und ihres wünschenswerten Lebens klarzustellen, damit sie im Diesseits und Jenseits glücklich ist.

Um die tatsächliche Stellung ihres guten Zustandes und edlen Lebens auf dem Territorium des Islamischen Staates in Syrien und im Irak zu demonstrieren. Auch, um Behauptungen zu widerlegen, die besagen, dass sie eingeengt wird; und alles, was darüber hinaus ist, und zwar anhand gefestigter Beweise einiger dort lebender Frauen.

Um die öffentliche Bekanntmachung der gefälschten Einzigkeit Allahs

(at-tauḥīd)

zu beleuchten, wie sie von der Arabischen Halbinsel ausgeht und die den Schutz der Frau und die Bewahrung ihrer Rechte und Religion vortäuscht. Du kannst gerne meinen muslimischen Bruder oder meine muslimische Schwester nach dem Grund der Auswahl dieser Länder fragen, um zwischen ihnen und dem Islamischen Staat einen Vergleich zu ziehen. Und ich sage mit dem besten Dank zu Allah, dem Erhabenen:

Es bleibt den Scharfsinnigen nicht verborgen, dass das betrügerische islamische Modell, das den Muslimen als Maßstab vorgesetzt wurde, nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch auf wirtschaftlicher, schulischer und politischer Ebene lediglich ein Vorwand ist. Denn der Ursprung wird von der Nachahmung (taqlīd) mit Hilfe Allahs deutlich.

Und wir erbitten Allah, zum Nutzen dieser [Abhandlung] zu verhelfen, denn er ist derjenige, der rechtleitet.

1 Manifest über das Leben der Muslime

Wir haben es schon aufgeführt:

Der Muslim ist eine besondere Person und unterscheidet sich von anderen Personen, die falsche Gedanken hegen, denn er hat das Ziel der Gotteseinzigkeit (at-tauḥīd) auf Erden zu verwirklichen, ohne dass ihn das weltliche, vergängliche Leben davon abhält. Sein Leben verfolgt vom Anfang bis zum Ende dieses edle Ziel, denn Allah, der Erhabene, sagte dem Propheten – Allahs Frieden und Segen auf ihm – befehlend: »Sag: ›Mein Gebet, meine Opfer, mein Leben und mein Tod gehören Gott, dem Herrn der Welten. Niemand ist neben Ihn gestellt.ʾ Und dies ist mir befohlen. Und ich bin der Erste der Gottergebenen.‹« (6:162–163) Die muslimische Gesellschaft ist demnach einzigartig unter den Gesellschaften, und daher darf sie nicht mit den anderen materialistischen Gesellschaften, wie sie derzeit existieren, verglichen werden. Denn einige vergleichen die muslimische Gesellschaft in zivilgesellschaftlicher Hinsicht und hinsichtlich des materiellen Fortschritts mit einer westlichen, atheistischen Gesellschaft. Sie nehmen dies als Maßstab in der Aufwertung und Abwertung zwischen den Menschen, während der Islam in diesem Zusammenhang anders verfährt. So sagt Allah über sie: »Sie kennen den Schein des diesseitigen Lebens und auf das Jenseits achten sie nicht.« (30:7)

Und wenn wir die Gesellschaft während der prophetischen Zeit in Medina betrachten – und sie war unwidersprochen seit jener Zeit die beste Gesellschaft mit der besten Führung –, dann gelangen wir zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um eine in finanzieller Hinsicht und bezogen auf weltliche Wissenschaften wirklich einfache Gesellschaft handelte, aber sie war sehr stark, was den Glauben und das Wissen über das Jenseits angeht. In jener Zeit verhungerten die Menschen mehr; als dass sie satt wurden, sie bewohnten Häuser aus Lehm und Palmenblättern und ritten auf Kamelen und Pferden, sie besaßen wenig Wissen über Physik, Architektur und Astronomie usw.; doch trotz alledem stand diese Gesellschaft an erster Stelle vor dem Erhabenen Allah, und dies war ebenso vor seinen frommen Dienern [Menschen].

Und daher sollen wir korrigieren, was man in unseren Gedanken zu befestigen versuchte, seitdem wir klein waren, denn man redete uns ein, dass der Muslim unbedingt den europäischen Ungläubigen und anderen beweisen soll, dass er zu seiner vergangenen Blütezeit eine materialistische Zivilisation aufbaute, deren Helden Atheisten und Ketzer sind, so wie Avicenna, der »Internist«, es war, oder Ibnan-Nafīs und Ibn al-Haiṯam und andere. Die Zivilisation dieser Menschen wurde auf den Trümmern vorangegangener aufgebaut. Wir erklären an dieser Stelle, dass wir uns von diesen Ketzern stark distanzieren. Jene wie auch die anderen aus Europa stammenden, rückschrittlichen Genies sind miteinander verbündet. Der Muslim hat es nicht nötig, etliche seiner Jahre damit zu verbringen, weltliche Wissenschaften zu erlernen, die zu keiner Belohnung führen – es sei denn, das Böse der Ungläubigen wird dadurch abgewandt und die Muslime können daraus Nutzen ziehen. Und dies ist eine deutliche und bekannte Angelegenheit. Gewiss hat der Muslim all dies nicht nötig.

Diese betrügerische materialistische Zivilisation wird nicht lange bestehen; aber das, was tatsächlich bleibt und fortgeführt wird, ist die religiöse Wissenschaft (ʿilm šarʿī), und jeder Muslim ist dazu verpflichtet, ihr bis zu ihrem Ursprung nachzugehen und soll sich deswegen auf die Reise begeben. Was aber die Nichtmuslime anbelangt, so gilt: »Sie kennen den Schein des diesseitigen Lebens und auf das Jenseits achten sie nicht.« (30:7)

Der Betrachter der menschlichen Situation kommt zu dem Ergebnis, dass Allah, der Erhabene, sich des Menschen annahm, seitdem er ihn auf die Erde geschickt hatte, angefangen mit der Unterwerfung der Sonne und des Mondes zu seinen Zwecken und fortgeführt mit der Sorge um seinen Lebensunterhalt. All diese materiellen, von Allah bereiteten Möglichkeiten sollen ihm auf Erden zur Nachfolge verhelfen. Der Grund jedoch des