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Freud begann mit Arbeiten zur Gehirnanatomie, es folgten Hypnosetherapien und Traumdeutung. Alsbald kam er zu der Erkenntnis: "Es ist nicht bequem, Gefühle wissenschaftlich zu bearbeiten" Mit seinen Thesen zur menschlichen Seele machte er einen neuen Blick auf das Verhältnis von subjektivem und gesellschaftlichem Sein möglich. Der Begründer der Psychoanalyse wurde so zu einem der einflussreichsten Theoretiker des 20. Jahrhunderts, der mit seinen kultur- und religionskritischen Positionen bis heute Impulse gibt. Die Zitatenlese aus seinem Werk zeigt ihn als einen komplexen Denker und brillanten Formulierer.
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Seitenzahl: 72
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IMPRESSUM
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ISBN E-Book 978-3-355-50040-1ISBN Buch 978-3-355-01858-6
© 2017 Verlag Neues Leben, BerlinUmschlag und Konzept: Buchgut, Berlin
Die Bücher des Verlags Neues Leben erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.eulenspiegel.com
»ICH BEWUNDERE DIE GROSSE GEISTIGE UND MORALISCHE ANSTRENGUNG, MIT DER FREUD AN DIE VERNUNFT GLAUBTE, OBWOHL ER IN SO TIEFE ABGRÜNDE BLICKTE.«
DIETRICH SIMON
INHALT
WARUM ES NICHT BEQUEM IST, GEFÜHLE WISSENSCHAFTLICH ZU BEARBEITEN
WARUM UNSER PSYCHISCHES LEBEN AUS GEGENSÄTZEN SPRIESST
WARUM UNSERE KULTUR AUF DER UNTERDRÜCKUNG VON TRIEBEN AUFBAUT
WARUM WIR MENSCHEN NIE GÖTTERGLEICH WERDEN KÖNNEN
WARUM DER MACHT-BEREICH DES WITZES UNEINGESCHRÄNKT IST
WARUM ES NICHT BEQUEM IST, GEFÜHLE WISSENSCHAFTLICH ZU BEARBEITEN
Die Psychoanalyse ist ein Werkzeug, welches dem ICH die fortschreitende Eroberung des ES ermöglichen soll.
DAS ICH UND DAS ES
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Es ist nicht bequem, Gefühle wissenschaftlich zu bearbeiten. MANKANNVERSUCHEN, ihre physiologischen Anzeichen zu beschreiben.
DAS UNBEHAGEN IN DER KULTUR
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Das Studium des Traumes dürfen wir als ZUVERLÄSSIGSTENWEG zur Erforschung der seelischen Tiefenvorgänge betrachten.
JENEITS DES LUSTPRINZIPS
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Der Traum ist also EINEPSYCHOSE, mit allen Ungereimtheiten, Wahnbildungen, Sinnestäuschungen einer solchen. Eine Psychose zwar von kurzer Dauer, harmlos, selbst mit EINERNÜTZLICHENFUNKTION betraut, von der Zustimmung der Person eingeleitet, durch einen Willensakt von ihr beendet.
DIE PSYCHOANALYTISCHE TECHNIK
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Die Traumdeutung aber ist die Via regia ZURKENNTNISDESUNBEWUSSTEN im Seelenleben.
DIE TRAUMDEUTUNG
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Die Psychoanlayse stellt eine innige Beziehung her zwischen all diesen psychischen Leistungen der EINZELNENUNDDERGEMEINSCHAFTEN, indem sie dieselbe dynamische Quelle für beide postuliert. Sie knüpft an die Grundvorstellung an, dass es die Hauptfunktion des seelischen Mechanismus ist, das Geschöpf von den SPANNUNGEN zu entlasten, die durch Bedürfnisse in ihm erzeugt werden. Ein Teil dieser Aufgabe wird lösbar durch Befriedigung, welche man von der Außenwelt erzwingt; zu diesem Zwecke wird die Beherrschung der realen Welt Erfordernis. Einem anderen TEILDIESERBEDÜRFNISSE, darunter wesentlich gewissen affektiven Strebungen, versagt die Realität regelmäßig die Befriedigung. Daraus geht ein zweites Stück der Aufgabe hervor, den unbefriedigten Bestrebungen eine ANDERSARTIGEERLEDIGUNG zu verschaffen. Alle Kulturgeschichte zeigt nur, welche Wege die Menschen zur Bindung ihrer unbefriedigten Wünsche einschlagen unter den wechselnden und durch technischen Fortschritt veränderten Bedingungen der GEWÄHRUNGUNDVERSAGUNG vonseiten der Realität.
DAS INTERESSE AN DER PSYCHOANALYSE
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Umwandlung zur DARSTELLUNGSFÄHIGKEIT,VERDICHTUNGUNDVERSCHIEBUNG sind die drei großen Leistungen, die wir der Traumarbeit zuschreiben dürfen.
DER WITZ UND SEINE BEZIEHUNG ZUM UNBEWUSTEN
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Nach vollendeter Deutungsarbeit lässt sich der Traum als eine WUNSCHERFÜLLUNG erkennen.
DIE TRAUMDEUTUNG
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Die psychoanalytische Tätigkeit ist SCHWIERIGUNDANSPRUCHSVOLL, sie lässt sich nicht gut handhaben wie die BRILLE, die man beim Lesen AUFSETZT und fürs Spazierengehen ABLEGT.
VORLESUNGEN ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOANALYSE
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Wir wissen genau, wie wenig Licht die Wissenschaft bisher über die RÄTSELDIESERWELT verbreiten konnte. Alles POLTERNDERPHILOSOPHEN kann nichts daran ändern […] Wenn der Wanderer in der Dunkelheit singt, verleugnet er seine Ängstlichkeit, aber er sieht darum um nichts heller.
HEMMUNG, SYMPTOM UND ANGST
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Das Gebiet, auf dem wir uns sicher fühlen, ist das der PATHOLOGIEDESSEELENLEBENS; hier machen wir unsere Beobachtungen, erwerben wir unsere Überzeugungen. Eines Urteils über DASNORMALE getrauen wir uns vorläufig insoweit, als wir in den ISOLIERUNGENUNDVERZERRUNGEN des Krankhaften das Normale erraten.
DER HUMOR
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Die psychoanalytische Arbeit hat uns den Satz geschenkt: Die Menschen erkranken neurotisch INFOLGEDERVERSAGUNG. Die Versagung der Befriedigung für ihre libidinösen Wünsche ist gemeint, und ein längerer Umweg ist nötig, um den Satz zu verstehen. Denn zur Entstehung der Neurose bedarf es eines KONFLIKTS zwischen den libidinösen Wünschen eines Menschen und jenem Anteil seines Wesens, den wir sein Ich heißen, der Ausdruck seiner Selbsterhaltungstriebe ist und seine Ideale von seinem eigenen Wesen einschließt. Ein solcher pathogener Konflikt kommt nur dann zustande, WENNSICHDIELIBIDOAUFWEGEUNDZIELEWERFENWILL,DIEVOMICHLÄNGSTÜBERWUNDENUNDGEÄCHTETSIND, die es also auch für alle Zukunft verboten hat, und das tut die Libido erst dann, wenn ihr die Möglichkeit einer ichgerechten idealen Befriedigung benommen ist.
EINIGE CHARAKTERTYPEN AUS DER PSYCHOANALYTISCHEN ARBEIT
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Das BEWUSSTSEIN ist die OBERFLÄCHE des seelischen Apparates.
DAS ICH UND DAS ES
MENSCHENKENNER UND PHILOSOPHEN HABEN UNS LÄNGST BELEHRT, DASS WIR UNRECHT DARAN TUN, UNSERE INTELLIGENZ ALS SELBSTÄNDIGE MACHT ZU SCHÄTZEN UND IHRE ABHÄNGIGKEIT VOM GEFÜHLSLEBEN ZU ÜBERSEHEN.
ZEITGEMÄSSES ÜBER KRIEG UND TOD
Wir lernen in unseren Analysen, dass es Personen gibt, bei denen die SELBSTKRITIK und das GEWISSEN, also überaus hochgewertete SEELISCHELEISTUNGEN, unbewusst sind und als unbewusst die wichtigsten Wirkungen äußern.
DAS ICH UND DAS ES
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Seine [Anm.: des Analytikers] Arbeit der Konstruktion oder, wenn man es so lieber hört, der Rekonstruktion, zeigt eine weitgehende Übereinstimmung mit der des Archäologen, der eine ZERSTÖRTEUNDVERSCHÜTTETE Wohnstätte oder ein Bauwerk der Vergangenheit ausgräbt. […] Hier trifft regelmäßig zu, was sich beim archäologischen Objekt nur in glücklichen Ausnahmsfällen ereignet hat wie in Pompeji und mit dem Grab des Tutankhamen. ALLESWESENTLICHEISTERHALTEN, selbst was vollkommen vergessen scheint, ist noch irgendwie und irgendwo vorhanden, nur verschüttet, der Verfügung des Individuums UNZUGÄNGLICH gemacht.
KONSTRUKTIONEN IN DER ANALYSE
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Alle Wissenschaften ruhen auf Beobachtungen und Erfahrungen, die UNSERPSYCHISCHERAPPARAT vermittelt. Da aber unsere Wissenschaft diesen Apparat selbst ZUMOBJEKT hat, findet hier die Analogie ein Ende. Wir machen unsere Beobachtungen mittels desselben Wahrnehmungsapparats, gerade mit Hilfe der Lücken im Psychischen, indem wir das Ausgelassene durch naheliegende Schlussfolgerungen ergänzen und es in bewusstes Material übersetzen. Wir stellen so gleichsam eine BEWUSSTEERGÄNZUNGSREIHEZUMUNBEWUSSTENPSYCHISCHEN her. Auf der Verbindlichkeit dieser Schlüsse ruht die relative Sicherheit unserer psychischen Wissenschaft.
ABRISS DER PSYCHOANALYSE
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Auch habe ich wirklich einen großen Teil meiner Lebensarbeit […] dazu verwendet, eigene und MENSCHHEITSILLUSIONEN zu zerstören. Aber wenn diese eine sich nicht irgendwie annähernd realisieren lässt, wenn wir nicht im Laufe der Entwicklung lernen, unsere DESTRUKTIONSTRIEBE von unseresgleichen abzulenken, wenn wir fortfahren, einander wegen kleiner Verschiedenheiten zu hassen und um kleinen Gewinn zu erschlagen, wenn wir die großen Fortschritte in der Beherrschung der Naturkräfte IMMERWIEDERFÜRUNSEREGEGENSEITIGEVERNICHTUNG ausnützen, welche Zukunft steht uns da bevor?
BRIEF AN ROMAIN ROLLAND, 1923
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DIEENTSCHEIDENDENREGELNDERLOGIK haben im Unbewussten keine Geltung, man kann sagen, es ist das REICHDERUNLOGIK.
ABRISS DER PSYCHOANALYSE
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Die Unterscheidung des Psychischen in Bewusstes und Unbewusstes ist die GRUNDVORAUSSETZUNGDERPSYCHOANALYSE und gibt ihr allein die Möglichkeit, die ebenso häufigen als wichtigen pathologischen Vorgänge im Seelenleben zu verstehen, der WISSENSCHAFT einzuordnen. Nochmals und anders gesagt: Die Psychoanalyse kann das Wesen des Psychischen nicht ins Bewusstsein verlegen, sondern muss das Bewusstsein als eine QUALITÄTDESPSYCHISCHEN ansehen, die zu anderen Qualitäten hinzukommen oder wegbleiben mag.
DAS ICH UND DAS ES
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Die wissenschaftliche Arbeit ist aber für uns der einzige Weg, der zur KENNTNISDERREALITÄT außer uns führen kann. Es ist wiederum nur ILLUSION, wenn man von der Intuition und der Selbstversenkung etwas erwartet; sie kann uns nichts geben als – schwer deutbare Aufschlüsse über unser EIGENESSEELENLEBEN.
DIE ZUKUNFT EINER ILLUSION
DAS VERDRÄNGTE IST UNS DAS VORBILD DES UNBEWUSSTEN. WIR SEHEN ABER, DASS WIR ZWEIERLEI UNBEWUSSTES HABEN, DAS LATENTE, DOCH BEWUSSTSEINSFÄHIGE, UND DAS VERDRÄNGTE, AN SICH UND OHNE WEITERES NICHT BEWUSSTSEINSFÄHIGE.
DAS ICH UND DAS ES
WARUM UNSER PSYCHISCHES LEBEN AUS GEGENSÄTZEN SPRIESST
Realität – Wunscherfüllung, aus diesen Gegensätzen sprießt unser psychisches Leben.
BRIEF AN WILHELM FLIESS
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Das Leben, wie es uns auferlegt ist, ist zu schwer für uns, es bringt uns ZUVIELSCHMERZEN,ENTTÄUSCHUNGEN,UNLÖSBAREAUFGABEN. Um es zu ertragen, können wir Linderungsmittel nicht entbehren. (»Es geht nicht ohne Hilfskonstruktionen«, hat uns Theodor Fontane gesagt.) Solcher Mittel gibt es vielleicht dreierlei: MÄCHTIGEABLENKUNGEN, die uns unser Elend geringschätzen lassen, ERSATZBEFRIEDIGUNGEN, die es verringern, RAUSCHSTOFFE, die uns für dasselbe unempfindlich machen. Irgendetwas dieser Art ist unerlässlich. Auf die Ablenkungen zielt Voltaire, wenn er seinen Candide in den Rat ausklingen lässt, seinen Garten zu bearbeiten; solch eine Ablenkung ist auch die wissenschaftliche Tätigkeit. Die Ersatzbefriedigungen, wie die Kunst sie bietet, sind GEGENDIEREALITÄT Illusionen, darum nicht minder PSYCHISCHWIRKSAM dank der Rolle, die die Phantasie im Seelenleben behauptet hat.
DAS UNBEHAGEN IN DER KULTUR
DER MENSCH IST EBEN EIN »UNERMÜDLICHER LUSTSUCHER«, UND JEDER VERZICHT AUF EINE EINMAL GENOSSENE LUST WIRD IHM SEHR SCHWER.
DER WITZ UND SEINE BEZIEHUNG ZUM UNBEWUSSTEN
Aber dieser Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft ist nicht ein Abkömmling des wahrscheinlich UNVERSÖHNLICHENGEGENSATZES