FROSTNIGHT - Doreen Franke - E-Book

FROSTNIGHT E-Book

Doreen Franke

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Beschreibung

Romantisches und aufregendes Neuzeitmärchen der besonderen Art. Gay Romance

Das E-Book FROSTNIGHT wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Augen, Mann, Ende, Blick, Paar, Gedanken, Liebe, Gesicht, Angst, Tür, Herz, Nacht, Junge, Geld, Danke, Weihnachten, Zusammenhalt, Freunde, Erbe, Hund, Familie, Romantik, Zorn

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Seitenzahl: 224

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FROSTNIGHT

Einen lieben Dank an:

Meinen Mann und meine Kinder;

Keely Franke für das Lektorat;

Meine Mom;

LAB Buchdesign für das tolle Cover;

Erin D. Tempel und Ria Reese für die Inspiration;

Beate Wendisch für Unterstützung, Mut machen und

Freundschaft

Ihr seid die Besten

FROSTNIGHT

Eine Cinderella Story

Doreen Franke

© 2022 Doreen Franke

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-69294-7

ISBN E-Book: 978-3-347-69295-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40 - 44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Eine Cinderella Story

Einleitung

Warum mussten diese Deppen nur immer so viel Mist bauen? Wieso konnten die sich nicht einmal normal benehmen? Es waren Vollidioten der feinsten Sorte.

Und das Schlimmste an der Sache war, ich war gezwungen, sie zu ertragen. DIE, meine Stiefbrüder, Kevin und Robin, 19 Jahre alt, Zwillinge, verwöhnt, bis zum geht nicht mehr, eingebildet und ungebildet.

Ich war stinksauer und versuchte, so schnell ich konnte, die Scherben der Fensterscheibe auf zu sammeln, die sie eben mit einem Schneeball zerbrochen hatten, der eigentlich mich treffen sollte.

Genützt hatte es nichts mich zu beeilen, Martin war schon auf dem Weg zu mir. Mein Stiefvater, ich konnte ihn durchs ganze Haus schreien hören, bevor er wütend vor mir auftauchte und mir eine Kopfnuss gab.

„Dean! Du Schwachkopf! Wie haste das denn wieder hingekriegt? Biste sogar zum Schneeschaufeln zu blöd oder was??“

Am liebsten hätte ich ihm den Hals umgedreht. Dass es seine, ach so tollen Söhne waren, die das Fenster kaputt gemacht hatten, brauchte ich gar nicht zu sagen.

Schließlich waren sie perfekt, unfehlbar, makellos, er würde mir niemals glauben.

Die Feiglinge waren lachend abgehauen.

„Tut mir leid.“ Ich rieb mir den Hinterkopf, der von der Kopfnuss schmerzte, und sammelte weiter Scherben auf.

„Du Trottel!“ Er stapfte zurück ins Haus.

Ich konnte den Tag nicht abwarten, an dem ich diesen 3 Idioten endlich den Rücken kehren konnte.

Aber vorerst musste ich das alles ertragen.

Warum meine Mutter ausgerechnet DEN geheiratet hat, verstehe ich bis heute nicht.

Damals war ich 11.

Die beiden lernten sich auf einer Kunstauktion kennen. Meine Mutter war eine bekannte Malerin und stellte dort ihre Bilder für einen guten Zweck aus. Sie war sehr erfolgreich. Ihre Bilder hingen bei allen Größen unserer Stadt an der Wand. Mit der Hochzeit bekam Martin nicht nur ihren Namen, sondern auch ihren guten Ruf geschenkt. Was ihm hohes Ansehen in unserem Ort verschaffte.

Solange meine Mutter am Leben war, behandelte mich Martin fast wie seine eigenen Söhne. Die drei hatten sich bei uns eingenistet wie

die Ratten.

Aber wenigstens hatte ich damals noch ein eigenes Zimmer im Haus.

Als meine Mutter vor zwei Jahren starb, änderte sich alles. Seit diesem Tag war ich das PERSONAL.

Vier Männer in einem Haus, davon drei, die es nie gelernt hatten, Ordnung zu halten. Ich war den halben Tag damit beschäftigt den drei Idioten hinter her zu räumen. Tat ich es nicht, gab es Strafen.

Abwasch, Wäsche, Kamin sauber machen, Müll wegbringen, Fegen, Wischen, Schnee schaufeln und Kochen waren bei mir Alltag, in einem viel zu großen Haus, in dem ich nicht mal wohnen durfte.

Nach dem Tod meiner Mutter bekam ich die kleine Kammer neben der Garage, und Martin bekam die Verfügung über Haus und Geld. Und von beidem hatte ich nichts.

„Das reicht für dich.“, lachten Kevin und Robin, als sie meine paar Habseligkeiten hinein warfen. „Die alte Aschekammer für unsere Cinderella.“ Was konnte ich schon ausrichten?

Ich wäre gegangen, aber dann hätte ich DENEN mein Haus überlassen. Wenn ich nicht gerade putzte, arbeitete ich in einer Autowerkstatt. Sie gehörte dem Vater meines besten Freundes, Jim.

Die Zeit, in der ich an Autos basteln konnte, war wie Urlaub für mich. Keine dummen Brüder, kein motzender Stiefvater, keine schmutzige Wäsche.

Jim hatte kein Interesse am Geschäft seines Vaters, er malte lieber den ganzen Tag, aber er leistete mir gern Gesellschaft wenn ich öltriefend unter den kaputten Autos lag.

Der konnte reden! Ohne Punkt und Komma! Stundenlang!

Aber ich liebte ihn wie einen Bruder, einen richtigen Bruder. Wir kannten uns seit dem Kindergarten. Er wusste alles über mich und ich alles über ihn.

Ohne ihn hätte ich die letzten zwei Jahre kaum überstanden.

Kapitel 1

Wer ist denn das hübsche Ölgemälde?

(Dean)

„Ich hätte dem eine zurück geknallt, mit mir dürfte der sowas nicht machen.“, Jim war ganz rot im Gesicht. Er regte sich immer furchtbar auf wenn mein Stiefvater mich schlug oder anschrie. Vielleicht war es besser ihm sowas nicht mehr zu erzählen. Am Ende ging er wirklich irgendwann zu Martin und knallte ihm eine.

„Ich hab keine Wahl, Jim. Aber du kannst mich ja nehmen, dann bin ich die Affen los.“

Grinsend schaute ich unter dem aufgebockten Auto hervor und zwinkerte ihm aufmunternd zu.

„Nee Prinzessin, du bist mir zu schmutzig.“, lachte er.

Mir lief der Schweiß ins Gesicht und ich wischte ihn mit meinem Handrücken weg.

„Da ist auch noch ein Tröpfchen.“, Jim deutete auf seine linke Wange. Also wischte ich mir auch die Wange ab.

„Und da.“, er zeigte auf die rechte Wange. Wieder wischte ich.

„Nase und Oberlippe auch.“

Ein letztes Mal wischte ich mir übers Gesicht, mit der ganzen Hand, übers ganze Gesicht.

Jim grinste sich einen ab und sah pfeifend zur Decke.

„Was??“

„Nix.“

„Waaaas?“

„Ach du hast da nur einen kleinen Klecks Öl im Gesicht.“, diesmal konnte er sich das Lachen nicht verkneifen und prustete aus vollem Hals.

Ich sah in die Scheibe des Autos, unter dem ich gerade hervor gekrochen war. Dieser Mistkerl!! Von wegen Schweißtropfen! Verarscht hat er mich!

Von meinem Gesicht war nicht mehr viel zu sehen. Alles war mit Öl beschmiert. Einzig meine bernsteinfarbenen Augen waren noch im Normalzustand.

„Na Warte! Das zahle ich dir heim!“

Jim rannte kichernd durch die Werkstatt, und ich hinter ihm her. Erst draußen bekam ich ihn zu fassen. Ich drückte ihn rücklings auf den Boden in den Schnee und setzte mich auf ihn, während ich seine Handgelenke fest hielt.

Jim lachte immer noch.

„Das findest du lustig, was? Na warte!“

Ich beugte mich hinunter zu seinem Gesicht und rieb meine Wange an seiner. Er quietschte unter mir und strampelte, aber ich war stärker.

Erst als auch er so richtig schön verschmiert aussah, ließ ich von ihm ab und stand auf.

Ich reichte ihm die Hand, um ihm hoch zu helfen.

„Klar, dass du meine Hände auch noch einsaust, nee danke.“

Er versuchte, verärgert zu klingen und böse zu schauen. Aber das konnte er nicht. Drollig sah er aus, als hätte er wirklich mal gearbeitet. Schnell gingen wir zurück in die Werkstatt, wo es mollig warm war.

„Sie mich nur an, mein hübsches Gesicht, ich hab ewig dafür gebraucht.“ Nun klang er schon etwas betroffen und er tat mir leid.

Ich zog mein Shirt aus und reichte es ihm, damit er sein Gesicht sauber machen konnte.

„Dean! So kannst du doch hier nicht rum laufen. Wenn dich jemand sieht! Außerdem wirst du dir den Tod holen.“

Ach Käse, in der Werkstatt war es schön warm. Außerdem war ich gut gebaut und musste mich nicht verstecken. Und bis jetzt hatte noch nie jemand ein Auge auf mich geworfen. Warum also heute?

Ich zuckte nur mit den Schultern und grinste hämisch.

„Vielleicht krieg ich dann auch endlich mal jemanden ab.“

Ich widmete mich wieder meinem Patienten und Jim machte sich

sauber.

„Als ob dich jemand nimmt, so schmutzig wie du bist, meine süße Cinderella.“, er kicherte frech. Ich reagierte nicht, beugte mich nur noch tiefer in den Motorraum und drehte die Zündkerzen raus.

Als ich mich wieder aufrichtete, fuhr ein Auto vor, ein teurer Sportwagen. Ein junger Mann stieg aus und lief auf die Werkstatt zu.

Er sah umwerfend aus. Groß, sportlich, kurze, gepflegte, dunkle Haare. Jim bemerkte ihn sofort. Sein Radar war schon angesprungen, als der Typ vorgefahren war.

Hektisch wischte er sich die letzten Schmutzreste aus dem Gesicht und begrüßte den Mann freundlich.

„Einen Ölwechsel bitte. Und irgendwie zieht er nach links.“, langsam glitt sein Blick zu mir und blieb an mir haften.

Er musterte mich ausgiebig, während er darauf wartete, dass Jim ihm den Auftragszettel ausdruckte.

„Der Chef ist da hinten.“, Jim zeigte auf den hinteren Teil der Werkstatt und übergab des Blatt Papier.

„Wer ist denn das hübsche Ölgemälde?“, der junge Mann deutete mit einer Kopfbewegung auf mich.

Erst da bemerkte ich, dass ich ihn angestarrt hatte und drehte mich schnell wieder meiner Arbeit zu. Nervös ließ ich eine der Zündkerzen fallen, die natürlich prompt auf den gut aussehenden Typen zu rollte.

Man war mir das peinlich. Hätte ich doch nur mein Shirt nicht ausgezogen. Ich lief ihr hinterher. Genau vor seinen Füßen stoppte sie.

Ich bückte mich um sie auf zu heben und er wich keinen Schritt zurück.

„Ich bin Logan.“, er streckte mir lächelnd die Hand entgegen.

Schnell versuchte ich, mir das Öl von meinen Händen zu wischen, in dem ich sie hektisch an meiner Hose rieb, dann gab ich ihm zögerlich die Hand.

„Dean.“, entgegnete ich schüchtern und sah ihm in seine haselnussbraunen Augen. Sein Gesicht strahlte irgendwie, könnte aber auch Makeup gewesen sein.

Wow….

„Ich will, dass Dean sich um mein Auto kümmert.“, während er das sagte, musterte er meinen Shirt losen Oberkörper.

„Solche teuren Autos macht der Chef lieber selbst.“

„Entweder Dean macht es, oder keiner.“

Ich spürte, dass meine Wangen zu glühen begannen, und erst da merkte ich, dass wir immer noch im Begrüßungshandschlag verharrten.

Schnell zog ich meine Hand weg, nickte Logan kurz zu, und verschwand wieder an meine Arbeit. Warum klopfte mein Herz so?

Gerade wollte ich die Kerzen wieder einsetzen, als ich heißen Atem in meinem Nacken spürte.

„Du wirst dich doch gut um mein Baby kümmern, Dean?“, Logan schaute mir neugierig über die Schulter. Wieder ließ ich eine der Zündkerzen fallen.

Diesmal plumpste sie in den Motorraum und blieb unter dem Auto liegen. Ganz toll, Tollpatsch!!

Vorsichtig duckte ich mich unter Logan hinweg, und krabbelte unter den Wagen.

„Hübsche Schuhe.“, man konnte hören wie der Typ grinste, er stupste mir leicht gegen die Schuhsohle.

Ja ich weiß, sie sind alt, und abgelatscht, und schmutzig, und der linke hat ein kleines Loch an der Ferse. Ich hatte bis jetzt nie besonderen Wert auf tolle Klamotten gelegt. Praktisch und bequem mussten sie sein. Und wer erwartet denn, dass in der Werkstatt plötzlich so ein umwerfender Kerl auftaucht, für den man hübsch sein muss?

„Danke.“, murmelte ich verlegen, und kam mit meiner Kerze wieder unter dem Auto hervor.

Logan stand immer noch am gleichen Fleck, legte den Kopf schief, und schaute mich nachdenklich an.

„Ich frage mich, wie du ohne das ganze Öl aussiehst.“

„Auch nicht besser als jetzt!!“, lachte Jim von der Theke rüber. Haha, vielen Dank auch, BESTER FREUND.

„Ist das so, ja? Davon muss ich mich selbst überzeugen, beim nächsten Mal.“ Damit drehte er sich um, und ging.

„Hättest du das Shirt mal lieber angelassen, Cinderella, dem hast du ja völlig den Kopf verdreht.“

„Laber keinen Quatsch, als ob SO EINER an mir Interesse hätte. Der erkennt mich beim nächsten Mal sowieso nicht wieder.“

Ich wischte mir die Hände sauber und schloss die Motorhaube.

„Kannst deinem Vater sagen, dass der hier fertig ist, ich geh jetzt heim.“

„Aber wir wollten doch noch was trinken gehen.“, Jim klang vorwurfsvoll. Ich hatte noch so viel zu tun. Die Wäsche stapelte sich zu Hause, und ich musste noch Abendessen machen. Auch der Kamin wollte gefeuert werden.

Die gnädigen Herren brauchten es immer mollig warm. Oder sie wollten einfach nur sehen, wie ich mich abplagte.

„Tut mir leid, Kleiner. Morgen vielleicht. Hab keinen Bock auf Ärger. Bis dann.“

„Ok Dean, schreib mir wenn du es dir anders überlegst.“

Ich zischte los, wenn ich pünktlich sein wollte, musste ich rennen. Ich hatte Glück, es war noch niemand zu hause.

Ich duschte schnell und machte mich an die Arbeit.

Warum musste ich die ganze Zeit an diesen Typen denken? Ich kannte den doch gar nicht. Sogar seinen Namen hatte ich schon wieder vergessen, weil er so unwichtig war.

Nee, hatte ich nicht, Logan hieß er, und er war so gutaussehend. Seine braunen Augen verfolgten mich bei allem was ich tat.

So in Gedanken versunken ging die Hausarbeit viel schneller als sonst. Ich summte vor mich hin.

Gerade als ich den Kamin ausfegte, kamen die Deppen nach Hause.

„Ach schaut nur, Cinderella ist da, unser kleines Aschemädchen.“, Kevin gab mir im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hinter kopf.

„Lass den Trottel seine Arbeit machen, sonst dauert es noch ewig bis zum Essen.“, Martin war ja wieder wunderbar drauf.

Ich sollte fertig werden, ehe er seine Laune noch mehr an mir ausließ. Nachdem ich den OBRIGKEITEN ein paar Schnitzel mit Spiegelei hingestellt hatte, verzog ich mich mit meiner Portion in meine Kammer.

Auf deren Anwesenheit beim Essen konnte ich gerne verzichten.

Als ich so auf meinem Bett lag (Mehr als das und ein Kleiderschrank, passten nicht in mein Zimmer), und an meinem Schnitzel kaute, musste ich an Logan denken.

Er war schon wirklich hübsch. Aber seiner Kleidung und seinem Auto nach zu urteilen, lag ich 5 Klassen unter ihm, wenn nicht noch mehr.

Wahrscheinlich war es nur dem Zustand zu verdanken, dass ich ohne Shirt gearbeitet hatte, das er mich überhaupt bemerkte.

Er suchte wohl nach einem neuen Spielzeug.

Das brauchte ich nicht, mein Leben war mies genug. Ich verdrängte ihn aus meinen Gedanken und nahm mir mein Handy.

>> Noch Lust was Trinken zu gehen? <<

Gerade wollte ich das Telefon wieder weg legen, da kam auch schon die Antwort.

>> Jaaaa, ich hole dich in 15 Minuten ab, und wehe du kommst in Arbeitsklamotten. <<

Jim hatte leicht Reden. Sein Kleiderschrank war vier Mal so groß wie meine Kammer. Ich hatte nur zum Anziehen, was Kevin und Robin nicht mehr haben wollten. Ich hätte mir neue Sachen kaufen können. Aber jeder Cent, den ich verdiente, war verplant. Irgendwann würde ich mir eine eigene Werkstatt

kaufen, und mir mein Haus zurückholen. Aber dafür musste ich hart sparen. Wahrscheinlich mein ganzes Leben lang.

Und ich wollte ein Auto. Nichts auffälliges, einfach nur eines, das mich von A nach B bringt.

Verzweifelt durchsuchte ich meinen Kleiderschrank.

Eine hellblaue enge Jeans und ein grauer Rollkragenpulli aus Wolle, schienen mir gut genug für eine Spielunke, in der sich so wie so nur der Abschaum der Stadt traf. Meine *hübschen Schuhe*, wie Logan sie nannte, durften auch nicht fehlen. Ich hatte ja gar keine anderen.

Ich schlich mich durch die Garage aus dem Haus, und wartete am Straßenrand auf Jim. Nicht lange, er war sehr pünktlich.

Ein wenig verächtlich musterte er mich von oben bis unten als ich in seinen Wagen einstieg.

„Naja, geht schlimmer.“, er grinste und trat aufs Gas.

„Nicht so frech, sonst nehme ich dir deine Rostlaube wieder auseinander.“

„Oh nein, bitte bitte, ich liebe das Auto!! Tut mir leid, du siehst toll aus.“ Na, geht doch. Ich hatte Monate gesessen, oder besser gesagt gelegen, um Jims Auto zu restaurieren. Es war uralt, aber es war der erste Wagen seiner Mutter, die verstorben war, als er noch ein kleines Kind war. Er wollte kein anderes Auto, auch wenn sein Vater ihm jedes gekauft hätte, was Jim hätte haben wollen.

Dieser Wagen war es, der mir den Job in der Werkstatt verschaffte. Jims Dad war so begeistert von meinem Werk, dass er mich sofort einstellte.

„Hey, du bist an der Bar vorbei gefahren!! Träumst du?“

„Nö! Heute gehen wir mal woanders hin.“

Woanders hin? Das klang nicht gut. Es hätte mir auffallen müssen, dass Jim total chic angezogen war. Seine Haare waren nach hinten gegelt, und sein Gesicht strahlte noch mehr, als sonst schon. Er hatte sich aufgebrezelt.

Ich schaute an mir hinunter. Das konnte nur schief gehen. Er wollte sicher in so einen schicki micki Schuppen, in denen er verkehrte wenn ich nicht dabei war. Ich wollte nach Hause.

„Warum tust du mir das an?“

„Nach so einem Tag brauchst du was Besonderes, um wieder auf bessere Gedanken zu kommen. Und ich weiß schon genau, wo wir hin gehen.“ Natürlich wusste er das. Wahrscheinlich hatte er schon den ganzen Tag darüber nachgedacht.

Nach einer schier endlosen Fahrt waren wir endlich da.

Die Lichter des Clubs konnte man schon von der Schnellstraße aus sehen. Der Parkplatz war so groß, wie der vorm Supermarkt, und er war brechend voll.

Mir wurde immer mulmiger. Jim dagegen hüpfte vergnügt neben mir her und freute sich.

„Mach dir keine Sorgen, du bist mit mir hier. Keiner wird dich belästigen.“

Ja, er war in den höheren Kreisen unterwegs. Sein Vater war hoch angesehen in unserer Stadt. Die Werkstatt, in der ich arbeitete, war nur eine von vieren die er besaß, zusätzlich zu einem großen Autohaus.

Jim hatte mehr Freunde, als er zählen konnte.

Obwohl ich mir nicht sicher war, ob es wirklich Freunde waren, oder ob sie es nur auf sein Geld abgesehen hatten.

Aber so lange ich sein BESTER Freund war, sollte es mir egal sein.

Wir kamen am Eingang an. Ein furchteinflößend großer Türsteher versperrte der Menge den Weg, die hinein wollte. Ab und an pickte er sich ein oder zwei Leute aus der Menge, und ließ sie in den Club.

Ich sah schwarz für mich, und schaute noch einmal beschämt an mir hinunter.

„Der lässt mich nie rein, Jim.“

Doch der ließ sich gar nicht beirren, nahm mich an die Hand, und schlenderte an der Menge vorbei zum Eingang. Ich hatte so Schiss.

„Maaaarc! Mein Bester! Wie geht’s dir?“

„Jiiiim, kleine Knusperschnecke! Alles bestens! Wie geht’s dir?“ Bitte was? Jim kannte den Türsteher? Sie waren per DU?

„Was hast du uns denn da heute Hübsches mitgebracht?“ Marc zeigte auf mich, und ich schämte mich in Grund und Boden.

„Mein bester Freund, Cinderella, er hatte einen schweren Tag, und ich muss ihn etwas aufheitern.“

Ich funkelte ihn böse an. Das hätte jetzt nicht sein müssen! Cinderella? Ich wurde wütend und wollte mich gerade von Jim los reißen, als der Türsteher uns vorbei winkte.

„An Bar 3 ist Happy Hour bis 12.“, er lächelte nett und widmete sich dann wieder der Menge zu, die verärgert darüber war, dass wir einfach so hinein durften, während sie sich draußen die Beine in den Bauch standen.

Ich beruhigte mich wieder, konnte es mir aber trotzdem nicht verkneifen, Jim einen Seitenknuffer zu verpassen, weil er mich vor Marc Cinderella genannt hatte.

Er reagierte gar nicht und zog mich in den Club.

Der war von innen noch viel größer als er von außen aussah.

Jetzt sah man auch, dass er in drei Bereiche unterteilt war, von denen jeder sein eigenes Motte hatte. Gleich hinter dem Eingangsbereich war der Discoteil. Hier tanzten und hüpften alle wild durcheinander, lachten und quatschten ausgelassen und tranken um die Wette. Es roch wie in einer billigen Parfümerie, in der nur schwitzende Menschen arbeiteten, und es war schrecklich laut. An den Wänden entlang waren Stehtische verteilt, und es gab eine große Bar, die so überfüllt war, dass die Leute anstehen mussten.

Ich hoffte, dass wir nicht hier bleiben würden, zu viele Menschen. Jim zog mich weiter zum nächsten Bereich.

Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt.

Das Geflacker, das Gegröle der Menschen und die laute Musik, wichen einem schummrig, rötlichen Licht und leisen Klängen, zu denen sich Pärchen langsam auf der Tanzfläche bewegten. An den Wänden entlang standen kleine, runde Tische und Stühle, an denen ausgiebig geflirtet wurde.

Hier wollte ich erst recht nicht bleiben!! Wenn ich alles ertragen konnte, aber keine verliebten Knutschis, die sich benahmen wie pubertierende Maikäfer. Ich war noch nie verliebt, und ja, vielleicht war ich etwas neidisch. Wieso musste ich jetzt gerade an Logan denken? Ich wollte hier weg.

Und zu meinem Glück liefen wir auch diesmal weiter.

Nach den letzten zwei Räumen war ich echt gespannt, was mich im Letzten erwartete. Wahrscheinlich irgendwas Pompöses, Glitzerndes und Schillerndes. Aber da lag ich sowas von falsch.

Der letzte Themenbereich war einfach nur schlicht gehalten. Keine Tanzfläche, ruhige Musik, Holztische und Stühle überall im Raum. Eine rustikale Bar mit aufwendigen Schnitzereien und bequemen Barhockern.

Alles in allem chic aber einfach gehalten.

Hier gefiel es mir. Jim kannte mich doch besser als ich dachte.

Es waren kaum Leute da, und die wenigen Anwesenden, unterhielten sich ruhig an ihren Tischen. Die Bar war leer, und genau diese steuerten wir an. Erleichtert und auch etwas erschöpft, ließ ich mich auf einem Barhocker nieder und atmete tief aus.

Da war ich ja doch nicht allzu schlecht angezogen.

„Was darf’s denn sein?“, raunte eine tiefe Männerstimme zu uns rüber.

„Irgendwas zum Aufmuntern für ihn, und einen Martini für mich.“ Jim war etwas überdreht, und hibbelte auf seinem Hocker hin und her.

„Zum Aufmuntern, soso, na da schau ich mal was ich finden kann.“

Der große, schlanke, und wirklich gut aussehende Barkeeper rieb sich kurz seinen Dreitagebart, zwinkerte mir geheimnisvoll zu, und fing dann an, irgendwelche Flüssigkeiten zu mischen. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was drin war. Hauptsache es konnte mich etwas aus der Realität schießen.

„Weißt du eigentlich, wem du da heute Nachmittag den Kopf verdreht hast?“, Jim grinste mich hämisch von der Seite an, und der Mann hinter der Bar sah neugierig zu uns herüber.

Ich hab niemandem den Kopf verdreht. Ich hab gearbeitet. Shirt los, mit Öl beschmiert, aber mehr als arbeiten war es nicht.

Ich zuckte nur mit den Schultern, so als ob es mich nicht interessierte, obwohl ich es eigentlich sehr wohl wissen wollte, und schaute weiter zu, wie der hübsche Barkeeper mir meinen Drink des Todes mixte.

Mittlerweile waren da sicher schon zehn verschiedene Alkoholarten drin.

„Ich war mal neugierig und hab in unseren Akten nachgeschaut. Sein Vater ist Stammkunde bei uns, mit ALL seinen Autos.“

Mit ALL seinen Autos, scheint ein reicher Schnösel zu sein. Würde dann auch erklären, warum Logan so gestylt und gut gekleidet in eine schmutzige Werkstatt kam. Erklärte allerdings nicht, was er dann von mir wollte.

„Willst du denn gar nicht wissen wer das ist?“, Jim klang etwas enttäuscht, ich hatte es wohl etwas übertrieben, mit meinem desinteressierten Blick.

„Na sag schon, du gibst ja eh keine Ruhe.“

Er grinste übers ganze Gesicht, „Das ist Logan Cooper!“

Der Barkeeper, der übrigens Mike hieß, ließ fast meinen Drink fallen, „DER Logan Cooper?? Cooper-Food-CEO-Logan Cooper? Der begehrteste

Junggeselle der Stadt?“, aufgeregt stellte er mein Glas ab.

„Genau der!“, grinste Jim, „Und unsere Cinderella hier, hat ihm gehörig den Kopf verdreht.“

So ein Schwachsinn! Der Typ konnte alles und jeden haben. In mir hat er wahrscheinlich nur sowas wie ein Spielzeug gesehen, ein schmutziges Spielzeug. Sein Vater besaß die größte Fabrik hier, in der Fertigessen hergestellt wurde. Cooper-Food. Der Mann war hier beliebter und angesehener als der Bürgermeister. Und ausgerechnet SEIN Sohn soll Interesse an mir haben? Lächerlich!

„Ich hab gar nichts gemacht! Der weiß nicht mal wie ich wirklich aussehe. Außer meinen kaputten Schuhen und meinem nackten Oberkörper hat man ja nichts erkennen können. Im Normalfall würde der glatt an mir vorbei laufen.“ Ich nahm einen großen Schluck von meinem *Sorgen Vernichter*, wie der Barkeeper ihn nannte, und musste husten. Der war stark!!!

„Langsam trinken, Kleiner! Der hat es in sich.“

Ja, danke auch, zu spät, ich hustete immer noch, und in meiner Kehle wurde es heiß.

Mike beugte sich über die Theke, „Warum bist du so sicher, dass er nicht an dir interessiert ist?“

Was für eine Frage! Ich bin die eine Hälfte des Tages mit Asche und die andere mit Motoröl beschmiert. Ich bin bettelarm und die Magd von drei Vollidioten, und er ist ein reiches Erbensöhnchen.

„So einer würde sich nie ernsthaft mit mir abgeben.“, ich trank wieder, und musste wieder husten.

„Wenn du dir da so sicher bist, lass es uns testen, er kommt gerade rein.“, Mike beugte sich wieder zurück, nahm ein Glas zum Polieren in die Hand, und deutete Richtung Tür.

Jim und ich fuhren zeitgleich herum, da kam er wirklich gelaufen, Logan Cooper, der gutaussehende Cooper-Food-CEO-Logan Cooper, der jetzt im Licht des Clubs noch 100 mal besser aussah, als in der Werkstatt heute Nachmittag.

Ich drehte mich schnell zurück, legte meine Hände wie einen Schirm an meine Stirn, und versuchte mich auf meinem Barhocker ganz klein zu machen.

„Was?? Nein!! Hilfe!! Shit!! Was macht der denn hier?!?“, nuschelte ich leise.

„Es ist sein Club, er ist jeden Abend da.“, Mike zuckte mit den Schultern.

„Das hast du gewusst!!! Du Verräter!! Wie kannst du mir das antun?“, so böse ich konnte, funkelte ich Jim an.

Der war völlig unbeeindruckt von meiner Reaktion.

„Dean, Schatz, seit wir uns kennen bist du alleine. Das ist deine Chance. Ich konnte doch nicht zulassen, dass du dir das entgehen lässt.“

Und was wenn ich gar nicht wollte? Was, wenn ich kein Spielzeug sein wollte?

„Gleich ist er hier.“, säuselte Jim leise.

Ich sah Hilfe suchend zu Mike, der genau verstand was ich von ihm wollte. Ich glaube, er hatte sogar etwas Mitleid mit mir.

Er nahm ein kleines Schälchen mit braunem Inhalt von der Bar.

„Augen zu und Luft anhalten!“

Noch ehe ich fragen konnte was er vorhatte, pustete er in das Schälchen, und eine fette, nach Kakao riechende Staubwolke flog mir ins Gesicht.

„Hi Mike, ein Bier bitte.“, Logan setzte sich direkt neben mich. Ich traute mich kaum zu atmen.

Jim kicherte bei meinem Anblick, was die Aufmerksamkeit meines Barnachbarn auf uns zog.

„Was ist denn mit dir passiert?“, erstaunt schaute er auf mein Gesicht.

„Kleiner Barunfall.“, lachte Mike, und polierte weiter seine Gläser.

„Du solltest echt besser aufpa…., warte mal!! Ihr seid doch die Jungs aus der Werkstatt!! Die Empfangsdame und Dean, richtig? Deine Augen und die Schuhe würde ich immer wieder erkennen.“

„Empfangsdame? Ich muss doch bitten! Ich bin Jim, der Sohn des Werkstattmeisters.“, mein bester Freund schien etwas sauer.

Geschah ihm Recht, mich so in die Falle laufen zu lassen. Ich musste kurz lachen.

Moment mal, was? Meine Augen? Er hatte meine Augen bemerkt? Er hatte mich wieder erkannt, trotz meiner Kakaomaske? Ich war etwas überrascht.

„Du kennst die zwei?“, fragte Mike beiläufig und zwinkerte mir verheißungsvoll zu.

„Was heißt kennen? Ich hab mein Baby heute Morgen in die Werkstatt gebracht, und dieses hübsche Kakaogesicht wird es reparieren.“

Der Barkeeper bekam große Augen und ließ fast sein Handtuch fallen.

„Bitte was? ER? Nicht der Meister? Du hast noch nie jemand anderes an dein Baby gelassen“

„Ich bin mir sicher, dass Dean das gut machen wird. Nicht wahr?“, Logan sah mir direkt in die Augen.

Wow!! Schonwieder… Dieses glänzende haselnussbraun.

Ich merkte wie ich rot wurde, und war dankbar, dass man das nicht sehen konnte. Ich nickte schüchtern und sah wieder auf mein Glas, an welchem ich mich krampfhaft festhielt.

„Schade, dass ich dich schonwieder nicht richtig sehen kann.“

„Wir könnten kurz auf die Toilette, er kann sich frisch machen.“, Jim war schon fast am Aufstehen.